LB I Flashcards
Gesetzliche Pflichten des Arbeitgebers (Unfallverhütung)
Geeignete Maßnahmen treffen oder geeignete Arbeitsmittel einsetzen, um eine Gefährdung der Beschäftigten durch schweres Heben oder Tragen auszuschließen
Risikoverringerung für Unfälle am Arbeitsplatz (Arbeitnehmer)
- Vermeidung gefährlicher Belastungen des Stütz- und Bewegungsapparates
- eigene Grenzen kennen, helfen lassen, um Hilfe fragen
- sich nicht überschätzen, Last nicht unterschätzen
- Hilfsmittel nutzen
- gute Körperhaltung
H-Sätze (Gefahrstoffe)
Hazard statement (Gefahrenhinweise): Gefahren, die vom Stoff/ Gemisch ausgehen
P-Sätze (Gefahrstoffe)
Precautionary statement (Sicherheitshinweise): Maßnahmen zur Begrenzung/ Vermeidung von schädlicher Wirkungen durch Stoff/ Gemisch
PSA im Umgang mit Gefahrstoffen
Schutzkleidung: flüssigkeitsdichte Schuhe und Schürzen, Gesichts- und Kopfschutz, flüssigkeitsdichte Handschuhe
Atemschutz
Augenschutz
Hautschutz
Betrieblich-organisatorischer Infektionsschutz
- OP-Türen schließen
- Schutzkleidung
- Händedesinfektion
- Verwendung steriler Medizinprodukte
Apparativ-technischer Infektionsschutz
- leicht zu reinigende Flächen (Boden, Wände, Türen, Ablagen)
- gerundete Kantenübergänge
- Staubablagerungen vermeiden
- verfügbare Desinfektionsspender und Handschuhe
- Waschplätze für Händewaschung und Desinfektion
Funktionell-baulicher Infektionsschutz
- Abgrenzung der OP-Abteilung zum restlichen Krankenhaus
- Schleusen für Patienten, Personal und Güter
- Vorbereitung der Instrumentiertische in Rüstzone
- Aufwachraum außerhalb der OP-Abteilung
Hautschichten
Epidermis (Oberhaut)
Dermis (Lederhaut)
Subkutis (Unterhaut)
Funktionen der Haut
Passiv: Schutz vor Kälte/ Hitze/ UV-Strahlung/ Druck/ chemischen Substanzen/ Keimen
Aktiv: Abwehr eingedrungener Keime, Resorption von Wirkstoffen, Schweiß- und Talgabgabe, Thermoregulation, Sinneswahrnehmung
Residente Hautflora
“Standortflora”
Natürliche dauerhafte Kolonisation der Haut mit “eigenen” Keimen
Infektionsgefahr nur intraoperativ und für stark Abwehrgeschwächte
Reduktion durch chir. Händedesinfektion
Transiente Hautflora
“Kontakt-/ Anflugflora”
Vorübergehende Kontamination der Haut mit “fremden” Keimen (auch mögliche Krankheitserreger; fakultativ pathogen)
Gefahr der Übertragung nosokomialer Infektionen durch Bakterien, Viren und Pilze
Abtötung durch hyg. Händedesinfektion
Infektionsflora
Erreger aufgrund eines entzündlichen Prozesses
zB Staphylococcus aureus, Streptokokken, Escherichia coli, Röteln
Kriterien der Händedesinfektion
- Vollständige Benetzung
- Einwirkzeit beachten
- Richtige Anwendungskonzentration
Arten von Desinfektionsmittel
Viruzid: behüllte (zB Influenza A Virus) und unbehüllte Viren (zB Norovirus)
Begrenzt viruzid: nur behüllte Viren (zB HBV, HCV, HIV)
Zeitpunkte der Händedesinfektion
- Vor Patientenkontakt
- Vor aseptischen Tätigkeiten
- Nach Kontakt mit potentiell infektiösen Materialien
- Nach Patientenkontakt
- Nach Kontakt mit unmittelbarer Patientenumgebung
Benetzungslücken der Händedesinfektion
Nagelfalz, Fingerkuppen, Daumen, Fingerzwischenräume, Handrücken, Handflächenfalten, Handgelenke
Hautpflege: Arten und Einsatzzeitpunkte
Wasser-in-Öl-Emulsion (WO)
- in der Pause
- nach der Arbeit
Öl-in-Wasser-Emulsion (OW)
- während der Arbeit
Endogene Infektion
Körpereigene Mikroorganismen, die durch geschwächte Immunabwehr in den Körper eindringen und Erkrankungen auslösen
Resident oder transient
Exogene Infektion
Infektion durch von außen kommende Mikroorganismen
Infektionserreger
- Bakterien: Staphylokokken, MRSA
- Viren: Masern, HIV
- Rickettsien: Q-Fieber (Zoonose)
- Protozoen: Malaria
- Pilze: Soor
- Prionen: Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Transmissionswege für Infektionen
- direkt: Schmier-/ Kontaktinfektion (Hände, Haut, Schleimhaut, Körperöffnungen)
- indirekt: Oberflächen, Instrumente
- Luft/ Wasser: Tröpfcheninfektion, Aerosole
- Austausch von Körperflüssigkeiten
- Insekten/ Zecken
Eintrittspforten für Infektionen
Augen, Nase/ Schleimhaut, Mund, Urogenitaltrakt, Hautinzisionen
Kardinalsymptome der Entzündung
- Functio laesa (Funktionseinschränkung)
- Dolor (Schmerz)
