Bilanzanalyse Flashcards
Bilanzanalyse
- methodische Untersuchung von Jahresabschluss und Lagebericht
- um ein Urteil über zuküntige und gegenwärtige Lage des Unternehmens zu gewinnen
- Gesamtheit aller Maßnahmen, mit dem die Bilanzpolitik eliminiert werden soll
- Analyse von Bilanz, GuV, Anhang, Lagebericht
Ziele der Bilanzanalyse
- Informationen über die Ertragslage des Unternehmens
- Informationen über die Vermögens-/Finanzlage eines Unternehmens
Einordnung der Bilanzanalyse

Interessenten der Bilanzanalyse
A) Externe
- Kreditgeber, Kreditversicherer
- Aktionäre, externe Gesellschafter
- Rating Agenturen
- Lieferanten
- Kunden
- Finanzanalytiker
- Bundesbank
- Gewerkschaften
- Konkurrenz
- Presse
B) Interne
- Unternehmensleitung
- Kontrollorgane
- Beteiligungscontroller
- Großaktionäre
- Großkreditgeber
- Finanzverwaltung
Datenbasis der Bilanzanalyse
A) HGB
- Bilanz, GuV, Kapitalflussrechnung, Segmentberichterstattung, EK-Spiegel
- Anhang (bei KG)
- Lagebericht (bei großen KG)
B) IFRS
- Bilanz, GuV, EK-Spiegel, Segmentberichterstattung, Anhang
- Lagebericht ist freiwillig
Phasen der Bilanzanalyse
- Vorbereitungsphase: Festlegung Analyseziel, Sammlung allgemeiner und spezifischer Daten
- Auswertungsphase: Erfassung und Aufbereitung der Daten, Bildung Kennzahlen, Kennzahlenauswahl
- Interpretationsphase: Kennzahleninterpretation, Bildung Gesamturteil
Phasen der Bilanzanalyse
Vorbereitungsphase
A) Festlegung Analyseziel
- Vermögenslage: Wie stellt sich Vermögensaufbau dar?
- Finanzlage: Aus welchen Quellen stammt das FK?
- Erfolgslage: Ist die Zinslast im Verhältnis zum Ergebnis angemessen?
B) Sammlung allgemeiner Daten
- wirtschaftliche Rahmenbedingungen: Kundenstruktur, makro Entwicklung, Beschaffung/Absatzmärket
- rechtliche Rahmenbedingungen: Rechtsform, Kapitalgeberstruktur, Zusammensetzung Gesellschaftsorgane
Phasen der Bilanzanalyse
Erfassung & Aufbereitung der Daten
A) Originalbilanz
- leider Analyse nicht durchführbar
B) Strukturbilanz
- man erstellt Strukturbilanz (Siehe nächstes Kapitel)
Strukturbilanz
- aufbereitete Bilanz, die aussagekräftige Kennzahlen gemäß HGB liefert
- Stellt eine nach den Zielsetzungen und Aufgaben der Bilanzanalyse aufbereitet/umgestellte Originalbilanz dar
- im Rahmen der Aufbereitungsmaßnahmen werden Posten der Aktiv/Passivseite zugeordnet:
- bilanzanalytisches AV und UV auf Aktivseite
- bilanzanalytisches EK und FK auf Passivseite
- verbindliche Regelungen zur Erstellung gibt es nicht
- empfehlungen im HGB
- Aktiva muss immer gleich Passiva sein
- für Kennzahlenbildeung vorgelagerten Schritte: Umbewertung, Umgliederung
Strukturbilanz
Systematik der Aufbereitungsmaßnahmen
- Ausgangspunkt: originalbilanz

Strukturbilanz
Umgliederungen
- dem Grunde nach
- Umgruppierung
- Neubildung
- Aufspaltung
–> Bilanzsumme ändert sich nicht!
- Saldierung
- Erweiterung
–> Bilanzsumme ändert sich!
