Datenerhebungsverfahren Flashcards

1
Q

Welche Techniken der sozialwissenschaftlichen Datenerhebung gibt es?

A
  1. Befragung: Datenerhebung durch direkte Kommunikation zwischen Forscher und Untersuchungsperson
  2. Beobachtung: direkte Beobachtung menschlichen Handelns, sprachlicher Äußerungen, nonverbaler Reaktionen und anderer sozialer Merkmale (Kleidung, Wohnformen…)
  3. Inhaltsanalyse: systematische Erhebung und Auswertung von Texten, Bildern und Filmen
  4. Nicht-reaktive Methoden: Feldexperimente, Verhaltensspuren, unaufdringliche Beobachtung, Analyse prozessproduzierter Daten
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2
Q

Wie sollte die Wahl des Erhebungsverfahren bestimmt sein?

A
  • durch die Forschungsfrage
  • nicht durch persönliche Präferenz des Forschers
  • ist aber oft nicht der Fall
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3
Q

Was sind die Vor- und Nachteile der Befragung als Datenerhebungsverfahren?

A

Vorteile:

  • subjektive Tatbestände (Wissen, Einstellungen, Wertorientierungen, Deutungen, Erwartungen) werden am besten direkt erfragt und durch verbale Äußerungen der Befragten erfasst
  • Erfassung von vergangenen Erfahrungen, Situationen, Ereignissen möglich
  • Erhebung von Informationen über unzulängliche, nicht oder nur schwer beobachtbare Situationen
  • (scheinbar) leichte Handhabbarkeit

Nachteile:

  • Interview = soziale Situation, reaktive Erhebungstechnik
  • u. U. kognitiv anspruchsvoll für Befragte
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4
Q

Nach welchen Kriterien kann man Befragungen unterscheiden?

A
  1. nach der Anzahl der beteiligten Personen
  2. nach dem Strukturierungsgrad
  3. nach der Durchführung
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5
Q

Welche unterschiedlichen Formen der Befragung gibt es nach der Anzahl der beteiligten Personen?

A
  1. Einzelinterview: Interviewer + Befragter
  2. Tandeminterview: 2 Interviewer + Befragter
  3. Gruppeninterview: Interviewer + 2 oder mehr Befragte
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6
Q

Welche unterschiedlichen Formen der Befragung gibt es nach dem Strukturierungsgrad?

A
  1. wenig strukturiertes Interview (z.B. narratives Interview)
  2. teilstrukturiertes Interview (z.B. Leitfadengespräch)
  3. stark strukturiertes Interview (Fragebogen)
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7
Q

Was sind die Merkmale eines wenig strukturierten (qualitativen) Vorgehens bei der Befragung?

A
  • Interview wird ohne Fragebogen durchgeführt (informelles Gespräch)
  • Interviewer entscheidet selbst über Anordnung und Formulierung der Fragen
  • Formulierung orientiert sich an Bedürfnissen und Vorstellungen des Befragten (Prinzip des Relevanzsystems des Befragten)
  • Anwendungsbereich: Generierung von Hypothesen, Exploration
  • nur face-to-face; Einzel- und Gruppeninterviews möglich
  • Vorteile: hohe Flexibilität im Umgang mit dem Befragten
  • Nachteile: hoher Zeitaufwand bei Erhebung und Auswertung (Transkription); keine Vergleichbarkeit der erhobenen Daten
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8
Q

Was sind die Merkmale eines teilweise strukturierten (qualitativen) Vorgehens bei der Befragung?

A
  • Interview wird anhand vorformulierter Fragen strukturiert (Gesprächsleitfaden); keine Antwortvorgaben
  • Möglichkeit der spontanen Anpassung der Fragenreihenfolge (Prinzip des Relevanzsystems des Befragten)
  • Anwendungsbereich: Generierung von Hypothesen, Exploration
  • face-to-face, u. U. auch telefonisch (unüblich)
  • Vorteile: flexible Anpassung an Befragungssituation, natürliche Gesprächssituation
  • Nachteile: hoher Zeitaufwand bei Erhebung und Auswertung; schwierige Vergleichbarkeit mit erhobenen Daten
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9
Q

Was sind die Merkmal eines stark strukturierten (quantitativen) Vorgehens bei der Befragung?

A
  • standardisierter Fragebogen: festgelegte Fragen und Antwortvorgaben
  • hohe Neutralität des Interviewers: kein explizites Eingehen auf Bedürfnisse des Befragten
  • Anwendungsbereich: Überprüfung von Hypothesen
  • face-to-face, schriftlich, online oder telefonisch
  • Vorteile: niedriger Zeit- und Kostenaufwand bei der Erhebung, Vergleichbarkeit der erhobenen Daten, Kontrolle der Erhebungssituation (Ausschalten von externen Störvariablen)
  • Nachteile: keine Rückfragen bei/durch Befragten möglich (Fragen müssen zweifelsfrei verständlich sein), erfordert beträchtliches inhaltliches Vorwissen des Forschers
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10
Q

Welche unterschiedlichen Formen der Befragung gibt es nach der Durchführung?

A
  1. persönliche (face-to-face) Befragung
    - mit Papierfragebogen = PAPI = Paper and Pencil Interview
    - Computer Assisted Personal Interview = CAPI
  2. telefonische Befragung (mündlich)
    - Computer Assisted Telephone Interview = CATI
  3. schriftliche Befragung (Selbstausfüller)
    - postalischer Papierfragebogen (SAQ = Self-Administered Questionnaire)
  4. Online-Befragung
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11
Q

Was sind die Vor- und Nachteile eines persönlichen (face-to-face) Interviews (mündlich)?

A
  • Verständnisprobleme können durch Interviewer geklärt werden
  • komplexe Antwortskalen, Vielzahl an Antwortvorgaben können durch Visualisierung umgesetzt werden
  • Kontrolle der Erhebungssituation (z.B. Reihenfolge der Fragebeantwortung)
  • Interviewer kann Beeinflussungen durch Dritte oder Zusatzinformationen protokollieren (z.B.Merkmale der Wohnung)

zusätzliche Vorteile bei CAPI:

  • Konsistenzüberprüfungen möglich
  • Randomisierung der Fragenfolge möglich
  • komplexe Filterführung möglich
  • sofortige Dateneingabe
  • Messung der Antwortgeschwindigkeit
  • Einsatz von Bildern/ Videos möglich

Nachteile:

  • hohe Kosten (regionale Streuung der Interviewer, Zeitaufwand)
  • Interviewer-Effekte
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12
Q

Was sind die Vor- und Nachteile telefonischer Interviews (mündlich)?