- Tumor (Schwellung)
- Rubor (Rötung)
- Calor (Hitze)
Nosokomiale Infektion: Definition und Erreger
Neu aufgetretene lokale oder systemische Infektion, die im zeitlichen Zusammenhang mit stationärem oder ambulantem Krankenhausaufenthalt steht
Erreger: Bakterien, Pilze, Viren
Nosokomiale Infektion: Risikofaktoren
Patientenfaktoren: Alter, Schwere der Erkrankungen, Immunabwehr
Umweltfaktoren: Luft, Wasser, Oberflächen in Patientennähe
Mikrobiologische Faktoren: Pathogenität der Erreger, Resistenzen
Behandlungsfaktoren: invasive Maßnahmen wie Operationen, Katheter, Beatmung
Nosokomiale Infektion: Lokalisationen
Postoperative Wunden, Blutkreislauf, Wunden, Schleimhäute, Körperöffnungen
Häufigste nosokomiale Infektionen
- Harnwegsinfekt
- Untere Atemwegsinfektionen
- Postoperative Wundinfektion
Nosokomiale Infektion: Präventionsmaßnahmen
Präoperative Rasur, Antibiotikaprophylaxe, Hautdesinfektion, Abdeckung, postoperativer Bettwechsel
Kriterien der präop. Haarentfernung
- Lokalisation OP-Gebiet
- Schnittführung
- Schnitterweiterung
- Drainagenaustrittsstelle
- Abdeckgewohnheiten
Untersuchungsmaterial für Zytologie
- Abstrich oder Abklatsch
- Körperflüssigkeiten –> Aspirationszytologie
- Von Gewebeoberflächen abgespülte Zellen –> Spülzytologie
- Zellen aus Punktionen –> Punktionszytologie
Formalin: Wirkung
- Konservierung von Form, Farbe, Struktur
- Gewebeaushärtung
- Stopp der Autolyse und Fäulnis
- Verhinderung von Infektionen
Formalin: Gefahr
Giftig bei Verschlucken, Einatmen, Hautkontakt –> Verätzungen, Augenschäden, allergische Reaktionen, krebserregend
PSA: Schutzbrille, Mundschutz, Nitrilhandschuhe
Histologiezettel
- Patientenname und Geburtsdatum
- Diagnose
- Entnahmedatum
- Bezeichnung des Präparates
- Zuordnung der Fadenmarkierungen
- Fragestellung
- Unterschrift und Telefonnummer Operateur
Messorte Puls
A. carotis
A. subclavia
A. axillaris
A. brachialis
A. radialis/ ulnaris
A. abdominalis
A. femoralis
A. poplitea
A. tibialis posterior
A. dorsalis pedis
Kriterien Pulskontrolle
Pulsrhythmus, Pulsfrequenz, Pulsqualität
Einflüsse auf die Pulsfrequenz
Physische Faktoren: Alter, Geschlecht, Energieumsatz, Herz-Kreislaufsystem
Psychische Faktoren: Freude, Angst, akuter Schmerz
Sterilisationsverfahren
Thermostabiles Material:
- Dampfsterilisation (feuchte Hitze)
- Heißluftsterilisation (trockene Hitze)
Thermolabiles Material:
- Gassterilisation (Ethylenoxid, Formaldehyd)
- Plasmasterilisation (Wasserstoffperoxiddampf)
- Strahlensterilisation (Gamma-/ Elektronenbestrahlung)
Sterile Lösungen mittels Filtration
Prüfplakette des Sterilguts
- Inhalt
- Sterilisationsdatum
- Verfall
- Chargennummer
- Indikatorstreifen
- Sterilisationsart
Bewusstseinsstadien
- wach/ ansprechbar
- benommen
- somnolent
- soporös
- Koma
Bereiche der Hygiene
Umwelthyg., Sozialhyg., Psychohyg., Personalhyg., Lebensmittelhyg., Haushaltshyg.
Steuerung der Atmung
Medulla oblongata
Steuerung von
- Sauerstoffgehalt des Blutes
- Kohlendioxidgehalt des Blutes
- pH-Wert des Blutes
Vitalzeichen
Bewusstsein, Atmung, Puls, Blutdruck, Körpertemperatur
Bauchatmung
- v.a. Zwerchfell
- pyhsiologisch bei Männern, Kindern und Säuglingen
- pathologisch als Schonatmung (Thoraxtrauma/ -operation)
- altersbedingt
Brustatmung
- v.a. Zwischenrippenmuskulatur
- physiologisch bei Frauen
- pathologisch als Schonatmung (Abdominaltrauma, Bauchoperationen)
Stridor
Expiratorisch: Stridor, Rasselgeräusche, Giemen, Schluckauf
Inspiratorisch: Schnarchen, Verlegen der Atemwege
Blutsperre
Vorteil: bessere Sicht im OP-Gebiet, geringerer Blutverlust
Nachteil: Austrocknung des Wundgebiets, größere Gefahr der Wundheilungsstörung
Kontraindikationen: Frakturen, pAVK, Shunt, Hauttransplantationen, Weichteil-/ Knocheninfektion
Chirurgische Händedesinfektion: Indikationen
- direkter Kontakt zum OP-Feld/ sterilen Materialien/ Instrumenten
- invasive Maßnahmen (ZVK legen)
Chirurgische Händedesinfektion: Ziele
- Verhinderung von Wundinfektionen
- Reduktion der residenten Hautflora
- Elimination der transienten Hautflora
- Remanenzwirkung: Unterdrückung der Keimvermehrung während gewisser Zeit nach Anwendung
PVK: was soll nicht darüber verabreicht werden?
