3 Angststörungen Flashcards

1
Q

Angststörungen

Symptome:

A

bild

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Formen von Angst

A
  1. Angst als Primäremotion
    - affektiv-kognitive, verhaltensbezogene und physiologische Komponenten
  2. Dispositionelle Ängstlichkeit
    - Zeitlich relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal (bei ängstlich-vermeidender PS: Überlappung mit „Pathologischer Angst)
  3. Pathologische Angst
    - Angstreaktionen gehen in Bezug auf Häufigkeit, Intensität und/oder Dauer über das hinaus, was durch den Grad der Gefährdung gerechtfertigt ist.
    - Bzw. solche Reaktionen werden durch um jeden Preis vermieden
    - Die Angst und/oder das angstbedingte Vermeidungsverhalten führt zu bedeutsamen Leiden und/oder Beeinträchtigungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Pfade der Angstaktivierung:

A

Hochautomatisierte vs. elaboriertere Reizverarbeitung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Organische Ursachen für Panikattaken:

A
  • Herzerkrankungen (Arrhythmie, Tachykardie)
  • Angina pectoris
  • Hyperthyreose, Hyperparathyreose
  • Phäochromozytom (Tumor im Nebennierenmark)
  • Hypoglykämie
  • Asthma bronchiale
  • Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung
  • vestibuläre Dysfunktion
  • Schlafapnoe-Syndrom
  • Epilepsie (in erster Linie Temporallappen-Epilepsie)
  • Intoxikation (z.B. Koffein, Kokain, Amphetamine, Cannabis)
  • Entzug von ZNS-dämpfenden Substanzen (Alkohol, Barbiturate)
  • Kokain
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Verlauf angsstörungen

A

Verlauf

Remissionsraten Spontanremissionsraten für alle Angststörungen < 20%, für PD nur 14,3% in 7 J. (Wittchen 1991)
Komplikationen: hohes Risiko für Komorbiditätsentwicklung im Langzeit-Verlauf (v.a. Depressionen, Substanzmissbrauch und -abhängigkeit, weitere Angstprobleme); bei Hinzukommen einer depressiven Störung meist erhebliche psychosoziale Beeinträchtigungen
Zeitliche Abfolge bei Komorbidität: Depressive und substanzbezogene Störungen scheinen sich in der Mehrzahl der Fälle nach der Angststörung (ggf. „reaktiv“; mit Intervallen von vielfach mehreren Jahren, bei PD jedoch oft kürzer) zu entwickeln. Bei depressiven Störungen ist aber auch ein zeitgleicher Beginn und ein Vorausgehen der depressiven Störung zu beobachten.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Familiäre häufung (bsp. Soziale Phobie):

A

Die familiäre Häufung ist nicht Störungsspezifisch für die Soziale Phobie sondern über alle Anststörungen hinweg zu beobachten.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Risikofaktoren

A

Geschlecht: Risiko für Frauen etwa doppelt so hoch wie für Männer (ausgeprägteste Geschlechtsunterschiede bei Phobien und Generalisierter Angststörung GAD)
Alter: Onset der Panikstörung (PD) früher bei Frauen als bei Männern (bei Männern bimodale Verteilung mit Spitzen im frühen Erwachsenenalter und > 40. Lj.); Onset der Phobien meist in der Kindheit oder Adoleszenz; Onset der GAD meist 25-30 Lj., z.T. auch später
Familienstand: erhöhtes Risiko bei getrennt lebenden, geschiedenen und verwitweten Personen; für GAD bei Hausfrauen
Familiengenetische Belastung: Risiko vermutlich bei PD und GAD
Life events: Befunde widersprüchlich; bei PD bei 38-81% Lebensereignisse vor der Panikattacke: häufig bedrohliche Ereignisse sowie Tod oder plötzliche schwere Erkrankung eines Angehörigen oder Freundes, Schwangerschaft, Geburt
Keine Risikofaktoren: ländliche/städtische Gebiete, Berufsstatus

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Ätiologie

Genetische Faktoren

A
  • gut belegt (z.B. selektive Züchtung ängstlicher Tiere, erhöhte Konkordanz bei eineiigen Zwillingen)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Lernprozesse

A

spezifische Angstreaktionen hängen von Erfahrungen ab; Angstreaktion ist klassisch konditionierbar, Vermeidungsverhalten kann erlernt werden, Angst kann über Modelllernen erworben werden.
Theorien:
1. Zweifaktorentheorie (Mowrer and Miller):

  1. Three-Pathway-Modell (Rachman)

Weiterentwicklung der Zwei-Faktoren Theorie zum Three- Pathway- Modell: Angsterwerb möglich durch

  • klassische bzw. operante Konditionierung
  • Imitations- bzw. Modelllernen
  • Instruktionslernen

Poulton & Menzies (2002) ergänzten das Modell um den Aspekt der mangelnden Erfahrung in der Bewältigung potentiell angstauslösender Situationen

  1. Inflastionseffekt

Frühere intensive Angstreaktion erleichtert spätere Konditionierung von Angstreaktionen an ganz andere Stimuli

  • Bsp.: kleiner Autounfall kann zur Fahrphobie führen, aber nur wenn früher intensive Angstreaktionen vorlagen (besonders in unkontrollierbaren Stresssituationen)
    Konditionierung von Angstreaktionen auch ohne spezifischen traumatischen Auslöser
  • Frühere positive Erfahrungen mit dem konditionierten Stimulus erschweren Konditionierbarkeit
  • Auch Modelllernen zur latenten Hemmung: Wenn Affen andere Affen beobachten, die mutig bei Schlangen auftreten, sind auch bei ihnen Angstreaktionen auf Schlangen schlechter konditionierbar

