Kreimer (Pflanzenphysiologie) Flashcards

1
Q

Definieren Sie Wachstum und nennen Sie mindestens 4 verschiedene einfach zu be-stimmende Wachstumsparameter!

A

Wachstum ist irreversible Zunahme eines Wachstumsparameters pro Zeiteinheit.
Wachstumsparameter:

  • Zellen-Anzahl
  • Dimension (Länge, Durchmesser, Volumen)
  • Masse (Gesamtproteinmenge und DNA-Menge).
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2
Q

Erläutern Sie in Grundzügen die molekularen Mechanismen der Polaritätsinduktion am Beispiel der ersten inäqualen Teilung einer Zygote der Braunalge Fucus!

A

Mit der Befruchtung der Eizelle durch das Spermatozoid wird die Polarität induziert: Durch eine festgelegte Polaritätsachse (PA) entstehen ein Thallus- und ein Rhizoidpol, aus welchen durch inäquale Teilung eine Thallus- und eine Rhizoidzelle entstehen.

  • Spezifizierung von Plasmalemma und Zellwand in spezifischer Weise
  • Ausrichtung der Centrosomen parallel zur PA
  • neue Zellwand senkrecht zur PA
  1. Fall: Ohne externen Stimulus wird die endogene, durch die Stelle des Eintritts des Spermatozoiden bestimmte Polarität beibehalten. Nach Bildung der Zellwand der Zygote kann durch Einwirken äußerer Einflüsse eine neue Polaritätsachse entstehen, welche die alte ersetzt.
  2. Fall: Durch Partialbestrahlung mit (Blau)licht der Zygote bzw. durch linear polarisiertes Licht kann die Polarisierung ebenfalls beeinflusst werden.
  3. Fall: Durch Signalstoffe in Abhängigkeit von der Strömung des Seewassers kann die Polari-tät der Zygote beeinflusst werden.
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3
Q

Welche im Licht enthaltene bzw. mit ihm verbundene Informationen können Pflanzen wahrnehmen?

A
Lichtquantität --> Zählen der Photonen
Lichtqualität --> spektrale Verteilung
Richtung --> Photonengradient
Dauer --> Licht/Dunkel-Übergänge
Polarisation --> dichroische Rezeptoranordnung
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4
Q

Definieren Sie kurz und eindeutig einen allgemeinen Photorezeptor!

A

Photorezeptoren können einen Lichtreiz in ein elektrisches oder chemisches Signal transducieren. Sie bestehen aus dem Apoprotein und dem Chromophor („Farbträger“), der Moleküle mit π-Elektronensystemen enthält, die durch Belichtung in definierten Wellenlän-genbereichen Konformationsänderungen erfahren können (Tiere: Opsine, Pflanzen: Tetrapyrrolsysteme)

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5
Q

In welchen Wellenlängenbereichen absorbieren folgende Photorezeptoren: Cryptochrome, Phototropine, Opsine, Phytochrom A, Phytochrom B?

A

Cryptochrome –> 350 nm bis 530 nm

Phototropine –> 350 nm bis 500 nm

Opsine –> 530 nm bis 600 nm

Phytochrom A –> 350 nm bis 450 nm

Phytochrom B –> 600 nm bis 690 nm

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6
Q

Welche chromophore Gruppe nutzen Phytochrome, Phototropine bzw. Cryptochrome?

A

Cryptochrome –> Flavin-Adenindinucleotid (FAD) + Pterin

Phototropin –> Flavin-Mononucleotid (FMN)

Phytochrome: –> Lineares Tetrapyrrol

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7
Q

Wo wird die chromophore Gruppe der Phytochrome synthetisiert und wo/wie erfolgt ihr Einbau in das Phytochrom-Apoprotein?

A

Die chromophore Gruppe wird in den Plastiden synthetisiert, ist im Endeffekt eine Abzwei-gung des Biosynthese-Wegs von Chlorophyll.
Das Chromophor kombiniert autokatalytisch mit dem Apoprotein im Cytosol, und bildet so das Holoprotein (das aber noch inaktiv ist).

