Hobbes Flashcards

1
Q

Welches methodologische Vorbild hat Hobbes vor Augen?

A

Euklid und sein axiomatisch-deduktives Vorgehen

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2
Q

Was für Reaktionen löste Hobbes’ Leviathan aus?

A

Atheismusvorwurf aufgrund seiner Säkularität und der Abwendung vom G-ttesgnadentum

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3
Q

Wie ist die geistesgeschichtlichen Lage im 17. Jahrhundert?

A

Aufbruch in die Moderne: Hochzeit der Mathematik, aber auch Kriege und vor allem Bürgerkriege. Gemeinsame moralische und religiöse Überzeugungen gehen zurück –> die Philosophen suchen festen Boden, Emanzipation von der Religion

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4
Q

In welche zwei Richtungen fächert sich die Philosophie im 17. Jahrhundert auf?

A

verstandesbasierter Rationalismus und erfahrungsbasierter Empirismus

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5
Q

Welches Ziel verfolgt die Philosophie des 17. Jahrhunderts?

A

Bildung einer Universalwissenschaft, um das Wohlergehen der Menschen zu fördern

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6
Q

Wer ist Hobbes größtes Feindbild?

A

Der christlich ergänzte, politische Aristotelismus

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7
Q

Von welcher Grundannahme geht der politische Aristotelismus aus?

A

Zoon Politikon - der Mensch kann sich nur in der politischen Gemeinschaft vollständig entfalten und er selbst werden. Außerhalb der Polis kann nur ein Gott oder Tier leben

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8
Q

Was folgt aus der Grundannahme des politischen Aristotelismus für den Staat und die politische Philosophie

A

Das Leben in der Polis ist sittlich geboten –> Staat/Politik wird vorausgesetzt, damit kann der Aristotelismus nur zwischen legitimer und illegitimer Herrschaft unterscheiden, Herrschaft an sich aber nicht begründen. Anarchie ist keine Alternative.

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9
Q

Wer ist im Sinne Aristoteles Bürger?

A

Derjenige, der sich voll und ganz der Politik widmen kann, also (gut situierte) Oikos-Vorstände (Idealisierung)

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10
Q

Welche zwei Ordnungsformen gibt es im griechischen Leben nach der Lehre des Aristoteles? Worin unterscheiden sie sich?

A

Oikos (asymmetrisch, d. h. hierarchisch gegliedert; Lebens- und Wirtschaftssystem, Großfamilie) und Polis

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11
Q

Was ist Aristoteles Meinung zum Sklavendasein?

A

Es ist unwürdig, Sklave zu sein, weil keine Entfaltung stattfindet und man von der Vollform menschlicher Existenz ausgeschlossen wird. Allerdings gibt es Sklaven von Natur aus.

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12
Q

Wie betrachtet der politische Aristotelismus die Tyrannis?

A

Als Übertragung von Formen des Oikos auf die Polis. Tyrannis ist eine illegitime, nicht zwangsläufig eine schlechte oder grausame Herrschaft.

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13
Q

Inwiefern bricht Hobbes mit Aristoteles?

A

Der Mensch ist apolitisch –> Herrschaft braucht damit eine Legitimation, Anarchie wird eine denkbare Alternative

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14
Q

Wie argumentiert Hobbes?

A

Er argumentiert von allgemeinen Grundsätzen aus und prüft diese an Erfahrungen –> Kombination von methodologischem Rationalismus und substantiell-inhaltlichem Empirismus: Kein Rückgriff auf Religion oder Moral

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15
Q

Nach welcher Methode geht Hobbes vor?

A

resolutiv-kompositive Methode

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16
Q

Wie ist die resolutiv-kompositive Methode grundsätzlich aufgebaut?

A
  1. Zerlegung eines komplexen Gegenstands in seine Einzelteile
  2. Zusammensetzung der Einzelteile zu einem funktionierenden Ganzen
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17
Q

Wie lautet Hobbes’ erster Schritt bei der Anwendung der resolutiv-kompositiven Methode?

A

Lehre vom Naturzustand: Rückführung gesellschaftlicher Mechanismen auf die sozialen Grundelemente, nämlich Individuen mit einem Interesse an der eigenen Selbsterhaltung

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18
Q

Wie lautet Hobbes’ zweiter Schritt bei der Anwendung der resolutiv-kompositiven Methode?

