Psychologische Diagnostik 2 Flashcards
Messinvarianz
- Liegt vor, wenn sich interindividuelle Untersch in einem meist kontinuierlichen Merkmal (= intendiertes Konstrukt) unabhängig von einer etwaigen Gruppenzugehörigkeit in gemessenen Variablen (zB Items) niederschlagen
- Geringe Messinvarianz u Vermeidung von DIF kann zur Fairness eines diagnostischen Verfahrens beitragen
Differential-Item-Functioning (DIF)
- Liegt vor, wenn Item untersch Messeigenschaften in versch Gruppen aufweist, ganz unabhängig davon, ob sich beide Gruppen im gemessenen Merkmal bzw Konstrukt unterscheiden
- Geringe Messinvarianz u Vermeidung von DIF kann zur Fairness eines diagnostischen Verfahrens beitragen
- Bedeutung von DIF kann nur aus Itemkontext erschlossen werden
Testfairness
- Nichtauftreten des Test-Bias:
Bedeutet, dass Personen (wegen ihrer Gruppenzugehörigkeit) aufgr d Prädiktors (Tests) keine ihrer Eignung entsprechende Chance haben, ausgewählt zu werden
> Definition schließt auch eine gemessen an Eignung überhöhte Chance d Auswahl ein - Vermeidung von Test-Bias bedeutet, dass jede geeignetere Person (unabhängig von jedweder Gruppenzugehörigkeit) aufgr d Prädiktors (Tests) eine entspr ihrer Eignung erhöhte Chance hat, ausgewählt zu werden
- Allgemein wird wertbezogene Seite d Testfairness so beschrieben, dass Ergebnisse eines Tests nicht zu systematischer Benachteiligung best Personengruppen führen dürfen
- Testfairness kann unabhängig von Eignung definiert werden
- Es geht neben fachlichen Kenntnissen, d für angemessene psychol Diagnostik erforderlich sind, bei Fragen d Testfairness auch um gesellschaft u berufsethische Werte u rechtl Rahmenbed
- Gleichheit d Regressionsgeraden bei Prädiktion relevanter Kriterien als Hinweis, dass kein Test-Bias vorliegt
> ABER: Untersch Steigungen d Regressionsgeraden kann auch Hinweis auf differenzielle Validität, dh, dass Verfahren für versch Gruppen eine untersch Kriteriumsvalidität aufweist
Normen (auch Stichprobenarten)
- Normen = Maßeinheiten, in d man Rohwerte versch diagnost Verfahren transformieren kann, um sie vergleichbar zu machen u um sie in Kontext einer möglichst repräsentativen Referenzgruppe einzuordnen
- Erstellung repräsentativer Normen für diagn Verfahren immer dann erforderl, wenn man Ergebnisse einer Person in breiteren Kontext stellen möchte
- Gruppenspezifische Normen können Testfairness erhöhen / verringern
Stichprobenarten:
1. Gebietsstichprobe: Staat / Bezirk wird in Teilgebiete eingeteilt u aus jedem Teilgebiet wird eine Teilstichprobe getestet
2. Quotenstichprobe: Zunächst Populationsverhältnis d relevanten sozial-ökonomischen Gruppen ermitteln, dann Plan für Erhebung d Eichstichpr ausgerichten (zB Männer u Frauen in gleichen Anteilen u Probanden aus Bundesländern in d Anteilen testen, d sie anteilig an Gesamtbevölkerung haben) Oft empfiehlt es sich, Bildungsstand auch zu quotieren
3. Sekundäre Quotenstichprobe: Man kann auch zuerst Erhebung durchführen u im Nachhinein aus Gesamtstichprobe in d Weise eine Teilstichprobe ziehen, dass relative Häufigkeiten versch Personengruppen, denen in Population entspr
> Man kann auch Anzahl d Fälle entspr gewichten (zB mit SPSS)
zB wenn man doppelt so viele Männer wie Frauen erfasst hat, kann man d Frauen wiederum ein doppeltes Gewicht geben, damit gewichtete Stichprobe gleichanteilig zsgesetzt ist. Hierbei muss man jedoch beachten, dass sehr kleine Teilgruppen kein zu großes Gewicht erhalten dürfen.
