Einführung 1 - Studienbrief Flashcards

1
Q

Womit beschäftigt sich die Entwicklungspsychologie?

A
  • thematisiert intraindividuelle Veränderungen als auch interindividuelle Unterschiede in intraindividueller Veränderung
  • Thematisiert Veränderungen innerhalb einer Person über die Zeit hinweg als auch Unterschiede zwischen Veränderungsverläufen verschiedener Personen
  • Fragt zudem nach den Bedingungen für Entstehung, Veränderung und Stabilität psychischer Funktionen einerseits und nach den Gründen für differentielle Entwicklungsverläufe andererseits und leitet u.a. aus diesen Erkenntnissen Interventionsempfehlungen bei “abweichender” Entwicklung ab
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2
Q

Was muss gegeben sein, um die Entwicklung eines psychischen Merkmals / einer psychischen Funktion beschreiben zu können?

A

Das Merkmal / die Funktion muss in der Zeit - und damit mehrfach - registriert werden

In der Entwicklungspsychologie spricht man von einem Längsschnitt

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3
Q

Längsschnitt

A

Dasselbe Individuum wird im Hinblick auf das interessierende Merkmal zu unterschiedlichen Zeitpunkten “untersucht”, woraus sich der individuelle Entwicklungsverlauf nachzeichnen lässt

Vergleicht man nun viele individuelle Entwicklungsverläufe miteinander, so kann man ggf. Aussagen über einen “allgemeinen Entwicklungsverlauf” treffen, aber auch über subgruppenspezifische, sogenannte differentielle Entwicklungsverläufe

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4
Q

Was ist normalerweise das Einstiegskriterium in einen Längsschnitt?

A

Das biologische Alter

altersgleiche Individuen werden mehrfach - häufig im Abstand ovn einem oder mehreren Jahren - untersucht

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5
Q

Querschnittgesign

A

Individuen unterschiedlichen Alters werden zu einem einzigen Zeitpunkt im Hinblick auf ein Merkmal untersucht

Aus den Untersuchungen wird dann auf den Entwicklungsverlauf des Merkmals geschlossen

sind relativ schnell und leicht durchführbar

allerdings, lässt sich aus Querschnittdaten keine Aussage über Entwicklungsverläufe treffen - Querschnittdesigns sagen nichts über Entwicklung im eigentlichen Sinne aus

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6
Q

Gemeinsames Problem von Längs- und Querschnitt

A

Die Proband*innen müssen nicht nur aus einer bestimmten Altersgruppe, sondern auch einer bestimmten Kohorte angehören

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7
Q

Kofundierung

A

Wenn Alters- und Kohortenunterschiede miteinander vermischt werden

es bleibt unklar, ob sich die Ergebnisse durch entwicklungsorientierte Veränderung oder aber vorab existierende Kohortenunterschiede - oder durch beides - begründen lassen

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8
Q

Psychologie als empirische Wissenschaft

A

Psychologie ist eine empirische Wissenschaft

Mit Hilfe sysematischer Methoden (z.B. Experiment, Beobachtung, Befragung) werden psychische Phänomene zugänglich und erforscht

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9
Q

Hypothese

A

Vorläufig durch Beobachtungen oder theoretische Überlegungen begründete Annahme, die noch nicht hinreichend an der Erfahrung (z.B. durch ein Experiment) geprüft wurde

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10
Q

Geprüfte Hypothese

A

Eine Hypothese, die sich an Erfahrungen bewährt hat, kann zu einem empirisch untermauerten und damit vorläufig gesicherten Bestandteil einer Theorie werden

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11
Q

widerlegte Hypothese

A

Eine widerlegte Hypothese muss modifiziert oder verworfen und ersetzt werden

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12
Q

Wahrheitswert einer Hypothese

A

Wissenschaftstheoretisch betrachtet lässt sich der “Wahrheitswert” einer Hypothese nie beweisen; eine Hypothese kann nicht verifiziert werden

Hypothesen sind lediglich solange gültig, wie sie nicht widerlegt - falsifiziert - werden können

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13
Q

psychische Phänomene beschreiben

A

In Bereichen, in denen es noch keine Hypothesen oder Theorien im eigentlichen Sinne gibt, müssen psychische Phänomene zunächst einmal beschrieben werden

Viele Phänomene kennen wir noch gar nicht oder sind noch nicht auf sie aufmerksam geworden

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14
Q

Objektpermanenz - von Jean Piaget

A

Für ein Kleinkind hat ein Objekt nur solange eine Existenz, wie es vom Kind gesehen wird

“Nur was ich sehe existiert auch. Das Objekt hat keine Existenz jenseits seiner Sichtbarkeit”

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15
Q

Volumenkonstanz - Bei Kindern

A

Gieße ich Wasser aus einem durchsichtigen Behälter in einen zweiten Behälter, der höher, aber weniger breit ist, so weiß ich, dass das Wasservolumen sich nicht verändert hat

Für kleine Kinder jedoch führt das Umschütten zu dem Urteil, dass es sich nun um mehr Wasser (Orientierung an der Höhe des Behälters) oder weniger Wasser (Orientierung an der Breite des Behälters) handelt, da sie die Dimensionen der Breite und Höhe noch nicht miteinander ins Verhältnis setzen können und sich von ihrer visuellen Zentrierung auf eine der beiden Dimensionen leiten lassen

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16
Q

Theorien

A

Theorien (im weiteren Sinne) enthalten Aussagen über theoretische Konstruktre und deren Beziehungen, die sich unserer direkten Erfahrung und Anschauung entziehen

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17
Q

Konstrukte

A

Eine gedankliche Hilfskonstruktion für die Beschreibung von Phänomenen, die der direkten Beobachtung nicht zugänglich sind, sondern nur aus anderen beobachtbaren Daten erschlossen werden können