A

Vorteile:

  • geringere Kosten als face-to-face-Befragung
  • einfache Stichprobenziehung
  • Konsistenzüberprüfung möglich
  • Randomisierung der Fragefolge möglich
  • komplexe Filterführung möglich
  • sofortige Dateneingabe
  • relativ geringe Interviewereffekte
  • weniger Interviewer, bessere Interviewerkontrolle

Nachteile:

  • Undercoverage: kein (Festnetz-)Telefon
  • insbesondere Mobil-Telefon problematisch
  • Einsatz visueller Hilfsmittel, Listen etc. nicht möglich (daher z.B. nur wenige verbalisierte Antwortvorgaben)
  • u. U. ungeeignet zur Befragung von Spezialpopulationen
  • zunehmende Probleme aufgrund des Missbrauchs von Umfragen für Werbezwecke durch die Privatwirtschaft und deren Telefonwerbung
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13
Q

Was sind die Vor- nd Nachteile der postalischen Befragung (schriftlich, Selbstausfüller)?

A

Vorteile:

  • geringere Kosten als bei mündlicher Befragung
  • reduziertes Problem der sozialen Erwünschtheit
  • Befragte können eher über Fragen nachdenken
  • Merkmale und Verhalten der Interviewer haben keinen Einfluss

Nachteile:

  • geringe Ausschöpfungsquote (-> Total Design Method als Gegenmaßnahme, u.a.: bestimmte Form des Anschreibens, Nachfassaktionen)
  • Selektionseffekte wahrscheinlich
  • Fragebögen müssen rel. einfach konstruiert sein, /z.B. keine aufwändigen Filterführungen)
  • keine Kontrolle der Datenerhebungssituation (z.B. keine Überprüfung der korrekten Auswahl der Zielpersonen möglich; Anwesenheit Dritter nicht kontrollierbar)
  • Adressstichprobe muss verfügbar sein
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14
Q

Was sind die Vor- und Nachteile der Online-Befragung?

A

Vorteile:
- geringere Kosten als bei mündlicher und postalischer Befragung
- reduziertes Problem der sozialen Erwünschtheit
- Befragte können eher über Fragen nachdenken
- Merkmale und Verhalten der Interviewer haben keinen Einfluss
- Kombinationen verbaler, visueller und klanglicher Hilfsmittel
- Konsistenzüberprüfungen möglich
- Randomisierung der Fragenfolge
- komplexe Filterführung möglich
- sofortige Dateneingabe
Messung der Antwortgeschwindigkeit möglich

Nachteile:
- Selektionseffekte sehr wahrscheinlich (Undercoverage, soziale Selektivität d. Internetzugangs/ Internetnutzung, Selbstselektion)
- Stichprobenziehung problematisch:
> Angabe der Inferenzpopulation oft nicht möglich
> oft keine eindeutige Identifizierung von Zielpersonen
> Ziehung von Zufallsstichproben nur in Spezialfällen möglich
- Geringe Kontrolle der Datenerhebungssituation (z.B. keine Überprüfung der korrekten Auswahl der Zielpersonen möglich, Anwesenheit Dritter nicht kontorllierbar)

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15
Q

Welche sind die Kennzeichen der Standardisierung/ des standardisierten Interviews?

A
  1. Frageformulierungen sind vorgegeben => identisch
  2. i.d.R. werden feste Antwortvorgaben benutzt (Ausnahme: offene Fragen)
  3. feste Reihenfolge der Fragen (Ausnahme: Selbstausfüller, Fragenrotation)
  4. Konstanthalten der Interview-Situation:
    - möglichst geringe Reaktivität
    - falls Reaktivität, dann möglichst konstant
    - Objektivität: Interviewer sind austauschbar aufgrund einheitlichen, neutralen Verhaltens in Interviewsituation (setzt Schulung der Interviewer voraus)
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16
Q

Welche Frageformen gibt es im standardisierten Interview?

A
  1. geschlossene Fragen
  2. offene Fragen
  3. Hybridfragen (Kombination aus offenen und geschlossenen Fragen)
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17
Q

Was sind die Merkmale geschlossener Fragen?

A
  • vorgegebene Antwortkategorien
    z.B. Wie interessant finden Sie das Fach “Sozialwissenschaften”?
    Skala von 1 bis 5 von sehr uninteressant bis sehr interessant
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18
Q

Was sind die Merkmale offener Fragen?

A
  • keine vorgegebene Antwortkategorien
  • Protokollierung der freien Antwort
    Bsp.: Wenn Sie an Ihrem Arbeitsplatz etwas ändern könnten, was wäre das?
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19
Q

Was sind die Merkmale von Hybridfragen?

A
  • Kombination aus geschlossener und offener Frage
  • vorgegebene Antwortkategorien und Möglichkeit der freien Antwort
    Bsp: Wie finanzieren Sie Ihr Studium?
  • Bafög, Kindergeld, Eltern, Job etc.
  • Sonstiges
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20
Q

Welche Arten von geschlossenen Fragen gibt es?

A
  1. Ja/Nein-Fragen (Zustimmungsfragen)
  2. Alternativfragen (forced-choice-Fragen)
  3. Rating-Fragen
  4. Ranking-Fragen
  5. Fragen mit Mehrfachantworten
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21
Q

Nenne die Merkmale und ein Beispiel für eine Ja/Nein-Frage (Zustimmungsfrage).

A
  • lediglich zwei Antwortmöglichkeiten bzw. Zustimmung/ Ablehnung
  • Bsp: Die Qualität der Lehre ließe sich durch Tutorien verbessern
    stimme zu
    stimme nicht zu
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22
Q

Nenne die Merkmale und ein Besipiel für eine Alternativfrage (forced-choice-Frage).

A
  • Vorlage von zwei alternativen Aussagen
  • Befragter muss sich für eine der beiden Aussagen entscheiden

Bsp: Welcher Aussage neigen Sie zu?

  • Tutorien bringen Verbesserung
  • Tutorien bringen keine Verbesserung
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23
Q

Nenne die Merkmale und ein Beispiel für eine Rating-Frage.

A
  • Bewertung von Aspekten anhand einer Skala mit abgestuften Antwortvorgaben

Bsp: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem derzeitigen Studium?
1 -5 ganz und gar unzufrieden bis ganz und gar zufrieden

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24
Q

Nenne die Merkmale und ein Beispiel für eine Ranking-Frage.

A
  • Ordnen von Aspekten in einer Reihenfolge

Bsp: Folie 36 Vorlesung 10

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25
Q

Nenne die Merkmale und ein Beispiel für eine Frage mit Mehrfachantworten.

A
  • mehrere Antwortmöglichkeiten zugelassen
  • nur andere Form der Darstellung wiederholter geschlossener Fragen
  • Mehrfachnennungen müssen als solche (für Befragte oder Interviewer) gesondert gekennzeichnet werden, z.B. Hinweis “Mehrfachnennungen möglich”
Bsp: Erhielten Sie im letzten Monat Sonderzahlungen oder Zuschläge der folgenden Art?
Bitte alles Zutreffende ankreuzen.
o Wochenendzuschläge
o Überstundenzuschläge
o Tringelder
o sonstige Zuschläge
o nichts davon
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26
Q

Welche TYPEN von Fragen gibt es in einem standardisierten Interview?

A
  1. Einstellungs- oder Meinungsfragen
  2. Überzeugungsfragen
  3. Verhaltensfragen
  4. Eigenschaftsfragen
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27
Q

Was sind die Merkmale von Einstellungs- oder Meinungsfragen?

