LB III Flashcards
Delir
= postoperative Psychose, Durchgangssyndrom, akuter Verwirrtheitszustand
Symptome:
- Angst, Reizbarkeit, Apathie
- Desorientierung, veränderte Psychomotorik
- Wahnvorstellungen
- Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen
Arten
- hypoaktives Delir: Pat. ist inaktiv/ ruhig —> Gefahr von lebensbedrohlichen somatischen Ursachen
- hyperaktives Delir: Pat. ist unruhig/ enthemmt/ nicht eingrenzbar —> oft Freiheitsentzug aufgrund Selbst- oder Fremdgefährdung
Risiko:
- Alter >65 J.
- Demenz, Multimorbidität
- Dehydration
- Immobilität
- Polypharmazie
Erkennung:
- Fremd-/ Medikamenten-/ Suchtanamnese
- Delirium Observation Screening Scale (DOS)
- Confusion Assessment Method (CAM)
Folgen:
- erhöhtes Mortalitätsrisiko
- verlängerter Klinikaufenthalt
- freiheitsentziehende Maßnahmen
- beschleunigte Demenzprogression
- Betreuung in stationärer Einrichtung
Alte Menschen
Wissenschaften zu alten Menschen:
- Gerontologie: Lehre des Alterns
- Geriatrie: Altersmedizin
- Gerontopsychiatrie: psychische Erkrankungen im Alter
- Geragogik: Lernen im Alter
Altersdimensionen:
- biologisch: genetische Abbauprozesse im Alter (zB Zellen, Organe)
- kalendarisch: Zugehörigkeit zu Kohorte/ Gruppe, die im gleichen Zeitraum geboren wurden und ähnliche Erfahrungen gemacht haben (zB 2. WK, Corona)
- funktional: Rechte/ Pflichten in best. Alter (zB Schulalter, Geschäftsfähigkeit)
- gesellschaftlich: altersspezifische Rollen (zB Ausbildung, Heirat, Familiengründung)
- psychisch-geistig: Reife- und Entwicklungsstufenmodelle
-> WHO: alternd (50-60), älter (61-75), alt (76-90), sehr alt (91-100), langlebig (>100)
-> Arbeitswelt: >50J.
Abweichung:
- durch Umweltfaktoren (reine Luft, sauberes Trinkwasser, Lärm, Strahlung)
- durch genetische Einflüsse (Erbkrankheiten, Hormonabnahme, Stoffwechsel)
- durch Lebensführung (ungesundes Essen, Rauchen, Schichtbetrieb, Unzufriedenheit)
Kennzeichen:
abnehmende Leistungsfähigkeit, Fehleranfälligkeit der Körperfunktionen, Krankheitsanfälligkeit, Verlust sozialer Rollen, soziale Isolation
- physische Krankheiten: Parkinson, Arteriosklerose, Herzinfarkt, Diabetes mellitus, Hypertonie, Osteoporose
- psychische Krankheiten: Altersdemenz, Altersdepression
- Frailty: Gebrechlichkeit, verminderte Kompensation bei Störungen
- Multimorbidität: mind. zwei behandlungsbedürftige Krankheiten
Patientenkommunikation
Eisbergmodell: Beeinflussung des Kommunikationsverhalten durch unsichtbare Persönlichkeitsanteile
- sichtbare Anteile (bewusst): Verhalten, Taten, Körpersprache, Worte
- unsichtbare Anteile (unbewusst): Bedürfnisse, Interessen, Gefühle, Vorgeschichte
Informationsübertragung: 20% verbal, 80% nonverbal/ paraverbal
- paraverbal: Lautstärke, Tonlage, Sprechpausen, Gutturallaute (Seufzen, Lachen, Räuspern)
- nonverbal: Gestik, Mimik, Körpersprache
Aktives Zuhören
Grundsätze:
- empathische, offene Grundhaltung
- authentisches, kongruentes Auftreten
- Akzeptanz der anderen Person
Techniken:
- paraphrasieren (wiederholen mit eigenen Worten)