Sind nicht ausschließlich reine Gedankengebäude, sondern beziehen sich auf Phänomene des menschlichen Verhaltens und Erlebens, sind aber nicht mit diesen identisch

Bei maximal abstrakten Konstrukten ist der Bezug zur Phänomenebene allerdings nur schwer erkennbar

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18
Q

Theoretische Konstrukte

A

nur über “Hilfsmittel” erfahrbar & erforschbar

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19
Q

Operationalisierung

A

Ich muss - geleitet durch eine Theorie oder “Vortheorie” - angeben können, welche Verhaltens- oder Erlebnisweisen ich als Indikator für ein Konstrukt heranziehen möchte

Damit kann man nie den gesamten Bedeutungsraum eines Konstruktes erfassen, es sei denn man reduziert das Konstrukt auf eine operationale Definition

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20
Q

Operationalisierung eines theoretischen Konstrukts

A

Zur Operationalisierung eines theoretischen Konstrukts gehört mehr als die Angabe der letzlich verwendeten Indikatoren

Die Operationalisierung umfasst eine Spezifikation der Erhebungsmethode, des Erhebnungsinstruments, der Teile des Instruments, die zur Gewinnung der empirischen Informationen benutzt werden sollen, sowie schließlich der Art der Aufbereitung dieser Informationen für die eigentliche Analyse

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21
Q

Daten

A

Daten sind nicht die Realität selbst, sonder im semiotischen Sinne Zeichen

Sie können das interessierende Phänomen mehr oder weniger gut abbilden, bleiben dabei aber immer Abstraktionen

Daten haben einen Anschein von Objektivität, man muss sich aber immer kritisch fragen, wie Daten zustande kommen und wofür letztendlich Zahlen stehen

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22
Q

nonverbal leakage

A

Die “wahren” Gefühle sickern ungewollt durchc und werden minimal sichtbar

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23
Q

Wann macht es Sinn von einer Stichprobe zu sprechen?

A

Macht strenggenommen nur dann Sinn, wenn diese repräsentativ für eine bestimmte Grundgesamtheit ist, sodass von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit geschlossen oder generalisiert werden kann

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24
Q

Generalisierung von einer Stichprobe

A

ein kühner Schritt, der nur gelingen kann, wenn die Stichprobe auch tatsächlich eine Zufallsauswahl einer wie auch immer definierten Grundgesamtheit darstellt

Gerade dies scheitert aber häufig in der Praxis

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25
Q

Was ist, wenn die Stichprobe strenggenommen gar keine ist?

A

Dann macht es eigentlich auch wenig Sinn, später Verfahren der schließenden Statistik anzuwenden

Man würde anhand von Unklarem auf Unklares schließen

Interpretiert man die Ergebnisse danach eher vorsichtig im Sinne von (neuen) Hypothesen und nicht im Sinne von Fakten, mag dieses Vorgehe noch seine Berechdtigkeit haben

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26
Q

Ökologische Validität

A

Bei psychologischen Untersuchungen - vor allem bei Laboruntersuchungen - muss man grundsätzlich die Frage nach ihrer ökologischen Validität stellen

Es sollte kritisch hinterfragt werden, ob die in mehr oder minder artifiziellen Kontexten hergestellte Erkenntnis auch für das Phänomen “draußen in der Welt” gültig ist

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27
Q

Ökologische Validität oder Gültigkeit, laut Bronfenbrenner - 1981

A

bezeichnet das Ausmaß, in dem die von den Versuchpersonen einer wissenschaftlichen Untersuchung erlebte Umwelt die Eigenschaften hat, die der Forscher voraussetzt

In diesem Sinne können auch Laborexperimente durchaus ökologisch valide Ergebnisse liefern

Voraussetzung für die Beurteilung der ökologischen Validität ist allerdings die Berücksichtigung der Wahrnehmung der Untersuchungssituation durch die Versuchperson - ein Zeil, das nicht leicht und nie vollständig zu erreichen sein dürfte

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28
Q

Varianzanalyse

A

ein inferenzstatistisches, also von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit “schließendes” Verfahren

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29
Q

beschreibende Statistik

A

machdt lediglich Aussagen über die Stichprobe

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30
Q

nomothetische Wissenschaft

A

Gesetzte aufstellende Wissenschaften

naturwissenschaftliches Vorgehen beim Finden und Aufstellen von allgemeinen Gesetzmäßigkeiten

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31
Q

idiographische Wissenschaften

A

am Einzellfall (Fallstueide) und an der Einzigartigkeit interessierte Wissenschaften

Beschreiben Personen oder Ereignisse

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32
Q

Sozigenetische Ansätze in der Psychologie

A

betonen den sozialen Ursprung, die soziale Genese (Genese bedeutet Enstehung) psychischer Funktionen, postulieren jedoch mitnichten eine soziale Determiniertheit

Der Mensch setzt sich aktiv und selektiv mit seiner Welt (und sich selbst) auseinander und “schafft” in dieser Auseinandersetzung sich selbst und seine Welt

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33
Q

Umwelterfahrungen und Menschen

A

Es macht Sinn, der Person eine aktive und konstruktive Rolle in ihrer eigenen Entwicklung zuzusprechen

Umwelterfahrugnen im weiteren Sinne werden nicht 1:1 übernommen, sonder konstruktiv internalisiert

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34
Q

Ausgangspunkt einer sozial- und kulturwissenschaftlich verorteten Psychologie

A

ist die Überlegung, dass die menschliche Psyche intrinsisch mit der sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Welt verbunden ist

Die Soziale, Gesellschaftliche und Kuturelle hat keinen “Einfluss” auf psychische Funktionen, sondern wird im Laufe der Entwicklung zum Bestandteil dieser

So wirken Kultur, Gesellschaft und sozialer Kontext denn auch nicht im Sinne von unabhängigen Variablen auf menschliches Verhalten und Erleben, denn Variablen sind nur im Reich der Statistik beheimatet

