2. Wissenschaftstheorie, Basisziele wissenschaftlicher Tätigkeit, Theorien und Hypothesen Flashcards

2. Wissenschaftstheorie, Basisziele wissenschaftlicher Tätigkeit, Theorien und Hypothesen

1
Q

Induktion vs Deduktion

A

- Induktion:

  • Schluss von (beobachtetem) Einzelfall auf allgemeine Regel (im Grunde wie in der Alltagspsychologie, daher ist Vorsicht geboten)
  • Stärke: zu Beginn eines Forschungsprozesses neue Regelhaftigkeiten entdecken

- Deduktion:

  • Umgekehrt. Man geht von einer zugrundeliegenden Theorie aus, leitet aus dieser eine Hypothese ab und überprüft sie dann gegen die Realität

–> für das Erarbeiten einer psychologischen Theorie braucht man sowohl Induktion als auch Deduktion, sowohl simultan als auch sequentiell

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2
Q

Quantitative vs qualitative Methoden

A

quantitativ:

  • objektive messende, standardisierte Verfahren
  • meist bei deduktiver Vorgehensweise

qualitativ:

  • sinnverstehende, unstandardisierte Verfahren
  • freie Gesprächs- und Beobachtungsmethoden, Tagebucheinträge etc
  • meist bei induktiver Vorgehensweise
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3
Q

Wissenschaftstheorie - wissenschaftstheoretische Ansätze in der Psychologie

A

Die Wissenschaftstheorie beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie mit Methoden der empirischen Forschung reale Sachverhalte erfasst werden können.

Konventionelle Ansätze:

  • logischer Empirismus / Positivismus (Carnap)
  • kritischer Rationalismus (Popper)
  • Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme (Lakatos)
  • historisch-soziologische Analyse (Kuhn)

Wirklichkeit als Konstruktion:

  • Konstruktivismus: es gibt keine unabhängig von uns existierende Welt (z.B. diskursive Psychologie)
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4
Q

Logischer Empirismus / Positivismus (Carnap)

A

Grundprinzip:

  • Alle Theorien müssen aus Beobachtungen hervorgehen –> Induktion

Problem:

  • mathematisch unmöglich so eine Theorie zu beweisen. Selbst wenn ich 1000 weiße Schwäne gesehen habe, könnte der nächste schwarz sein
  • keine Beobachtung ist voraussetzungslos, sondern sie ist durch unser Wahrnehmungssystem oder unsere Erwartungen verzerrt. D.h. jede Beobachtung basiert schon auf einer Theorie.
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5
Q

Kritischer Rationalismus (Popper)

A
  • in der Psychologie dominierender wissenschaftstheoretischer Ansatz
  • Falsifikationsprinzip: Es ist nicht möglich Theorien zu verifizieren; man kann nur versuchen sie zu widerlegen
  • je mehr Falsifikationsversuche eine Theorie schadlos überstanden hat, desto besser ist sie
  • eine neue Theorie kann eine alte Theorie ersetzen, wenn sie über den Erklärungsgehalt der alten Theorie hinaus Dinge erklärt und grundsätzlich falsifizierbar ist.

Problem:

  • Hypothesen über menschliches Erleben und Verhalten sind nahezu immer Wahrscheinlichkeitsaussagen, können also niemals zu 100% widerlegt werden –> probabilistische Falsifizierung
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6
Q

Historisch-soziologische Analyse (Kuhn)

A

Wie passiert tatsächlich in der Wissenschaft?

  1. Wissenschaftler halten das Falsifikationsprinzip nicht strikt ein. Sie verwerfen ihre Theorie zunächst nicht, sondern versuchen sie durch Zusatzannahmen zu retten.
  2. Wissenschaft ist nicht kumulativ, sondern geschieht in Sprüngen: Erst wenn die bestehenden Theorien nicht mehr durch Zusatzannahmen zu retten sind, passiert ein Paradigmenwechsel.
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7
Q

Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme (Lakatos)

A

Versuch Poppers kritischen Rationalismus mit Kuhns Paradigmenkonzept zu vereinen.

