Entwicklung Flashcards
Entwicklung Definition
+ Abgrenzung
Entwicklung = Alterstypische Veränderungen und Stabilitäten im Verhalten und Erleben. Fokussierung auf nachhaltige und nachhaltig wirkende Veränderungen.
Reifung = Genetisch gesteuerte Entfaltung der biologischen Strukturen und Funktionen.
Lernen = Veränderung durch Erfahrung, Informationsaufnahme- und verarbeitung . Veränderung im Verhalten oder im Verhaltenspotential eines Individuums.
Kumulatives Defizit
Entwicklungsrückstände bleiben erhalten und bilden eine ungünstige Ausgangslage für nachfolgende Entwicklungsanforderungen.
Entwicklung - Theoretische Grundpositionen (4)
- Endogenistisch: Kind passiv, Umwelt passiv; Entwicklung in den Genen angelegt (Chomsky)
- Exogenistisch: Kind passiv, Umwelt aktiv; Lernen durch Instruktion und externe Reize (Skinner, Watson)
- Konstrukivistisch: Kind aktiv, Umwelt passiv; Selbststeuerung und Konstruktion (Piaget)
- Interaktionistisch: Kind aktiv, Umwelt aktiv; Drei Entwicklungsfaktoren: Selbststeuerung, Umwelt, Gene (heute)
Korrelationsstudien
Untersuchen Zusammenhänge zwischen Merkmalen.
Positive Korrelation: je mehr, desto mehr; negative Korrelation: je mehr, desto weniger
Querschnittstudien
Ziel: Feststellen von Altersunterschieden / Altersnormen
Vergleich von Merkmalen untersch. Altersgruppen zu einem Messzeitpunkt
Problem: Verlauf nicht erfasst,
Längsschnittstudien
Ziel: Erfassung von alterstypischen Entwicklungsverläufen und Unterschieden von Verläufen
Untersuchung einer Stichprobe zu verschiedenen Zeitpunkten
Problem: Testungseffekte, Stichprobenausfälle, lange Dauer
Anlage-Umwelt Diskussion
- 2 Ansätze
Endogenistisch: Anlage bestimmt die Entwicklung –> Erziehung und Instruktion überflüssig
Exogenistisch: Umwelt bestimmt die Entwicklung –> Erziehung und Instruktion bestimmen Entwicklung
Zwillingsforschung zur Intelligenz
Korrelation der Intelligenzquotienten zwischen den eineiigen Zwillingen (r=.86) ist höher als zwischen den zweieiigen Zwillingen (r=.62) und den Geschwistern (r=.49)
35% - 60% der Intelligenzunterschiede in Stichproben gehen auf die Anlage zurück
Aber: Aufwachsen in ähnlicher Umwelt!
Adoptivkindforschung zur Intelligenz
Korrelation r = .19 zwischen Adoptivkindern und Adoptivmüttern; r = .34 zwischen Adoptivkindern und leiblicher Mutter; r = .58 zwischen Eltern und Kindern, die zusammenleben → Anlageeinfluss
Ähnlichkeiten von Adoptivkindern und deren biologischen Müttern wird mit höherem Lebensalter stärker
Erblichkeitskoeffizient
beschreibt den Anteil der genetisch bedingten Unterschiede in der Intelligenz innerhalb einer Stichprobe von Personen.
–> Inwieweit sind Unterschiede zwischen Personen anlage- bzw. umweltbedingt
Konvergenztheorie
Anlage und Umwelt wirken bei der Entwicklung zusammen
z.B.: Ein genetisch intelligentes Kind entwickelt sich am besten in einer diese Anlagen positiv verstärkenden Umwelt.
Zusammenwirken von Genotyp und Umwelt
- passiver Zusammenhang: Eltern gestalten die Umwelt in Passung zu ihren eigenen Genen. Kinder werden in eine Umwelt hineingeboren, die den Anlagen entgegenkommt.
- reaktiver/evokativer Zusammenhang: Eltern und soziale Umwelt nehmen die Anlagen des Kindes wahr und fördern oder hemmen diese.
- aktiver Zusammenhang: Individuen versuchen von sich aus eine zu ihren Anlagen passende Umwelt herzustellen.