Die Person ist nicht das Abbild der sie umgebenden Welt

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35
Q

George Herbert Mead und die Soziogenese des Selbst

A

Die psychische Rezeption von Meads Werk zentriert sich hauptsächlich auf dessen soziogenetsiche Gedanken zum Selbst

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36
Q

George Herbert Mead und die Soziogenese des Selbst

Das Selbst

A

ganz allgemein betrachtet ein maximal komplexes Konstrukt, das sich in der psychologischen Forschung aber trotzdem großer Beliebtheit erfreut

Entsteht in und durch soziale Austauschprozesse, wird gleichzeitig auch personenseitig konstruiert

I und ME sind unterscheidbare, jedoch aufeinander bezogene Phasen des Selbst

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37
Q

George Herbert Mead und die Soziogenese des Selbst

ME

A

stellt die strukturelle, konventionelle und über die Zeit stabile Komponente des Selbst dar

Repräsentiert die internalisierten Haltungen “sozialer Anderer”, als generalized other letztendlich Gesellschaft an sich

Entsteht durch die Rollenübernahme, vorrangig im kindlichen (Rollen-)Spiel, durch Kommunikation und andere symbolische Prozesse

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38
Q

George Herbert Mead und die Soziogenese des Selbst

I

A

Wir reagieren immer wieder auf unsere eigenen Rollen und verändern uns dadurch

Diese dynamische Komponente bezeichnet Mead als I - als die immer wieder neue, immer wieder welchselnde Perspektive, die ich auf mich selbst (respektive auf das ME) und die Welt einnehme, ohne dass mir dies im gleichen Moment bewusst wäre

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39
Q

George Herbert Mead und die Soziogenese des Selbst

ME vs I

A

ME ist ursprünglich konventionell, während das I immer wieder Neuheit generirt

das I ist dabei reflexiv nicht unmittelbar zugänglich, sonder erst ex post facto, als Teil ienes eben durch das I restruktuierten ME

das ME repräsentiert die Vergangenheit, das I die irreversible Dynamik der Gegenwart, die zur Restrukturierung des ME in der Zukunft führt

Das I ist dabei nicht vorhersagbar, seine Dynamik wird nicht durch die aktuelle Situation determiniert

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40
Q

George Herbert Mead und die Soziogenese des Selbst

Meads Annahmen und die Forschung

A

Die Komplexität Meadscher Annahmen ließ sich bis heute nur schlecht in die psychologische Forschung umsetzen

Es fehlen Methoden, um Strukturen in ihrer sie gleichzeitig verändernen Dynamik zu beschreiben

Als Konsequenz hat sich die psychologische Forschung weitgehend auf die “Erfassung” des ME - veranden als Selbstkonzept - gerichtet und blieb damit hinter Meads theoretischen Ansprüchen weit zurürck

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41
Q

Georg Simmel und das Kultivationsprinzip

A

George Simmel hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie Individuelles Kulturelles und Kulturelles wiederum Individuelles hervorbringen kann

Konzipiert dabei die Bezogenheit von Individuum und Welt in nichdt reduktionistischer Form

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42
Q

Georg Simmel und das Kultivationsprinzip

Objektive Kultur

A

ist für den sich entwickelnden Menschen nur insofern erforderlich, als er sie in subjektive Kutur umsetzen kann

Nur dann trägt Kultur zur Vervollständigung der Entwicklung des Menschen Bei, wird zu subjektiver Kultur

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43
Q

Georg Simmel und das Kultivationsprinzip

Kultivation

A

Ohne Kultur bleibt menschliche Entwicklung “stecken”, man kann niemals seine Potentiale voll ausschöpfen

In einem Prozess der Kultivation jedoch, kann der Mensch zu etwas werden, was er allein nicht zu werden vermag

Freilich tragen nicht alle Formen objektiver Kultur zur Kultivation bei

Kultivation ist ein wechselseitiger Prozess

44
Q

Lev Vygotsky: Vom Intermentalen zum Intramentalen und das Konzept der “Zone der nächsten Entwicklung”

A

Besonders die kulturhistorsiche Perspektive der Entwicklungspsychogie stand im Zentrum von Vygotsky Schaffen, der auch Piaget rezipierte und kritisierte

45
Q

Lev Vygotsky: Vom Intermentalen zum Intramentalen und das Konzept der “Zone der nächsten Entwicklung”

Mittelpunkt der kultur-historsichen Perspektive

A

Grundannahme, dass die ontogenetische Entwicklung vom Intermentalen zum Intramentalen verläuft

Das was zwischen Menschen passiert, in Sprache, Kommunikation und Handlung, wird internalisiert und bildet so die Grundlage höherer psychischer Funktionen

Dabei spielen kulturelle Werkzeuge, vor allem Zeichen wie zuvorderst die Sprache als semiotisches Werkzeug eine wichtige Rolle

Aus sozialer, gesprochener Sprache wird die innere Sprache, aus der inneren Sprache der Gedanke

Denken ist demnach sozialen Urpsrungs

46
Q

Lev Vygotsky: Vom Intermentalen zum Intramentalen und das Konzept der “Zone der nächsten Entwicklung”

Zone der nächsten Entwicklung

A

Entwicklungsprozesse werden sozial “geleitet”, sind dabei aber kein Abbild der sozialen Welt, sondern werden personenseitig konstruiert

Entwicklung spielt sich in einem Bereich, einer Zone zwischen Gegenwart - der Zone der aktuellen Entwicklung - und Zukunft ab

In dieser Zone der nächsten Entwicklung sind potentielle Entwicklungspfade nur rudimentär angelegt

47
Q

Lev Vygotsky: Vom Intermentalen zum Intramentalen und das Konzept der “Zone der nächsten Entwicklung”

Wie werden die Entwicklungspfade realisiert?

