Soziale Kognition Flashcards

1
Q

Was ist soziale Kognition?

A

Soziale Kognition ist ein Themenbereich der Sozialpsychologie.
Er beschäftigt sich damit, wie Menschen über sich selbst und andere denken und wie die daran beteiligten Prozesse unsere Urteile und unser Verhalten in sozialen Kontexten beeinflussen.

Häufige Themen sind z.B. die Aktivierung von Stereotypen. der Zusammenhang zwischen Stereotypen und Verhalten und die Umgehung von Stereotypen.

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2
Q

Warum bewerten wir andere häufig voreilig?

A

Es finden sich zwei Arten von sozialem Denken. Dazu gehören unabsichtliche, automatische Prozesse und absichtliche, kontrollierte Prozesse.
Häufig nutzen wir automatische Prozesse, wenn wir anderen Menschen begegnen.
Dabei ordnen wir Menschen bestimmten Kategorien zu, aktivieren das entsprechende Schema der Kategorie und nutzen verschiedene Heuristiken bei der Urteilsbildung.

Ob wir andere Menschen voreilig bewerten oder genauer über sie nachdenken, hängt u.a. von unserer Motivation und auch von unseren Fähigkeiten ab.

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3
Q

Wodurch lassen sich automatische und kontrollierte Prozesse kennzeichnen?

A

Automatische Prozesse treten ohne Absicht, Bewusstheit und Anstrengung auf. Es wird davon ausgegangen, dass sie andere parallel ablaufende kognitive Prozesse nicht beeinträchtigen.
Wenn wir z.B. beim Autofahren in einen anderen Gang umschalten, passiert das häufig automatisch.

Kontrollierte Prozesse sind absichtsgeleitet, unterliegen der willentlichen Kontrolle des Individuums, sind aufwändig und laufen bewusst ab.
Wenn wir z.B. auf der Autobahn ein anderes Auto überholen wollen, passiert das häufig kontrolliert.

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4
Q

Was ist mit dem inneren Autopilot gemeint?

A

In sozialen Kontexten lassen sich Menschen häufig von unbewussten Prozessen leiten und fahren sozusagen mit ihrem inneren Autopilot. In diesem Modus werden vor allem Stereotype aktiviert.

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5
Q

Was sind Stereotype?

A

Stereotype sind kognitive Strukturen, die unser Wissen, Überzeugungen und Erwartungen bezüglich einer bestimmten sozialen Gruppe beinhalten.

Dazu gehören z.B. Gedanken wie: „Italiener essen gerne Nudeln.“, Junge Menschen gehen gerne auf Partys.“ oder „Arabische Menschen sind sehr religiös.“.

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6
Q

Was bedeutet Kategorisierung?

A

Kategorisierung soll die Tendenz des Menschen beschreiben Objekte und Personen aufgrund gemeinsamer charakteristischer Merkmale in diskrete Gruppe einzuteilen.

Solche Kategorien erfüllen eine nützliche Funktion und helfen uns, unsere Wahrnehmung zu vereinfachen und die Welt als vorhersehbar und kontrollierbar zu empfinden.

Gleichzeitig birgt Kategorisierung viele Gefahren, weil mit der Zuweisung einer Person in eine bestimmte Kategorie häufig Stereotype aktiviert werden, die unsere Wahrnehmung verzerren.

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7
Q

Werden Stereotype automatisch aktiviert?

A

Devine stellt zu dieser Frage zwei Hypothesen auf:

  • Das Wissen über ethnische Stereotype wird kulturell geteilt und ist auch bei Menschen vorhanden, die diesen Stereotypen nicht zustimmen.
  • Die Aktivierung dieses Wissens ist ein automatischer Prozess.

Das dazugehörige Experiment lief folgendermaßen ab:

  1. Vortest: Stereotype über Afroamerikaner beinhalten als einen Hauptbestandteil Feindseligkeit
  2. Vortest: Die Teilnehmer wurden untersucht und in eine Gruppe mit starken Vorurteilen und eine Gruppe mit geringen Vorurteilen eingeteilt
  3. Den Teilnehmern wurden Wörter außerhalb ihrer unmittelbaren Blickrichtung gezeigt. Für einige Teilnehmer waren 80% der Wörter und für die anderen Teilnehmer 20% der Wörter mit dem Stereotyp über Afroamerikaner verbunden. Zu diesen Prime Wörter gehörten z.B. „arm“ und „Nigger“.
  4. Die Teilnehmer lasen einen Text über eine Person, die sich bezüglich ihrer Feindseligkeit mehrdeutig verhielt. Die Teilnehmer wurden gebeten die Feindseligkeit der Person einzuschätzen.