Arten von Verzerrungstendenzen (auch Datenarten)
Allg sind sie in Fragebögen nach Holden u Book (2012) durch drei Merkmale gekennzeichnet:
Verzerrungstendenzen…
• sind bewusst
• stellen Form des Täuschens dar
• beziehen sich meist auf andere Personen
Häufig auftretende VT
• soziale Erwünschtheit (Impression-Management)
• selbsttäuschende Erhöhung (self-enhancement)
• Akquieszenz (Zustimmungstendenz unabhängig vom Iteminhalt)
• Tendenz zur Mitte/Infrequenz
• Tendenz zu Extremantworten
• Simulation
• Aggravation
• Dissimulation
Verzerrungstendenzen können in zwei Kategorien unterteilt werden:
1. Reaktionsstile (Tendenz, Reaktionen in bestimmte Richtung zu verzerren, mehr oder weniger unabhängig vom Item- oder Stimulusinhalt)
2. Reaktionssets (beschreiben mehr oder minder bewusste Tendenz, so zu reagieren, dass ein best Bild / best Eindruck entsteht)
> Reaktionssets = eher situationale u vorübergehende Reaktionsmuster, Reaktionsstile eher mit Trait-bezogenen Persönlichkeitsmerkmalen in Zshang
Datenarten:
• subjektive biografische Daten (zB demografische Daten wie Alter, Schulbildung)
• objektive biografische Daten (zB Akteninfos, Beobachter Ratings),
• Fragebogendaten,
• Testdaten (zB Intelligenztestdaten, Reaktionszeiten, physiol Reaktionen)
Verzerrungstendenzen:
Möglichkeiten zur Messung (!), ihr Einfluss, diagnostisches Potenzial und Grenzen
- Erfassung von Verzerrungstendenzen (VT) wird sehr untersch gehandhabt
1. Persönlichkeitsfragebögen mit zusätzl Skalen zur Erfassung von VT
2. Fragebögen um VT gezielt zu erfassen
Skalen zur Erfassung von Verzerrungstendenzen in Persönlichkeitsfragebögen:
1. Eysenck Persönlichkeits-Inventar (Lügenskala, 9 Items)
2. Eysenck Personality Questionnaire, Revised (Lügenskala, 22 Items)
3. Freiburger Persönlichkeitsinventar, revidierte Fassung (Skala Offenheit, 12 Items)
Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2 (Nichtreaktion/inkonsistente Reaktionen: CNS, VRIN, TRIN; Simulation/Aggravation: F, Fb, Fp, FBS, Fs; Dissimulation: L, K, S)
4. 16-Persönlichkeitsfaktorentest, revidierte Fassung (Impression Management)
5. Personality Research Form (Infrequenz-Items (Validitätsskala))
Soziale Erwünschtheit als ein eindimensionales Konstrukt: Zu diesen Skalen gehören ua Edwards Social Desirability Scale; Marlowe-Crowne Soziale Erwünschtheitsskala
Verzerrungstendenzen:
Möglichkeiten zur Messung, ihr Einfluss (!), diagnostisches Potenzial und Grenzen
Insbesondere das sozial erwünschte Antworten wird nicht nur als ein
Antwortstil verstanden, den man eliminieren kann, sondern auch als ein Persönlichkeitsmerkmal mit Traitcharakter
Verzerrungstendenzen:
Möglichkeiten zur Messung, ihr Einfluss, diagnostisches Potenzial und Grenzen (!)
