F52 sexuele Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit Flashcards
F52 sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch organische St./Kr.
G1. Betr. sind nicht in der Lage, eine sexuelle Beziehung so zu gestalten, wie sie möchten.
G2. Funktionsstörung tritt häufig auf, kann aber bei einigen Gelegenheiten auch fehlen.
G3. Funktionsstörung besteht seit mind. 6 Monaten
G4. Störung ist nicht auf andere psychische oder Verhaltensstörung, auf körperliche Störung (z.B. endokrin) oder auf Medikamente zurückzuführen.
Ausschluss:
- Dhat-Syndrom F48.8
-> meist psychologische und somatische Prozesse beteiligt
-> 40-45% Frauen, 20-30% Männer haben 1x sexuelle Probleme
1) Appetenzphase - Erregung (erh. Testosteron, Oxytocin)
2) Erregungsphase (lokale Vasokonstriktion, Dopamin steigt)
3) Plateauphase
4) Orgasmusphase
5) Entspannungs-/Rückbildungsphase
ad 1): wenn Appetenz zu niedrig: Progesteron-, Prolaktin-, Kortisolerhöhung
ad 2): wenn Erregung/Erektion zu niedrig: Serotonin
(F52.7 gesteigertes sexuelles Verlangen)
Begriffe: Nyphomanie, Satyriasis
Hypersexualität
DSMV Kriterien:
A. > 6 Mo wiederholte intensive sex. Fantasien, Verlangen und Durchführung sex. Handlungen + mind 3:
1. Zeitbedarf beeinträchtigt andere Aktivitäten
2. dysphorische Stimmung führt zu wiederholten sex. Fantasien, Impulsen, Verhalten (Reakt. auf belastende Lebensereignisse)
3. Beschäftigung damit als Reaktion auf belastende Lebensereignisse
4. erfolglose Versuche v. Kontrolle und Reduktion
5. wiederholte Beschäftigung/Ausführung bei der körperlicher oder emotionaler Schaden für sich und andere ignoriert wird
B. subj. Leiden + Beeinträchtigung durch Häufigkeit und Intensität
C. nicht substanzbedingt
D. Mindestalter 18
-> ich synthon
-> Auslöser: Eisnamkeit, Freude, Trauer, Depression
-> zwanghafte Masturbation, promiskuitives verhalten, Pornoseiten, Telefonsex
gehäuft bei M. Parkinson bei dopaminerger Therapie (wie path. Spielen)
Männer häufiger
Komorbidität:
- affekt. St.
- Angstst.
- Substanzabh.
- ADHS
- PSST
Diagnostik sexueller Funktionsstörungen
Sexualanamnese
- psychosexuelle Entwicklung und sex. Biographie
- aktuelles Sexualverhalten + Partnerbeziehung
- sexuelle Vorlieben / Abneigungen, Masturbationsphantasien
- Störungsspez. Auffälligkeiten (Dauer, situativ/generalisiert, schleichend/akut)
- Leidensdruck +/+ interpersonelle Probleme
- subj. Störungstheorie
Anamnese
- Suchtmittelkonsum
- chron. körperl. Erkrankungen
- Schmerzsyndrom
- regelm. Medikation
- genitale Erkrankungen/Fehlbildungen
Labor
- BZ (Diabetes mellitus)
- Lipide
- Hormonserumkonzentration (Hypogonadismus, Prolaktinom)
evt. Bildgebung bei spezif. Verdacht
Ätiologie
Somatisch:
- vaskulär: art. HT
- endokrinolog.: DM, Akromegalie, M. Addison, Hypothyreose
- neurolog.: Nervenschädigung, M. Parkinson
- OP urogentital
- Drogen, Nikotin, Med. NW
Psychisch:
- Selbstverunsicherung
- berufl./pers. Stress
- kognitive Einstellungen
- mangelnde Lernerfahrung
- Versagensängste
- hohe Leistungsanforderung
- Probleme in Partnerschaft
- psychosexuelles Trauma
Störung d. Appetenz: F52.0, F52.1, (F42.7 im ICD 11 weg)
