7. Qualitative Forschung Flashcards
7. Qualitative Forschung
Qualitative Methoden
- Eher zur induktiven Generierung/Modifikation von Theorien eingesetzt, am Anfang des Forschungsprozesses
- Automatische, unbewusste Prozesse können nicht mit qualitativen Methoden erhoben werden. Qualitative Methoden stützen sich auf die Äußerungen der Probanden
- 3 verschiedene Methoden:
- Qualitative Inhaltsanalyse
- Grounded Theory
- Diskursanalyse
Datenmaterial für qualitative Verfahren
- keine Zahlen, sondern Texte (Protokolle von Interviews, Diskussionen etc)
- die Datenanalyse erzeugt keine Zahlen, sondern komprimierte Texte (Kategorien, Konzepte)
Gütekriterien qualitativer Verfahren
Prozedurale Reliabilität
– soll Vertrauenswürdigkeit von Daten und Interpretation erhöhen, durch Standardisierung der Prozedur –> durch Leitfäden, Schulungen, konstanter Vergleich wie bei Grounded Theory
Alternative Sicht der Validität
– Tatsächliche Zusammenhänge sollten möglichst ähnlich sein mit der Version des Forschers. Durch kommunikative Validierung zeigt man dem Befragten die Analyseergebnisse, er kann dann Stellung nehmen
Triangulation
–Absicherung der Ergebnisse durch Betrachtung des Forschungsgegenstandes aus mindestens 2 Perspektiven, nach Denzin (1978) vier Arten der Triangulation
- Daten-Triangulation
- Forscher-Triangulation
- Theorien-Triangulation
- Methodologische Triangulation (Within-Method-Triangulation vs. Between-Method-Triangulation)
Verallgemeinerung
– externe Validität nie gegeben da keine repräsentative Stichprobe, aber Verallgemeinerung teilweise durch:
- Methode des konstanten Vergleichs: testet, ob Gemeinsamkeiten über verschiedene Fälle hinweg existieren (Fallkontrastierung und Idealtypenbildung)
- Theoretical Sampling: Versuch der Falsifikation der Aussage durch Suche nach Extremfällen
Generelle Hilfen
- Rückbezug auf die Datengrundlage
- Unabhängige Analyse durch mehrere Personen
- Kritisches Feedback von unabhängigen Kollegen
Qualitative Inhaltsanalyse
- Systematische Bearbeitung von Protokollen kommunikativer Prozesse
- Ermittlung von Bedeutung von Texten durch vorgegebene Skalen oder Kriterien
- Relevante Bedeutungsaspekte werden in Form von Kategorien dargestellt
- Im Gegensatz zur freien Textinterpretation ist sie aber hoch strukturiert, was willkürlichen und verzerrten Interpretationen entgegenwirken soll
- Drei Arten der Inhaltsanalyse nach Mayring (1995)
- Zusammenfassende Inhaltsanalyse – Material soll auf wesentliche Inhalte reduziert werden
- Explizierende Inhaltsanalyse – bei unklaren Textteilen soll zusätzliches Material zur Erklärung genutzt werden
- Strukturierende Inhaltsanalyse – soll bestimmte Struktur aus dem Material herausfiltern
- Spätere Ergänzung durch: induktive Kategorienbildung – zur schrittweisen Entwicklung von Kategorien aus dem Material
Grounded Theory
- Ursprünglich von Barney Glaser und Anselm Strauss 1967 entwickelt
- Konzeptualisieren: Die Grounded-Theory geht über die bloße Deskription hinaus und möchte die hinter den Daten liegenden Konzepte erfassen und analysieren.
- Ziel: Entwicklung von auf empirischer Forschung gegründeten Theorien
- Als Grundlage dienen Texte, die systematisch analysiert werden
- Interviews, Notizen während des Forschungsprozesses, Beobachtungsprotokolle etc.
- Durch Analyse kommt es zu Konzepten und Einsichten oder Schlussfolgerungen –> „Memos“
- Erkenntnistheoretische Grundlage ist nicht eindeutig, die meisten Vertreter glauben an eine unabhängig existierende Realität, andere konzentrieren sich auf subjektive Empfindung der Realität
- Verschiedene Versionen der Grounded Theory, unterscheiden sich darin, ob der Ansatz als „Kunstlehre“ oder als „Technik“ verstanden wird
- Glaser: Kategorien sind leicht erkennbar, Transkribieren ist Zeitverschwendung, wichtige Inhalte sind offensichtlich
- Strauss: Methode sollte lehr- und lernbar sein, man braucht detaillierte Regeln für die Codierung
Codieren
-
Offenes Codieren: Zuerst zeilenweises Codieren (line coding), dann fokussiertes Codieren (focused coding)
- Line Coding – jede kleine Texteinheit/Zeile wird zusammengefasst
- Focused Coding – Zusammenfassung von größeren Textteilen
- Bei der Ableitung von Konzepten und Kategorien sollte immer die Methode des konstanten Vergleichs genutzt werden:
- während des gesamten Forschungsprozesses immer wieder und auf allen Ebenen Vergleiche machen
- axiales Codieren - dient der Verfeinerung und Differenzierung schon vorhandener Konzepte und verleiht ihnen den Status von Kategorien (Oberbegriffen). Eine Kategorie wird in den Mittelpunkt gestellt, um ein Beziehungsnetz auszuarbeiten (Achsenkategorie)
- selektives Codieren - Es wird ein zentrales Phänomen der Analyse festgelegt. Das zentrale Phänomen wird als Kernkategorie bezeichnet. Es wird während der Forschung die ständige Frage nach den im Mittelpunkt stehenden Phänomenen gestellt
Foucault’sche Diskursanalyse
Einführung in späten 70er Jahren
Augenmerk darauf, wie Diskurse ihre Benutzer beeinflussen
Nach Willig (2003) 6 Schritte:
Diskursive Konstruktionen
- Wie wird über den interessierenden Gegenstandsbereich gesprochen bzw. geschrieben, wie wird er konstruiert?
Diskurse
- Welchen breiteren Diskursen lassen sich diese diskursiven Konstruktionen zuordnen? Legt die Art und Weise, wie jemand über seine Depression spricht, beispielsweise eine psychologische Sichtweise nahe – oder eine physiologische – oder eine religiöse?
Handlungsorientiertheit
- Welche Funktionen haben die diskursiven Konstruktionen, welche Handlungskonsequenzen ergeben sich daraus?
Positionierungen
- Wie werden Subjekte mittels der diskursiven Konstruktionen im Hinblick auf den fraglichen Gegenstandsbereich positioniert – welche Rechte und Pflichten ergeben sich beispielsweise daraus? (So könnte eine ausschließlich medizinische Sichtweise von Depression die betroffene Person in erster Linie als Patientin positionieren,die einer Behandlung bedarf)
Praxis
- Hier geht es um die Relation zwischen Diskurs und gesellschaftlicher Praxis: Welche Handlungsweisen werden innerhalb des Diskurses in Bezug auf den fraglichen Gegenstandsbereich konstruiert, und wie werden sie bewertet?
Subjektivität
- Schließlich beinhalten Diskurse eine ganz bestimmte Perspektive, eine ganz bestimmte Sichtweise
Anwendung: Feminismus-Forschung, eine Theorie eines Therapeuten über seinen Klienten, Rechtfertigung von Rauchern