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8
Q

Die folgenden Reaktionen von Höheren Pflanzen werden durch Licht reguliert: Samen-keimung, De-Etiolierung, Schatten-Vermeidung, Phototropismus, Chloroplasten-Verteilung innerhalb der Zelle, Stomata-Öffnung, circadiane Rhythmik, Blütenbildung. Welche dieser Reaktionen werden durch Phototropine, Cryptochrome bzw. Phytochrome reguliert?

A

Samenkeimung –> Phytochrome

De-Etiolierung –> Cryptochrome Phytochrome

Schatten-Vermeidung –> Phytochrome

Phototropismus –> Phototropine

Chloroplasten-Verteilung –> Phototropine

Stomata-Öffnung –> Cryptochrome

Circadiane Rhythmik –> Cryptochrome Phytochrome

Blütenbildung –> Phytochrome

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9
Q

Nennen Sie typische Photomorphosen / Skotomorphosen von Höheren Pflanzen, an denen das Phytochrom-System beteiligt ist. Welchen biologischen Sinn haben diese un-terschiedlichen Entwicklungsstrategien?

A

Skotomorphosen (Dunkelheit): Verlängerung der Internodien (Spross streckt sich)
Photomorphosen (Licht): Verzweigung, Pigmentierung, Blattentwicklung, Entwicklung des Wurzelsystems, Chloroplasten-Bildung
Sinn: Optimierung des Wachstums, der Photosynthese und Entwicklungsanpassungen an diur-nale und saisonale Fluktuationen.

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10
Q

Erläutern Sie detailliert die molekulare Funktionsweise des Phytochroms. Erläutern Sie dabei auch, wie es zu Konformationsänderungen im Proteinteil nach Absorption von Licht kommt!

A

Phytochrom ist sowohl in eine aktive (durch hellrotes Licht, 660 nm) und eine inaktive (durch dunkelrotes Licht, 730 nm) Form überführbar.
Ausschlaggebend ist dabei immer das zuletzt zugeführte Licht (durch Licht revertierbarer Photorezeptor). Grundlage ist das photochrome Pigment. Die aktive Form wird auch mit PhyHR oder PR, die inaktive Form durch PhyDR oder PFR abgekürzt (HR = Hellrot, DR = Dunkelrot, R = Red, FR = Far Red) bezeichnet.
PhyDR ist in Pflanzen die physiologisch aktive Form und steuert wichtige intrazelluläre Vorgän-ge. Sie entsteht, indem die in Dunkelheit vorliegende PhyHR-Form hellrotes Licht absorbiert, wodurch das Tetrapyrrol an der Doppelbindung an den Kohlenstoffatomen C15 und C16 bei Ab-sorption eines adäquaten Lichtquants in eine cis/trans-isomere Form übergeht. Der D-Ring ro-tiert, was letztendlich in einer Konformationänderung des ganzen Proteins resultiert.
Molekulare Wirkung: Hier sind Unterschiede in der Verteilung von PFR / PR in Cytosol und Nucleus von entscheidender Bedeutung. Die Konformationsänderung durch Bestrahlung mit 660 nm-Licht aktivieren die Proteinkinasedomänen und machen die Kernimportsequenz (NLS) besser zugänglich. So kann PFR in den Kern wandern, und dort an Transkriptionsfaktoren anbinden, die für die Auslösung einer Lichtantwort verantwortlich sind.

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11
Q

Gibt es Lichtbedingungen, bei denen 100% des Phytochroms in der aktiven Form vor-liegt? Wenn ja, bei welchen Wellenlängen? Wenn nein, warum nicht?

A

Unter natürlichen Bedingungen: Nein, da das Lichtspektrum sowohl hell- als auch dunkelrot enthält und somit immer eine gewisse Molfraktion beider Phytochrome PR und PFR vorliegt, die je nach Tageszeit und Standort variiert. Die Lichtanteile hängen von der spektralen Zusammen-setzung ab.
Auch unter künstlichen Bedingungen ist es nicht möglich, Phytochrom vollständig in die PR oder PFR zu überführen, da selbst bei Bestrahlung mit monochromatischem Licht der Wellen-längen von 660 nm resp. 730 nm beide Formen in einem Gleichgewicht vorliegen:

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12
Q

Beschreiben Sie die Unterschiede zwischen Phytochrom A (Typ I Phytochrom) und den Phytochromen B-E (Typ II Phytochrome).

