Drei ethische Klassiker: Tugendethik Flashcards
Welche Kennzeichen hat die Tugendlehre nach Aristoteles?
Tugenden sind die Mitte zwischen zwei Extremen (Mediokrenthese)
Aristoteles unterscheidet zwei Tugenden:
-Tugenden des Verstandes (dianoetische Tugenden):
Verstandstugenden sollen dem Menschen die richtigen Mittel und Wege (Handlungsorientierung) für sein Handeln im Sinne des guten Lebens in konkreten Entscheidungssituationen aufzeigen
-Tugenden des Charakters (ethische Tugenden):
Beherrschung seiner Triebe und Affekte
Diese Tugend erlangt man durch Erziehung und Gewöhnung, es geht aber um intrinsische Verinnerlichung
Glückseligkeit wird durch die Verstandstugend erreicht
Grundlagen der Tugendethik: -Eine absolute Begründung des Sollens im Sinne eines Regelwerks gibt es nicht
-Die Tugendethik bietet kein Lösungskonzept für den Einzelfall
-Handlungsfolgen werden in der Tugendethik nicht bewertet
Wie werden bei Hume Empathie, Tugenden und Gerechtigkeit zur Grundlage von Moral
Tugenden als moralische Haltung
- Im Menschen gibt es eine grundlegende moralische Haltung
- Offen ist jedoch, ob allgemeingültige moralische Prinzipien existieren
- In jeder Sprache dieser Welt gibt es Wörter, die Güte, Freundlichkeit oder Dankbarkeit eines Menschen ausdrücken. Diese Begriffe sind auch in jedem Kulturkreis positiv besetzt. Menschen mit diesen Eigenschaften sind für eine Gesellschaft nützlich, weswegen diese Eigenschaft als „gut“, also moralisch gelten
- Das experimentelle Vorgehen Humes soll hier exemplarisch anhand der Tugend „Gerechtigkeit“ zusammengefasst werden
Gerechtigkeit als Tugend
- Die Tugend der Gerechtigkeit lässt sich auf den Gesellschaftsnutzen zurückführen. Hierfür werden zwei unterschiedliche Situationen angenommen, bei denen die Gerechtigkeit keine Rolle spielt:
o Alle Menschen können ihre Bedürfnisse ohne jede Einschränkung befriedigen; hier Gerechtigkeit nicht von Nöten, da es für jeden jederzeit möglich ist seine Wünsche zu befriedigen
o In einer Situation, in der niemand seine Bedürfnisse ohne Hindernisse befriedigen kann, spielt Gerechtigkeit ebenfalls keine Rolle, da jeder durch seinen Selbsterhaltungstrieb gesteuert wird und so auch das Wohl der Anderen keine Rolle mehr spielt
- In beiden Situationen ist somit die Gerechtigkeit unbedeutend, weil sie für die jeweilige Gesellschaft nicht nützlich ist
- In einer realen Gesellschaft hingegen ist Gerechtigkeit nützlich und gilt somit auch als Tugend
→ Gerechtigkeit ist keine Gleichheit nach Hume
- Gerechtigkeit schließt das Recht auf Besitz mit ein, da es eine vollkommene Gleichheit aller Menschen nicht geben kann
- Selbst wenn alle Güter gerecht verteilt wären, wären einige Menschen aufgrund ihrer Fähigkeiten anderen Menschen überlegen
- Deshalb ist auch die Errichtung einer Gesellschaft, in der alle gleich sind, nicht förderlich für diese: Den befähigteren Menschen fehlt der Ansporn, ihre Fähigkeiten zum Wohl der Gesellschaft einzusetzen
Wie begründet David Hume die Ethik als Methode für den rationalen Umgang mit Moral?
→ Humes Prinzipien der Moral §10
- Ethik hat die Aufgabe, den Komplex charakterlicher Eigenschaften zu analysieren, der das ausmacht, was wir gemeinhin persönliches Ansehen nennen
- Beurteilung jeder Eigenschaft, die einen Menschen zu einem Gegenstand der Achtung und der Zuneigung oder zu dem des Hasses und der Verachtung macht
- Die spontane Empfänglichkeit, die in diesem Punkt unter den Menschen so allgemein verbreitet ist, gibt einem Philosophen ausreichend Gewissheit
- Anwendung der experimentellen Methode, um allgemeine Grundsätze aus dem Vergleich einzelner Fälle zu gewinnen
- Die andere wissenschaftliche Methode, wonach zuerst ein allgemeines, abstraktes Prinzip aufstellt, mag zwar an sich vollkommener sein, ist aber der Unvollkommenheit der menschlichen Natur weniger angepasst
Welche grundsätzlichen Unterscheidungen einer Teleologie gibt es und woran orientieren sie sich?
Grundzüge der Teleologie
- Teleologie ist die Lehre, dass Handlungen oder überhaupt Entwicklungsprozesse an Zwecken orientiert sind und durchgängig zweckmäßig ablaufen
- Der Teleologie als Weltanschauung liegt die Annahme von entweder äußeren (transzendenten) oder inneren (immanenten) Zweckursachen zugrunde
Transzendende Teleologie
- Die zweckmäßige Ordnung der Welt wird durch das Wirken einer zwecksetzenden Weltkraft (Nous, Logos) hergestellt; bei Platon durch die außerweltlichen Ideen; in der Theologie durch Gott
Immanente Teleologie (Aristoteles) - Die Zweckursachen liegen in den Dingen selbst, denen somit ein Streben nach bestimmten Zielzuständen zugeschrieben wird
Teleologie = Die Lehre der Ziele
Welche System-Handlungen werden durch Tugenden beeinflusst?
Tugenden bestimmen die Handlungsdynamik
- Verdeutlichen erfolgreiche Handlungsmodelle
- Sind begrenzte Handlungsvarianten/ reduzieren die Vielfalt möglicher Handlungsalternativen auf einem Mittelweg
- Dämpfen die Reaktionen der Akteure in Systemen bei unerwarteten Ereignissen oder Impulsen von außen
- Beruhigen die Irritationen innerhalb der Systemkommunikation, indem sie einen Mittelweg vorschlagen, der selbst nicht inhaltlich determiniert ist
→ Ermöglichen eine standardisierte Reaktion in unbekannten Situationen
Tugenden in innersystemischen Verhaltensweisen
- Repräsentieren nötige Investitionen
- Reduzieren Trittbrettfahrer
- Vermeiden Ausbeutungsmuster
- Sind kein Ersatz für Regelungen, Investitionen oder Verträge
Unter welchen Bedingungen kann eine tugendorientiere Moral und Ethik der Vorteilsoptimierung vorausgehen?
Problem: Normative Logik des Vorteiltausches ist nicht identisch mit der normativen Logik der Zwischenmenschlichkeit → Marktprinzip kann nicht an die Stelle des Vernunft-ethisch verstandenen Moralprinzips treten
- Wechselseitige Achtung und Anerkennung der Menschen als Personen
- Der Andere wird in seinem humanen Eigenwert respektiert (als Voraussetzung legitimen Erfolgsstreben)
- Nicht Wohlfahrtsziele, sondern gleiche konstitutive Recht und Pflichten aller Bürger bilden den Orientierungspunkt einer „zivilisierten“ Marktwirtschaft im Kontext einer wohlgeordneten Gesellschaft freier und gleichberechtigter Bürger