FLB 2 Flashcards
Welchen Zweck hat Diagnose? MC
- Beschreibung und Erfassung von psychischen bzw. zwischenmenschlichen Problemen, Symptomen und psychischen Störungen
- Ziel: Eruieren, ob Störung vorliegt und ggf. welche Störung (kategoriale Klassifikation); gleichzeitige Erfassung des Ausmaßes und zu welchen Beeinträchtigungen sie führen (dimensionale Diagnostik)
Diagnostischen Prozess aus Wechselbeziehung zwischen Infosammlung und Hypothesenbildung am Bsp. erläutern
Beobachten u. erfragen von Symptomen u. Kriterien (Kommt nicht aus Bett, Fantasien: Krebszellen zerfressen Körper von innen; sehr reinlich mit sich, dem Bad u Küche; sexuelles Versagen bei Freundin ist belastend, fehlendes Verlangen; täglicher Alkoholmissbrauch; Anamnese: Langes „Einnässen“), hypothetische Diagnosemöglichkeiten (Symptome: Antriebslosigkeit, Hypochondrische Angst, Reinigungszwang u -rituale, Funktionelles Versagen der Genitalfunktion, gesteigerter Substanzkonsum, Ängstliches Grübeln, Enuresis) Wahrscheinliche Diagnosen: Zwangsstörungen (Reinigungszwang u -rituale) u Major Depression /Dysthymie, Alkmissbrauch (beginnen, da Zeitkriterium noch nicht erfüllt), weiteres Beobachten u. Erfragen, eingeschränkte Diagnosemöglichkeiten, vervollständigtes Beobachten u. Erfragen, Feststellung der Diagnose
Dimensionale und kategoriale Diagnostik, Ziele, Prinzipien und Anwendungsbereiche
KD: Ziel: Ermittlung einer/mehrerer Diagnosen (Einordnung eruierter Infos in eine/mehrere Kategorien)
• Methodik der Klinischen Psychologie
DD: Beobachtete Phänomene können auf Kontinuum angeordnet werden, welches durch bestimmte Dimensionen gekennzeichnet ist. Feststellbare Unterschiede sind demnach quantitativer Natur (z.B. „geringe“, „moderate“, „hohe Ausprägung“). Die dimensionale Diagnostik hat in der Klin. Psychologie ebenfalls ihren Stellenwert, insbesondere
• beim Einsatz von Fragebögen oder Fremdbeurteilungs-skalen für Depressivität, Ängstlichkeit, Impulsivität oder generelle psychische Belastung
• bei der Einschätzung von weiteren Dimensionen der klassifikatorischen Diagnostik
• Diagnostisches Verfahren der Psychologie (zB Persönlichkeitspsychologie, wie ausgeprägt Eigenschaft “Gewissenhaftigkeit” ist)
Nennen sie Vor- und Nachteile der dimensionalen und kategorialen Diagnostik.
DD: + Wird dem dimensionalen Charakter psychischer Störungen und dem kontinuierlichen Übergang zwischen gesund und krank gerechter
KD: + Sinnv Zuordnung von präventiven u therapeutischen Maßnahmen
+ Beachtung eindeutiger Kontraindikationen
+ Wissenschaftliche Erforschung psychischer Störungen von Grundlagen- bis Versorgungsforschung
+ Versicherungsrechtliche, juristische begutachtungs- und sozialverwaltungsbezogene Regelungen mit diagnosebezogenen Fallgruppen (diagnosis-related groups: DRG) als Steuereinheiten
- Menschen bekommen Etikett, was schlimmstenfalls dazu führt, dass Wahrnehmung der Person auf die Wahrnehmung ihrer Störung reduziert wird, “der Schizophrene” anstatt “die Person mit einer schizophrenen Störung”
- Mit „Etikettierung“ einhergehende Stigmatisierung von Menschen mit psychischer Störung kann dazu führen, dass das Umfeld übermäßige u für Betroffene negative
Schlussfolgerungen ziehen (mit einem „Schizophrenen“ sollte man keine Kinder bekommen, weil „die Gene schlecht sind“)
Genetischer Faktor bei Depressionen MC
Erhöhtes Risiko, wenn es in der Familie vorkommt => Prädisposition (Zwillingsstudie hat definitives Korrelat gezeigt)
Fallbeispiel Kind mit allen Anzeichen von ADHS.
Diagnostik – genaue Schritte, Voraussetzungen für diese Störung (!).
Voraussetzungen:
- Es liegen keine Kriterien einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung, Angststörung, manischen oder depressiven Episode vor
- Alle drei Kernsymptome müssen vorliegen
Fallbeispiel Kind mit allen Anzeichen von ADHS.
Diagnostik – genaue Schritte (!), Voraussetzungen für diese Störung.