Störung d. Erregung: F52.2
Störung d. Orgasmus: F52.3, F52.4
sexzelle Schmerzsstörung: F52.5, F52.6
F52.0 Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen
A. Allg. Krit. für F52 sind erfüllt (mind. 6 Mo.)
B. Mangel oder Verlust des sexuellen Verlangens äußert sich in einer Verminderung von Suchen nach sexuellen Reizen, von Denken an Sex mit entsprechendem Wunsch oder Verlangen und von sexuellen Phantasien
C. Mangel an Interesse, sexuelle Aktivitäten entweder mit Partner oder für sich (Masturbation) zu beginnen, führt zu einer eindeutig niedrigeren Häufigkeit, als unter der Berücksichtigung des Altes und der Umstände zu erwarten wäre, oder die Häufung ist im Vergleich zu früher deutlich gesunken.
Begriffe
- Frigidität
- sexuelle Hypoaktivität
beruht nicht auf anderen sexuellen Störungen wie Erektionsstörungen oder Dyspareunie.
F52.1 Sexuelle Aversion und mangelnde sexuelle Befriedigung
Begriffe:
sexuelle Anhedonie
F51.10 sexuelle Aversion
A. Allg. F52 Krit. sind erfüllt.
B. Möglichkeit sexueller Interaktionen mit Partnern rufen deutlich Aversion, Furcht oder ANgst hervor, so dass sexuelle Aktivität vermieden wird. Kommt es doch dazu, ist sie mit heftigen negativen Gefühlen verbunden und mt einer Unfähigkeit, sexuelles Vergnügen oder Befriedigung zu erleben.
C. Aversion steht nicht im Zusammenhang mit einer Erwartungsangst (als Reaktion auf ein früheres Versagen sexueller Funktionen).
F52.11 mangelnde sexuelle Befriedigung
A. Allg. Krit. für F52 erfüllt
B. Genitale Reaktionen (Orgasmus und/oder Ejakulation) treten während der sexuellen Stimulation auf, rufen aber keine angenehmen Empfindungen oder Gefühle einer angenehmen Erregung hervor.
C. *keine *deutliche und anhaltende Furcht oder ANgst während der sexuellen Aktivität.
F52.2 Versagen genitaler Reaktionen
A. Allg. Krit. f. F52 sind erfüllt. (mind. 6 Mo.)
zusätzl. bei Männern: (15-20% situativ oder generalisiert)
B. bei Versuch GEschlechtsverkehr auszuüben kommt es nicht zu einer für den Geschlechtsverkehr ausreichenden Errektion
Funktionsstörung tritt in einer der folgenden Varianten auf:
1. während der frühen Stadien des sexuellen Zusammenseins tritt eine vollstänstige Errektion auf, sie geht aber teilweise oder vollständig zurück, wenn der GEschlechtsverkehr versucht wird (und bevor es zur Ejakulation kommt, falls diese erfolgt).
2. Erektion tritt nur auf, wenn der GEschlechtsverkehr nicht beabsichtigt ist
3. es kommt nur zu einer teilweisen, für den Geschlechtsverkehr ungenügenden Erektion
4. es tritt überhaupt keine Tumeszenz des Penis auf
zusätzlich bei Frauen: (3-7%)
B. Versagen der genitalen Reaktionen: ausbleiben der vaginalen Lubrikation zusammen mit einer ungenügenden Tumeszenz der Labien
Funktionsstörung tritt in einer der folgenden Varianten auf:
1. Lubrikation versagt in allen relev. Situationen (generell)
2. es kann anfangs zu Lubrikation kommen, sie hält aber nicht lange genug an, um eine angenehme Immissio des Penis zu ermöglichen
3. die Lubrikation tritt in manchen Situationen normal auf z.B. mit einem Partner, aber nicht mit einem anderen, oder während der Masturbation, oder wenn eine vaginale Penetration nocht vorgesehen ist (situativ).