→ Die Teilnehmer mit dem höheren Prime Wörter Anteil schätzten die Person feindseliger ein als die Teilnehmer mit geringem Prime Wörter Anteil. Die Aktivierung des Stereotyps war also automatisch vonstatten gegangen. Zudem unterschieden sich die Gruppen bezüglich der Ausprägung ihrer Vorurteile nicht voneinander. Die Aktivierung des Stereotyps traf also gleichermaßen auch auf Personen mit geringen Vorurteilen zu.

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8
Q

Was sind Schemata?

A

Schemata sind Pakete aus vorverarbeiteten Informationen über Objekte oder Personen aus bestimmten Kategorien.
Diese Pakete bestehen aus Merkmalen, die miteinander in Beziehung stehen. Sie beeinflussen unsere Erwartungen und auch die Geschwindigkeit mit der wir Infomrationen wahrnehmen und interpretieren.

Beispiel: Kleiner Mann

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9
Q

Wie wirken sich Schemata auf unsere Interpretation aus?

A

Während wir etwas wahrnehmen, versuchen wir die Informationen so zu enkodieren, dass wir sie verarbeiten und speichern können. Innerhalb dieser Enkodierung werden mehrdeutige Informationen häufig vereinfacht und in Richtung des Stereotyps des aktivierten Schemas interpretiert.

Correll et al. untersuchten den Zusammenhang zwischen Schemata und Interpretationen indem sie die Vps ein Videospiel spielen ließen. In diesem Spiel traten weiße und schwarze Menschen auf, die entweder eine Waffe in der Hand hielten oder einen harmlosen Gegenstand, wie ein Handy. Die Versuchspersonen hatten jeweils eine halbe Sekunde Zeit um zu entscheiden, ob sie auf die Person schießen wollen, weil sie bewaffnet ist.
→ Die Vps entschieden sich am ehesten fürs Schießen, wenn die Person schwarz war, unabhängig davon, ob sie bewaffnet war oder nicht.

Dieser „Shooter Bias“ zeigt, dass zugängliche Schemata die Interpretation sozialer Ereignisse stark verzerren können, vor allem wenn Zeit und Verarbeitungskapazität knapp sind.

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10
Q

Was sind Heuristiken?

A

Heuristiken sind Faustregeln, die wir sehr häufig zur Urteilsbildung anwenden. Sie sind in einigen Fällen effektiv und in anderen nicht. Häufig wird gesagt, dass Stereotype als Heuristiken wirken.
Zu den wichtigsten Heuristiken gehören die Repräsentativitätsheuristik, die Verfügbarkeitsheuristik und die Ankerheuristik.

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11
Q

Was bedeutet Repräsentativitätsheuristik?

A

Die Repräsentativitätsheuristik ist eine mentale Abkürzung bei denen einzelne Fälle, Kategorien zugeordnet werden. Dabei wird der Fall aufgrund der Ähnlichkeit zwischen seinen Merkmalen und den Merkmalen der Kategorie zugeordnet.
So würde man z.B. davon ausgehen, dass der neue Mitarbeiter aus dem Ausland kommt, weil er Ali heißt. Hier würde der Name der Person zu den Merkmalen der Kategorie Ausländer passen.

Bei dieser Zuordnung wird die Basisrateninformation häufig vergessen. Also Informationen, die darüber Auskunft geben, wie häufig eine bestimmte Kategorie in einer Population vorkommt. In dem Beispiel könnte z.B. vergessen werden, dass in dieser Firma nur sehr selten Menschen aus dem Ausland angestellt werden.

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12
Q

Was bedeutet Verfügbarkeitsheuristik?

A

Die Verfügbarkeitsheuristik ist eine mentale Abkürzung bei der wir die Wahrscheinlichkeit oder Häufigkeit eines Ereignisses einschätzen, indem wir uns daran orientieren wie leicht uns Beispiele für dieses Ereignis einfallen.