Determinanten der Gedächtnisentwicklung (4)
- Kapazität
- Vorwissen
- Lernstrategien
- Metakognition
Kofferraummodell (Case)
+ 3 Faktoren für die Kapazitätssteigerung
Entwicklung der Gedächtniskapazität:
Gleiche strukturelle Gedächtniskapazität bei Kindern und Erwachsenen, aber geringere Effizienz bei Kindern.
Kinder: Viel kognitive Kapazität für elementare Verarbeitungsprozesse –> Wenig Kapazität für Lernprozesse
später wird weniger Kapazität für elementare Prozesse gebraucht –> schnellere Informationsverarbeitung
3 Faktoren:
- Erfahrung, Übung, Automatisierung
- biologische Reifung
- Aufbau von Wissensstrukturen
Vorwissen Definition
jegliches Wissen, das der Lernende besitzt, bevor er mit einer Lern- Gedächtnis- oder Problemlöseaufgabe konfrontiert wird, die dieses Wissen voraussetzt oder in irgendeiner Weise tangiert.
Zwei Arten von Gedächtnisstrategien
- Enkodierung (kognitive Lernstrategien)
- Abrufstrategien
Lernstrategien Definition
mental repräsentierte Schemata oder Handlungspläne zur Steuerung des eigenen Lernverhaltens, die sich aus einzelnen Handlungssequenzen zusammensetzen und situationsspezifisch abrufbar sind.
Handlungen, mit denen
ein bestimmtes Lernziel erreicht werden soll.
(Friedrich & Mandl)
Entwicklung von Organisationsstrategien
Einspeichern und Erinnern nach Oberbegriffen
Entwicklung ab 8-9
mit 11/12 abgeschlossen
Entwicklung von Wiederholungsstrategien
spontane Anwendung in den ersten Schuljahren
Studie (Flavell, Beach, Chinsky): Wiederholungsaktivität KiGa 10%, 2. Klasse 60%, 5. Klasse 85%
entscheidend: Qualität der Wiederholung nicht Quantität
Metagedächtnis Definition
- Metakognition: Wissen über mentale Vorgänge
- Metagedächtnis: Wissen über das eigene Gedächtnis und Informationsverarbeitung
Unterscheidung in:
- deklaratives Metagedächtnis
- prozedurales Metagedächtnis
Entwicklung des deklarativen Metagedächtnisses
Interviewstudie (Kreuzer):
- schon jüngere Kinder wissen etw. über Funktionen d. Gedächtnisses
- spezifischeres Wissen bei älteren Kindern (z.B.: sinngemäßes Reproduzieren leichter als wortwörtliches, Kategorisierung erleichtert Lernen, Ablenkung beeinträchtigt)
Entwicklung des prozeduralen Metagedächtnisses
Steuerung und Regulation
Studie (Dufresne, Kobasigawa)
Kinder sollen Paare lernen, freie Einteilung der Lernzeit
–> 10-12: Lernzeit der Schwierigkeit angepasst
Entwicklungsverlauf von Gedächtnisstrategien (4)
- Mediationsdefizit (KiGa):
Strategien werden nicht eingesetzt, verbessern aber auch bei Einsatz die Lernleistung nicht (wg. geringer Gedächtniskapazität)
- Produktionsdefizit (Anfang GS):
Strategien werden nicht spontan eingesetzt, können aber vermittelt werden und bewirken dann eine Leistungsverbesserung (wg. fehlender Metakognition)
- Nutzungsdefizit
Übergang in der Strategieentwicklung, bei erstem Einsatz von neuer Strategie noch kein Nutzen, weil Strategie kognitive Ressourcen beansprucht (wg. fehlender Automatisierung)
- reife, flexible und situationsangepasste Strategieanwendung
Förderung des Wissenserwerbs
Födern:
- Lernstrategien
- Metakognition
- Einbezug d. Vorwissens
Konstruktivismus (Entwicklung)
Kind als aktiver Konstrukteur seiner eigenen Denkstrukturen.
Entwicklung der geistigen Strukturen in Auseinandersetzung mit der Umwelt.
Piaget: Grundannahmen
- Konstruktivismus: “Kind als Wissenschaftler”)
- Strukturalismus (Veränderung der kognitiven Gesamtstruktur)
- von Geburt an aktiv mit eigener Entwicklung beschäftigt
- intrinsische Motivation - Kinder brauchen weder Belohnung noch Instruktion
Piaget: Faktoren der kognitiven Entwicklung
- Reifung: Grundlage
- Soziale Umwelt: Erfahrungen aus sozialer Interaktion
- SELBSTSTEUERUNG: aktive Auseinandersetzung mitder Umwelt und einhergehende Äquilibrationsprozesse bedingen kognitive Entwicklung!