- Hochosmolare Lösungen (>310 mmol/l) —> venenreizend
- Infusionen >800 mmol/l
- längerdauernde Katecholamintherapie
- Kalium
PVK: Kontraindikationen
- Hautschäden/ Wunden
- Entzündungen
- frische Amputationen
- Thrombose
- Shunt
- nach axillärer Lymphadenektomie
- Gefäßersatz
- Lähmungen/ Sensibilitätsstörungen
- im OP-Gebiet
Maßnahmen bei intraarterieller Medikamentengabe
- Kanüle in der Arterie belassen
- Injektion unterbrechen
- Nachspülen: 20ml NaCl
- Injektion von Kortikoiden und Lokalanästhetika
- Hochlagern
- Verbesserung der Blutviskosität: Lasix, Urokinase (Thrombolyse)
Prämedizierte PatientInnen
- ältere Pat. können paradox reagieren (Verwirrtheit/ Unruhe statt Sedierung)
- Pat. nicht alleine lassen
- sorgfältige Überwachung: Atmung, auffälliges Verhalten
Umlagerung von PatientInnen
- über alle Abläufe informieren
- Sicherheit: Tischbremsen, Bauchgurt
- Wärme
- Intimsphäre
Medizinische Handschuhe
- Sterile OP-Handschuhe = Medizinprodukt (MPG)
- Unsterile Handschuhe = PSA
Medizinische Handschuhe: Kriterien
- Dichtigkeit (AQL-Wert)
max. Anzahl kaputter Produkte bei Stichprobenkontrolle - Mindestmaße
- Reißfestigkeit
- Penetration
Eindringen von Chemikalien/ Mikroorganismen durch poröses Material - Permeation
Durchdringen des Handschuhs, zB Chemikalien
Medizinische Handschuhe: Funktionen
- Barriere: Schutz vor Besiedlung/ Infektion mit Krankheitserregern
- Verminderung der Keimlast auf Händen des Personals
Einweghandschuhe: Material, Vor- und Nachteile
Latex
+ hohe mechan. Belastbarkeit, gute Passform, hohe Elastizität
- nicht beständig gegen Lösungs- und Desinfektionsmittel, Allergen
Nitrilkautschuk
+ beständig gegen Fette, Reinigungs- und Desinfektionsmittel, hypoallergen, höhere Stichfestigkeit als Latex, günstiger als Latex
- schlechtere Passform als Latex, geringere Elastizität
Neopren
+ antiallergen, mechan. und chem. Beständigkeit, Elastizität
- keine Informationen
Vinyl (PVC)
+ bessere Chemikalienbeständigkeit als Latex, hypoallergen
- geringe mechan. Beanspruchbarkeit, hohe Perforationsrate
Polyethylen
+ kostengünstig
- nur kurze Anwendungsdauer, geringe mechan. und chem. Belastbarkeit, schlechter Tragekomfort
Baumwolle
+ Unterziehhandschuhe (Feuchtigkeitsschutz - Vermeidung von Mazeration)
- keine Informationen
Team-Time-Out
Um Verwechslungen (des Pat./ der Seite/ des Eingriffs) zu vermeiden —> Patientensicherheit
Überprüfen:
- Patientenidentifikation
- OP-Seitenmarkierung & Eingriffsart
- Bilder & Implantate verfügbar
- erwarteter Verlauf und Blutverlust
- Allergien
- Antibiotikagabe
- Vorstellung der Teammitglieder
Hypo- und Hyperthermie
Hypothermie: Verlangsamung aller Stoffwechselvorgänge —> existentielle funktionelle Störungen
Hyperthermie: Hemmung der ATP-Synthese, Störung des Energiehaushalts, Denaturierung der Enzymeiweiße
Arten der Wärmeausbreitung
- Wärmeleitung (Konduktion)
zB nicht gewärmte Gelmatten, kalte Infusionen - Verdunstung (Evaporation)
zB Schweiß, Desinfektionsmittel - Wärmeströmung (Konvektion)
zB aufgedeckter Pat. unter raumlufttechn. Anlage - Wärmestrahlung (Radiation)
zB kalte Saaltemperatur
Temperaturregulation des Körpers
Steuerung durch Hypothalamus
- Wärmeabgabe: Vasodilatation, Schwitzen
- Wärmeproduktion: Vasokonstriktion, Muskelzittern, Gänsehaut, aktive Wärmeproduktion in der Leber
Intraoperative Komplikationen durch Hypothermie
- verlängerte Wirkdauer der Medikamente
- Thrombozytenfunktionsstörungen
- Wundheilungsstörungen (herabgesetzte lokale Immunabwehr)
- Shivering
Drainagen
- prophylaktisch: Sekretdrainage in Bauchhöhle —> Aufschluss über Nachblutung/ Anastomoseninsuffizienz
- therapeutisch: bei Abszessen/ Pneumothorax
Drainagen: Indikationen
- postop. zur Infektionsvorbeugung
- Überwachung von Nachblutungen
- Druckentlastung bei Flüssigkeitsansammlungen
- Prophylaxe der Anastomoseninsuffizienz
- Therapie bei Infektionen durch Spül-/ Saugdrainage
Drainagen: Material
Polyvinylchlorid
+ formstabil
- Austritt toxischer Weichmacher, Lumenänderung durch Eiweißablagerung (Abflussbehinderung)
Silikon
+ wärme- und wasserbeständig, beste Gewebeverträglichkeit (Langzeitdrainage), keine Weichmacher und organ. Zusatzstoffe, sehr flexibel
- keine Informationen
Naturgummi und Latex
+ Kurzzeitdrainage
- starke lokale Gewebereaktion, Oberflächenbeschaffenheit begünstigt Bakterienansiedlung, Zersetzungsprozesse und Verlust von Elastizität und Härte nach längerem Verbleib im Körper, Allergen
Drainagen: Systeme
- offen (Sekret fließt in Verband): für infizierte Wunden, Wundhöhle wird offen gehalten
- halboffen (Ableitung mit Konnektionsstelle zur Flasche): als Abszessdrainage und für Anastomoseninsuffizienz
- geschlossen (Ableitung in luftabgeschlossenen Auffangbeutel; mit oder ohne Sog): als Spül-/ Saugdrainage, mit Sog werden Wundflächen zusammengezogen —> Rücklauf ausgeschlossen
Intimsphäre
Um Intimsphäre so gut wie möglich zu wahren:
- Pat. so lange wie möglich zudecken
- Sichtschutz verwenden
- sich selbst vorstellen —> viel persönlicher
- Tür schließen für DK-Anlage
- vor Umlagerung informieren
- Pat. mithelfen lassen —> fühlt sich nicht so uneigenständig
Intimsphäre: Distanzzonen
- öffentliche Distanzzone (>3,6 m): öffentliche Reden vor großer Gruppe
- soziale Distanzzone (1,2 - 3,6 m): unpersönliche Kommunikation, zB Verkäufer, Bankangestellte
- persönliche Distanzzone (60 cm - 1,2 m): Händeschütteln, Reden
- intime Distanzzone (0 - 60 cm): Partner, Familie, Geschwister, gute Freunde
Bakterien: Aufbau
Außen:
- Zellkapsel nicht bei allen Bakterien
- äußere Zellmembran nur bei gramneg. Bakterien
