Stadler Flashcards
Nennen und erklären Sie die verschiedenen Ebenen der Biodiversität!
Biodiversität ist die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft und die ökologischen
Komplexe, zu denen sie gehören. Damit umfasst sie die Vielfalt innerhalb sowie zwischen
Arten, darüber hinaus die Vielfalt der Ökosysteme selbst. (Ökosystem = Biotop + Biozönose.)
Genetische Diversität:Darunter wird die Summe aller Allele innerhalb
einer Art verstanden. Je mehr Allele, desto
vielfältiger und potenziell anpassungsfähiger
die Art. Man kann darunter aber auch die Vielfalt
aller Genvarianten innerhalb eines Ökosystems
verstehen.
Artendiversität:Vielfalt der verschiedenen Arten innerhalb eines
Ökosystems.
Ökosystem-Diversität: Vielfalt verschiedenartig gestalteter Ökosysteme
in einem betrachteten Gebiet.
Funktionelle Biodiversität:Ganzheitliche Betrachtung des Ökosystems in
funktioneller (nicht genetischer) Hinsicht: Darunter
wird Vielfalt realisierter ökologischer
Prozesse verstanden (Stoffabbau, Energieumsätze
durch verschiedene Nahrungsketten,
ökologische Gilden etc.). Langfristig kann ein
Ökosystem nur dann bestehen, wenn diese
Funktionalitäten in genügender Weise vorhanden
sind.
Was ist die Biodiversitätskonvention? Welche Ziele hatte sie?
Die Biodiversitäts-Konvention (CBD) ist eine Übereinkunft, die von 193 Staaten 1992 in Rio de Janeiro
geschlossen wurde, und die Erhaltung biologischer Vielfalt , nachhaltige Nutzung ihrer
Bestandteile sowie gerechte Aufteilung der Vorteile aus der Nutzung biologischer Ressourcen
zum Ziel hat.
Wann und von wem wurde die Nomenklatur der Pflanzen eingeführt? Was wurde zur Einordnung
der Pflanzen hauptsächlich betrachtet? Was haben die Botaniker vorher für die
Bestimmung herangezogen?
Carl von Linné, 1753
Er verglich die Staubblätter anhand Anzahl, Verwachsung und Länge miteinander, sowie die Geschlechterverteilung
in den Blüten (monözisch oder diözisch).
Vorher wurden oftmals morphologische Merkmale Habitus, Blätter etc.) miteinander verglichen.
Heute werden Arten molekulargenetisch (DNA-Sequenzanalyse) miteinander verglichen.
Was versteht man unter Apomorphie und Plesiomorphie? Warum sind die Begriffe relativ?
Apomorphien sind Merkmale, die nur innerhalb der betrachteten Verwandtschaftsgruppe vorkommen,
aber bei der mutmaßlichen Schwestergruppe fehlen.
Plesiomorphien lassen sich als homologes Merkmal auch in anderen Verwandtschaftsgruppen
auffinden und auf einen gemeinsamen Ursprung zurückführen (= ursprüngliches Merkmal).
Relativität: Beide Begriffe benötigen eine Bereichsdefinition an Taxa, in denen sie gelten sollen.
Außerhalb dieses Bereiches verlieren sie ihren Sinn.
Was ist der wesentliche Unterschied zwischen einem Kladogramm und einem Phylogramm?
Sowohl Kladogramm als auch Phylogramm stellen Verwandtschaftsverhältnisse mehrerer Taxa
zueinander grafisch dar. In einer Dimension werden dabei die verschiedenen Taxa positioniert, in
der anderen werden bifurcal Äste eingezeichnet, wodurch sich für jedes Taxon ein Schwestertaxon
ergibt (idealerweise). An jeder Verzweigung wird eine Wahrscheinlichkeit (der so genannte Bootstrap-
Wert, siehe Frage 8) für deren Richtigkeit angegeben. Ein Wert von 100 bedeutet dabei, dass
von 100 verschiedenen Auswertemöglichkeit auch hundertmal diese Verzweigung so vorgefunden
wurde.
- Bei Kladogramm werden die Astlängen und Verzweigungen nicht gewichtet, keine Chronologie
herleitbar.