A

Die Komplettierung der Entwicklung psychischer Funktionen kann sich auf zwei Wegen vollziehen:

  • Individuelle Aktivität*
  • soziale Leitung*, die sich in vielfältigster Form realisieren kann
  • > als Kanalisierung, Unterdrückung, Anweisung, etc.

Die erste Prämisse - individuelle Aktivität - ist dabei obligatorisch

48
Q

Das “Biogenetische Grundgesetz” (1866)

A

Zusammenhang zwischen der Embryonal- oder Keimesentwicklung und der Stammesgeschichte (Phyologenese)

→d.h. die Ähnlichkeit zwischen bestimmten embryonalen Analgen und den “im Reifezustand” ausgebildeten Endorganen anderer Tierarten auf Grundlage der Evolutionstheorie erklären

49
Q

Das “Biogenetische Grundgesetz” (1866)

Relevanz

A

Wird in der Fachwelt höchst unterschiedlich beurteilt

Ein Konsens scheint sich dahingehend abzuzeichnen, dass unter Berücksichtigung bestimmter Einschränkungen und Modifikationen wesentliche Teilstücke des Grundgesetzes - heute gefasst als Grundregal oder Rekapitulationstheorie - als gültig anerkannt werden

50
Q

Argument für die Verallgemeinerung aus Einzelfällen (Preyer)

A

Er war nicht an der Gewinnung von Altersnormen und an individuellen Differenzen im Entwicklungstempo interessiert, sonder an Entwicklungssequenzen, also an der Reihenfolge, in der Leistungen und Fähigkeiten erworben werden

51
Q

Kritik an der Tagebuchmethode

A

Die Beobachter*innen kennen die beobachtete Person und sind deshalb zu involiert, um objektiv zu sein

Die Befunde sind nicht generalisierbar etc.

52
Q

Gegenargumente zur Kuritik an der Tagebuchmethode

A

Wissenschaftliches Arbeiten heißt auch, die Handlungen und Gedanken unseres Gegenübers zu deuten

auch im wissenschaftlichen Kontext gelingen Deutungen umso besser, je höher die Interpretationskompetenz des Beobachters ist

Die Tagebuchaufzeuchnungen unterstützen diese Kompetenz in besonderer Weise, denn in der Regel werden

  1. in erster Linie Beobachtungen spontanten Verhaltens in der alltäglichen Lebenswelt gesammelt
  2. ist die Stichprobe der Beobachtungen sehr umfangreich

im Extremfall nimmt der Beobachter ständig am Leben der beobachteten Person teil

  1. kennt der Beobachter die beobachtete Person sehr gut

→kann deshalb deren Handlungen und Äußerungen nicht nur “theoriebezogen”, sondern auch “personenbezogen” einordnen und interpretieren

53
Q

implizite Schemata über Entwicklung

A

lenken “unbemerkt” unsere Erwartungen gegenüber der Umwelt, anderen Menschen und auch uns selbst

Subjektive Theorien oder Vorstellungen über Entwicklung können selbst entwicklungswirksam sein

54
Q

Begriff des “Erwachsenenalters” in der Psychologie

A

Mit dem Begriff wird weitgehend anders umgegangen

→nicht normativ wertend, sondern vielmehr beschreibend

Es geht nicht um die Frage, wie man als Erwachsene*r im Gegensatz zum Kind oder Jugendlichen sein sollte, sondern vielmehr darum, welche Aufgaben, Probleme und Anforderungen an Erwachsene unterschiedlicher Altersphasen gestellt werden und wie diese bewältigt werden können

55
Q

Entwicklung unter einem engen Entwicklungsbegriff

A

Entwicklung wird dann als eine mit dem Lebensalter korrelierte, geordnete, gerichtete und universell gültige Reihe von Veränderungfen verstanden

Die Veränderungsschritte lassen sich dabei als aufeinander aufbauende, unumkehrbare und qualitativ unterschiedliche Stufen oder Phasen in Richtung auf einen dem Ausgangszustand höherwertigen Zielzustand hin beschreiben

56
Q

Angemessenheit eines eng gefassten Entwicklungsbegriffs

A

Für ide allermeisten Entwicklungsbereiche ist ein enger Entwicklungsbegriff unangemessen

Nicht immer finden sich Veränderungen, die als systematisch auseinander hervorgehende Stufen beschreibbar sind

Auch die normative Setzung eines im Vergleich zum Ausgangszustand höherwertigen Ziel- oder Endzustandes muss angezweifelt werden

Zudem ist Veränderung nicht immer qualitiativ, sonder auch quantitativ konzipierbar

Von universeller Gültigkeit vieler Entwicklungsprozesse kann im Lichte kultureller und gesellschaftlicher Variation nicht die Rede sein

57
Q

Weiter Entwicklungsbegriff

A

blendet umweltabhängige und interindividuelle Variation nicht aus

geht von einem aktiven Individuum-im-Kontext aus, das seine eigene Entwicklung mitgestaltet und äußeren (Umwelt) oder biologischen (Reifung) Einflüssen nicht einfach passiv erliegt

Umwelt hat auch einen Einfluss auf das sich entwickelnde Individuum, aber letzteres sucht auch wiederum aktiv bestimmte Umwelten auf und gestaltet sie im Hinblick auf bestimmte Ziele mit

Entwicklung bedeutet nicht immer “höher, schneller, weiter” oder “besser” - auch Abbau ist Entwicklung

→”Gewinne” in einem Bereich gehen mit Verlusten in anderen Bereichen einher - nur bestimmte Entwicklungsbereiche können “optimiert” werden, während alternative Optionen vernachlässigt oder kompensiert werden müssen

58
Q

Klassische Entwicklungstheorien

A
59
Q

Moderne Entwicklungstheorien

A
60
Q

Klassische und morderne Entwicklungstheorien

A
61
Q

Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne

A

Lebenslange Entwicklung

Multidirektionalität

Entwicklung als Gewinn und Verlust

Plastizität

Geschichtliche Einbettung

Kontextualismus

Multidisziplinäre Betrachtung

62
Q

Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne

Lebenslange Entwicklung

A

Ontogenetische Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess. Keine Altersstufe nimmt bei der Bestimmung dessen, was Entwicklung ist, eine Vorrangstellung ein. Während der gesamten Entwicklung (d.h. in allen Phasen der Lebensspanne) können sowohl kontinuierliche (kumulative) als auch diskontinuierliche (innovative) Prozesse auftreten.