Begriffe:
- Erektionsstörung (beim Mann)
- psychogene Impotenz
- Störungen der sexuellen Erregung bei der Frau
Ausschluss:
- Impotenz organischen Ursprungs
DD:
- Depression, Schilddrüsenerkrankung
- gyn/urolog. St.
- Med. NW / Postmenopause
Situative erektile Dysfunktion: Masturbation und morgendliche Erektion unverändert
F52.3 Orgasmusstörung
A. Allg. Krit F52 sind erfüllt (häufig, mind. 6 Mo., nicht durch psych. St., körperliche Erkr. oder Med.)
B. Orgasmusstörung (fehlend oder verzögert) tritt in einer der folgenden Variationen auf:
1. Orgasmus wurde niemals, in keiner Situation erlebt (Anm.: körperliche Ursache?)
2. Orgasmusstörung nach einer Zeit relativ normaler sexueller Reaktionen aufgetreten (Anm: Med. NW?)
a. generell: OS tritt in allen Situationen und mit jedem Partner auf
b. situativ:
bei Frauen in bestimmten Situationen kommt es zum Orgasmus (z.B. Masturbation oder mit bestimmten Partnern),
bei Männern eines der folgenden Merkmale :
- nur im Schlaf, niemals im Wachzustand
- niemals in Anwesenheit der Partnerin
- in Anwesenheit der Partnerin, aber nicht während des Geschlechtsverkehrs
Frauen: wenn >50% der sexuellen Kontakte Orgasmus ausbleibt oder deutl. red. Intensität.
F52.4 Ejaculatio praecox
A. Allgemeine F52 Krit. erfüllt.
B. Es ist unmöglich, die Ejaktulation ausreichend lange herauszuzögern, um das sexuelle Zusammensein zu genießen. Dies äußert sich durch 1. oder 2.:
1. Ejakulation tritt vor oder sehr bald nach der Immissio auf (vor oder innerhalb v. 15 Sekunden nach der Immissio)
2. es kommt zu einer Ejakulation bei einer für die vaginale Immissio nicht ausreichenden Erektion
C. Das Problem ist nicht Folge übermäßig langer sexueller Abstinenz
- häufigste männl. sex. Funktionsstörung
- 5-30%
- meist psychisch bedingt
- mangelnde Erektion, red. Orgasmusfähigkeit
Gegenteil: Ejaculatio retarda: deutl. Verzögerung oder komplettes Unvermögen, Vermeidungsverhalten, erhöhtes Alter
F52.5 nichtorganischer Vaginismus
A. Allg. Krit F52 sind erfüllt.
B. Spasmus der perivaginalen Muskulatur, der eine Immissio des Penis verhindert oder unangenehm macht. Die Funktionsstörung zeigt 1 der folgenden Merkmale:
1. es kam niemals zu einer normalen Reaktion (primär)
2. Vaginismus trat nach einer Periode relativ normaler sexueller Reaktionen auf (sekundär z.B. nach Geburt v. Kind)
a. wenn eine vaginale Immissio nicht versucht wird, können die sexuellen Reaktionen normal verlaufen
b. jeder Versuch eines Geschlechtsverkehrs führt zu Angst und zu dem Versuch die vaginale Immissio zu verhindern (z.B. durch Spasmus der Oberschenkeladduktoren)
Folge: Vermeidung v. Geschlechtsverkehr und gyn. Untersuchung. Orgasmusfähigkeit meist erhalten
Ausschluss:
organischer Vaginismus
Begriff
psychogener Vaginismus
-> Spasmus der die Vagina umgebenden Beckenbodenmuskulatur, wodurch der Introidus vaginae verschlossen wird
Komorbidität: Depression, Angststörung, PTBS
F52.6 Dyspareunie nichtorganisch
A. Allg. Krit. F52 erfüllt
bei Frauen:
B. Schmerzen am Introitus der Vagine entweder während des gesamten Geschlechtsverkehrs oder nur beim tiefen eindringen des Penis
C. Störung nicht Folge von Vaginismus oder Versagen der Lubrikation; (Dyspareunie aufgrund organischer Veränderungen sollte zusammen mit der zugrundeliegenden Störung kodiert werden)
bei Männern
B. Schmerzen oder Beschwerden während der sexuellen Reaktion. Der genaue Zeitpunkt und die exakte Lokalisation sollten sorgfältig herausgearbeitet werden.