Äquilibrationsprozess
- Assimilation: ein bereits vorhandenes Schema kann in einer neuen Situation angewandt werden
- Akkomodation:
Kognitiver Konflikt / Disäuilibrum: vorhandenes Schema kann nicht angewandt werden -
-> Adaption: Anpassung des Schemas an neue Gegebenheiten, Weiterentwicklung d. kognitiven Strukturen –> Konstruktion eines neuen Schemas
–> Äquilibrium / kognitives Gleichgewicht
Piagets Stufenmodell - Merkmale (4+1)
- universell
- invariant
- unidirektional
- irreversibel
+ Qualitative Veränderungen! unterschiedliches Denken
Piaget - Stufen (4)
Sensomotorische Stufe 0-2
Präoperative Stufe 2-7
Konkret-operative Stufe 7-11
formal-operative Stufe ab11/12
sensomotorische Stufe
- Stufe, Ausgangspunkt der Entwicklung
von sensomotrischen Handlungen zu geistigen Vorstellungen
Defizite zu Beginn:
- keine Differenzierung zwischen Selbst und Objektwelt
- keine Objektpermanenz
- Seh-, Hör- und taktiler Raum getrennt
Übergang zum prä-operativen Denken: Objektpermanenz, Verinnerlichung von Handlungen
Präoperative Stufe
+ Kennzeichen des Denkens
von mentalen Repräsentationen zum Erwerb konkreter geistiger Handlungen
Kennzeichen:
zentriert
irreversibel
egozentrisch
statisch
wahrnehmungsgebunden
fehlende geistige Operationen
Animismus und Artifizialismus
Präoperative Stufe - Versuche zur Invarianz
- Invarianz der Flüssigkeitsmenge / Umschüttungsversuch
- Erhaltung der Masse / Knetgummiversuch
- Erhaltung der Zahl / Münzen-Versuch
–> Zentrierung des Denkens auf eine Dimension, Irreversibles Denken, Wahrnehmungsgebundenheit, Statisches Denken
–> Identität, Kompensation und Umkehrbarkeit nicht verstanden
präoperative Stufe - weitere Versuche
- Klassifikation
- Seriation
- 3-Berge-Versuch –> keine Perspektivübernahme, Egozentrismus
Egozentrismus Definition
(Piaget)
Unfähigkeit, eine von der eigenen Perspektive abweichende Perspektive einer anderen Person einzunehmen.
konkret-operative Stufe
Kennzeichen und Defizite
von konkret geistige Handlungen (geistige Operationen) zu abstrakten Reflexionen
Kennzeichen:
dynamisch
reversibel
dezentriert
nicht egozentrisch
Defizite im abstrakten, hypothetischem, logischem, theoretischen, naturwissenschaftlichem Denken, kein Verständnis für Proportionen
konkret-operative Stufe - Versuche
Pendelversuch
Flüssigkeitsversuch
- auf der konkret-operativen Stufe keine systematisches Experimentieren (erst auf formal-operativer Stufe)
formal-operative Stufe
Kompetenzen
Abstraktes, logisches Denken
Systematisches Denken
Theoretisches, Spekulatives Denken
Wissenschaftliches Experimentieren
Verständnis von Proportionen
deduktives Denken
–> Ideal des Naturwissenschaftlers
Piaget - Würdigung
- erste große Theorie der kognitiven Entwicklung –> einflussreich
- neu: Kind an seiner Entwicklung aktiv beteiligt!
