Motivation & Volition Flashcards

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Q

005 | Definieren Sie Motivation und erklären Sie warum der Begriff im Rahmen der Motivationsforschung auch als eine „Hilfsgröße“ bezeichnet wird.

A

Motivation meint ein Bedürfnis oder einen Wunsch, der Verhalten antreibt. Der Begriff umfasst alle Prozesse, die der Initiierung, der Richtungsgebung und der Aufrechterhaltung physischer und psychischer Aktivitäten dienen.

Die Motivationsforschung möchte beantworten,
- was menschliches Verhalten in Gang setzt,
- wodurch dieses Verhalten aufrechterhalten wird,
- warum bestimmte Verhaltensweisen anderen vorgezogen werden und
- warum Menschen zum Teil beeindruckende Anstrengungen zur Zielerreichung zeigen und auch aufrechterhalten.

Der Begriff „Motivation“ verweist auf nicht direkt beobachtbare Prozesse und interne Variablen, die das direkt beobachtbare Verhalten erklären sollen. Er ist daher eine Hilfsgröße, eine gedankliche Konstruktion, die bestimmte Besonderheiten im Verhalten erklären soll.

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2
Q

006 | Zeigen Sie den Zusammenhang zwischen Motivation und Emotion auf und erläutern Sie was vor diesem Hintergrund mit Affektoptimierung gemeint ist.

A

Die Themenbereiche Motivation und Emotion sind eng miteinander verknüpft.

Motive haben einen „energetisierenden“ Charakter, indem sie Menschen dazu antreiben, spezifische Emotionen anzustreben oder zu vermeiden.

  • Motive bestimmen dabei, was der Mensch wolle
  • Kognitionen vermitteln Informationen darüber, wie der Mensch etwas erreichen wolle
  • Emotionen informieren schließlich darüber, inwiefern das Verhalten den Menschen einem angestrebten Ziel nähergebracht hat oder nicht.

Vor dem Hintergrund dieses Verständnisses kann festgestellt werden, dass es ohne Motivation keine Emotion und ohne Emotion keine Motivation gibt.

Menschen reagieren auf der einen Seite nur dann emotional, wenn ein Ereignis für ihre persönlichen Ziele, Bedürfnisse und Motive von Bedeutung, also motivational relevant ist. Auf der anderen Seite ist das, was Menschen überhaupt zum Handeln motiviert, der Wunsch positive Gefühle zu erleben und negative Gefühle zu vermeiden.

Vor diesem Hintergrund ist der Begriff „Affektoptimierung“ zu verstehen. Organismen versuchen ständig ihr Wohlbefinden durch eine Optimierung der Affektbilanz zu maximieren, indem sie Ereignisse, die positive Affekte anregen, herbeizuführen und Ereignisse, die negative Affekte anregen, zu verhindern suchen.

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3
Q

009 | Was versteht Rotter unter generalisierter Erwartung und was wird unter „Wert × Erwartung”-Modellen verstanden?

A

Rotter untersuchte Erwartungen im Rahmen seiner sozialen Lerntheorie hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Motivierung von Verhalten. Dabei ging er davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine Person ein bestimmtes Verhalten ausübt, durch 2 Faktoren bestimmt wird:

(1) Durch ihre Erwartung, dass das angesteuerte Ziel, die sog. Bekräftigung durch die Aktivität, in einer gegebenen Situation erreicht wird

(2) Durch den persönlichen Wert des Ziels bzw. der Bekräftigung

Rotter spezifizierte die Erwartung weiter und nahm an, dass diese durch 2 unabhängige Determinanten bestimmt werde:

(1) Durch eine Erwartung, dass nach den bisherigen Erfahrungen in der Situation dieses Verhalten zu einem bestimmten Bekräftigungsereignis geführt hat

(2) Durch eine generalisierte Erwartung, die über einen breiten Bereich ähnlicher Situationen & Verhalten hinweg verallgemeinert ist

Hinsichtlich der generalisierten Erwartung unterscheidet Rotter zwischen 2 situationsübergreifenden Kontrollorientierungen, die von der individuellen Lern- bzw. Verstärkungsgeschichte des Individuums abhängig sind. Eine solche Kontrollorientierung oder Kontrollüberzeugung ist gleichzusetzen mit einem Glauben daran, was die Ursache für die Ergebnisse menschlicher Handlungen sind. Diese Ergebnisse werden entweder außerhalb der persönlichen Kontrolle (external locus of control) oder innerhalb der eigenen Kontrolle (internal locus of control).

Solche Theorien beruhen auf rationalen Prinzipien moderner Entscheidungstheorien und werden auch als Wert × Erwartungs-Modelle bezeichnet. Dabei gehen klassische Motivationstheorien davon aus, dass die Motivation für die Ziele am höchsten ist, für die das Produkt aus Erwartung und Wert maximal ist. So werden hochattraktive Ziele zumeist nicht angestrebt, wenn die Zielerreichung äußerst unwahrscheinlich ist.

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4
Q

010 | Welche generellen Vorhersagen macht das Risiko-Wahl-Modell nach Attkinson bezüglich erfolgsmotivierter und misserfolgsmotiverter Personen?

A

Zusammenfassend macht das Modell die Vorhersage, dass erfolgsmotivierte Personen sich generell eher optimistisch zeigen, während misserfolgsmotivierte Personen unter Befürchtungen und Selbstzweifeln leiden.

Daher präferieren erfolgsmotivierte Menschen mittel-schwierige Aufgaben. Bei solchen Aufgaben strengen sie sich am meisten an und zeigen maximale Ausdauer.

Misserfolgsmotivierte Menschen meiden generell Leistungsanforderungen oder wählen entweder subjektiv vergleichsweise leichte oder sehr schwere Aufgaben. Bei mittelschweren Aufgaben zeigen Misserfolgsmotivierte minimale Anstrengung und Ausdauer.

