Europäische Rechtsgeschichte Flashcards
- Unter welchen Voraussetzungen entsteht Gewohnheitsrecht? Welche Rolle spielt Gewohnheitsrecht heute?
Die frühe Zeit kannte keine bewusste Rechtsetzung oder Gesetzgebung. Das Recht war vertreten als allgemein anerkannte
Rechtsanschauung, trat in den gelebten Ordnungen zutage und entwickelte sich als ungeschriebenes Gewohnheitsrecht.
Heute gilt Gewohnheitsrecht zwar als verbindlich, ist aber nirgendwo schriftlich fixiert.
- Definieren sie „objektives Recht“ und „subjektives Recht“ !
Objektives Recht ist die Summe aller Rechtsnormen. Subjektives Recht folgt aus Rechtsvorschriften, die ausschließlich einzelne schützen wollen.
- Wissen Sie, wie sich der Übergang von den segmentären Gesellschaften zu den Protostaaten vollzogen hat?
Die Segmentären Gesellschaften waren bereits sesshaftes Volk. Der Übergang zum Protostaat wird in zwei Theorien beschrieben:
Nach der Eroberungstheorie waren zum einen der Glauben (er sollte auch anderen, nicht „glaubenden“ Menschen, verkündet werden) ausschlaggebend und zum anderen Überbevölkerung im Heimatgebiet sowie die Aridisierung. Es begann eine Völkerwanderung, mit dem Ziel neue Weidegründe zu finden. Diese waren jedoch schon besetzt. So blieb den Neuankömmlingen nur die Möglichkeit der Eroberung. Sie bildeten eine Oberschicht und neue Herrschaftsstruktur.
Die hydrologische Theorie dreht sich im wesentlichen um die Bewässerung von Feldern. Sesshafte Stammesverbände mussten zur Stillung des Bedarfes nahe am Wasser fruchtbare Acker anlegen. So bildeten sich immer größere Verbände die schließlich zu Städten wurden und somit auch ein Bedürfnis an Organisation hatten.
- Welche Rolle spielt der „Richter“ in segmentären Gesellschaften, welche Rolle spielt er in den Protostaaten?
Der Richter in den segmentären Gesellschaften leitet seine Autorität von dem Parteiwillen ab. Er tritt, wenn die Parteien dies wollen, als Mediator bzw. Schiedsrichter auf.
Der Richter in einem Protostaat hat die alleinige Entscheidungsfunktion, er urteilt und muss seine Autorität nicht von den Parteien abhängig machen
- Nennen sie die vier Entwicklungsstufen des römischen Rechts!
Recht der Frühzeit, Recht der Republik, Recht der Klassik, Recht der Nachklassik
- Skizzieren sie die ständische Gliederung Roms in der Frühzeit!
Patrizier (Enge Familienbande, wohlhabend)
Plebejer (lockere Familienbande, weniger wohlhabend)
Patrizier und Plebejer bilden das Patronat
Unfreie (Sklaven)
- Wann und unter welchen Bedingungen ist das sog. XII – Tafel- Gesetz entstanden?
Das Zwölftafelgesetz ist 451 v. Chr. Entstanden. Es wurde von zehn Patriziern verfasst. Es ist als Höhepunkt des Streits zwischen Patriziern und Plebejern hervorgegangen. Bis dahin wendeten Patrizier Gewohnheitsrecht oft zu Ihren Gunsten an.
Es gab kein schriftliches Recht, da nur die Pontifees sich mit Recht auskannten. Die Plebejer konnten sich mit Ihrer Forderung nach schriftlichen Recht durchsetzen.
- Nennen sie Quellen des klassischen römischen Rechts!
Beschlüsse der plebs (plebiscita)
Senatsbeschlüsse (senatus consulta)
Kaisergesetze (constitutiones principum)
Edikte der Magistrate, (edicta) insb. der Prätoren
Gutachten der Rechtsgelehrten (responsa prudentium)
- In seiner Schrift „Germania“ berichtet Tacitus vom germanischen „Thing“. Welche Aufgabe hatte das „Thing“?
Das Thing war die Versammlung der Waffentragenden Männer. Dort wurden Häuptlinge gewählt, es wurde über Krieg und Frieden entschieden und wichtige Entscheidungen wurden dort gefällt. Es diente als Gericht, auch wurde das „Thing“ für magische
Zwecke genutzt.
- Lex Ribuaria und Lex Alamannorum gehören zu den sog. „Leges“ („Volksrechten“). Um was handelt es sich bei diesen Rechtsquellen des Frühmittelalters?