  1. Inkubation der Angst (Eysenck)
    Wenn die Betroffenen den ungefährlichem aber gefürchteten Stimulus begegnen erleben sie Angst und diese als ausgesprochen unangenehm, was als Beleg für die Bedrohlichkeit des Stimulus gesehen wird
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Infoverarbeitung

A

Informationsverarbeitung
- Selektiv-fokussierte Wahrnehmung und katastrophisierende Bewertung von externen oder aus dem Körperinneren stammende Reizen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Interaktive Modell e

A

Interaktive Modelle

  • Multifaktoriell, probabilistisch, dynamisch
  • Bio-psycho-sozial
  • Diathese-Stress-Paradigma
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Spezifische Phobien:

Klinische Merkmale

A

Klinische Merkmale

  • Dauerhafte, unangemessene und intensive Furcht und/ oder Vermeidung spezifischer Objekte oder Situationen
  • In den gefürchteten Situationen treten Angstsymptome auf, wie sie bei anderen Angststörungen definiert sind (bspw. Agoraphobie)
  • Einsicht, dass die Symptome und das Vermeidungsverhalten übertrieben und unvernünftig sind.
  • Die Symptome sind auf die gefürchtete Situation oder Gedanken an diese beschränkt.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Typen

Spezifische Phobien

A

Typen

Im Prinzip beliebige Situationen oder Objekte relevant. In der Praxis finden sich deutliche Häufigkeiten in Bezug auf bestimmte Klassen von Situationen und Objekten (vgl. „Preparedness“)

Tiertypus
- Angst vor Spinnen, Schlangen oder Insekten
- Oft werden besonders die abrupten Bewegungen der Tiere gefürchtet
-
Umwelttypus
- Angst vor Naturereignissen wie Gewitter oder Wasser

Situationstypus

  • Furcht vor bestimmten Situationen wie Menschenmengen oder engen Räumen
  • z.T. Überschneidung mit Panikstörung mit Agoraphobie

Blut-, Spritzen- und Verletzungstypus

  • Ausgeprägte Angst vor Arztbesuchen oder Spritzen
  • Besonders relevant ist dieser Typus, da z.T. wichtige Untersuchungen bzw. Behandlungen nicht wahrgenommen werden
  • Besonderheit: bis zu 75% der Betroffenen fallen in entsprechenden Situationen in Ohnmacht

Beispiele:

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Diagnostik:

Kriterien der Spezifischen Phobie (DSM-IV)

A

Diagnostik:

Kriterien der Spezifischen Phobie (DSM-IV)

A. Ausgeprägte und anhaltende Angst, die übertrieben oder unbegründet ist und die durch das Vorhandensein oder die Erwartung eines spezifischen Objekts oder einer spezifischen Situation ausgelöst wird (z. B. Fliegen, Höhen, Tiere, eine Spritze bekommen, Blut sehen).

B. Die Konfrontation mit dem phobischen Reiz ruft fast immer eine unmittelbare Angstreaktion hervor, die das Erscheinungsbild einer situationsgebundenen oder einer situationsbegünstigten Panikattacke annehmen kann (bei Kindern kann sich die Angst in Form von Weinen, Wutanfällen, Erstarren oder Anklammern ausdrucken).

C. Die Person erkennt, dass die Angst übertrieben oder unbegründet ist (bei Kindern darf dieses Merkmal fehlen).

D. Die phobischen Situationen werden gemieden bzw. nur unter starker Angst oder starkem Unbehagen ertragen.

E. Das Vermeidungsverhalten, die ängstliche Erwartungshaltung oder das Unbehagen in den gefürchteten Situationen schränkt deutlich die normale Lebensführung der Person, ihre berufliche (oder schulische) Leistung oder sozialen Aktivitäten oder Beziehungen ein, oder die Phobie verursacht erhebliches Leiden für die Person.

F. Bei Personen unter 18 Jahren hält die Phobie über mindestens sechs Monate an.

G. Die Angst, Panikattacken oder das phobische Vermeidungs-verhalten, die mit dem spezifischen Objekt oder der spezifischen Situation assoziiert sind, werden nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt wie z. B. Zwangsstörung (z.B. Angst vor Schmutz bei Personen, die die Vorstellung haben, kontaminiert zu werden), Posttraumatische Belastungsstörung (z. B. Vermeidung von Reizen, die mit dem Trauma assoziiert sind) oder Störung mit Trennungsangst (z.B. Vermeidung von Schulbesuchen), Soziale Phobie (z.B. Vermeidung sozialer Situationen aus Angst vor Peinlichkeiten), Panikstörung mit Agoraphobie oder Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Epidemiologie

spezifische Phobien

A

Epidemiologie:

  • Lebenszeit-Prävalenz 10.0% (ECA) bis 11,3% (NCS);
  • Einjahresprävalenz 7-9% (Raten abhängig von Definition des Schweregrades)
  • Frauenanteil abhängig vom Typus: bei Tier- und naturbezogener Phobie 75-90%, bei Höhenphobie 55-70%, bei situationsbezogener Phobie 75-90%, bei Blut- bzw. Injektionsphobie 55-70%
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Verlauf spezifische Phobien

A

Verlauf:
Onset abhängig vom Typus: situationsbezogene Phobie in Kindheit sowie Mitte der 20er Lj. (zweigipflige Verteilung), andere Typen meist in der Kindheit

Komorbidität: häufig mit anderen Angststörungen, v.a. Panikstörung mit Agoraphobie; z.T. auch gemeinsames Auftreten mit PTBS, Zwangsstörung, affektiven oder somatoformen Störungen

Prädisponierende Faktoren: traumatische Ereignisse (z.B. von einem Tier angefallen werden); häufige Warnungen überängstlicher Eltern

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Ätiologie
Spezifische Phobien