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5
Q

011 | Erläutern Sie anhand der Frage, ob sich ein Studierender erneut für eine Prüfung anmeldet, obwohl er bereits durchgefallen ist, wie Attributionen die Motivation beeinflussen.

A

Attributionen beeinflussen – in Abhängigkeit der Erwartungen – die Motivation, als Ausmaß an Anstrengung, die eine Person in einer vergleichbaren kommenden Situation investieren wird.

Dies soll folgendes Beispiel verdeutlichen:

Studierender 1 schreibt Erfolge konsequent seinen Fähigkeiten und seiner Anstrengung zu, während er Misserfolge stets dem persönlichen Pech oder aber unfairen Prüfungen zurechnet.

Studierender 2 schreibt dagegen Erfolge konsequent seinem persönlichen Glück und besonders leichten Prüfungen zu, während er Misserfolge stets auf seine persönlichen Eigenschaften zurückführt.

Die Risikobereitschaft der beiden Studierenden wird sich sehr deutlich unterscheiden. Während Studierender 1 nichts zu verlieren hat, hat Studierender 2 nichts zu gewinnen.

Werden Misserfolge geringen Fähigkeiten und der Schwierigkeit der Aufgabe zugeschrieben, wird sich eine Person bald einfacheren Aufgaben zuwenden beziehungsweise wird diese Person sich bald bescheidenere Ziele setzen.

Werden Misserfolge von einer Person jedoch regelmäßig auf Pech und mangelnde Anstrengung zurückgeführt, dann wird diese wahrscheinlich zukünftig eine höhere Motivation haben, es noch einmal zu versuchen.

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6
Q

012 | Welchen Zusammenhang sehen Sie zwischen dem Konzept der internen Kontrollüberzeugung und der Selbstwirksamkeitserwartung?

A

Hinter einer internen Kontrollüberzeugung verbergen sich 2 Komponenten.

(1) Um eine hinreichend hohe Erfolgswahrscheinlichkeit haben zu können, muss sich eine Person sicher sein, dass eine bestimmte Handlung zu einem bestimmten Ergebnis führt.

(2) Die Person muss sich sicher sein, dass diese Handlung auch ausführbar ist.

Erwerben Menschen eine internale Kontrollüberzeugung (internal locus of control), setzen sie sich Ziele und verwenden sie in der Regel Mittel, die sie diese Ziele erfolgreich erreichen lassen, dann erwerben Menschen laut Bandura ein sog. Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Unter Selbstwirksamkeit wird das Gefühl verstanden, das, was geschieht, kontrollieren zu können. Durch eine hohe wahrgenommene Selbstwirksamkeit wird die Leistung besser und die emotionale Erregung sinkt. Dagegen kann ein Gefühl der Selbstunwirksamkeit zu Apathie und zu Mutlosigkeit führen.

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7
Q

013 | Was sind Attributionsstile und was haben diese mit Motivation zu tun?

A

Als Attributionsstil wird ein konsistentes, individuelles Muster der Zuschreibung von Ursachen für Erfahrungen und Ereignisse des Lebens bezeichnet. Solche Attributionsstile können ein Leben lang beibehalten werden.

Pessimisten erklären Probleme generell mit internalen-stabilen und globalen Faktoren.

Optimisten erklären Probleme dagegen external-variabel und spezifisch.

Während sich also der Pessimist sagt: „Das Problem hatte ich schon immer, es wird nie besser werden, es wird meine Karriere ruinieren“, sagt sich der Optimist: „Manchmal ist die Situation nun einmal so, das kann die Lage vorübergehend verschärfen.“ Haben Optimisten dagegen Erfolg, dann attribuieren sie internal-stabil und global: „Ich bin einfach ein Gewinner.“

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8
Q

014 | Nennen Sie die Konfliktarten im Rahmen des gestaltpsychologischen Ansatzes der Motivation und geben Sie Beispiele.

A

Es können folgende 4 Arten von Konflikten unterschieden werden:

AUSFSUCHEN-AUFSUCHEN-KONFLIKT
Dieser Konflikt meint, dass eine Person zwischen 2 Zielen steht, die beide annähernd gleichen Aufforderungscharakter (Valenz) haben, also gleich attraktiv sind. Da die Person aber nicht beide Ziele zugleich anstreben kann, sondern sich für eines der beiden entscheiden muss, entsteht ein Konflikt. Dieser Konflikt wird auch Appetenzkonflikt genannt.

Ein Aufsuchen-Aufsuchen-Konflikt liegt beispielsweise dann vor, wenn jemand 2 Studienplätze angeboten bekommt, die er sich gleichermaßen gewünscht hat.

MEIDEN-MEIDEN-KONFLIKT

Dieser Konflikt meint, dass eine Person zwischen 2 annähernd gleich schlimmen Übeln wählen muss. Dieser Konflikt wird auch Aversionskonflikt genannt.

Ein Meiden-Meiden-Konflikt liegt zum Beispiel vor, wenn ein Schüler zwischen dem Erledigen einer Hausaufgabe in einem verhassten Fach oder einer Strafarbeit wählen muss, die er dann erhält, wenn er die Hausaufgabe nicht macht.

AUFSUCHEN-MEIDEN-KONFLIKT

Dieser Konflikt meint, dass eine Person sich einem Ziel ausgesetzt sieht, welches zugleich attraktiv und unattraktiv ist. Dieser Konflikt wird auch Appetenz-Aversionskonflikt genannt.

Ein Aufsuchen-Meiden-Konflikt liegt beispielsweise vor, wenn jemand durch eine Heirat einen geliebten Menschen an sich binden möchte, zugleich aber befürchtet seine Freiheit zu verlieren.

