14.2 Antidepressiva Flashcards
160 - 163
Was sind Antidepressiva?
Gehören zu den am häufigsten verschriebenen Psychopharmaka. Wirken stimmungsaktivierend und haben je nach Art ein breites Anwendungsspektrum. Die Gabe sollte immer in einen Gesamtbehandlungsplan eingebettet sein.
Nenne Indikationen für Antidepressiva.
- Depressive Störungen
- Angststörungen
- Zwangsstörungen
- chronische Schmerzerkrankungen
- Essstörungen (v.a. Bulimie)
- Schlafstörungen
- somatoforme Störungen
- PTBS
- Chronic Fatigue Syndrom
- prämenstruelles Syndrom
Was ist der Wirkmechanismus von Antidepressiva?
Sie nehmen Einfluss auf verschiedene Neurotransmitter. Die antidepressive Wirkung tritt mit einer Verzögerung von ca. zwei bis drei Wochen ein (Down-Regulation postsynaptischer Rezeptoren).
Nenne Substanzgruppen von Antidepressiva.
Alte Generation:
MAO-Hemmer, trizyklische Antidepressiva.
Neuere Generation:
tetrazyklische Antidepressiva, SSRIs, SNRIs, SSNRIs, selektive MAO-Hemmer.
Nach welchen Kriterien werden Antidepressiva eingeteilt?
Nach historischen Gesichtspunkten (alte vs. neuere Generation) oder nach ihren Wirkstoffen (siehe Tabelle 14.2).
Wirkweise: Trizyklische Antidepressiva (TZA)
Erhöhung des Trans-mitterangebotes durch Hemmung des Reuptakes, langfristig Down-Regu-lation postsynaptischer Rezeptoren
- Noradrenalin
- Serotonin
- muskarinerge Acetylcholinrezeptoren
- Histamin
Wirkung der TZA
“Stimmungsaufhellend; sedierende und angstlösende Wirkung setzt früher ein.
Nach ihrer Wirkung auf den Antrieb Unterscheidung von drei Gruppen: * Desipramin-Typ: deutliche Antriebssteigerung
* Imipramin-Typ: leicht aktivierender Effekt
* Amitriptylin-Typ: sedierend-dämpfende Wirkung
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) der TZA
Anticholinerge Wirkungen
Mundtrockenheit: Verminderte Speichelproduktion.
Akkommodationsstörungen: Schwierigkeiten beim Scharfstellen des Auges.
Veränderung des Augeninnendrucks (Glaukom): Erhöhung des Augeninnendrucks, was zu Schäden am Sehnerv führen kann.
Blasenentleerungsstörung: Schwierigkeiten beim Wasserlassen.
Obstipation: Verstopfung.
Kardiale Störungen: Herzprobleme wie Tachykardie (schneller Herzschlag) und EKG-Veränderungen.
Histaminerge Wirkungen
Sedierung: Beruhigung, Schläfrigkeit.
Müdigkeit: Erschöpfung, Antriebslosigkeit.
Gewichtszunahme: Zunahme des Körpergewichts.
Kardiovaskuläre Wirkungen
Erregungsleitungsstörungen: Störungen der elektrischen Signalübertragung im Herzen.
Arrhythmien: Unregelmäßiger Herzschlag.
Sonstige UAW
Orthostatische Hypotonie: Blutdruckabfall beim Aufstehen, was zu Schwindel führen kann.
Sexuelle Funktionsstörungen: Probleme mit der sexuellen Funktion.
Senkung der Krampfschwelle
Beispielhafte Wirkstoffe und Handelsnamen der TZA
Amitriptylin (Saroten®)
Nortriptylin (Nortrilen®)
Protriptylin (Concordin®, Vivactil®)
Doxepin (Aponal®)
Trimipramin (Stangyl®)
Imipramin (Tofranil®)
Desipramin (Petylyl®)
Clomipramin (Anafranil®)
Bemerkungen zu TZA
“Kontraindikation bei Patienten mit kardialer Vorschädigung (bereits bei Herzgesunden doppelt so hohes Risiko für Herzinfarkt) und bekannter Krampfneigung.
Achtung: Suizid mit TZA möglich (kardiale Arrhythmien).
TZA können Manien provozieren.”
Wirkweise, pharmakologischer Ansatzpunkt der Tetrazyklischen Antidepressiva
Ähnlich wie TZA
Wirkung der Tetrazyklischen Antidepressiva
- Stimmungsaufhellend
- Unterschiedliche Wirkung auf den Antrieb
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) der Tetrazyklischen Antidepressiva
- Kaum anticholinerge
- v.a. Sedierung, Gewitszunahme
Beispielhafte Wirkstoffe und Handelsnamen der Tetrazyklischen Antidepressiva
Mirtazapin (Remergil®)
Mianserin (Tolvil®)
Wirkweise der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
Hemmung des Reuptakes, langfristige Down-Regulation postsynaptischer Rezeptoren
- Serotonin
Wirkung der SSRI
- Stimmungsaufhellend.
- Nicht sedierend, dadurch wenig leistungsmindernd
- Zu Beginn: agitierend
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) der SSRI
- Unruhe
- Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Appetitlosigkeit
- Schlafstörungen
- Sexuelle Funktionsstörungen, jedoch meist vorübergehend
Beispielhafte Wirkstoffe und Handelsnamen der SSRI
- Fluoxetin (Fluctin®)
- Citalopram (Cipramil®)
- Escitalopram (Cipralex®)
- Sertralin (Gladem®)
- Paroxetin (Seroxat®)
Bemerkungen zu SSRI
- Keine anticholinergen und histaminergen UAW, jedoch teurer als TZA
- Cave: seltenes zentrales Serotonin-Syndrom: Fieber, psychopathologische Auffälligkeiten (Delir, Erregung), gastrointestinale Symptome, Bewusstseinsstörungen und diverse Komplikationen (Krampfanfälle, Koma, Organversagen), deshalb lebensbedrohlich, selten sogar tödlich
Wirkweise der Selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI, auch NARI)
Hemmung des Reuptakes, langfristige Down-Regulation postsynaptischer Rezeptoren
- Noradrenalin
Wirkung der Selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI, auch NARI)
- Stimmungsaufhellend
- Entängstigend
- Psychomotorisch enthemmend oder dämpfend
- Schmerzstillend
- Schlafanstoßend
Unerwünschte Arzneimittelwirkung der Selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI, auch NARI)
- Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe (Durchfall)
- Schlafstörungen, Erregung
- Sexuelle Funktionsstörungen
- Miktionsstörungen
- Schwitzen, Kältegefühl
Beispielhafte Wirkstoffe und Handelsnamen der Selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI, auch NARI)
Reboxetin (Edronax®)
Bemerkung zu den Selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI, auch NARI)
Zur Behandlung von ADHS zugelassen:
Atomoxetin (Strattera®)