63
Q

Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne

Multidirektionalität

A

Die Richtung der ontogenetischen Veränderungen variiert nicht nur beträchtlich zwischen verschiedenen Verhaltensbereichen (z. B. Intelligenz versus Emotion), sondern auch innerhalb derselben Verhaltenskategorie. In ein und demselben Entwicklungsabschnitt und Verhaltensbereich können manche Verhaltensweisen Wachstum und andere Abbau zeigen

64
Q

Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne

Entwicklung als Gewinn und Verlust

A

Entwicklung bedeutet nicht nur einen Zuwachs in der Kapazität oder einen Zuwachs im Sinne einer höheren Effizienz. Über die gesamte Lebensspanne hinweg setzt sich vielmehr Entwicklung immer aus Gewinn (Wachstum) und Verlust (Abbau) zusammen.

65
Q

Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne

Plastizität

A

Psychologische Entwicklung ist durch eine hohe intraindividuelle Plastizität (Veränderbarkeit innerhalb einer Person) gekennzeichnet. Der Entwicklungsverlauf einer Person variiert in Abhängigkeit von ihren Lebensbedingungen und Lebenserfahrungen. Die Hauptaufgabe der entwicklungspsychologischen Forschung liegt darin, das mögliche Ausmaß der Plastizität sowie deren Grenzen zu untersuchen.

66
Q

Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne

Geschichtliche Einbettung

A

Ontogenerische Entwicklung variiert auch in Abhängigkeit von historischkulturellen Bedingungen. Der Ablauf der ontogenetischen (altersbedingten) Entwicklung ist stark von den vorherrschenden sozio-kulturellen Bedingungen einer geschichtlichen Ära und deren spezifischem Zeitverlauf geprägt.

67
Q

Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne

Kontextualismus

A

In konzeptueller Hinsicht resultiert jeder individuelle Entwicklungsverlauf aus der Wechselwirkung (Dialektik) dreier Systeme von Entwicklungseinf1üssen: altersbedingten, geschichtlich bedingten und nicht-normativen. Das Zusammenspiel und die Wirkungsweise der drei Systeme kann innerhalb der metatheoretischen Prinzipien des Kontextualismus charakterisiert werden

68
Q

Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne

Multidisziplinäre Betrachtung

A

Psychologische Entwicklung muss multidisziplinär gesehen werden, also auch im Kontext anderer Disziplinen (z. B. Anthropologie, Biologie, Soziologie), die sich mit menschlicher Entwicklung beschäftigen. Die Offenheit der LebensspannenPerspektive für eine multidisziplinäre Sichtweise impliziert, dass die „rein“ psychologische Betrachtung der lebensumspannenden Entwicklung diese immer nur ausschnittweise repräsentieren kann

69
Q

Menschen als lebende Systteme

A

Menschen sind ohne Zweifel lebende Systeme

Lebende Systeme sind offene Systeme, die vom ständigen Austausch mit ihrer Umwelt abhängen

Offene Systeme kennen keine wirklich stabilen Zustände

Wohl aber kann auf dem Wege städniger ablaufender Prozesse vorgeblich Gleiches und Stabiles generiert werden

Einen im eigentlichen Sinne stabilen Zustand über die Zeit hinweg gibt es in lebenden Systemen nicht

70
Q

Ontogenese

A

Der Entwicklungsspychologie geht es in erster Linie um Veränderungen, die in größeren und längeren Wellen von Jahren auftreten und die systematisch mit dem Lebensalter korreliert sind

→Es geht um die Individualentwicklung “von der Wiege bis zur Bahre”, um die Onotgenese

71
Q

Ontogenese

Zeit

A

Zeit wird hier in erster Linie als Lebensalter verstanden

72
Q

Ziel der klassischen ontogenetischen Perspektive

A

Beschreibung und Erklärung mit dem Lebensalter einhergehenden intraindividuellen Veränderungen und interindividuellen Unterschiede in intraindividuelle Veränderungen

Psychische Phänomene “kennen” jedoch nichdt unsere konventionelle Zeitrechnung, auch wenn sie davon beeinflusst werden können

73
Q

Alter erklärt nichts

A

Alter ist kein explikatives Konstrukt - Alter ist “kausal impotent”

Alter erklärt nichts, wohl aber die mit dem Alter einhergehenden oder korrellierten Faktoren, die “eigentlich” für bestimmte Entwicklungsergebnisse verantwortlich sind

74
Q

Alter erklärt nichts

Warum konnt es zu Veränderungen und/oder Stabilität, warum gibt es diesbezüglich inter- und intraindividuelle Unterschiede?

A

Die Bedingungen dafür können intern oder extern lokalisiert werden

Interne und externe Bedingungen können dabei additiv wirken oder - realistischer- mit einander interagieren

→Das Erreichen eines bestimmten Alters kann auch Entwicklungsprozesse in Gang setzen

75
Q

Ontogenese und historsiche/gesellschaftliche Veränderungen & Veränderungen innerhalb der Stammesgeschichdte (Phylogenese)

A

Dass Entwicklung auch in Prozesse der historischen und gesellschaftlichen Veränderung eingebunden ist, lässt darauf schließen, dass Entwicklungsprozesse nicht (nur) natürlich verlaufen

Man kann unterschiedliche Zeitachsen und Zeitdimensionen Aufmerksamkeit schenken, um Veränderungen zu beschreiben

76
Q

Die Dimension der Zeit in der Ontogenese

A

Dem Alter als den “bestimmten Orten des zeitlichen Kontinuums” kommt in der ontogenetsichen Betrachtung eine große Rolle zu

Entwicklung wird - in den allermeisten Fällen - in Abhängigkeit vom Lebensalter betrachtet

In den empirischen Designs spielt Alter dabei die Rolle der unabhängigen Variablen, deren Einfluss auf ein bestimmtes psychisches Phänomen - der abhängigen Variablen - studiert wird

Alter ist im eigentlichen Sinne keine “richtige” Variable

→niemand kann mein Alter variieren, ich habe nur eins

77
Q

Psyche und die künstliche, physikalische Dimension des Alters

A

Der Vergleich von Zuständen (Kind kann etwas, vs Kind kann etwas nicht), lassen sich die Fragen nach dem Entwicklungsprozess nicht beantworten!

