F50 Essstörungen Flashcards

1
Q

Essstörungen allgemein + BMI

A

-> soziokultureller Hintergrund

BMI (kg/m^2)=Körpergewicht(kg)/Körpergröße(m)^2

WHO Gewichtsklassifikation BMI
- extremes Untergewicht <15
- hochgr. Untergewicht 15,0-15,9
- mittelgr. Untergewicht 16,0-16,9
- leichtgr. Untergewicht 17,0-18,4
- Normalgewicht 18,5-24,9
- Übergewicht (Präadipositas) 25,0-29,9
- Adipositas Grad I 30,0-34,9
- Adipositas Grad II 35,0-39,9
- Adipositas Grad III >40

andere Einteilung:
14-16 schweres Untergewicht
16-18 leichtes-mittelschweres Untergewicht
18-26 Normalgewicht

ICD 11 neu:
- Binge Eating
- Pica (Dinge essen, die als ungenießbar/ekelhaft gelten)
- Rumination (Reurgitation v. kleinen Nahrungsmengen v. Magen, meist 15-30 Min. nach dem Essen, die wiedergekäut und meist wieder geschluckt werden)

Ausschluss:
- Fütterungsschwierigkeiten und Betreuungsfehler (R63.3)
- Fütterungsstörung im Kleinkind- und Kindesalter (F98.2)
- Polyphagie (R63.2)
- n.n.b. Anorexia (R63.0)

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2
Q

F50.0 Anorexia nervosa

A

A. GEwichtsverlust oder bei Kindern fehlende GEwichtszunahme. Führt zu Körpergewicht von mind. 15% unter dem normalen oder dem für das Alter und die Körpergröße erwarteten Gewichts (BMI ab 16. Lj. anwendbar -> = < 17 kg/m^2)

B. Gewichtsverlust selbst herbeigeführt durch Vermeidung von “fettmachenden” Speisen. (Gewichtsphobie, bzw. starke Angst vor Gewichtszunahme)

C. Selbstwahrnehmung als “zu fett” verbunden mit der sich aufdrängenden Furcht, zu dick zu werden. Betroffene legen für sich selbst eine sehr niedrige Gewichtsschwelle fest. (Körperschemastörung)

D. Umfassende endokrine Störungen der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Gonaden; manifestiert sich bei Frauen als Amenorrhoe (mind. 3 aufeinanderfolgende Monate); bei Männern als Interessenverlust an Sexualität und Potenzverlust. Ausnahme: Persistieren vaginaler Blutungen bei anorektischen Frauen, die eine Hormonsubstitution erhalten (mehr als kontrazeptive Medikation).

E. Krit. A. und B. für eine Bulimia nervosa (F50.2) werden nicht erfüllt. (keine Essattacken, kein Craving)

-> zusätzliche bestätigende (n. obligate) Symptome: selbstinduziertes Erbrechen, selbstind. Abführen, übertr. körperliche Aktivität, Appetitzügler und/oder Diuretika-Gebrauch.

bei Beginn vor der Pubertät -> Abfolge der Pubertätsentwicklung verzögert / gehemmt (Wachstumsstopp, fehlende Brustentwicklung und prim. Amenorrhoe, klindliche Genitalien bei Buben), bei Remission wird Pubertätsentwicklung, bei verspäteter Menarche, normal abgeschlossen.

5. Stelle:
- F50.00 Anorexie ohne aktive Maßnahmen zur GEwichtsreduktion (Erbrechen, Abführen; = asketische Form, passive Form, restriktive Form)
- F50.01 Anorexie mit aktiven Maßnahmen zur GEwichtsreduktion (Erbrechen, Abführen, u.U. in Verbindung m. Heißhungerattacken; aktive Form, bulimische Form, Purging-Typ - purge=Abführmittel)