A

Phytochrom A - Typ I

PhyA kommt fast ausschließlich in großen Mengen in etiolierten Pflanzen vor, da seine PFR-Form instabil ist und seine eigene Gen-transkription hemmt.
Phy A kann sowohl als Blau- als auch als Dunkelrotakzeptor dienen.

Phytochrome B, C, D und E - Typ II

PhyB kommt in kleinen Mengen in etiolierten sowie normal wachsenden Pflanzen vor, weil die PFR-Form im Gegensatz zu der des PhyA stabil ist und es konstitutiv exprimiert wird.
Die Phytochrome neben PhyA dienen als Hellrotakzeptor.

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13
Q

Sie führen folgendes Experiment zur Bestimmung des Einflusses von Licht auf die Keimung von Salat-Samen durch (Salat ist ein Lichtkeimer):
Unter grünem Sicherheitslicht legen Sie in zwei Petrischalen im Dunklen vorgequollene Samen auf feuchtem Filterpapier aus. Schale A bestrahlen Sie direkt mit Weißlicht und Schale B mit Weißlicht, das durch eine Schicht von grünen Blättern gefiltert wird. Die Lichtintensität stellen Sie so ein, dass sie in beiden Fällen identisch ist.
In welcher der beiden Schalen erwarten Sie die höhere Keimungsrate? Bitte begründen Sie kurz ihre Antwort!

A

Im Schatten von Pflanzen liegt eine geänderte spektrale Zusammensetzung des normalen Tageslichts vor. Grund: Chlorophylle und Carotinoide absorbieren hellrotes Licht stärker als dunkelrotes.
Samen von Lichtkeimern wie Kopfsalat (Lactua sativa, Asteraceae) reagieren sehr sensitiv auf eine Dauerbestrahlung mit DR (730 nm) oder auf geringste Bestrahlungen mit HR, wodurch eine PhyA-Reaktion ausgelöst wird. Hierfür empfinden die Samen die Lichtmenge, die bis zu etwa 1 cm Tiefe im Boden noch vorherrscht, als ausreichend.
Die Keimungsraten sollten daher in beiden Schalen vergleichbar sein.

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14
Q

Warum kann Phytochrom A auch als Blau- und Dunkelrot-Licht-Rezeptor fungieren? Unter welchen Bedingungen ist dies von besonderer Bedeutung?

A

PhyAHR hat zwei Absorptionsmaxima, eines im UV-A/Blaulichtbereich (Peak 375 nm), ein zwei-tes im Dunkelrot-Bereich (Peak 660 nm) - es absorbiert also Licht sowohl im blauen als auch roten Bereich.
Dadurch, dass PhyA im HR-Bereich schnell abgebaut wird, im DR-Bereich einigermaßen stabil ist, reichert es sich unter Lichtmangelbedingungen an, und löst Schattenvermeidungs-reaktionen aus. Hierfür ist allerdings nur die Wirkung als Dunkelrotrezeptor ausschlaggebend.
In Pflanzen, die noch nie dem Licht ausgesetzt waren, ist PhyA dominant  Keimlinge!

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15
Q

Schildern Sie kurz ein Schlüssel-Experiment mit dessen Hilfe gezeigt wurde, dass der C-Terminus des Phytochrom B für die Signalweiterleitung nicht notwendig ist.

A

Wird an den C-Terminus des PhyB-Moleküls durch GUS (Glucuronidase) und eine NLS-Sequenz ersetzt, so zeigt PhyB trotzdem Aktivität.