- Über Potenzial u Grenzen von Verzerrungstendenzen wird kontrovers diskutiert:
1. Paulhus (1998): Gewisse Tendenz zur Selbsttäuschung (self-enhancement) ist zunächst kennzeichnend für gut angepasstes u psych gesundes Individuum
- Marcus (2003) schätzt sozial erwünschte Verhaltensweisen als Phänomen ein, für d in Metaanalysen keine validitätsverändernden Einflüsse gezeigt wurden u dass verändertem Antwortverhalten daher keine besondere Rolle bei Personalentscheidungen beigemessen werden muss
- Kersting (2004) betont, dass Personalauswahl ein interaktiver Prozess ist, bei dem soziale Akzeptanz u Kommunikation eine wesentliche Rolle spielen
> Aus Perspektive hoch spezialisierter Fachkräfte-Auswahl, tritt Frage, wie sich Möglichkeit Persönlichkeitsausprägungen zu verzerren auf Akzeptanz verfälschb Persönlichkeitsinventare auswirkt, stärker in d Vordergrund
Psychometrische Einzelfalldiagnostik (Normierte Testwerte (!); Bestimmung von Konfidenzintervallen und kritischen Differenzen und was sie beeinflusst; Interpretation von individuellen Profilen; Robustheit von Reliabilitätskoeffizienten)
- Mit normierten Testwerten ist gemeint, dass die in einem Persönlichkeits- oder Leistungsinventar ermittelten Rohwerte in eine Metrik überführt werden, so dass Test- / Skalenwerte versch Probanden bzw Test- / Skalenwerte eines
Probanden miteinander vgl werden können
> Umwandlung von Rohwerten in Normwerte kann typischerw Normtabellen entnommen werden
Psychometrische Einzelfalldiagnostik (Normierte Testwerte; Bestimmung von Konfidenzintervallen (!) und kritischen Differenzen und was sie beeinflusst; Interpretation von individuellen Profilen; Robustheit von Reliabilitätskoeffizienten)
- Skalen / Tests, mit denen Persönlichkeitsmerkmale, intellektuelle Leistungsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit usw gemessen werden können, sind nicht frei von Messfehlern
> Zeigt sich darin, dass Reliabilitäten d Messinstrumente, mit denen gearbeitet wird, keine perfekte Messgenauigkeit aufweisen (dh Reliabilität ist < 1) - Keine perfekte Messgenauigkeit
> Wahre Test- u Skalenwerte einer Person liegen mit best WSK in einem best Intervall um gemessenen Testwert - Angabe dieser Intervallgrenzen ist wichtig, um Testwerte hinsichtl ihrer Ausprägung beurteilen zu können u daran diagnostische Einschätzungen ableiten zu können
- Reliabilität einer Testskala ist eine wesentliche Information
zur Bestimmung des Konfidenzintervalls für individuelle Testwerte
> Höhere Reliabilität führt zu engerem Konfidenzintervall u umgekehrt
> D Irrtumswahrscheinlichkeit beeinflusst Weite d Konfidenzintervalls u krit Diff
» Bei niedriger Irrtumswahrscheinlichkeit wird Konfidenzintervall weiter
Psychometrische Einzelfalldiagnostik (Normierte Testwerte; Bestimmung von Konfidenzintervallen und kritischen Differenzen und was sie beeinflusst (!); Interpretation von individuellen Profilen; Robustheit von Reliabilitätskoeffizienten)
kritische Differenz kann zum einen für Testwerte zwischen zwei Personen bestimmt werden und zum anderen für Testwerte bei einer Person. Die
kritische Differenz, bei der der Testwert auf einer Skala j bei zwei Personen bestimmt wird, sagt etwas darüber aus, ob sich zwei Personen substanziell in ihren Testwerten auf der interessierenden Skala j unterscheiden
(z. B. ob sich die IQ-Werte von zwei Personen für den Untertest verbale
Fähigkeiten unterscheiden). Die kritische Differenz, die für zwei Testwerte
einer Person bestimmt wird, sagt etwas darüber aus, ob sich der Testwert
auf einer Skala j (z. B. Positiver Affekt) beispielsweise von Zeitpunkt 1
(Prä-Messung) zu Zeitpunkt 2 (Post-Messung) signifikant verändert hat
> Reliabilität beeinflusst Weite d Konfidenzintervalls u d kritischen Differenz
> D Irrtumswahrscheinlichkeit beeinflusst Weite d Konfidenzintervalls u krit Diff
» Bei niedriger Irrtumswahrscheinlichkeit wird Konfidenzintervall weiter, analog zu kritischer Differenz
Psychometrische Einzelfalldiagnostik (Normierte Testwerte; Bestimmung von Konfidenzintervallen und kritischen Differenzen und was sie beeinflusst; Interpretation von individuellen Profilen (!); Robustheit von Reliabilitätskoeffizienten)
- Klinische Psychol: Interesse daran, auf Basis mehrdimensionaler Perskeitsinventare Persönlichkeitstypen zu identifizieren, d best Gruppe von Personen charakterisieren
- A&O: Es werden ua berufsrelevante Eigenschaften anhand von Profilen dargestellt, um im Rahmen d Personalauswahl über Eignung von Bewerbern zu entscheiden
- Leistungsbereich: Typischerw werden Profile von Leistungstests im Hinblick auf Stärken bzw Schwächen einer Person interpretiert
Psychometrische Einzelfalldiagnostik (Normierte Testwerte; Bestimmung von Konfidenzintervallen und kritischen Differenzen und was sie beeinflusst; Interpretation von individuellen Profilen; Robustheit von Reliabilitätskoeffizienten) (!)