DOPPELTER AUFSUCHEN-MEIDEN-KONFLIKT

Dieser Konflikt meint, dass eine Person zwischen zwei Zielen schwankt, die beide sowohl positive als auch negative Seiten haben. Dieser Konflikt wird auch doppelter Appetenz-Aversionskonflikt genannt.

Schließlich zeigt sich ein Aufsuchen-Meiden-Konflikt zum Beispiel in der Wahl zwischen zwei Stellenangeboten, wobei jede Position und jedes Unternehmen sowohl positive als auch negative Seiten mit sich bringt.

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9
Q

021 | Welches der „Big 3-Motive“ bietet sich aus pragmatischen Gründen besonders für Forschungszwecke an und warum?

A

Am einfachsten zu untersuchen ist das Leistungsmotiv.

Zum einen ist es vergleichsweise einfach Leistungsmotivation im Labor zu erzeugen, indem bei bestimmten Aufgaben Leistungsziele gesetzt werden und anschließend die Reaktion auf Erfolg und Misserfolg gemessen wird.

Zum anderen sind Erleben und Verhalten im Leistungskontext ein „Ein-Person-Spiel“. Dies meint, dass es anders als bei dem Macht- oder Anschlussmotiv zur Induzierung und Messung von Verhalten keinen „Mitspieler“ braucht. Macht- und Anschlussstreben vollziehen sich aufgrund der für diese notwendigen sozialen Interaktion vor dem Hintergrund eines deutlich komplexeren Kontextes.

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10
Q

022 | Erläutern Sie den Kern des Leistungsmotivs und grenzen Sie dabei leistungsmotiviertes Verhalten von Verhaltensweisen mit Leistungsbezug ab, welches selbst aber nicht leistungsmotiviert ist.

A

Leistungsmotiviertes Verhalten ist auf einen Gütemaßstab, einen Gütestandard hin ausgerichtet. Als leistungsmotiviert gilt demnach Verhalten, welches darauf ausgerichtet ist, eine Aufgabe zu meistern, etwas besonders gut zu machen, sich selbst zu übertreffen oder sich im Wettbewerb mit anderen zu beweisen. Leistungsmotiviertes Verhalten liegt also vor, wenn zum Beispiel ein Sportler versucht seine Bestmarke zu unterbieten.
Entscheidend für das Vorliegen von Leistungsmotivation ist, dass der Anreiz für eine Handlung ausschließlich in der Tätigkeit selbst und in den selbstbewertenden Emotionen im Fall von Erfolg (Zufriedenheit oder Stolz) oder im Fall von Misserfolg (Scham oder Niedergeschlagenheit) liegt.

Wird Leistungsverhalten gezeigt, um anderen Personen zu imponieren, handelt es sich nicht um Leistungsmotivation.
Im Zentrum steht also nicht das oberflächlich beobachtbare Verhalten, sondern die mit dem gezeigten Verhalten einhergehende emotionale Reaktion.
Der Kern des Leistungsmotivs liegt in der affektiven Befriedigung, die aus der selbstgesteuerten Bewältigung von Leistungsanforderungen gezogen wird.
Das Ziel sind positive Emotionen, die aus der Tatsache resultieren, dass man sich selbst oder andere übertreffen konnte beziehungsweise eine schwierige Aufgaben gemeistert oder ein Hindernis überwunden hat.

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11
Q

023 | Was ist mit der aufsuchenden und der meidenden Komponente des Leistungsmotivs gemeint?

Motivation & Volition

A

Leistungsbezogenes Handeln muss aber nicht mit einem Erfolg enden, sondern birgt auch immer das Risiko zu scheitern. Entsprechend existiert eine aufsuchende Komponente des Leistungsmotivs (Hoffnung auf Erfolg), die auf den möglichen Erfolg ausgerichtet ist, und eine meidende Komponente (Furcht vor Misserfolg), die auf die Vermeidung der negativen Konsequenzen abzielt, die mit einem Misserfolg einhergehen.

Dabei werden Misserfolge deshalb gefürchtet, weil sie mit 2 Konsequenzen einhergehen können:

(1) Misserfolge können auf eine mangelnde Begabung zurückgeführt werden (anstatt auf mangelnde Anstrengung) und daher aversive Emotionen, wie Scham, Peinlichkeit oder Schuld auslösen.

(2) Misserfolge können wegen der zu erwartenden negativen (sozialen) Konsequenzen wie Tadel oder Unzufriedenheit von anderen gefürchtet werden.

Personen mit einer starken Furcht vor Misserfolg neigen dazu, auf mangelnde Begabung zu attribuieren und mit hohen negativen Konsequenzen zu rechnen. In Zusammenhang mit der Furcht vor Misserfolg werden darüber hinaus 2 weitere Formen unterschieden:

(1) Die aktive Misserfolgsfurcht meint, dass eine Person gelernt hat, dass die befürchteten negativen Konsequenzen von Misserfolg ausbleiben, wenn man erfolgreich ist. Solche Personen sind in leistungsthematischen Situationen hochmotiviert Misserfolg zu vermeiden, indem ein Erfolg angestrebt wird.

(2) Die passive Misserfolgsfurcht meint, dass eine Person keine Hoffnung hegt, durch Ausdauer und Anstrengung einen Misserfolg abwenden zu können. Solche Personen versuchen leistungsthematische Situationen zu vermeiden oder zeigen eine Form von „Selbstsabotage“, indem sie beispielsweise am Abend vor einer wichtigen Prüfung ausschweifend & lange feiern, um selbstwertbedrohliche Ursachenzuschreibungen für einen Misserfolg abzuwenden.