-> am häufigsten bei heranwachsenden Mädchen, jungen Frauen; heranwachsende Jungen und junge Männer; Kinder vor der Pubertät und Frauen bis zur Menopause ebenfalls mögl.
-> Angst vor dickem Körper / schlaffer Körperform = tiefverwurzelte überwärtige Idee
-> red. Nahrungsaufnahme im Vgl. zu Bedarf -> deutl. Gewichtsverlust
-> sekundär endokrine/metabolische Veränderungen
-> red. Selbstwert -> an Red. des Körpergewichts gekoppelt

ad D. endokrine Störungen:
erhöhtes Wachstumshormon (GH bzw. somatotropin)
erhöhtes Cortisol
Veränderung v. metabol. Schilddrüsenhormon
ST. der Insulinsekretion

Ausschluss:
- Appetitverlust R63.0
- psychogener Appetitverlust F50.8

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3
Q

F50.0 Anorexia n. Symptome

A

Psychische Sy.:
- wahnhaft gestörte Selbstwahrnehmung
- Zwangsrituale (in Bezug auf Essverhalten)
- Vergleugnung v. Hunger, Müdigkeit und Schwäche
- Depression
- sozialer Rückzug
- Gedankenkreisen um Essen/Nahrungsmittel
- Veränderung v. Hunger/Sättigungsgefühl

Verhaltensweisen:
- Unterteilung v. Nahrungsmittel in erlaubt/verboten
- Abwiegen mehrmals tgl.
- Ko. des Umfangs von Körperteilen
- Bekochen v. Freunden ohne eigene Teilnahme am Essen
- Rituale: zerteilen v. Nahrung, langes Kauen, Verstecken, Horten

Körperlich:
- Untergewicht, Kachexie
- prim/sek. Amenorrhoe
- Osteoporose, Wachstumsstörungen (Kleinwuchs)
- gefährliche Trias: Hypothermie, Hypotonie, Bradykardie, Hypokaliämie
- kortikale Atrophie
- Haarausfall (Kopf)
- Lanugobehaarung
- Bradykardie / Arrhythmien
- orthostat. Dysregulation
- Akrozyanose
- Muskelatrophie
- Blutbildveränderungen: Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie
- Elektrolytverschiebungen (Hypokaliämie, Phosphatmangel bei Refeeding)
- GI: Magenentleerung verzögert, Völlegefühl, Obstipation - Blähungen

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4
Q

F50.0 Epidemiologie und Ätiologie

A

Frauen 8-15x häufiger
Beginn: Pubertät, frühes EW-Alter
Risikogruppen: Kunstturnerinnen, Tänzerinnen, Models und Leistungssportler mit Gewichtsbeschränkung
überdurchschnittlich intelligent
mittlere oder obere Gesellschaftsschicht
Suizidalität!

(Ätiologie: multifaktoriell
- biologisch: genetisch, zentrale serotonerge Dysfunktion
- Risikofaktoren: weibl, höherer Bildungsgrad, westl. Sozialisierung
- frühe fam. Einflüsse: Fütterstörungen, vorbest. Übergewicht, Abwertung (Aussehen, Gewicht, Figur), fam. Beziehungsmuster (Rigidität, Konfliktvermeidung, Probleme im Nähe-Distanz, kein offenes Äußern v. Gefühlen + Bedürfnissen)
- soziokulturell: Schönheitsideal Schlankheit, verändertes Rollenverständnis (körperliche Attraktivität)
- Lernprozesse / kognitive Faktoren: Essen zur Entspannung/Belohnung, irrationale Denkmuster (selektive Abstraktion, Übertreibung, Alles oder Nichts Denken)
- tiefenpsycholog.: Konfliktabwehr (ausgeliefertsein der körperl. Veränderungen in Pubertät, Kontrolle des Hungergefühls -> Gefühl v. Macht/Selbstbest./Kontrolle), Anorexie: fam. dysfunktionales Beziehugsmuster (Konfliktvermeidung, Leistungsorientierung, Perfektionismus), Bulimie: Autonomiekonflikte, Impulsivität, Konfliktreiche Interaktionen)