- Das Phylogramm berücksichtigt aber zusätzlich noch die zeitlichen Abstände, wodurch die
Chronologie der Abstammung ersichtlich wird.
Was versteht man unter Distanzmessung, was unter charakterbasierten Methoden in der Molekularen Phylogenie (mit je einem Beispiel). Gibt es Vor- und Nachteile?
Abstandsbasierte Methoden: Die absoluten Unterschiede zwischen den Spezies werden betrachtet.
Beispiel: Neighbor joining. (Neighbor joining = Nachbarverknüpfung) Mathematisches Verfahren,
um Datensätze zu vergleichen, und hierarchisch bifurcal anzuordnen. Als Ergebnis wird ein
ungewurzelter Baum erhalten, in welchem die Abweichungen in der DNA-Sequenz als additive
Armlängen ausgedrückt werden.
- Die zu untersuchenden Spezies werden in eine Sternstruktur angeordnet, wobei alle Arme in
einem Zentrum zusammenlaufen.
- Es werden paarweise immer die Sequenzen zusammengefasst, die jeweils die geringsten genetischen
Distanzen zueinander haben. Auswertung über Nettodivergenzen.
- Dies wird so lange wiederholt, bis der ehemalige Stern vollständig zu einer dichotomen Struktur
aufgelöst wurde.
- Alle Spezies sind jetzt durch absolute Abstände zueinander beschrieben (additive Armlängen).
Annahme: „Minimum Evolution“ – keine unbekannten Zwischenschritte, sich gegenseitig aufhebende
Punktmutationen (ACA) werden nicht erfasst.
Vorteil: Selbst große Datenmengen lassen sich ohne großen Aufwand vergleichen und auswerten.
Nachteile: Methode ist ungenau; Homoplasien werden nicht erfasst, wodurch Verwandtschaftsverhältnisse
vorgetäuscht werden, die so nicht bestehen. Umgekehrt können Arten als weitläufig
miteinander verwandt erscheinen, als sie tatsächlich sind.
Charakterbasierte Methoden. Jede Base im Genom wird für sich betrachtet und zurückverfolgt.
Beispiel: Maximum parsimony. (Parsimony = Sparsamkeit) Die betrachtenden Arten werden hierarchisch
bifurcal so angeordnet, dass die Verwandtschaft durch minimale evolutionäre Veränderungen
erklärt werden kann. Es entstehen phylogenetische Stammbäume, die einen Ursprung haben
und sich von diesem ausgehend weiter verzweigen.
Annahme: Geringstmögliche Anzahl evolutionärer Schritte.
Vorteil: Die Methode ist genauer als eine bloße abstandsbasierte Messung, da sie Positionen
der Mutationen – und nicht nur deren absolute Anzahl – berücksichtigt.
Nachteil: Die Datenmenge nimmt stark zu, sodass die Methode sehr rechenintensiv wird. Nicht
immer trifft die einfachste Hypothese auf die tatsächlich vorliegenden Verwandtschaftsverhältnisse
zu. Hier wird die Methode dann fehlerhaft.
Auf welchem Prinzip beruht die Maximum Likelihood Methode und welche Parameter
werden zur Erstellung von Stammbäumen berücksichtigt?
(Likelihood = Wahrscheinlichkeit) Die betrachtenden Arten werden hierarchisch bifurcal so angeordnet,
das Verzweigungsmuster mit der höchsten statistisch errechneten Wahrscheinlichkeit auf
Grundlage der Sequenzen, und deren Abweichungen voneinander gebildet werden. Dabei werden
auch die Übergangswahrscheinlichkeitenzwischen zwei Merkmalen
berücksichtigt.
Betrachtete Parameter:
- Sequenzposition
- Sequenzvariabilität
Was sagen Bootstrap-Werte aus? Wie berechnet man sie? Erklären Sie kurz das zugrunde
liegende Prinzip.
Der Bootstrap-Wert ist ein Maß für die Verlässlichkeit einer statistischen Bewertung. Er gibt prozentual
an, in wie vielen Fällen genau die vorliegende Konstellation durch eine Auswertung aufgefunden
wird.
Prinzip (bezogen auf die Maximum-Likelihood-Methode):
Jede betrachtete Spezies ergibt eine DNA-Sequenz (Anzahl der Sequenzen: m), die n Positionen
an Nukleotiden (Anzahl n) hat.