C. Beschwerden sind nicht durch lokale körperliche Faktoren verursacht (falls solche gefunden werden: Funktionsstörung andernorts klassifizeren)
Ausschluss:
organische oder nicht näher bezeichnete Dyspareunie N94.1
Begriff:
psychogene Dyspareunie
Symptome: Schmerzen, Brennen, Jucken beim GV
-> Vermeidungsverhalten
-> häufiger Frauen
-> chronfizierung durch Schmerzerwartung
körperliche Ursachen:
- Infekte
- hormonelle St.
- Narben, Strikturen, post.OP
F52.7 gesteigertes sexuelles Verlangen
Begriff: Nymphomanie, Satyriasis
keine Krit.
F52.8 sonstige sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit
Begriffe: psychogene Dysmenorrhoe
Therapie sexueller Funktionsstörungen
nicht immer Therapieindikation, manchmal Aufklärung und Beratung ausreichend
Psychotherapie
Störungsspezifische, übende Verfahren
1. Sensualitätstraining (bei Erregungsst.) -> erregende sexuelle Stimuli (Fantasie, Masturbation), Paartherapeut. Einbau davon
2. Psychoedukation (bei Orgasmusstörung) -> unrealistische erwartungen an sexuelle Leistung)
3. Masturbationsübungen (bei Orgasmusst.)
4. Start/Stopp Technik / Squeeze Technik (bei Ejaculatio praecox)
5. Hilfsmittel /Vaginaldilatoren (bei weibl. sex. Schmerzstörung)
Pharmakotherapie
organisch bedingte Erektionsstörung:
1. Wahl PDE 5 Inhibitoren (Phosphodiesterase)
Sildenafil Viagra®
Vardenafil Levitra®
Tadalafil Cialis®
Schwellkörperinjektionen
Vakuumpumpe
Penisimplantate
Ejaculatio praecox
SSRI Dapoxetin Priligy® (rezeptfrei)
off Label: topische Anästhetika
red. sexuelle Appetenz:
keine Daten für Zulassung
Therapieversuche Bupropion, Testosteronsubstanzen, DHEA, Frauen: Addyi® (USA) Flibanserin
Diagnostik sexueller Funktionsstörungen
bei V.a. körperlichen Ursachen:
Gyn, Uro, Neuro, Internistische ABklärung
- Sexualanamnese
- körperliche Abklärung
- Behandlungsplan
- Setting Paar/Einzel
- Behandlungsform (Psychotherapie, Pharmakotherapie, Kombi)
Psychopharmaka und sex. Funktionsstörungen
In ICD 11: sexuelle Funktionsstörung durch Substanz/Medikamentenkonsum
- bei Dauerbehandlung v. Psychopharmaka v.a. SSRI
- Trazodon: NW Priapismus
- Antipsychotika: Hyperprolaktinämie (D2 Rezeptor Blockade)
- Benzos: 50% sex. Funktionsstörung
- weitere: Beta-Blocker, Antidiabetika, Antithrombotika, Dopaminagonisten
- Suchtmittel: Alkohol, Opioide, Amphetamine, Kokain
drug holiday: Absetzen der Med. f. best. Zeitraum
Umstellung: Mirtazapin, Quetiapin, Bupropion
Augmentation: Bupropion, Mirtazapin, (Buspiron), Cyproheptadin (b. Kälteurtikaria)