Derrida/Poststrukturalismus Flashcards
Strukturalismus
Strukturalismus = linguistisch-wissenschaftlicher Zugang zu
literarischen und anderen kulturellen Artefakten, welcher
versucht, die Grammatik aller Texte zu bestimmen
Der Strukturalismus versteht literarische Werke als
Zeichensysteme
Zeichen = alle Dinge, denen wir Bedeutung zumessen: Wörter,
Lichter, Klänge, etc.
Verschiedene Zeichensysteme
Zeichen als Wesen: Mensch, werde wesentlich, denn wann die Welt vergeht,
So fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.
Saussure: Bilaterales Zeichen; signifiant and signifié
differentielle/relationale Zeichen: Bedeutung nur in ihrer Beziehung zu und
Differenz von anderen Zeichen
Differenz zu différance
Sprache ist durch différance bestimmt
- différer1 = differenzieren: Zeichen erhalten ihre
Bedeutung nur in ihrer Differenz von anderen Zeichen
- différer2 = aufschieben: Bedeutung wird endlos
aufgeschoben/hinausgezögert, denn Zeichen verweisen
letztlich immer nur auf andere Zeichen
– wir verbleiben immer auf der Ebene des
Signifikanten (die in Beziehung zu anderen
Signifikanten stehen)
Kritik der Metaphysik der Präsenz
DEF ‘Metaphysik der Präsenz’ = Glaube an einen
Fixpunkt/eine Präsenz ausserhalb der Sprache; Glaube an ein
transzendentales Signifikat (Gott, Mensch, Wahrheit,
Realität), dem wir Respekt zollen
Transzendentales Signifikat = Fixpunkt/Präsenz, welche
a) ausserhalb der Sprache liegt und sie transzendiert
b) der Sprache zugrundeliegt
c) Denksysteme legitimiert
d) in der Sprache präsent gemacht werden kann
Der Mensch (‘Man’) als transzendentales Signifikat
Für die Aufklärung ist der Mensch (‘man’) das transzendentale Signifikat
* e.g. Verweis auf ‘the people’ in der Präambel der
amerikanischen Verfassung
Dezentrierung
Religion, westliche Philosophie und Strukturalismus benötigen
alle ein Zentrum, um das sich das Denken kreist. Man könnte zeigen, dass alle Namen für Begründung, Prinzip oder Zentrum immer nur die Invariante einer Präsenz (eidos, arche, telos, energeia, ousia [Essenz, Existenz, Substanz, Subjekt], aletheia, Transzendentalität, Bewusstsein, Gott, Mensch, usw.) bezeichnet haben.
(Derrida, “Die Struktur, das Zeichen und das Spiel im
Diskurs der Wissenschaften vom Menschen”)
Derrida argumentiert, dass auch Zentren letztlich sprachliche
Effekte sind: alles, was es gibt, ist das endlose Spiel von
Differenzen, in dem sich Signifikanten auf andere
Signifikanten beziehen.
Dekonstruktion
Der Poststrukturalismus ist eine europäische
Theoriebewegung, welche strukturalistische Postulate
radikalisiert und zu überwinden versucht
Die Dekonstruktion ist eine in den USA entstandene, von
Derridas Denken beeinflusste literatur- und
kulturwissenschaftliche Methode
Dekonstruktion von Dichotomien
Dekonstruktion dekonstruiert Dichotomien (binäre Gegensätze), da Dichotomien Komplexität reduzieren, exkludieren und hierarchisieren.
2 Formen der Dekonstruktion
Die Dekonstruktion hinterfragt und annuliert Dichotomien in
zwei Schritten:
a. Umkehrung der Hierarchie: weiblich > männlich
b. Auflösung des binären Systems (weiblich vs. männlich)
Dekonstruktivistische Literatur- und Kulturwissenschaftler
fokussieren auf die Textstellen, in denen die Dichotomien,
auf denen die Texte beruhen, kollabieren –
Selbstdekonstruktion der Texte
Die Aporie
Aporie = eine textueller Knoten, eine Stelle im Text, die nicht
mit Hilfe der Dichotomien erklärt werden kann, auf denen der Text selbst aufbaut; der Ort, an dem die grundlegenden
binären Oppositionen des Texts kollabieren
Dekonstruktion und Literatur
- Literatur ist offensichtlicher nicht-referentiell als andere
Sprachspiele - Literatur kann ohne Bezug auf ihre biographischen,
historischen und gesellschaftlichen Kontexte gelesen und
genossen werden Sprache als geschlossenes System - Literatur bringt fiktionale Welten hervor, die nichts
ausserhalb ihr Liegendes (z.B. Wahrheit, Realität)
ausdrücken Literatur funktioniert ohne transzendentale
Signifikate - Die Spiel-Natur der Sprache kommt in der Literatur am
klarsten zur Geltung - In der Literatur sind Aporien und Paradoxien die Norm
- Literatur ist selbstbezüglich, problematisiert ihren eigenen
Status und lädt damit geradezu zur Dekonstruktion ein