Bindungsstil Flashcards
Bindungstheorie
- John Bowlby (1907-1990)
- verknüpfte psychoanalytisches Konzept mit evolutionsbiologischen Ideen
Annahme: Nähesuchen durch Säugling/Kleinkind ist evolutionär entstandenes Verhaltensmuster
Bindungs Verhaltenssystem
A) Unmittelbares Ziel des Bindungs Verhaltenssystems:
- Ausreichend Nähe zur Bezugsperson herstellen bzw.
aufrechterhalten
B) Funktionen der Nähe zur Bezugsperson:
- Schutz vor Gefahr
- Unterstützung im Explorationsverhalten
- Bewältigung von Anforderungen
C) Funktionale Äquivalenz:
- Relevante Verhaltensweisen unterscheiden sich in Abhängigkeit vom Alter des Kindes und von der Situation
Bindungs Verhaltenssystem
A) Unmittelbares Ziel des Bindungs Verhaltenssystems:
- Ausreichend Nähe zur Bezugsperson herstellen bzw.
aufrechterhalten
B) Funktionen der Nähe zur Bezugsperson:
- Schutz vor Gefahr
- Unterstützung im Explorationsverhalten
- Bewältigung von Anforderungen
C) Funktionale Äquivalenz:
- Relevante Verhaltensweisen unterscheiden sich in Abhängigkeit vom Alter des Kindes und von der Situation
Inneres Arbeitsmodell
- Kind entwickelt inneres Arbeitsmodell (internal working model) der Beziehung zur Bezugsperson
- Bei sicherer Bindung: mentale Repräsentation, dass Bezugsperson bei Bedarf verfügbar und fürsorglich/responsiv ist
- Dient in Abwesenheit der Bezugsperson als sichere Basis
- Im Laufe der Entwicklung wird inneres Arbeitsmodell komplexer und anhand weiterer Erfahrungen revidiert
- Wird zu zentralem Bestandteil der Persönlichkeit des Kindes bzw. späteren Erwachsenen
- Dient als Modell für zukünftige enge Beziehungen
Bindungspersonen von Erwachsenen
- Der grösste Teil der Befragten berichtete über mindestens
eine Bindungsperson - Wenn Befragte in Partnerschaft waren, war Partner/in in der
Regel die primäre Bindungsperson
Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter
- Meist über Selbstbeurteilungsverfahren
- Kategorialer Ansatz: z.B. Relationship Questionnaire (RQ)
- Dimensionaler Ansatz: z.B. Experiences in Close Relationships Scale (ECR )
Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Relationship Questionnaire (RQ) von Bartholemew und Horowitz (1991)
- Allgemeine Erfassung des Bindungsstils in Beziehungen (nicht beschränkt auf Partnerschaft) - Aufgabe: Befragte sollen die Kategorie auswählen, die am besten zu ihnen passt - Mögliche Bindungsstile: - Sicher - Abweichend - Ängstlich - Besitzergreifend
Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Relationship Questionnaire (RQ) - Hinweis zu Bezeichnungen bei Bartholemew und Horowitz
- Ängstlich” (fearful) und “Besitzergreifend ” (preoccupied) entsprechen hohen Werten bei “bindungsbezogener Angst” nach Brennan et al.
- Ängstlich” (fearful) und “Abweisend” (dismissive) entsprechen hohen Werten bei “bindungsbezogener Vermeidung” nach Brennan et al.
Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Experiences in Close Relationships Scale (ECR) von Brennan, Clark und Shaver (1998)
- Dimensionale Erfassung des Bindungsstils in Partnerschaften
- Aufgabe: Befragte sollen angeben, wie sehr die Aussagen auf
sie zutreffen - Erfassung von zwei Faktoren (= Dimensionen):
- Bindungsbezogene Angst
- Bindungsbezogene Vermeidung
positiv miteinander. Wenn eine Person auf beiden Dimensionen
niedrige Werte hat, wird ihre Bindung als sicher interpretiert
Messung des Bindungsstils im Erwachsenenalter: Experiences in Close Relationships Scale (ECR): Wann wird ein Bindundsstil als sicher interpretiert?
Wenn eine Person auf beiden Dimensionen (Bindungsbezogene Angst+ Bindungsbezogene Vermeidung) niedrige Werte hat, wird ihre Bindung als sicher interpretiert.