Bei den Leges handelt es sich um Stammesrecht, das verschriftlicht worden ist.
Die Leges besteht aus germanischen Recht mit Einflüssen vom römischen Recht. Es sind sog. Bußgeldkataloge.
- In der Strafrechtsgeschichte ist im Zusammenhang mit dem frühen Mittelalter häufig von „Erfolgshaftung“ die Rede. Was ist damit gemeint?
Unter Erfolgshaftung versteht man, dass für den äußeren Erfolg gehaftet wird. Der Täter der den Erfolg herbeigeführt hat, wird bestraft, unabhängig von Fahrlässigkeit und Anstiftung. Nur die objektiven Tatbestandsmerkmale werden untersucht, die subjektiven außer Acht gelassen.
- Was versteht man unter „Höchstpersönlichkeit“ des Lehens? Was versteht man unter „Leibeszwang“?
Unter Höchstpersönlichkeit des Lehens versteht man dass der Lehen nicht weitergegeben werden kann. Das Lehen bezieht sich auf ein höchstpersönliches Rechtsgeschäft. Der Vasall ist seinem Lehnsherrn zu Treue verpflichtet.
- Wie ist eine frühmittelalterliche „Grundherrschaft“ organisiert?
Bei der Grundherrschaft besitzt der Herr einen Fronhof. Dies ist der Sitz des Grundherren. Diesen Fronhof lässt er zum einen mit Sklaven bearbeiten und zum anderen von Bauern an die er Land verleiht. Die Bauern müssen dem Grundherren Abgaben in Form von Naturalien leisten. Der Grundherr hatte auch eine eigene Gerichtsbarkeit, er war entweder der König, die Kirche oder der Adel.
- Wie stellen sie sich das Verfahren vor der Gericht des Graugrafen vor?
Gaugraf ist nicht Richter, hat aber Verfahrensleitende Funktion, er eröffnet das Verfahren.Neben ihm sitzen die Schöffen.
Gerichtsfrieden: Gaugraf gebietet Frieden, d.h. alle müssen ihre Waffen vor Gericht abgeben.
Klage wird vom Kläger erhoben
Nachdem die Klage erhoben worden ist, wird der Beklagte verurteilt. Erst nach dieser Verurteilung kann er versuchen sich zu entlasten. Die Beweislast liegt beim Beklagten.
Beweise: rational=Urkunden, irrational= Zeugen (Zeugen haben nicht die Funktion den Tathergang zu bezeugen, sondern die Glaubwürdigkeit des Beklagten zu versichern, (Leumundszeugen))
Das Urteil: Folter, Gottesurteil (Sehr häufig, z.B. Kesselprobe)
- Aus welchen Teilen setzt sich das Corpus Iuris Civiles des oströmischen Kaisers Justinian ( 528-533 nach Christus) zusammen und welche Bedeutung hat dieses Gesetzgebungswerk für die europäische Rechtskultur?
die Institutionen (Institutiones)
die Digesten (Digesta oder Pandectae)
der Codex
Sie waren die Grundlage der Rezeption des römischen Rechts.
- Im um 1220/1230 aufgezeichneten „Sachsenspiegel“ findet sich folgende Wendung: „Zwei Schwerter überließ Gott auf Erden, um die Christenheit zu schützen: Dem Papst das geistliche, dem Kaiser das weltliche.“.
Wie unterscheidet sich die hier wiedergegebene kaiserliche Lesart der sog. Zwei – Schwerter – Lehre von der päpstlichen Lesart?
Zur Zeit des Hochmittelalters herrschten Machtkonflikte zwischen Kaisertum und Kirche (Papst). Dies spiegelte sich auch in der Zwei-Schwerter – Lehre wieder. Der Kaiser interpretierte die Erzählung so, dass der Gott die zwei Schwerter jeweils dem Papst und dem Kaiser gab. Beide waren demnach gleichberechtigt, der Kaiser hatte
die weltliche Macht, der Papst die geistliche, sie waren also folglich beide Vasallen Gottes. Der Papst war der Ansicht, Gott gab dem Papst beide Schwerter , dieser reichte das weltliche an den Kaiser weiter. Der Kaiser war folglich Vasall des Papstes, der Papst Vasall Gottes.
- Was ist „Reziprozität“?
Reziprozität bedeutet dass eine Gabe und Gegengabe fordert (Gabentausch, Austauschprinzip). Dadurch wird die Gleichheit der Verteilung von Eigentum erreicht.