Zieloffene Exploration durch wenig formalisiertes Erstgespräch:
• Patient erzählt frei u uneingeschränkt über Probleme u über von ihm vermutete Störungsursachen
• Aufgabe des Behandelnden: Infos strukturieren u gezielt relevante Bereiche, wie Soziodemografie, Störungsgenese u Biografie des Patienten, erfragen
• Bedeutsame weitere allgemeine Infos: Therapieanlass, aktuelle Lebenssituation, eigenes Störungsmodell des Patienten, äußere Erscheinung, mögliche Auffälligkeiten im Verhalten (als Eindruck des Therapeuten), körperliche Probleme, Vorbehandlungen, Erwartungen an Therapie
• Nach Kennenlernen und Generierung vorläufiger Hypothesen: (Halb-)strukturierte Interviews und validierte psychometrische Testverfahren
Datenebenen
- Grundkategorien organismischer Variablen/alle Ebenen, auf denen menschliches Erleben u Verhalten stattfindet
- Biologische/somatische Ebene: Körpervorgänge (auch mit Mitteln der Physiologie/Neurochemie erfassbar, z.B. Hautleitfähigkeit, Blutdruck, Herzrate)
- Psychologische Ebene: Persönlichkeits- u Leistungsvariablen, individuelle Einstellungen, Erfahrungen, Werte u Normen
- Soziale Ebene: Alle interindividuellen Systeme, denen Person angehört (gesellschaftliche Rahmenbedingungen, zB das Familiensystem)
- Ökologische Ebene: Materielle, räumliche u weitere Umgebungsfaktoren
- Unterschiedliche Datenebenen sind meist eng miteinander verknüpft
Frau leidet unter Klaustrophobie, nachdem sie im Lift eingesperrt war.
a) Erklären mit lerntheoretischen Erkenntnissen.
a) Zwei-Faktoren-Theorie (Mowrer, 1960): Klassische Konditionierung > Angstreaktion wird erworben, wenn neutraler Reiz (Lift) mit aversivem Reiz (eingesperrt, Gedanken wie „Kann der Lift anstürzen…?“) auftritt
• Aversiver Reiz führt zu unkonditionierter Reaktion (Angst), die durch Reizgeneralisierung auf andere enge Räume übertragen wird
• Reaktion wird durch operante Konditionierung (negative Verstärkung, enge Räume meiden, Treppe statt Lift) aufrechterhalten
Frau leidet unter Klaustrophobie, nachdem sie im Lift eingesperrt war.
b) Was bedeutet Preparedness in diesem Zusammenhang?
Preparedness-Theorie von Martin Seligman ergänzt: Nach dieser Theorie gibt es bestimmte Reize/Situationen, die aus stammesgeschichtlichen/evolutionären Gründen besonders dafür prädisponiert sind, Angst auszulösen z.B. Spinnen, Schlangen, aber eben auch enge Räume
Frau leidet unter Klaustrophobie, nachdem sie im Lift eingesperrt war.
c) Tochter zeigt nach einigen Wochen gleiche Symptome, obwohl sie beim ursprünglichen Erlebnis nicht dabei war – mit lerntheoretischem Modell erklären wieso?
• Stellvertretende Erfahrung (Modelllernen)
=> Modelllernen: Sonderform des Beobachtungslernens, Erwerb von neuem Verhalten
• Aneigung über …Aufmerksamkeit: Emotionale Bindung zu Modell, Wertschätzung
…Gedächtnis: Verhalten oft bei Mutter gesehen
• Ausführung über …motorische Reproduktion: Enge Räume vermeiden ist einfach umsetzbar
…Verstärkung und Motivierung: Identifikation mit dem Modell, Vorerfahrung mit Imitation von Verhalten
Erkläre die Unterschiede zwischen Major Depression und Dysthymie inkl. Zeitangaben:
a.) Symptome nennen.
MD: Niedergeschlagene bzw. traurige Stimmung
• Interesse- und Freudeverlust
• Gewichtsverlust bzw. Appetitveränderungen (Reduktion oder Steigerung)
• Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf
• psychomotorische Unruhe/Verlangsamung
• Gefühle von Wertlosigkeit, Schuldgefühle
• Konzentrationsprobleme
• wiederkehrende Gedanken an Tod, suizidale Gedanken
Zeitkriterium: Symptome müssen über zwei Wochen vorliegen
Ausschlusskriterium: Vorliegen von Trauer
D: Alle Symptome einer depressiven Episode, aber nicht so umfassend bzw. schwerwiegend ausgeprägt
• Vom Patient selbst berichtet/von anderen beobachtet
Erkläre die Unterschiede zwischen Major Depression und Dysthymie inkl. Zeitangaben:
b.) Zeitkriterien nennen.
MD: • Symptomatik einer Episode muss über 2 Wochen lang vorliegen
• Bei rezidivierender MD treten mind 2 Episoden auf, die sich von einem mind 2-monatigen Intervall ohne Symptomatik abgrenzen lassen
D: • Symptomatik muss über mind 2-jährigen Zeitraum in überwiegender Zeit des Tages, oder an mehr als der Hälfte aller Tage, vorliegen
Erkläre die Unterschiede zwischen Major Depression und Dysthymie inkl. Zeitangaben:
c.) Unterschiede nennen.
