Agitation Flashcards
Psychiatrischer Notfall
= durch psychische Krankheit bedingt mit unmittelbarer Handlungsnotwendigkeit zur Abwendung v. Lebengefahr oder anderen schwerwiegenden Folgen
Diagnostische Zuordnung beim psychiatrischen Notfall
- affektive und schizophrene St.: Manie, agitierte Depression, Schizophrenie
- Angstst. (u.a. Panikst.)
- Reaktive Ursache: Kränkung, Frustration, psychosoz. Krisen, akute Belastungsreaktionen (psychogener Schock)
- Persönlichkeitsgebundene Ursache: Cluster B PSST (Borderline)
- Organische Ursache: Hirnorganische Psychosyndrome (Epilepsie, zerebrale Prozesse), internistische Erkrankungen, Hyperthyreose, Porphyrie, Hypoglykämie, Demenz
- Intoxikation/Entzug: Alkohol, Amphetamine, Ecstasy, Kokain, LSD, substanzind. Delir, atyp. Rausch
- Intelligenzminderung: psychomot. Erregung
Symptome bei Agitation
- katatones Syndrom
- manisches Syndr.
- agitiert depr. Syndr.
- Bewusstseinsst. / Delir
- Suizidalität
- Wahn, Sinnestäuschungen
- Angst/Panik
- Notfälle bei Alkohol-, Drogen-, Medikamentenintox.
- Demenzielles Syndrom
Frühwarnzeichen der Agitation nach Kidd
Phase 0: keine Agggression
Phase 1: Auslösephase (Anspannung)
Phase 2: erste Übergangsphase (erregt, manipuliert, provoziert -> verbale Intervention möglich
Phase 3: Krisenphase (droht unmittelbar Eskalation -> ggf. Zwangsmaßnahmen (um Sicherheit der Betroffenen und Anderen zu gewährleisten)
Phase 4: destruktive Phase: Einsatz v. Gewalt, reale Gefahr -> Wiederherstellen v. Kontrolle + Sicherheit
Phase 5: Wiederherstellungsphase / Rückbildung: evt. Wiederaufflammen der Symptomatik
Phase 6: 2. Übergangsphase: postikterische/integrative Phase, Gefahr gebannt -> Betroffene zugänglich f. Interventionen auf freiwilliger Basis
Phase 7: Auflösungsphase: Nachbesprechung, Rollenklärung
Einschätzung des Gefahrenpotentials
Norwegische Brøset Gewalt Checkliste
https://www.gesundheitsdienstportal.de/files/Einschätzung-des-Gewaltrisikos.pdf
Therapeutische Haltung in Notfallsituationen m. Fremdaggressivität
- unbeteiligte Personen verlassen den Raum
- 1 Arzt übernimmt Organisation des Vorgehend und Kontaktaufnahme mit Pat. (ruhig), verbale Deeskalation
- bei Waffen - Polizei!
- bei Fremdaggressionsrisiko / erfolgloser verbaler Deeskalation - Fixierung/Akutmedikation/Beschränkung
Management der agitierten Patienten
1) Verhaltens/Umweltmodifikation: reduzieren der weiteren Stimulation -> “Talking Down”, bei weiter bestehender Fremdaggressivität oder Selbstgefährdung -> Isolierung/Fixierung
2) Medikamentöse Intervention: Beurteilung des medizinischen Zustands (auslösende Ursache - Entzug?)
- bei Entzug Alkohol/Benzos: Lorazepam oral / I.m.