- Zellwand
- Cytoplasmamembran
- Geißel null bis viele
- Haftpili
Innen:
- Plasmidring (DNA) trägt Information über Antibiotikaresistenz
- 70S-Ribosomen
- Depotstoffe (Metaphosphate, Glykogen)
Unterschied zur menschlichen Zelle: Zellwand, kein Zellkern
Äußere Schutzbarrieren des Körpers
- Lysozym in Tränenflüssigkeit und Speichel (antibakteriell wirkendes Enzym)
- Schleim und Flimmerepithel des oberen Respirationstrakts
- Säureschutzmantel der Haut
- Hornschicht und Hautflora (physiolog. Standortflora)
- Salzsäure des Magens
- alkalisches Milieu im Duodenum
- physiolog. Darmflora
- Spülung der Blase und Harnröhre durch Harnfluss
- saures Milieu der Scheide
Immunabwehr
Unspezifisch:
- zellulär: Makrophagen, neutrophile Granulozyten, natürliche Killerzellen
- humoral: Zytokine, Lysozym
Spezifisch:
- zellulär: T-Zellen (T-Helferzellen, zytotoxische T-Zellen, T-Zell-Gedächtnis)
- humoral: Antikörper
Krankheitserreger
- Prokaryoten: Bakterien
Erreger besitzen Zellstruktur, aber weniger hoch entwickelt, zB ohne Zellkern - Eukaryoten: Protozoen, Pilze, Tiere
Erreger besitzen höher entwickelte Zellstruktur, zB mit Zellkern - Subzelluläre infektiöse Objekte: Prionen, Viren
Erreger ohne Zellstruktur
Mibi Fachbegriffe
- Letalität: Verhältnis Todesfälle zu Erkrankten
- Morbidität: Erkrankte pro 100.000
- Mortalität: Zahl der an Krankheit verstorbenen
- Inzidenz: Neuerkrankungen pro Zeitperiode
- Prävalenz: Erkrankte an bestimmtem Stichtag
- Pathogenität: Krankheit hervorrufend
- Kontamination: Verunreinigung von Gegenständen/ Umwelt/ Untersuchungsproben mit Mikroorganismen
- Infektion: Eindringen von Mikroorganismen in Wirt
- stumme Infektion: asymptomatische Infektion
- nosokomiale Infektion: im Krankenhaus erworbene Infektion
- fakultativ pathogen: nur für Immunsupprimierte krankmachend
- obligat pathogen: zwingend krankmachend
- Epidemie: zeitlich und örtlich begrenzte Häufung von Infektionskrankheiten
- Pandemie: Epidemie breitet sich über Kontinent oder ganze Welt aus, zeitliche Häufung
- Endemie: „Dauerverseuchung“, dauerhaftes Vorhandensein eines Erregers in best. Region
- Keimträger: tragen pathogene Keime auf Haut/ Schleimhaut mit sich herum, ohne infiziert zu werden
- Epidemiologie: Lehre über Entstehung, Verbreitung, Bekämpfung und sozialen Folgen von Epidemien
- Kolonisation: Besiedlung der Haut/ Schleimhaut durch MO, jedoch kein Eindringen ins Gewebe
- Inkubationszeit: Zeit von Infektion bis Auftreten erster Symptome
- Inkubationsausscheider: Ausscheidung von Erregern während Inkubationszeit (häufig bei Viruserkrankungen)
- Rekonvaleszenz: Ausscheidung der Erreger nach überstandener Krankheit (typ. für enterische Salmonellen)
- Dauerausscheider: Ausscheidung von Erregern >3 Mon. nach überstandener Infektion
Physiologische Bakterien der Haut
- Mund/ Rachen/ Atemwege: Candida albicans
- Haut: Staphylococcus epidermidis
- Magen: Helicobacter pylori
- Darm: Escherichia coli
- Urogenitaltrakt: Corynebacterium aurimucosum
Infektionskette
Infektionsquelle (Mensch, Tier, Umwelt, Lebensmittel)
Mensch muss nicht infiziert sein, reicht auch als Keimträger
Übertragungswege (exogene Infektion)
- direkt: Tröpfchen-, Kontakt-/ Schmierinfektion, Aerosole, Injektionen, Insekten, diaplazentar, perinatal, sexuell
- indirekt: Kontamination von Lebensmitteln, Wasser, Gegenständen, Händen
Empfänger (endogene Infektion)
- Eintritt über Haut und Schleimhaut (alle Körperöffnungen)
- parenteral durch die Haut (Stich, Biss, Injektion, Katheter)
- Verschleppung physiolog. Keime
-> Unterbrechung der Infektionskette durch Händedesinfektion und Händewaschen
Übertragung Mutter - Kind: vertikale Transmission: diaplazentar, perinatal, durch Stillen
Infektionsvorgang
Voraussetzung: pathogener Erreger
- Übertragung: exogene Infektion
- Anhaften an Wirtsgewebe
- Eindringen (Invasion) in Wirt über Haut/ Schleimhaut
- Vermehrung und Ausbreitung im Gewebe
- Immunabwehr des Wirts
- Überwindung der Abwehrmechanismen
- Schädigung des Wirtsgewebes —> klinische Symptome (häufig Entzündung)
Vereinfachte Infektion durch Immunschwäche
zB geringes oder hohes Alter, Medikamente, Immunsuppressiva, Zytostatika, chron. Erkrankungen, nach OP, bestehende andere Infektionskrankheit
-> opportunistische Infektion durch fakultativ pathogene Erreger
Stoffwechsel und Energiegewinnung von Bakterien
Humanpathogene Erreger gewinnen Energie durch Abbau organischer Nährstoffe des Menschen
- aerob (durch Oxidation)
- anaerob (durch Fermentation)
- fakultativ anaerob (sowohl aerob als auch anaerob)
Nadelstichverletzung
- Erstversorgung
- Infektiosität der Indexperson ermitteln
- evtl. sofortige Behandlung (nach HIV-/ Hep. B-Kontakt)
- Vorstellung beim D-Arzt
- Unfalldokumentation (Verbandbuch)
- Serologische Kontrolluntersuchungen
Aufwachraum: Anforderungen
- Monitoring (EKG, RR, SpO2, Atmung, Temperatur)
- manuelle Beatmungsmöglichkeit
- (Notfall-) Medikamente
- Pflegekräfte
- ärztliche Verfügbarkeit
Aufwachraum: Ausstattung
Verpflichtend für jeden Bettplatz:
EKG, RR (nicht-invasiv), Pulsoxymetrie, Möglichkeit der O2-Gabe, Absauggerät
Innerhalb angemessenem Zeitraum verfügbar:
Temperatur, Defibrillator, Notfallinstrumente (zB Notkoniotomie), Relaxometrie, Kommunikationstechnik
Empfohlen:
invasive RR-Messung, Mehrkanal-EKG, maschinelle Beatmung, Kapnometrie, BGA
Intensivstationen: Indikationen
- thorax-/ abdominal-/ neurochirurgische Eingriffe
- hoher Blutverlust, hämodynamische Instabilität
- schwerwiegende Vorerkrankungen (zB COPD, Herzinsuffizienz)
- nicht extubierbare Pat.
