Rousseau Flashcards

1
Q

Warum muss Rousseau als sehr ambivalenter Denker betrachtet werden?

A

einerseits gilt er als Vorreiter der frz. Rev., andererseits ist er konservativ-pessimistisch und glaubt nicht, dass seine Vorstellungen realisiert werden können

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2
Q

Was ist Gegenstand von Rousseaus “Zweitem Diskurs”?

A

Kritik an der Gesellschaft, Zivilisierung wird als Degenerationsprozess betrachtet

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3
Q

Was ist der Mensch gemäß Rousseau von Natur aus?

A

gut

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4
Q

Worauf führt Rousseau die offensichtlich zutage tretende, alltägliche Schlechtigkeit des Menschen zurück?

A

Der Zivilisation; die ursprünglich gute Natur des Menschen wird durch künstliche Gebilde ersetzt

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5
Q

Inwiefern lässt sich Rousseaus Kritik an der Gesellschaft als Kontrapunkt zu Locke verstehen?

A

auch Lockes Vertrag habe mit Freiheit nichts zu tun, da er nur die drastischen Besitzunterschiede des Naturzustands mit dem Stempel des Rechts versehen solle –> damit perpetuiere er eine Situation der Ungleichheit und damit der Entfremdung

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6
Q

Wie begreift Rousseau den Naturzustand?

A

als dreistufigen Prozess

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7
Q

Welche drei Stufen durchläuft der Naturzustand nach Rousseau?

A
  1. isoliert lebende, noch kaum vom Tier unterscheidbare Naturmenschen
  2. Entstehung einer ersten, lockeren Vergesellschaftung
  3. Herausbildung einer mörderischen Konkurrenzgesellschaft, die aus dem Abschluss eines ersten, betrügerischen Gesellschaftsvertrag hervorgeht
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8
Q

Welchen Vorwurf macht Rousseau den Denker vor ihm in Bezug auf die erste Phase des Naturzustands?

A

sie seien methodisch nicht radikal genug gewesen, ihre Naturzustände seien nur staats- aber nicht gesellschaftslos gewesen - tatsächlich müsse man alles abziehen, was der Mensch nur durch Kontakt mit seinesgleichen erhalten könne (also auch Sprache und damit die Fähigkeit zur Reflexion)

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9
Q

Wie leben die Menschen gemäß Rousseau in der ersten Phase des Naturzustands?

A

Ohne alle Fähigkeiten, die erst durch Kontakt mit anderen herausgebildet werden, diese sind aber für die Befriedigung vitaler Interessen nicht notwendig, die Menschen brauchen hierfür nur sich selbst

Sie sind also völlig frei, d. h. unabhängig

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10
Q

Wodurch zeichnet sich die zweite Phase des Naturzustands bei Rousseau aus?

A

Ad-hoc-Gemeinschaften verfestigen sich im Laufe der Zeit –> Gründung von “Familien”, die dauerhaft zusammenleben

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11
Q

Wie bewertet Rousseau die zweite Phase des Naturzustands?

A

mit ihr breche ein “goldenes Zeitalter” an, das eine Mittelposition zwischen der Indolenz der ersten Phase und der Rastlosigkeit der dritten Phase einnimmt

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12
Q

Woraus speist sich Rousseaus Glorifizierung der zweiten Phase des Naturzustands?

A

Aus seiner Abneigung gegenüber dem aufziehenden, bürgerlich-industriellen Zeitalter

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13
Q

Wie kommt es zur dritten Phase des Naturzustands nach Rousseau?

A

Einführung von Privateigentum; Entwicklung einer systematischen Arbeitsteilung; Ausbildung von Interessen, die über die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse hinausgehen und nur durch Arbeitsteilung erfüllt werden können

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14
Q

Wie wirkt sich die Arbeitsteilung nach Rousseau auf den Naturzustand aus?

A

Arbeitsteilung führt zu Abhängigkeit und damit zu Ungleichheit

Reichtum wird durch ein System der Unfreiheit erkauft

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15
Q

Wie verändert der Übergang von der zweiten in die dritte Phase des Naturzustands laut Rousseau den Menschen?