Auslöser:
- belastende Lebensereignisse: Trennung v. Bezugspersonen, Angst vor Leistungsversagen, körperluche Erkrankung, Eintritt in neuen Lebensabschnitt

aufrechterhaltende Faktoren:
- gezügeltes Essverhalten (Ziel: Gewichtsverlust), Jojo-Effekt, pos. Verstärkung: Anerkennung, Zuwendung

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5
Q

Risikofaktoren Essstörung

A
  • BMI <13 Hochrisiko
  • Tempo des Gewichtsverlusts
  • Hypotonie <90/60mmHg
  • zyanot. Extremitäten
  • Hypothermie <35°C
  • Elektrolytentgleisungen: red. Na, red. K, red. Phosphat
  • Qtc-Verlängerung
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6
Q

Komorbiditäten v. Essstörungen

A
  • affektive Störungen (Depression)
  • Angstst. (v.a. soziale Phobie bei Anorexie)
  • Zwangsstörung
  • PTSD
  • Substanzmissbrauch
  • PSST (bei Anorexie: zwanghafte, selbstunsichere, dependente)
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7
Q

Diagnostik v. Essstörungen

A
  • Anamnese: Erfragen des Essverhaltens
  • status psychicus: Depressivität, Substanzgebrauch, Suizidalität
  • status somaticus: Durchblutung, Ödeme, Akrozyanose, Lanugobehaarung, Auskultation, Abdomen Palpation+Auskultation
  • EKG (evt. 24h-EKG, Echo - Perikarderguss?)
  • Knochendichtemessung
  • evt. CCT
  • evt. endokrinologische Diagnostik
  • Labor: Diff BB, Na, Kalium (niedr.), Magnesium (niedr.), Phosphat (niedr.), Harnstoff, Kreatinin, Amylase, Leberenzyme (GOT, GPT, GGT, AP), Schilddrüse, Urinstatus, Vit.B1
  • klinische Befunde: Größe, Gewicht, RR, Temp., Orthostasetest

K+, Mg, Phosphat erniedrigt wegen Hyperinsulinismus

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8
Q

DD F50.0 und Bulimie

A

Körperlich:
- maligne TumorKachexie (ZNS, Leukämie, Lymphom)
- Infektion (AIDS, Tbc, Endokarditis)
- Endokrinolog (Hyperthyreose, DM, M. Addison - NNR Insuff.)
- GI (M. Crohn, Zöliakie, Colitis ulcerosa, chron. Pankreatitis)
- Malabsorptionssyndrom

Psychisch:
- affektive Störungen: Depression m. Appetitminderung
- Psychosen (Vergiftung, Schizophrenie)
- somatoforme Störungen
- prim. Substanzmissbrauch, -abh.
- Angsterkrankung
- Zwangserkrankung
- körperdysmorphe Störung
- PSST

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9
Q

F50.0 Indikation für stationäre Behandlung

A

Kalium < 3,0 mmol/l
Bradykardie < 40/min
Hypotonie < 90/60mmHg
BMI < 15 oder schwere Komorbiditäten
Hypothermie < 36°C
Hypoglykämie < 60mg/dl
Dehydratation

somatische Ko. können lebensbedrohlich werden!

ambulant/teilstationär bei BMI größer/gleich 15

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10
Q

Therapie von F50.0

A

-> Gewichtsnormalisierung + Psychotherapie
-> Therapievertrag

Hierarchie der Therapieziele:
1. oberstes Ziel: Abwendung akuter Lebensgefahr (Suizidalität, lebensbedr. Untergewicht, Elektrolytentgleisungen)
2. Aufbau Behandlungsmotivation
3. reduzieren v. therapiegef. Verhaltens (Suizidandrogungen, SV, Absprachen n. einhalten)
4. Wiederaufbau eines angem. Essverhaltens
5. Modifikation dysf. Schemata (Figur, Gewicht, Ernährung)
6. Ausbau v. Verhaltensfertigkeiten (Kommunikation, soz. Kompetenz)
7. Behandlung aff. STörungen
8. Behandlung v. PTBS
9. Behandlung v. PSST
10. Unterstützung bei individ. Zielerreichung
11. Verhinderung der Chronifizierung und Langzeitrisiken