Modelle

Konkrete Ursachen

A

Modelle
Zwei-Faktoren-Theorie (Mowrer,1939)
Three-Pathway-Modell und Erweiterungen (Rachman, 1977)
Vulnerabilitäts-Stress-Modell:
- Angeborene Prädisposition bzgl. Entwicklung von Angsterkrankungen (Familienstudien)
- Frühkindliche Neigung zur Verhaltensgehemmtheit als Risikofaktor
- Auffälligkeiten zeigen sich v.a. im Bereich der Amygdala
- Wechselwirkung zwischen genetischer Disposition und Stresslevel kann zur Entstehung von Angsterkrankungen beitragen

konkrete Ursachen
Eigene Erfahrungen / direkte Konditionierung (vgl. „preparedness“)
Modelllernen / ängstliche Personen in der Umgebung
Semantisches Lernen (negative Informationen, Nachrichten etc.)
Fehlende Bewältigung frühkindlicher Furchtdispositionen (vgl. Dunedin-Studie: wer als Kind viel auf Bäume kletterte [auch wenn er/sie mal runter fiel], hat als Erwachsener seltener Höhenphobie)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Therapieansätze

A
  1. Konfrontationsverfahren
    Effektivste Therapiemethode für spezifische Phobien

Unterschiede im konkreten Vorgehen bzgl. massiert oder graduiert bzw. in vivo (in der Realität) oder in sensu (in der Vorstellung)

Graduierte Exposition (schrittweise Steigerung des Angst auslösenden Reizes)
- In sensu (systematische Desensibilisierung): im entspannten Zustand führt In-sensu-Konfrontation mit ansteigendem Angst auslösenden Reiz zu konditionierter Hemmung der Angstreaktion (reziproke Inhibition)
- In vivo (Habituationstraining): Reaktionsstärke nimmt nach wiederholter realer In-vivo-Präsentation des Angst auslösenden Reizes ab
Massierte Exposition (direkte Konfrontation, maximal Angstauslösende Reize)
-

In sensu (Implosion)
- In vivo (Flooding)
Heute: Verwendung des Oberbegriffs Exposition

Dabei gilt: Je höher physiologische Aktivierung während Exposition, desto höher der Therapieerfolg

CAVE: Erfolg nur wenn: Angst + als „bewältigt“ verarbeitet
2. Applied Tension
Sonderfall: Behandlung von Blut-, Spritzen- und Verletzungsphobie
•Patient zeigt spezifische physiologische (biphasische) Reaktion auf Angstreiz:
–Absenken des Blutdrucks  Ohnmachtsanfälle (Synkopen), statt (wie sonst bei Angsterkrankungen) Sympathikusaktivierung

Daher: Applied Tension
•Erlernen des gezielten Anspannens der Skelettmuskulatur (z.B. PMR ohne Entspannungselemente)
•Ziel: kurzfristige Blutdrucksteigerung zur Vermeidung situationsgebundener Ohnmacht

Aufbau: 5 Sitzungen (Öst & Sterner, 1987)
1. Verhaltensanalyse, Erlernen der Anspannungstechnik

2.–5. Schrittweise Steigerung der Angst auslösenden Situationen (Bildmaterial, Besuch einer Blutspendeeinrichtung und tatsächliche Blutabnahme, Beobachtung einer Operation), Wahrnehmen von Ohnmachtsanzeichen und Anwendung der Anspannungstechnik

Effektivität
Welche Komponente der Applied-Tension-Behandlung ist die eigentlich wirksame?

Vergleich von:
•Applied-Tension Verfahren
•Konfrontation in vivo (ohne Coping Technik)
•Reine Anspannungstechnik (ohne Konfrontation)

Ergebnis:
•Angewandte Anspannung und Applied-Tension (beide Verfahren wirken Synkopen entgegen) nachweislich effektiver als reine Konfrontation in vivo (auch im 1-Jahres-Follow-Up).

19
Q

Soziale Phobie

Klinische Merkmale

A

Klinische Merkmale

  • Ausgeprägte und anhaltende Angst vor einer oder mehrerer sozialen oder Leistungssituationen, in denen befürchtet wird, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, gedemütigt zu werden und/oder sich peinlich/ beschämend zu verhalten.
  • Konfrontation löst fast immer Angst aus.
  • Betroffene erkennt, dass die Angst nunvernünftig ist.
  • Situationen werden vermieden oder unter intensiver Angst ertragen.
  • Erhebliche Beeinträchtigung und Ausschluss des Einflusses von Medikamenten oder anderen Erkrankungen
20
Q

Typische Furchtsituationen:

soziale Phobien

A

•Im Mittelpunkt stehen
•Konversation in Gruppen
•Gespräch mit einer Person
•Teilnahme an Party, Hochzeit o.ä.
•Telefonieren
Leistungssituationen
•Sprechen in der Öffentlichkeit, Rede halten
•Etwas schreiben vor anderen (z.B. Scheck)
•Öffentliche Toilette benutzen
•Vor anderen essen od. trinken, Tasse halten

Typische Befürchtungen

Beim Essen oder Trinken …
… könnten meine Hände zu zittern beginnen
… könnte mir die Gabel oder Tasse aus der Hand fallen
… könnte es mir schlecht werden
… könnte ich wegen eines Kloßgefühls im Hals nicht mehr schlucken
An öffentlichen Orten …
… könnte ich auf einmal zittern, schwitzen oder erröten
… könnte ich mich ungeschickt benehmen
… könnten alle auf mich schauen
Beim Schreiben …
… könnten meine Hände zu zittern beginnen, so dass nur noch Kritzeleien entstehen
… könnte ich versagen
… könnten andere mich für einen Analphabeten halten

21
Q

Kriterien der Sozialen Phobie (DSM-IV)