Wenn wir uns überlegen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Flugzeug abstürzt, orientieren wir uns z.B. häufig daran an wie viele Flugzeugabstürze wir uns aus der Zeitung oder dem Fernsehen erinnern können und neigen so dazu, die Gefahr zu überschätzen.

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13
Q

Was beudeutet Ankerheuristik?

A

Die Ankerheuristik ist eine mentale Abkürzung bei der numerischen Urteilsbildung.
Hier wird Ausgangswerten ein gewisses Gewicht beigemessen, wodurch das Urteil häufig zu nah am Anker liegt und nicht genügend angepasst wird.

Englisch et al. untersuchten die Auswirkung von Ankerwerten auf juristische Urteile von erfahrenen Juristen. Dabei legten sie den Teilnehmern verschiedene Fälle vor und gaben jeweils einen hohen oder einen niederigen Ankerwert an. Dieser Ankerwert wurde entweder von einem Journalisten vorgeschlagen, zufällig ausgewählt oder von dem entsprechendem Teilnehmer erwürfelt.
→ In allen drei Bedingungen wurde das Urteil durch den Ankerwert beeinflusst.

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14
Q

Warum benutzen wir Heuristiken, obwohl sie uns häufig zu Fehlern verleiten?

A

Nach der Sichtweise des kognitiven Geizhalses, bevorzugen wir einfache kognitive Prozesse vor komplexen kognitiven Prozessen, weil wir in unserer Verarbeitungskapazität häufig begrenzt sind.

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15
Q

Kann Priming zu automatischen Gedanken, Gefühlen und Handlungen führen?

A

Bargh et al. untersuchten den Zusammenhang zwischen Priming und Verhalten. Als Prime verwendeten sie Wörter, die in einem Zusammenhang mit dem Stereotyp über ältere Menschen stehen, wie z.B. „grau“ oder „Falten“. Die Vps sollten dabei jeweils aus 5 Wörtern, Sätze mit 4 Wörtern bilden (scrambeled sentences). Während einer Gruppe stereotyp-relevante Wörter präsentiert wurden, wurde der anderen Gruppe stereotyp-irrelevante Wörter präsentiert.
Im Anschluss wurde die Gehgeschwindigkeit der Vps auf ihrem Weg aus dem Labor heraus gemessen.
→ Die Teilnehmer der Stereotyp-geprimten Gruppe gingen im Anschluss langsamer und verhielten sich demnach entsprechend des Stereotyps über ältere Menschen.

Zudem wurde gefunden, dass nicht nur die Aktivierung eines Stereotyps einen Einfluss auf das Verhalten hat, sondern auch die Aktivierung von Persönlichkeitsmerkmalen und Zielen beeinflusst werden kann.

Holland et al. untersuchten den Zusammenhang zwischen Priming und Zielen.
→ Sie fanden dabei heraus, dass die unterschwellige Präsentation eines Putzmittelgeruchs, dazu führen kann, dass sich Menschen das Ziel vornehmen ihre Wohnung zu putzen.

Dijksterhus et al. formulierten ein Modell um den Zusammenhang zwischen Wahrnehmung (Priming) und Verhalten zu erklären. Demzufolge wird der Zusammenhang von drei Variablen mediiert: Persönlichkeitsmerkmale, Ziele und Verhaltensrepräsentationen.

Die beschriebenen Befunde unterstützen also die Auffassung, dass das was wir wahrnehmen automatisch zu bestimmten Gedanken, Gefühlen und Handlungen führen kann.

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16
Q

Was ist Priming?

A

Die Aktivierung eines Stimulus (z.B. Vogel) erleichtert die anschließende Verarbeitung eines anderen, damit zusammenhängenden Stimulus (z.B. Flügel).

17
Q

Wie können wir dem Automatismus entkommen?

