13: Amok Flashcards
Bedeutungswandel von Amok
Früher:
- traditionell malaiisch-indonesisch: geplant, blindwütig, Gruppe; Drogenrausch möglich
- Europa 17/19 JH: spontan, willkürlich
Heute:
- Einzeltäter
- Taten vorbereitet
- keine Drogen
Definitionen laut ICD-10 und DSM-5
ICD-10:
- willkürlich; anscheinend nicht provoziert
- Eisode mörderischen/erheblich destruktiven Verhaltens
- gefolgt von Amnesie/Erschöpfung
- gipfelt oft in Suizid
DSM-5:
- dissoziative Episode
- charakterisiert durch Periode des Grübelns
- darauf folgt Ausbruch gewalttätigen, aggressiven oder menschengefährdenden Verhaltens
-> gerichtet auf Personen oder Objekte
Inklusive Definitionen
- Amokfahrten
- Angriffe mit Hieb- und Stichwaffen
- Angriffe Kombination mit Feuer oder Bomben
Ist das Amok: Gezielte Angriffe auf nur eine Person
Nein
Ist das Amok: Bandenkriege
Nein
Ist das Amok: Reine Bombenattentate
Nein
Ist das Amok: Militärische Akte
Nein
Ist das Amok: Kette mehrerer Episoden (Serienkiller)
Nein
Wie häufig werden Schusswaffen bei Amokläufen an Schulen verwendet?
USA fast immer, DE 5 von 6
Amokläufe an Schulen - Orte?
-> inhaltlicher oder örtlicher Bezug zur Schule
(Schulgelände, Funktionsträger der Schule, Schulausflug einer Klasse)
Häufigkeit Amokläufe an Schulen.
Und was geschah 2009?
- 1/2 weltweit in USA
- 2009: USA Abnahme, pberall sonst Zunahme
Amokläufe an Schulen - Verteilungen über das Jahr
- seltener in Ferien
- häufiger an Amok-Jahrestagen
Amokläufe an Schulen - Alter der Täter
- oft 13-19 Jahre
-> vor Pubertät psych. u. phys. zu schwach
Amok an Schulen: Geschlecht der Täter
5% weiblich; 95% männlich
(normal bei Gewaltdelikten)
Amok an Schulen: Opfer
- Schulpersonal u. Schüler (33%)
- nur Schüler (33%)
- nur Schulpersonal
- Eltern, Schulpersonal, Schüler
Amok an Schulen: Tatausgang
- Festnahme (75%)
- Suizid
- Erschossen
Verhalten im Falle eines Amoklaufs
- Deckung suchen
- Schüler in Klassen zusammenhalten
- Türen verschließen, verbarrikadieren
- Polizei über Notruf verständigen
- Fenster/Türen meiden
- Flach auf Boden legen
- Provokation des Täters unterlassen
- Ausschließlich der Polizei öffnen
Was war früher die Polizeistrategie? Was war das Problem?
Was ist heute die Strategie?
- Eingriff nur Spezialkräfte (SEK, SWAT)
-> erhöhte Opferzahl durch getötete Polizisten vermeiden
Problem:
- Täter tötet schnell
-> kurze Verzögerung im Polizeieinsatz kann Opferzahl enorm erhöhen
-> deshalb heute:
- auch einfache Polizisten versuchen so schnell wie möglich aktiv, Täter handlungsunfähig zu machen
Was hat Vorrang: Unschädlichmachen des Täters oder Versorgung der Verletzten?
Unschädlichmachung des Täters
Was sind typische Elemente des Tatablaufs?
- Tat unerwartet, doch Rückblickend viele Warnzeichen
- Täterkleidung
- Allgemeine Verwirrung
- Größter Schaden angerichtet, bis Ernst der Situation erfasst wird
- Qusai keine Gegenwehr
- Opfer: Flucht vs. Verbarrikadieren vs. Verstecken vs. Helfem
- Evakuierung dauert Stunden
- Unklarheit über Anzahl u. Aufenthaltsorte der Täter
Typische Verhaltensweisen/Aktivitäten von Opfern währen des Tatablaufs
Verstecken, Verbarrikadieren, Flucht, Helfen
Welche finanziellen Kosten gab es nach dem Amoklauf in Erfurt?
