1. Handlungssteuerung Flashcards
Beschreibe das biopsychosoziale Modell
biologische, psychosoziale und soziokulturelle Einflüsse wirken auf das Verhalten und mentale Zustände
Was fällt im biopsychosozialen Modell unter biologische, psychosoziale und soziokulturelle Einflüsse? (jeweils 3)
biologische Einflüsse:
- genetische Prädispositionen
- Gehirnmechanismen
- hormonelle Einflüsse
psychosoziale Einflüsse:
- natürliche Selektion adaptiver und erlernter Erwartungen und Ängste
- erlernte Reaktionen
- kognitive Verarbeitung und Interpretation von Wahrnehmungen
soziokulturelle Einflüsse:
- Erwartungen von Gesellschaft, Kultur und Familie
- Einfluss von Gruppen
- subjektiv attraktive Rollenmodelle
Welche Aspekte der Handlungssteuerung stehen in der Allgemeinen Psychologie im Zentrum des Interesses? (6)
- Lernprozesse
- Gedächtnisprozesse
- Wahrnehmungsprozesse
- Denkprozesse
- Motivationsprozesse
- emotionale Prozesse
Was versteht man unter Verhalten? Welche 3 Kategorien umfasst es als Oberbegriff?
“Verhalten ist eine Form von Bewegung, mit der wir auf unsere Umwelt einwirken (zB Ausdrucksverhalten (Mimik), Sprechen)”
- Handlungen und Teilhandlungen
- Ausführungsroutinen und Automatismen
- Einzelbewegungen und reflexartige Reaktionen
Wie unterscheidet sich Handeln von Verhalten (Definition von Handeln, 4 Merkmale)
“Ausführen zielgerichteter Bewegung”
spezieller Typ von Verhalten, beinhaltet auch innere Prozesse wie Gedanken und Gefühle
Es ist
- zielgerichtet
- absichtsvoll
- bewusst
- geplant
Was ist ein Trigger?
äußerer Reiz, der als Auslöser für ein Verhalten dienen kann.
zB Situationen (Kaffeepause) oder Gegenstände (Aschenbecher)
Beschreibe das Rubikonmodell der Handlungsphasen
4 Phasen, motivational und volitional
- Prädezisionale Phase: motivational Fazit Tendenz, abwägende Bewusstseinslage, endet in Intensionsbildung ►Rubikon wird überschritten
- Präaktionale Phase: volitional, Fiat-Tendenz, endet in Intentionsinitiierung
- Aktionale Phase: volitional, Fiat-Tendenz bestimmt den Beginn der Handlung, Umsetzung der Handlung / HANDELN
- Postaktionale Phase: motivational, Loslösung von der Handlungsintention, abschließende Bewertung
Welche Phasen des Rubikonmodells sind motivational, und welche volitional?
motivational: Prädezisionale und Postaktionale Phase (1+4)
volitional: Präaktionale Phase und Aktionale Phase (2+3)
Was ist die Fiat-Tendenz?
hypothetische Größe, die persönliche Intensionsstärke, Gelegenheit zu handeln und Dringlichkeit einbezieht
Beschreibe die kognitiven Merkmale der Bewusstseinslagen der 1. und 2. Phase des Rubikonmodells
1. Prädezisionale Phase: Abwägende Bewusstseinslage:
- große Offenheit für viele Informationen (alles abwägen)
- Bevorzugung von Informationen, die Helfen, das Ziel zu realisieren
- positive und negative Aspekte ausgewogen um ein möglichst realistisches Bild zu erhalten
2. Präaktionale Phase: Planende Bewusstseinslage:
- verringerte Offenheit gegenüber Informationen
- Bevorzugung von Informationen, die Wann, Wo, und Wie der Handlung beantworten
- optimistisch verzerrt: bevorzugt mit der Handlungsintention kongruente Informationen
Wie definiert Peter Gollwitzer Planung?
Was beinhaltet die Handlungsplanung? (2)
mentale Strategie, die auf eine zukünftige Handlung vorbereitet.
Sie beinhaltet Antizipation des zukünftigen situationalen Kontext und das Vorgehen während der Handlungsausführung
In welchen Aspekten können sich Handlungspläne unterscheiden? (6)
- Grad der Ausarbeitung
- Grad der Komplexität
- Grad der Spezifität
- Grad der Flexibilität
- Grad der Verbindung (hierarchisch und zeitlich organisiert oder unverbunden/ unorganisiert)
- Grad der Erfahrung (erprobt/altbekannt vs neu)
Was sind die 2 Ziele, die Handlungspläne verfolgen?
- Ausführung einer Handlung erleichtern
- Überflüssige Schritte vermeiden
(both are just efficiency)
Nenne die 4 zentralen Aufgaben der Selbstregulation
- Hindernisse überwinden
- Abschirmen gegen äußere Einflüsse
- selbstregulatorische Fähigkeiten bewahren
- unproduktive Zielbestrebungen vermeiden
Wie unterscheidet Gollwitzer zwischen der Ziel- und der Durchführungsintention?