A

unschuldige Selbstliebe wird zu Eigensucht: skrupelloses Machtstreben

Mitleid wird ausgedünnt, bis es im konkreten Fall keine Handlungsbedeutung mehr hat –> Kosmopolitismus

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16
Q

Welchen Vorwurf macht Rousseau den Kosmopoliten?

A

“Manche Menschen lieben die Tartaren, damit sie ihre Mitmenschen nicht zu lieben brauchen”

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17
Q

Welche Folge zeitigen die Veränderungen des Menschen durch den Übergang zur dritten Phase des Naturzustands?

A

Ewiger Kriegszustand, da das Recht des ersten Besitznehmers und das Recht des Stärkeren kollidieren

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18
Q

Was unterscheidet den Kriegszustand bei Rousseau von dem von Hobbes?

A

im Gegensatz zu Hobbes’ Darstellung ist der Kriegszustand bei Rousseau kein Zustand der Gleichheit, vielmehr drückt sich in ihm sozio-ökonomische Ungleichheit aus

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19
Q

Inwiefern verändert Rousseaus von Hobbes abweichende Darstellung des Kriegszustands sein Verständnis der Motive für das Verlassen des Naturzustands?

A

Rousseau sieht nicht den Schutz des Menschen vor seinen Mitmenschen, sondern eine Verknüpfung des Klasseninteresses der Reichen mit der Staatsgründung als ausschlaggebend an –> Staat als Selbstschutzvereinigung der Reichen

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20
Q

Was entsteht als Folge des von Rousseau als Betrug der Reichen kritisierten, ersten Staatsgründungsvertrags?

A

Der liberale Rechtsstaat

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21
Q

Wodurch unterscheidet sich Rousseau terminologisch entscheidend von Locke?

A

Radikalisierung der Gerechtigkeitsfrage und des Freiheitsbegriffs

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22
Q

Worin zeigt sich die Zwiespältigkeit von Rousseaus Theorie?

A

sein Verständnis von Gerechtigkeit und Freiheit ist modern, er bettet dieses aber in eine antimodernistische Theorie ein: negative Geschichtsteleologie

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23
Q

Inwiefern vertritt Rousseau eine negative Geschichtsteleologie?

A

Geschichte ist für ihn ein unaufhaltsamer Prozess der Entartung und des Niedergangs

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24
Q

Was folgt aus Rousseaus negativer Geschichtsteleologie?

A

Seine politische Theorie kann weder Ort noch Zeit haben, es handelt sich um eine Utopie

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25
Q

Warum könnte man in der Utopienhaftigkeit von Rousseaus Theorie eine Erklärung für die Radikalisierung der frz. Rev. sehen?

A

Wer einer Utopie nachjagt, wird diese niemals herstellen können - doch wenn ihm dieser Umstand nicht bewusst ist, wird er womöglich immer härtere Mittel einsetzen, da mildere Mittel als ineffektiv erscheinen

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26
Q

Was versteht Rousseau unter Freiheit?

A

nur derjenige ist nach Rousseau frei, dem es gelingt, in seinem Leben ein ungebrochenes Bei-sich-selbst-Sein zu verwirklichen - d. h. seine Identität nicht in Abhängigkeit von anderen bildet und niemandem gehorcht

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27
Q

Wie betrachtet Rousseau egoistisches Streben, welches Locke und Hobbes jedenfalls nicht verurteilten?

A

Als Ausdruck tiefer moralischer Verkommenheit, wer in einem solchen Zustand ist, sei für die Sache der Freiheit verloren

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28
Q

Worauf kann Rousseaus Freiheitsverständnis zurückgeführt werden?

A

Auf Rousseaus Verständnis des Naturmenschen; dieser ist autark und deshalb autonom

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29
Q

Welches Problem tritt in Hinblick auf Rousseaus Freiheitsverständnis auf und wie gedenkt er es zu lösen?

A

Die Autarkie (und damit die Autonomie) des Naturzustandsmenschen ist nicht wiederherzustellen, deshalb muss eine Form der Vergesellschaftung gefunden werden, in der sich jeder mit allen vereinigt und dennoch nur sich selbst gehorcht und damit ebenso frei bleibt wie zuvor (zentrale Aufgabe von Rousseaus politischer Theorie)

30
Q

Was ist der Staatszweck nach Rousseau?