- Notwendigkeit zur Intensivtherapie (Sepsis, ARDS)
Aufwachraum: Übergabe
- Name, Alter
- Vorerkrankungen, Allergien
- Narkoseverlauf, Komplikationen
- durchgeführte OP
- operative Komplikationen, Blutverlust
- Drainagen
- Schmerztherapie, weitere Anordnungen
Aufwachraum: Nachüberwachung
- Bewusstseinslage/ Orientierung/ Reflexe
- Atmung/ O2 Sättigung
- Herz-/Kreislauffunktion
- Schmerz
- Übelkeit/ Erbrechen
- Körpertemperatur
- Mobilität/ Lagerung
- Bilanzierung (Verbände/ Drainagen)
- Motorik/ Sensibilität
- Dokumentation
Schmerzskalen
- NRS (numerische Rating Skala): 1-10
- VAS (visuelle Analogskala)
- Smiley Skala (Kinder): grünes bis rotes Smiley
- KUSS Skala (Demenzpat.)
WHO Schmerzpyramide
-
Stufe I: Nichtopioid + Adjuvanz
zB Paracetamol, Metamizol -
Stufe II: Schwaches Opioid + Nichtopioid + Adjuvanz
zB Tramadol, Codein, Tilidin -
Stufe III: Starkes Opioid + Nichtopioid + Adjuvanz
zB Fentanyl, Morphin - (Stufe IV: Rückenmarksnahe Opioide)
Aufwachraum: Komplikationen
- Vigilanzminderung
- Ateminsuffizienz
- Medikamentenüberhang
- Blutdruckschwankungen
- Nachblutungen (Hypovolämie)
- Hypothermie
- Shivering
- Übelkeit, Erbrechen
- Harnverhalt
- Desorientierung, Agitiertheit (Delir)
Ausscheidungen
- Auswurf/ Sputum
- Schweiß
- Abatmung
- Dickdarmsekret
- Menstruation
- Muttermilch
Beeinflussende Faktoren: Toilettenausstattung, Sauberkeitserziehung im Kindesalter, Flüssigkeitsaufnahme, Gefühle, Gewohnheiten
Harnableitungen
-
Suprapubisch (oberhalb des Schambeins): akute Prostatitis, Verletzung der Hüft-/ Beckenknochen, Stuhlinkontinenz, längerwährende Harnableitung
–> reduziertes Infektionsrisiko, kein Eingriff in Intimsphäre, Spontanmiktion/ Restharnbestimmung möglich -
Transurethral (durch Harnröhre in Blase): OP Dauer 2-3h, Blasenspülung, postoperative Immobilität, Ausscheidungsbilanz
–> weniger invasiv, von Assistenzpersonal durchführbar
–> größerer Pflegeaufwand (Katheterhygiene), Harnröhrenläsionen, hohe NCI-Rate, Spontanmiktion/ Restharnbestimmung nicht möglich
Unterscheidung Einmal- und Dauerkatheter, Spülkatheter
Gramfärbung
Grampositiv: dicke Zellwand, keine Zellmembran –> durch Anfärbung blauviolett
- Kokken: Staphylokokken, Streptokokken
- Stäbchen: Corynebacterium, Clostridium
Gramnegativ: dünne Zellwand, äußere Zellmembran –> durch Anfärbung rot
- Kokken: Neisseria, Moraxella
- Stäbchen: Acinetobacter, Pseudomonas
Gramfärbung hat Einfluss auf Antibiotikawirkung, zB Vancomycin nur bei grampos.
MRSA: grampositiv
MRGN: gramnegativ
MRSA
Methicillinresistenter Staphylococcus aureus
Übertragung: v.a. Kontaktinfektion über Hände –> hyg. Händedesinfektion
Arten:
- haMRSA (hospital acquired): im Krankenhaus erworben
- caMRSA (community acquired): ambulant erworben
- laMRSA (livestock-associated): Massentierhaltung von Schweinen und Rindern
Risikofaktoren:
langer Krankenhausaufenthalt, Antibiotikatherapie, Dialysepflicht, Katheter, Beatmungsschläuche, Wunden -> diese Pat. müssen bei KHaufnahme gescreent werden
Sanierung: antibiotische Nasensalbe (3-5 Tage), antiseptische Rachenspülung (2-3x tgl.), evtl. Hautwaschen mit antiseptischer Seife
Antibiotikasensible Staphylokokkenstämme:
- MSSA (Methicillinsensibel)
- MRSA (Methicillinresistent)
Multiresistente Erreger
- MRSA: Methicillin-/ Multiresistenter Staphylococcus aureus
- VRE: Vancomycinresistente Erreger
- MRGN: multiresistente gramnegative Erreger
Physiologische Standortflora
Definition:
Mikroorganismen, die auf Haut/ Schleimhaut siedeln (Kolonisation), aber nicht infizieren
–> davon sind einige Opportunisten (fakultativ pathogen: infizieren Immungeschwächte)
Funktionen:
- Abwehr gegen pathogene MO durch dichte Besiedelung (Platzhalterfunktion)
- Immunfunktion
- Vitaminproduktion (zB Vit. K)
durch Verschleppung physiologischer MO kann Infektion/ Durchfall/ Superinfektion/ Pilzerkrankung ausgelöst werden (zB E. coli)
Superinfektion: zweite Infektionskrankheit kommt zu bestehender Grundinfektion dazu
Enterobakterien
Gramnegative, fakultativ anaerobe Stäbchenbakterien; fakultativ pathogen
–> lösen NCIs aus (Harnwegsinfektion, Pneumonie, Wundinfektion, Sepsis)
Vertreter: Klebsiella, veränderter E. coli: EHEC (enterohämorrhagischer E. coli), Proteus, Salmonellen
Bakteriensporen
Umwandlung von Bakterien in widerstandsfähige Dauerform durch ungünstige Umweltbedingungen –> Sporen
- können sich nicht vermehren
- widerstandsfähig gegen Hitze, Kälte, Säure, Händedesinfektionsmittel
Arten:
- aerob: Bacillus anthracis
- anaerob: Clostridium botulinum/ difficile/ tetani
Klinik: besondere Händehygiene nötig –> erst Hyg. Händedesinfektion (Bakterien abtöten), dann Händewaschen (Sporen abwaschen)
Viren
zB Hepatitis Viren, Influenza Virus, Humane Papilloma Viren, Masern
Aufbau:
- keine Zellform/ Zellorganisation
- kein eigener Stoffwechsel –> Wirtszelle zur Vermehrung nötig
- DNA oder RNA als genetische Information
- außen Proteinmantel (Kapsid) und evtl. lipidhaltige Hülle
Entscheidung ob “behüllt” (Lipidhülle vorhanden) oder “unbehüllt” (keine Lipidhülle)
–> unbehüllte Viren sind besonders widerstandsfähig gegen Desinfektionsmittel (“begrenzt viruzid plus”), zB Rota-/ Noroviren
Vermehrung:
Anlagerung an Wirtszelle –> Eindringen –> Genomfreisetzung aus Kapsid (“Uncoating”) –> Vermehrung der viralen Komponenten im Zellkern und Cytoplasma –> Zusammenbau der Virusbestandteile –> Freisetzung der Nachkommenviren