A

Lehre vom Gesellschaftsvertrag: Darlegung von Gründen für den Eintritt in den Staat. Jeder Betroffene muss Unterwerfung für besser erachten als den Naturzustand (legitimationstheoretischer Individualismus)

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19
Q

Wie lautet Hobbes’ dritter Schritt bei der Anwendung der resolutiv-kompositiven Methode?

A

Lehre vom Staat: Erörterung von Aufgaben und Befugnissen

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20
Q

Was kennzeichnet den Naturzustand bei Hobbes und wie ist die menschliche Existenzform?

A

Naturzustand ist staatslos, Mensch geht völlig in der Natur auf, Einsamkeit

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21
Q

Welche drei anthropologischen Vorannahmen trifft Hobbes?

A
  1. Als Naturwesen unterliegt der Mensch allgemeinen Bewegungssystemen
  2. Primäres Interesse an Selbsterhaltung
  3. Tod ist daher das größtmögliche Übel und wird mit allen Mitteln verhindert
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22
Q

Wie sind Hobbes’ anthropologischen Vorannahmen zu bewerten?

A

Enorm radikal, sozialen Beziehungen wird jeder natürliche Wert abgesprochen (Menschen als Pilze, die einfach aus dem Boden sprießen)

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23
Q

Was für moraltheoretische Konsequenzen ergeben sich aus Hobbes’ anthropologischen Vorannahmen für den Naturzustand?

A

Instrumentelle Vernunft dominiert und Begriffe wie “gut” und “böse” haben keinerlei universelle, sondern nur eine selbstbezogene Bedeutung (Nominalismus)

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24
Q

Wie kann man Hobbes’ amoralisches Postulat bezeichnen?

A

hedonistisch und individualistisch

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25
Q

Welchen Vorteil haben Hobbes’ grundlegenden Annahmen?

A

man kann ihnen unabhängig von Weltanschauung und Religion zustimmen –> ein Staat auf ihrer Grundlage ist weltanschaulich neutral und könnte den (konfessionellen) Bürgerkrieg beenden

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26
Q

Was verringert die Überzeugungskraft von Hobbes’ Grundlegenden Annahmen?

A

Sie ignorieren, dass die Interessen des Menschen durchaus über den Selbsterhaltungstrieb hinausgehen oder andere Werte diesen dominieren können (“moralisches Selbst”)

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27
Q

Was folgt aus dem Selbsterhaltungstrieb für den Naturzustand?

A

Mensch ist auf der Suche nach Macht

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28
Q

Wie definiert Hobbes “Macht”?

A

“Macht eines Menschen besteht (…) in seinen gegenwärtigen Mitteln zur Erlangung eines zukünftig anscheinenden Guts.”

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29
Q

Warum ist der Mensch nach Hobbes ein Machtwesen?

A

Weil er aufgrund seiner Vernunft zur Voraussicht fähig ist und daher Vorsorge trifft (“Auch der zukünftige Hunger macht hungrig”

30
Q

Gibt es in Hobbes’ Naturzustand eine natürliche Ordnung der Menschen?

A

Nein, sie sind tatsächlich gleich. Körperliche und geistige Unterschiede entscheiden den Überlebenskampf nicht; gleichen sich aus und jeder hat schwache Momente (Schlaf)

31
Q

In welchem Verhältnis stehen die Menschen im Naturzustand zueinander? Warum?

A

Bellum omnia contra omnes. Die Struktur des Naturzustands macht Präventivschläge rational

32
Q

Welche drei Ursachen hat der Konflikt bei Hobbes und durch was sind sie verbunden?

A

Konkurrenz, Ruhmsucht, Misstrauen: Verbunden durch die instrumentelle Vernunft

33
Q

Warum kann der Naturzustand als “amoralisch” bezeichnet werden?

A

Weil eine Selbstbeschränkung auf der Grundlage von Moral der instrumentellen Vernunft zuwiderliefe

34
Q

Wie wird im Naturzustand mit Recht und Unrecht umgegangen? Was gilt hinsichtlich der Begriffe “Mein” und “Dein”?

A

Es gibt weder Recht noch Unrecht. “Mein” und “Dein” wird nicht grundsätzlich sondern nur tatsächlich verstanden

35
Q

Wie lautet das klassische Verständnis von “natürlichem Recht” (ius naturale) und “Naturgesetz” (lex naturalis)?