A
  • beziehen sich auf den Aspekt der Wünschbrakeit eines Umstandes oder auf die negative/ positive Beurteilung eines Statements
  • Ausdruck der Beurteilung sowohl in der Fragestellung als auch in der Antwortvorgabe möglich
  • typische Formulierungen: erwünscht/ unerwünscht bzw. lehne ab/ stimme zu
  • Problem: (theoretische) Unklarheit über die Auswirkungen von Einstellungen auf das Verhalten
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28
Q

Was sind die Merkmale von Überzeugungsfragen?

A
  • fragen danach, was Befragte für wahr oder falsch halten
  • können sich auf die Überprüfung von Wissen oder auf Problembereiche beziehen, auf die es keine “richtige” Antwort gibt
  • beziehen sich auf Wahrnehmung und Eincshätzung vergangener, gegenwärtiger oder zukünftiger Realität
  • typische Formulierungen: falsch/richtig, falsch/wahr
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29
Q

Was sind die Merkmale von Verhaltensfragen?

A
  • beziehen sich auf Handlungen und Verhalten bzw. auf Überzeugungen hinsichtlich des eigenen Verhaltens (“berichtetes Verhalten”)
  • Unterschied zu Überzeugungsfragen: Bezug zu eigenem Verhalten oder Erfahrungen, nicht auf Ansichten oder kognitiv erfahrene Sachverhalte
  • Problem: potenzielle Diskrepanz zwischen tatsächlichem und berichtetem Verhalten
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30
Q

Was sind die Merkmale von Eigenschaftsfragen?

A
  • Fragen nach Eigenschaften und soziodemographischen Merkmalen der Befragten (Alter, Geschlecht, Ausbildung usw.)
  • meist routinemäßige Erhebung
  • häufige Verwendung als erklärende Variablen für Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen
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31
Q

Welche Arten von Antwortskalen mit Rangordnung gibt es?

A
  1. Häufigkeitsskalen (von nie bis immer)
  2. Intensitätsskalen (von gar nicht bis völlig)
  3. Bewertungsskalen (von stimme überhaupt nicht zu bis stimme voll und ganz zu)
  4. Wahrscheinlichkeitsskalen (von keinesfalls bis ganz sicher)
  5. Kunin-Skala (von :( bis :) )
  6. Leiter-Skala (von unten bis oben)
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32
Q

Welche Variationsmöglichkeiten gibt es bei Antwortskalen?

A
  1. Verknüpfung von verbalem und numerischeem Anker
  2. Verknüpfung von verbalem und numerischem Anker ohne verbale Mittelkategorien
  3. Größe der Skala, z.B. 4-, 5- oder 7-stufige Skala
  4. gerade oder ungerade Anzahl an Kategorien
  5. Wertebereich (von -2 über 0 bis 2 oder von 1 bis 5)
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33
Q

Was sind die Vor- und Nachteile der Mittelkategorie?

A

Vorteil: Möglichkeit des Ausdrucks mittlerer Ausprägungen
Nachteil: Mehrdeutigkeit der Mittelkategorie (mittlere Ausprägung vs. Meinungslosigkeit/ Tendenz zur Mitte bei Unentschiedenen)

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34
Q

Wie trifft man die optimale Wahl der Antwortskala und ihrer Varianten?

A
  • kann nicht pauschal gesagt werden

- Zweckmäßigkeit einer Antwortskala sollte aufgrund von Reliabilitäts- und Validitätstests entschieden werden

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35
Q

Zur Theorie des Interviews: was sind die Unterschiede der Interviewsituation (als soziale Interaktion) zur Alltagskommunikation?

A
  • Künstlichkeit der Situation, Formalisierung
  • instrumenteller Charakter er Befragung
  • assymetrische Interaktion zwischen Interviewer und Befragtem
  • folgenlose, unpersönliche Kommunikation unter Fremden in weitgehender Anonymität
  • zugesicherte Vertraulichkeit
  • i.d.R. Neutralität des Interviewers (bei Befolgen der neutralen Interviewtechnik = keine Sanktion von Antworten; im Gegensatz dazu: “weiche” oder “harte” Interviewtechnik
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36
Q

Welche sind die Voraussetzungen der Befragung?

A
  1. Kooperation der Befragten:
    - unterschiedliche Motive der Befragten, an Interview teilzunehmen (z.B. Interesse am Thema, Kundtun der eigenen Meinung)
    - Kooperation (noch) Regelfall
  2. Norm der Aufrichtigkeit im Gespräch mit Fremden
    - kultureller Kontext wichtig
  3. “gemeinsame” Sprache zwischen Interviewer und Befragten
    - Fragen und Antworten müssen von Befragten und Interviewern in gleicher Weise interpretiert werden
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37
Q

Welche Theorien des Befragtenverhaltens gibt es?

A
  1. faktorenanalytische Theorie der Frage
  2. Befragtenverhalten im rational-choice-Modell
  3. kognitive Modelle des Befragtenverhaltens
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38
Q

Was ist die faktorenanalytische Theorie der Frage (nach Kurt Holm)?

A
  • Erweiterung der klassischen Testtheorie
  • Antwortreaktion hängt nicht nur von Zieldimension ab
  • wird i.d.R. zusätzlich durch Fremddimensionen und Faktor der sozialen Erwünschtheit beeinflusst
  • linear additives Modell des Zustandekommens der Antwort
  • konkrete empirische Umsetzung: Faktorenanalyse zur Bestimmung der Parameter
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39
Q

Was ist die Theorie des Befragtenverhaltens im Rational-Choice-Modell (nach Hartmut Esser)?

A
  • Antwortverhalten als Kosten-Nutzen-Kalkulation
  • Nutzen: Nutzen einer wahren Antwort, kulturelle soziale Anerkennung
  • Kosten: situationale soziale Missbilligung

=> Antwortverhalten durch Nutzenmaximierung, Grundlage: subjectively expected utility (SEU) = Kombination aus Wahrscheinlichkeit und Nutzen

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40
Q

Wann sind im Rational-Choice-Modell des Befragtenverhaltens Antwortverzerrungen zu erwarten?

A
  • wenn kulturelle Normen vom “wahren Wert” abweichen und Befragte Nutzen aus sozialer Anerkennung erwarten
  • wenn sich soziale Erwartungen in der Befragungssituation vom “wahren Wert” unterscheiden und Befragte Nutzen aus sozialer Anerkennung erwarten
  • keine konkrete empirische Umsetzung, aber Plausibilisierung bestimmter Regel der Durchführung von Interviews, z.B. neutrale Interviewtechnik
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41
Q

Was ist die neutrale Interviewtechnik?

A
  • keine Missbilligung von Antworten

- keine Belohnung sozial erwünschter Antworten

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42
Q

Was ist das kognitive Modell des Befragtenverhaltens (nach Bradburg, Schwarz, Sudman)?

