IGP Abschluss Flashcards
Bestandteile Bewegungsapparat
- Knochen
- Gelenke
- Muskeln
- Faszien
- Sehnen
Knochen
Knochen sind wichtig für das Gerüst unseres Körpers, damit wir überhaupt aufrecht stehen können. Ohne Knochen könnten wir keine Bewegungen ausführen. Von anderen Funktionen wie der Zellbildung etc. sehe ich in dieser Arbeit ab, da nicht direkt relevant fürs musizieren (Wichtiger Knochen — Becken)
Gelenke
Gelenke verbinden die Knochen miteinander und sind wichtig für die Bewegung unseres Körpers. Gelenke bestehen aus 4 Teilen: Pfanne, Kopf, Höhle und Kapsel. Es gibt zudem mehrere Arten von Gelenken: Kugel, Scharnier, Rad, Ei, Sattel und planes Gelenk. Knorpel sorgen für die Geschmeidigkeit der Gelenke. Die Schleimbeutel sitzen direkt bei den Gelenken und sind zuständig für die Flüssigkeitsversorgung —> sie „ölen“ die Gelenke. Begrenzt wird ein Gelenk von den Bändern. Gelenke sind sehr wichtig fürs musizieren, da wir nur durch ihre Beweglichkeit Bewegungen ausführen können — Achtung vor über Beweglichkeit, da die somit verlorene Stabilität durch Muskelkraft ersetzt werden muss.
Muskeln
Muskeln führen die Bewegung aus, sind also quasi die Arbeiter unseres Nervensystems. Es gibt 3 Arten von Muskeln: Glatt/Skelett oder Herzmuskeln. Fürs musizieren wichtig sind vor allem die Skelettmuskeln, da wir diese kontrollieren und steuern können. Davon gibt es über 400 in unserem Körper. Der Muskel zieht sich zusammen und zieht die Sehnen mit weshalb die Knochen dann in Bewegung kommen. Eine Bewegung beansprucht immer mehrere Muskeln gleichzeitig. Zu jedem Muskel gibt es einen Gegenspieler.
Faszien
sind eine Bindegewebsartige Struktur, die die Muskeln umhüllt. Sie dienen als Gleitschicht für die Muskeln und geben dem Körper Stabilität.
Sehnen
Sind für die Kraftübertragung der Muskeln an die Knochen zuständig. Problem dabei ist, dass sie sehr verletzungsanfällig sind.
Atemorgane
Sehr wichtiges Organ ist das Zwerchfell. Die Einatmung ist ein aktiver Vorgang, Ausatmung grundsätzlich eher ein passiver Vorgang ohne Anstrengung (Beim Musizieren anders). Atmung ist ein dynamischer Vorgang.
Anatomiekurs!
Nervensystem
ist zuständig für die Steuerung von Bewegungen sowie den organischen Vorgängen und für die Speicherung von Gefühlen und Erinnerungen.
Es gibt das
periphere Nervensystem (besteht aus Neuronen/Synapsen)
zentrales Nervensystem (Rückenmark + Gehirn)
und das vegetative Nervensystem: besteht aus sympathischem System (=körperaktivierendes System), dem parasympatischen System (körperberuhigendes System) und dem Enterichen System (Lebenssteuerung, Emotionen und Gefühle).
Die Nervenzellen heißen Neuronen und die Weitergabe der Informationen findet an den Synapsen statt. Bild!!!
5/6 Sinne/ Sinneswahrnehmung
Grundsätzlich funktioniert unsere Wahrnehmung, indem Reize aus der Umwelt durch Nervenimpulse zum Gehirn geleitet werden. Die physikalischen Reize werden von Rezeptoren an der jeweiligen Stelle aufgenommen, in elektrische Signale umgewandelt und über afferante nerven zum Gehirn geführt.
Der Mensch verfügt grundsätzlich über die allgemein bekannten 5 Sinne. Sehen, Hören, Tasten, Riechen und schmecken. Claudia Spahn beschreibt in ihrem Buch aber noch einen 6. Sinn und zwar die Wahrnehmung innerhalb unseres Körpers (=propriozeptive Wahrnehmung, wird auch als einästhetischer Sinn bezeichnet). Diese Wahrnehmung entzieht sich aber größtenteils unserem Bewusstsein, dieser Sinn ist aber fürs Musizieren enorm wichtig.
Beim Musizieren sind grundsätzlich alle Sinne beteiligt, Riechen und Schmecken zwar nicht direkt, aber man kann sie zum eigenen Vorteil nutzen (Wichtig für die emotionale Einstellung bei Auftritten: die zentrale Verarbeitung von Gerüchen wird im Langzeitgedächtnis mit Emotionen eng verknüpft).