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12
Q

024 | Erläutern Sie die Bedeutung und die Entstehung des Anschlussmotivs.

Motivation & Volition

A

Das Streben nach befriedigenden zwischenmenschlichen Beziehungen ist ein universelles menschliches Bedürfnis, positive affektive Beziehungen aufzubauen und zu unterhalten.

Die Befriedigung dieses Bedürfnisses ist eine der wichtigsten Quellen für emotionales Wohlbefinden und damit Lebenszufriedenheit, aber auch für das objektive physische Wohlergehen.

Die Frustration dieses Bedürfnisses in Form von Zurückweisung beeinträchtigt entsprechend das Wohlbefinden und geht mit Angst, Niedergeschlagenheit sowie einem niedrigen Selbstwertgefühl einher.

Vordergründig anschlussthematisches Verhalten, wie Beziehungen zu anderen zu knüpfen und auszubauen, muss aber nicht unbedingt durch das Anschlussmotiv angeregt worden sein.
So kann Anschlussverhalten auch zum Ziel haben, andere zu beeinflussen oder zu beherrschen. Dann wäre dieses aber dem Machtmotiv zuzuordnen.
Beziehungen zu anderen Menschen sind biologisch adaptiv, da sie der Anpassung des Menschen an seine Umwelt dienen. Die Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen gelingt dem Menschen nur in der Gruppe. So war der Mensch bei bestimmten Formen der Jagd auf eine Gruppe angewiesen. Auch die verhältnismäßig lange Schwangerschaft, während der sowohl die Mutter als auch das ungeborene Kind Gefahren vergleichsweise schutzlos ausgeliefert sind, zeigt die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen und Unterstützung auf, die in der Verletzlichkeit des einzelnen Individuums liegt.

Diese evolutionsbiologische Notwendigkeit der Bindung an Bezugspersonen bildet den Kern des Anschlussmotivs.

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13
Q

025 | Was sind die „zwei Gesichter“ des Anschlussmotivs?

Motivation & Volition

A

Die „2 Gesichter“ des Anschlussmotivs zeigen sich in bei Unterscheidung in eine aufsuchende Komponente als Hoffnung auf Anschluss und in eine meidende Komponente als Furcht vor Zurückweisung.

HOFFNUNG AUF ANSCHLUSS

Die Hoffnung auf Anschluss eine generalisierte Erfolgserwartung in sozialen Beziehungen darstellt und darauf ausgerichtet ist, soziale Kontakte aufzubauen. Damit unterstützt die Motivkomponente Hoffnung auf Anschluss das Aufeinander zugehen.

„Hoffnung auf Anschluss”-Motivierte sind beispielsweise dadurch gekennzeichnet, dass sie andere Personen positiver beurteilen und denken, dass andere Personen ihnen selbst ähnlicher sind, dass sie andere mehr mögen und auch von anderen mehr gemocht werden.

„Hoffnung auf Anschluss“-Motivierte zeigen dabei eine positive Stimmung, die sich auf andere Personen überträgt. Dies führt zu einer entspannten Atmosphäre, die wiederum bewirkt, dass sich das Anschlussmotiv auch eher erfüllt. In der Folge werden „Hoffnung auf Anschluss“-Motivierte zusätzlich in ihrer Hoffnung gestärkt, positive soziale Kontakte auch zukünftig herbeiführen zu können. Es entsteht auf diese Weise ein positiver Kreislauf der Selbstbekräftigung, in dem sich auf der einen Seite die Hoffnung stabilisiert und sich auf der anderen Seite in Zukunft ähnlich sozial geschickt verhalten wird.

FURCHT VOR ZURÜCKWEISUNG

Die Furcht vor Zurückweisung hemmt als generalisierte Misserfolgserwartung in sozialen Beziehungen eine unangemessene Annäherung an andere Personen. Die Motivkomponente Furcht vor Zurückweisung mahnt so zu Vorsicht im Umgang mit anderen.

„Furcht vor Zurückweisung“-Motivierte sind wiederum bspw. dadurch gekennzeichnet, dass sie dazu neigen, mehrdeutige Signale in sozialen Situationen als Zurückweisung zu interpretieren, dass sie in sozialen Situationen nicht besonders geschickt agieren und sich auch selbst als unbeholfener, unbeliebter und einsamer wahrnehmen.

Bei „Furcht vor Zurückweisung“-motivierten Personen zeigt sich dagegen ein entsprechender Teufelskreis. Die Tendenz in sozialen Situationen eher die Gefahr der Zurückweisung zu sehen, führt zu einem unsicheren Verhalten in diesen Situationen. Die Interaktionspartner nehmen dieses Verhalten wahr & reagieren ihrerseits mit Unbehagen und senden somit keine Signale, die auf Akzeptanz hinweisen. Dieses Unbehagen wird von „Furcht vor Zurückweisung“-motivierten Personen wiederum als Ablehnung interpretiert, wodurch langfristig die Furcht vor Zurückweisung stabilisiert wird.

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14
Q

026 | Was ist das Machtmotiv und wodurch speist sich Macht?

Motivation & Volition

A

Das Machtmotiv zielt darauf ab, ein Gefühl von Stärke und Überlegenheit zu empfinden, welches sich einstellt, wenn körperlich, mental oder emotional auf andere Einfluss genommen wird. Es wird angenommen, dass ein Gefühl von Selbstwirksamkeit entsteht, wenn Personen in der Lage sind, ihre Umwelt zu kontrollieren. Dieses Gefühl verstärkt seinerseits wieder erfolgreiches machtbezogenes Verhalten.
Das eigentliche Motivziel ist also das Gefühl von Selbstwirksamkeit bei Erreichen von Kontrolle, dessen Eintritt erhofft und dessen Ausbleiben gefürchtet wird. Menschen handeln also machtthematisch, um ein positives Gefühl von Selbstwirksamkeit zu erfahren.