A

Moskowitz et al. untersuchten, ob implizite Ziele die Aktivierung von Stereotypen verhindern können. Mit einem Fragebogen erfassten sie das Commitment der Vps gegenüber egalitären Zielen. Den Ergebnissen entsprechend teilten sie die Vps in eine „chronisch egalitäre“ und eine „nicht chronisch egalitäre“ Gruppe ein. Im Anschluss wurde den Vps zunächst Fotos von Männern oder Frauen als Prime gezeigt und danach eine Eigenschaft, die für das Stereotyp bezüglich Frauen relevant oder irrelevant war. Die Vps wurden gebeten, das Wort so schnell, wie möglich, vorzulesen.
→ Es wurde gefunden, dass die „chronisch egalitäre“ Gruppe, die stereotyp-relevanten Eigenschaften langsamer entzifferten als die „nicht chronisch egalitäre“ Gruppe.
Das implizite Ziel der Egalität hatte also einen Einfluss darauf, dass die Wahrnehmung der Fotos von Frauen, weniger zu einer Aktivierung des Stereotyps bezüglich Frauen führte.

Insgesamt wurden einige Faktoren gefunden, die uns von dem Automatismus entkommen lassen. Dazu gehören: Verarbeitungsziele, individuelle Überzeugungen zu Vorurteilen/ Egalitarismus und Aufmerksamkeitskapazität. Die Aktivierung einer Kategorie scheint zielabhängig zu sein und sich aus kognitiven, motivationalen und biologischen Faktoren zusammenzusetzen.

18
Q

Wie können wir Stereotype deaktivieren, wenn sie automatisch deaktiviert werden?

A

Nach Devine können wir verschiedene Strategien zur Deaktivierung von Stereotypen anwenden, wenn wir uns über den Einfluss des Stereotyps bewusst sind, über ausreichend kognitive Ressourcen verfügen, Kontrolle ausüben und motiviert sind nicht stereotyp zu reagieren.

19
Q

Wie könnte der Weg von stereotyp-geleitetem Denken zu objektiverem Denken aussehen?

A

Wenn sich Menschen einen Eindruck von einer anderen Person machen wollen, beziehen sie zwei Arten von Informationen ein. Sie beziehen sich zum Einen auf das Wissen über die Zugehörigkeit der Person zu einer bestimmten Kategorie, wie z.B. ihrem Geschlecht und zum Anderen auf individualisierende Informationen bezüglich ihres Charakters, die nicht aus der Zugehörigkeit zu der Kategorie hervorgehen.

Fiske und Neuberg stellten das Kontinuummodell der Eindrucksbildung auf, welches Aufschluss darüber geben soll unter welchen Umständen wir welche Art von Information einbeziehen.
Demnach bilden kategoriebasierte Bewertungen den einen Pool des Kontinuums und individualisierte Bewertungen den anderen Pool. Es nimmt an, dass kategoriebasierte Informationen priorisiert werden und der Weg hin zu individualisierten Bewertungen von Faktoren der Interpretation, Motivation und Aufmerksamkeit beeinflusst wird.
Bei einer Begegnung mit einer Person beginnen wir also damit kategoriebasierte Informationen einzuordnen und dann nach und nach individualisierende Informationen einzubeziehen. Dieser Prozess wird dann unterbrochen, wenn z.B. die Motivation fehlt und die Relevanz der Person gering ist oder Zeitdruck besteht.
Einen Einfluss auf die Motivation haben z.B. die Ergebnisabhängigkeit der Zielperson, die Verantwortlichkeit des Wahrnehmenden und die Genauigkeit der Instruktion.

Pendry et al. konnten zeigen, dass Ergebnisabhängigkeit nur in Kombination mit voller Verarbeitungskapazität zu einem individualisierten Urteil führt. Sie belegten außerdem, dass Menschen, die von einer Person abhängig sind, mehr Aufmerksamkeit auf die genaue Einschätzung ihres Charakters verwenden, als Menschen, die unabhängig von dieser Person sind.

Insgesamt bewegen sich Menschen also von einer stereotypisierten Bewertung hin zu einer objektiveren Einschätzung, so lange sie dazu motiviert sind und über genügend Aufmerksamkeitskapazität verfügen.

20
Q

Können wir stereotype Gedanken durch egalitäre Reaktionen ersetzen?

A

Devine stellte das Dissoziationsmodell auf, demnach automatische und kontrollierte Prozess voneinander unabhängig sein können. Sie postulierte also, dass automatisch aktivierte Stereotype nicht zwangsläufig zu einer stereotypen Reaktion führen müssen.