Die Entwicklungslogik einzelner psychischer Phänomene und Funktionen orientiert sich nicht an Altersgrenzen

78
Q

Die Dimension der Zeit in der Aktualgenese

A

Die kürzeste Zeitspanne mit gleichzeitig höchster Auflösung ist dem Konzept der Aktualgenese inhärent

Aktualgenese meint die Entstehung und den Verlauf einer menschlichen Aktivität

die grundsätzliche Logik des aktualgenetsichen Ansatzes ist von hoher Relevanz:

→Einem normalerweise unmittelbar erfolgendem Wahrnehmungsergebnis liegt ein komplexer Prozess qualitativer Veränderungen zugrunde

Das was mit einem Schlag auf einmal “da” ist, unterliegt einem Transformationsprozess

79
Q

Mikro-, Meso- und Makroebene

Sprung von Mikro- auf Makroebene

A

Ein Sprung von der Mikroebene auf die Makroeben geschieht in aller Regel nicht unmittelbar, auch wenn es Ausnahmen gibt

→Das Er- und Überleben eines Beinahe-Unfalls oder ein Moment der Erfahrung vollständiger Nähe zu einem anderen Menschen können relevant für den gesamten ontogenetischen Lebensweg werden

80
Q

Mesoebene

A

Menschliche Erfahrungen werden auf einer “mittleren” Ebene (Mesoebene) organisiert, gefiltert und kanalisiert, dabei aber nicht strikt determiniert

81
Q

Mikroebene

A

Wir machen auf der Mirkoebene subjektive Erfahrungen, die kulturelle durch “Rahmen” und Schemata geleitet werden

So finden einzigartige affektive Momente - erst “vermittelt” durch den mesogenetsichen Organisationsbereich - Eingang in die ontogenetsiche Struktur

→der mesogenetsiche Bereich wirkt dabei als “Blockade”, die einen direkten und unmittelbaren Einfluss einzelner Erfahrungen verhindern kann

82
Q

Urie Bronfenbrenners “Ökologie der menschlichen Entwicklung”

A

befasst sich mit der fortschreitenden gegenseitigen Anpassung zwischen dem aktiven, sich entwickelnden Menschen und den wechselnden Eigenschaten seiner unmittelbaren Lebensbereiche

Dieser Prozess wird fortlaufend von den Beziehungen dieser Lebensbereiche untereinander und von den größeren Kontexten, in die sie eingebettet sind, beeinflusst

83
Q

Urie Bronfenbrenners “Ökologie der menschlichen Entwicklung”

Individumm als “wachsende dynamische Einheit”

A

Das Individuum ist eine “wachsende dynamische Einheit”, die einerseits ihre Umgebung beeinflsust und verändert und andererseits selbst auch von ihrer Umwelt beeinflusst wird (Reziprozität)

Die Umwelt beschränkt sich dabei nicht auf den unmittelbaren Lebensbereich, sondern besteht aus mehreren Lebensbereichen, den Verbindungen zwischen ihnen sowie auch äußeren Einflüssen aus der weiteren Umwelt

Aus ökologischer Perspektive erscheint die Umwelt “topologisch” als eine ineinandergeschachtelte Anordnung konzentrischer, ineinandergebetteter Strukturen

Diese werden als Mikro-, Meso-, Exo-, Makro-, und Chronosysteme bezeichnet

84
Q

Urie Bronfenbrenners “Ökologie der menschlichen Entwicklung”

Mikrosystem

A

Ist ein Muster von Tätigkeiten und Aktivitäten, Rollen und zwischenmenschlichen Beziehungen, wie es von der sich entwickelnden Person in einem gegebenen Lebensbereich erlebt wird

Lebensbereiche (settings) sind z.B. Familie, Klassenzimmer, usw

Zusammen mit den Tätigkeiten und Aktivitäten, die zu einem Lebensbereich gehören, den Rollen, die von der sich entwickelnden Person oder von anderen Personen in diesem Lebensbereich ausgeübt werden, und den Beziehungen zwischen den Personen bildet dieser Lebensbereich ein Mikrosystem

Entscheidend ist dabei die von der Person wahrgenommenen Eigenschaften der Umwelt

85
Q

Urie Bronfenbrenners “Ökologie der menschlichen Entwicklung”

Mesosystem

A

Umfasst die Wechselbeziehung zwischen den Lebensbereichen, an denen die sich entwickelnde Person aktiv beteiligt ist

Die Verbindung zwischen den Mikrosystemen können auf vielfältige Art zustandekommen, etwa wenn eine isch entwicklende Person einen Lebensübergang erlebt und in einen neuen Lebensbereich eintritt

Verbindungen entstehen auch durch andere Personen, die an zwei Lebensbereichen teilnehmen, oder auch einfach durch die Kenntnisse, die in einem Lebensbereich über den anderen vorhanden sind

86
Q

Urie Bronfenbrenners “Ökologie der menschlichen Entwicklung”