Zielintention: allgemein formulierte Handlungsabsicht, bezogen auf was jemand erreichen will
Durchführungsintention/ Implementierungsintention: wann, wo und wie das Ziel erreicht werden soll, beruht auf der “Wenn-Dann-Regel”
Was ist die Wenn-Dann-Regel?
Wenn Situation Y eintritt, initiiere ich das zielgerichtete Verhalten X”
Wenn legt Zeit, Ort und Mittel zur Zielerreichung fest
Dann legt eine konkrete Handlung fest
Was ist die “kritische Situation”
Das in der Wenn-Dann-Regel festgelegte Wenn
kann aus externalen oder internalen Schlüsselreizen bestehen (günstige Situationen oder antizipierte Hindernisse)
starke kognitive Verbindung zwischen der kritischen Situation und dem zielgerichteten Verhalten
Wenn die kritische Situation die “Wenn-Komponente” darstellt, was ist die “Dann-Komponente”?
die Festlegung des Zielverhaltens
Was ist für die Zielerreichung wichtiger? Die Ziel- oder Implementierungs-(Durchführungs-)intention?
Implementierungsstärke ist deutlich überlegen, durchschnittliche Effektgröße von 0.65
Eine Gruppe, die eine Implementierungsintention im Gegensatz zu einer Zielintention formuliert, hat eine schnellere Reaktionszeit ► Implementierungsintention löst automatische Prozesse aus
Beschreibe die 4 Phasen der Zielablösung nach Eric Klinger
- Aufbruchsstimmung (Invigoration) durch Anstrengungen trotz Rückschlägen
- Aggression, Reaktion auf fortlaufende Frustration
- Depression, macht die Ablösung möglich
- Erholung (Recovery), um sich neuen Zielen zuwenden zu können
Beschreibe die Handlungskrise (Action Crisis) nach Brandstätter, Herrmann und Schüler
Anhäufung von Rückschlägen, Infragestellen der Aufgabe des Ziels
Unentschlossenheit, ob das Ziel weiter verfolgt werden sollte oder aufgegeben werden sollte
Welche 5 Effekte hat eine Handlungskrise?
- generell negative Beeinflussung des physischen und psychischen Wohlbefindens
- erhöhter Cortisolspiegel durch den empfundenen Stress
- Verminderung der Lebenszufriedenheit und des alltäglichen positiven Affekts
- Anzahl gesundheitliche Symptome über 3-4 Monate erhöht
- Verminderung der persönlichen Erwartung der Attraktivität und Erreichbarkeit des Ziels
Beschreibe Escalation Situations (Eskalierende Situationen)
Situationen, in denen unklar ist, ob ein Ziel weiter verfolgt werden sollte (Möglichkeit, zum Guten zu wenden oder nur weitere Kosten zu verursachen)
Welche 3 Selbstregulationsstrategien wurden zur Beeinflussung von Escalation Situations untersucht, und mit welchem Ergebnis?
- Reflexion: (reconsider strategy after bad feedback) war am besten in der Lage, Verhalten der Probanden an die jeweilige Situation anzupassen
- Handlungsorientiert: (switch strategy after bad feedback) wechseln der Strategie unabhängig davon wie gut sie eigentlich war
- Zielorientiert: (i will work with the best strategy): beharrten nach schlechtem feedback auf ihrer Strategie, sowie auch die Kontrollgruppe ohne Maßnahme
Was ist der Unterschied zwischen sensomotorischer Adaption und dem Erwerb von Fähigkeiten?
bei der sensomotorischen Adaption müssen lediglich die Sensorik und Motorik an veränderte Umweltbedingungen angepasst werden, da die Bewegungsmuster bereits vorher erlernt wurden.
der Erwerb von Fähigkeiten bezieht sich jedoch auf den langfristigen Erwerb neuer Bewegungsmuster
Welche 4 zentralen Merkmale ordnen Kiesel und Koch Fertigkeiten zu?
- Intentionalität und Zielgerichtetheit
- Übungs-Abhängigkeit
- hohe Effizienz
- Erfordernis einer hohen Leistung
In welche 3 Kategorien können Fertigkeiten unterschieden werden?