Ausbreitung: hämatogen, lymphogen, neurogen
Impfungen
Aktive Immunisierung: Übertragung von Antigenen
- Lebendimpfstoffe: abgeschwächte (attenuierte) Viren/ Bakterien, die sich noch vermehren
–> lösen Immunantwort, aber keine Erkrankung aus; einmalige Impfung ausreichend
—> Anwendung bei Immungeschwächten und Schwangeren vermeiden
zB Mumps, Masern, Röteln
- Totimpfstoffe: abgetötete Krankheitserreger (oder Teile davon), die sich nicht mehr vermehren, um Antikörperproduktion anzuregen; Impfschutz lässt nach und muss nach Jahren aufgefrischt werden
zB Tollwut, FSME, Tetanus/ Diphterie
Passive Immunisierung: Übertragung von Antikörpern aus anderem Wirt
–> sofortiger Wirkeintritt, aber kurze Wirkdauer (Antikörper werden abgebaut, keine Speicherung durch Gedächtniszellen)
zB Tetanus, Hepatitis B, Röteln
Simultanimpfung: Kombination aus aktiver und passiver Impfung
–> Sofortschutz und lange Dauerimmunität
zB Tetanus, Tollwut
-> Ziel: Herdenimmunität: Impschutz der Gemeinschaft, damit auch diejenigen Menschen vor Ansteckung geschützt sind, die nicht geimpft werden können (zB Säuglinge); Selbstschutz: Immunität für sich selbst und gleichzeitig Schutz der Mitmenschen/ Sexualpartner
“Low-Responder/ Non-Responder”: Ausbildung von wenigen bzw. keinen Antikörpern –> Nachweis über Titer (evtl. mehrfache Impfungen nötig)
Pilze
Aufbau: Eukaryonten mit Zellwand; brauchen organisches Material als Substrat; Einsatz in Lebensmittel- und Pharmaindustrie
DHS-Klassifikation:
- Dermatophyten (Fadenpilze)
- Hefen (Sprosspilze), zB Candida albicans
- Schimmelpilze
Erkrankungen:
- Primäre Mykosen (durch obligat pathogene Pilze), Übertragung durch Einatmen der Pilzsporen
- Opportunistische Mykosen (durch fakultativ pathogene Pilze), zB Candidose, Aspergillose
- Kutane Mykosen (durch Dermatophyten)
- Pilzallergien
- Mykotoxikosen (durch Toxine der Pilze)
STD/ STI
- STD: sexually transmitted diseases (ausgebrochene Krankheit mit Symptomen)
- STI: sexually transmitted infections (infizierte symptomlose Person)
–> bakteriell: zB Chlamydien, Syphilis, Gonorrhoe
–> viral: zB HIV, HPV, Herpes genitalis, Hepatitis B
Meldepflichtig: HIV, Syphilis (nicht namentlich), Hepatitis (namentlich)
Notfallmanagement
ABCDE-Schema
Airway
Breathing
Circulation
Disability
Environment
5 Hs und HITS
Hypoxie
Hypovolämie
Hypothermie
Hypoglykämie
Hyperkaliämie
Herzbeuteltamponade
Intoxikation
Thrombembolie
Spannungspneumothorax
Schmerz
= unangenehmes Sinnes-/ Gefühlserlebnis mit aktueller oder potentieller Gewebsschädigung
Definition
subjektive Empfindung, objektivierbare Reizauslösung kann fehlen, keine kausale Verknüpfung von Gewebsschädigung und Schmerzreaktion, emotionale Empfindung gleichberechtigt wie sensorische Komponente
-> Schmerz ist, wenn Pat. sagt, dass es wehtut
Schmerzentstehung
über Nozizeptoren (freie Nervenendigungen der A-delta- und C-Nervenfasern)
-> Erregung durch versch. Reize (thermisch, mechanisch, chemisch, metabolisch)
Unterschied Nervenfasern
- A-delta-Fasern: dünn, myelinisiert, schnell leitend -> erster scharfer Schmerz
- C-Fasern: unmyelinisiert, langsam leitend -> zweiter dumpfer Schmerz
Schmerzqualitäten
Somatisch:
- Oberflächenschmerz: genau lokalisierbar, heller Charakter, entsteht an Haut (zB Schnitt)
- Tiefenschmerz: schlecht lokalisierbar, ausstrahlend, dumpf, drückend, pochend, entsteht in Muskeln/ Gelenken/ Knochen/ Bindegewebe (zB Supinationstrauma)
Viszeral: schlecht lokalisierbar, dumpf, wellenförmig bei Koliken, entsteht durch Organdehnung/ Spasmen/ Ischämien/ Entzündungen
Neuropathisch: Schädigung neuronaler Strukturen (zB toxisch, thermisch, mechanisch, Stoffwechsel, viral) -> regenerative Prozesse; führen zu
- Zunahme atypische Na+ Kanäle (dadurch chron. Schmerzen)
- Veränderung der Neuropeptidsynthese (fördern Schmerzen)
- Aussprossung von Axonfortsätzen
-> brennend, bohrend, elektrisierend, attackenartig, einschießend (neuropathische und chron. Schmerzen)
Phantomschmerz: zuerst Phantomempfinden, dann -schmerz –> keine afferenten Signale werden mehr ans Hirn geleitet, aber Infos zu vorher vorhandenem Bein sind noch gespeichert; gute Schmerztherapie nötig, um kein chron. Schmerzsyndrom zu entwickeln
Pathophysiologischer Schmerz (Sensibilisierung)
Periphere Sensibilisierung
- Bildung/ Substanzfreisetzung von analgetischen Stoffen durch Gewebeschädigung (zB ATP, Protonen, Acetylcholin)
- Sensibilisierung von Nozizeptoren mit Übertragung nozizeptiver Impulse im ZNS (zB Prostaglandine, Bradykinin, Histamin)
- Serotonin (peripher: schmerzsensibilisierend, zentral: schmerzhemmend)
Zentrale Sensibilisierung
- synaptische Veränderungen: gesteigerte Glutamatfreisetzung in Rückenmark/ Gehirn
- gesteigerte Erregbarkeit nozizeptiver Neurone, zB durch dauerhaften unzureichend behandelten Schmerz
- genetische Veränderungen nozizeptiver Neurone: phänotypische Veränderung in den Genen, die Schmerzrezeptoren bilden (dadurch leichtere Erregbarkeit der Rezeptoren)
- Umstrukturierung der Neurone im RM-Hinterhorn (schon leichte Berührungen können Schmerz auslösen)
Pathophysiologischer Schmerz (Übererregbarkeit)
Hyperalgesie: verstärktes Schmerzempfinden bei noxischer Reizung