A

Natur wird qualitativ-teleologisch verstanden: Eine bestimmte, vernunftkonforme Ordnung wird angestrebt - Vernunft verlangt die Erfüllung der Pflicht und schreckt durch Verbote von dem Bösen ab (Cicero)

36
Q

Wann und warum entstand das klassiche Verständnis des Natur- und Vernunftrechts?

A

Während des Hellenismus, Emtwicklung von der Polis zu Großreichen: Erweiterung der Polis-Sittlichkeit zu einem kosmosweit gültigem Normensystem

37
Q

Inwiefern wendet sich Hobbes vom klassischen Verständnis des natürlichen Rechts und der Naturgesetze ab?

A

Rein faktisches Verständnis von Natur, keine moralischen Normen –> die Freiheit zum eigenen Machteinsatz ist nur durch faktische Hindernisse beschränkt

38
Q

Was ist das “natürliche Recht” im Sinne von Hobbes?

A

ein Recht auf alles, selbst auf den Körper eines anderen

39
Q

Warum ist das natürliche Recht nach Hobbes in Wahrheit nichts?

A

Weil ihm kein Verpflichteter gegenübersteht - kein Korrespondenzverhältnis

40
Q

Was versteht Hobbes unter “Gesetzen der Natur”?

A

Reine Klugheitsregeln, in Kant’scher Terminologie: Hypothetische Imperative

41
Q

Welches sind nach Hobbes die wichtigsten zwei Gesetze der Natur?

A
  1. Suche Frieden und halte ihn ein

2. Wechselseitige Selbstbeschränkung ist gewinnbringend

42
Q

Worin besteht das Dilemma der instrumentellen Vernunft?

A

Selbstbeschränkung, auf die sich alle anderen verlassen können, ist der Weg zum Frieden die natürliche Ratio verbietet es, Menschen zu vertrauen

43
Q

Welchen Ausweg aus dem Dilemma der instrumentellen Vernunft gibt es?

A

Vertrauensbrüche dürfen sich nicht lohnen + es muss klug sein, sich kontinuierlich und verlässlich selbst einzuschränken –> es bedarf einer Instanz, welche ein derartiges Übergewicht verkörpert, dass jegliche Übergriffe Einzelner ausbleiben (Leviathan)

44
Q

Inwiefern dreht Hobbes Aristoteles um?

A

tatsächliche Gleichheit statt natürlicher Ungleichheit und Ungleichheit im Staat (Machtübergewicht)

45
Q

Wie definiert Hobbes “Freiheit”?

A

Als die Abwesenheit äußerer Hindernisse

46
Q

Welche zwei Komponenten umfasst der Staatsgründungsvertrag bei Hobbes?

A
  1. Entäußerungskomponente (negativ)

2. Autorisierungskomponente (positiv)

47
Q

Was verbirgt sich hinter der Entäußerungskomponente des Staatsgründungsvertrags bei Hobbes?

A

Die Naturzustandsbewohner konzentrieren ihre Macht beim Souverän

48
Q

Was verbirgt sich hinter der Autorisierungskomponente des Staatsgründungsvertrags bei Hobbes?

A

Der Souverän muss in einer Weise von seiner Macht Gebrauch machen dürfen, die die Bürger als verbindlich anerkennen

Die Naturzustandsbewohner erkennen sich selbst als Autoren aller Akte des Staates: Ausdruck ihres eigenen Willens

49
Q

Inwiefern ist der Hobbessche Staat janusköpfig?

A

Sowohl Geschöpf als auch Herrscher

50
Q

Was unterscheidet mittelalterliche Herrschaftsverträge (Magna Charta) von Hobbes’ Staatsgründungsverdacht

A

Erstere setzen Staatsvolk und einen legitimen Herrscher voraus, deshalb band der Vertrag beide Parteien

51
Q

Wer schließt bei Hobbes den Staatsgründungsvertrag ab und wer ist von diesem gebunden?

A

die Individuen, die auch nur untereinander verpflichtet sind

52
Q

Warum ist der Souverän nicht durch den Staatsgründungsvertrag gebunden?

A

Der Souverän ist Produkt des Vertrags

53
Q

Was folgt daraus, dass der Souverän das Produkt des Staatsgründungsvertrags ist?