- Ab dem Jahr 3000 v. Chr. bilden sich Frühformen der Staatlichkeit aus. Können Sie erklären, wie es dazu kommen konnte?
Frühformen von Staatlichkeit entstehen dadurch, dass sich über die ursprünglich herrschaftslosen Segmente eine Obrigkeit legt. Die Ursache dafür ist nach der Theorie von Ibn Chaldun die Unterwerfung von friedliche Ackerbauern durch kriegerische Hirtenvölker, wodurch sich eine Kriegerkaste entwickelte.
- Nennen Sie die drei wesentlichen Ursprünge der europäischen Rechtskultur
antikes Römisches Recht (Antike)
Kirchenrecht (Christentum)
germanische Rechtstradition
- Die römische Bevölkerung war ständisch gegliedert. Nennen Sie die Bevölkerungselemente
In der ständischen Gliederung Roms gab es zunächst die Patrizier. Das Haupt der patrizischen Familie war mit einer umfassenden Gewalt über alle von ihm abstammenden Personen versehen.
Zusammen mit den Plebejer (einem weniger straff organisierten und weniger wohlhabenden Familienstand) bilden die Patrizier das Patronat. Wahrscheinlich existierten auch Sklaven.
- Erläutern Sie den Begriff „manus“!
„Manus“ heißt wörtlich übersetzt „Hand“, aber im XII Tafelgesetz bedeutet es soviel wie „Verfügungsgewalt“ über etwas haben. Z.B. hatte der Mann die manus über der Frau. Wenn
sich die Frau dieser Verfügungsgewalt entziehen wollte, musste sie jährlich 3 Nächte abwesend vom Haus des Mannes verbringen.
- Strebte Augustus eine absolute Monarchie an? Worauf beruhte der Machtzuwachs des Augustus?
Augustus’ Monarchie ist aus dem Bürgerkrieg 27 v. Chr. entstanden, um dem Schicksal Ceasars zu entgehen, der sich offen zum König ausrufen lassen wollte. Augustus wollte keine absolute Monarchie. Das wird dadurch deutlich, dass er für sich nur 2 der herkömmlichen Befugnisse in Anspruch nahm: Zum einen den Oberbefehl über das Heer, sowie die Herrschaft über die Provinzen an den Grenzen des Reiches. Zum anderen genoss er die Unverletzlichkeit der Person und das Vetorecht. Somit hatte er zwar viel Macht, aber er blieb trotzdem Teil der vorhandenen Struktur.
- Die Entwicklung des Rechts wäre in Westeuropa ohne Kaiser Justinian I. wohl anders verlaufen. Warum?
Weil er es war, der das „Corpus Iuris Civilis“ kodifiziert hat. Er begann mit Beginn seiner Regierungszeit (528 n. Chr.) mit der Sammlung aller Niederschriften von Rechten und brachte sie in diesem Werk zusammen. Es war dann geltenden Rechts bis ca. 1900. Diese
Langlebigkeit beruhte auf der Abstraktheit der Normen und der Anpassbarkeit auf alle Lebensformen
- Aus welchen Bestandteilen setzt sich das C.I.C. zusammen? Was ist der Inhalt dieser Teile?
Das C.I.C besteht zunächst aus den Institutionen (4 Bücher). Sie galten als Anfängerlehrbuch, was auf den Institutionen des Gaius aufgebaut war.
Darauf folgten die Digesten (50 Bücher).
Sie stellten eine Sammlung des Juristenrechts dar.
Weiterhin war der Codex (12 Bücher) enthalten, der eine Sammlung des Kaiserrechts beinhaltete. Schließlich bestand es noch aus Novellen, welche die kaiserlichen Erlasse Justinians zum Inhalt hatten.
- Die Gemania des Tacitus gilt in der Forschung als Quelle von zweifelhaftem Wert.Warum?
Den Berichten des Tacitus darf man nicht mehr unbesehen glauben, weil er selbst nie in Bayern oder Baden Württemberg gewesen ist und die Germanen wahrscheinlich auch zu gut „weggekommen“ sind, da er den Römern einen Sittenspiegel vorhalten wollte.
- Welche Ursachen hatte es, dass den Franken der Aufbau eines Großreichs gelang?
Die Franken unternahmen viele Eroberungen und dehnten somit ihren Machtbereich (erst nach Westen und dann Spanien und Osten) aus. Dabei haben sie aber ihr Ursprungsgebiet nie wirklich verlassen und hatten somit eine zentrale und feste Machtbasis.