- kein Entzug:
1. Wahl: Atyp. Antipsychotika oral, i.m., inhalativ
2. Wahl: Haloperidol +/- Lorazepam oral/ i.m.
Anm.: idealerweise vorher EKG (QTc)
- bei anhaltendem aggressiven Verhalten: atyp. AP +/- Stimmungsstabilisierer +/- Betablocker
Somat. Kontrollen nach Akut-Anbehandlung
- Schilddrüsenwerte
- Glucose
- Elektrolyte
- Drogenharn
- Blutalkohol
- EKG (QTc)
Mögliche somatische auslösende Faktoren bei Agitation/Aggression
- Hypoglykämie
- Schmerzen
- Dyspnoe / Hypoxie
- Elektrolytentgleisung
- Exsikkose
- Stress bei fehlender Ausdrucksmöglichkeit (Demenz, Fixierung)
- Intoxikation/Entzug
- unerw. Arzneiwirkung
- Epilepsie
- Encephalopathie, Hirndruck, Meningitis
Therapie der Agitation bei Psychose und Manie
Aripiprazol 9,75 i.m., nach 2h 2. Gabe möglich, max. 3x/24h, Dopamin D2-Antagonismus
- Ko: EPS, erh. Anfallsbereitschaft selten, Hypotonie, Tachykardie
- häufige NW: Kopfschmerz, Übelkeit, Obstipation, Schlaflosigkeit, Tremor, Schläfrigkeit
- keine Zulassung für agitierte Demenz
CAVE: Hyperglykämie, Epilepsie, Hypotonie, Herzkreislauferkrankung
- Kombination mit oralen Benzos wird vertragen (mediq-Interaktionscheck durchführen wegen Qtc-Verl.)
weitere Möglichkeiten:
Ziprasidon 10mg i.m.: nicht mit Benzos kombinieren, akut weniger wirksam als Aripiprazol, NW: Akathisier, Schwindel
Olanzapin 10mg i.m.: nicht mit Benzos kombinieren, NW: Bradykardie, Hypotonie
Loxapin inhal.: Agitation bei bipolaren/Schizophrenen
Benzodiazepine: 1. Wahl Lorazepam 2-4mg i.v. oder i.m., nach 2h 2. Gabe möglich, maximal 7,5mg TD
bei Manie akut:
ev. zusätzlich Valproinsäure ev. i.v. (NICHT bei Schwangeren!)
Monitoring bei Med.: Pulsoxy, RR, EKG
Therapie der Agitation bei Intoxikation
Pharmakotherapie:
1. Wahl atyp. Antopsychotika (Quetiapin, Aripiprazol, Olanzapin, Ziprasidon, Risperidon) + Benzos (Lorazepam, Oxazepam bzw. Benzos mit mittellanger HWZ ohne aktive Metabolite)
2. Wahl Haloperidol
-> Überwachung/Monitoring
CAVE Benzos: Kumulativwirkung mit Substanzen, Atemdepression!
Diagnostik bei Agitation durch Delir (/akute organische Psychose)
(fluktuierender Verlauf)
Diagnostik:
1. RR, Temp
2. Labor: Glukose, BB, Elyte, Kreatinin, Leber, CRP, Hormone
3. Harn: Glukose, Ketonkörper, Drogenscreening
4. EKG
5. Blutgase, Laktat
6. cCT (Blutung?)
7. cMRT
8. EEG (red. Aktivität)
9. Blutspiegel Alkohol Lithizm, Antikonvulsiva, Antidepressiva, Neuroleptika, ev. Toxine
10. Blut/Harnkultur
11. Lumbalpunktion
Therapie des Delirs
- Behandlung der organischen Ursache
- nicht pharmakologisch: Umgebungsreize reduzieren, Integration v. Angehörigen, ev. Beschränkung zur Abwendung von Gefährdung
- pharmakologisch: Haloperidol p.o. / i.m., Risperidon, ev. Quetiapin, Aripiprazol, Amisulprid, Benzos nur in geringer Dosis (außer bei Alkohol-, Benzoentzug)
Agitation bei Demenz
BPSD (behavioral and psychological symptoms of dementia)
* Agitation oft Ausdruck von Schmerz
* Verbesserung der Kogniton -> red. Agitation
* Tag/Nacht-Rhythmus
* Bewegungstherapie
pharmakologisch:
1) Antidementiva
2) akut: Risperidon (als einziges zugelassen)
3) Quetiapin bei Komorbiditäten (Lewy Body Demenz, Parkinson)
4) Aripiprazol
5) Trazodon
eher kein Olanzapin wegen Verschlechterung der kognitiven Funktion