- perzeptuelle
- kognitive
- motorische
4 Kriterien psychomotorischer Fertigkeiten
- persönliche Kontrolle vs Flexibilität (Kegeln vs Federball)
- Umgebung stabil vs dynamisch (Büroarbeit vs Segeln)
- grobmotorisch vs feinmotorisch
- kontinuierlich vs Teilbewegung
Beschreibe das Potenzgesetz der Übung und nenne 4 Lerneffekte
Potenzgesetz: Lerneffekte sind am Anfang besonders stark und nehmen mit der Zeit ab
Lerneffekte:
- Ausführung wird immer stabiler
- sparsamer/ weniger anstrengend
- zunehmend automatisch ► mehrere Dinge gleichzeitig möglich
- größere Flexibilität ► verbesserte Anpassung an dynamische Umweltbedingungen
Nenne 4 Modelle des Fertigkeitserwerbs
- Phasenmodell des motorischen Lernens nach Fitts und Posner
- Closed-Loop-Theorie von Adams
- Die Schematheorie von Schmidt
- Die komputationale Perspektive
Nenne die 3 Phasen des Phasenmodell des motorischen Lernens nach Fitts und Posner
- kognitive Phase
- assoziative Phase
- autonome Phase
Beschreibe die kognitive Phase des Phasenmodells des motorischen Lernens (5)
- bewusste Auseinandersetzung mit Merkmalen des zu erlernenden Ablaufs
- Konzentration auf Einzelbestandteile der Bewegung (Beanspruchung von Aufmerksamkeitsressourcen)
- verbalisierbare Selbstinstruktionen (explizites Wissen)
- grobe Bewegungen, hohe Variabilität
- Schwierigkeit und Komplexität bestimmen die Dauer der Phase
Beschreibe die assoziative Phase des Phasenmodells des motorischen Lernens (5)
- Verfeinerung und Einüben, Verbesserung des Ablaufs und der Koordination
- kleinere Korrekturen
- Ausführung ist weniger fehlerhaft und einheitlicher
- Verknüpfung einzelner Elemente zu Chunks, Prozeduralisierung (als motorische Programme direkt abrufbar)
- stetige Reduzierung der benötigten Aufmerksamkeitsressourcen, Parallel-Tätigkeiten werden möglich
Beschreibe die autonome Phase des Phasenmodells des motorischen Lernens (4)
- wird nach langfristiger (oft jahrelanger) Übung erreicht
- Bewegungsausführung ist leicht + stabil, unempfindlich gegen äußere Einflüsse
- automatischer Ablauf, geringer Aufmerksamkeitsaufwand, Möglichkeit andere Aufgaben gleichzeitig zu bearbeiten
- Nachteil: Fehlerkorrektur nurnoch schwer möglich
Beschreibe kurz das Phasenmodell des motorischen Lernens nach Fitts und Posner
- Phase: kognitiv, Aufgabe wird analysiert und geplant, Bewegungen werden erprobt
- Phase: assoziativ: Einübung der Bewegung, Verknüpfung des Ablaufs zu Chunks, Automatisierung
- Phase: autonom: “Perfektion”, aber auch Verstarrung (Fehlerkorrektur schwer), kann bis zu jahrelange Übung erfordern
Beschreibe die Closed-Loop-Theorie von Adams
erklärt motorisches Lernen durch perzeptuell-motorische Rückmeldeschleifen (Modell des Fertigkeitserwerb)
1. verbal-motorische Phase
- vielfältige Bewegungsausführung, Erprobung
- Abgleich zwischen Ist- und Soll
2. motorische Phase
- entwickelte Gedächtnisspur dient als Referenzgröße, mit der zukünftige Ausführungen auf Korrektheit abgeglichen werden
Beschreibe die komputationale Perspektive (Modell des Fertigkeitserwerb) (4)
- sensorischen und kognitiven Prozesse als Input,
- ► ermöglicht motorischen Output
- Gehirn übernimmt motorische Kontrolle (Umwandlung sensorischer Infos in motorische Signale)
- Wechselseitiger Einfluss von Körper und Gehirn
Beschreibe die Schematheorie von Schmidt (Modell des Fertigkeitserwerbs)
zwei Schemata:
Recall-Schema: Abruf der aktuellen Bewegungsausführung in Form eines motorischen Programms
Recognition-Schema: Wiedererkennen der gewünschten Bewegungsausführung, orientiert an extrinsischem Feedback
► stetiger Abgleich zwischen beiden Schemata
Was versteht man unter Chunks?
einzelne Bewegungselemente werden zu einer gemeinsamen Gedächtnisrepräsentation zusammengefasst und sind so leichter abzurufen
Was versteht man unter Prozeduralisierung?
Automatisierung von Fertigkeiten durch Übung und Erfahrung
Abruf erfolgt ohne bewusste Anstrengung aus dem impliziten/ prozeduralen Gedächtnis
Was versteht man unter Schemata?
Verhaltens- und Denkschemata
kognitive Struktur, mit der Informationen geordnet und erklärt werden
Was versteht man unter komputationaler Modellierung?
Tool, mit dem komplexe Prozesse der realen Welt dargestellt werden, zB durch Simulationen
Was bedeutet afferent?
zum Nervensystem hinleitend, “hinbringend”, aufsteigend
Nenne jeweils den zenralen Prozess zur Regelung und Steuerung motorischer Kontrolle
- Regelung (Feedback Control)
- Steuerung (Feedforward Control)
Was sind Propriozeptoren?
Mechanorezeptoren, die auf Bewegungs- und Zustandsänderungen ansprechen, besonders von Muskel- und Sehnenspindeln
Beschreibe die Vor- und Nachteile von extrinsischem Feedback (3)
- gut, wenn zB wenig intrinsisches Feedback
- besonders hilfreich ist kombinierte Rückmeldung von Bewegungsausführung und -ergebnis
- zu häufiges Feedback kann zu Verschlechterung und Abhängigkeiten führen