Für eine hohe Anzahl an Durchläufen werden zufällig Sequenz-Positionen (eine oder mehrere) gewählt,
die dann über alle Sequenzen miteinander verglichen werden, und zu Stammbäumen ausgewertet
werden.
Die auftretenden Verzweigungen werden gemerkt, und nachher prozentual auf die alle erhaltenen
Möglichkeiten bezogen. Ein Bootstrap-Wert von 69 besagt also, dass die beschriebene Verzweigung,
in 69% aller Auswertungen in genau der Form erhalten wird.
Was versteht man unter interspezifischer Konkurrenz?
Wichtige Triebfeder der Evolution. Interspezifische Konkurrenz beschreibt die Konkurrenz zwischen
Individuen verschiedener Arten innerhalb eines Ökosystems um die dort vorhandenen
Ressourcen wie Licht, Nahrung, Wasser, Standorte. Interspezifische Konkurrenz ist asymmetrisch:
d. h. die konkurrenzunterlegene Spezies wird stärker betroffen, als die konkurrenzüberlegene.
Ist eine dieser Ressourcen nicht substituierbar, so kann der Überlegene den Unterlegenen
gänzlich aus der Nische verdrängen, was als Konkurrenzausschluss bezeichnet wird.
Wie ist eine Zeigerpflanze charakterisiert? Nennen Sie jeweils zwei Zeigerpflanzen für Narmen
Boden, N-reichen Boden, trockene Standorte, feuchte Standorte, sauren Boden,
alkalischen Boden.
Eine Zeigerpflanze hat für einen bestimmten Parameter (Feuchtigkeit, Nährstoffangebot, Säure,
Kalk etc.) ein geringe ökologische Potenz (geringe ökologische Amplitude). Dadurch ist ihr
Vorkommen auf entsprechende Standorte beschränk, was sie umgekehrt geeignet macht, den betreffenden
Parameter zeigen zu können.
Nährstoffarmut: Vaccinium vitis-idaea (Preiselbeere), Calluna vulgaris (Besenheide)
Nährstoffreichtum: Urtica dioica (Brennnessel), Taraxacum officinale (Löwenzahn)
Trockenheit: Euphorbia cyparissias
(Zypressen-Wolfsmilch), Thymus pulegioides (Thymian)
Nässe: Lythrum salicaria (Blut-Weiderich), Filipendula ulmaria (Mädesüß)
Säure: Vaccinium vitis-idaea (Preiselbeere), Calluna vulgaris (Besenheide)
Kalk:Asarum europaeum (Haselwurz), Allium ursinum (Bärlauch)
Erklären Sie den Hohenheimer Grundwasserversuch! Was sagt er aus?
Der Hohenheimer Grundwasserversuch ist dazu geeignet, interspezifische Konkurrenz direkt
messbar zu machen, die autökologische und synökologische Wachstums-Optima einer Art zu demonstrieren.
Aufbau: Auf einer schiefen Ebene, die mit Wasser unterlagert wird, werden über die gesamte Fläche
die Versuchssaaten aufgebracht. Es resultiert ein Trockenheitsgradient von unten nach oben.
Teil 1: Ermittlung des artspezifischen (autökologisches) Wachstum-Optimums: Es wurden
zunächst vier Grasarten jeweils auf eine eigene Versuchsanordnung angepflanzt, und zwar Wiesenfuchsschwanz
(Alopecurus pratensis), Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Wiesen-Knäuelgras (Dactylis
glomerata) und die Aufrechte Trespe (Bromus erectus). Dabei zeigte sich, dass alle vier ein
Wachstumsoptimum im mittleren Bereich hatten – also jeweils den Bereich bevorzugte, der weder
zu nass noch zu trocken war, aber auch noch in den Bereichen von Feuchte bzw. Trockenheit bis
zu einem gewissen Grad existenzfähig waren.