A
  • kognitive Psychologie: Urteils- und Erinnerungsvorgänge spielen wichtige Rolle beim Zustandekommen einer Antwort
  • psychologische Gesetzmäßigkeiten der menschlichen Informationsverarbeitung als Grund für Antwortverzerrungen
  • gilt für Retrospektivfragen, aber auch für Einstellungs- und Meinungsfragen
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43
Q

Was ist das 5-Stufen-Modell des Antwortverhaltens in Befragungen nach dem kognitiven Modell des Befragtenverhaltens?

A

CRIME

  1. Comprehension = Verstehen
    - Verarbeitung der Frage und Instruktionen
    - Identifizierung der logischen Struktur der Frage
    - Identifizierung des intendierten Konzepts der Frage
  2. Retrieval = Informationssammlung
    - Verwendung einer spezifischen Strategie zum Abrufen von Informationen
    - Schließung von Detaillücken durch Hilfsstrategien
  3. Integration = Entscheidung
    - Vollständigkeit der Informationen?
    - Integration der abgerufenen Informationen
    - Schätzung auf Basis der (partiell) abgerufenen Informationen (Verwendung von Heuristiken)
  4. Mapping = Abbildung der Antwort
    - Übertragung der Entscheidung in Antwortkategorie
    - Effekte der Antwortkategorien möglich
  5. Editing = Anpassung der Antwort
    - “Editierung” der Antwort
    - Fremdtäuschung (impression management): Darstellung des eigenen Selbstkonzepts im möglichst gutem Licht
    - Spezialfall der Fremdtäuschung = soziale Erwünschtheit
    - Selbsttäuschung (self-deceptive enhancement): Fragen berühren kritischen Punkt des Selbstbildes
    - Anpassung der Antwort häufig bei heiklen Fragen
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44
Q

Was ist soziale Erwünschtheit?

A
  • ein Spezialfall der Fremdtäuschung
  • Furcht vor sozialer Verurteilung
  • konformes Verhalten
  • Orientierung an verbreiteten Normen und Erwartungen
  • abhängig von Bezugsgruppe und Situation
45
Q

Auf welchen Ebenen gibt es Fehlerquellen im Interview?

A
  • Befragtenmerkmale
  • Instrumenteneffekte
  • Intervieweffekte
46
Q

Welche Fehlerquellen gibt es auf der Ebene der Befragtenmerkmale?

A
  1. soziale Erwünschtheit
  2. Zustimmungstendenz
  3. Tendenz zu Mitte
  4. Item-Nonresponse
  5. Non-Attitudes
47
Q

Welche Fehlerquellen gibt es auf der Ebene der Instrumenteneffekte?

A
  • Frageeffekte
  • Reihenfolgeeffekte
  • Ankereffekte
48
Q

Welche Fehlerquellen gibt es auf der Ebene der Intervieweffekte?

A
  • Interviewmerkmale
  • Interviewsituation
  • Sponsorship-Effekte
49
Q

Was sind die Merkmale der sozialen Erwünschtheit und wie kann man ihr entgegenwirken?

A
  • systematische Verzerrung des Antwortverhaltens in Richtung des (subjektiv wahrgenommenen) Ortes sozialer Erwünschtheit
  • Auftretenswahlscheinlichkeit höher,
    > je heikler der erfragte Sachverhalt (erhöhte psychologischen Kosten der “wahren” Antwort)
    > je größer die eigene Unsicherheit über den wahren Wert (Heuristiken, Fremddimension)

Gegenmaßnahmen:

  • neutrale Frageformulierung, neutrale Interviewtechnik
  • in Einzelfällen: suggestive Frageformulierung
  • vollständige Anonymisierung der Antwort, z.B. Antwortübergabe im Kuvert, Randomized-Response-Technik
  • nachträglich problematische Items identifizieren und diese evtl. in der Analyse ausschließen
  • Messung der individuellen Neigung zu sozial erwünschtem Verhalten (social-desirablity-Skalen)
50
Q

Was sind die Merkmale der Zustimmungstendenz (Akquieszenz) und wie kann man ihr entgegenwirken?

A
  • inhaltsunabhängige Zustimmungstendenz: Neigung, eine gestellte Frage unabhängig von ihrem Inhalt positiv zu beantworten
  • Zustimmungstendenz als Persönlichkeitsmerkmal (geringe Ich-Stärke, Behauptungsstrategie unterprivilegierter Personen)

Gegenmaßnahmen:

  • Verwendung unterschiedlich gepolter Items
  • Split-sample Fragebogen mit unterschiedlichen Instrumentversionen
  • Verwendung von forced-choice-Fragen (explizite Auflistung der Alternativen im Fragetext)
51
Q

Was sind die Merkmale der Tendenz zur Mitte (Zentrale Tendenz) und wie kann man ihr entgegenwirken?

A
  • Tendenz von Befragten, bei mehrstufigen Skalen eher die mittleren Skalenpunkte auszuwählen als die Extremwerte
  • verringert die Streuung und somit die Vorteile mehrteiliger Skalen
  • Tendenz zur Mitte als Persönlichkeitseigenschaft
  • insbesondere bei Unsicherheit der Antwort

Gegenmaßnahmen:

  • Fragen möglichst konkret und präzise formulieren
  • Einsatz von Antwortskalen mit gerader Anzahl an Kategorien
  • ggf. Erhöhung der Anzahl der Kategorien
  • Einsatz von forced-choice-Fragen
52
Q

Was sind die Merkmale von Item-Nonresponse (Antwortverweigerung) und wie kann man ihr entgegenwirken?

A
  • explizite Verweigerung der Antwort auf eine Frage
  • vor allem bei heiklen oder persönlichen Fragen

Gegenmaßnahmen:

  • Reduzierung des Problems der sozialen Erwünschtheit
  • Rückgriff auf alternative, nicht-reaktive Erhebungstechniken
53
Q

Was sind die Merkmale von Non-Attitudes (Meinungslosigkeit) und wie kann man ihnen entgegenwirken?

A

tritt in zwei Formen auf:

  • Abgabe einer inhaltlichen Antwort trotz Meinungslosigkeit
  • keine Abgabe einer inhaltlichen Antwort wegen Meinungslosigkeit (Anwortverweigerung oder “weiß nicht”-Kategorie)
  • Meinungslosigkeit kann durchaus “echte” Kateogier darstellen, sollte zugelassen und erfasst werden

Gegenmaßnahmen:

  • Verwendung von Filterfragen zur Ermittlung von Meinungslosen => Problem: evtl. abschreckende Signalfunktion
  • explizite Verwendung von “habe keine Meinung dazu”, “weiß nicht”, “kann ich nicht beantworten” o.ä. Antwortkategorien => Problem von Satisficing (zu viele umgehen Fragen)
54
Q

Was sind die Merkmale von Frageeffekten und wie kann man ihnen entgegenwirken?

A
  • Antwortreaktionen der Befragten werden durch formale Aspekte der Frage beeinflusst
  • diese formalen Aspekte der Frage können sein:
    Frageformulierung
    Frageart (Rating vs. Ranking/ Retrospektivfrage)
55
Q

Was ist das Problem der Frageformulierung und wie kann man ihm entgegenwirken?

