Butler/Gender Studies Flashcards
Gender Studies
- «Wissenschaft […], die Geschlecht als sozial-kulturelle Praxis
auffasst» (S. 2) - Etablierung und Institutionalisierung in den 1990er Jahren
- Bruch mit früheren feministischen Paradigmen (erste/zweite Welle)
- mit dem Poststrukturalismus geteilte Grundannahmen
– Absage an ein universelles Subjekt
– Kritik binärer Systeme (Wahrheit / Lüge, Normalität / Wahnsinn –
Mann / Frau)
Gender
– soziales Geschlecht
– kulturell vorgegebene Geschlechterrollen
– Gegenbegriff zu sex als anatomisches/biologisches
Geschlecht
– Entnaturalisierung der Geschlechterordnung
– entwickelt von Gayle Rubin (1975)
– gender coherence für die Annahme einer Kontinuität
zwischen sex und gender
– Begriffspaar wird von Butler in Frage gestellt
Performativität
- Geschlecht als Effekt von sozialen Verhaltensnormen und
performativen Akten - doing gender
- Vorgängigkeit
- gender performativity (Fremd- und Eigenbestimmung, komplexer und normativer Diskurs, Prozessualität von Geschlecht)
Judith Butler
- Butler versteht sich als feministische Theoretikerin, ist aber auch
zugleich eine der wichtigsten Vertreterinnen der
poststrukturalistischen Theorie. - Butler untersucht die Kategorien Geschlecht, Sexualität und Identität –
immer mit Blick auf die Machtverhältnisse und diskursiven Ordnungen,
in denen sie entstehen (im Sinne Foucaults). - Das Unbehagen der Geschlechter / Gender Trouble gehört zu den
Grundlagenwerken des Feminist Criticism / der Gender Studies. - Butlers Texte bieten offensichtlich keine (literaturwissenschaftliche)
Methode, sondern eine theoretische Überlegungen zur kulturellen
Konstruktion von Geschlechterordnungen – und diese ereignet sich
auch in der Literatur.
Unbehagen der Geschlechter
Das Unbehagen der Geschlechter stellt in Frage, dass die feministische Forschung eine homogene Gruppe von Personen – das
Subjekt «Frau» – vertreten kann, denn
- Das ordne das Subjekt einem Repräsentationssystem bzw.
einem normativen Diskurs unter,
- bestätige ein binäres System der Geschlechter und
- missachte ethische, kulturelle und klassenspezifische
Unterschiede.
Butler fordert deshalb, die Kategorien Subjekt und Geschlecht radikal
zu überdenken und unternimmt eine fundamentale Identitätskritik: Subjekt, gender/sex, Intersektionalität
Subjekt
Subjekte vom gesellschaftlichen Diskurs bestimmt.
Stellt
nicht die Konstruktion der Kategorie «Frau(en)» als kohärentes
festes Subjekt eine unvermeidliche Regulierung und Verdinglichung
der Geschlechterbeziehungen (gender relations) dar?
sex/gender
Wenn der Begriff «Geschlechtsidentität» [gender] die kulturellen Bedeutungen bezeichnet, die der sexuell bestimmte Körper (sexed body)
annimmt, dann kann man von keiner Geschlechtsidentität behaupten, daß sie aus dem biologischen Geschlecht folgt. Treiben wir die Unterscheidung anatomisches Geschlecht/Geschlechtsidentität bis an ihre logische Grenze, so deutet sie vielmehr auf eine grundlegende Diskontinuität zwischen den sexuell bestimmten Körpern und den
kulturell bedingten Geschlechtsidentitäten hin.
angeblich natürlichen Sachverhalte des Geschlechts
nicht in Wirklichkeit diskursiv produziert
Intersektionalität
Konstruktion der Klasse, Rasse, Ethnie oder anderen Achsen der
Machtbeziehungen getrennt, welche Identität «konstituieren»
- Jüngeres und prominentes Forschungsparadigma, das nach
Überschneidungen verschiedener Formen von Diskriminierung fragt - Mehrfachdiskriminierung
- Wechselwirkungen zwischen Formen der Ungleichheitskategorien
- Überschneidungsbereich insbesondere der Gender Studies mit den
Postcolonial Studies
Subversion
- Infragestellen und Unterlaufen einer bestehenden Ordnung
- «Möglichkeit der politischen, ästhetischen, ökonomischen,
soziokulturellen Einflussnahme mittels Unterlaufen etablierter
Hierarchien und Autoritäten» - kann über transgressive gender performances realisiert werden
- Bei Butler: Unterlaufen einer binären Zwangsidentität
- Annahme Foucaults, dass Diskurse nicht nur Machtordnungen,
sondern immer zugleich Widerstand und Subversion produzieren
Gender und Literatur
- Butler argumentiert für eine diskursive Konstruiertheit und die Performativität von Geschlecht. Am literarischen Texten lassen sich Diskurs und doing gender im Prozess der Darstellung beobachten
und beschreiben. - Butler fragt wiederholt nach den Machtverhältnissen, die mit einer
geschlechtlichen Kodierung einhergehen - Organisation der literarischen Produktion und Rezeption nach
geschlechtlichen Kategorien - unweigerliche (Re-)Produktion von Geschlechterrollen beim Erzählen (Narratologie)
- Strukturähnlichkeit von Gender und Erzählen
- Erzählen als «eine Form des doing gender […], das
medienübergreifend in verschiedenen Diskursen»
Butler als theoretischer Impuls
- Butlers Arbeiten bieten der Literaturwissenschaft keine konkrete
Methode, sondern theoretische Grundlagen. - Eine geschlechterspezifische Analyse und Interpretation von
literarischen Texten kommt auch gänzlich ohne entsprechende
Kategorien aus (gender, performativity etc.). - Butlers Arbeiten können aber den Blick auf Geschlechterordnungen in
literarischen Text entschieden schärfen: - Welche Normen werden über erzählte Geschlechterrollen
vermittelt? - Repräsentieren, legitimieren oder subvertieren literarische Texte
die gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse? - Inwiefern sind die inszenierten Geschlechterverhältnisse auch
diskursive Machtordnungen?