Es werden 6 QUELLEN DER MACHT unterschieden:

(1) Belohnungsmacht
Andere für ihr Verhalten belohnen können.

(2) Bestrafungsmacht
Andere für ihr Verhalten bestrafen können.

(3) Legitimierte Macht
Eine Person darf aufgrund von Normen oder Regeln einer Gesellschaft ganz legitim Macht auch gegen den Willen einer anderen Person ausüben (Festnahmen der Polizei, Sanktionen von Vorgesetzten bei mangelnder Arbeitsleistung).

(4) Vorbildmacht
Auch Vorbilder üben Macht in dem Sinne aus, dass sie andere dazu veranlassen, zu werden wie sie.

(5) Expertenmacht
Expertise ist eine weitere Quelle der Macht, bei der andere auf das Wissen oder die Fähigkeiten einer anderen Person angewiesen sind. Ein Beispiel für Expertenmacht sind ärztliche Gesundheitsempfehlungen, die mehr Einfluss auf die Verhaltensänderung haben als der Rat eines Bekannten, doch endlich mit dem Rauchen aufzuhören.

(6) Informationsmacht
Gemeint ist, dass die Kenntnis von Informationen über die zu beeinflussenden Personen und der Handlungsspielraum, diese Kenntnisse zugunsten oder zuungunsten dieser Personen einzusetzen, eine Quelle der Macht darstellt.

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15
Q

027 | Wie entsteht ein hohes Machtmotiv und was sind seine Folgen?

Motivation & Volition

A

Ein hohes Machtmotiv wird durch frühe Lernerfahrungen erworben. Dabei können nach dem Prinzip der KLASSISCHE KONDITIONIERUNG neutrale Stimuli (beliebige Objekte), die mit unkonditionierten Stimuli (Machtanreize, z.B in Form von dominanzausstrahlenden Gesichtern) gepaart werden, ähnlich starke Reaktionen auslösen, wie die unkonditionierten Stimuli selbst und damit zu konditionierten Stimuli werden.

Nach dem Prinzip der OPERANTE KONDITIONIERUNG werden Verhaltensweisen, die zu machtthematischen Erfolgen führen (also belohnt werden), verstärkt und damit in ihrer Auftretenswahrscheinlichkeit erhöht. Verhaltensweisen, die nicht zu machtthematischen Erfolgen führen, werden dementsprechend in ihrer Auftretenswahrscheinlichkeit abgeschwächt.

Hochmachtmotivierte unterscheiden sich in ihrer Informationsverarbeitung und in ihrer Erinnerungsleistung von Niedrigmachtmotivierten. Dies äußert sich darin, dass Hochmachtmotivierte machtthematische Inhalte besser erinnern können. Dabei handelt es sich sowohl um Inhalte der eigenen Biografie als auch des Alltags, aber durchaus auch um fiktive Inhalte. Hochmachtmotivierte zeigen bevorzugt bestimmte Verhaltensweisen. Diese reichen von primitiven Beeinflussungsversuchen wie körperlicher Bedrohung bis hin zu sehr komplexen und subtilen Manipulationsversuchen in Form von geschickten Verhandlungsstrategien. Hochmachtmotivierte werden als überzeugender und kompetenter eingeschätzt. Dabei beruht diese Einschätzung anscheinend nicht auf den Inhalten der vorgetragenen Argumente, sondern auf mimischen und gestischen Besonderheiten, die Machtmotivierte zeigen.

Hochmachtmotivierte haben häufig Ämter inne, bevorzugen Wettkampfsportarten, schreiben gern Leserbriefe, besitzen und zeigen gern Prestigegüter (z.B. auffällige Autos), zeichnen sich aber auch durch den Konsum von Alkohol und das Lesen von Sport- und Erotikmagazinen aus. Hochmachtmotivierte machen früher ihre ersten sexuellen Erfahrungen, haben häufiger Geschlechtsverkehr und mehr Sexualpartner. Sie gehen weniger feste Beziehungen ein und präferieren stattdessen häufige Partnerwechsel. Bei Frauen geht ein erhöhtes Machtmotiv mit einer hohen Anzahl mitgeführter Kreditkarten und einer hohen Anzahl an Schlankheitskuren einher.

Im Berufsleben zeichnen sich Hochmachtmotivierte zunächst dadurch aus, dass sie Berufe wählen, in denen sie Einfluss auf andere ausüben können, sowie anschließend durch steile Karrieren in Führungslaufbahnen.

Im Privatleben versuchen Hochmachtmotivierte andere durch Luxusgüter zu beeindrucken und zeigen ein vergleichsweise höheres Risikoverhalten in Spielsituationen.

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16
Q

028 | Was ist die positive Seite eines hohen Machtmotivs?

Motivation & Volition

A

Wird das Machtmotiv durch ein hohes Verantwortungsbewusstsein kontrolliert, dann zeigen Hochmachtmotivierte kein Verhalten, welches im Wesentlichen durch Aggression und Promiskuität charakterisiert ist. In diesem Fall äußert sich das Machtmotiv in sozial anerkanntem Verhalten. Für verantwortungsbewusste und gleichzeitig machtmotivierte Menschen sind berufliche Tätigkeiten attraktiv, welche die Ausübung von Macht in gesellschaftlich akzeptierten Bahnen erlauben.

In diesem Zusammenhang wird auch zwischen personalisierter & sozialisierter Machtorientierung unterschieden:

Personalisierte Machtorientierung
Orientiert sich an den eigenen Interessen. Es wird als positiv erlebt, andere zu beeinflussen, zu kontrollieren oder zu etwas zu zwingen, weil dadurch die eigene Stärke erlebt wird.
Dies ist die problematische Seite der Machtmotivation.