A
  • Wortwahl in Frageformulierung nimmt Einfluss auf Antwortreaktion

Gegenmaßnahme:
- Fragen möglichst konkret und präzis formulieren

Extremfall: Suggestivfragen
- Vorgabe von wertbesetzten oder deutlich wertenden Fragetexten und Antwortalternativen
Gegenmaßnahme: auf Suggestivfragen bis auf Sonderfälle verzichten!

56
Q

Was ist das Problem der Frageart und wie kann man ihm entgegenwirken?

A

Einstellungsmessung über Rating-/ Rankingverfahren:
- kann Antwortverhalten beeinflussen
Gegenmaßnahme:
- Wahl des Verfahrens muss Fragestellung angepasst sein: Rating = Einschätzung absoluter Bedeutung; Ranking = EInschätzung relativer Bedeutung

Erinnerungsprobleme bei Retrospektivfragen:
- systematisch verzerrtes Antwortverhalten
- Telescoping: “Hineinschieben” gut erinnerter/ positiver Ereignisse in die Referenzperiode und umgekehrt
- Heaping: “Runden” der Datums- und Längenangaben
- Omission: Auslassen unangenehmer Ereignisse
Gegenmaßnahmen: Verkürzung der Erinnerungszeitspanne (prospektive Befragung)
- Abfrage in Form eines Kalendariums
- Erinnerungsunterstützung durch “cues”: historische Ereignisse, bereits bekannte Ereignisse im Lebenslauf der Befragten

57
Q

Welche Fehlerquellen liegen bei den Reihenfolgeeffekten?

A

Reihenfolge der Antwortalternativen (Response Order Effects)

Reihenfolge der Fragen

58
Q

Welche Probleme können bei der Reihenfolge der Antwortalternativen (Response Order Effects) auftreten und wie kann man ihnen entgegenwirken?

A

Primacy Effect:
- überzufällige Auswahl der zuerst genannten Auswahlmöglichkeit
- hauptsächlich bei visueller Präsentation der Fragen
- Grund: die ersten Antwortalternativen werden einem tieferen kognitiven Prozess unterworfen; Befragte bleiben bei den ersten Kategorien visuell “hängen”:
Recency Effekt:
- überzufällige Auswahl der zuletzt genannten Antwortmöglichkeiten
- hauptsöchlich bei akustischer Präsentation der Fragen
- Grund: die letzten vorgelesenen Antwortalternativen werden besser erinnert, verstärktes Auftreten bei abnehmender Konzentration

Gegenmaßnahmen:

  • Fragen möglichst einfach stellen
  • Befragungszeit möglichst kurz halten
  • offene Fragen einsetzen
59
Q

Welche Probleme können bei der Reihenfolge der Fragen auftreten und wie kann man ihnen entgegenwirken?

A
  • vorangegangene Fragen “strahlen” auf nachfolgende Fragen aus (Halo-Effekt)
  • Befragte beziehen Aspekte aus vorangegangener Frage in die aktuelle Informationsverarbeitung ein
    > Kontrasteffekte: Abgrenzung zu bereits Gesagtem
    > Assimmilationseffekte: Korrelation mit Vorfrage

Gegenmaßnahmen:

  • Fragebogensplit zur Abschätzung des Problems
  • auf jeden Fall: suggestiv wirkende Halo-Effekte vermeiden
  • teilweise bewusster Einsatz von Reihenfolgeeffekten: Fragebogentrichter vom Allgemeinen zum Speziellen zum Abbau von Unsicherheit/ Verweigerungsrisiken
60
Q

Was sind die Merkmale von Ankereffekten und wie kann man ihnen entgegenwirken?

A
  • Wahl der Antwortalternativen und -kategorien bzw. Referenzpunkt in Frage kann Anwortverhalten beeinflussen
  • Antwortkategorien/ Frage bilden u.U. Referenzpunkte für kognitive Prozesse (Anker), die bei der Fragebeantwortung ablaufen
  • wichtig wenn Befragte auf Schäzstrategien angewiesen sind (zB bei Retrospektivfragen)

Gegenmaßnahmen:

  • Fragen konkret und präzise formulieren
  • mehrdeutige Begriffe im Fragetext (zB normalerweise) vermeiden
  • offene Abfrage, Verzicht auf Antwortkategorien
61
Q

Was sind die Merkmale von Interviewermerkmalen und wie kann man ihnen entgegenwirken?

A
  • Interviewerverhalten und äußere Interviewmerkmale beeinflussen das Antwortverhalten
  • Anwesenheit des Interviewers aktualisiert Vergleichsstandards und signalisiert evtl. soziale Erwünschtheit bestimmter Antworten
  • stärkere Effekte bei sensiblen Fragen und größerer sozialen Distanz zwischen Befragten und Interviewern
  • Interviewfälschungen (pootentniell)!!!

Gegenmaßnahmen:

  • geringe Interviewanzahl pro Interviewer
  • angemessene Honorierung zur Verminderung der Fälschungsanreize
  • telefonische Befragung zur Ausschaltung der Wirkung äußerer Interviewmerkmale
62
Q

Was sind die Merkmale der Interviewsituation und wie kann man ihr entgegenwirken?

A
  • Befragte beziehen Merkmale der Interviewsituation in das Antwortverhalten bzw. dahinterstehende Informationsverarbeitung ein
  • Umgebungsmerkmale können Vergleichstandards beeinflussen/ aktualisieren
  • wichtigster Fall: Präsenz Dritter während des Interviews

Gegenmaßnahmen:

  • Methodensplit zur Abschätzung des Problems
  • inhaltliches Argument: Einzelinterview vs. bewusster Einsatz Dritter als soziales Korrektiv
  • telefonische Befragung
63
Q

Was sind die Merkmale der Sponsorship-Effekte und wie kann man ihnen entgegenwirken?

A
  • Kenntnis des Auftraggebers einer Studie beeinflusst Antwortreaktion und Teilnahmebereitschaft

Gegenmaßnahmen:
- Nennung des Auftraggebers vermeiden

64
Q

Welche sind die Anforderungen an nicht-standardisiertet Befragungen (methodologische Prämissen)?

A
  1. Offenheit (gegenüber Fragen, Antworten, Methoden) und Kommunikation als Grundprinzip
  2. Flexibilität: Interviewer reagiert auf Bedürfnisse des Befragten
  3. Prinzip des Alltagsgesprächs: Untersuchung in alltäglicher Situation
  4. Subjektbezogenheit: Interesse an “Sinndeutungen” der Befragten, Rekonstruktion der sozialen Wirklichkeit durch Erzählungen
  5. Prozesshaftigkeit: Deutungsmuster des Befragten werden während des Gesprächs ermittelt
  6. Explikation: Typenbildung erfolgt durchcInterpretation der im Interview gemachten Aussagen
  7. Verhältnis Daten-Theorie: Hypothesen werden eher aus Daten generiert/ modifiziert als mit diesen überprüft
65
Q

Welche sind die Besonderheiten nicht-standardisierter Befragungen?