A

A. Eine ausgeprägte und anhaltende Angst vor einer oder mehreren sozialen oder Leistungssituationen, in denen die Person mit unbekannten Personen konfrontiert ist oder von anderen Personen beurteilt werden könnte. Der Betroffene befürchtet, ein Verhalten (oder Angstsymptome) zu zeigen, das demütigend oder peinlich sein könnte

Beachte: Bei Kindern muss gewährleistet sein, dass sie im Umgang mit bekannten Personen über die altersentsprechende soziale Kompetenz verfügen, und die Angst muss gegenüber Gleichaltrigen und nicht nur in der Interaktion mit Erwachsenen auftreten

B. Die Konfrontation mit der gefürchteten sozialen Situation ruft fast immer eine unmittelbare Angstreaktion hervor, die das Erscheinungsbild einer situationsgebundenen oder einer situationsbegünstigten Panikattacke annehmen kann

Beachte: Bei Kindern kann sich die Angst durch Weinen, Wutanfälle, Erstarren oder Zurückweichen von sozialen Situationen mit unvertrauten Personen ausdrücken

C. Die Person erkennt, dass die Angst übertrieben oder unbegründet ist

Beachte: Bei Kindern darf dieses Kriterium fehlen

D. Die gefürchteten sozialen oder Leistungssituationen werden vermieden oder nur unter intensiver Angst oder Unwohlsein ertragen.

E. Das Vermeidungsverhalten, die ängstliche Erwartungshaltung oder das starke Unbehagen in den gefürchteten sozialen oder Leistungssituationen beeinträchtigen deutlich die normale Lebensführung der Person, ihre berufliche (oder schulische) Leistung oder soziale Aktivitäten oder Beziehungen, oder die Phobie verursacht erhebliches Leiden

F. Bei Personen unter 18 Jahren hält die Phobie über mindestens 6 Monate an
G. Die Angst oder Vermeidung geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B. Droge, Medikament) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück und kann nicht besser durch eine andere psychische Störung (z.B. Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, Störung mit Trennungsangst, Körperdysmorphe Störung, tiefgreifende Entwicklungsstörung oder Schizoide Persönlichkeitsstörung) erklärt werden

H. H. Falls ein medizinischer Krankheitsfaktor oder eine andere psychische Störung vorliegen, so stehen diese nicht in Zusammenhang mit der unter Kriterium A beschriebenen Angst z.B. nicht Angst vor Stottern, Zittern bei Parkinsonscher Erkrankung oder, bei Anorexia Nervosa oder Bulimia Nervosa, ein abnormes Essverhalten zu zeigen

Generalisiert: Wenn die Angst fast alle sozialen Situationen betrifft [ziehe auch die zusätzliche Diagnose einer Vermeidend-Selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung in Betracht]

22
Q

Differentialdiagnose (Abgrenzung von anderen Erkrankungen)

A

Agoraphobie und/oder Panikstörung :auch Erleben starker Angst an Orten mit zahlreichen Personen, oder meiden diese
- primäre Befürchtung: im Fall einer Panikattacke Raum nicht schnell genug verlassen zu können)
soziale Phobie: eindeutig Angst vor negativen Bewertungen zentral

Schizophrenes Spektrum: paranoides anmuten der mit sozialen Ängsten verbundenen Kognitionen
Sozialphobische Ängste werden vom Betroffenen als übertrieben erkannt

Depression: Vermeidung geselliger und interaktiver Anlasse als mögliche Folge
- Vorherrschende Gründe für Vermeidung: Antriebslosigkeit, negative Stimmung und Interessenverlust (Angst vor negativer Bewertung oder Ablehnung lediglich während depressiver Episoden)

Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung (DSM-IV Achse II): Tiefgreifendes Muster sozialer Gehemmtheit, Insuffizienzgefühle, Überempfindlichkeit gegenüber negativer Bewertung. Beginn im frühen Erwachsenenalter.

Eher Selbstunsicher-Vermeidende PS bei 4 der folgenden Kriterien:

  1. Vermeidet berufliche Aktivitäten, die Sozialkontakte mit sich bringen
  2. Lässt sich nur widerwillig auf Menschen ein, solange deren positive Haltung nicht bekannt ist
  3. Zurückhaltung in intimen Situationen
  4. Angst vor Kritik und Ablehnung
  5. Ist gehemmt
  6. Fühlt sich anderen unterlegen, unbeholfen, unattraktiv
  7. Geht keine sozialen Risiken ein
23
Q

Prävalenz:

A

Lebenszeit-Prävalenz 2.8% (ECA) - 13.3% (NCS); Einjahresprävalenz 7.9% (NCS) [Raten abhängig von Definition des Schweregrades]

Geschlechtsunterschiede: Frauen haben 1.5 – 2 x höheres Risiko

Beginn: überwiegend in Jugend und im frühen Erwachsenenalter

  • Hochrisikoalter für erste Symptome 10 – 17 Jahre
  • Bei > 90% vor 25. Lebensjahr

Verlauf

  • Bei Jugendlichen variabler
  • Bei Erwachsenen i.d. Regel chronischer Verlauf
  • Bis Behandlungsbeginn: durchschnittlich 10-12 Jahre

Komorbidität hoch
Andere Angststörungen, Depression, Substanzmissbrauch, 12% Suizidversuche

24
Q

Ätiologie

A

Ätiologie:

Entstehungsbedingungen:

Genetische Bedingungen:
- Disposition zu erhöhter physiologischer Erregbarkeit
Umgebungsbedingungen:
- Ängstliches Modellverhalten der Eltern
- Erziehungsstil, z.B. Normen, Perfektionismus
- Negative Vorerfahrungen, z.B. mit Gleichaltrigen, anderem Geschlecht

Diese Faktoren beeinflussen Annahmen über Soziale Situationen.

