Forschungsdesign, Untersuchungsformen und Auswahlverfahren Flashcards
Was ist das Ziel der Wahl des Forschungsdesigns?
Ausschluss möglichst vieler alternativer Erklärungen für das zu untersuchende Phänomen
Was ist ein Forschungsdesign?
Die Gesamtheit aller Entscheidungen darüber, wann, wo, wie und wie oft die empirischen Indikatoren an den Beobachtungsobjekten erfasst werden sollen
unterscheiden sich in Fähigkeit, verschiedene Störfaktoren als alternative Erklärungen auszuschließen
Was beeinflussen die Störfaktoren?
interne Validität: Veränderungen in der abhängigen Variable können eindeutig auf Veränderungen in X zurückgeführt werden
externe Validität: Möglichkeit der Generalisierung experimenteller Resultate auf andere Personen(gruppen) und Situationen
Nenne Beispiele für Störfaktoren der internen Validität.
- intrapersonale Reifungsprozesse
- zwischenzeitliches Geschehen
- Test-Retest-Effekt: Effekte eines ersten auf zweiten Testvorgang
- Instrumentation: Effekte der Testbedingungen oder Änderungen darin
- Selektion: verzerrte Auswahl und systematische Ausfälle
Nenne Beispiele für Störfaktoren, die die externe Validität beeinflussen.
- reaktive Effekte der experimentellen Situation: Abweichen von Alltagssituation
- reaktive Effekte des Messens: Wechselwirkung zwischen erster Messung und Stimulus
Wie können Störfaktoren vermieden oder kontrolliert werden?
- Elimination: Ausschalten von Störfaktoren
- Konstanthalten: gleichförmiges Wirken von Störfaktoren
- Bildung von Kontrollgruppen mittels
Matching, Drittvariablenkontrolle, Randomisierung
Welche Typen von Forschungsdesigns gibt es?
- Experimentelles Design
- Quasi-experimentelles Design
- Ex-post-facto-Design
Was sind die Kennzeichen und das Ziel von experimentellen Designs?
- Bildung von mindestens zwei Vergleichsgruppen (ex ante)
- Randomisierung: zufällige Zuweisung der Versuchspersonen zu den experimentellen Gruppen
- Manipulation der unabhängigen Variable (Setzung des Treatment) durch den Forscher
Ziel: Ausschluss der alternativen Erklärung eines empirisch gefundenen Gruppenunterschieds in der abhängigen Variable Y durch einen anderen Faktor als die manipulierte Variable X
Welche Typen von experimentellen Designs gibt es?
Laborexperiment:
- künstliche Situation
- niedrige Kosten
- tendenziell hohe interne & niedrige externe Validität
Feldexperiment:
- natürliche Situation
- hohe Kosten
- tendenziell hohe externe & niedrige interne Validität
Was sind die Vorteile von Experimenten/ experimentellen Forschungsdesigns?
- führen zu validen Hypothesentests
- homogene Vergleichsgruppen (unit homogenity): Randomisierung erzeugt identische Verteilung der Hintergrundfaktoren Z in Gruppen
- zufällige Zuweisung zu Testbedingung (conditional independence): Randomisierung verhindert Verzerrung durch Selbstselektionsproblem
- Varianz auf unabhängiger Variable: Tetsbedingung variiert/ manipuliert Kausalfaktor
- gleiche Rahmenbedingungen in den Vergleichsgruppen: Konstanthaltung/ Eliminierung aller sonstiger, auch ungemessener Faktoren
Welche verschiedenen Designs von experimentellen Experimenten gibt es?
Vorher-Nachher-Design
Solomons Vier Gruppen Design (2 Experimentalgruppen & 2 Kontrollgruppen)
Blind-/ Doppelblindversuche
Losverfahren/ Quasi-Experiment
Was sind die Kennzeichen eines Quasi-experimentellen Forschungsdesigns?
- Versuchsanordnungen in denen das Treatment experimentell gesetzt wird, ohne dass auf der Ebene der Akteure eine Randomisierung der Gruppenzuweisung erfolgt bzw. möglich ist
- typisch für Evaluationsstudien/ politische Interventionen: Treatment wird institutionell zugewiesen (Reform zu einem bestimmen Zeitpunkt), ohne dass die betroffenen Akteure sich dies (bzw. den Zeitpunkt) individuell aussuchen können
Welche verschiedenen Arten von quasi-experimentellen Forschungsdesigns gibt es?
