3 Angststörungen Flashcards
Angststörungen
Symptome:
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Formen von Angst
- Angst als Primäremotion
- affektiv-kognitive, verhaltensbezogene und physiologische Komponenten - Dispositionelle Ängstlichkeit
- Zeitlich relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal (bei ängstlich-vermeidender PS: Überlappung mit „Pathologischer Angst) - Pathologische Angst
- Angstreaktionen gehen in Bezug auf Häufigkeit, Intensität und/oder Dauer über das hinaus, was durch den Grad der Gefährdung gerechtfertigt ist.
- Bzw. solche Reaktionen werden durch um jeden Preis vermieden
- Die Angst und/oder das angstbedingte Vermeidungsverhalten führt zu bedeutsamen Leiden und/oder Beeinträchtigungen
Pfade der Angstaktivierung:
Hochautomatisierte vs. elaboriertere Reizverarbeitung
Organische Ursachen für Panikattaken:
- Herzerkrankungen (Arrhythmie, Tachykardie)
- Angina pectoris
- Hyperthyreose, Hyperparathyreose
- Phäochromozytom (Tumor im Nebennierenmark)
- Hypoglykämie
- Asthma bronchiale
- Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung
- vestibuläre Dysfunktion
- Schlafapnoe-Syndrom
- Epilepsie (in erster Linie Temporallappen-Epilepsie)
- Intoxikation (z.B. Koffein, Kokain, Amphetamine, Cannabis)
- Entzug von ZNS-dämpfenden Substanzen (Alkohol, Barbiturate)
- Kokain
Verlauf angsstörungen
Verlauf
Remissionsraten Spontanremissionsraten für alle Angststörungen < 20%, für PD nur 14,3% in 7 J. (Wittchen 1991)
Komplikationen: hohes Risiko für Komorbiditätsentwicklung im Langzeit-Verlauf (v.a. Depressionen, Substanzmissbrauch und -abhängigkeit, weitere Angstprobleme); bei Hinzukommen einer depressiven Störung meist erhebliche psychosoziale Beeinträchtigungen
Zeitliche Abfolge bei Komorbidität: Depressive und substanzbezogene Störungen scheinen sich in der Mehrzahl der Fälle nach der Angststörung (ggf. „reaktiv“; mit Intervallen von vielfach mehreren Jahren, bei PD jedoch oft kürzer) zu entwickeln. Bei depressiven Störungen ist aber auch ein zeitgleicher Beginn und ein Vorausgehen der depressiven Störung zu beobachten.
Familiäre häufung (bsp. Soziale Phobie):
Die familiäre Häufung ist nicht Störungsspezifisch für die Soziale Phobie sondern über alle Anststörungen hinweg zu beobachten.
Risikofaktoren
Geschlecht: Risiko für Frauen etwa doppelt so hoch wie für Männer (ausgeprägteste Geschlechtsunterschiede bei Phobien und Generalisierter Angststörung GAD)
Alter: Onset der Panikstörung (PD) früher bei Frauen als bei Männern (bei Männern bimodale Verteilung mit Spitzen im frühen Erwachsenenalter und > 40. Lj.); Onset der Phobien meist in der Kindheit oder Adoleszenz; Onset der GAD meist 25-30 Lj., z.T. auch später
Familienstand: erhöhtes Risiko bei getrennt lebenden, geschiedenen und verwitweten Personen; für GAD bei Hausfrauen
Familiengenetische Belastung: Risiko vermutlich bei PD und GAD
Life events: Befunde widersprüchlich; bei PD bei 38-81% Lebensereignisse vor der Panikattacke: häufig bedrohliche Ereignisse sowie Tod oder plötzliche schwere Erkrankung eines Angehörigen oder Freundes, Schwangerschaft, Geburt
Keine Risikofaktoren: ländliche/städtische Gebiete, Berufsstatus
Ätiologie
Genetische Faktoren
- gut belegt (z.B. selektive Züchtung ängstlicher Tiere, erhöhte Konkordanz bei eineiigen Zwillingen)
Lernprozesse
spezifische Angstreaktionen hängen von Erfahrungen ab; Angstreaktion ist klassisch konditionierbar, Vermeidungsverhalten kann erlernt werden, Angst kann über Modelllernen erworben werden.