25
Q

Theorien zur Entstehung und Aufrechterhaltung sozialer Ängste:

A

Modell von Clark und Wells: Beschreibt zentrale Mechanismen zur Aufrecht-erhaltung von Sozialen Phobien. Es wird meistens verwendet um Patienten wichtiges Störungswissen zu vermitteln.
Zugrundeliegende Evolutionspsychologische Annahme: Universelle Motive des Menschen sind gemocht, sozial unterstützt und gewertschätzt zu werden. Sie bestehen da wir in unserer Evolutionären Vergangenheit darauf angweiesen waren in Gruppen integriet zu sein

  • Grundkonzept des Schemas: personen mit sozialen Ängsten neigen zu einer Reihe dysfunktionaler Aufmerksamkeits und Verarbeitungsprozessen
  • Sicherheitsverhalten stärkt disfunktionale Schemata (Erwartungen): „ ich habe den Vortrag nur geschafft weil ich alles auswendig gelernt habe!“
26
Q

Definition: „Sicherheitsverhalten“

A

efinition: „Sicherheitsverhalten“
Versuch des Betroffenen, Angst(symptome) in der sozialen Situation zu minimieren oder zu verbergen
Kurzfristig: Situation erscheint erträglicher oder kontrollierbarer
Langfristig: dysfunktional , denn: Vermehrte Lenkung der Aufmerksamkeit auf Angstsymptome und Verhinderung korrektiver Erfahrungen
- trägt maßgeblich zur Angstaufrechterhaltung bei!
Beispiele:
- Auswendiglernen von Gesprächsbeitrag
- Tragen bestimmter Kleidung, um Schweißflecken/Rotwerden zu verbergen
- Alkohol trinken, um „locker“ zu werden

27
Q

Therapieansätze

A

Kognitiv mit Expositionsbehandlung:

Komponenten der Therapie von Wlazlo et al, 1995:

  1. Erklärungsmodell
  2. Informationen und Übungen zum verbalen und nonverbalen Sozialverhalten
    - bewusste Wahrnehmung anderer Personen
    - Augenkontakt
    - Mimik
    -

Körperhaltung

  • soziale Distanz
    1. In-vivo-Übungen zur sozialen Kompetenz und zum Angsmangement
    2. Selbstbewertungen und -belohnungen
    3. Vorbereitung im Einzel, dann Gruppentherapie

Therapeutisches Vorgehen nach David Clark sowie nach Ulrich Stangier:

  1. Experiment zur Selbstaufmerksamkeit
  2. Übungen mit und ohne Sicherheitsverhalten
  3. Videofeedback (subjektive Einschätzung versus real Beobachtbarem)
  4. Abbau negativer Gedanken, Entwicklung eines realistischeren Eindrucks des sichtbaren Selbst
  5. Weitere Expositionsübungen und Verhaltensexperimente

Testen von Peinlichkeit von Verhalten oder Symptomen

  1. Weiteres Aufmerksamkeitstraining
  2. Modifikation antizipatorischer Verarbeitung
  3. Modifikation nachträglicher Verzerrung durch Grübeln
  4. Allgemeine Veränderung dysfunktionaler Kognitionen sowie eines negativen Selbstbildes
  5. Rückfallprophylaxe

Individuelles Erklärungsmodell nach Stangier auf Basis des Modells nach Clark.

Medikamentöse Therapie:
Antidepressiva bedingt geeignet (SSRI, SNRI, MAOI)

  • angstlindernde und stimmungsaufhellende Wirkung belegt
    Langzeitige Wirkungsbelege fehlen
    Risiken: Rückfallwahrscheinlichkeit nach Absetzen erhöht
  • Mangelnder Kompetenzerwerb
  • Abhängigkeitspotential bei Benzodiazepinen
  • Einnahme als Sicherheitsverhalten

KVT versus Pharmakotherapie und Expositionsinstruktion (Clark)

  • KVT den Gruppen Expositionsinstruktion mit SSRI/Placebo überlegen
  • Nachfolgestudien: KVT ist auch reiner Expositionsbehandlung überlegen

Stangier: KVT ist Interpersoneller Therapie IPT überlegen

Leichsernring: KVT ist Tiefenpsychologischer Therapie überlegen

Effektstärkten von KVT durchgehend im hohen Bereich (über 1.15)!

28
Q

Panikstörung

Def

A

Definition: Wiederkehrende unerwartete, zeitlich begrenzte Panikattacken, die durch intensive Angst, zahlreiche körperliche Beschwerden und kognitive Symptome (z.B Angst zu sterben) begleitet werden.

29
Q

Diagnostik:

Kriterien der Panikattacke (DSM-IV)

A

Eine klar abgrenzbare Episode intensiver Angst und Unbehagens, bei der mindestens 4 der nachfolgend genannten Symptome abrupt auftreten und innerhalb von 10 Minuten einen Höhepunkt erreichen.

  1. Palpitationen, Herzklopfen oder beschleunigter Herzschlag
  2. Schwitzen
  3. Zittern oder Beben
  4. Gefühl der Kurzatmigkeit oder Atemnot
  5. Erstickungsgefühle
  6. Schmerzen oder Beklemmungsgefühle in der Brusz
  7. Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden
  8. Schwindel, Unsicherheit, Benommenheit oder der Ohnmacht nahe sein
  9. Derealisation (Gefühl der Unwirklichkeit) oder Depersonalisation (sich losgelöst fühlen)
  10. Angst, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden
  11. Angst zu sterben
  12. Parästhesien (Taubheit oder Kribbelgefühle)
  13. Hitzewallungen oder Kälteschauer

Kriterien der Panikstörung (DSM-IV)

A. Sowohl (1) als auch (2):

1.wiederkehrende unerwartete Panikattacken

  1. bei mindestens einer der Attacken folgte mindestens ein Monat mit mind. einem der nachfolgenden Symptome:
    - anhaltende Besorgnis über das Auftreten weiterer Panikattacken,
    - Sorgen über die Bedeutung der Attacke oder ihre Konsequenzen (z.B. die Kontrolle zu verlieren, einen Herzinfarkt zu erleiden, verrückt zu werden),
    - deutliche Verhaltensänderung infolge der Attacken.