- Versuchsanordnung mit nicht gleichartiger Vergleichsgruppe
- ## Zeitreihen-Experimente (“Unterbrochene Zeitreihen”)
Welche Probleme der internen Validität treten bei quasi-experimentellen Forschungsdesigns auf?
- verzerrte Auswahl: nicht-Vergleichbarkeit der Vergleichsgruppen aufgrund fehlender Randomisierung
- Reifungseffekte: natürliche Entwicklungsprozesse
- zwischenzeitliches Geschehen: sonstige Faktoren, die Veränderungen in Y bewirken
Was sind die Kennzeichen des Ex-post-facto-Designs?
- meist simultane Messung von Treatment und Outcome (Aussnahme: Paneldesign)
- Aufteilung in Experimental- und Kontrollgruppe nach der Messung (ex post)
- Erhebungsform: Querschnitt- vs. Längsschnittdesigns
Welche drei Erhebungsformen gibt es?
- Querschnittdesigns
- Längsschnittdesigns: - Trenddesign
- Paneldesign
Was sind die Merkmale des Querschnittdesigns?
- einmalige Erhebung der abhängigen und unabhängigen Variablen einer Untersuchung an einer Stichprobe von N Beobachtungseinheiten
- Messwerte xi für N mit Beobachtungsobjekten i=1.. N zu einem bestimmten Zeitpunkt
typische Anwendung: Beschreibung sozialer Phänomene (Status, Zustand, Verteilung)
. Prüfung von Unterschiedshypothesen (z.B. Betroffenheit in sozialen Gruppen)
Was sind die Vor- und Nachteile des Querschnittdesigns?
Vorteile:
- einfache Stichprobenziehung
- keine Teilnahmeeffekte
- geringe Kosten
Nachteile:
- Erhebung zeitbezogener Individualinformationen nur durch Retrospektivfragen
- keine Analyse von Veränderungen möglich (Makro und Mikro)
Was sind die Merkmale des Trenddesigns?
- ## mehrmalige Erhebung der Beobachtungsgröße an mehreren unabhängigen Stichproben von jeweils N Beobachtungseinheitentypische Anwendung:
- Beschreibung sozialen Wandels
- Prüfung von Veränderungshypothesen auf Aggregatsebene (z.B. Gruppenebene)
Was sind Vor- und Nachteile vom Trenddesign?
Vorteile:
- einfache Stichprobenziehung
- keine Teilnahmeeffekte
- Analyse von Veränderungen im Aggregat (Makro)
- vergleichsweise geringe Kosten
Nachteile:
- zeitbezogene Individualinformationen nnur durch Retrospektive
- evtl. Problem der Konstanz der Messinstrumente
- keine Analyse individueller Veränderungen/ Prozesse möglich (Mikro)
Was sind die Kennzeichen vom Paneldesign?
- wiedderholte Erhebung der Beobachtungsgrößen an einer Stichprobe von N Beobachtungseinheiten
- Messwerte für dieselben Beobachtungsobjekte zu unterschiedlichen Zeitpunkten
typische Anwendung:
- Beschreibung sozialer Prozesse
- Prüfung von Veränderungshypothesen auf individueller Ebene
Was sind die Vor- und Nachteile vom Paneldesign?
Vorteile:
- hoher Informationsgehalt
- prospektive Erhebung zeitbezogener Information
- Analyse und Veränderungen (Makro und Mikro)
- kausale Reihenfolge von Variablen empirisch testbar
Nachteile:
- Panelmortalität, hohe Kosten der Stichprobenpflege
- evtl. Problem der Konstanz der Messinstrumente
- evtl. Reaktivität/ Lerneffekte durch wiederholte Teilnahme (Paneleffekte)
Was sind die drei methodologischen Probleme des Paneldesigns?
- Varianz der unabhängigen Variable (treatment)
- kausale Reihenfolge der Variablen
- Drittvariablenkontrolle
Welche Arten von Drittvariablen gibt es?
- antezedierende Drittvariablen: Z -> X -> Y
- intervenierende Drittvariablen: X -> Z -> Y
Welche vier Situationen sind nach der Drittvariablenkontrolle möglich?
- Bestätigung der Beziehung von x und y nach der Kontrolle von z
- Keine Beziehung von x und y nach der Kontrolle von z
- z-spezifische Beziehung von x und y (Interaktion)
- Verdeckung der Beziehung von x und y
Beschreibe den Spezialfall der Kohortenstudien.
Kohorte = Bevölkerungsgruppe, die durch ein zeitlich gemeinsames, längerfristig prägendes Startereignis definiert wird
zu unterscheiden:
- Inter- oder Intra-Kohortenvergleich
- Kohortenbildung ex ante oder ex post
Wie können Kohortendaten realisiert werden?