- Robustheit von Reliabilitätskennwerten hängt von Stichprobengröße ab
> Bei Berechnung d Standardmessfehlers für Konfidenzintervalle u kritische Differenzen wird implizit davon ausgegangen, dass verwendete Reliabilitätskennwerte robust sind, dh mögl in Stichprobengrößen von N > 300 bzw. N > 400 bis 500 ermittelt wurden - Bei N > 300 bzw. 400, spricht man auch von „praktischer Invarianz“ d RK
- Da im Rahmen diagnostischer Entscheidungen die Messgenauigkeit, mit der diagnostische Informationen erhoben werden, eine wesentliche Rolle spielt, sollte beim Einsatz diagnostischer Inventare auf die Robustheit der Reliabilitätskennwerte geachtet werden
> Einerseits müssen Reliabilitätskennwerte in hinreichend großen Stichproben (N > 300) erhoben werden o d Robustheit d Reliabitätskennwerte auf Basis von Reliabilitätsgeneralisierungen metaanalytisch untersucht wurde
> Andererseits sollte unter Berücksichtigung d 1. Axioms d KTT beim diagnostischen Arbeiten auch d Bestimmung von Konfidenzintervallen für Reliabilitätskoeffizienten in Betracht gezogen werden, um vor allem, wenn Reliabilitätskoeffizienten in kleineren Stichproben erhoben wurden, einschätzen zu können, in welchem Bereich d Messgenauigkeit liegt
Psychologische Begutachtung (Einsatzbereiche und exemplarisch Fragestellungen kennen (!); Arten psychologischer Diagnostik und Stellungnahmen; Formaler Aufbau und Qualitätsmerkmale eines Gutachtens, auch Verhaltensgleichung kennen; Reliabilität und Validität diagnostischer Infos in Begutachtungen)
- Auftraggeber (z. B. Gericht, Privatperson),
- Auftragnehmer (z. B. Psychologe, Mediziner),
- Begutachtete, d. h. Personen, über die das Gutachten erstellt wird
Aussagenpsychol (Auftraggeber: Gericht):
• Aufklärungspflicht d Gerichts im Strafverfahren
Familienrecht (AG: Familiengericht):
• Aufenthaltsbestimmungsrecht
• Umgangsrecht bei Kindeswohlgefährdung
• Rückführung in Herkunftsfamilie
Entwicklungspsychol (AG: Eltern):
• Diagnostik von Entwicklungsverzögerung
• Entwicklungsdiagnostik
Psychologische Begutachtung (Einsatzbereiche und exemplarisch Fragestellungen kennen; Arten psychologischer Diagnostik und Stellungnahmen (!); Formaler Aufbau und Qualitätsmerkmale eines Gutachtens, auch Verhaltensgleichung kennen; Reliabilität und Validität diagnostischer Infos in Begutachtungen)
• Ein psychologisches Gutachten ist eine wissenschaftliche Leistung
eines fachlich qualifizierten psychologischen Sachverständigen.
• Auf der Grundlage wissenschaftlich anerkannter Untersuchungsmethoden und Beurteilungskriterien wird eine Fragestellung bearbeitet.
• Zur Beantwortung der Fragestellung werden bei einem Probanden
Daten erhoben, ausgewertet und beurteilt.
• Auf der Grundlage der erhobenen Daten, des Fachwissens des Sachverständigen, der Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstands
und der einschlägigen Berufserfahrung wird die Fragestellung beantwortet.
• Gutachten werden in Strafverfahren immer und in anderen gutachterlichen Kontexten zumeist schriftlich verfasst und ggf. mündlich ergänzt
Psychol Befund: Fokussiert auf Darstellung von Ergebnissen aus einer / mehreren Informationsquellen in Bezug auf die Fragestellung. Der Auftraggeber interpretiert die Testergebnisse selbst
Gutachterliche Stellungnahme: Beantwortung eines vglw wenig komplexen Sachverhalts / ergänzenden Frage
> Ausführliches Gutachten liegt in diesem Fall meistens bereits vor
> Kann sich bspw in Ergänzung zu neurologischem Gutachten auf Untersuchung d Konzentrationsfähigkeit eines Probanden beziehen