1) Ernährungsrehabilitation (Gewichtsnormalisierung, Behandlung organischer Komorbiditäten, Ernährungsberatung/-therapie, Essensbegleitung)

2) Psychosoziale Rehabilitation
(Einzelpsychotherapie, Familientherapie (Adoleszenz), Selbsthilfegruppen, strukturierte stat. oder teilstat. Therapieprogramme, therapeut. Wohneinrichtungen

innere Ambivalenz: Essstörung wird als Stärke erlebt
Psychodynamisch: Autonomie / Abhängigkeitskonflikt

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11
Q

Therapievertrag bei Anorexie

A
  • Gewichtskontrolle 2x/Woche unangekündigt + sofort
  • Gewichtstreppe bei Anorexie 1/2-1kg/Woche
  • Definition d. therapeutischen Ziels / Programm
  • Definition d. Konsequenzen bei Gewichtsstillstand, -abnahme (geringe Kompromisse - amb. Weiterbehandlung anbieten)

Kriterium für Magensonde: Gewicht (nicht Verhalten!), freiwillig, Zwang evt. bei BMI < 13

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12
Q

Gewichtsnormalisierung bei F50.0

A

Gewichtszunahme 500-1000g/Woche
Therapievertrag mit Belohnungen bei Erreichen v. normalisiertem Gewichtsziel
vitale Bedrohung bei BMI < 13 oder schwerer körperlicher Begleiterkrankung
Zwangsbehandlung -> Sondenernährung

Ernährungsberatung:
- Diätassistentin
- gemeinsames Kochen
- regelm. Essen in Gruppe (Mindestzeiten/Mahlzeit am Tisch, Probieren)

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13
Q

F50.0 Psychotherapie

A

CBT-E erweiterete kognitive VT (geringe Effektstärken?)

FTP fokale psychodynam. Therapie

MANTRA Mandsley Model od Anorexia Nervosa Treatment for Adults (Mittel 1.Wahl?)

SSCM Specialist Supportive Clinical Management

Familybased Therapy (bei Jugendlichen familienbasierte Ansätze)

IPT interpersonelle Therapie

.

STATIONÄRE THERAPIE an Klinik m. Spezialisierung auf Essstörung:
- Expositionstraining (Essen, Spiegeltraining)
- Entspannungstraining
- Psychoedukation (Information zu Ernährung, Stressreaktionen)
- Wahrnehmungstraining f. Emotionen
- Übungen zum Ausdruck v. Gefühlen
- kognitiv: MOdifikation dysfunktionaler Einstellungen zu Gewicht, Ernährung, Figur

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14
Q

F50.0 Medikamentöse Therapie

A

keine Zulassung

Med. Therapie nicht hilfreich

depressive Stimmung wegen chron. Hunger -> Bessert sich nach Gewichtszunahme

Olanzapin -> kein Effekt auf GEwichtszunahme, bei starker Anspannung, CAVE: QTc-Verlängerung, Insulinresistenz

langsame Substitution v. Kalium und Phosphat
i.v. bei Serumphosphat < 1mg/dl (< 0,32 mmol/l)
Substitution von Vitamin B1, B2, B3, Folsäure (VitB9)

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15
Q

Verlauf F50.0

A

Adoleszenz:
- 50-70% vollst. Besserung
- 10-20% chron.Verlauf
- 20% partielle Besserung

prognostisch günstig:
- früher Erkrankungsbeginn
- zeitnahe Behandlung

progn. ungünstig:
- BMI < 13
- lange Krankheitsdauer
- bei zusätzlichen bulim. Symptomen