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16
Q

Einige pflanzliche Signaltransduktionsketten ähneln sogenannten Multi-Step-Zwei- Komponenten-Systemen. Beschreiben Sie kurz und prägnant (evtl. mit Skizze) eine schematische Signal-Kaskade dieses Typs, in der ein extrazelluläres Signal zur Aktivie-rung von Genen im Zellkern führt.

A

Die erste Komponente stellt eine integrale Kinase in der PM dar, die als Sensor fungiert. Als Reaktion auf eine Reizung phosphoryliert diese Kinase ein Histidin-Molekül, das als Sen-sorprotein in den Zellkern gelangt. Das Hisitidin-Phosphat wirkt dort ebenfalls als Kinase auf ein Regulationsprotein (zweite Komponente), die durch die Phosphorylierung aktiviert wird. In-folgedessen wird eine Genexpression initiiert (Transkription).

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17
Q

Nennen Sie vier wichtige Gruppen von Phytohormonen mit jeweils zwei charakteristi-schen Beispielen für ihre Wirkung.

A
  1. Ethylen: Beschleunigung Fruchtreife, Seneszenz,
    Abszission von Blättern / Früchten
  2. Gibberelline: Geschlechtsdifferenzierung /
    Streckungswachstum, Samenkeimung
  3. Auxine: Zellstreckung, hemmt Cytokinin
    Zellzyklus-Kontrolle
  4. Cytokinine: Zellteilung, Hemmung der Seneszenz,
    Hemmung Wurzelwachstum
18
Q

Beschreiben Sie kurz und prägnant die experimentelle Herangehensweise von Went, mit der er 1926 zeigen konnte, dass Auxin entscheidend am Längen- bzw. Krümmungs-wachstum von Coleoptilen beteiligt ist.

A

Wendt köpfte einen, sich gerade im Wachstum befindlichen Spross, und setzte die Spross-Spitze mit der Schnittseite auf einen Agarblock.
Jetzt setzte er eine Versuchsreihe an gestutzten Sprossen an: Auf die Schnittseite legte er ein-mal einen unbehandelten Agarblock, auf weitere Spross-Stümpfe jeweils einen zuvor mit Spross-Spitzen in Verbindung gebrachten Agarblöcke ganz, nur rechts, nur links auf. Bei dem komplett aufgelegten Block kam es zu Längenwachstum. Beim nur links aufgelegten Block fand eine Spross-Krümmung nach rechts, beim nur rechts aufgelegten eine Spross-Krümmung nach links statt.
1934 wurde dann entdeckt, dass solche Effekte auch mit in Indolessigsäure (IAA) getränkte Blöcken bewirkt werden konnten, womit eindeutig der Zusammenhang zwischen diesem Stoff und der Wachstumsbeeinflussung nachgewiesen werden konnte.

19
Q

Beschreiben Sie ein einfaches Experiment, mit dem Sie den polaren, basipetalen Transport von Auxin im Spross nachweisen können.

A

Aus einer Coleoptilen (Schutzorgan für das Keimblatt bei Monokotyledonen) im Wachstumsbe-reich werden zwei zylinderförmige Stücke ausgeschnitten.
Zwei Agarblöcke werden in Indolessigsäure getränkt, die einen Radiocarbon-Tracer enthält. Ein Block wird auf das apikale, der andere auf das basale Schnittende des Coleoptilen-Zylinders aufgebracht. Auf die Schnittfläche auf der Gegenseite wird ebenfalls ein Agarblock aufgebracht, der aber nur etwas angefeuchtet wurde.
Nach einiger Zeit wird an den beiden Blanko-Blöcken die Aktivität gemessen. Ergebnis: Nur an dem Zylinderpräparat, bei dem die radioaktive IAA am apikalen Ende aufgebracht wurde, kann dann am basalen Blanko-Block Radioaktivität gemessen werden. Durch ein weiteres Experi-ment mit Vertauschen der Ausrichtung (oben - unten) lässt sich feststellen, dass die Schwer-kraft hierbei keine Rolle spielt: Radioaktivität findet sich ausschließlich auf dem basalen Blanko-Blöckchen.

20
Q

Zeichnen Sie die Strukturformel von Auxin und Ethylen.