Bindungsbezogene Angst
A) Thesen zur Entstehung bindungsbezogener Angst:
- Personen haben inkonsistente Fürsorge als Kind bekommen, z.B . aufgrund von Überforderung der Bezugsperson
- Bindungsstil hat Kind ermöglicht, mehr Betreuung und Fürsorge
einzufordern
B) Erwachsene mit bindungsbezogener Angst:
- sehnen sich nach Nähe
- haben jedoch Angst, dass Partner sie verlassen könnte
Items zur Erfassung bindungsbezogener Angst (aus der ECR Short Form) - Beispiele
- I worry that romantic partners won’t care about me as much as I care about them.
- My desire to be very close sometimes scares people away.
- I need a lot of reassurance that I am loved by my partner.
Bindungsbezogene Vermeidung
A) Thesen zur Entstehung bindungsbezogener Vermeidung:
- Personen haben wenig Fürsorge als Kind erhalten, Bezugsperson war kalt und abweisend
- Bindungsstil hat Kind ermöglicht, ein nicht zu starkes Bedürfnis nach Nähe zu zeigen (optimalen Abstand von Bezugsperson einzuhalten, ohne dass es im Stich gelassen wird)
B) Erwachsene mit bindungsbezogener Vermeidung:
- unterdrücken Bedürfnis nach Nähe
- haben Misstrauen gegenüber Bezugspersonen und Angst davor, sich abhängig zu machen
Items zur Erfassung bindungsbezogener Vermeidung (aus der ECR Short Form) - Beispiele
- I want to get close to my partner, but I keep pulling back.
- I am nervous when partners get too close to me.
- I try to avoid getting too close to my partner.
Stabilität der Bindungssicherheit von der frühen Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter: Modelle + Befunde
A) Revisionistisches Modell
- Frühe Erfahrungen werden durch spätere Erfahrungen revidiert
- Stabilität nähert sich asymptotisch an 0 an
B) Prototypmodell
- Früh erworbenes internes Arbeitsmodell von Beziehungen ist Prototyp für spätere Beziehungen
- Es gibt stabile Komponente; Asymptote liegt zwischen 0 und 1
Mechanismen der Stabilität individueller Unterschiede im Bindungsstil
A) Mechanismus 1: - Interpretation des Verhaltens anderer ist in Richtung des bestehenden Schemas (des internen Arbeitsmodells) verzerrt
B) Mechanismus 2
- Einfluss der Person auf ihre Umwelt
(Reminder: Person Umwelt Transaktionen: Selbstselektion, Fremd-selektion, Evokation, Manipulation, Attrition)
Beispiel: Assortative Mating in Partnerschaften trägt zu Stabilität bei
Kanalisierung
- Langzeitstabilität im Erwachsenenalter (ca. .50) deutlich höher als im Kindesalter (ca. .30)
- Neue Erfahrungen beeinflussen Bindungsstil immer weniger, je älter Person wird
- Im Erwachsenenalter werden Veränderungen im Bindungsstil immer stärker temporär; Individuen neigen dazu, längerfristig zu vorhergehenden Bindungsstil zurückzukehren
- Kritische Ereignisse (z.B. Scheidung der Eltern) beeinflussen jüngere Kinder stärker als ältere Kinder
Differenzierung
- Traditionell ist Bindungsstil in der Literatur als globales Konstrukt angesehen worden
- Individuen entwickeln jedoch beziehungsspezifische Unterschiede im Bindungsstil
- Bindungsstil variiert über verschiedene Beziehungen hinweg (z.B. Beziehung zu Mutter, Vater, Partner/in, enge Freunde)
- Globale Bindungssicherheit korreliert in Höhe von etwa .30
bis .50 mit Bindungssicherheit in spezifischen Beziehungen
Beziehungsspezifische Stabilität des Bindungsstils (ängstlich und vermeidend)
- Nach einiger Zeit ist man weniger ängstlich+vermeidend mit unserem Partner (niedrige Stabilität)
- Nach einiger Zeit ist man weniger ängstlich mit Partner, Familie, aber vermeidendbleibt man ungefähr immer mit Familie
Altersunterschiede in bindungsbezogener Angst und Vermeidung
- Je älter, je niedrige Angst (die häufiger vorkommt/höheren Werte hat als Vermeidung)
- Je älter, je mehr Vermeidung
Altersunterschiede in bindungsbezogener Angst (bei Singles vs. Personen in einer Beziehung)
- Single: mehr Angst, die immer niedriger wird
- in Beziehung: Angst (weniger wie wenn single), die immer niedriger wird
Altersunterschiede in bindungsbezogener Vermeidung (bei Singles vs. Personen in Partnerschaft)
- Bei single: höhere Vermeidung, die stabil bleibt
- In Beziehung: niedrigere Vermeidung als single, aber immer steigend bis 50. LJ, danach Abnahme
Effekte der Bindungsicherheit auf die Qualität von Partnerschaften
Wie kann ein Partner Bindungsunsicherheit beim anderen Partner puffern?