Hörsinn
Bereits ein Fötus kann in den letzten Wochen der Schwangerschaft schon hören. Gehör ist in der Evolution schon von großer Bedeutung, da es Tag und nacht aktiv ist und vor Gefahren warnen kann, so können wir „auch hinter uns sehen). Gehör is auch wichtig für die Kommunikation —> Immanuel Kant (18. JH): „Nicht sehen trennt von Dingen, Nicht hören von den Menschen“. Das gehörte wird unterschieden in Höhe, Dauer, Rhythmus, Lautstärke. Es gibt aber auch das innere Hören - also die Vorstellung, was für das musizieren von enormer Bedeutung ist.
Im Ohr befindet sich auch der Gleichgewichtssinn.
Abschnitte des Gehörs:
äußeres Ohr:
-Ohrmuschel (aus Haut, Form aus elastischem Knorpel)
-äußerer Gehörgang aus äußeren knorpeligen und inneren knöchernen Anteil
-Haut des knorpeligen Anteils enthält Haare und Talgdrüsen
Mittelohr:
- ummfast Trommelfell, Ohrtrompete, Paukenhöhle und pneumatische Räume
- Trommelfell ist Trennlinie zw. äußerem Gehörgang und Mittelohr
- anschließend an das Trommelfell –> Gehörknöchelchen Hammer Amboss und Steigbügel –> Steigbügelfußplatte hat Verbindung zum ovalen Fenster
- von Paukenhöhle geht Ohrtrompete ab und mündet im Nasenrachenraum –> ist also Verbindung zw. Mittelohr und Nasenrachenraum
- Ohrtrompete sorgt für Druckausgleich (ohne diesen wäre Hören bei wechselndem Luftdruck nicht möglich)
Innenohr:
-Gehörschnecke: ist in das Felsenbein der Schädelbasis eingelagert und wandelt mechanische Schwingung des Trommelfells und der Gehörknöchelchen in einen Nervenreiz um, der dann ans Gehirn weitergeleitet wird.
Hörvorgang und Hörphysiologie:
-Schalwellen gelangen durch äußeren Gehörgang zum Trommelfell welches in Schwingung versetzt wird, welche von der Gehörknöchelchenkette übertragen wird und durch den Größenunterschied von Trommelfell und ovalem Fenster verstärkt wird –> Wanderwelle bringt Basilarmembran der Schnecke in Schwingung –> Reizung der Sinneszellen, diese wandeln die Schallwellen in elektrische Impulse um –> verschieden Übertragungen der Frequenzen –> Weiterleitung ans Gehirn –> empfundener Schallreiz in Wahrnehmung umgewandelt (im auditiven Cortex)
Menschen können nicht alle töne wahrnehmen, der erste gerade noch wahrgenommene Ton nennt man Hörschwelle
Frequenzen über dem Hörvermögen nennt man Ultraschall
tiefe Frequenzen = Infraschall
Verdopplung der Frequenz = Oktav
Tastsinn
ist beim musizieren wichtig, da es die Rückmeldung zum Instrument übernimmt (Taste, Saite, Griffbrett, Loch, Klappe…). Informiert auch beim artikulieren über die Berührung der Zunge. Der Tastsinn nimmt verschiedene Komponenten war: Berührurung, Druck, Vibration und Temperatur. Die Sensoren sind in unterschiedlichen Schichten der Haut. Besonders empfindlich sind wir an Lippe, Zungenspitze und Fingerkuppen, was uns eine Ideale Grundlage fürs musizieren gibt.
Kinästhetischer Sinn
Unser Körper verfügt über eine Oberflächensensibilität (=Tastsinn), aber auch über eine Tiefensensibilität, die unserem Hirn die Kontraktion und Dehnung von Muskeln, den Zug an Sehnen und die Bewegungen in Gelenken erfasst und mitteilt. Die Kombination aus beidem nennen wir somato-sensorisches System.
Um die innere Wahrnehmung zu gewährleisen brauchen wir drei Sinnesorgane:
Muskelspindeln in der Skelettmuskulatur
Golgi-Sehnenorgane in den Sehnen
Mechanorezeptoren in den Gelenkkapseln und der Knochenhaut.
Sehen
Beim Musizieren wichtig für das lesen der Noten und die Kommunikation mit den Mitspielern. Zudem werden Bewegungen auch optisch kontrolliert (Bsp. Lagewechsel).