Langzeitfolgen:
- Kleinwuchs
- Osteoporose
- red. Reproduktionsrate

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16
Q

F50.1 Atypische Anorexia nervosa

A

-> einige Krit. der F50.0 erfüllt, jedoch nicht das ganze klin. Bild
-> z.B. Fehlen von Angst vor dem Dicksein oder Amenorrhie (trotz erheblichem GEwichtsverlust)
-> Dg. nicht bei körperlichen KRankheiten mit Gewichtsverlust stellen

17
Q

F50.2 Bulimia nervosa

A

A. Häufige Episoden v. Fressattacken/Esstaumel, in 3 Monaten mind. 2x/Woche, bei denen große Menge Nahrung in kurzer Zeit konsumiert werden

B. Andauernde Beschäftigung mit dem Essen, eine unwiderstehliche Gier oder Zwang zu essen (Craving).

C. Pat. versuchen, die Gewichtszunahme durch die Nahrung mit 1 oder mehr Verhaltensweisen entgegenzusteuern:
1. selbstinduziertes Erbrechen
2. Missbrauch v. Abführmitteln
3. zeitweilige HUngerperioden
4. Gebrauch von Appetitzüglern, Schilddrüsenpräparaten oder Diuretika. Wen Bulimie bei Diabetikern auftritt, kann es zur Vernachlässigung der Insulinbehandlung kommen.

D. Selbstwahrnehmung als “zu fett”, mit einer sich aufdrängenden Furcht, zu dick zu werden (was meist zu Untergewicht führt

-
-> Mit oder ohne Erbrechen
-> Elektrolytstörungen und körperliche Kompl. mögl.
-> häufig frühere Episode einer Anorexia nervosa in der Anamnese (Monate bis Jahre vorher)

Begriffe:
- Bulimarexie
- Hyperorexia nervosa

18
Q

F50.2 Symptomatik

A
  • Essanfälle als Kontrollverlust
  • nach Essanfall/Erbrechen: Scham, Schuld, depressive Verstimmung
  • 1/3 vorausgegangene Anorexie
  • kein starkes Untergewicht (normal bis leicht übergew.)
  • Rituale während des Essens
  • Selbstwertproblematik
  • extrovertierter, impulsiver als anorekt. Pat.
19
Q

F50.2 Komorbiditäten

A
  • Angsterkrankungen (v.a. soziale Phobie)
  • affektive Störungen
  • Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit
  • PTBS
  • Borderline PSST
  • ADHS
  • ängstlich/vermeidende PSST
20
Q

F50.2 Bulimia nervosa Folgen

A

Psychisch:
- Spannungszustände, Reizbarkeit
- Depression
- Vermeidungsverhalten
- Autoaggression, evt. Selbstverletzungen, erh. Suizidalität
- Gefahr v. Substanzmissbrauch (Alkohol)

Somatisch:
- Magen-Darm-Motilitätsstörung
- Elektrolytstörungen (Hyponatriämie, Hypokaliämie)
- Parotisschwellung, Parotitis
- Ösophagitis, Pharyngitis
- Gastritis, Magendilatation
- rezidiv. Pankreatitis
- Niereninsuff.
- Zahnschäden, schwere Karies
- Herzrhythmusstörungen
- Gewichtsschwankungen
- Russel’s Sign: Kallusbildung/Schwielen an Handrücken durch selbstind. Erbrechen
- diab. Entgleisungen: erhöhte Prävalenz mit DM Typ I - Insulin Purging

21
Q

F50.2 DD

A

somatische Erkrankungen
- Tumor Hypothalamus/Hypophyse
- Diabetes Mellitus
- Hyperthyreose
- Kleine-Levin-Syndrom: periodische Hypersomnie, unklare Ätiologie, vorw. junge Männer, Polyphagie, Verhaltensänderung (Rückzug, Negativismus, Verlangsamung)

psychische Erkrankungen
- andere Essstörungen
- affektive Störungen (v.a. atyp. Depression)
- Schizophrenie
- Belastungsreaktionen
- Anpassungsstörungen