In ihrer Studie zu diesem Thema verglich sie Vps mit geringen und hohen Vorurteilswerten. Alle Vps wurden gebeten so viele unterschiedliche Bezeichnungen, wie möglich für die soziale Gruppe schwarzer Amerikaner aufzulisten (Stereotyp Aktivierung). Im Anschluss sollten sie anonym und möglichst ehrlich ihre Gedanken zu dieser Gruppe äußern.
→ Gefunden wurde, dass sich die Gruppe in Hinblick auf die Bezeichnungen nicht unterschieden. Die anschließenden Gedanken enthielten aber bei der Gruppe mit geringen Vorurteilswerten einen höheren Anteil positiver Überzeugungen, während die Gruppe mit hohen Vorurteilswerten häufiger negative Merkmale äußerte.
Einigen Vps war es also gelungen ihre stereotypen Gedanken durch egalitäre Gedanken zu ersetzen.

Insgesamt scheint es also möglich, stereotype Gedanken durch egalitäre Reaktionen zu ersetzen, wenn sich die Person über die unbewusste Wirkung von Stereotypen bewusst ist, sie dazu motiviert ist nicht stereotyp zu handeln (, weil sie z.B. nicht vorurteilsbehaftet sein möchte) und genügend Zeit zur Verfügung hat.

21
Q

Können wir unerwünschte gedanken, wie z.B. Stereotype unterdrücken?

A

Wegner formulierte das Modell der ironischen Prozesse mentaler Kontrollen. Bei dem Versuch ungewollte Gedanken zu unterdrücken, kommt es demnach zu zwei Prozessen:
1. Als Erstes setzt der „absichtliche operative Prozess“ ein, hier wird nach Distraktoren gesucht um von dem zu unterdrückendem Gedanken abzulenken
2. Als Zweites tritt der „ironische Überwachungsprozess“ ein, hier wird nach Belegen für das Aufkommen des ungewollten Gedankens gesucht
Weil der ironische Überwachungsprozess fast gar keine kognitive Ressourcen benötigt, ist er andauernd aktiv, während uns der andere Prozess Anstrengung kostet und nur manchmal aktiv ist. Durch die Überwachung wird der ungewollte Gedanke immer wieder aktiviert und so die Zugänglichkeit immer leichter. Am Ende tritt der ungewollte Gedanke, deswegen häufiger auf, als wenn sich die Person gar nicht erst vorgenommen hätte, den Gedanken zu unterdrücken (Bumerang-Effekt).

Macrae et al. konnten den Bumerang in einigen Studien belegen. Sie ließen die Vps einen Text zu einem Foto von einem Skinhead schreiben und instruierten dabei die Hälfte der Vps stereotype Aussagen bezüglich Skinheads zu vermeiden. Anschließend baten sie die Vps einen weiteren Text zu einem anderen Foto von einem Skinhead zu schreiben. In diesem Schritt sollte keine der Gruppen stereotype Aussagen vermeiden.
→ Es wurde gefunden, dass die Gruppe, die stereotype Aussagen unterdrücken sollte in ihrem zweiten Text stärker stereotyp geleitet schrieb, als die Kontrollgruppe.
Ähnliche Befunde wurde zu sozialer Distanz und lexikalischer Entscheidung gefunden.

→ Peter et al. konnten zeigen, dass die Unterdrückung von stereotypen Gedanken, einen Einfluss darauf haben kann, dass mehr stereotype Informationen erinnert werden (im Gericht).

Trotzdem werden auch einige Einschränkungen des Bumerang Effekts diskutiert. Bei Menschen mit geringen Vorurteilen scheint der Bumerang Effekt geringer auszufallen, wenn es sich um Gruppen handelt, die weniger offen stigmatisiert werden, wie z.B. homosexuelle Menschen. Dabei sind verschiedene ursächliche Faktoren möglich, wie z.B. ein schnellerer Zugang zu Ersatzgedanken oder höhere Motivation, stereotype Reaktionen zu vermeiden.
Auch kulturelle Ursachen werden diskutiert.

Insgesamt führt der Versuch, Stereotype zu unterdrücken, häufig zu einem Bumerang Effekt, der die stereotypen Gedanken verstärkt. Wie stark der Bumerang-Effekt ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

22
Q

Welche Einschrämkungen gibt es für die Beziehung zwischen Priming und Verhalten?

A

Zu den Einschränkungen gehören z.B. aktuelle entgegenstehende Ziele und Selbstfokus.