zB leicht schmerzhafter Reiz (Zahnstocher) ist übermäßig schmerzhaft
Allodynie: Schmerzempfindung bei nicht-noxischer Reizung
zB nur Berührung eines Areals (Wattebausch) ist schmerzhaft
Schmerzhemmung
- Schmerzentstehung: Beseitigung der Ursache
- Schmerzrezeptoren: Infiltration mit Lokalanästhetika, nichtsteroidale Antirheumatika
- Weiterleitung der Schmerzimpulse im peripheren Nerv: Leitungs-/ PlexusAN
- Weiterleitung der Schmerzreize zum Hinterhorn: Peridural-/ SpinalAN
- Weiterleitung der Schmerzimpulse in Rückenmark und Thalamus: Opioide
- Zentrale Beurteilung und Verarbeitung der Schmerzen: Sedativa, Clonidin, Ketamin, Antidepressiva, Psychotherapie
Schmerzauswirkungen auf Körper
Noxe (zB Trauma, Operation) -> Schmerz -> Tachykardie/ Vasokonstriktion/ Tachypnoe -> Steigerung systemarterieller/ pulmonalarterieller Druck
Stimulation sympathisches Nervensystem -> kardiale Dekompensation (v.a. bei herzkranken Menschen problematisch)
Steigerung des Metabolismus (mit Zunahme des O2-Verbrauchs) -> Gewebehypoxie
Schmerzassessments
- strukturierte Anamnese: OPQRST, SAMPLER
- Erfassung der Schmerzintensität: VAS, NRS, verbale Schmerzskala
- Schmerz bei Demenz: BESD (Beobachtung von Gesichtsausdruck, Gestik, Atmung)
- Schmerz bei neurologischen Defiziten: ZOPA, BPS (ebenfalls nur Beobachtung des Pat.)
- Schmerz bei Kindern: KUSS (Kriterien: Weinen, Gesichtsausdruck, Rumpfhaltung, Beinhaltung, motorische Unruhe)
-> Skalen nicht geeignet für Demenz/ neurologisches Defizit/ sedierte Patienten/ Kinder
SAMPLER:
Symptome, Allergien, Medikamente, Patientenvorgeschichte, Letzte Mahlzeit, Ereignisse, Risikofaktoren
OPQRST:
Onset, Palliation/ Provocation, Quality, Radiation, Severity, Time
–> beide Schemata, da Allergien/ Medikamente/ Vorerkrankungen für weitere Behandlung wichtig
Akutschmerz
- bis 3 Monate
- lebenserhaltende (protektive) Funktion
- Heilungsförderung durch Ruhigstellung
- einfache psychische Verarbeitung, soziale Akzeptanz
- meist medikamentöse rasche und aggressive Schmerzlinderung
-> Maßnahmen: Kälte-/ Wärmeapplikation, Einreibung mit Ölen/ Salben, TENS-Stimulation
Applikationsformen von Analgetika
Oral
Buccal/ sublingual
Cutan/ transdermal
Subcutan
Intramuskulär
Intravenös
Intraossär
Nasal
Medikamentöse Schmerztherapie
Nichtopioide
Ibuprofen, Celecoxib, Metamizol, Paracetamol
Opioide
Tramadol, Tilidin/ Naloxon, Morphin, Oxycodon, Hydromorphon, Fentanyl, Buprenorphin
Koanalgetika: haben auch analgetische Wirkung
Amitriptylin, Carbamazepin, Gabapentin, Pregabalin, Bisphosphonate, Dexamethason, S-Ketamin
-> Antidepressiva, Antikonvulsiva, Glukokortikoide (Cortison), selten Bisphosphonate
Adjuvante Medikamente: reduzieren Nebenwirkungen anderer Medikamente
Lactulose, Movicol, Ondansetron, Dimenhydrinat
-> Antiemetika, Laxantien
Opioidnebenwirkungen
Sedierung
Atmung und Atemwege (Atemdepression, Dämpfung Hustenreiz, Bronchokonstriktion)
Herz/ Kreislauf (Bradykardie, Hypotonie, Venodilatation, negative Inotropie)
Suchtauslösung
Verminderung Plasmacortisol
Hypothermie
Miosis
Anderes (Obstipation, Hemmung Blasenentleerung, Übelkeit/ Erbrechen, Pruritus)
Intraoperative Opioide
Fentanyl
- Kumulation bei kontinuierlicher Zufuhr
Remifentanil
- sehr kurze Wirkdauer (3-4 min)
Sufentanil
- 1000-fache Potenz zu Morphin (höchste analgetische Potenz)
Alfentanil
- Wirkdauer < 10 min
- gut steuerbar, da geringere Kumulationsgefahr
Piritramid
- Wirkdauer mehrere Stunden (2-8h)
- Wirkungseintritt erst nach 5-10 min
Intraop. Nicht-Opioide
Paracetamol, Dexketoprofen, Metamizol
Postop. Nicht-Opioide
Paracetamol, Ibuprofen, Metamizol, Coxibe
Postoperative Schmerztherapie
Intravenös
Piritramid, Tramadol, (Morphin, Hydromorphon)
Oral
Tramadol/ Tilidin, Morphin, Hydromorphon, Oxycodon, Buprenorphin, Tapentadol
Transdermal
Buprenorphin, Fentanyl
-> Pflaster nicht erwärmen, nicht auf offene Haut kleben, nicht auf Fettgewebe, muss nicht auf Schmerzstelle kleben; ca. 24h bis Wirkeintritt, Depotwirkung
Individuelle Schmerztherapie
PC(I)A: patientenkontrollierte (intravenöse) Analgesie
- wenn PDK nicht nützlich/ kontraindiziert
- wenn orale Schmerzmittelgabe nicht möglich
- Befüllung mit Morphin oder Hydromorphon
- Bolusfunktion mit 10 min Sperrzeit
- keine kontinuierliche Laufrate, da Gefahr der Überdosierung
PCEA: patientenkontrollierte epidurale Analgesie
- PDK bei thoraxchir./ abdominalchir. Eingriffen
- Voraussetzung: keine Gerinnungsstörung, keine Deformitäten der Wirbelsäule, Pat.kooperation
- kontinuierliche Laufrate mit zusätzlicher Bolusfunktion
- befüllt mit Ropi 0,2% und Sufenta 1μg/ml
Staphylokokken
- einzellige, grampositive Kokken
- fakultativ anaerob
- lösen NCI aus
- Vorkommen: S. aureus v.a. im vorderen Nasenbereich (Haut/ Schleimhaut), Übertragung auf andere Körperbereiche (zB Rachenraum, Mamillen)
- Übertragung: Kontaktinfektion über Hände (v.a. durch KHpersonal und Patienten)
- Prophylaxe: Händedesinfektion, Hände waschen
- Erkrankungsbilder: invasive Infektionen (Furunkel, Abszesse), Toxikosen (Toxine in Lebensmitteln), Mischformen (Toxisches Schock Sydrom)
- Sanierung: 7 Tage antibiotische Nasensalbe, Waschung, Mundspülung
Streptokokken
Grampositive Kokken, fakultativ anaerob
- S. pyogenes (Scharlach)
- Pneumokokken
Chronischer Schmerz
- Verlust der Schutzfunktion des Schmerzes
- Dauer >3 Mon.