- über einmalige Retrospektiverhebungen
- wiederholte Querschnitterhebungen
- mehrmalige Panelerhebungen
Was sind die Vorteile von Kohortenstudien?
- Unterscheidung von Alters-, Kohorten- und Periodeneffekten (im reinen Querschnittdesign nicht zu trennen)
- Alters-/ Lebenszykluseffekte: individuelle Veränderung über die biographische Prozesszeit
- Kohorteneffekte: Unterschiede zwischen Kohorten
- Periodeneffekte: Wirkung historisch einmaliger Ereignisse (identisch für alle Kohorten und Individuen)
Bsp: Ingleharts Wertewandelthese
Was ist der Ausgangspunkt für Auswahlverfahren?
- empirische Sozialforschung will Aussagen über soziale Sachverhalte machen
- Präzisierung des Objektbereichs notwendig
- Definition der Grundgesamtheit
- keine Frage der Praktikabilität sondern durch Erkenntnisinteresse bestimmt
Was ist die Grundgesamtheit oder Population und wie wird sie definiert?
- Menge der Objekte, für die Aussage der Studie gelten soll
- definiert durch Festlegung der Erhebungseinheit (Elemente der Population auf die sich Aussagen beziehen sollen)
- raum-zeitliche Eingrenzung
Was muss man nach der Definition der Grundgesamtheit entscheiden?
Voll- oder Teilerhebung?
- Vollerhebung: Erhebung der Daten aller Elemente der Grundgesamtheit
- Teilerhebung (Stichprobe): Erhebung der Daten eins Teils der Elemente der Grundgesamtheit => Auswahlverfahren (Stichprobendesigns)
Was sind die Merkmale der Vollerhebung?
- vollständige Erhebung des interessierenden Sachverhalts
- keine Verzerrung durch Fehler des Stichprobendesigns
Was sind die Merkmale der Teilerhebung (Stichprobe)?
- schneller und kostengünstiger als Vollerhebung
- ermöglicht unter bestimmten Umständen Rückschluss auf Grundgesamtheit innerhalb von gewissen Fehlermargen
- u.U. weniger fehleranfällig
- u.U. Vollerhebung nicht möglich
Was ist im Fall von Stichproben zu unterscheiden?
- angestrebte Grundgesamtheit: Menge der Objekte über die Aussage angestrebt wird
- Auswahlgesamtheit (faktische Grundgesamtheit): Objekte mit der prinzipiellen Chance, ausgewählt zu werden
- Inferenzpopulation: Grundgesamtheit über die tatsächlich Aussagen möglich sind
- overcoverage
- undercoverage
- Ziel: möglichst hohe Übereinstimmung von Inferenzpopulation mit angestrebter Grundgesamtheit
Welche unterschiedlichen Auswahlverfahren gibt es?
- Zufallsauswahl
- bewusste Auswahl
- willkürliche Auswahl
(Regeln für die Auswahl der Beobachtungsobjekte aus der faktischen Grundgesamtheit)
Welche unterschiedlichen Verfahren der Zufallsauswahl gibt es?
- einfache Zufallsstichprobe
- geschichtete Zufallsstichprobe
- Klumpenstichprobe
- mehrstufige Auswahlverfahren
Was sind die Kennzeichen der einfachen Zufallsstichprobe?
- Auswahlwahrscheinlichkeit für alle Elemente gleich und größer als Null (EPSEM = equal probability selectionmethod)
- einstufiger Auswahlprozess
z. B. - Lotterieverfahren
- Erzeugung von Zufallszahlen
Was ist die geschichtete Zufallsstichprobe und welche unterschiedlichen Arten gibt es?
- einfache Zufallsstichproben innerhalb von Bevölkerungsgruppen (Schichten), entsprechend der Forschungsfrage definiert
- proportionale Schichtung: Umfang der einfachen Zufallsstichproben entspricht Anteil der Schichten in Grundgesamtheit, EPSEM
- disproportionale Schichtung: Umfang der einfachen Zufallsstichproben entspricht NICHT Anteil der Schichten in Grundgesamtheit, nicht EPSEM, später Rückgewichtung
Was ist die Klumpenstichprobe?
- Ziehung einer Zufallsstichprobe von Makroeinheiten
- innerhalb derer vollständige Befragung aller Personen
Was sind mehrstufige Auswahlverfahren?
- Reihe nacheinander durchgeführter Zufallsstichproben
- vorher: hierarchische Einteilung der Grundgesamtheit
- Zufallsstichprobe aus Zufallsstichprobe aus Zufallsstichprobe usw.