Sozialisierte Machtorientierung
Ist durch eine starke Hemmungstendenz charakterisiert und nicht selbst-, sondern fremddienlich. Es wird als positiv erlebt, dass die Ausübung von Macht anderen nutzt.
Dies ist die positiv zu bewertende Seite der Machtmotivation.

17
Q

29 | Unterscheiden Sie explizite und implizite Motive und erläutern Sie, auf welche Kontroverse diese Unterscheidung zurückzuführen ist.

Motivation & Volition

A

Die Erforschung von Leistungs-, Anschluss- und Machtmotiv war stets mit der Frage verknüpft, mit welcher Messmethode interindividuelle Unterschiede in diesen Motiven am besten erfasst werden können. Dabei wurde schon früh deutlich, dass Motive, die über den Thematischen Auffassungstest (TAT) erhoben worden waren, nicht mit den Ergebnissen von Messinstrumenten korrelierten, welche die gleiche Motivinhaltsklasse per Selbstbericht zu erfassen versuchten.
Als Erklärung für die mangelnde Korrelation wurde die Existenz von 2 unabhängigen Motivsystemen vorgeschlagen, die als implizite & explizite Motive bezeichnet wurden.

Implizite Motive basieren auf frühkindlichen, vorsprachlichen affektiven Erfahrungen von Kindern mit bestimmten Anreizen. Im Falle des Leistungsmotivs handelt es sich dabei um die positive affektive Erfahrung Stolz zu erleben, wenn eine Aufgabe gelungen ist. Durch diese affektiven Erfahrungen bilden sich stabile Präferenzen für bestimmte Anreize heraus, die auch in Zukunft vergleichbare Affekte versprechen. Implizite Motive werden auch als affektgesteuerte Bedürfnisse bezeichnet. Da diese Bedürfnisse unbewusst sind, können sie auch nicht direkt über den Selbstbericht erfasst werden. Hier ist ein indirekter Zugang erforderlich, der keine bewusste Kognition erfordert.

Explizite Motive basieren dagegen auf Anforderungen und Erwartungen von wichtigen Bezugspersonen und auf gesellschaftlichen Normen und Regeln. Explizite Motive sind Teil des Selbstkonzeptes und bestehen aus bewussten Selbstzuschreibungen. Dementsprechend handelt es sich um kognitive Bedürfnisse. Diese basieren auf sozialen Interaktionen, die eng an Sprache gebunden sind und daher auch im Erwachsenenalter der Sprache zugänglich bleiben.

18
Q

30 | Unterscheiden Sie vor dem Hintergrund expliziter und impliziter Motive respondentes und operantes Verhalten.

Motivation & Volition

A

EXPLIZITE MOTIVE sagen Reaktionen in klar strukturierten Situationen vorher. Solche Reaktionen werden als respondentes Verhalten bezeichnet. Klar strukturiert sind Situationen dann, wenn im Rahmen von Entscheidungen und Bewertungen bewusste Abwägungsprozesse involviert sind.

Im Falle des Leistungsmotivs könnte beispielsweise zwischen mehreren Aufgaben unterschiedlicher Schwierigkeit zu entscheiden sein. Da in der Regel in solchen Fällen die Entscheidungs- und Bewertungsprozesse nicht durch die Person selbst ausgelöst werden, sondern diese auf äußere Umstände (z.B. auf Vorschläge des Vorgesetzten) reagiert, wird auch von „respondentem Verhalten“ gesprochen.

IMPLIZITE MOTIVE sagen Reaktionen vorher, die von sich aus auftreten, demnach spontan sind und auf Eigeninitiative beruhen. Solche Reaktionen werden als operantes Verhalten bezeichnet.

Im Falle des Leistungsmotivs drückt sich dies beispielsweise in der längerfristigen beruflichen Karriere oder in unternehmerischen Erfolgen aus, die regelmäßige und zahlreiche Auseinandersetzungen mit eigenen inneren Leistungsmaßstäben erfordern.

19
Q

31 | Zeigen sie auf, wie und mit welchen Folgen implizite und explizite Motive miteinander interagieren.

Motivation & Volition

A

Es hat sich gezeigt, dass die beiden Motivsysteme (implizit vs. explizit) miteinander interagieren, wobei sie sich gegenseitig hemmen oder fördern können. Dabei wird angenommen, dass implizite & explizite Motive arbeitsteilig wirken.

Während implizite Motive einen energetisierenden Charakter haben, haben explizite Motive einen steuernden Charakter. Je nach Ausprägung des Motivs können 4 unterschiedliche Motivkongruenztypen unterschieden werden.

Motivkongruenz meint die übereinstimmende Ausprägung von impliziten & expliziten Motiven.

Motivinkongruenz meint die mangelnde übereinstimmende Ausprägung von expliziten & impliziten Motiven.

MOTIVKONGRUENZTYP I
Explizite Ausprägung - Gering
Implizite Ausprägung - Gering
Bei diesem Typ konfligieren explizite und implizite Motive nicht, es kommt aber entsprechend auch nicht zu einer gewissen Energetisierung des Verhaltens.
Das wäre im Bereich des Leistungsmotivs der Fall, wenn eine Person sich zum einen nicht mit selbstgesteckten Zielen auseinandersetzt, um sich selbst als tüchtig zu erleben, und für die zum anderen Leistungsorientierung kein besonderer Teil des Selbstkonzeptes ist.