Piaget - Hauptkritikpunkte (4)
- Stufenmodell
- Überbetonung von bereichtsübergreifenden Veränderungen im Denken, bereichsspezifisches Wissen nicht beachtet
- vage Beschreibung der Entwicklungsmechanismen
- radikaler Konstruktivismus, Vernachlässigung der sozialen Umwelt als Entwicklungsfaktor
Piaget - Kritik am Stufenmodell
- jüngere Kinder haben keine qualitativ andere Denkstruktur
- Unterschätzung der jüngeren und Überschätzung der älteren (formal-operative Stufe)
- heute: Entwicklung der Informationsverarbeitungsprozesse –> Dreispeichermodell
Piaget - Überbetonung von bereichtübergreifenden Veränderungen im Denken
- Experte-Novizen-Befunde: bereichsspezifisches Wissen wichtig! Veränderungen im deklarativen und prozeduralen Wissen entscheidend für Lernleistung
- frühes (angeborendes?) Wissen bei Säuglingen (pysikalisch, z.B. Objekte)
Piaget - Kritik an vagen Beschreibungen
- Piaget: “Veränderung, weil sich das Kind verändern will”
- heute: Informationsverarbeitung - Gedächtnismodelle - 4 Motoren der Gedächtnisentwicklung (Gedächtniskapazität, Gedächtnisstrategien, Bereichsspezifisches Vorwissen, Metagedächtnis)
Revision des Drei-Berge-Versuchs
Borke
Veränderung der Antwortmodalität (Drehteller statt Fotos)
–> Art der Aufgabestellung (kindgerecht, anschaulich) beeinflusst die Fähigkeit der Kinder eine andere perzeptuelle Perspektive einzunehmen, keine prinzipielle Unfähigkeit der Kinder
ferner: 2jährige drehen Bilder für den Betrachter in die richtige Position
Piaget: Kritik an der Objektpermanenz
Neuere Säuglingsforschung:
Kinder verstehen mit 4 Monaten , dass Objekte fest und solide sind, sich auf kontinuierlichen Bahnen bewegen, sich nicht durchdringen können
→ können Gegenstände geistig repräsentieren und verfügen über bereichsspezifisches physikalisches Wissen
Wygotski - Kritik an Piaget
Denken des Kindes entwickelt sich in Interaktion mit anderen Personen (in bestimmten sozio-kulturellen Kontext) → sozialer Konstruktivismus (Piaget: individueller Konstruktivismus)
Kind = sozialen Wesen, geformt durch sozialen Kontext, den es selbst mitgestaltet
→ Ko-Konstruktion
Hauptrolle in der Entwicklung: Sprache und soziale Entwicklung
Zone der proximalen Entwicklung
Niveau, dass das Kind nicht alleine, aber mit Unterstützung erreichen kann (erfolgte Entwicklung – kann das Kind alleine; potentielle Entwicklung – kann das Kind unter Anleitung)
Motiv
Motive beeinflussen, wie jemand eine bestimmte Klassen von Handlungssituationen wahrnimmt.
Personspezifische Konstante, hinsichtlich derer sich Menschen unterscheiden.
Ergebnis bisheriger Erfahrung.
Motivation Definition
Aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs auf einen positiv bewerteten Zielzustand.
Grundmodell der klassischen Motivationspsychologie
Person (Motive) + Situation (potentielle Anreize)
–> aktuelle Motivation –> Verhalten
Erweitertes kognitives Motivationsmodell
(Rheinberg)
Erwartungsebene:
- Situations-Ergebnis-Erwartung: Annahme wie sich die Situation entwickeln würde wenn man nicht handelnd eingreift. → je höher, desto schwächer die Motivation einzugreifen.
- Handlungs-Ergebnis-Erwartung: Erwartung des Handelnden mit welcher Wahrscheinlichkeit seine Aktion zum angestrebten Ziel führt. → je höher, desto stärker die Tendenz zum Handeln.
- Ergebnis-Folge-Erwartung: Enge der Verknüpfung der Folge mit dem Ergebnis. → je höher, umso stärker die Handlungstendenz.
Anreizebene:
- Tätigkeitsspezifische Vollzugsanreize = intrinsische Motivation
- Zweck-Anreize (zukünftige Zustände) = extrinsische Motivation
Lernmotivation - Definition
Absicht oder Bereitschaft einer Person, sich in einer konkreten (Lern-)Situation intensiv und ausdauernd mit einem (Lern-)Gegenstand auseinanderzusetzen.
Intrinsische Lernmotivation
Wunsch oder Absicht, eine bestimmte Lernhandlung um ihrer selbst willen auszuführen, etwas weil sie Spaß macht, Interessen stillt oder eine persönliche Befriedigung verspricht (Rheinberg: Tätigkeitsanreize)
Extrinsische Lernmotivation
Wunsch oder Absicht eine Lernhandlung auszuführen, weil es unabhängig von der Lernhandlung darum geht, ein lohnendes Ziel zu erreichen, z.B. eine Belohnung oder eine negative Folge zu vermeiden z.B. schlechte Noten (Rheinberg: Zweck-Anreize).