B. Falls Agoraphobie: Panikstörung mit Agoraphobie
Falls keine Agoraphobie: Panikstörung ohne Agoraphobie.

C. Die Panikattacken gehen nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B. Droge, Medikament) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors (z.B. Hyperthyreose) zurück.

D. Die Panikattacken werden nicht durch eine andere psychische Störung besser erklärt wie z.B. Soziale Phobie, Spezifische Phobie, Zwangsstörung, Posttraumatische Belastungsstörung oder Störung mit Trennungsangst

30
Q

Epidemiologie:

Panikstörung

A

Lebenszeit-Prävalenz 1.6% (ECA) bis 3.5% (NCS) für PD mit und ohne Agoraphobie; Einjahres-prävalenz 0.9% (ECA) - 2.3% (NCS)

31
Q

Verlauf:

panikstörung

A

Verlauf:

  • Onset meist zwischen Adoleszenz und 35. Lj.,
  • Onset nach 45. Lj. ungewöhnlich;
  • Verlauf meist chronisch, aber auch z.T. jahrelange Remissionen möglich
  • Agoraphobie als Komplikation meist innerhalb des 1. Jahres der PD
32
Q

Klomorbidität und Familiäre Belastung

Panikstörung

A
  • in 50-65% Major Depression; zu etwa 1/3 geht die MD voraus, zu etwa 2/3 beginnt sie gleichzeitig oder folgt der Panikstörung
  • mit anderen Angststörungen: Agoraphobie bei 30-50% von Patienten mit PS, Soziale Phobie bei 15-30%, Spezifische Phobie bei 10-20%, Generalisierte Angststörung bei etwa 25%, Zwangsstörung bei 8-10%
  • ~ in 25-50% auch mit Störungen durch Einnahme psychotroper Substanzen (v.a. Alkohol, Tranquilizer)
  • Familiäre Belastung: Panikstörung bei Verwandten 1. Grades 4-7-fach erhöhtes Risiko; genetischer Faktor durch Zwillingsstudien nahegelegt
33
Q

Def Agoraphobie

A

Definition: bei einer Agroaphobie fürchten und/ oder vermeiden die Betroffenen Orte und Situationen, von denen die Flucht schwierig erscheint, und schränken so ihren Lebensraum stark ein.

34
Q

Agoraphobie
Diagnostik:

Kriterien der Agoraphobie (DSM-IV)

A

A. Angst, an Orten zu sein, von denen eine Flucht schwierig (oder peinlich) sein könnte oder wo im Falle einer unerwarteten oder durch die Situation begünstigten Panikattacke oder panikartiger Symptome Hilfe nicht erreichbar sein könnte.

Agoraphobische Ängste beziehen sich typischerweise auf charakteristische Muster von Situationen: z.B. alleine außer Haus zu sein, in einer Menschenmenge zu sein, in einer Schlange zu stehen, auf einer Brücke zu sein, Reisen im Bus, Zug oder Auto.
B. Die Situationen werden vermieden (z.B. das Reisen wird eingeschränkt), oder sie werden mit deutlichem Unbehagen oder mit Angst vor dem Auftreten einer Panikattacke oder panikähnlicher Symptome durchgestanden bzw. können nur in Begleitung aufgesucht werden.

C. Die Angst oder das phobische Vermeidungsverhalten werden nicht durch eine andere psychische Störung besser erklärt wie soziale Phobie (z.B. die Vermeidung ist aus Angst vor Peinlichkeiten auf soziale Situationen beschränkt), Spezifische Phobie, (z.B. die Vermeidung ist beschränkt auf einzelne Situationen, wie z.B. Fahrstuhl), Zwangsstörung (z.B. Vermeidung von Schmutz aus zwanghafter Angst vor Kontamina-tion), Posttraumatische Belastungsstörung (z.B. Vermeidung von Reizen, die mit einer schweren belastenden Situation assoziiert sind), oder Störung mit Trennungsangst (z.B. es wird vermieden das Zuhause oder die Angehörigen zu verlassen).

35
Q

Epidemiologie und Verlauf Agoraphobie

A

Epidemiologie:
Lebenszeit-Prävalenz 5.2% (ECA) bis 5.3% (NCA); Einjahresprävalenz 2.8% (NCS); bei Frauen 2-4 mal häufiger

Verlauf:

  • Onset später als bei spezifischen und sozialen Phobien, meist 25.-30. Lebensjahr
  • Onset erfolgt oft in Verbindung zu Belastungen und Lebensereignissen (z.B. Krankheiten, Operationen, Ende einer Partnerbeziehung, finanzielle Probleme)
36
Q

Ätiologie von Panikstörung & Agoraphobie

A

Genetische Ansätze:
- Begünstigung der Entstehung von Panikstörung und Agoraphobie möglich

Neurobiologische Erklärungsansätze:

  • Beteiligte Neurotransmittersysteme: serotonerges, noradrenerges und GABA-System
  • Hirnanatomisch: Auslösung der Panikattacke in Amygdala; Entstehung von Erwartungsangst u. agoraphobischem Vermeidungsverhalten im Hippocampus

Aufschauklungsprozess zwischen körperlichen, kognitiven, affektiven und perzeptiven Vorgängen
- Erhöhte generelle Neigung zu kognitiver Informationsverzerrung und erhöhter Angstsensitivität

Panikstörung: Angstschwellenmodell

Psychophysiologisches Modell der Panikstörung (Margraf & Ehlers 1989)

Auslöser von Panikattacken:

physiologisch: körperliche Anstrengung, Erschöpfung, Herzklopfen, Einnahme von Substanzen, hormonelle Schwankungen, situative Stressoren, emotionale Erregung, Koffein, Hitze, Veränderung der Körperposition, Schwindel, usw.
kognitiv: selektive Aufmerksamkeit auf Körpersensationen, Gedankenrasen, Konzentrationsschwierigkeiten, Derealisation, usw.