A

Er ist nicht gebunden, ergo bleibt er als einziger im Naturzustand, ergo unterliegt er bei seiner Machtausübung einzig den Regeln der Klugheit

54
Q

Was geschieht zeitgleich mit der Gründung des Staates?

A

Gründung der Gesellschaft: Staatsgründungsvertrag = Gesellschaftsbegründungsvertrag

55
Q

Wie ist die “Unwiderruflichkeit” der Bindung an den Staatsbegründungsvertrag zu verstehen?

A

Als absoluter Begriff ist sie für den egoistischen, instrumentell denkenden Menschen nicht plausibel; Bindung = realistische Einschätzung der eigenen Unterlegenheit ggü. dem Souverän

56
Q

Wie verhält es sich mit zum Tode Verurteilten und ihrem Verhältnis zum Gesellschaftsvertrag?

A

Sie befinden sich wieder im Naturzustand und dürfen sich mit allen Mittel wehren

57
Q

Wie verhält es sich mit der rechtlichen Bindung des Leviathan?

A

Er ist rechtlich nicht beschränkt: Weder ist er Teil des Staatsgründungsvertrags noch gibt es natürliche Rechte

58
Q

Inwiefern ist der Leviathan jenseits von rechtlichen Beschränkungen gebunden?

A

Sein Verhalten muss sich an der Klugheit ausrichten, er unterliegt gewissen Obliegenheiten: Klugheitspflichten zur Erhaltung seiner Herrschaft

59
Q

Welcher Obliegenheit unterliegt der Souverän?

A

Erlass guter Gesetze

60
Q

Was sind gute Gesetze nach Hobbes?

A

kluge Gesetze, d. h. sie nützen dem Volk - ein Gesetz kann aber nicht ungerecht sein

61
Q

Was gilt für das Wohl des Souveräns?

A

Es ist untrennbar mit dem Wohl der Gesellschaft verbunden

62
Q

Was folgt aus Hobbes’ Unterwerfung des Leviathans unter Klugheitspflichten?

A

Er ist kein Theoretiker der Unterdrückung!

63
Q

Welches Problem besteht mit der Idee des klugen Herrschers?

A

Er ist kein aufgeklärter Herrscher; könnte seine Macht dazu nutzen, absolute Kontrolle zu erlangen und Widerstand so unmöglich zu machen

64
Q

Was kann man Hobbes (aus aristotelischer Sicht) vorwerfen?

A

Um die Anarchie zu bekämpfen, verharmlost er die Tyrannis

65
Q

Inwiefern kann man Hobbes’ Erkenntnisse relativieren?

A

Die Rechtfertigung des Staates muss nicht gleichbedeutend mit der Rechtfertigung des Absolutismus sein

66
Q

Wieso muss Hobbes Religion adressieren, obwohl er sie in seine Argumentation kaum einbezieht?

A

Religion ist enorm wirkmächtig: Solange Menschen ihr Seelenheil über das irdische Heil stellen, hat der Staat ein Problem

67
Q

Inwiefern greift Hobbes das Problem der Religion auf?

A

Er differenziert zwischen einem staatlichen Zugriffsrecht nur für äußerliche Bekundungen und einem Gewissensvorbehalt

68
Q

Welche Kritik brachte Carl Schmitt gegen den Gewissensvorbehalt vor?

A

Einfallstor für Grundrechte, was den Staat letztlich lähmt

69
Q

Wie bewertet Kersting Hobbes’ Gewissensvorbehalt?

A

Gewissensvorbehalt beweist, dass der Leviathan kein totalitärer Erziehungsstaat ist

70
Q

Worin liegen nach Pawlik Gründe für den Gewissensvorbehalt?

A

Allein Klugheitsgründe: Man sollte nur dort befehlen, wo man auch zwingen könnte - Gewissensvorbehalt als Resultat des damaligen Fehlens technischer Überwachungsmöglichkeiten? –> Leviathan befindet sich eher auf dem Weg zum totalitären Staat

71
Q

Inwiefern ist Hobbes’ Werk zwiespältig?

A

Autoritär: Wiederherstellung des Friedens durch rechtlich unbegrenzte Macht

Liberal: kein G-ttesgnadentum, methodologischer Individualismus