- verbalisieren (emotionales in Worte bringen)
Paul Watzlawick
5 paradigmatische Axiome
Axiome: richtiger Grundsatz; gültige Wahrheit, die man nicht beweisen muss
1. Man kann nicht nicht kommunizieren
Nonverbale/ paraverbale Kommunikation
2. Inhalts- und Beziehungsaspekt in jeder Kommunikation
Bewusster Inhalt, unbewusste Beziehungsebene
3. Ursache & Wirkung
4. Digitale und analoge Modalitäten
digital: Semantik, Worte, Buchstaben
analog: Zeichen der anderen Person beobachten
5. Kommunikation entweder symmetrisch oder komplementär
symmetrisch: gleichstarke Partner
komplementär: Unterordnung eines Partners
Verbal/ paraverbal:
- Sprechweise (Betonung, Pausen)
- Sprechtempo
- Stimme (laut, leise)
- Tonfall
- Lachen, Seufzen
Nonverbal:
- Mimik
- Gestik
- Körperhaltung, Ausdrucksbewegung
- Berührung
Friedemann Schulz von Thun
Interaktion zwischen Sender und Empfänger, Vier Seiten einer Nachricht
- Sachinhalt: worüber ich informiere
- Appell: was ich beim anderen erreichen möchte
- Beziehung: was ich vom anderen halte/ wie wir zueinander stehen
- Selbstoffenbarung: was ich von mir selbst preisgebe
Unterschied Nachricht und Botschaft
- Nachricht: gesamte Info, die der Sender dem Empfänger vermittelt (beabsichtigt und unbeabsichtigt)
-
Botschaft: jede einzelne Ebene der Nachricht stellt eine Botschaft dar (Appellebene, Selbstoffenbarungsebene, Beziehungsebene, Sachebene)
–> Botschaft kann explizit/ implizit und kongruent/ inkongruent sein
Explizit: deutlich ausgedrückt
Implizit: gemeint, aber nicht deutlich ausgedrückt (nonverbal/ paraverbal)
Kongruent: Nachricht ist in sich stimmig, alle Signale einer Nachricht weisen in eine Sinnrichtung
Inkongruent: Nachricht mit widersprüchlichen Signalen
Qualifikationen der Botschaft:
- durch Kontext, zB Sarkasmus
- durch Formulierung
- durch Körperbewegung
- durch Tonfall
Metakommunikation: wie sind gesendete Nachrichten gemeint, wie wird darauf reagiert -> Kommunikation über Kommunikation (Missverständnisse vermeiden, indem zuvor Gesagtes nochmal wiederholt wird)
Ruth Charlotte Cohn
Themenzentrierte Interaktion, Vier-Faktoren-Modell, 2 Postulate
Themenzentrierte Interaktion (TZI):
- Person (Ich)
- Gruppeninteraktion (Wir)
- Aufgabe (Es)
- Umfeld (Globe)
–> Förderung des Gleichgewichts dieser Faktoren als Basis für Gruppenarbeit
2 Postulate:
1. Leite dich selbst: Entscheidungen treffen und Verantwortung dafür übernehmen
2. Störungen und Betroffenheiten haben Vorrang: Störungen ernst nehmen und bearbeiten, damit Person wieder handlungs-/ arbeitsfähig ist
Hilfsregeln in der TZI:
- Ich-Botschaften (Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Wunsch)
- Begründungen geben
- Interpretationen vermeiden, eher Reaktionen aussprechen
- Verallgemeinerungen vermeiden
Carl Rogers
6 Wirkfaktoren, aktives Zuhören
Aktives Zuhören:
Paraphrasieren: Wiederholen der sachlichen Aussage
Verbalisieren: Wiederholen der emotionalen Aussage
–> Grundregeln: Kongruenz (authentisches Auftreten), Wertschätzung (bedingungslose positive Einstellung), Empathie (offene Grundhaltung)