Strukturbilanz
Umbewertungen
- der Höhe Nach
- Aktiva
- Passiva
–> Bilanzsumme ändert sich
Strukturbilanz / Umgliederungen
Umgruppierung
- ein bestehender Bilanzposen wird einem anderen Bilanzposten der selben Bilanzseite zugeordnet
BSP: ARAP in UV als Forderung
Strukturbilanz / Umgliederung
Neubildung
- bereits existierende Bilanzposten werden einer neu hinzugefügten Kategorie derselben Bilanzseite zugerechnet
BSP: kurzfristige und langristige Verbindlichkeiten
Stukturbilanz / Umgliederung
Aufspaltung
- bestehender Bilanzposten wird mehr als einer Abschlusskategorie zugeordnet
BSP: Sonderposten für Investitionszulagen
Strukturbilanz / Umgliederung
Saldierung
- aufrechnung eines Bilanzpostens mit einer Bilanzposition der anderen Seite
BSP: Saldierung der aktiven latenten Steuern mit dem EK
Strukturbilanz / Umgliederung
Erweiterung
- eine bisher nicht bilanzierte Position (Stille Reserven) wird ganz oder teilweise “nachaktiviert/nachpassiviert”
BSP: Markennamen werden ganz/teilweise nachaktiviert und stärken das EK
Strukturbilanz / Umgliederung
Weitere Beispiele
-
Geschäfts-/Firmenwert
- Goodwill kann nur im Rahmen einer Unternehmensveräußerung verwertet werden: nach Vorsichtsprinzip dessen Verrechnung mit dem EK
-
selbstgeschaffene immaterielle Vermögensgegenstände
- große Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Nutzungsdauer: nach Vorsichtsprinzip die Verrechnung der mit Ihren Entwicklungskosten angesetzten Vermögensgegenständen mit dem EK
-
ausstehende Einlagen auf gez. Kapital:
- gemäß §272 HGB sind noch nicht eingeforderte ausstehende Einlagen offen vom EK abzusetzen
- gleichzeitig wird eingezahlter, aber noch nicht eingeforderter Betrag auf Aktvseite unter Forderungen ausgewiesen
-
Sonderposten:
- Verbot der Neubildung seit 2010
Strukturbilanz / Umbewertung
Aktiva
- Aktivposten werden auf oder abgewertet
BSP: Abwertung überbewerteter Vorräte
Strukturbilanz / Umbewertung
Passiva
- Passivposten werden auf oder abgewertet
BSP: überhöhte Rückstellugen werden auf Ihren warscheinlichen Wert reduziert
Strukturbilanz
Erfassung und Aufbereitung des Datenmaterials
- Zusammenfassung bestimmter Teile der Bilanz und GuV
- Bestimmung prozentualer Teile am Gesamtvermögen/-kapital
- Betrachtung der Vorjahresbeträge und die absolute Veränderung

Grenzen der Bilanzanalyse
- Doppelt veraltetes Zahlenmaterial
- Geringer Detaillierungsgrad
- Fehlen erforderlicher Informationen
- Fehlender objektiver Vergleichsmaßstab
- Beeinflussbarkeit Jahresabschluss durch Bilanzpolitik
- Fehlende Kentnisse der Ursache-Wirkung-Beziehung
- Starke komprimierung komplexer Sachverhalte
- Uneinheitliche Defintionen von Kennzahlen
Grenzen der Bilanzanalyse
Doppeltveraltetes Zahlenmaterial
- Jahresabschluss enthält Daten der Vergangenheit
- zeitnahe Analyse ist nicht möglich, da Jahresabschluss erst innerhalb gesetzlicher Fristen aufgestellt/offengelegt werden muss
= doppelte Veraltung
Grenzen der Bilanzanalyse
Geringer Detaillierungsgrad
- KMU Kapitalgesellschaften dürfen Jahresabschluss und Lagebericht mit geringem Detaillierungsgrad aufstellen
Grenzen der Bilanzanalyse
Fehlen erforderlicher Informationen
- qualitative Aspekte, die nicht monetär quantifizierbar sind, kann man nicht unmittelbar dem Jahresabschluss entnehmen und blieben in Analyse unberücksichtigt
- Qualität d. Managements, Marktposition, Image, Betriebsklima,…
- Schlüsselfaktoren könen zum Jahresabschluss nicht entnommen werden
- technisches Know-How/Markstellung, FuE
- Jahresabschluss spiegelt somit wirtschaftliche Lage nur partiell dar
Grenzen der Bilanzanalyse
Fehlender objektiver Vergleichsmaßstab
- beurteilung der Unternehmensentwicklung basiert auf subjektiv festgelegten Soll-Werten von Kennzahlen
- Soll-Werte sind abgeleitet aus Unternehmenszielen
- allg. anerkannte betriebswirtschaftliche Theorie fehlt zur Festlegung der Soll-Werte