A

Strukturformel

21
Q

Erläutern Sie wie Auxin eine verstärkte Zellstreckung bewirken kann.

A
  1. Auxin bindet an das Membranprotein ABP1 an, das mit bisher unbekannten weiteren integra-len Membranproteinen interagiert.
  2. Durch Aktivierung einer (integralen) ATPase werden unter ATP-Verbrauch Protonen in den Raum zwischen OM und Zellwand gepumpt  Hyperpolarisation, zusätzlich Aktivierung von Hydrolasen und Expansinen, die die Strukturen der Zellwand lockern.
  3. Über Ionenkanäle strömen Kalium-Ionen ins Cytosol, wodurch ein osmotischer Druck aufge-baut wird, infolgedessen Wasser ins Zellinnere strömt (Turgor-Aufbau), der dann eine Zellstre-ckung bewirkt.
22
Q

Erläutern Sie kurz das Konzept wie Auxin eine veränderte differentielle Genaktivität bewirkt.

A

Im Normalzustand sind Auxin-Response-Faktoren (ARF) an so genannten „Auxine-Response-Elements“ auf der DNA verbunden. Am ARF befindet sich ein als Repressor wirkender „Aux/IAA“-Komplex, der die Genexpression unterdrückt. SCFTIR1 kann, wird es durch Anbindung mit Auxin aktiviert, an diesen Aux/IAA-Repressor anbinden und ihn der Ubiquitinierung zufüh-ren. Durch diesen Repressor-Abbau wird die Transkription durch ARF als Transkriptionsfaktor (durch RNA-Polymerase II) ermöglicht.

23
Q

Beschreiben Sie, eventuell mit Skizze, den polaren Transport von Auxin von Zelle zu Zelle im Spross. Berücksichtigen Sie dabei sowohl aktive als auch passive Transportpro-zesse.

A

Der polare Transport erfolgt mithilfe von zwei Anionen-Transportern; einem Auxin-Influx-Carrier (AUX1, apikal) und dem Auxon-Efflux-Carrier (PIN-Proteine, basale PM). AUX1 fungiert dabei als Protonen-Symporter (sekundär aktiver Transport). Daneben passiver Transport durch Diffusi-on. Im Cytosol deprotoniert die IAA voll-ständig (pH 7), kann daher nicht mehr (als neutrales Molekül) diffundieren. Anionisches IAA wird von PIN an der basalen PM aus der Zelle ausgeschleust, protoniert in der ZW (pH 5,5), und gelangt auf diese Weise zur nächsten Zelle.
Daneben wird IAA im Phloem über weitere Strecken innerhalb der Pflanze transportiert.
Hier wird ist es kovalent an Glucose gebunden, und daher inaktiv!

24
Q

Nennen Sie mindestens vier Mechanismen, mit denen Höhere Pflanzen den Gehalt an freiem Auxin regulieren können.

A

Die freie IAA-Konzentration im Cytosol wird in einem Fließgleichgewicht (Steady-State) gehal-ten.

  1. Tryptophan-(un)abhängige Biosynthese
  2. Transport (aktiv / passiv, Kurz- oder Langstreckentransport)
  3. Konjugation (z. B. Bindung an Glucose)
  4. Kompartimierung in, bzw. Freisetzung aus Chloroplastejn
25
Q

Das Verhältnis von Auxin zu Cytokinin ist entscheidend für die Zellteilung und Ent-wicklung von pflanzlichen Explantaten auf Nähragar. Was wird sich aus einem Explantat entwickeln, wenn der Agar a) ein sehr niedriges, b) ein mittleres und c) ein sehr hohes Verhältnis von Auxin zu Cytokinin aufweist? Was wird sich daraus entwickeln, wenn d) kein Auxin vorhanden ist?

A

Aux 0,03 : Kin 1 –> Sprosse

Aux 15 / Kin 1 –> Kallus

Aux 150 : Kin 1 –> Wurzeln

Aux 0 : Kin 0,2 –> Kein Wachstum

26
Q

Erläutern Sie kurz und prägnant die von Gibberellin ausgelöste Signaltransduktions- kaskade(n), die zur Induktion von α-Amylase führt.