Ermittlung des synökologischen Wachstum-Optimums: Es wurde eine Mischsaat aller
vier Grasarten aufgebracht. Dabei zeigt sich, dass der Glatthafer den anderen drei Arten überlegen
war, und vom feuchten bis trockenen Bereich dominierte. Der Wiesen-Fuchsschwanz wurde fast
komplett in den feucht-nassen Bereich, die Trespe fast komplett in den eher zu trockenen Bereich
verdrängt – das Knäuelgras fand sich wie der Glatthafer über den gesamten vorher ermittelten Bereich,
war jedoch in der Anzahl der Individuen stark reduziert worden.
Zeichnen Sie die ökologische Toleranzkurve für einen Trockenheitszeiger.
Ein Trockenheitszeiger hat sein autökologisches Optimum in Bezug auf die Feuchtigkeit logischerweise
im Bereich der Trockenheit.
In welche drei Großgruppen lassen sich die Angiospermen einteilen? Sind diese Gruppen
mono- para- oder polyphyletisch?
Basale Angiospermae: paraphyletisch
Monokotyledonen: monophyletisch
Eudikotyledonen: monophyletisch
Wie sind mono- para- und polyphyletische Gruppen definiert? Nennen und beschreiben
Sie je ein Beispiel!
Monophylie: Alle Vertreter des Taxons haben einen
gemeinsamen Vorfahren; dessen Nachkommen
alle im Taxon enthalten sind.–> Monokotyledonen,
Vögel, Säugetiere
Paraphylie: Alle Vertreter eines Taxons haben zwar
einen gemeinsamen Vorfahren, es gibt
aber auch Nachkommen von diesem, die
nicht in dem Taxon einbezogen sind. –> Basale Angiospermen
(schließen Mono- und
Eudikotyledonen aus),
Reptilien (schließen Vögel und Säugetiere
aus)
Polyphylie: Die Vertreter eines Taxons lassen sich
nicht auf einen (direkten) Vorfahren zurückführen,
der nicht älter als der älteste
Vertreter des Taxons ist. –>Bäume, Würmer
Angiospermen haben sich als artenreichste Gruppe durchgesetzt. Nennen Sie mögliche
Gründe.
Angiospermen haben gegenüber Gymnospermen (und Archegoniaten) mehrere entscheidende Vorteile
(die wichtigsten seien hier aufgezählt):
- Befruchtung ist gänzlich unabhängig vom Wasser, geschützte Embryonalentwicklung in
einer Frucht (es gibt Ausnahmen)
- Samenanlagen in Fruchtblätter eingeschlossen, fremder Pollen wird eher erkannt.
- Samenreifung deutlich schneller als bei Gymnospermen, oft innerhalb weniger Wochen
(Gymnospermen: Jahre)
- Insektenbestäubung als evolutionärer Vorteil: Es müssen weniger Pollen produziert werden.
Einige Arten sind später wieder zur Windbestäubung zurückgekehrt.
- Vielfältige Wachstumsformen und Metamorphosen von Wurzel, Spross und Blatt sogar innerhalb
der einzelnen Familien als Ausdruck sehr guter Anpassungsfähigkeit
Nennen Sie zwei Arten (mit Familienzugehörigkeit) der Basalen Ordnungen, die wirtschaftlich
genutzt werden. Welche Pflanzenteile werden genutzt und warum?
Schwarzer Pfeffer (Piper nigrum) Piperaceae
Reife und unreife Samen als Gewürz.
Lorbeerbaum (Laurus nobilis) Lauraceae
Blätter als Gewürz
Welche Art wird als die ursprünglichste Art der Angiospermae angesehen, in welche der
drei Großgruppen der Angiospermae ist sie phylogenetisch anzusiedeln und welche
Merkmale bezeugen ihre Ursprünglichkeit?
Amborella trichopoda (Basale Ordnungen)
spiralige aufgebaute Blüte, apocarpes Gynoeceum, viele
Staubblätter, Anzahl der Blütenblätter variabel!
- Pollen mit einer Keimfurche (monosulcat)
- Einfache Laubblätter ohne Nebenblätter.
Welche Merkmale im Blütenaufbau zählen als primitiv? Nennen Sie ein Beispiel für eine
Pflanze (wiss. Name), die mindestens drei primitive Merkmale aufweist.
- Spiraliger Blütenaufbau
- Apokarpes Gynoeceum
- Viele Staubblätter
Gelbe Teichrose (Nuphar lutea)