Theorien:
1. Zweifaktorentheorie (Mowrer and Miller):
- Three-Pathway-Modell (Rachman)
Weiterentwicklung der Zwei-Faktoren Theorie zum Three- Pathway- Modell: Angsterwerb möglich durch
- klassische bzw. operante Konditionierung
- Imitations- bzw. Modelllernen
- Instruktionslernen
Poulton & Menzies (2002) ergänzten das Modell um den Aspekt der mangelnden Erfahrung in der Bewältigung potentiell angstauslösender Situationen
- Inflastionseffekt
Frühere intensive Angstreaktion erleichtert spätere Konditionierung von Angstreaktionen an ganz andere Stimuli
- Bsp.: kleiner Autounfall kann zur Fahrphobie führen, aber nur wenn früher intensive Angstreaktionen vorlagen (besonders in unkontrollierbaren Stresssituationen)
Konditionierung von Angstreaktionen auch ohne spezifischen traumatischen Auslöser - Frühere positive Erfahrungen mit dem konditionierten Stimulus erschweren Konditionierbarkeit
- Auch Modelllernen zur latenten Hemmung: Wenn Affen andere Affen beobachten, die mutig bei Schlangen auftreten, sind auch bei ihnen Angstreaktionen auf Schlangen schlechter konditionierbar
- Inkubation der Angst (Eysenck)
Wenn die Betroffenen den ungefährlichem aber gefürchteten Stimulus begegnen erleben sie Angst und diese als ausgesprochen unangenehm, was als Beleg für die Bedrohlichkeit des Stimulus gesehen wird
Infoverarbeitung
Informationsverarbeitung
- Selektiv-fokussierte Wahrnehmung und katastrophisierende Bewertung von externen oder aus dem Körperinneren stammende Reizen
Interaktive Modell e
Interaktive Modelle
- Multifaktoriell, probabilistisch, dynamisch
- Bio-psycho-sozial
- Diathese-Stress-Paradigma
Spezifische Phobien:
Klinische Merkmale
Klinische Merkmale
- Dauerhafte, unangemessene und intensive Furcht und/ oder Vermeidung spezifischer Objekte oder Situationen
- In den gefürchteten Situationen treten Angstsymptome auf, wie sie bei anderen Angststörungen definiert sind (bspw. Agoraphobie)
- Einsicht, dass die Symptome und das Vermeidungsverhalten übertrieben und unvernünftig sind.
- Die Symptome sind auf die gefürchtete Situation oder Gedanken an diese beschränkt.
Typen
Spezifische Phobien
Typen
Im Prinzip beliebige Situationen oder Objekte relevant. In der Praxis finden sich deutliche Häufigkeiten in Bezug auf bestimmte Klassen von Situationen und Objekten (vgl. „Preparedness“)
Tiertypus
- Angst vor Spinnen, Schlangen oder Insekten
- Oft werden besonders die abrupten Bewegungen der Tiere gefürchtet
-
Umwelttypus
- Angst vor Naturereignissen wie Gewitter oder Wasser
Situationstypus
- Furcht vor bestimmten Situationen wie Menschenmengen oder engen Räumen
- z.T. Überschneidung mit Panikstörung mit Agoraphobie
Blut-, Spritzen- und Verletzungstypus
- Ausgeprägte Angst vor Arztbesuchen oder Spritzen
- Besonders relevant ist dieser Typus, da z.T. wichtige Untersuchungen bzw. Behandlungen nicht wahrgenommen werden
- Besonderheit: bis zu 75% der Betroffenen fallen in entsprechenden Situationen in Ohnmacht
Beispiele:
Diagnostik:
Kriterien der Spezifischen Phobie (DSM-IV)
Diagnostik:
Kriterien der Spezifischen Phobie (DSM-IV)
A. Ausgeprägte und anhaltende Angst, die übertrieben oder unbegründet ist und die durch das Vorhandensein oder die Erwartung eines spezifischen Objekts oder einer spezifischen Situation ausgelöst wird (z. B. Fliegen, Höhen, Tiere, eine Spritze bekommen, Blut sehen).