A

Die Signaltransduktion verläuft in fünf Phasen, die einerseits zur Freisetzung von Speicherstof-fen für den Keimling, andererseits zum Absterben der Aleuronzellen führt:

Phase I (0 - 10 min): Anstieg der cytoplasmatischen Ca-Ionenkonzentration, wodurch proteolytischer Abbau des SLN1-Repressors initiiert wird.
Phase II (10 - 100 min): Neubildung von CaM (Calmodulin, einem Ca2+-Rezeptor, Synthese von cGMP / cAMP.
Phase III (100 - 1000 min): Neusynthese eines GA-spezifischen MYB-Transkriptionsfaktors, der die Expression (unter anderem) von Amylase bewirkt.
Phase IV (1000 - 5500 min): Massive Freisetzung von Hydrolasen, die in der Lage sind, aus Speicherstoffen (Proteine, Lipide, Stärke) Nährstoffe (Aminosäuren, Fettsäuren / Glyceride, Maltose / Glucose) durch Abbau abzugeben.
Phase V: Programmierter Zelltods der Aleuron-Zellen, initiiert durch Freisetzung von Nukleasen als letzte Folge der Signaltransduktionskette.
27
Q

Nennen Sie 2 Phytohormone, deren Rezeptoren nach dem Prinzip der (Multi-Step)- Zwei-Komponenten-Systeme arbeiten.

A

Ethylenrezeptor / Cytokinin-Rezeptor

28
Q

Erläutern Sie die biologischen Grundlagen, warum Sie keine Schale mit Äpfeln in die Nähe einer Vase mit einem Blumenstrauß stellen sollten.

A

Reife Äpfel sind eine sehr gute Ethylen-Quelle. Ethylen begünstigt die Seneszenz von Blättern und Blüten, fördert Fruchtreife und Aszission. Daher wird ein Blumenstrauß in Gegenwart reifer Äpfel welk; grüne Bananen oder Tomaten werden gelb bzw. rot.

29
Q

Nennen Sie zwei Wirkungen von Jasmonaten bzw. Brassinosteroiden.

A

Wachstumshemmung / Pigmentbildung

30
Q

Definieren Sie folgende Begriffe: Taxis, Kinese, Tropismus und Nastie. Geben Sie jeweils ein Beispiel.

A

Taxis
Gerichtete Bewegung freier Mikro-organismen aufgrund eines äußeren Reizes.
Chemotaxis von Bakterien auf Nährstoffe.

Kinese
Ungerichtete, durch Umweltreize hervorgerufene Bewegungsaktivität frei beweglicher Tiere, die letztlich zum Aufsuchen der zuträglichsten Zone führt.
Orthokinese: Aktivität des Tieres nimmt mit Entfernung zu einem zu-träglichen Ort zu bzw. ab.

Tropismus
Gerichtete Bewegungen festsitzen-der Organismen aufgrund eines äußeren Reizes.
Phototropismus der Embryophyta: Ausrichtung der Blätter / Blüten in Abhängigkeit vom Sonnenstand.

Nastie
Bewegungen von Pflanzenorganen auf einen Reiz hin, der von der Reizrichtung unabhängig ist.
Das Öffnen und Schließen der Sto-mata ist eine Nastie.

31
Q

Erläutern Sie in Grundzügen den Mechanismus der phototaktischen Orientierung von einzelligen Grünalgen.

A

Orientierung mittels Fotorezeptoren (Augenfleck-Apparat, Interferometer)
Chlamydomonas rotiert mit einer Frequenz von 1 - 2 Hz um die eigene Achse, wodurch es zu periodischer Belichtung bzw. Beschattung der Fotorezeptoren kommt, sollte die Schwimmrich-tung von der Lichtrichtung abweichen.
Fällt das Licht von der Seite auf den Augenfleck, so werden die Rezeptoren maximal belichtet, die Opsine aktiviert. Dadurch kommt es zu einem Ca2+-Einstrom, der hemmend auf die am Au-genfleck liegende Geißel wirkt (die andere Geißel schlägt normal weiter), wodurch es zum „Wegkippen“ des Individuums kommt.
Fällt das Licht von vorne auf den Augenfleck, so ist die Belichtung nur minimal, sodass es zu keiner Hemmung der Geißel kommt, und sich das Individuum entweder auf das Licht oder vom Licht wegbewegen kann.