Kommunikationsstörung
Definition: Dysfunktionale Kommunikation, Missverstehen
- Gesagtes wird vom Empfänger anders interpretiert
- Handlung des Empfängers entspricht nicht der Erwartung des Senders
Gründe für Störung:
- sprachliche Mehrdeutigkeit
“Hol ein paar Overholtklemmen”
- keine quadratische Klarheit
“Gib mal ne Naht her”
- verschiedene mentale Modelle (versch. Situationseinschätzung)
“Bronchospasmus wird nicht mitgeteilt”
- unterschiedliche Kommunikationsstile und -kulturen
“Bezeichnung “Babynor” –> nicht jedem bekannt”
Dysfunktionale Interaktions-/ Beziehungsmuster:
- Reaktanz
“Du bist keine Vollkraft, du hast keine Ahnung”
- symmetrische Eskalation
“Ich darf LAMAs schieben” - “Aber ich darf immer intubieren”
- komplementäre Kommunikation
Operateur will Pflaster, muss aber Steristripss verwenden, weil sie offen sind
Schlechte Kommunikationsmuster:
- unklarer Adressat
- Sprach- und Sprechprobleme
- Infoüberlastung
- Wortkargheit
- Passivität/ Aggressivität
- schlechtes Zuhören
- Vermischen von Beziehungs- und Sachebene
Gute Kommunikationsmuster:
- Kongruenz
- Kommunikationsstörung ansprechen
- klare Sprache
- Positionen vertreten
- Bedenken äußern
- aktives Zuhören
Feedback
Feedbackstrategie (bei Autoritätsgradienten)
Einstieg –> Standpunkt (Ich-Form) –> Problem präzisieren (Befürchtungen äußern) –> alternative Lösungsmöglichkeiten –> Stellungnahme erbitten
Feedback geben:
Vorbereitung: Ziel des Empfängers vor Augen haben, Situation beobachten, Notizen
Feedback: Ich-Botschaften, wertfrei, konkret, umsetzbar/ dem Ziel angemessen, Positives nicht vergessen, nicht relativieren, auf 3-4 Punkte beschränken
Feedback nehmen:
Konzentriert zuhören, Verständnisfragen klären, nicht rechtfertigen, Vorschläge durchdenken, schriftlich zusammenfassen, bedanken
Johari-Fenster:
A: öffentliche Person (Selbstbild = Fremdbild)
B: mein Geheimnis (Ängste, Empfindungen, Wünsche)
C: blinder Fleck (unbewusste Gewohnheiten, Vorurteile, Mimik, Stimme)
D: unbewusster Bereich (verborgene Talente, traumatische Erlebnisse)
Blinden Fleck verkleinern (durch Feedback):
unbewusste Gewohnheiten kennenlernen, bewusste Erweiterung des Handlungsspielraums, Gestaltung sozialer Beziehungen, wissen wie uns andere wahrnehmen
Todeszeichen
Unsichere Todeszeichen:
- Atemstillstand
- Pulslosigkeit
- Bewusstlosigkeit
- Absinken der Körpertemperatur
- Hautblässe
- Muskellähmung mit fehlendem Lidschlag
Sichere Todeszeichen:
- Leichen-/ Totenflecken (Livores)
- Totenstarre (Rigor mortis)
- Autolyse (Selbstauflösung durch körpereigene Enzyme und Tätigkeit von Bakterien)
Sterbephasen
- Nichtwahrhabenwollen, Isolation
- Zorn
- Verhandeln
- Depression
- Zustimmung
Abwehrmechanismen
-
Verdrängung: bedrohliche Themen aus Bewusstsein ausschließen
zB nicht mehr über traumatisches Erlebnis im OP reden -
Regression: unbewusste Rükkehr in kindliches Verhalten
zB durch Stress kurz vor Weinen -
Reaktionsbildung: Entwicklung entgegengesetzter Verhaltensweisen
zB extreme Freundlichkeit bei Unfreundlichkeit - Affektisolierung: unerwünschtes Gefühl wird von Situation entkoppelt