22
Q

F50.2 Therapie

A

Psychotherapie: Effektstärke im mittleren bis hohen Bereich, 1. Wahl

1) KVT: Reduktion v. Essanfällen, red. Kompensator. Verhaltensweisen
- Motivationsklärung, -förderung
- individ. Störungsmodell
- Normalisierung d. Essverhaltens
- erhöhte Leistungsansprüche / Perfektionismus
- Verbesserung d. Selbstwerts
- Wahrnehmung / Regulation v. Emotionen und Körperbild
- Erweiterung interpersoneller Fähigkeiten

2) DBT

3) begleitendes Selbstmanagement

4) psychoedukative Selbsthilfegruppe

.
Medikamentöse Therapie
SSRI Fluoxetin:
- red. Häufigkeit v. Heißhungerattacken
- höhere Dosis 60mg/d
- mind. 4 Wochen, bei Ansprechen weitere 6-12 Mo.
- Kombination m. Psychotherapie
Naltrexon Off Label
Topiramat Off Label

23
Q

F50.2 Verlauf

A

1/3 Rezidive (Chronifizierung unter Behandlung)

prognostisch ungünstig:
- psych. Komorbidität
- evt. auch Impulsivität

erhöhtes Mortalitäts-/Suizidrisiko

24
Q

F50.3 atypische Bulimia nervosa

A

-> einige Krit. von F50.2 erfüllt, jedoch nicht das ganze klin. Bild
-> z.B. Essattacken + Abführmittel ohne sign. Gewichtsveränderungen, oder es fehlt die Sorge um Körperform/Gewicht

25
Q

F50.4 Essstörungen bei anderen psychischen Störungen

A

-> übermäßiges Essen als Reaktion auf belastende Ereignisse, wie Trauefälle, Unfälle, Geburt

Begriffe
- psychogene Essattacken/Esstaumel

Ausschluss:
- Adipositas (E66)

26
Q

F50.5 Erbrechen bei anderen psychischen Störungen

A

-> wiederholtes Erbrechen bei dissoz. Störungen (F44.x) und Hypochondrie (F45.2) und Erbrechen, das nicht unter andere Zustandsbilder außerhalb des Kapitels V klassifiziert werden kann
-> kann zus. zu O21.x (übermäßiges Erbrechen in der Schwangerschaft) verwendet werden, wenn hauptsächlich emotionale Faktoren wiederholte Übelkeit und Erbrechen verursachen

Begriffe;
- psychogenes Erbrechen

Ausschluss:
- Übelkeit und Erbrechen (R11)

27
Q

F50.8 sonstige Essstörungen

A

Begriffe:
Pica bei Erwachsenen (ICD 10): ständig nicht zum Verzehr gedachte SToffe gegessen, z.B. Sand, Papier, Pflanzenteile; Störungsbeginn in Kindheit (auch Adolsz., Erw.), außerhalb v. Entwicklungsstand und soziokultureller Norm

Orthorexie (ICD 11): rigides, extremes Ernährungsverhalten, Qualität/Selektivität mit Ziel gesunder Ernährung, nicht Gewichtsreduktion als Ziel

psychogener Appetitverlust

vermeidend restriktive Ernährungsstörung (ICD 11): ARFID avoidant/restrictive food intake disorder, Schwerwiegende Essprobleme durch Nahrungsvermeidung/reduzierte Nahrungsmenge

Ruminationsstörung: wh. Hochwürgen v. Nahrung mind. 1 Mo. + nochmalig kauen, schlucken

Binge Eating Störung

Ausschluss:
Pica im Kindesalter

28
Q

F50.8 Binge Eating Störung

A
  • regelm. Essanfälle mit Kontrollverlust ohne gegensteuerndes Verhalten
  • Komorbidität: Übergewicht 2/3, 1/2 adipös
  • Essen ohne Hunger bis zu unangenehmem Völlegefühl
  • Alleine essen
  • Scham, Schuld, Ekel, Deprimiertheit, Leidensdruck
  • DSM V: über 3 Monate mind. 1x/Wo.
  • durch Außenreize gesteuert: Tageszeit, Geruch, Umstände (Ärger, Anspannung)
  • fam. gehäuft