A
  1. Form des Fragens
    - oft Leitfaden, inhaltliche Stichpunkte
    - Formulierungen sind dem Interviewer überlassen
    - Zusatz- und Nachfragen möglich
    - mündliches Interview
  2. Reihenfolge der Fragen
    - Einleitung und Schluss oft stärker formalisiert
    - ansonsten der Gesprächsdynamik überlassen
  3. unterschiedliche Strukturierungsgrade des Interviews
  4. Interviewer
    - hohe Anforderungen an Interviewer/ Forscher
    - daher idR wenige Interviews N<50
  5. Aufzeichnungen des Gesprächs (Audio, Video)
    - wichtig aufgrund der Fülle der Infos
    - Grundlage der späteren Auswertung
    - erfordert Genehmigung der Befragten
66
Q

Welche Einsatzbereiche gibt es für nicht-standardisierte Befragungen?

A
  • Einsatzbereich abhängig vom Erkenntnisinteresse, aber theoretische Forschungsfrage bestimmt Methode!
  • Biographien, komplexe subjektive Lebenswelten
  • seltene/ exponierte soziale Phänomene (zB Subkulturen)
  • psychologisch orientierte Exploration
  • Erforschung des Innenlebens von Organsationen
  • Voruntersuchungen für standardisierte Befragungen
67
Q

Welche Bedingungen muss der Interviewer in nicht-standardisierten Befragungen erfüllen?

A
  • technische Kompetenz (zB Absprachen mit Erzählperson treffen, Rahmen herstellen)
  • Interaktive Kompetenz: Aufmerksamkeit und Steuerung (zB Moment des Nachfragens finden/ nutzen; Beherrschung nonverbaler Signale von Interesse; Fähigkeit, Pausen auszuhalten, richtige Dosierung von Empathie, Aufrechterhaltung der Beziehung ohne Frage-Intervention)
  • Kommunikationstheoretisches Wissen (Erzählstrategien, Dialogsignale, angemessenes Verhalten in schwierigen Interviewsituationen)
  • Umgang mit Vorwissen (eigenes zurückstellen und revidieren, Umgang mit der eigenen selektiven Aufmerksamkeit und eigenen Erwartungen)
68
Q

Welche Bedingungen muss der Befragte in nicht-standardisierten Befragungen erfüllen?

A
  • erfragter Inhalt muss bewusst sein (zB Meinung zu staatlicher Umverteilung), theoretisch relevante Tatsache muss nicht unbedingt bewusst sein (links/ rechts)
  • muss in der Lage sein, erfragten Inhalt zu verbalisieren (Manifestation)
69
Q

Wie erfolgt die Durchführung nicht-standardisierter Befragungen?

A
  1. Gestaltung der Eingangsphase (lockere Atmosphäre, Vertrautheit wichtiger als Instruktionen)
  2. Handhabung Leitfaden (wenn vorhanden)
    - keine starre Befolgung des Leitfadens wenn dadurch relevante Exkurse unterbrochen werden
    - keine asymmetrische Befragungssituation => Antworthemmungen
  3. Grundhaltung Interviewer:
    - interessierter, anteilnehmender Zuhörer
    - keine Wertungen/ eigene Meinungen
    - alle Antworten des Befragten sind akzeptabel
  4. Abwarten können:
    - Interviewer muss Pausen, Überlegen akzeptieren
  5. Zusammenfassung und Interpretation
    - Interviewer gibt sein Verständnis des Gesagten wieder, signalisiert Aufmerksamkeit, Interesse, erlaubt Korrekturen durch Befragten
  6. Handhabung von Exkursen:
    - können wertvolle Informationen enthalten
    - erst bei Abschweifungen schonend eingreifen
  7. Nachfragen
    - chronologisch/ detaillierend/ Verständnis/ kausal
  8. spezielle Aktivierungstechniken
    - provozierende/ hypothetische/ interpretierende Fragen
    - Anregung des Vergleichs von Realität und Ideal
    - Erbitten einer Ereignischronologie (Tracing)/ der Erzählung eines längeren Ereigniszusammenhangs (narrative Stimulation)
  9. Standardinformationen (Alter, Beruf etc.) am Ende des Gesprächs
70
Q

Welche Möglichkeiten zur Dokumentation des Gesprächs gibt es bei nicht-standardisierten Befragungen?

A
  1. Aufzeichnung auf Tonträger (ggf. Video)
    - optimale Dokumentation verbaler Äußerungen
    - wiederholte Analyse des Gesprächs möglich
    - Probleme bei Befragten: Anonymität, störend
  2. Protokollieren
    - Problem: gleichzeitig Gespräch leiten und schreiben
    - lange Gespräche erschweren nachträgliche Gedächtnisprotokolle
    - Fehlen von unterschwelligen Infos wie Pausen beim Sprechen
    - keine wiederholte Analyse möglich
71
Q

Wie läuft der Prozess der Gesprächsauswertung ab?

A
  1. Transkription: Verschriftlichung menschlicher Kommunikation
  2. Inhaltsanalytische Vercodung der Transkripte> typische, markante, verdeutlichende Textfragmente; wechselseitiger Prozess: Zuordnung Daten theoretisch relevante Tatsachen
72
Q

Was ist das Ziel der Transkription und welche Merkmale sollen transkribiert werden?

A

Ziel: Besonderheiten des Gesprächs sichtbar machen
Gesprächsverhalten für wissenschaftliche Analysen dauerhaft verfügbar machen

  • dokumentiert werden sollen: geäußerte Wortfolgen, lautliche Gestaltung, nichtsprachliches Verhalten
  • Präzisionsgrad sinngemäß bis detailliert
    Wichtige Merkmale:
  • Lautgestalt
  • Anschlüsse
  • Länge von Redepausen
  • Lautstärke, Betonung, Intonation, Dehnungen
  • Wortabbrüche
  • parasprachliche Äußerungen
  • unverständliche oder nicht sicher verstandene Äußerungen
  • weitere Merkmale die von Bedeutung sein können
73
Q

Was sind die Vorteile nicht-standardisierter Befragungen?

A
  • viele Details können erfasst werden
  • Möglichkeit einer typisierenden Erfassung von Bedeutungen/ Sinn
  • offene Fragen und Nachfragen => unbekannte Phänomene untersuchen
  • flexibel
  • kostengünstig
74
Q

Welche Probleme gibt es bei nicht-standardisierten Befragungen?

A
  1. Auswahl einer Stichprobe aus der Grundgesamtheit
  2. Gültigkeitskriterien werden gelegentlich abgelehnt
  3. Datenauswertung aufwendig
75
Q

Wie kann man nicht-standardisierte Befragungen unterscheiden?

A
  • nach ihrem Strukturierungsgrad
    1. wenig strukturiertes Interview
    2. teilstrukturiertes Interview (Leitfadengespräch)

viele verschiedene Interviewarten..

76
Q

Was ist das narriative Interview?

A
  • wenig strukturiertes Interviews
  • Erzählung eigenerlebter Erfahrung als Interviewtechnik
  • Interrviewer gibt Thema vor, greift dann nicht mehr ein
  • Stehgreiferzählung
  • Darstellungszwänge wirken unbewusst strukturierend
  • Ziel: Generierung von Konzepten/ Theorien
  • Anwendung: aufeinanderfolgende Ereignisse, Biographien, Arbeitslosigkeit, Ehescheidung, Statuspassagen
77
Q

Welche Darstellungszwänge gibt es?