- multifaktorieller Prozess
- eigenständiges KHbild
- v.a. am Rücken
- nicht zwingend feststellbare Gewebeschädigung
CRPS
= komplexes regionales Schmerzsyndrom
- andauernder (spontaner und evozierter) Schmerz
- regionaler Schmerz (aber keinem Nerventerritorium zuzuordnen)
- überproportional lang und intensiv
- steht nicht mehr im Verhältnis zu auslösendem Trauma
- nicht durch andere Ursachen zu erklären
Einteilung:
Typ I: ohne Nervenläsion
Typ II: mit Nervenläsion
Diagnosekriterien:
Sensibilität: Schmerz, Allodynie, Hyperalgesie
Vaskuläre Störungen: Temperaturunterschiede der Extremitäten, verändertes Hautkolorit
Ödem, Schweißsekretionsstörung: distal generalisiertes Ödem, Glanzhautbildung, vermehrtes/ vermindertes Schwitzen
Motorik, trophische Störungen: verminderter Bewegungsumfang, Tremor, Dystonie, verändertes Haut-/ Haar-/ Nagelwachstum
Therapie:
Nicht-Opioide/ Opioide, Vitamin C, DMSO-Salbe, Physio-/ Ergotherapie, Lymphdrainage, Wärme-/ Kälteanwendungen, Kortison, TENS
Multimodale Schmerztherapie
Schmerzbewältigungstraining
Entspannungstraining (zB Progressive Muskelrelaxation, Autosuggestion, Imagination, Hypnose, Meditation)
Achtsamkeitstraining
Physiotherapie
Ergotherapie
Optimierung der medikamentösen Therapie
Anleitung zu Eigenübungen
Ärztliche Einzelgespräche
TENS
= transkutane elektrische Nervenstimulation
elektrische Impulse (1-100 Hz) werden auf Hautoberfläche übertragen -> verringerte Schmerzweiterleitung zum Gehirn durch Beeinflussung der aufsteigenden Nervenbahnen; Ausschüttung körpereigener Schmerzhemmstoffe durch Anregung absteigender Nervenbahnen –> Schmerz wird überlagert
Kontraindikationen:
- Herzschrittmacher, Defibrillator
- Hautwunden
- schwere Herzrhythmusstörungen
- Schwangere
- psychogene Erkrankungen
- Epilepsie
- Metallimplantate
-> Verbrennungen (durch zu lange Anwendungsdauer), Herzrhythmusstörungen, Epileptische Anfälle möglich
Analgosedierung
= Dämpfung von ZNS-Funktionen durch Beruhigungsmittel mit zusätzlichem Schmerzmittel
Ziele:
Analgesie, Sedierung, Anxiolyse, Amnesie, vegetative Abschirmung, Reduktion des O2-Verbrauchs
Indikationen:
Angst, Schmerz, schwere Gasaustauschstörung, Kreislaufinsuffizienz, Hypermetabolismus
Substanzen:
Analgetika (Fentanyl, Sufentanil, Morphin), Benzodiazepine (Diazepam, Midazolam), Neuroleptika (Haloperidol), Hypnotika (Propofol), alpha-Agonisten (Clonidin)
Piritramid
- 0,7-fache Morphinpotenz
- mehrere Stunden Wirkdauer
- AWR: Boli zw. 3-10mg
- Wirkeintritt nach 5-10min
Novalgin
- antipyretisch, analgetisch, schwach antiphlogistisch, spasmolytisch
- Blutdruckabfall bei schneller Injektion
- Risiko bei Asthma und Allergien
- Gefahr der Agranulozytose (Immunschwäche durch Abfall der Granulozyten)
- starkes Schwitzen möglich
- Perfusor: 5g; Kurzinfusion: 1g (Loading Dose)
- Kind: Kurzinfusion: 10-20mg/KG; Perfusor: 5g/24h
- nicht bei Stillenden, tritt in Muttermilch über
Paracetamol
- antipyretisch, schwach analgetisch, nicht antiphlogistisch
- keine gastrointestinalen Nebenwirkungen
- Überdosierung: Gefahr der Lebertoxizität
- 10mg/KG mit 6h Abstand
- geeignet für Stillende
Dexketoprofen
- unselektive COX-Hemmung: Auswirkung auf Magensäure, Plättchenaggregation, gastrointestinale Nebenwirkungen
- Dosisreduktion bei Nieren-/ Leberinsuffizienz (keine Gabe bei Kreatinin >1)
- Erhöhung des kardiovaskulären Risikos (keine Gabe bei KHK)
- 0,5-1mg/KG alle 6-8h
Bio-psycho-soziales Schmerzmodell
Bio: Neurotransmitter, Läsion, genetische Disposition, Infektion
Psycho: Erleben, Verhalten, Bewältigen, Infoverarbeitung
Sozial: Kultur, ethnische Zugehörigkeit, Umweltfaktoren