Aufrechterhaltende Faktoren: Sorge vor weiteren Angstattacken, erhöhtes Erregungsniveau, Vermeidungsverhalten, usw.
Teufelskreis der Angst (Clark):
- Wird vorallem bei der Therapie angewendet
- Gemeinsame erarbeitung mit dem Patienten

Belege für das Psychophysiologisches Panikmodell
Beginn: PA beginnen oft mit körperlichen Symptomen (z.B. Extrasystolen, Palpitation)
Aufmerksamkeit: Selektiv auf Reize, die mit evtl. körperlichen Gefahren zusammenhängen
Kognitionen: Assoziation von körperlichen Symptomen häufig mit Gefahr; Befürchtung von körperlichen Schädigungen durch physiologische Reaktionen
Angstreaktionen: Bei falscher Rückmeldung der Herzfrequenz trotzdem intensivere Angstreaktionen bei Pat. mit PD
Lernprozesse: bei Kindern von Pat. mit PD: Panikrelevante Symptome werden als bedrohlicher erlebt, stärkere Aufmerksamkeitszuwendung auf diese Symptome als bei Kindern von Tierphobikern und von nicht psychisch gestörten Eltern (Schneider 1995)

Lerntheoretische Ansätze:
- Angst und Vermeidung als Folge klassischer und operanter Konditionierung

  • Vulnerabilität für Konditionierung durch biologische (genetisch vermittelte Trait-Angst) und psychologische Faktoren (Erfahrunen Unkontrollierbarkeit, durch modellernen empfindung von körperlichen Symptomen als gefährlich)
37
Q

Therapieansätze für Panikstörung und Agoraphobie:

A

Kognitive Verhaltenstherapie:
Die Kognitive Verhaltenstherapie von Panikstörung/ Agoraphobie integriert Psychodeukation, kognitive Intervention, Exposition und Rückfallprophylaxe

Psychodekation: Erarbeitung eines individuellen Teufelskreises

KVT umfasst Techniken der internen Reizkonfrontation mit Kognitiver Reatribuerung (veränderung der Fehlinterpretation von körperlichen Symptomen)

Konfrotnationsansätze/Expositionsansätze: Ansatzpunkt: Vermeidungsverhalten

3-Phasen Modell der Behandlung von Agoraphobie/Panikattacken:

Wirksamkeit

Ziel: Zusammenfassung störungsbezogener (Panikstörung u. Agoraphobie) Prä-post-Behandlungserfolge verschiedener psychologischer Behandlungsarten :

KVT, Konfrontation in vivo, Kognitive Therapie, Non-direktive Therapie, Entspannung, KVT + Psychodynamische Therapie, Psychodynamische Therapie

Ergebnisse:

Panikstörung ohne Agoraphobie:

Im Bezug auf Hauptsymptomatik: Kognitive Verhaltenstherapie und angewandte Entspannung am effektivsten (auch deutliche Abnahme v. Panikanfällen)

Anmerkung: Entspannung darf hier von Patient nicht als dysfunktionales Vermeidungsverhalten eingesetzt werden, sondern als aktive Regulationstechnik!

Panikstörung mit Agoraphobie:

Im Bezug auf Hauptsymptomatik: Konfrontation in vivo und KVT am effektivsten
Gilt auch für Reduktion der Panikanfälleandere Ängste und Beeinträchtigung des Lebensalltags (d. 1-2)

Behandlungserfolge auch im 2-Jahres Follow-Up noch nachweisbar!

38
Q

Generalisierte Angststörung

Def

A

Definition: Patienten leiden unter übermäßigen chronischen Sorgen, die als unangemessen und unkontrollierbar erlebt werden.

39
Q

Diagnostik:

Kriterien der Generalisierten Angststörung (DSM-IV)

A

a. Übermäßige Angst und Sorge (furchtsame Erwartung) bezüglich mehrerer Ereignisse oder Tätigkeiten (wie etwa Arbeit oder Schulleistungen), die während mind. 6 Monaten an der Mehrzahl der Tage auftraten
b. Die Person hat Schwierigkeiten, die Sorgen zu kontrollieren
c. Die Angst und Sorgen sind mit mindestens 3 der folgenden 6 Symptome verbunden, wobei zumindest einige der Symptome in den vergangenen 6 Monaten an der Mehrzahl der Tage vorlagen (bei Kindern genügt ein Symptom):