A
  • Gestaltschließungszwang: angefangene Themen oder Erzählstränge abschließen
  • Kondensierungszwang: Erzählung verdichten, Schwerpunkte setzen
  • Detaillierungsszwang: Hintergrund-/ Zusatzinformationen einbringen
78
Q

Wie strukturiert sich ein narratives Interview?

A
  1. Erklärungsphase
  2. Einleitungsphase
  3. eigentliche Erzählphase
  4. Nachfragephase durch Interviewer
  5. Bilanzierungsphase
79
Q

Was ist das problemzentrierte Interview?

A
  • teilstrukturiertes Interview
  • Interviewer spielt während Erzählphase aktive Rolle
  • Forscher hat Vorkenntnisse, aber trotzdem Generierung von Konzepten/ Theorien
  • Kombination mit anderen Methoden, wie Fallanalyse, Inhaltsanalyse, Gruppendiskussion
80
Q

Wie gliedert sich ein problemzentriertes Interview?

A
  1. Erklärungsphase
  2. Einleitungsphase
  3. allgemeine Sondierung (Generierung zusätzlicher Details)
  4. spezifische Sondierung (Verständnsi vertiefen durch Spiegelung, Verständnisfragen, Konfrontation)
  5. Ad-hoc-Fragen
  6. Kurzfragebogen
81
Q

Wie erfolgt die Datenerfassung im problemzentrierten Interview?

A
  • detaillierte Informationserfassung
  • zusätzlich Post-Skript: was vor und nach Interview passiert ist, nonverbalen Reaktionen des Befragten, Rahmenbedingungen
82
Q

Was ist das fokussierte Interview?

A
  • teilstrukturiertes Interview
  • Befragter wird mit Thema oder Gegenstand konfrontiert (hat Stimulus schon vorher erfahren)
  • Wahrnehmung und Inteerrpretation des Reizes durch Fragen tief und umfassend erheben
  • Reiz vorher mit Inhaltsanalyse untersuchen
  • Hypothesenüberprüfung => Generierung/ Anpassung von Hypothesen
  • Forscher hat Vorkenntnisse
83
Q

Welche Kriterien sollten der Leitfaden und das Interview beim fokussierten Interview erfüllen?

A
  1. Nichtbeeinflussung: nicht-direktive Gesprächsführung, flexbile Handhabung des Leitfadens
  2. Spezifizität: Reaktionen auf Details herausarbeiten, nicht auf allgemeine Aussagen beschränken
  3. Erfassung eines breiten Spektrums: gesamtes Spektrum ansprechen
  4. Tiefgründigkeit und personaler Bezugsrahmen: einfache affektive Reaktionen tiefergehend behandeln
  • mittlerweile allgemeine Kriterien für Leitfadeninterviews
84
Q

Wie kann das Verhältnis von standardisierter und nicht-standardisierter Befragung aussehen?

A
  • Kombination
  • offene (nicht-standardisierte) Fragen im Pretest
  • standardisierter Fragebogen
  • nicht-standardisiertes Interview als Analysehilfe
  • Methodenkombination als ein Typ der Triangulation = Organisation wechselseitiger Kontrolle von Perspektiven
85
Q

Welche Typen von Triangulation gibt es?

A
  1. Daten-Triangulation: versch. Zeiten/ Orte/ Personen
  2. Forscher-Triangulation: versch. Beobachter/ Interviewer
  3. Theorie-Triangulation: versch. theoretische Perspektiven/ Hypothesen
  4. Methodologische Triangulation: 1 Methode, versch. Arten und Weisen, zB versch. Indikatoren oder Kombination verschiedener Methoden
86
Q

Wie funktioniert Beobachtung als Form der Datenerhebung?

A
  • direkte Beobachtungen menschlicher Handlungen, sprachlicher Äußerungen, nonverbaler Reaktionen (Körpersprache, Bewegungen) oder sozialer Merkmale (Kleidung, Wohnformen, Gebräuche)
  • wissenschaftliche Beobachtung ist es wenn:
    > Bezug auf Forschungshypothesen besteht (explorativ oder hypothesenprüfend)
    > stärkere Kontrolle und Systematik der Beobachtung: Stichprobenplan, Beobachtungsprotokoll
87
Q

Welche Formen der Beobachtung gibt es?

A
  1. teilnehmende vs. nicht-teilnehmende Beobachtung
  2. offene vs. verdeckte Beobachtung
  3. Feldbeobachtung vs. Laborbeobachtung
  4. strukturierte vs. unstrukturierte Beobachtung
  5. Fremdbeobachtung vs. Selbstbeobachtung
88
Q

Wie funktioniert die teilnehmende Beobachtung?

A
  • Beobachter ist Teil der sozialen Situation
    entweder aktiv mit aktiver Rolle oder passiv als Gast zB in fremder Kultur

Probleme:

  • Reaktivität (Interaktionserwarungen an Beobachter)
  • Beeinflussung des sozialen Geschehens durch Beobachter
  • Gefahr des “going native” (einseitige Übernahme der Feldperspektive durch zu starkes Engagement)
  • Protokollierung der Beobachtungen schwierig
89
Q

Wie funktioniert die nicht-teilnehmende Beobachtung?

A
  • Beobachter ist nicht Teil der sozialen Situation
    Vorteile:
  • leichtere Protokollierung
  • wenn verdeckt: keine Beeinflussung des sozialen Geschehens durch Beobachtungsvorgang
90
Q

Wie funktionieren die offene und verdeckte Beobachtung?

A

offene Beobachtung: Beobachtung ist Untersuchungspersonen bekannt
- Problem: mögliche Reaktivität

verdeckte Beobachtung: Beobachtung ist Untersuchungspersonen nicht bekannt
- Problem: forschungsethische Bedenken, schwierige Umsetzbarkeit

91
Q

Wie funktionieren die Feldbeobachtung und die Laborbeobachtung?

A

Feldbeobachtung: Untersuchungsgegenstände in natürlichem Umfeld, realistische Randbedinungen, geringe Reaktivität, hohe externe Validität, Untersuchung längerfristiger Veränderungen möglich

Laborbeobachtung: künstliches Umfeld, Kontrolle von Störfaktoren, gezielte Vorgaben eines Stimulus, Bildung von Kontrollgruppen => Abschätzen der kausalen Wirkung des Stimulus, hohe interne Validität

92
Q

Wie funktionieren die strukturierte und unstrukturierte Beobachtung?

A

strukturierte Beobachtung:

  • ausführliches Beobachtungsschema
  • evtl. Vercodung in vorgegebenen Kategorienschema
  • teilweise strukturiert: Leitfaden für Protokollierung
  • Vorteil: weniger selektive Wahrnehmung der Beobachtung

unstrukturierte Beobachtung:

  • weitgehend ohne Vorgaben
  • unvorhergesehene Ereignisse können registriert und protokolliert werden
  • Gefahr der selektiven Wahrnehmung
93
Q

Wie funktionieren die Fremdbeobachtung und Selbstbeobachtung (Introspektion)?