- 4,7 Mio. Euro für Nachsorge (70% der Überlebenden in Therapie)
- 10 Mio. für Wiederaufbau der Schule
5 Stufen der tatanbahnung
- Unangenehme Wirklichkeit
- Grübelei
- Tatplanung
- Auslöser
- Tat
Unangenehme Wirklichkeit
- Stufe der Tatanbahnung
- subjektiv einsam, ausgegrenzt (100%)
- objektiv introvertierter Einzelgänger (70%)
- Gefühl der Schickanierung durch andere (70%)
- Familien fangen Probleme nicht auf
- Freundschaften nur mit anderen Einzelgängern -> Gefühl der Ausgrenzung verstärkt
- Gescheiterte Versuche, sich sozial anzubindne
3 Beispiele für Versuche von Tätern, sich sozial anzubinden
- Imponiergehabe
- Klassenclowns
- Jüngere, Cliquen und/oder Subkulturen
Grübelei
- Phase der Tatanbahnung
- nach außen eher passiv, wenig offene Aggression
- Depressive Züge
- Deviantes Verhalten (Zeichen zunehmender Verzweiflung)
- Fantsaien zunehmend gewalttätiger
- Fantasien zunehmend konkreter
- fließender Übergang zu detaillierter Tatplanung
Konkrete Auslöser
- kurz vor Tat
- empfundene Demütigung
- subjektive endgültige Schädigung sozialer Beziehungen
-> Wahrnehmung stark geprägt durch vorherige Ausgrenzung u. Gewaltfantasien
Direktes vs. indirektes Leaking (Beispiele)
Direkt:
- Zeichnungen
- aufsätze
- Comics
- Chat-Rooms
- Mails
- Telefonate
- SMS
Indirekt:
- Demonstratives Interesse für Waffen
- Tarnkleidung
- Sammeln von Zeitungsausschnitten
Was ist Leaking?
- Ankündigung des Täters
- fast immer
Entwicklung von Leaking: Bsp. Littleton
- Unausgesprochene Gedanken/Gefühle
- Persönliche explizite Schriftstücke (Tagebücher)
- öffentliche getarnte Schriftstücke (Schulaufsätze)
- Öffentliche explizite Darstellungen (selbstgedrehte Interetvideos)
- Waffenbeschaffung
- Waffentraining
- Videos als Bekenntnis zur Tat (Nachlassvorbereitung)
4 Unterpunkte
Was besagt die soziale Kontrolltheorie (Travis Hirschi)?
Viele Faktoren (“soziales Band”) bewahren Menschen davor, Amok zu laufen.
- intensive emotionale Bindungen (Eltern, Lehrer, Freunde)
- Einsicht, dass schwere Gewalttaten eigene soziale Stellung verschlechtern
- Ausfüllende Tätigkeiten in Schule, Beruf, Hobby, Sport
- Anerkennung von werten (wie Gegenseitigkeit, Unversehrtheit, Tötungsverbot)
Was besagt die Kontrollbalancetheorie (Charles Tittle)?
Normbrüche wenn Missverhältnis zwischen eigener Kontrolle über andere und Kontrolle anderer über einen selbst.
- Kontrolldefizit
- subjektiv empfundene Kontrolle zählt
- “Macht kaputt, was euch kaputt macht”
-> SDT
Kontrolldefizit
= Übermacht fremdbestimmter Kontrolle
Was sind 4 Probleme der Prävention?
- Amokläufe extrem selten
- schwer zu untersuchen
- kein einheitliches Täterprofil
- stigmatisierung unschuldiger Verdächtiger
Wie sieht der “typische Täter” aus?
- männlich
- depressive Symptome
- Gewaltfantasien
- wenig sozziale Ressourcen
- Interesse an Schusswaffen
- Keine schwerwiegenden psychischen Störungen
Was ist das Problem an einem typischen Täterprofil?
Unter den Amokläufern entsprechen mehr Personen dem Profil, doch in der Gesamtgesellschaft gibt es nicht viel mehr Leute, die diesem Profil entsprechen.
Es führt somit zu einer Stugmatisierung Verdächtiger.
Es gibt kein typisches Täterrofil!
FBI-Symposium zur Prävention 1999
- viele Experten aus verschiedenen Bereichen (Psychologie, Polizei, Schulklima, Personen mit Erfahrung)
- Ursachen vielfältig, Vorfälle selten -> flächendeckende präventive Intervention nicht effizient
- Täter nicht oräventiv identifizierbar (weil es eben kein typisches Täterprofil gibt)
-> Stigmatisierung unschuldiger Verdächtiger
Was ist die einzige Präventionsmöglichkeit?
Threat Assessment (Bedrohungsanalyse)
Was ist das Threat Assessment?
- konkrete Bedrohung liegt vor
- Leaking vor Gewalttat oder leere Drohung?
- auch bei Gewaltdrohung allgemein
- weißt die Drohung auf eine Bedrohung hin?
- Ziel: Sicherheit der Schulen; Drohendem helfen
Wie läuft ein Threat Assessment ab?
- Verantwortliche u. Abläufe müssen vorab feststehen
- Erreichbarkeit der Verantwortlichen sicherstellen
- Drohung im exakten Wortlaut protokollieren (mehrere Personen unabhängig voneinander)
- Identifikation des Drohenden (Zeugen, Fingerabdrücke, Papier etc)
- Drohung kategorisieren (Direktheit, Konkretheit, Plausibilität, Ernsthaftigkeit)
- Kontextfaktoren analysieren
Vier Arten von Drohungen
Direkt:
- nennt Handlung und Ziel klar, explizit und konkret
- “Ich werde dich morgen vor deinem Haus erschießen.”