32
Q

In welchen phylogenetischen Gruppen wurden bisher Phototropine nachgewiesen.

A
  • Chloroplastida (Grünalgen, Gattung Chlamydomonas)
  • Bryopsida (Moose, Gattung Physcomitrella)
  • Tracheophyta (Gefäßpflanzen, „Farne“ und Samenpflanzen)
33
Q

Kommt es beim Phototropismus der Coleoptilen zu einem Abbau oder zu einer Quer-verschiebung von Auxin? Beschreiben Sie ein einfaches Experiment, mit dem Sie Ihre Vermutung nachweisen könnten.

A

A) Eine Coleoptil-Spitze wird abgedunkelt und auf einen Agarblock gesetzt. Nach einiger Zeit wird die Auxin-Konzentration im Agarblock gemessen.
B) Nach einseitiger Belichtung wird der Wert erneut gemessen: Es findet keine Änderung statt.
C) Wird die Coleoptil-Spitze vollständig durch ein Glimmerplättchen geteilt, so kann nach Be-lichtung kein Unterschied im Auxin-Gehalt links und rechts festgestellt werden.
D) Bei unvollständiger Trennung nimmt der Auxin-Gehalt auf der unbelichteten Seite stetig zu, während er auf der belichteten abnimmt. Damit ist Auxon-Quertransport nachgewiesen.

34
Q

Nennen Sie mindestens 4 unterschiedliche Funktionen von Phototropin in Höheren Pflanzen.

A
  • Ausbreitung der Blätter (Flattening)
  • Entwicklung der Palisadenzellen im Parenchym
  • Krümmungsbewegung in Sprossen und Blättern
  • Öffnen der Stomata
35
Q

Erläutern Sie den molekularen Aufbau von Phototropin (mit Skizze) und dessen Akti-vierung durch Licht.

A

Aufbau: Bei dem Protein handelt es sich um ein Flavoprotein, das an der PM lokalisiert ist und eine Serin-Threonin-Kinase-Domäne hat, sodass Phototropin sich selbst oder andere Proteine phosphorylieren kann. Zudem enthält es zwei LOV-Domänen (Light-oxygen-voltage), an wel-chen jeweils ein Flavonmononucleotid-Molekül als Chromophor gebunden ist, sowie eine J-Alpha-Helix.
Im Dunkeln interagieren die LOV-Domänen mit der Kinase-Domäne: Inhibierung der LOV-Domäne, Kinase ist aktiv.
Bei Blaulichtbestrahlung ändert sich die Konformation des Chromophors (photochemischer Zyk-lus), so dass es kurzzeitig kovalent über ein Cystein an seine LOV-Domänen gebunden wird. Die dabei resultierende Konformationsänderung ermöglicht die ATP-abhängige Autophosphory-lierung an 9 Stellen im Bereich der LOV-Domänen.
Ursache: Die Licht-induzierte Cysteinyl-Addukt-Bildung führt zur Störung der LOV/J-alpha-Helix-Interaktion und der Entfaltung dieser Helix.

36
Q

Erklären Sie in Grundzügen, wie es zur positiven gravitropen Krümmung der Wurzel-spitze der Hauptwurzel kommt.