A

nicht allein Schutz und Sicherheit, der Staat muss vor allem den Freiheitsanspruch der Bürger befriedigen

31
Q

Wodurch lässt sich Rousseaus Freiheitsbegriff verwirklichen?

A

Durch zwei entgegengesetzte Existenz- und Erziehungsformen

32
Q

Welche zwei entgegengesetzten Existenz- und Erziehungsformen nennt Rousseau?

A

eine öffentliche und allgemeine sowie einer privaten und häuslichen

33
Q

Was hält Rousseau von Mischformen aus den beiden von ihm genannten Existenz- und Erziehungsformen?

A

Nichts, dann sei man weder ganz Mensch noch ganz Bürger und niemandem nützlich

34
Q

Was folgt aus dem Vorliegen von zwei entgegengesetzten Existenz- und Erziehungsformen?

A

Es bestehen zwei Alternativen: Entweder wird der Mensch ganz sich selbst überlassen oder man gibt ihn ganz dem Staat

35
Q

Welche Rolle spielt Rousseaus Werk “Emilé” in Hinblick auf die zwei von ihm angenommenen Existenz- und Erziehungsformen?

A

Darin wird die Alternative durchgespielt, den Menschen ganz der Natur zu überlassen, damit ist das Werk eng mit Rousseaus Philosophie verknüpft

36
Q

Worin besteht der Hintergrund von Rousseaus politischer Theorie?

A

Aus der aus der allgemeinen und öffentlichen Existenzform abgeleiteten Alternative, den Menschen ganz dem Staat zu geben

37
Q

Kann der Staat bei Rousseau als Instrument gesehen werden, dessen Verwendung die Klugheit empfiehlt? Falls nein, warum nicht?

A

Nein

Der Staat ist nur die Objektivierung dessen, was der Staatsbürger selbst bereits ist - damit besteht kein Moment des Fremdseins, wie es bei einem Instrument der Fall wäre

38
Q

Was meint der Begriff “Institutionalisierung” im Rahmen von Rousseaus politischer Philosophie?

A

der Mensch muss in sich jenes Allgemeines ausbilden, dass er im Staat entäußert

39
Q

Inwiefern ähnelt Rousseaus Konstruktion des Gesellschaftsvertrags der von Hobbes?

A

Beide verlangen, dass jede Vertragspartei umfassend entäußert, Rousseau geht aber noch über Hobbes’ Position hinaus, weil er nicht einmal einen Selbstverteidigungsvorbehalt postuliert

40
Q

Auf welche Formel könnte der Souverän nach Rousseaus Vorstellungen in Abgrenzung zu Hobbes gebracht werden?

A

Populus est rex

Hobbes: Rex est populus

41
Q

Inwiefern unterscheiden sich die Staatszwecke bei Hobbes und Rousseau?

A

Hobbes: Leidenschaften müssen überwunden werden, um Sicherheit zu schaffen

Rousseau: Entäußerung ist Bedingung für Freiheit im Gesellschaftszustand (Unabhängigkeit von der Willkür einzelner Menschen; nicht absolute Unabhängigkeit, da Gesetz vorhanden)

42
Q

Was gilt nach Rousseau für das Gesetz?

A

Gesetz darf nur Ausdruck des Gemeinwillens sei; ein Gesetz, das Ausdruck des Gemeinwillens ist, ordnet an, was für alle Bürger gleichermaßen gut ist (Privilegien sind damit ausgeschlossen)

43
Q

Welche Funktion hat die gleiche Rechtlosigkeit bei Rousseau?

A

sie ist die ermöglichende Bedingung für die gleichgerechte Behandlung eines jeden durch das allgemeine Gesetz, das von allen erlassen wird

44
Q

Welchen theoretischen Unterschied macht der Ausschluss individueller Rechte für den Staat bei Rousseau im Unterschied zu Locke?

A

statt auf den liberalen Rechtsstaat mit seinen individuellen Grundrechten stützt sich Rousseau auf demokratische Verfahrensrechte –> radikale Demokratisierung

45
Q

Wodurch wird die Freiheitsposition einer einzelnen Person bei Rousseau geschützt?