-
Verschiebung: Verschiebung negativer Gefühle auf weniger bedrohliche Situationen
zB neg. Gefühle gegen Kollegen werden am Pat. ausgelassen -
Projektion: Verlagerung eigener “verbotener” Gefühle/ Gedanken auf andere Person
zB Krankmachen -
Rationalisierung: Suche vermeintlich logischer/ akzeptabler Erklärungen für Verhalten/ Gefühle
zB Fehler wird erklärt -
Identifikation: angstmachende/ bedrohliche Einflüsse werden in Ich-Struktur aufgenommen, damit sie keine Angst mehr auslösen
zB Angst am OP-Tisch -
Kompensation: Ausgleich einer Schwäche durch Überbetonung einer Stärke
zB schlechte LZK mit Theoriewissen ausgleichen -
Somatisierung: Umwandlung von psych. Stress in körperl. Symptome
zB Prüfungsangst
Behaviorismus (Konditionierung)
Klassisches Konditionieren (Ivan Pawlow) –> berühmtester Zufall der Psychologie
Kern der Konditionierung: Reflexe
Begriffe:
- unkonditionierter Reiz
- neutraler Reiz
- unkonditionierte Reaktion
- konditionierter Reiz
- konditionierte Reaktion
Moderne Anwendung: Konditioniertes Immunsystem (zB bei Allergien oder Krebstherapie)
Operantes Konditionieren (Thorndike)
Kern der Konditionierung: Konsequenzen, bewusst steuerbare Verhaltensweisen
Begriffe:
- positive Verstärkung: Zufügen von angenehmer Konsequenz
- negative Verstärkung: Entfernung von unangenehmem Reiz
- positive Bestrafung: Zufügen von unangenehmem Reiz
- negative Bestrafung: Entzug von angenehmem Reiz
Klassifikationen der Persönlichkeit
“Big Five”:
- Neurotizismus (emotionale Labilität, Reizbarkeit)
- Extraversion (Geselligkeit, Durchsetzung)
- Verträglichkeit (Vertrauen, Hilfsbereitschaft)
- Gewissenhaftigkeit (Ordentlichkeit, Zuverlässigkeit)
- Offenheit für Erfahrungen (Fantasie, Toleranz, Werte)
Stress
“Stress entsteht im Kopf” (Lazarus)
Definition: Anspannung/ Anpassungszwänge, die uns aus persönl. Gleichgewicht bringen
Stressoren: äußere/ innere Einflüsse, die Stresszustand auslösen
Yerkes-Dodson-Gesetz: Abnahme der Produktivität durch zu viel Stress
Transaktionales Stressmodell (Lazarus)
1. primäre Bewertung der Situation
–> Einschätzung der Belastung
2. sekundäre Bewertung der eigenen Fähigkeiten
–> Einschätzung, ob man mit der Belastung umgehen kann
–> körperliche Stressreaktion
3. Coping
–> problem-/ emotions-/ bewertungsorientiert
4. Neubewertung (Re-Appraisal)
–> Einschätzung der Belastung
Stress-Ampel (Kaluza)
Stressoren (Leistungsanforderungen, Zeitdruck, soziale Konflikte)
↑↓
Motive/ Einstellungen (Ungeduld, Perfektionismus, Einzelkämpfertum)
↓
Stressreaktion (körperliche und psychische Aktivierung)
Stressoren
Arbeitsplatz:
- wenig Zeit für alle Aufgaben
- mangelnde Routine (Unsicherheit)
- Lärm
- Konflikte mit Kollegen
- ungewollte Umgebung für Patienten
- Kontrollverlust
- postoperativer Schmerz
- ungewisse Aufenthaltsdauer
Alltag:
- Lärm
- fehlender Ausgleich durch Freizeitaktivität
- fehlende Sozialkontakte
- Krankheit in Familie
Sonstige:
- helles Licht
- Hitze/ Kälte
- Verletzungen
- Koffein, Nikotin
- Hunger, Durst
- Ängste, Trauer, Konflikte