10.4. neuere Schichtungsmodelle Flashcards
Wieso brauchen wir neuere Strukturmodelle?
In der heutigen Zeit werden Beruf, Bildung, Einkommen und Vermögen den Statusmerkmalen von Menschen nicht mehr gerecht.
Mit neueren Modellen wird versucht die Nachteile von Schicht- und Klassenmodellen zu vermeiden.
neuere Strukturmodelle
- Lebenslagen
- soziale Lagen
- soziale Milieus
- Lebensstile
10.4.1. Lebenslagen und soziale Lagen:
Ausgangspunkt und Ziel
Sie gehen in erster Linie nicht von formalen Kriterien wie Bildung, Beruf etc, sondern von der Lebenswelt des Einzelnen aus.
Sie wollen, im Gegensatz zu den Schichtungsmodellen, alle in der heutigen Zeit relevanten Merkmale sozialer
Ungleichheit berücksichtigen.
10.4.1. Lebenslagen und soziale Lagen:
Lebenslage
= meint die Gesamtheit verschiedener ungleicher
Lebensbedingungen eines Menschen in seiner
Lebenswelt, die sein Erleben und Verhalten sowie
seinen Handlungsspielraum in seiner
Lebensgestaltung bestimmen
10.4.1. Lebenslagen und soziale Lagen:
die Lebensbedingungen in der Lebenswelt eines Menschen
- Bildung
- Arbeitssituation
- Einkommenssituation
- Vermögenssituation
- Familiensituation
- Wohnverhältnisse
- Gesundheitszustand
10.4.1. Lebenslagen und soziale Lagen:
die soziale Lage
= meint die Zusammenfassung von Menschen zum
einen nach Berufsgruppen (vertikales Kriterium) und
zum anderen nach Kriterien wie Alter, Geschlecht,
Lebensform oder Region (horizontale Kriterien)
10.4.2. Soziale Milieus und Lebensstile:
Ausgangspunkt und Ziel
Sie gehen, wie die Lebenslage und die soziale Lage, in erster Linie nicht von formalen Kriterien wie Bildung, Beruf etc, sondern von der Lebenswelt des Einzelnen aus.
–> sogenannte objektive Lebensbedingungen (z.B.
Einkommen oder Besitz) prägen möglicherweise, aber
nicht notwendigerweise die subjektive Lebensweise
eines Menschen.
–> soz. Milieus und Lebensstile versuchen das Ausmaß
der Übereinstimmung von objektiven
Lebensbedingungen und subjektiven Lebensweisen
differenzierter zu betrachten.
10.4.2. Soziale Milieus und Lebensstile:
soziale Milieus
= fassen Gruppierungen Gleichgesinnter hinsichtlich
ihrer Werthaltungen, Mentalität, Lebensauffassungen
und Lebensweise, sowie der Wahrnehmung ihrer
Umwelt zusammen.
z.B. das “konservative Milieu”, welches sich durch traditionelle Werte, politisch konservative Einstellung und hohes Pflichtbewusstsein auszeichnet.
10.4.2. Soziale Milieus und Lebensstile:
Lebensstil
= Unter Lebensstil wird die relativ stabile, regelmäßig
wiederkehrende Art und Weise der Gestaltung des
eigenen Lebens verstanden.
soz. Milieus und vor allem Lebensstile, sind heute wegen der Pluralität von sozialen Wert- und Normvorstellungen sehr vielfältig.
Kritikpunkte der neueren Schichtungsmodelle:
Ablenkung vom eigentlichen Thema
(Rainer Geißler und Hans-Ulrich Wehler)
- die Ungleichheitsforschung könnte zugunsten der
Milieu- und Lebensstilforschung aus dem Blick
geraten. Dadurch könnte die berechtigte Kritik an
soz. Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in den
Hintergrund treten. - anstatt soz. Ungleichheiten zu analysieren, wird eine
bunte Vielfalt von Individualisierung in soz. Milieus
und Lebensstilen ins Feld geführt. Dadurch werden
Ungleichheitsstrukturen ignoriert.
Kritikpunkte der neueren Schichtungsmodelle:
Individualisierung
(Hermann Korte)
“Individualisierung” spiegelt sich in den neueren Modellen wider und ist in der Zwischenzeit zum sozialpolitischen Programm geworden.
“individualisierte Menschen sind für sich selbst verantwortlich” klingt gut, kann aber den Abbau sozialer Sicherungssysteme bedeuten.
Die Individualisierung erlaubt heutzutage Bastelbiografien (= persönliche Gestaltungsmöglichkeit der eigenen Biographie), aber “Wer seine eigene Existenz betrachtet, wird schnell merken, dass es so viel zum Basteln gar nicht gibt”.
Kritikpunkte der neueren Schichtungsmodelle:
einfach zusammengefasst
Durch die Individualisierung und Vervielfältigung von Kriterien, geht das eigentliche Ziel verloren. Es geht nicht mehr um die Analyse und Kritik von sozialer Ungleichheit, sondern um die Kategorisierung von Individuen.
Es wird der falsche Eindruck zahlreicher Möglichkeiten erweckt.