A

Fremdbeobachtung = Beobachtung fremder Verhaltensweisen
Selbstbeobachtung:
- eigenes Verhalten, Gefühle, Verhaltensmotive beobachten
- nicht intersubjektiv nachprüfbar => keine Grundlage für Hypothesenüberprüfung
- Möglichkeit der Hypothsengenerierung!

94
Q

Wie kann eine Beobachtung dokumentiert werden?

A
  1. Video: mehrfache Codierung möglich, aber Umsetzung schwer
  2. handschriftliches Protokoll: möglichst während der Beobachtung, Gedächtnisprotokolle im Nachhinein schweirig, hohe Strukturierung = zeitsparend und einfacher
95
Q

Wie kann eine Beobachtung ausgewertet werden?

A

bei stark strukturierter Beobachtung: quantitativer Analyse

bei schwach strukturierter Beobachtung: aufwendig

  • weitere Verschriftlichung (Transkription) notwendig
  • Kateogisierung der Beobachtungsprotokolle
  • Auswertung mit quantitativen oder qualitativen Methode
96
Q

Was sind die Vorteile einer Beobachtung im Gegensatz zu einer Befragung?

A
  1. Beobachtung von tatsächlichem Verhalten (höhere Validität als berichtetes Verhalten)
  2. Analyse von Intersektionssequenzen und sozialen Prozessen möglich
  3. Infos von Personen mit eingeschränktem Verbalisierungsvermögen (Kinder)
  4. Offenlegen von unbewusstem Verhalten
97
Q

Welche Probleme können bei der Beobachtung auftreten?

A
  1. Stichprobenziehung (Zugang zum sozialen Feld): häufig kleine und selektive Stichproben
  2. Verzerrung durch selektive Wahrnehmung
  3. Fehlinterpretation der beobachteten sozialen Sachverhalte
  4. verdeckte Beobachtung ethisch fragwürdig
98
Q

Wie kann unstrukturierte und strukturierte Beobachtung miteinander kombiniert werden?

A
  • unstrukturierte Beobachtung zur Bildung geschlossener Beobachtungsvorgaben
  • Quantifizierung auf Basis strukturierter Beobachtungen
99
Q

Wie können Beobachtungen und Standardbefragungen kombiniert werden?

A

Pretest:

  • Behavior Coding (schwach strukturiert)
  • beobachtet werden Reaktionen bei der Fragebeantwortung

Zusatzinformationen durch Interviewer

100
Q

Was ist das Problem der Reaktivität?

A
  • Messvorgang beeinflusst Reaktionen der Untersuchungsobjekte und damit Messergebnis
  • Reaktion der Versuchsperson auf: Messinstrument, messende Person, Untersuchungssituation
  • Folge: geringe Validität der Daten (messen nicht das, was sie messen sollen)
  • Lösung: Reaktivität reduzieren, Artefakte kompensieren
  • Alternative: nicht-reaktive Erhebungsmethoden verwenden
101
Q

Was sind nicht-reaktive Erhebungsmethoden?

A
  • keine Interaktion zwischen Untersuchungsperson und Forscher
  • Vermeidung von Erhebungseffekten, Versuchsleitereffekten
102
Q

Woher kommen die Daten bei einer nicht-reaktiven Erhebung?

A
  • Feldexperimente mit unaufdringlicher Beobachtung: Untersuchungspersonen sind sich des Messvorgangs nicht bewusst
  • unabhängig vom Forschungsprozess entstandene Daten (Verhaltensspuren wie archivierte Mitteilungen/ prozess-produzierte Daten)
  • Untersuchungspersonen können nicht bewusst auf Messvorgang reagieren (physiologische Untersuchungen)
103
Q

Welche Formen von nicht-reaktiven Erhebungsmethoden gibt es?

A
  • Feldexperimente: Technik der verlorenen Briefe, Verwähltechniken, Hilfeleistungs-Experimente, experimentelle Briefe (vorgetäuschte Bewerbungen)
104
Q

Welche Probleme gibt es bei Feldexperimenten als nicht-reaktive Erhebungsmethode?

A
  1. Auswahlprobleme: Populationsdefinition und Selbstselektion
  2. hoher Stichprobenfehler möglich (geringe Reliabilität)
  3. begrenzte Einsatzgebiete: Stärke des Zusammenhangs zwischen latentem Konzept und manifester Tatsache oft unbekannt (Validität), rechtliche&ethische Probleme
105
Q

Wie kann man Verhaltensspuren analysieren?

A

Idee: Protokollierung alltäglicher Verhaltensregelmäßigkeiten liefert indirekte Hinweise auf bestimmte soziale Realitäten
Techniken:
- Analyse von Abnutzungsspuren
- Abfall-Studien
- digitale Verhaltensspuren (Internet)
- Daten aus Verwaltungshandeln (Registerdaten wie Melderegister, Sozialversicherung, Finanzämter, Kriminalstatistik)

106
Q

Welche Probleme gibt es bei der Analyse von Verhaltensspuren?

A
  1. Auswahlprobleme: Populationsdefinition und Selbstselektion; nur Phänomene die Spuren hinterlassen, können gemessen werden
  2. Gültigkeit (Reliabilität und Validität): Spuren können oft nicht wiederholt gemessen werden, Validität prozessproduzierter Daten nicht automatisch hoch, Stärke des Zusammenhangs zw. latentem Konzept und manifester Tatsache oft unbekannt (Validität)
  3. begrenzte Einsatzgebiete: latentes Konzept muss sich in messbaren Spuren manifestieren; rechtliche und ethische Probleme
107
Q

Wie funktionieren physiologische Messungen?

A

Idee: sozialwissenschaftlich relevante Konzepte manifestieren sich in messbaren physiologischen Reaktionen => Untersuchungspersonen können nicht bewusst auf Messvorgang reagieren

  • Anwendung oft in (Sozial-)Psychologie: Emotionen, kognitive Aktivierung, Stress
  • beruht auf Erkenntnissen zu neurobiologischen Grundlagen von Verhalten
108
Q

Welche Messarten gibt es bei physiologischen Messungen?

A
  1. peripheres Nervensystem (elektrische Signale): Blutdruck, Herzfrequenz, Schweiß, Muskelaktivität
  2. zentrales Nervensystem: Hirnaktivität, Neurotransmitter
  3. endokrines System (Organe&Gewebe, die Hormone produzieren) und Immunsystem: Hormone und Antikörper
109
Q

Welche Probleme gibt es bei physiologischen Messungen?

A
  1. Untersuchungsprobleme: aufwendige Messungen, können U-Personen beeinflussen (Reaktivität)
  2. Gültigkeit (Reliabilität und Validität): mögliche Messfehler, Stärke des Zsmhangs latentes Konzept-manifeste Tatsache oft unbekannt
  3. begrenzte Einsatzgebiete: latentes Konzept muss sich in physiologischen Vorgängen manifestieren, teilweise umfangreicher Untersuchungsaufbau (hohe Kosten, Zeit)