Steuerung und Lernen von Bewegungen Teil 1
Fürs Musizieren ist es sehr wichtig, die Ausführung der Spielbewegungen mithilfe des Bewegungsapparats exakt ausführen zu können. Für diese Feinabstimmung erhält unser Nervensystem ständig differenzierte Rückmeldungen der Sinnesorgane sowie der Muskeln und Sehnen. Das ganze wird dem Hirn als sogenannte sensorische Information zugeleitet. Daraus werden dann Bewegungsentwürfe entwickelt, die den Muskeln dann zugespielt werden und ausgeführt werden (motorische Information). Deshalb spricht man hier von Sensomotorik. Beim üben handelt es sich also um einen sensomotorischen Kreislauf. Dabei wird das ziel verfolgt, die Abstimmung zwischen Bewegung und gehörtem Klang zu präzisieren und kontrollierbarer zu gestalten. Wir haben dabei das Bewusstsein aber nur über einen geringen Teil von dem, was im Gehirn wirklich passiert. Die relevanten Bereiche fürs Musizieren (Bewegungssteuerung) sind die motorische und die sensorische Rinde. Für jede Tätigkeit im Hirn, sind mehrere Bereiche gleichzeitig angesprochen.
Das Großhirn entwirft Bewegungsmuster und das Kleinhirn sorgt dafür, dass die Pläne korrekt ausgeführt werden.
Bewegungen lernen bedeutet also auf physiologischer Ebene, dass sich die Übertragung von Informationen zwischen Nervenzellen verändert. Die beiden Vorgänge Steuerung und Erlernen von Bewegungsabläufen werden folglich auch von denselben Strukturen des zentralen Nervensystems ausgeführt.
Beim Musizieren sind vor allem die Höreindrücke entscheidend. Es wirken hierbei sensorische Informationen und motorische Signale zusammen. Dieses als Sensomotorik bezeichnete Prinzip bestimmt ganz grundsätzlich Steuerung und Erlernen der Spielbewegungen beim Musizieren.
Wiederkehrende Programme werden im Nervensystem verankert und es werden Musterprogramme erstellt, die dann nur noch der Situation angepasst werden müssen (Bsp. Baby lernt laufen — Bodenunebenheiten).
Um solche Muster zu speichern ist eine Gedächtnisleistung erforderlich. Die folgenden Gedächtnisformen wurden von Atkinson &Shiffrin um 1968 erforscht und das Modell entwickelt. Sinneseindrücke gelangen für ca. 1 Sekunde in den sensorischen Speicher (unbewusst, kann durch bedeutungsvolle Inhalte unsere Aufmerksamkeit verlagern — Bsp. Cocktailparty-Phänomen nach Lefrancois), der auch als Arbeitsgedächtnis bezeichnet wird. Nur ein kleiner Bruchteil schafft es weiter ins Bewusstsein. Davon gelangt wieder ein kleiner Teil ins Kurzzeitgedächtnis, in dem die Inhalte einige Augenblicke bis Minuten verbleiben. Um ins Langzeitgedächtnis zu kommen, müssen Vorgänge mehrfach wiederholt werden. Es fällt leichter, wenn große Informationsmengen in Gruppen zusammengefasst werden (=Chunking, deutsch: Bündelung).
verschiedene Gedächtnisformen
- Deklarativ:(=explizit) hier werden formulierbare Wissensinhalte wie Fakten (Theoretisches Wissen, gespeichert. Wird eher schnell erlernt, der Lernprozess erfordert aber bewusste Kontrolle.
- Prozedurales Wissen,(=implizit) beinhaltet die Ausführung von Prozeduren, z.B. instrumentale Spielbewegungen. Das Lernen hier erfolgt automatisiert, geschieht aber sehr langsam und benötigt viele Wiederholungen. Wird zum Teil auch Bewegungsgedächtnis oder motorisches Gedächtnis genannt.
Bein Musizieren ist grundsätzlich eine Kombination aus beidem zu empfehlen!
Bewegungslernen beim Musizieren erfolgt in mehreren Phasen
- Orientierung: Gehör übernimmt zur Orientierung die Hauptrolle, auch das Auge kontrolliert mit. Sehr viele Einzelheiten werden mit hoher Aufmerksamkeit überwacht.
- Differenzierung: Bewegungskoordination ist schon besser und es ist weniger hochkonzentrierte Aufmerksamkeit auf Einzelheiten notwendig. Hören und Sehen werden auf das wesentliche bezogen. Es werden mehr Kleinigkeiten wahrgenommen und korrigiert. Es ist aber noch unsicher und Störanfällig.
- Stabilisierung: Die Bewegungsabläufe werden so stabilisiert, dass sie ohne bewusste Aufmerksamkeit ablaufen können. Man wird freier und kann sich auf andere Aspekte achten. Teilbewegungen werden zu größeren Einheiten zusammengeführt und sorgen für mehr Stabilität und Ökonomie.