Indirekt:
- vage, unklare und mehrdeutige Andeutung
- “Ich würde dir gerne allein im Dunkeln begegnen.”
Verschleiert:
- Gewalt wird nicht explizit genannt
- “Du wirst den Morgen nicht mehr erleben.”
Konditional:
- Gewalt als Folge unerfüllter Forderungen
- “Wenn du mich nicht respektierts, bist du tot.”
Direkte Drohung
- nennt Handlung und Ziel klar, explizit und konkret
- “Ich werde dich morgen vor deinem Haus erschießen.”
Indirekte Drohung
- vage, unklare und mehrdeutige Andeutung
- “Ich würde dir gerne allein im Dunkeln begegnen.”
Verschleierte Drohung
- Gewalt wird nicht explizit genannt
- “Du wirst den Morgen nicht mehr erleben.”
Konditionale Drohung
- Gewalt als Folge unerfüllter Forderungen
- “Wenn du mich nicht respektierts, bist du tot.”
Levels von Drohungen: hoch
- direkt, spezifisch, plausibel
-Details der Planung/Vorbereitung (z.B. Opfer, Ort, Zeit, Waffe)
-> erfordert immer schnelles Eingreifen und Polizei
Levels von Drohungen: Mittel
- konkreter und realistischer als auf niedrigem Level
-nennt groben Ort und Zeitraum, aber nur wenige plausible Details - kaum konkrete Vorbereitungen erkennbar
- betont Ernsthaftigkeit (“Ich meine es ernst”)
-> Bedrohungslage unklar
Levels von Drohungen: niedrig
- Vage, unkonkret, inkonsistent
- Fehlen von Details
-> Person wird Drohung wahrscheinlich nicht ausführen
Levels von Drohungen
- hoch: Erfordert immer schnelles Eingreifen und Polizei
- mittel: Bedrohungslage unklar
- niedrig: Person wird Drohung wahrscheinlich nicht ausführen
Nenne 4 Kontextfaktoren.
- Person des Drohenden Schülers
- Schule
- Soziales Umfeld
- Familie
Ab wann sind die Kriterien der Kontextfaktoren valide?
Nur, wenn schon Bedrohung vorliegt.
Keine Checkliste, systematisches Denken notwendig.
Faktor 1: Person der Drohenden
Umgang mit Problemen und Autorität, Selbstglorifizierung, Empathiefähigkeit, depressive Tendenzen
- Umgang mit Stress, Kritik, Konfliktem
- Umgang mit Traurigkeit, Enttäuschung
- Umgang mit Autorität, Regeln
- Bedürfnis nach Kontrolle, Aufmerksamkeit
- Depressive Tendenzen
-Coping Fähigkeiten
-Überbeschäftigung mit Ungerechtigkeit - Empathiefähigkeit
- Selbstglorifizierung
Faktor 2: Schule
Bindung an Schule, Einstellung Schule (Disziplin, Inklusion), soziale Hierarchie
- Bindung des Schülers an die Schule
- Umgang mit respektlosem Verhalten
- Disziplin
- Flexibilität, Inklusion
- Hierarchie zwischen Schülern
- Kultur des Schweigens
Faktor 3: Soziales Umfeld
Soziele Beziehungen, Hobbies, Drogen
- soziale Beziehungen zu gleichaltrigen
- drogen, Alkohol
- Medien, Technik
- Hobbies
- Gefahr der Nachahmung anderer
Faktor 4: Familie
Beziehungen u. Zugehörigkeit, Einstellung der Eltern
- Kind-Eltern-Beziehung
- Zusammengehörigkeitsgefühl, Vertrautheit
- Einstellung gegenüber psychischen Störungen u. elterlicher Autorität
- Zugang zu Waffen
- Monitoring
Konsequenzen wenn Auffälligkeit
- weitere Infos sammeln
- Vorbereitete Notfallpläne umsetzen
- Polizei und Jugendamt einsetzen
- Verdächtige nicht stigmatisieren!
- Schuldige nicht konfrontativ bestrafen (sonst Demütigung, Ausgrenzung -> Bedrohung steigt)
Wodurch werden Nachahmungseffekte stärker?
- Berichterstattung: intensiv, konkret, leicht verfügbar Konsequenzen
- Rezipienten: ähnlich Täter, jünger, viele Rezipienten
- Darstellung: Täter heroisch, positive Konsequenzen
Was passiert, wenn intensiv und konkret über Amokläufe berichtet wird?
Nachahmungseffekte steigen
Prävention von Nachahmungstaten durch angemessene Berichterstattung
- keine Romantisierung
- keine konkreten Infos
- keine Täterfantasien, emotionales Bildmaterial
- Fokus auf negative Folgen
-> nüchterne Beschreibung des Leids - Handlunsgmotivation nicht vereinfacht erklären