MOTIVINKONGRUENZTYP I
Explizite Ausprägung - Hoch
Implizite Ausprägung - Gering
Bei diesem Typ konfligieren das explizite & implizite Motiv. D.h. die Person auf der einen Seite hoch anspruchsvolle Leistungsziele generiert, für deren erfolgreiche Umsetzung dann aber die ausreichende Ausprägung des impliziten Leistungsmotivs fehlt.
Da die gewählte Tätigkeit an sich keine Freude bereitet, muss die notwendige Energie alleine aus den extrinsischen Anreizen (z.B. Anerkennung durch andere oder eines hohen Gehalts) „gezogen“ werden.
Typische Äußerung: „Ich muss mich überwinden, die Tätigkeit anzugehen.“

MOTIVINKONGRUENZTYP II
Explizite Ausprägung - Gering
Implizite Ausprägung - Hoch
Bei diesem Typ konfligieren explizite und implizite Motive demnach. D.h. die Person auf der einen Seite ein hohes Verlangen nach herausfordernden Tätigkeiten hat und es genießt diese zu bewältigen. Auf der anderen Seite entwickelt das niedrige explizite Leistungsmotiv keine ausreichend anspruchsvollen Leistungsziele, sodass sich die Person zumeist in leistungsneutralen Umgebungen aufhält. Das implizite Motiv kann sich also nicht entfalten und die Motivbefriedigung tritt nicht ein.
Typische Äußerung: „Ich habe das Gefühl, nicht so zu handeln, wie ich wirklich bin.“

MOTIVKONGRUENZTYP II
Explizite Ausprägung - Hoch
Implizite Ausprägung - Hoch
Bei diesem Typ konfligieren explizite und implizite Motive nicht, es kommt zu einer gewissen Energetisierung und möglichst optimalen Ausrichtung des Verhaltens.
Das wäre im Bereich des Leistungsmotivs der Fall, wenn bei einer Person durch das hohe explizite Motiv das Setzen von anspruchsvollen Leistungszielen mit dem Erleben von Erfolg einhergeht und damit wiederum das implizite Motiv befriedigt wird.

20
Q

032 | Erklären Sie, welche Erklärungslücke das Konzept der Volition schließt.

Motivation & Volition

A

Erwartung x Wert = Motivation

Erwartungs x Wert-Modelle der Motivation gehen davon aus, dass die Motivation für solche Ziele am höchsten ist, für die das Produkt aus Erwartung und Wert maximal ist.

Im Alltag zeigt sich dann aber, dass Menschen nicht immer alles tun, was sie sich vorgenommen haben, dass Dinge auf die lange Bank geschoben oder dass gute Vorsätze über Bord geworfen werden. Es muss also keineswegs immer so sein, dass ein Ziel, welches sowohl von hohem Wert als auch realisierbar ist, in die Tat umgesetzt wird.

Diese Erfahrung wird in Theorien zur Volition berücksichtigt, indem zwischen Prozessen der Zielwahl und Prozessen der Zielrealisierung unterschieden wird.

Klassische Erwartungs x Wert-Modelle beziehen sich lediglich auf Prozesse der Zielwahl durch Wünschbarkeit (Wert) und Realisierbarkeit (Erwartung).
Prozesse der Zielrealisierung sind aber keine Frage der Motivation, sondern der Volition. Es geht also um die Frage, wie Menschen etwas realisieren, obwohl es sie abschreckt, wie Menschen „sich zusammenreißen“ und sich eben „nicht gehen lassen“. Bei der Volition geht es um den Willen.

21
Q

033 | Erläutern Sie den Unterschied zwischen Absicht und Vorsatz in den Begrifflichkeiten des Rubikonmodells.

Motivation & Volition

A

Absicht meint eine Zielintention, während Vorsatz eine Implementierungsintention meint. Ausgangspunkt dieser Unterscheidung ist die Beobachtung, dass Menschen sich vor Schwierigkeiten, die einer Realisierung von Absichten entgegenstehen, schützen, indem sie eine Implementierungsintention bilden.
Darunter wird eine mentale Verknüpfung zwischen einer passenden Handlungsgelegenheit und einer passenden Handlung im Sinne einer Wenn-Dann-Aussage verstanden: Wenn Gelegenheit „x“ auftritt, dann wird Handlung „y“ ausgeführt.

Während sich eine Person im Rahmen einer Zielintention, also einer Absicht, auf einen angestrebten Zielzustand festlegt, legt sich eine Person im Rahmen der Implementierungsintention, also einem Vorsatz, auf eine konkrete Handlungsausführung fest.

Zielintentionen konkretisieren also den angestrebten Zielzustand, während Implementierungsintentionen konkretisieren, bei welcher Gelegenheit, welche zielführenden Handlungen ausgeführt werden.

So wäre eine Zielintention: „Ich will die Klausur im Modul Allgemeine Psychologie schreiben.“

Um diese Zielintention zu fördern, könnte folgende Implementierungsintention gebildet werden: „Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, dann schlage ich Seite X des Studienbriefs auf und werde 10 Seiten konzentriert durcharbeiten.“

22
Q

034 | Was meint vor dem Hintergrund der Handlungskontrolltheorie der Begriff „Kontrollzustand“ und wovon ist dieser Zustand abhängig?

Motivation & Volition

A

Wie gut Handlungskontrollstrategien funktionieren, hängt vom Kontrollzustand ab. Dabei werden 2 Zustände unterschieden:

(1) Der erste Kontrollzustand wird Handlungsorientierung genannt und ist dadurch gekennzeichnet, dass Personen mittels Handlungskontrollstrategien flexibel auf Handlungsanforderungen reagieren.

