5&6: Empathie – neurowissenschaftliche Annäherungen an ein Grundbaustein sozialen Verhaltens Flashcards

1
Q

Welche Hirnareale sind entscheidend für das Spiegelsystem?

A
  • Sind motorische Hirnareale entscheidend für das Spiegelsystem?
  • Also prämotorischer Kortex, M1, ….
  • Schließlich lernen wir offenbar durch Simulation und Imitation
  • Aber dann müssten wir ja permanent alles imitieren!
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2
Q

Das
Spiegelneuronensystem beruht vor
allem auf

A

SI!

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3
Q

Kritik SN

A

“Why is the mirror neuron system so controversial?”
C. Keysers:
“About a dozen papers have reported direct evidence for mirror neuron activity in monkeys and birds. Approximately 100 times as many papers refer to mirror neurons without directly recording their activity, often implying a link between mirror neurons and higher cognitive functions.” (Current Biology, 2009)

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4
Q

Unterschied Theory-of-Mind vs. Spiegelneuronen

A
  • Der Spiegelneuronen-Ansatz beschäftigt sich vor allem mit Emotionen und Aktionen, also konkret beobachtbaren Zuständen (z.B. Tränen oder Lachen)
  • Theory-of-Mind-Ansätze dagegen wollen primär das Verstehen gedanklicher, nicht direkt beobachtbarer Zustände behandeln (Perspektivenübernahme!)
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5
Q

Empathie und Theory-of-Mind

A
  • Ist Empathie im Gehirn von Geburt an angelegt (Spiegelneuronenansatz)
  • …oder Ergebnis von Lernen und Erfahrung (ToM)?
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6
Q

Theory-of-Mind

A

• Wurzeln in der Kognitionspsychologie und der Entwicklungspsychologie
• Kinder lernen meist zwischen 3 und 5 Jahren, Absichten und Überzeugungen anderer in ihr Handeln einzubeziehen
Theory-of-Mind (ToM) ist die Fähigkeit, Bewusstseinsvorgänge in anderen Personen anzunehmen und zu erkennen
• Mit anderen Worten: Gefühle, Intentionen, Erwartungen des anderen zu vermutenTheory-of-Mind (ToM) ist die Fähigkeit, Bewusstseinsvorgänge in anderen Personen anzunehmen und zu erkennen
• Mit anderen Worten: Gefühle, Intentionen, Erwartungen des anderen zu vermuten

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7
Q

Empathie als Perspektivenübernahme

A
  • Experimente zur ToM beziehen sich vor allem auf Perspektivenübernahme
  • … und dessen Entwicklung im Kleinkindalter
  • Vorläufer: Piagets Drei-Berge-Versuch
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8
Q

ToM und Moralentwicklung

A
  • Moral als prototypisches Sozialverhalten
  • Entwickelt sich erst spät:
  • Nach Piaget bis zum 11. Lebensjahr
  • Nach Kohlberg Stufenmodell, wobei letzte Stufen nur von wenigen erreicht werden („Mahatma Gandhi“)
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9
Q

Neuronale Korrelate ToM

A

3 Hinareale
mittlerer präfrontaler Kordel
Spitze des Schläfenlappens
Übergang vom Schläfen zum Scheitellappen RTPJ region
NeuronaleKorrelatedieser Fähigkeit zur Perspektivübernahme deuten vor allem auf die rechte temporo-parietale Übergangsregion hin (rTPJ).
• R.Saxe:”DieseNeuronen haben keine andere Funktion, als die Gedanken anderer Menschen zu lesen.“
Young et al., 2007

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10
Q

Moral und ToM

A

TMS-Experiment von Young et al. (2010):
Szenario 1: Grace gibt ihrem Freund Zucker in den Kaffee, von dem sie annimmt, dass es Zucker ist.
Szenario 2: Grace beabsichtigt, Gift in den Kaffee zu tun, aber es ist nur Zucker. (In beiden Fällen bleibt der Freund unversehrt.)
Szenario 3: Grace glaubt, es ist Zucker, aber es ist Gift. Der Freund stirbt.
Szenario 4: Grace weiß, dass der Zucker in Wahrheit Gift ist. Sie tötet ihren Freund also absichtlich.
Pb sollten moralisches Verhalten auf einer Skala von 1-7 einschätzen.
4 feldertafel outcome neutral negativ
belief negativ neutral
Moral und ToM Moralisches Verhalten:
• Wir neigen jemanden zu vergeben, der ungewollt eine tödliche Dosis Gift in den Kaffee gemischt hat.
• Hingegen verurteilen wir ihn, wenn er Gift verabreichen wollte, ihn aber versehentlich nur eine Zuckerdose reicht.
• Die moralische Bewertung richtet sich offensichtlich nach der Absicht (unabhängig vom Resultat).
SaxeundYoungblockiertenmit TMS nun temporär die rTPJ- Region.
• Ergebnis:DieProbandenkonnten die Absichten des Giftmischers nicht mehr richtig einschätzen und orientierten sich nur am Ausgang des Versuches.
• Sohattensieweitweniger Nachsicht für Grace, wenn sie ihren Freund zufällig tötete.
• DagegenurteiltensieimFalledes gescheiterten Mordversuchs milder.
• Moralverständnis war unter- drückt. (Young et al., 2010)

