Geldtheorie als struktureller Rahmen der Finanzethik Flashcards
Welche allgemeinen Arbeitsbereiche hat die Geldtheorie?
- Inflationstheorie (wie verändert sich der Geldwert und warum?)
- Zinstheorie (monetäre Zinstheorie, Theorie des Kreditzinses, Theorie des Kapitalzinses, Zinsstrukturtheorie)
- Geld und Beschäftigung
- Monetäre Wachstumstheorie
- Geldmengentheorie (Wesen und Erscheinungsformen des Geldes)
- Geldeffekte und Transmissionsmechanismen
- Monetäre Außenwirtschaftstheorie/ monetäre Integrationstheorie
- Theorie der Geldpolitik
Was kennzeichnet die klassische Geldtheorie, bzw. „Banking Theorie“?
a) Merkantilismus (Richard Cantillon): Außenhandel = Nullsummenspiel, bei dem der eine gewinnt, was der andere verliert (→ Umschichtung)
b) Liberalismus (Hume, John Locke): Grundlage: Privateigentum und Vertragsfreiheit → Freie Marktwirtschaft und Freihandel
Currency Theorie/ Banking Theorie (David Ricardo, John Stuart Mill)
- Individuum ist zwar eigennützig und auf eigenen Vorteil aus, dient aber mit seinem wirtschaftlichen Handeln gleichzeitig dem Allgemeinwohl
- Geld = Privatsache
- Geld = Alles, was die Banken, das Publikum als Bezahlung aktivieren
- Der güterwirtschaftliche (reale) und der geldwirtschaftliche (monetäre) Sektor der Volkswirtschaft sind voneinander unabhängig (Dichtomie)
- Geld hat lediglich die Aufgabe, den Tausch von Gütern und Dienstleistungen zu vereinfachen
Welche Thesen kennzeichnen die neoklassische Geldtheorie?
- Individualismus: Der einzelne mit seinen Vorstellungen und Wünschen gilt als grundsätzliches Maß für die Bewertung)
- Utilitarismus: Trennung von Werturteilen und Instrumenten, Orientierung an menschlicher Nutzenstiftung und der abwägenden Kalkulation)
- Vollkommener Markt
o Markt gibt Preise vor und der Unternehmer reagiert als Mengenanpasser
o Markt entwickelt einen fairen Preis in der Vermittlung zwischen Nachfrage und Knappheit des Angebotes - Rationales Verhalten (Präferenzordnung inkl. Transitivität)
- Tauschparadigma, Denken in Opportunitätskosten
- Glauben an die „unsichtbare Hand“
→ Österreichische/ Amerikanische Schule, Zinstheorie
Welche Aspekte und Begriffe der Geldtheorie beziehen sich auf subjektive Wertvorstellungen?
- Methodologischer Individualismus: Der Einzelne wird mit seinen Präferenzen und Wahlmöglichkeiten ernstgenommen
- Nutzen und Grenznutzen sind subjektive Gefühlsgrößen, wenn sie jenseits der mathematischen Logik im sozialen Leben real werden
- Keine Messbarkeit des subjektiven Wertes: Beobachten können wir nur die Preisvorstellungen, die kommuniziert werden
- Subjektivität der Skalen: Ändern sich die Verhältnisse des Individuums, so ändert sich auch die Skala seiner Wertgefühle
- Zeitliche Begrenzung der Wertvorstellungen: Werte eigener Skala gelten nur für einen bestimmten Augenblick, also auch Geldwerte und sind rein kommunikativ bestimmt
- Asynchrone Reaktion der Preise: Preise reagieren in unterschiedlichen Tempo und Ausmaß auf Geldmengenänderungen
Was sind die wichtigsten Kennzeichen des Keynesianismus und Neokeynesianismus?
Keynesianismus
- Gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist die entscheidende Größte für Produktion und Beschäftigung
- Wirtschaftspolitische Modelle sind darauf ausgerichtet, die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu steuern und bei Bedarf die Wirtschaft durch vermehrte Staatsausgaben zu beleben
Neokeynesianismus (Tobin)
- Anhänger des Freihandels und internationaler Institutionen
- Lenkungs-Abgabe auf spekulative internationale Devisentransaktionen (sog. Tobin-Steuer)
Monetarismus und neoquantitätstheoretische Schule
- Zu starke Ausdehnung der Geldmenge führt zu Inflation; Bremsung des Geldmengenwachstums zu Deflation
- Kurzfristige Eingriffe des Staates zur punktuellen Steuerung der Wirtschaft werden abgelehnt
Was bewerten die Geldwerte auf den Finanzmärkten nach Friedrich Hayek und welcher gesellschaftliche Zusammenhang kommt dabei zum Ausdruck?
- Hayek betont die Bedeutung von neutralem Geld mit unverzerrten relativen Preisen
- In einer Naturaltauschwirtschaft besteht eine Gleichheit von Güterangebot und Güternachfrage (keine monetär bedingten Verzerrungen)
- Preise sind relativ im Sinne von Tauschrelationen zwischen Gütern und Produktionsfaktoren
- Die Preise für Konsum- und Kapitalgüter sowie die Löhne sollen die ökonomischen Knappheiten wiederspiegeln
- Veränderung des Preisniveaus als Folge der Verknappung einzelner Güter ≠ Veränderung des Preisniveaus als Wirkung monetärer Ursachen Preisveränderungen als Konsequenz einer Veränderung der Gütterknappheit geben den Wirtschaftssubjekten neue Informationen und führen zu entsprechenden Anpassungen der Wirtschaftsaktivitäten
- Monetär bedingte Verzerrungen der Kreditzinsen wirkt auf die Güterpreise und Löhne sowie folglich auf das gesamte System der rel. Preise
→ Erzeugt eine Verzerrung der relativen Preise und Desinformation der Wirtschaftssubjekte über die langfristigen Knappheiten der Güter und Produktionsfaktoren
→ Finanzmärkte als Kommunikation über ressourcenorientiertes Wirtschaften
Was sind die Grundprinzipien der Funktionsweise des „neutralen Geldes“ nach Friedrick Hayek?
- Durch neutrales Tauschmittel soll der Ablauf einer Geldwirtschaft (insbesondere die relativen Preise) von keinen anderen als den realen Bestimmungsgrößen beeinflusst werden
- Ziel: Geldpolitik mit möglichst neutralem Geld, das zu unverfälschten, den Knappheiten entsprechenden relativen Preisen (Güterpreise, Löhne, Zinsen, Wechselkursen) führt
- Problem: Erreichung von neutralem Geld schwierig, da monetäre Prozesse auch reale Wirkungen haben
- Konstant wachsende Geldmenge relativ zur wirtschaftlichen Entwicklung als einzige mögliche realisierbare Maßnahme, welche der Neutralität des Geldes am nächsten kommt
- Eine auf sehr tiefe Inflationsraten ausgerichtete Geldpolitik ist nur eine Ersatzlösung. Die Neutralität des Geldes ist das primäre Ziel, die Wertbeständigkeit des Geldes ein Mittel, um sich diesem Ziel zu näheren