  1. Ruhelosigkeit oder ständiges ”auf dem Sprung sein”
  2. leichte Ermüdbarkeit
  3. Konzentrationsschwierigkeiten oder Leere im Kopf
  4. Reizbarkeit
  5. Muskelspannung
  6. Schlafstörungen (Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten oder unruhiger, nicht erholsamer Schlaf)

d. Die Angst und Sorgen sind nicht auf Merkmale einer anderen Achse I-Störung beschränkt, z.B. die Angst und Sorgen beziehen sich nicht darauf, eine Panikattacke zu haben (wie bei Panikstörung), sich in der Öffentlichkeit zu blamieren (wie bei Sozialer Phobie), verunreinigt zu werden (wie bei Zwangsstörung), von zu Hause oder engen Angehörigen weit entfernt zu sein (wie bei Störung mit Trennungsangst), zuzunehmen (wie bei Anorexia Nervosa), viele körperliche Beschwerden zu haben (wie bei Somatisierungsstörung) oder eine ernsthafte Krankheit zu haben (wie bei Hypochondrie), und die Angst und die Sorge treten nicht ausschließlich im Verlauf einer Posttraumatischen Belastungsstörung auf
e. Die Angst, Sorgen oder körperlichen Symptome verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen
f. Das Störungsbild geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B. Droge, Medikament) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors (wie z.B. Schilddrüsenüberfunktion) zurück und tritt nicht ausschließlich im Verlauf einer Affektiven Störung, einer Psychotischen Störung oder einer Tiefgreifenden Entwicklungsstörung auf

40
Q
Epidemiologie
Verlauf
Beeinträchtigung 
Klomorbidität 
GAD
A

Epidemiologie:
Lebenszeit-Prävalenz 5.1% (NCS) bis 8.5% (ECA); Einjahresprävalenz 3.1% (NCS) - 3.8% (ECA)

Verlauf:
Onset meist vor 20. Lj zweiter Gipfel 30.-35. Lj. oft schon lange vor Störungsbeginn ängstlich und nervös später meist chronisch-progredienter Verlauf

Beeinträchtigungen:
meist geringer als bei anderen Angststörungen geringeres Inanspruchnahmeverhalten als PD seltenere Häufigkeit in stationären Einrichtungen

Komorbidität:
am häufigsten Depression, soziale Phobien, Persönlichkeitsstörungen (oft zwanghafte )

41
Q

Ätiologie GAD

A

Genetische Faktoren

  • Erblichkeitsschätzung bei ca. 30%
  • Spezifität jedoch fraglich, eher Anfälligkeit für Angst im Allgemeinen
  • evtl. gemeinsames Risiko mit Depression

Psychologische Faktoren

  • Erziehungsverhalten: Überbehütung, Kälte, autoritäres Verhalten der Eltern
  • Bindung diese Faktoren sind aber nicht spezifisch für GAS
  • Modell der ängstlichen Erwartung nach Barlow: Durch eine generell ängstliche Erwartungshaltung mit (a) Vigilanz/Erregung, (b) Gefühl von Kontrollverlust, (c) unangemessener Aufmerksamkeitsausrichtung dadurch wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt, der die Störung aufrechterhält

Erweiterung: Die Erfahrung mangelnder Kontrolle in der Bindung zu wichtigsten Bezugspersonen behindert Kontrollierbarkeits-/Kompetenzerwartung und ist Risikofaktor für die Entwicklung von Angststörungen

  • Wenn Personen mit GAD sich angstvolle Situationen vorstellen sollen und zusätzlich sich darüber Sorgen machen, reduziert sich emotionale und körperliche Reaktion = negative Verstärkung
  • Diese Vermeidung verhindert aber die Habituation, weshalb Angst langfristig nicht reduziert wird
  • Moderne Auslegung durch D. Menning: Sorgen sind dysfunktionale Emotionsregulationsregulationsversuche
42
Q

Modell von Wells: Metakognitionen sind entscheidend für Aufrechterhaltung.
GAD

A
  • Überzeugung, dass Sich-Sorgen Katastrophen verhindert oder dazu führt, dass man gut vorbereitet ist, verstärkt die Sorgen.

Metakognitionen, denen zu Folge Sorgen schädlich sind, führen zu Sorgen über Sorgen (Typ II Sorgen), die ebenfalls Sorgen darstellen und zur Aufmerksamkeitsfokussierung auf Typ I (normale Sorgen) führen können.

43
Q

Therapie

GAD

A
Sorgenexposition 
• Psychoedukation 
• Vermittlung des Therapierationals 
• Konfrontationsübungen 
• Rückfallprophylaxe 

Kognitive Therapie
• Realitätsprüfungen : Informationsvermittlung, Verhaltensexperimente
• Entkatastrophisieren: Ende denken, Arrangement mit Worst-Case finden
• Fokus auf Meta-Kognition (Wells, 1999): Aufmerksamkeitstraining (s.u.)
• Nicht unproblematisch: Gedankenstopp

Angewandte Entspannung

Mindfulness-based Therapy

44
Q

Therapiebewertung GAD

A

Vergleich angewandte Entspannung und Sorgenexposition (Hoyer)

Applied Relaxation: Information zu Rolle von körperlicher Erregung im Hinblick auf Sorgen, Erlernen von Progressiver Muskelentspannung, Identifizierung von Anzeichen für Anspannung und Erlernen auf diese Anzeichen hin Entspannung einzusetzen
Worry Exposure: Betonung der Rolle von Vermeidung für Aufrechterhaltung von GAS, Exposition mit den Sorgen mit Ziel der Habituation

  • Die Werte auf allen primären (HAMA) und sekundären (Metakognitionen, Depressionen) Outcomemaßen wurden durch beide Behandlungen signifikant reduziert, die Wartekontrollgruppen Bedingung (WG) produzierte hingegen keinen signifikanten Effekt
  • Zum Postzeitpunkt signifikanten Unterschied zwischen WE und WG sowie zwischen AR und WG, kein Unterschied zwischen AR und WE
    Nach 6 Monaten weitere Symptomverbesserung in einigen Skalen nur für die WE-Bedingung
    Nach 12 Monaten weitere Symptomverbesserung im Vergleich zu Posttreatment z.T. auch in der AR Bedingung, keine Unterschiede zwischen den Bedingungen
    Insgesamt: Beide Behandlungen erfolgreich, kein Überlegenheitseffekt