FA Kurs:
* Wiederholte Essanfälle mit Kontrollverlust
* An mindestens 1Tag der Woche über mindestens 3 Monate

Unterschied zu den DSM IV Forschungskriterien: dort 2 Tage in der Woche
über 6 Monate
* Leidensdruck wegen der Essanfälle
* Kein regelmäßiges kompensierendes Verhalten
* Scham-, Schuld oder Ekelgefühl

29
Q

DD + Komorbiditäten der Binge Eating Störung

A

DD:
- körperliche Erkrankungen wie Bulimie
- atyp. Depression
- Med.: Neuroleptika, Lithium, TZA, GLucocorticoid, Östrogene
- Absetzen stimulierender Subst.: Nikotin, Amphetamine, Kokain

Komorbiditäten
- Bipolare aff. St.
- Angststörung
- Depression
- ADHS

30
Q

Therapie der Binge Eating Störung

A

1. Wahl Psychotherapie

störungsspez. KVT

IPT

tiefenpsycholog. fund. PT

Gewichtsreduktion

keine Medikation zugelassen; evt SSRI, SNRI, Topiramat

USA: Lisdex-Amphetamin

31
Q

Sonderformen der Essstörungen

A

Sportanorexie: extreme Sportlichkeit

Orthorexie: extrem “gesunde” Ernährung

Insulin Purging bei Typ I Diabetikern: unzureichende Insulinverabreichung zur Gewichtsreduktion

32
Q

Adipositas

A

BMI > 30
Übergewicht 25-29,9

Unterscheidung
- abdominal (stammbetont) - Männer -> erh. kardiovask. Risiko
- gluteofemoral (hüftbetont) - Frauen

Folgen:
- gesellschaftlich: Stigmatisierung
- ern. Selbstwert
- höheres Risiko f. Depression
- körperl.:
1. kardiovask.: KHK, MCI, Art. HT, Herzinsuff., Insult, prim. PAE
2. endokrin: DM II, Hyperlipidämie, Gicht, metabol. Syndrom
3. sonstige: Gallenblasenerkr., Katarakt, Krebs, Schwangerschaftsprobleme, Schlafapnoe, Orthopäd. Beschwerden, erhöhte Mortalität

.
Ätiologie

  • genet./biolog: genet., Hypothyreose, St. Hypothalamus-Hypophysen-NNR-Achse
  • psychosozial: Lernerfahrungen fam. Ess.-Trinkgewohnheiten, Bewegungsmangel, Schlafmangel, Fehlernährung, Stress, häufige Diäten
  • soziokulturell: gr. Nahrungsmittelangebot, niedr. sozioökonom. Status

.
DD
endokrinolog.: M. Cushing, Hypothyreose
Hirntumor
Medikamentös
Binge Eating
Bulimia nervosa
atyp. Depression

.
Diagnostik
- Gewichtsstatus: Körpergröße, Gewicht, BMI, Taillenumfang
- Anamnese zu Ernährung + Aktivität, Ernährungstagebuch, Aktivitätsprotokoll
- komorbide psych. ST.: Depression, Angstst., Binge eating
- Folgeerkrankungen: kardiovask., metabol. Syndrom
- Ausschluss organischer Ursachen

.
Therapie
1. Störungspezifische KVT: Psychoedukation, realistische Ziele, Selbstbeobachtung, spezifische Intervention, Alternativverhalten, kognitive Umstruktuierung
2. IPT
3. PSychodynam
4. Familientherapie

Medikamentös:
BMI 28-35 Orlistat (Xenical®) hemmt Fettaufnahme, nur 3-4kg
Appetitzügler obsolet, Suchtpotential
OP: bei BMI > 40 oder BMI 35-40 mit schweren Komorb.