Was sind mehrstufige Auswahlverfahren?
- Reihe nacheinander durchgeführter Zufallsstichproben
- vorher: hierarchische Einteilung der Grundgesamtheit
- Zufallsstichprobe aus Zufallsstichprobe aus Zufallsstichprobe usw.
Wann verwendet man mehrstufige Auswahlverfahren?
- wenn kein zentrales Register der Elemente einer Grundgesamtheit vorhanden ist, aber ein dezentrales
- bei komplexer Stichprobenziehung
- Kostenersparnis regionaler Klumpung bei Interviewereinsatz
Was ist der Unterschied zwischen mehrstufigen Auswahlverfahren und Schichtung?
- nicht in jeder Gruppe auf Stufe 1 wird Stichprobe gezogen bei mehrstufigen
Wie funktioniert das ADM-Design für persönliche Interviews?
- Flächenstichprobe: Auswahl von Sampling Points
- Auswahl von Haushalten
- Auswahl von zu interviewender Person pro Haushalt (Kish-Selection-Grid, Schwedenschlüssel)
Wie funktioniert das Auswahlverfahren für telefonische Interviews?
- Auswahl von Telefonnummern (aus Verzeichnissen oder zufällig generierte Nummern)
- Auswahl von zu interviewenden Personen innerhalb des Haushalts (Zufallszahlenreihe/Schwedenschlüssel oder Geburtstagsverfahren)
Welche Möglichkeiten gibt es bei der Auswahl von Telefonnummern?
- Random Digital Dialing RDD, problematisch in Deutschland, ggf. computergestützt
- modifiziertes Random Digital Dialing: Zufallswahl der letzten zwei Stellen; nach Gabler-Häder-Verfahren
Wie funktioniert das Gabler-Häder-Verfahren?
- Bildung von Intervallen theoretisch möglicher Telefonnummern innerhalb eines Ortsnetzes
- Prüfung mit Verzeichnis ob Intervalle min. 1 gültige Telefonnr. enthalten
- Ziehung aus den positiven Intervallen
Welche Verfahren der bewussten Auswahl von der zu interviewenden Person in einem Haushalt gibt es?
- Auswahl extremer Fälle
- Auswahl typischer Fälle
- Auswahl nach Konzentrationsprinzip
- Auswahl mittels Schneeball-Verfahren
- Auswahl mittels Quota-Verfahren
Was sind die notwendigen Bedingungen für das Schneeball-Verfahren?
- hohe Interaktionsdichte zwischen Elementen der Grundgesamtheit (soziales Kollektiv)
- Erhebung der Netzwerkstruktur bei Stichprobenziehung
Was sind die Voraussetzungen für Quota-Verfahren?
- Verteilung in Grundgesamtheit bekannt
- Korrelation mit inhaltlich interessierenden Variablen
- Erkennbarkeit des Quotenmerkmals bei Personen vor Befragung
Welche Schritte gibt es beim Quota-Verfahren?
- Erstellung des Quoten-Plans
- Berechnung des Quoten-Plans
- endgültige Auswahl der befragten Personen durch Interviewer
Was ist das Problem der willkürlichen Auswahl?
- erfolgt nach Ermessen des Auswählenden
- keine Zufallsauswahl, keine statistische Inferenz möglich
- für wissenschaftliche Zwecke nicht sinnvoll einsetzbar
Was ist die Grundidee der Repräsentativität?
- Stichprobe als verkleinertes Abbild der Grundgesamtheit
- Kriterium: angemessener Auswahlmechanismus (idR Zufallsstichprobe)
Wie setzt sich der total survey error zusammen?
- Zufallsfehler der Stichprobe (sampling error)
- systematische Verzerrungen wegen Verfahren der Stichprobenauswahl
- nonsampling bias wegen: Messfehlern, Fehlerquellen im Interview, Diskrepanz zwischen Ziel- und Surveypopulation (coverage), Befragungsauswahl (nonresponse)
Welche Typen von nonresponse gibt es?
- unit nonresponse = keine Daten für gesamte Untersuchungseinheit
- item nonrespone = fehlende Daten für einzelne Variablen der Untersuchungseinheit
Welche Typen von UNIT nonresponse gibt es?
- Nicht-Befragbare
- Schwer Erreichbare
- Verweigerer
. Wie setzt sich die Ausschöpfungsquote zusammen?
Ausschöpfungsquote =
realisierte Interviews
/
Bruttostichprobe - stichprobenneutrale Ausfälle
liegt idR bei 40-60%