(2) Der zweite Kontrollzustand wird als Lageorientierung bezeichnet und ist dadurch gekennzeichnet, dass Personen nicht aktiv reagieren, sondern sich in negativen Gedanken verfangen. Dadurch wird der Einsatz der Handlungskontrollstrategien erschwert. Diese negativen Gedanken kommen Sorgen gleich und können sich beispielsweise folgendermaßen äußern: „Es ist alles so schwierig. Warum ist das gerade mir passiert und wie soll ich das alles bloß schaffen?“

Die Ausprägung des Kontrollzustandes ist abhängig von 2 Faktoren:

(1) Von den aktuellen äußeren Umständen

(2) Von überdauernden persönlichen Dispositionen, eher zum einen oder zum anderen Kontrollzustand zu neigen.

Es scheint also ein Persönlichkeitsmerkmal der Handlungs- und Lageorientierung zu existieren. Dieses Persönlichkeitsmerkmal kann mittels des Handlungskontrollfragebogens nach Kuhl erfasst werden.

23
Q

Was versteht man unter „Sensation Seeking“? Wie kann es gemessen werden?

Motivation & Volition

A

Zuckerman beschreibt Sensation Seeking als ein Persönlichkeitsmerkmal.

Der Mensch strebt nach Abwechslung und verschiedenen Eindrücken und Erfahrungen und ist bereit, verschiedene Risiken persönlicher, finanzieller oder auch gesellschaftlicher Natur in Kauf zu nehmen, wobei die Wechselhaftigkeit im Vordergrund steht.

Es geht um das Verlangen und Aufsuchen von immer neuen Sinneseindrücken und Erlebnissen, um in den Genuss der ständigen Spannung zu kommen. Ein optimales Erregungsniveau bedeutet, dass weder zu wenig noch zu viel Stimulation durch die Umwelt vorliegt. Nicht allein die sensorischen bzw. gefühlsmäßige Reize, sondern auch die Suche nach Erlebnisreizen ist wichtig. Dies wird auch als Sensationslust beschrieben.

Der Need Inventory of Sensation Seeking (NISS) ist ein Fragebogen zur Erfassung des Sensation Seeking. Dieser erhebt das dispositionale Bedürfnisses nach Stimulation mit den zwei Subskalen „Bedürfnis nach Stimulation“ und „Vermeidung von Ruhe“. Der Fragebogen kann bei Erwachsenen und Jugendlichen eingesetzt werden. Das Material besteht aus Handbuch, Selbstbeurteilungsbogen und Protokollfragebogen. Bei diesem Verfahren handelt es sich um ein schnelles und einfaches Verfahren (die Bearbeitung und Auswertung dauert jeweils fünf Minuten).

24
Q

Beschreiben Sie in den Grundzügen die Bedürfnishierarchie nach Maslow

Motivation & Volition

A

Maslow entwickelte eine Theorie der menschlichen Motivation, die sowohl spannungsreduzierende als auch spannungssteigernde Handlungen erklärt. Er unterschied zwischen 2 Motivationsformen

(1) Mangelmotivation veranlasst Menschen, ihr physisches oder psychisches Gleichgewicht zu erneuern

(2) Wachstumsmotivation veranlasst Menschen, das zu überschreiten, was sie in der Vergangenheit getan haben und gewesen sind

25
Q

Bitte erläutern Sie den Unterschied zwischen Motivation & Volition

Motivation & Volition

A

Motivation
Bezieht sich auf Prozesse & Phänomene, die mit dem Setzen von Zielen aufgrund von deren Wünschbarkeit & Realisierbarkeit zu tun haben.

Volition
Bezieht sich auf Prozesse & Phänomene, die mit der konkreten Realisierung von Zielen im Handeln zu tun haben.

26
Q

Bitte beschreiben Sie das Rubikon-Modell: Wie viele Phasen hat es? Erläutern Sie diese Kurz

Motivation & Volition

A

Das Rubikon-Modell der Handlungsphasen untergliedert den Handlungsstrom vom Entstehen eines Wunsches bis hin zur Zielerreichung in 4 Phasen (Abwägen, Planen, Handeln und Bewerten), die von 3 Übergängen (Bildung einer Zielintention, Handlungsinitiierung und Zielerreichung) getrennt sind.

Abwägen
- Intentionsbildung - [Rubikon]
Planen
- Intentionsinitiierung -
Handeln
- Intentionsdeaktivierung -
Bewerten

27
Q

Welche Handlungskontrollstrategien sind Ihnen geläufig?

Motivation & Volition

A

AUFMERKSAMKEITSKONTROLLE
Aufmerksamkeit auf solche Situationen fokussieren, die für die Zielrealisierung förderlich sind
Bsp: In einem Konfliktgespräch in der Mimik des Gesprächspartners auf versöhnliche Signale achten

ENKODIERUNGSKONTROLLE
Solche Merkmale von Reizen abspeichern, die sich auf eine aktuelle Absicht beziehen
Bsp: Bei einem Text nur die Inhalte abspeichern, die bspw. für eine Präsentation relevant sind

MOTIVATIONSKONTROLLE
Die positiven Anreize des Ziels vor Augen haben
Bsp: An die schönen Seiten der Zielerreichung denken

EMOTIONSKONTROLLE
Sich in einem emotionalen Zustand versetzen, der der Zielrealisierung zuträglich ist
Bsp: Sich nach einem Misserfolg durch eine angenehme Tätigkeit emotional wieder aufrappeln

UMWELTKONTROLLE
Aus seiner Umgebung ablenkende Reize entfernen
Bsp: Das Handy ausschalten, um beim Lernen bzw. Arbeiten nicht gestört zu werden

28
Q

Benennen Sie Machtquellen

Motivation & Volition

A

Um Macht auszuüben, muss der Machtausübende über unterschiedliche Ressourcen verfügen. Die folgenden 6 Machtquellen lassen sich kategorisieren:

(1) Belohnungsmacht

(2) Zwangs- oder Bestrafungsmacht

(3) Legitimierte Macht

(4) Vorbildmacht

(5) Expertenmacht

(6) Informationsmacht