- Kontextualisierung: Das geübte wird weiter stabilisiert und das Bewegungsgefühl verankert. Man lernt hier die Bewegungsabläufe unter besonderen emotionalen Bedingungen und unvorhersehbaren Anforderungen und Störungen stabil zu halten und gleichzeitig flexibel zu gestalten.
Bewegungslernen erfolgt nicht regelmäßig sondern in Lernsprüungen mit zwischenzeitlichem Stillstand —> Zeit!!
Spiegelneurone
Spiegelneurone können beim lernen von Bewegungen sehr hilfreich sein (Forscher Giacomo Rizolatti (1990 Italien).
Hirnphysiologische Grundlagen des Übens
Die neuronalen Grundlagen des Musizieren sind bis heute erst in Ansätzen verstanden. Was aber unbestritten ist, dass Musizieren nahezu alle Hirnareale beansprucht. Beim Üben werden die sensomotorischen, additiven und die visuellen Fertigkeiten erworben, die für die Beherrschung des Instruments notwendig sind.
Jedes erlernen eines Instruments erfordert das Erlernen und Trainieren spezifischer Bewegungsabläufe, die in ganz unterschiedlichen musikalischen zusammenhängen eingesetzt werden können. Diese Abläufe werden beim Üben automatisiert, d.h. sie können ohne aktive, bewusste Kontrolle ausgeführt werden —> Bsp. Autofahren.
Laut Renate Klöppel ist ein optimaler Zuwachs der Geschicklichkeit bei Übe-Serien bei etwa zwanzig Wiederholungen besonders hoch.
Bei Beginnen - geblocktes Üben, bei fortgeschrittener ist eher variables Üben zu empfehlen.
Neue Hirnforschungen belegen, dass Erfahrungen immer gleichzeitig auf der kognitiven, auf der emotionalen und der körperlichen Ebene in Form von denk-, Gefühls- und körperlicher Reaktionsmuster verankert und aneinander gekoppelt werden.
Lernen von Bewegungen bei Säuglingen
Wenn man sich mit dem erlernen von Bewegungen befasst, muss man sich Säuglinge anschauen. Babys haben einen viel kleineren Kopf als ausgewachsene und somit auch ein unausgereiftes Gehirn, was aber trotzdem schon alle Anlagen hat, die es für die weitere Entwicklung braucht. Die scheinbar ungeordneten Bewegungsverhalten der Säuglinge werden aber in einer klaren Form von Reflexmustern koordiniert. Das Kind beginnt, sein Umfeld zu entdecken und seine Wahrnehmungen einzuordnen. Diese Muster lösen sich mit der Zeit aber auf. Mit ca. 6 Wochen entwickelt sich das räumliche Sehen, was die Steuerung der Greifbewegung ermöglicht.
Babys sind sehr neugierig und erforschen so die Welt. Sie verknüpfen ihre Sinneswahrnehmungen unbewusst mit Handlungen, Emotionen und Kognition. Neue Bewegungsmöglichkeiten entstehen über die Versuche und Irrtümer und zu einem großen Teil über nachahmen. So lernt es erst zu kriechen, zu krabbeln, zu stehen und zu laufen. Diese Funktionen verknüpfen sich im Gehirn zu individuellen Bewegungsmustern, die durch Wiederholungen zu Gewohnheiten und automatisiert werden, und somit unbewusst ausgeführt werden können.
Anwendung der Beobachtung von Säuglingen auf das Lernen von Bewegungen im Instrumentalunterricht
Aus didaktischer Sicht: Bewegungen müssen räumlich genau, zeitlich genau, mit einer gewissen Kraft und in einer gewissen Reihenfolge und ausreichen lange ausgeführt werden. Das ziel ist es, über die Klangvorstellung die erforderlichen Bewegungen programmieren und ausführen zu können.
Aus methodischer Sicht: Methodisch gesehen, können Klangerzeugung und entsprechende Bewegungen über das Sehen, Hören und Spüren von Bewegungen initiiert werden: Über die Ansprache des visuellen Sinnes sieht der Schüler die Bewegungen beim Lehrer, die er sowohl bewusst als auch unbewusst imitiert. zudem kann der Schüler seine eigenen Bewegungen sehen und kontrollieren. Zudem können Spielbewegungen über den auditiven Sinn angeregt und verfeinert werden. Der Klang vom Lehrer wird nachgeahmt. Der Kinästhetische und der taktile Sinn beeinflussen und kontrollieren die Bewegungen. Bewegungen können gespürt werden, und wichtig ist, dass Emotionen Einfluss auf die Muskelspannung und die Körpereinstellung haben. Im Unterricht ist es also wichtig, das Spüren von Bewegungsabläufen anzuregen. Welchen Sinn der Lehrende primär beim Schüler anspricht muss immer wieder neu entschieden werden. Wichtig ist die eigene Vorbildwirkung!