B. Die Konfrontation mit dem phobischen Reiz ruft fast immer eine unmittelbare Angstreaktion hervor, die das Erscheinungsbild einer situationsgebundenen oder einer situationsbegünstigten Panikattacke annehmen kann (bei Kindern kann sich die Angst in Form von Weinen, Wutanfällen, Erstarren oder Anklammern ausdrucken).
C. Die Person erkennt, dass die Angst übertrieben oder unbegründet ist (bei Kindern darf dieses Merkmal fehlen).
D. Die phobischen Situationen werden gemieden bzw. nur unter starker Angst oder starkem Unbehagen ertragen.
E. Das Vermeidungsverhalten, die ängstliche Erwartungshaltung oder das Unbehagen in den gefürchteten Situationen schränkt deutlich die normale Lebensführung der Person, ihre berufliche (oder schulische) Leistung oder sozialen Aktivitäten oder Beziehungen ein, oder die Phobie verursacht erhebliches Leiden für die Person.
F. Bei Personen unter 18 Jahren hält die Phobie über mindestens sechs Monate an.
G. Die Angst, Panikattacken oder das phobische Vermeidungs-verhalten, die mit dem spezifischen Objekt oder der spezifischen Situation assoziiert sind, werden nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt wie z. B. Zwangsstörung (z.B. Angst vor Schmutz bei Personen, die die Vorstellung haben, kontaminiert zu werden), Posttraumatische Belastungsstörung (z. B. Vermeidung von Reizen, die mit dem Trauma assoziiert sind) oder Störung mit Trennungsangst (z.B. Vermeidung von Schulbesuchen), Soziale Phobie (z.B. Vermeidung sozialer Situationen aus Angst vor Peinlichkeiten), Panikstörung mit Agoraphobie oder Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte
Epidemiologie
spezifische Phobien
Epidemiologie:
- Lebenszeit-Prävalenz 10.0% (ECA) bis 11,3% (NCS);
- Einjahresprävalenz 7-9% (Raten abhängig von Definition des Schweregrades)
- Frauenanteil abhängig vom Typus: bei Tier- und naturbezogener Phobie 75-90%, bei Höhenphobie 55-70%, bei situationsbezogener Phobie 75-90%, bei Blut- bzw. Injektionsphobie 55-70%
Verlauf spezifische Phobien
Verlauf:
Onset abhängig vom Typus: situationsbezogene Phobie in Kindheit sowie Mitte der 20er Lj. (zweigipflige Verteilung), andere Typen meist in der Kindheit
Komorbidität: häufig mit anderen Angststörungen, v.a. Panikstörung mit Agoraphobie; z.T. auch gemeinsames Auftreten mit PTBS, Zwangsstörung, affektiven oder somatoformen Störungen
Prädisponierende Faktoren: traumatische Ereignisse (z.B. von einem Tier angefallen werden); häufige Warnungen überängstlicher Eltern
Ätiologie
Spezifische Phobien
Modelle
Konkrete Ursachen
Modelle
Zwei-Faktoren-Theorie (Mowrer,1939)
Three-Pathway-Modell und Erweiterungen (Rachman, 1977)
Vulnerabilitäts-Stress-Modell:
- Angeborene Prädisposition bzgl. Entwicklung von Angsterkrankungen (Familienstudien)
- Frühkindliche Neigung zur Verhaltensgehemmtheit als Risikofaktor
- Auffälligkeiten zeigen sich v.a. im Bereich der Amygdala
- Wechselwirkung zwischen genetischer Disposition und Stresslevel kann zur Entstehung von Angsterkrankungen beitragen
konkrete Ursachen
Eigene Erfahrungen / direkte Konditionierung (vgl. „preparedness“)
Modelllernen / ängstliche Personen in der Umgebung
Semantisches Lernen (negative Informationen, Nachrichten etc.)
Fehlende Bewältigung frühkindlicher Furchtdispositionen (vgl. Dunedin-Studie: wer als Kind viel auf Bäume kletterte [auch wenn er/sie mal runter fiel], hat als Erwachsener seltener Höhenphobie)