Exosystem

A

Unter Exosystem verstehen wir einen Lebensbereich oder mehrere Lebensbereiche, an denen die sich entwickeldne Person nicht selbst beteiltigt ist, in denen aber Ereignisse stattfinden, die beeinflussen, was in ihrem Lebensbereich geschieht oder die davon beeinflusst werden

87
Q

Urie Bronfenbrenners “Ökologie der menschlichen Entwicklung”

Makrosystem

A

Bezieht sich auf die grundsätzliche formale und inhaltliche Ähnilchkeit der Systeme niedriger Ordnung (Mikro-, Meso- und Exo-), die in der Subkultur oder der ganzen Kultu bestehen und bestehen könnten, einschließlich der ihnen zugrunde liegenden Weltanschauungen und Ideologien

88
Q

Urie Bronfenbrenners “Ökologie der menschlichen Entwicklung”

Chronosystem

A

Bezieht sich auf langfristige Forschungsmodelle, in denne die zeitliche Veränderung oder Stabilität nicht nur der sich entwickelnden Person, sonder auch des Umweltsystems in Betracht gezogen werden können

89
Q

Methoden der Entwicklungspsychologie

Wie kann man mit dem Alter einhergehende Veränderungen in der Ontogenese erfassen?

A

Es gibt zwei klassische Methoden:

Querschnittmethode

→es werden Stichproben unterschiedlichen Alters ein einziges Mal hinsichtlich der Ausprägung eines Merkmalsbereiches untersucht und dann miteinander verglichen

Längsschnittmethode

Es wird eine altershomogene Stichprobe über die Zeit und damit über das fortschreitende Lebensalter hinweg mehrfach hinsichtlich der Ausprägung eines Merkmalsbereiches untersucht

90
Q

Querschnittmethode

A

pragmatisch gesehen einfachste und vorallem schnellste Art, Aussagen über ontogenetische Entwicklung entlang des Alters zu machen

Es werden Stichproben von Individuen aus verschiedenen Altersgruppen mit demselben oder einem vergleichbaren Insturument zu einem bestimmten Zeitpunkt jeweils ein einziges Mal im Hinblick auf den interessierenden Merkmalsbereich untersucht

Das Lebensalter wird als unabhängige Variable, die mit dem Instrument erfasste Ausprägung des Merkmalsbereiches als abhängige Variable betrachtet

Unterschiede zwischen den Werten der Stichproben werden auf Unterschiede des Alters zurückgeführt

Unterschiede des Alters wiederum werden unter Rückgriff auf andere, eigentlich interessierende Ursachen erklärt

91
Q

Querschnittmethode

Kritik

A

Die unterschiedlichen Stichproben sollen sich nur in einem einzigen Merkmal systematisch unterscheiden, nämlich in ihrem Alter

Dies ist jedoch nicht notwendigerweise der Fall, da Kohorten mit Alterseffekten konfundiert (vermischt) sind oder sein können

→unterschiedliche Generationen

Querschnittmethode sagt nichts über individuelle Entwicklungsverläufe aus, da nicht das Individuum in seinen zeitlichen Verändernungen Bezugspunkt der Erhebung von Altersunterschieden ist, sondern verschiedene Gruppen von Individuen in den verschiedenen Altersstufen

Es liegen nur Angaben über Altersdifferenzen zwischen verschiedenen Stichproben vor. Man schließt aus den altersspezifischen Mittelwerten auf die „typischen“ Entwicklungskurven. Inwieweit allerdings die Durchschnittskurve die individuellen Entwicklungsverläufe beschreibt, muss dabei zwangsläufig offenbleiben. Damit ist weder die Erstellung von intraindividuellen Entwicklungsfunktionen noch die Analyse interindividueller Unterschiede in den intraindividuellen Veränderungen möglich. Insbesondere liefern Querschnittuntersuchungen keine Daten über die Richtung der in den einzelnen Altersgruppen erfolgenden individuellen Veränderungen, sondern nur über die interindividuelle Streuung einer Variablen in den einzelnen Altersgruppen. So können hypothetisch ganz unterschiedliche individuelle Veränderungsverläufe bei einer Querschnittanalyse zum gleichen Ergebnis führen.

92
Q

Längsschnittmethode

A

methodischer Königsweg der Entwicklungspsychologie

eine altershomogene Stichprobe wird über die Zeit und damit über das fortschreitende Lebensalter hinweg mehrfach hinsichtlich der Ausprägung eines Merkmalsbereiches mit demselben oder einem vergleichbaren Instrument untersucht

Lebensalter wird als unabhängige Variable betrachtet, die gewonnen Datenwerte als abhängige Variable

→erlaubt individuelle Entwicklungsverläufe nachzuzeichnen

93
Q

Längsschnittmethode

Nachteile und Kritik

A

Sobald die individuellen Werte über das Alter hinweg gemittelt werden, treten die gleichen Probleme wie bei der Querschnittuntersucuhung auf

→im Unterschied zu letzterer besteht jedoch die Möglichkeit zu überprüfen, inwieweit die Individualkurven durch die Durchschnittskurve zutreffend wiedergegeben werden

Die Längsschnittuntersuchung ist sehr zeitaufwendig

Wiedergewinnung der immer gleichen Versuchsteilnehmer/innen ist schwierig

Die Stichprobe ist nicht immer eine Zufallsstichprobe, denn in der Regel melden sich zur Teilnahme an einem Längsschnitt nur besonders interessierte oder motivierte Versuchspersonen

Das Auftreten von Testungseffekten ist ein Nachteil

Die Kohortenspezifität oder Generationsspezifität (Kopplung der Gruppe an die historsiche Zeitspanne) ist ein wichtiger Nachteil, was die Generalisierbarkeit auf andere Generationen oder Zeitspannen erheblich in Frage stellt

94
Q

Wie kann man Fehler von Längs- und Querschnittstudien kontrollieren?