A

allein dadurch, dass alle anderen auch ihre Rechte aufgeben mussten, weshalb sich alle auf die rationale Kraft des Verfahrens verlassen dürfen

46
Q

Was meint der Begriff “Identität der Vertragsschließenden”?

A

Das Gemeinwesen darf nichts Fremdes, sondern muss Ausdruck des eigenen Selbst sein, alles Individuelle muss abgelegt werden - der Bürger definiert sich daher über das Gemeinwesen (politische Tugend!)

Dem Streit kann Rousseau nichts Positives abgewinnen

47
Q

Was folgt aus der Identität der Vertragsschließenden?

A

Individuelle Teilhabe an der Staatsgewalt - der einzelne Bürger muss Sitz und Stimme haben, wenn es um das Gemeinwesen geht

48
Q

Was hält Rousseau von der Repräsentation?

A

Nichts, diese ist für ihn bereits eine Form der Heteronomie

49
Q

Was gilt in Rousseaus Idealstaat für die Regierungsgewalt?

A

Diese ist nur kommissarisch und jederzeit widerrufbar, keine Institution ist vor dem Gemeinwillen geschützt

50
Q

Wen holt Rousseau durch die Verwendung des Begriffs der “politischen Tugend” wieder aus der Versenkung?

A

den politischen Aristotelismus

51
Q

Wieso kann man in Bezug auf Rousseaus Ausarbeitung von einem “geläuterten Aristotelismus” sprechen?

A

keine Rückführung mehr auf eine gegebene Naturteleologie, sondern Anwendung einer genuin neuzeitliche Begründungsfigur (Autonomie, d.h. Selbstgesetzgebung): Im Dasein als Bürger kommt die Autonomie erst zu ihrer Verwirklichung

52
Q

Was passiert durch Abschluss des Gesellschaftsvertrags?

A

Vollständiger Identitätswechsel: Durch den Akt der Vergemeinschaftung wird aus der bloßen Menge physischer Einzelwesen ein Volk moralischer Citoyens

53
Q

Welches inhärente Problem weist Rousseaus Theorie hinsichtlich des Vertragsschlusses auf?

A
  1. Der Gemeinsinn ist sowohl Wirkung als auch Ursache: Nur wer bereits über Gemeinsinn verfügt, wird die völlige Entäußerung zugunsten des Gemeinwillens als Ausdruck seiner Freiheit verstehen, denn dieser Vorgang widerspricht für sich genommen der natürlichen Klugheit, die Hobbes und Locke postulieren
  2. Wer aber bereits Gemeinsinn besitzt, braucht keine Selbstverpflichtung durch Vertragsschluss mehr
54
Q

Welche Rolle hat der Vertrag bei Rousseau noch, wenn die Idee des Vertragsschlusses unter zwei gewichtigen Widersprüchen leidet?

A

Der Vertrag ist nur noch ein Organisationsstatut für das, was alle Beteiligten bereits subjektiv vorweggenommen haben: Er stabilisiert und gießt die politische Tugend in feste Formen

55
Q

Wie sieht Rousseau das Verhältnis zwischen seiner Theorie und den Theorien seiner Vordenker?

A

Er will das emanzipative Denken von Hobbes und Locke nicht zurücknehmen, sondern an Radikalität überbieten - seine Theorie sei die Konsequenz aus neuzeitlichem Denken, keine Abkehr von demselben

56
Q

Welche Funktion kommt dem législateur zu?

A

Deus ex machina: ist mit übermenschlichen Attributen ausgestattet und greift zum Wohle des Volkes ein

57
Q

Wieso hat der Législateur keine Gesetzgebungskompetenz?

A

Weil das der Autonomie der Bürger zuwiderliefe, das Volk kann sein Recht auf Autonomie nicht abgeben

58
Q

Welchen Weg kann der législateur gehen, um Einfluss auszuüben, wenn er schon keine Gesetzgebungskompetenz besitzt?