A

Der Vorgang ist in seinen Teilen bis heute nicht restlos geklärt!
1. Perzeption: Die Schwerkraft muss von der perzipierenden Zelle wahrgenommen werden. Es wird vermutet, dass Amyloplasten oder Protoplasten als so genannte Statolithen fungieren, de-ren Massenbeschleunigung bei einer Bewegung, die sich nach der Schwerkraft richtet, für eine Dehnung der PM sorgt, und dadurch ein Druck erzeugt.
2. Erzeugung einer Polarität: Es scheint der durch die Amyloplasten ausgeübte Druck gemes-sen zu werden (Berührungsreize), was durch mechanosensitive Rezeptoren an der Verarbei-tung geschieht. Durch den Druck werden vermutlich mechanosensitive Ionenkanäle im ENR geöffnet. Als weitere Reaktionen werden elektrophysiologische Reaktionen in der Plasma-Membran und eine Umlagerung der Mikrotubuli beobachtet. Die physiologische Bedeutung die-ser Vorgänge ist jedoch unklar.
3. Reizweiterleitung durch Auxine: In der Wurzel findet die Amyloplasten-Sedimentation in der Wurzelkappe statt. Die wachsenden Zellen liegen also mehrere Millimeter von den wahr-nehmenden Zellen entfernt. Träger der Reizleitung ist das Pflanzenhormon Auxin, das von der Organspitze zur Basis hin wandert. Wird das jeweilige Organ in eine waagerechte Lage ge-bracht, wird der Auxinstrom zur Unterseite hingelenkt (sog. Cholodny-Went-Theorie). Der Schwerkraftreiz wird also in einen Gradienten der Auxinmenge umgesetzt.
Für das Wurzelgewebe sind die zelleigenen Auxinpegel schon überoptimal, eine weitere Erhö-hung des Auxinpegels führt daher zu einer Hemmung des Wachstums, und die Wurzel krümmt sich daher nach unten (= positiver Gravitropismus) (Quelle: spektrum.de, Lexikon der Biologie, gekürzt)

37
Q

Zeigen alle Wurzeln positiven Gravitropismus? Begründen Sie, warum dies biolo-gisch sinnvoll oder nicht sinnvoll ist.

A

Nein. Wurzeln, deren Aufgabe Befestigung im Substrat oder Wasser/Nährstoffaufnahme sind, zeigen tatsächlich ausnahmslos positiven Gravitropismus.
Atemwurzeln oder Luftwurzeln hingegen zeigen auch negativen Gravitropismus, der ihrer Funk-tionalität gerecht wird.

38
Q

Nennen Sie vier Tropismen, die die Wachstumsrichtung der Wurzelspitze beeinflus-sen.

A
  1. Schwerkraft (Gravitropismus)
  2. Mechanischer Widerstand des Substrats (Thigotropismus)
  3. Gradienten im Wasserpotenzial (Hydrotropismus)
  4. Wärmegradient (Thermotropismus)
39
Q

Welche Rolle spielt die Kalyptra (Wurzelhaube) bei der Wahrnehmung des Schwer-kraft-Reizes und wie hat man dies experimentell zeigen können?

A

Experiment

40
Q

Welches Phytohormon ist entscheidend an der Regulation der Öffnungsweite der Stomata beteiligt?

A

Phototropin

41
Q

Erläutern Sie die bei der Blaulicht-induzierten Stomata-Öffnung ablaufenden moleku-laren Prozesse (evtl. mit Skizze) in ihren Grundzügen.

A

Die Bestrahlung mit Blaulicht führt zum Öffnen der Stomata, weil nach Wahrnehmung des Lichtsignals in den Chloroplasten der Schließzellen eine als Protonenpumpe fungierende ATPase in deren PM aktiviert wird und eine protonenmotorische Triebkraft für die Aufnahme osmotisch aktiver Ionen (Kalium-Ionen, Chlorid-Ionen, Malat-Anionen) und anderer Substanzen (z.B. Saccharose) erzeugt, wodurch der Turgor der Zelle erhöht wird.
ABA bewirkt hingegen den Stomaschluss, indem es eine intrazelluläre Signalkette in Gang setzt, an der Calcium und Inositol-1,4,5-triphosphat als Second Messenger beteiligt sind. Sie führt zu einer Blockierung bestimmter Ionenkanäle, sodass der Turgor der Schließzellen ab-nimmt und sich die Spaltöffnungen somit schließen.