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11
Q

rTPJ und mPFC

A
  • rTPJ-Region: entscheidend für moralisches oder wertendes Verhalten
  • mPFC-Region: aktiv beim Denken über psychologische Zustände
  • ..sei es bei einem selbst, bei anderen, bei Fremden oder bei Tieren.
  • Vielleicht: mPFC ist beteiligt beim nötigen Entkoppeln der mentalen von der physischen Realität (Frith, 2007).
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12
Q

Komplementarität von ToM und Spiegelneuronentheorie

A

• ToM und Spiegelneuronenansatz können als komplementär gesehen werden
Spiegelneurone: Das Verstehen von Handlungen anderer und emotionale Empathie
ToM: Das Verstehen des Denkens anderer, kognitive Empathie
• Möglicherweise erst Spiegelsystem aktiv, dann ToM

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13
Q

Theory-of-Mind und Spiegelneurone

A

Kognitive Empathie oder Theory-of-Mind (ToM):
Einschätzung der Intentionen und des mentalen Status (Ziele, Überzeugung, Wünsche, Bedürfnisse) des Gegenüber, Perspektivenübernahme.
Emotionale Empathie:
Mitfühlen der Gefühle des Gegenübers (Simulationsansatz, Spiegelneuronen) („we understand without knowing or thinking“). (Blair 2005).

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14
Q

Wenn Menschen keine / wenig Empathie zeigen….

A

• Können pathologische Auffälligkeiten im Sozialbereich durch ein defektes Spiegelneuronensystem erklärt werden?
• Beispiele:
– Autismus / Asperger Syndrome?
– Psychopathie?

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15
Q

Broken Mirrors: Autismus als dysfunktionales Spiegelneuronen- system?

A

mü Komponente ….

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16
Q

Spiegelneurone und Psychopathie

A

• Psychopathen werden als Menschen ohne Mitgefühl, Empathie oder ToM beschrieben
• Welche Befunde kennzeichnen Psychopathie aus Sicht der Hirnforschung?
Hypothese:
Psychopathen haben ein „defektes“ Spiegelneuronensystem
Keysers et al., 2013:
• Probanden sollten Schmerz im Scanner beobachten
• Tatsächlich keine Mirrorneurone aktiv!
• Wenn aber Instruktion war, sich in Personen hineinzuversetzen, waren doch Mirror Neurons aktiv!
=> Psychopathen können, wenn sie nur wollen, empathisch sein.

17
Q

Psychopathie und

Belohnungserwartung

A

18
Q

Können vs. Wollen?

A

Reduced spontaneous (back) but normal deliberate (front) brain activity in psychopathic criminals while viewing movies

19
Q

Is empathy really always automatic?“

A

• Die Spiegelneuronen-Theorie legt nahe, dass Empathie automatisch oder unwillkürlich entsteht, wann immer ich Emotionen bei anderen beobachte
• Tania Singer: Eher nicht! Betonung auf Kontexteffekte!
• Nach Singer hat Empathie zwei Funktionen: – epistemologische Funktion: Verhalten
anderer vorherzusagen
– soziale Funktion: Ursprung für kooperatives und soziales Verhalten

20
Q

Gegenpositionen: Tomasello und Habermas

A
•  Jürgen Habermas: Die Theorie des kommunikativen Handelns
•  instrumentelles vs. kommunikatives Handeln
•  letzteres könnte unser “default mode” sein, angelegt in unserer Sprache
Nach Michael Tomasello könnte es eine Verbindung geben zwischen der kooperativen Struktur von sozialen Interaktionen beim Menschen (im Ggs. zu anderen Primaten) und der fundamentalen kooperativen Struktur der
menschlichen Sprache (2008: The origin of human communication)
21
Q

Empathie lernen?

A
  • Falls Empathie nicht automatisch / angeboren / unveränderlich ist – kann man empathisches Verhalten dann trainieren oder lernen?
  • Kann man Mitgefühl lernen?
  • Kann Menschen mit Störungsbildern, die möglicherweise auf defekten Spiegelneuronen- Systemen basieren (z.B. Autismus, Psychopathie) durch entsprechende Trainingsprogramme geholfen werden?
  • Empathie? Scheint unklar
  • Mitgefühl (compassion)?
  • Nach T. Singer durchaus: „Mitgefühl läßt sich wie ein Muskel trainieren!“
  • Singer: Empathie ist lediglich Resonanz, wichtiger ist Mitgefühl (compassion)
  • Dabei beruht aber Mitgefühl (compassion) wohl auf anderen Hirnregionen
22
Q

A path leads from identification by way of imitation to empathy, that is to the comprehension of the mechanism by which we are enabled to take up any attitude at all towards another mental life.

A