A

er kann Zuflucht zu einer “Autorität höherer Ordnung” nehmen und seine eigenen Entscheidungen “den Unsterblichen in den Mund legen” - Rousseau beruft sich hier auf Machiavelli

59
Q

Was kann das Gemeinwesen tun, wenn ein Mensch seiner Wesensbestimmung nicht gerecht wird, also das inhaltlich Allgemeingültige (das Gemeinwohl) nicht aus sich selbst hervorbringt bzw. nicht zur Maxime seines Handelns macht?

A

Es kann diesen Menschen zwingen, frei zu sein

60
Q

Welche menschliche Existenzform stellt Rousseau dem aktiven citoyen gegenüber?

A

den passiven sujet

61
Q

Was unterscheidet citoyen und sujet?

A

citoyen ist Souverän, er beteiligt sich an der Volksversammlung - die citoyens existieren in der Einheit ihres gemeinsamen Wollens

sujet ist Untertan, er gehorcht den Gesetzen - die sujet existieren in der Isoliertheit ihres persönlichen Wollens

62
Q

Existieren citoyen und sujet unabhängig voneinander?

A

Nein, jeder Mensch ist sowohl Souverän als auch Untertan

63
Q

Nach welchem Ideal erfolgt bei Rousseau die Ausübung der Souveränität?

A

dem der Unmittelbarkeit: legt Annahme einer Realidentität zwischen Souverän und Bürger nahe

64
Q

Welcher Gesinnung folgen die citoyen bei der Souveränitätsausübung?

A

definitionsgemäß gehen sie auf das Gemeinwohl aus

65
Q

Warum kann der Gemeinwille nicht irren?

A

weil er nur dann vorhanden ist, wenn ein Gesetzesbeschluss der Mehrheit der Staatsbürger das Gemeinwohl angemessen verkörpert

66
Q

Propagiert Rousseau die Ansicht, dass die Mehrheit niemals irren kann?

A

Nein, aber er behauptet, dass die Richtigkeit einer politischen Entscheidung stets ausgewiesen werden könne (die Mehrheit deklariert bei ihm die Richtigkeit, aber sie konstituiert sie nicht)

67
Q

Warum ist das Gemeinwesen bei Rousseau strukturlos?

A

Weil Institutionen jederzeit veränder- oder zurücknehmbar sind

68
Q

Was ist die alleinige Stütze des Heils des Gemeinwesens (seine Freiheitlichkeit)?

A

Die Tugendhaftigkeit der Bürger

69
Q

Welches Problem besteht hinsichtlich Rousseaus Idee, dass die Mehrheit die Richtigkeit einer politischen Option erkennen könne?

A

obgleich die volonté générale mit dem individuellen Dafürhalten der Bürger nicht zusammenfallen soll, steht zu ihrer Feststellung auch keine andere Instanz als das individuelle Dafürhalten zur Verfügung –> Gemeinwille droht der Subjektivität zu verfallen, da Tugend nicht institutionell vermittelt wird

70
Q

Welche zwei Risiken der unvermittelten Politisierung der Bürger in Rousseaus Theorie werden von Hegel geschildert?

A
  1. In einem Gemeinwesen nach dem Muster Rousseaus kann jedes konkrete Werk im Namen der Tugend diffamiert werden: Der Vorwurf, dass der Ursprung von etwas nicht der Gemeinwille war, kann immer gemacht werden
  2. Rousseau unterschätzt die Bedeutung rechtlicher Institutionen: Ergibt sich aus Rousseaus Verständnislosigkeit gegenüber Differenzierung und Vermittlung, vielmehr erliegt er dem Ideal eines einheitlichen Willens, der die Andersartigkeit anderer negiert
71
Q

Worin bestünde laut Hegel in einer Gesellschaft nach Rousseaus Vorstellung das Staatsverbrechen Nr. 1?

A

Nicht in einer konkreten Tat, sondern in einer Gesinnung, nämlich nicht der Tugend zu entsprechen, sondern einem individuellen Interesse zu folgen

72
Q

Warum ist Rousseau trotz seiner inkonsistenten Theorie bedeutsam?

A

Er ist ein wichtiger Kritiker früherer Theoretiker, gibt wichtige Denkanstöße und bringt Neuerungen in terminologischer Hinsicht