- Grundprinzip: Verhalten ist unterstützend, wenn es auf die besonderen Sorgen/Bedürfnisse des Partners eingeht
A) Partner mit hoher bindungsbezogener Angst
- hat Angst vor Verlassenwerden und möchte sich geliebt und unterstützt fühlen
B) Partner mit hoher bindungsbezogener Vermeidung
- möchte Eigenständigkeit und Kontrolle aufrechterhalten
- reagiert verärgert auf Forderung, sich zu verändern
- nimmt Unterstützung eher an, wenn diese „auf gleicher Augenhöhe“ angeboten wird
Folgen von unterstützendem Verhalten auf den Partner
- Gefühl von Sicherheit (Verfügbarkeit und Responsivität des Partners) und Reduktion von Distress
- Konstruktiveres Verhalten in aktueller Situation (z.B. in Partnerschaftskonflikt)
- Positivere Selbstsicht
- Erhöhung der Beziehungszufriedenheit
Folgen von unterstützendem Verhalten für den unterstützenden Partner
- Erhöhung der Beziehungszufriedenheit
Bindung und Emotionsregulation im Erwachsenenalter (Mikulincer & Shaver, 2016) - Modul 1
Modul 1:
- Etwas passiert->
- Gefahr?
2. 1 Nein –> Führe aktuelle Aktivität fort
2. 2 Ja–> - Aktivierung des Bindungssystem –>
- Suche Nähe zu externer/internalisierter Bezugsperson
–> überwacht das aktuelle Nicht Bindungsverhalten (Monitoring von
drohenden Gefahren
Bindung und Emotionsregulation im Erwachsenenalter (Mikulincer & Shaver, 2016)
A) Modul 1:
Etwas passiert->Gfahr?
Bindung und Emotionsregulation im Erwachsenenalter (Mikulincer & Shaver, 2016) - Modul 2
- Gefahr?
1. 1 Nein –> Führe aktuelle Aktivität fort
1. 2 Ja–> - Aktivierung des Bindungssystem –>
- Suche Nähe zu externer/internalisierter Bezugsperson –> (bis hier Modul 1)
Modul 2:
- Bezugsperson erreichbar, aufmerksam, responsiv?
4. 1 Ja –> Sicherheit –> Nicht bindungs-verhalten –> Gefahr? –> …
4. 2 Nein –> Unsicherheit
–> prüft bei Bedrohung, ob reale oder symbolische Bezugsperson erreichbar und zugänglich ist (primäre Bindungsstrategien. Responsivität der Bezugsperson gibt sichere Basis, ermöglicht angemessenes Bewältigungsverhalten
Bindung und Emotionsregulation im Erwachsenenalter (Mikulincer & Shaver, 2016) - Modul 3
- Gefahr?
1. 1 Nein –> Führe aktuelle Aktivität fort
1. 2 Ja–> - Aktivierung des Bindungssystem –>
- Suche Nähe zu externer/internalisierter Bezugsperson –> (bis hier Modul 1)
- Bezugsperson erreichbar, aufmerksam, responsiv?
4. 1 Ja –> Sicherheit –> Nicht bindungs-verhalten –> Gefahr? –> …
4. 2 Nein –> Unsicherheit (bis hier Modul 2)
Modul 3:
5. Nähesuchen möglich?
5.1 Nein –> Deaktivierende Strategien –> fernhalten von
Gefahr+Bindunsverhalten –> Gefahr?
5.2 Ja –> Hyperaktivierende Strategien –>
6. Hinwendung zu Gefahr und bindungsrelevante Reizen –> Gefahr?
–> wenn Bezugsperson nicht erreichbar/zugänglich ist: Nähesuchen oder, falls Nähe nicht möglich, Deaktivierung (sekundäre Bindungsstrategien
Welches Modell ist am besten gestützt bzgl. Bindungsstil?
a) Dimensionales Modell
b) Taxometrisches Modell
c) Revisionistsches Modell
d) Prototypmodell
d)
Was bedeutet Kanalisierung in Bezug auf den Bindungsstil?
a) Veränderungen im Bindungsstil werden umso temporärer, je älter man wird.
b) Es gibt beziehungsspezifische Unterschiede im Bindungsstil.
c) Es gibt eine Tendenz dahingehend, dass man sich auf eine Bezugsperson konzentriert.
a)