A

Dazu bieten sich Kombinationsmöglichkeiten zur Kontrolle einzelner Fehlerquellen an

→diese werden in der entwicklungspsychologischen Forschung allerdings kaum genutzt

95
Q

Das Konzept der Entwicklungsaufgabe

A

Eine Entwicklungsaufgabe ist eine Aufgabe, die sich in einer bestimmten Lebensperiode des Individuums stellt

Ihre erfolgreiche Bewältigung führt zu Zufriedenheit und Erfolg, ein Versagen zu Unzufriedenheit, Ablehnung durch die Gesellschaft und Schwierigkeiten bei der Bewältigung späterer Aufgaben

96
Q

Das Konzept der Entwicklungsaufgabe

Quellen der Entstehung einer Entwicklungsaufgabe - Havighurst (1948)

A

Havighurst unterscheidet zwischen drei Quellen der Entstehung einer Entwicklungsaugabe:

  • physische Reife
  • kultureller Druck (Erwartung der Gesellschaft)
  • individuelle Zielsetzung / Werte

→Diese drei Komponenten lassen sich heute fassen als:

  1. individuelle Leistungsfähigkeit (incl. körperliche Entwicklung)
  2. soziokulturelle Entwicklungsnorm
  3. individuelle Zielsetzung in einzelnen Lebensbereichen
97
Q

Das Konzept der Entwicklungsaufgabe

Entwicklung nach Havighurst

A

Beinhaltet ein lebenslanges Überwinden von Problemen, wobei dem Individuum eine aktive Rolle bei der Gestaltung eingeräumt wird

98
Q

Das Konzept der Entwicklungsaufgabe

Wandel im Laufe der Zeit (früher vs. heute)

A

Das, was 1948 im westlichen Kontext für Erwachsene gelten mochte, besitzt ganz sicherlich keine universelle Gültigkeit

Wenn man also die Bewältigung von bestimmten Entwicklungsaufgaben in bestimmten Kontexten beschreiben möchte, beschreibt man nicht menschliche Entwicklung ganz allgemein

Ein solcherart generiertes Wissen ist lokal und zeitgebunden

99
Q

Erik Erikson: Themen und Krisen über die Lebensspanne

Erikson & Freud

A

Erikson wendet sich in mancherlei Hinsicht von Freud ab

Er beschreibt Entwicklung nicht in Form von psychosexuellen, sondern psychosozialen Phasen

100
Q

Psychosoziale Entwicklung nach Erik Erikson

A
  1. Thema: Vertrauen versus Missvertrauen (1. Lebensjahr)
  2. Thema: Autonomie versus Scham und Zweifel (2. und 3. Lebensjahr)
  3. Thema: Initiative versus Schuldgefühl (4. und 5. Lebensjahr)
  4. Thema: Werksinn versus Minderwertigkeitsgefühl (6. Lebensjahr bis Pubertät)
  5. Thema: Identität versus Identitätsdiffusion (Adoleszenz)
  6. Thema: Intimität und Solidarität versus Isolierung (Beginn des Erwachsenenalters)
  7. Thema: Generativität versus Stagnation und Selbstabsorption (mittleres Erwachsenenalter)
  8. Thema: Integrität versus Verzweiflung (spätes Erwachsenenalter)
101
Q

Psychosoziale Entwicklung nach Erik Erikson

  1. Thema: Vertrauen versus Missvertrauen (1. Lebensjahr)
A

Vertrauen entsteht aus der Erfahrung, dass zwischen der Welt und den persönlichen Bedürfnissen Übereinstimmung herrscht

Da sich ein Neugeborenes noch nicht selbst regulieren kann, müssen seine Bedürfnisse von anderen befriedigt und reguliert werden

Positive Erfahrungen führen zu Vertrauen gegenüber der Pflegeperson

Jedoch werden auch andere Erfahrungen gemacht:

→Nicht immer kann die Pflegeperson sofort und prompt den Bedürfnissen des Säuglings nachkommen, was in “Missvertrauen” resultiert

Es ist wichtig, dass ein Kind sowohl vertrauens- als auch missvertrauenserzeugende Ereignisse kennenlernt

Entscheidend für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung ist jedoch, dass sich das Vertrauen durchsetzt

102
Q

Psychosoziale Entwicklung nach Erik Erikson

  1. Thema: Autonomie versus Scham und Zweifel (2. und 3. Lebensjahr)
A

Das Kind macht erste Erfahrungen der Selbstständigkeit

Es lernt Regeln kennen und äußeren (Sanktion) und inneren (Scham) Konsequenzen des Regelbruches

Wichtig für eine erfolgreiche Bewältigung dieser Phase ist es, dass die Autonomie-Erfahrungen sich stärker ausbilden als Scham und Zweifel

103
Q

Psychosoziale Entwicklung nach Erik Erikson

  1. Thema: Initiative versus Schuldgefühl (4. und 5. Lebensjahr)
A

Das Kind differenziert sich zunehmend von der Umwelt und versucht die Realität zu erkunden, was sich in unzähligen Fragen äußert sowie im Ausprobieren unterschiedlicher Rollen im Spiel

Es kann seine Umgebung selbstständiger erforschen

Wichtig in dieser Phase ist aber auch die Ausbildung der Schuldgefühle

Die soziale Umgebung sollte jdoch den positiven Pol weitmehr befördern

104
Q

Psychosoziale Entwicklung nach Erik Erikson

  1. Thema: Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl (6. Lebensjahr bis Pubertät)
A

Das Kind ist lernbegierig

Es erlebt Anerkennung durch die Ausübung kognitiver Fähigkeiten

Es entwickelt einen “Werksinn”

Falls hierbei die Erfolgserlebnisse ausbleiben, entwickelt sich mit der Zeit ein Minderwertigkeitsgefühl

Für eine gesunde Entwicklung ist es deshalb nötig, dass den Kindern Erfolgserlebnisse ermöglicht werden, wobei sie durchaus Misserfolgserlebnisse kennenlernen sollten

105
Q
A