Ätiologie und Ätiopathogenese psychischer Störungen Flashcards
Was ist die Epidemiologie?
Wittchen & Hoyer:
Die Epidemiologie beschäftigt sich mit der räumlichen und zeitlichen Verteilung sowie den Determinanten von Gesundheit und Krankheit, Morbidität, Verletzungen, Beeinträchtigungen und Mortalität in definierten Populationen.
Was ist die Mortalität?
Die Mortalität (Sterblichkeit oder Sterberate) ist die Anzahl der Todesfälle, bezogen auf die Gesamtzahl der betreffenden Population, meist in einem bestimmten Zeitraum.
Was ist die Morbidität?
Die Morbidität ist die Krankheitshäufigkeit bezogen auf eine bestimmte Population. Aus der Morbiditätsrate kann die Erkrankungswahrscheinlichkeit abgeschätzt werden. Morbidität ist ein Überbegriff für Prävalenz und Inzidenz.
Was ist die Prävalenz?
Krankheitshäufigkeit. Anzahl an einer bestimmten Krankheit bereits erkrankten Menschen einer Population.
Was ist die wahre Prävalenz?
Die Prävalenz wurde repräsentativ anhand einer möglichst vollständigen Untersuchung der Gesamtbevölkerung festgestellt.
Was ist die Inzidenz? Lat. Incidere „vorfallen“
Die Anzahl der Neuerkrankungen an einer bestimmten Krankheit, in einer Population, während einer bestimmten Zeit (meist pro Jahr und 100000 Einwohner). Sie setzt voraus, dass bekannt ist, wie viele Personen vorher die interessierende Krankheit ursprünglich nicht hatten und sie erstmals entwickelten. In der Regel werden hierfür zwei Untersuchungszeitpunkte benötigt.
Was sind die Aufgaben der Epidemiologie für die Klinische Psychologie?
- Feststellung der Häufigkeit psychischer Störungen
- Verbesserung der Definitionen
- Evaluation des Versorgungssystems und -bedarfs
- Erforschung der Entstehungsbedingungen (Ätiologie)
- Ableitung von Konsequenzen für Prävention, Therapie, Gesundheitsförderung und Rehabilitation
Grenzen Sie die deskriptive- von der analytischen Epidemiologie ab.
deskriptive Epidemiologie:
•Feststellung der Häufigkeit bzw. Verbreitung von Krankheiten
•in einer bestimmten Bevölkerung/Gebiet
•in einer definierten Zeitspanne/Zeitpunkt
•sie liefert damit auch wichtige Daten für die Planung und die Evaluation von Einrichtungen des Gesundheitswesens
analytische Epidemiologie:
•Versucht die Ursachen und Bedingungen für die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten aufgrund von unterschiedlichen Krankheitsverteilungen in verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu erfassen
•hierzu gehört auch die Ermittlung von Risikofaktoren bzw. von individuellen Krankheitsrisiken
Was unterscheidet in der Epidemiologie Primärdaten von Sekundärdaten?
Primärdaten:
•werden vom Untersucher oder dessen Mitarbeiter erhoben
•dies ermöglicht die Einflussnahme auf die Datenqualität
•ist sehr zeit- und kostenintensiv
•häufig Erhebung eines Merkmals durch Kurzfragebogen und spätere Testung der interessierenden Teilnehmer
Sekundärdaten:
•wurden von anderen (Kliniken, Arztpraxen, Einzelpersonen etc.) erhoben
•Qualität ist nicht kontrollierbar und ggf. unzureichend
•Problem der wahren- bzw. Behandlungsprävalenz
Was ist ein nichtexperimentelles Design? Nennen Sie hierzu ein Beispiel.
•Merkmal ist keine oder eine nur geringe Untersucherkontrolle
Längsschnittstudie:
•Untersuchung einer Ausgangsstichprobe zu verschiedenen Zeitpunkten mit derselben Methode (Langzeitstudie). Dies ermöglicht die Feststellung von Inzidenzen, die Deskription von Verläufen und die Untersuchung von Beziehungen und Wechselwirkungen.
Studien belegen den Zusammenhang zw. sozioökonomischen Status und psychischen Störungen. Nennen Sie eine sozial-epidemiologische Erklärung hierfür.
Hypothese der sozialen Selektion/Abstiegs:
•wird auch Social-Drift-Hypothese genannt
•sie geht von einer sozialen Selektion aus
•durchschnittlich niedrigere Schichtzugehörigkeit psychisch Kranker wird als eine Folge der Störung gesehen
•diese Patienten sind eher arbeitsunfähig oder arbeitslos, sodass sie in niedrigere soziale Schichten und Lebenslagen sinken
Wie lässt sich Ätiologie definieren? (Wittchen & Hoyer, 2011)
Hierunter wird die wissenschaftliche Erklärung der Entstehung einer Krankheit verstanden; sie umfasst alle relevanten genetischen, körperlichen, dispositionellen, Umwelt- und Situationsfaktoren, die distal oder proximal mit dem Beginn der Erkrankung verbunden sind.
Was sind die Aufgaben und Ziele der Ätiopathogenese?
Aufgabe und Ziel der Ätiopathogenese ist somit, die Ursachen und Zusammenhänge für die Entwicklung psychischer Störungen und Krankheiten wissenschaftlich zu untersuchen und zu beschreiben
Was sind die Annahmen der Objektbeziehungstheorie?
- Menschen sind vor allem an befriedigenden Beziehungen zu der Umgebung und zu anderen Menschen interessiert
- Menschen bilden das Selbst und die Identität durch die intrapsychische Repräsentation der affektiven Beziehungen zu den Bezugspersonen
- die Beziehungserfahrung in den ersten Lebensjahren stellt die Weichen für eine gesunde/pathologische Selbst- und Identitätsentwicklung und für die Fähigkeit, stabile und befriedigende Beziehungen zu führen
Nennen Sie drei typische irrationale Überzeugungen im Rahmen des Störungsmodells nach Ellis.
- es ist für jeden Erwachsenen „absolut notwendig, von praktisch jeder anderen Person in seinem Umfeld geliebt oder anerkannt zu werden“
- man darf sich nur dann als wertvoll empfinden, „wenn man in jeder Hinsicht kompetent, tüchtig und leistungsfähig ist“
- bestimmte Menschen sind „böse, schlecht und schurkisch“ und müssen für ihre Schlechtigkeit streng gerügt und bestraft werden