MD: Phasen schwerer Beeinträchtigung im Wechsel mit symptomfreien Phasen
• Unbehandelte Episoden dauern unabhängig vom Auftrittsalter typischerweise sechs Monate/länger an
o In Mehrzahl der Fälle remittieren Symptome vollständig u Leistungsfähigkeit erreicht wieder Ausgangsniveau
o Bis zu 2/3 der Patienten mit erster Episode erleiden weitere, bilden rezidivierende Form aus
DS: Chronische, mind zwei Jahre andauernde Störung mit geringer Symptomatik
• Oftmals früher u schleichender Beginn in Adoleszenz/im jungen Erwalter
o Manchmal zusätzlich eine Major Depression = Doppelte Depression (double depression)
Positive und negative Symptomatik von Schizophrenie beschreiben.
Positivsymptomatik: Phänomene, die bei Gesunden nicht vorhanden sind, z.B. Wahn, Hallus, Ich-Störungen, exzentrische psychomotorische u. affektive Symptome
• Eher gute Prognose mit Verbesserungen
• Besseres Ansprechen auf Psychopharmaka
Negativsymptomatik: Psychische Phänomene, die bei den Patienten fehlen/geringer ausgeprägt sind als bei Gesunden, z.B. sozialer Rückzug, Denkhemmung, Sprachverarmung, Antriebsarmut, Katatonie (unnatürliche, fixierte Körperhaltungen)
• Eher chronische Prognose
• Geringeres Ansprechen auf Psychopharmaka
Meist liegen beide Symptomarten gemischt vor
Was gehört zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen? MC
Gruppe von Störungen mit schweren qualitativen Abweichungen vom normalen Entwicklungsverlauf
o Auffälligkeiten mehrheitlich in frühester Kindheit
• Lt. ICD-10: Frühkindlicher und atypischer Autismus, Asperger- und Rett-Syndrom, desintegrative Störung des Kindesalters, Hyperkinetische Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien
• Lt. DSM-IV-TR: Vergleichbare Kategorien, Ausnahmen: Hyperkinetische Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien und atypischer Autismus (nicht näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörungen)
Zwangsstörungen MC
- Hauptmerkmal: Wiederkehrende drangartige Gedanken, Intentionen/Handlungen, die mit eigenen rationalen Beurteilungen im Widerspruch stehen und von Betroffenen (anfänglich) als sinnlos empfunden werden
- Wird zwanghaften Impulsen nicht nachgegangen, entstehen Unwohlsein und Ängste
- Betroffene erleben durch Gedanken, Intentionen und Handlungen massive Beeinträchtigung d. Lebensvollzugs
- Häufige Manifestation in zeitraubenden „Ritualen“ (z.B. mehrfaches Nachkontrollieren an Kochherden)
Somatoforme Störungen MC
• Gemeinsames Merkmal: Körperliche Beschwerden (keine eindeutige organische Erklärung) /Ängste um körperliche Gesundheit sind von krankhaftem Ausmaß
• Frühere Diagnosebezeichnungen: Hysterie und Hypochondrie bzw. psychosomatische Störungen
• Typische Verhaltensweisen der Patienten:
o Körperliches Schonverhalten
o Häufig gesteigerte Einnahme von Medikamenten
o Erhöhte Inanspruchnahme medizinischer Dienste („doctor shopping“) und häufige Arztwechsel („doctor hopping“)
Welche Störungen zählen nicht zu den umschriebenen Entwicklungsstörungen? MC
Umschriebene Entwicklungsstörungen…
…des Sprechens und der Sprache (häufigstes Defizit Kindesalter: Spracherwerb in frühester Kindheit verzögert/beeinträchtigt; Artikulationsstörung, Expressive/Rezeptive Sprachstörung)
…schulischer Fertigkeiten (Lese- u. Rechtschreibstörung, isolierte Rechtschreibst., Störung d. schriftlichen Ausdrucks, Rechenstörungen)
…motorischer Funktionen (Defizitäre Grob-, Fein- und Graphomotorik)
Kombinierte umschriebene Entwicklungsstörungen
Panikstörung bei Mann mit Agoraphobie. Welches Symptom ist ungewöhnlich? MC
Unvermitteltes Auftreten von Panikattacken (starke Angstanfälle mit zahlreichen körperlichen (Schwindel, Zittern, Atemnot), aber auch kognitiv-emotionalen Symptomen (Angst, Kontrolle zu verlieren, Derealisation))
o Tritt i.d.R. spontan auf, erreicht innerhalb von 10 min ihren Höhepunkt u dauert viele Minuten (Durchschnitt 30 Minuten, Extremfälle bis zu 2 Std.)
Agoraphobie: Furcht vor Plätzen u. Situationen; Auftreten von Angstsymptomen/Verlassen der Situation wird von Betroffenen als sehr peinlich erlebt
• Folglich vermeiden Betroffene phobische Situationen; typische Situationen: Kaufhäuser, Verkehrsmittel, Menschenmengen oder öffentliche Plätze
• Extremfall: Eigene Wohnung wird nicht mehr verlassen
• Bei annähernd allen Menschen mit Agoraphobie ist aktuell/in Vergangenheit eine Panikstörung nachzuweisen