Thesen:

  • nicht sinnvoll eine Theorie zu falsifizieren, solange keine bessere vorhanden ist
  • nicht sinnvoll isolierte Theorien zu betrachten, weil Theorien immer in einen Kontext eingebettet sind und als Theorienreihen T1, T2, T3 auftreten
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8
Q

Wie entstehen neue Theorien?

A

weitgehend ungeklärt, einige Möglichkeiten:

  • Intuition
  • Analogieschlüsse (z.B.: Computer –> kognitive Prozesse des Menschen)
  • Induktion: man überlegt sich, wie man Beobachtungen interpretieren kann
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9
Q

Latente Variable - wo liegt die Schwierigkeit?

A
  • latente Variablen sind nicht direkt beobachtbar, sondern nur “im Verborgenen” vorhanden
  • z.B. Intelligenz, Mitleid, Aggression, Gedächtnis
  • um latente Variablen zu messen benötigt man Annahmen darüber, wie messbare Variablen (z.B. die Antworten bei einem Intelligenztest) mit der latenten Variable zusammenhängen
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10
Q

Wie könnte man „Aggression“ operationalisieren?

A
  1. Entscheidung welche Art von Aggression: körperlich oder verbal?
  2. Selbstbeschreibungen oder beobachtbares Verhalten (zählt Schubsen als Aggression oder nur absichtliches Schubsen?)

–> operationalisieren heißt genau zu definieren unter welchen Bedingungen ein Verhalten für die gegenwärtige Fragestellung als Aggression klassifiziert werden soll

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11
Q

Was ist eine Hypothese?

A

Eine Hypothese ist eine vorläufige Antwort (Vermutung) auf eine Forschungsfrage. Der wissenschaftliche Nachweis steht noch aus.

Die Hypothese ist die Verbindung zwischen Theorie und Empirie.

Wesentliche Merkmale:

  • präzise formuliert
  • prinzipiell widerlegbar
  • operationalisiert: die abstrakten Begriffe müssen empirisch erfassbar und messbar sein
  • begründbar: nicht total aus der Luft gegriffen, sondern gut nachvollziehbar
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12
Q

Welche Arten von Hypothesen gibt es?

A

- universelle Hypothese:

  • “alle Schwäne sind schwarz” –> nicht verifizierbar, außer ich kann die gesamte Population erfassen. Eine Ausnahme reicht zur Widerlegung

- beschränkt universelle Hypothese:

  • Einschränkung auf den Geltungsbereich! (bestimmte Altersgruppe etc)

- quasiuniverselle Hypothese:

  • lässt Ausnahmen zu, macht Wahrscheinlichkeitsaussagen. Sehr verbreitet in der Psychologie
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13
Q

Zeitpunkt der Formulierung von Hypothesen

A
  1. Vor der Untersuchung –> hypothesenprüfend
  2. Nach der Untersuchung –> hypothesengenerierend
  • bietet sich an, wenn man noch nicht viel über einen Sachverhalt weiß und nach eventuellen Korrelationen sucht
  • im Anschluss muss die generierte Hypothese in einer neuen Untersuchung mit neuen Datensätzen geprüft werden
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14
Q

Leib-Seele-Problem

A

Beziehung zwischen dem Bewusstsein/Gedanken und dem Gehirn als Teil des Körpers.

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15
Q

Modus Ponens

A

Aus den Prämissen der Form A –> B und A wird auf die Conclusio B geschlossen.

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16
Q

Erklärung erster Ordnung vs Erklärung zweiter Ordnung

A

Erklärung erster Ordnung:

  • das Bedingungsgefüge ist unmittelbar
  • solche direkten Abhängigkeiten sind in der Psychologie jedoch selten

Erklärung zweiter Ordnung:

  • es gibt intervenierende (dazwischentretende) Variablen
17
Q

Vorhersagen

A
  • Vorhersagen (Prognosen) sind vorwärts gerichtete Erklärungen
  • wie bei der Erklärung gibt es bedingende (unabhängige) und beeinflusste (abhängige) Variablen, aber beim Vorhersagen sagt man Prädiktorvariable und Kriteriumsvariable
  • fast immer hat das Kriterium viele Prädiktoren, daher beschränkt man sich bei einer Prognose meist auf einige wenige mit dem höchsten Erklärungswert