Grenzen der Bilanzanalyse
Beeinflussbarkeit Jahresabschluss durch Bilanzpolitik
A) Abbildungsebene
- Ausübung von Wahlrechten
- Ansatz-, Bewertungs-, Ausweiswahlrecht
- Ausübung von Ermessensspielräumen
B) Sachverhaltsebene
- bilanzpolitisch motivierente Sachverhaltsgestaltung
Grenzen der Bilanzanalyse
Fehlende Kenntnisse der Ursache-Wirkung-Beziehung
- Jahresabschluss zeigt nur Resultat
- zeigt keine Gründe für unternehmerischen Erfolg
Grenzen der Bilanzanalyse
Starke Komprimierung komplexer Sachverhalte
- Kennzahlen stellen vereinfachtes Bild des Unternehmensgeschehens dar
- Einzelposten werden zu Sammelposten zusammengeführt
- komplizierte Sachverhalte und Zusammenhänge auf Zähler und Nennergrößen reduziert
= Gefahr, das wichtige Infos/Resultate/Erkentnisse verloren gehen ist hoch
Grenzen der Bilanzanalyse
Uneinheitliche Definitionen von Kennzahlen
- weder in Praxis, noch in der theorie bestehen einheitliche und normierte Ermittlungsmethodiken zu den Kennzahlen
Kennzahlensystematik
A) Bestandsorientierte Kennzahlen
- Vermögensstruktur
- Kapitalstruktur
- orientieren sich nur an der Bilanz
- Aussagekraft der Kennzahlen oft nur im Zeit/Betriebsvergleich gegeben
B) Stromgrößenorientierte Kennzahlen
- berücksichtigen die innerhalb einer Periode auftretenden Bewegungen, sie sich vor allem in der GUV niederschlagen
Funktionen der Kennzahlen
-
Entscheidungsfunktion
- Kennzahlen bilden Grundlage für bwl Entscheidungen
-
Kontrollfunktion
- Kontrille von Sollüerwachungen des Zielereichungsgrades
-
Koordinationsfunktion
- Kennzahlen helfen bei Durchsetzung von Entscheidungen und Koordination verschiedener Unternehmerischer Bereiche
-
Steuerungsfunktion
- Komplexe Steuerungsprozesse können durch kennzahlen vereinfacht werden
-
Anregungsfunktion
- Auffälligkeiten und Veränderungen können erkannt werden
-
Operationalsisierungsfunktion
- Kennzahlen sollen Ziele konkret und messbar machen
-
Vorgabefunktion
- kritische Zielwerte als Vorgabe verwenden
Herausforderungen
Stichtagsbewertung vs. Going Concern (1)
- Stichtagsbewertung und going Concern sind widerspruch
- Bewertung einzelner Wirtschaftsgüter nur im Falle der Zerschlagung wirtschaftlich relevant
- heutiges Bilanzmodell: Zeerschlagungstheorethische Stichtagsbewertung
Herausforderungen
aktuelle Lage
- Stichtagsbewertung führt dazu, dass Bilanzwerte die aktuelle Lage eines Unternehmens darstellen
- bis Bilanz geprüft, erstellt und veröffentlicht wurde kann sich wirtschaftliche Lage bereits völlig verändert haben
Herausforderungen
Messung vs. Bewertung (3)
- Unterschied zwischen Messung und Bewertung
- Messung: zeigt unabhängig vn messendem Subjekt und technischer toleranz, das gleiche ergebnis
- gleiches Ergebnis
- Bewertung: liefert, abhängig vom Bewerter, ein unterschiedliches Ergebnis, innerhalb des zulässigen Wertebereiches
- verschiedene Ergebnisse
Herausforderungen
Relevanzfilter (4)
- Bilanzschema wird zum Relevanzfilter
- was nicht ins Schema passt, wird nicht wahrgenommen
- umgekehrt werden Dinge, die nicht bilanziell darstellbar sind, zwanghaft ins Bilanzschema integriert
Herausforderungen
Bilanzpolitik vs. -analyse (5)
- Bilanzpolitik: tatsächliche Situation des Unternehmens soll verschleiert werden
- Bilanzanalyse: soll Maßnahmen der Bilanzpolitik neutralisieren
Herausforderungen
Manipulation (6)
- Bilanzwerte werden routinemäßig manipuliert
- Wahlrechte
Herausforderungen
Inhaltsloser Selbstläufer (7)
- Bilanz (erstellung und Prüfung) ist zum Geschäftsmodell geworden
- inhaltsloser Selbstläufer
Herausorderungen
IT vs. Buchhalter (8)
- heutiges Rechnungswesen ist auf IT Anwendungen angewiesen
- davon verstehen Buchalter, Steuerberater,…., nichts
- Risiken und Notwendigkeiten können in diesem Bereich nicht abgeschätzt werden
- Prüfungsberichte der EDV werden oftmals nicht verstanden