03420 Flashcards

1
Q

Zwei typische Merkmale des Interviews

A

a) zwei Personen treffen sich

b) eine Person stellt Fragen und die andere Person gibt antworten

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2
Q

Definition Interview nach Keßler

A

Zielgerichtete mündliche Kommunikation zwischen einem oder mehreren Befragern und einem oder mehreren Befragten, wobei eine Informationssammlung über das Verhalten und Erleben der zu befragenden Person(en) im Vordergrund steht.

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3
Q

Definition psychologisches Interview nach Westhoff

A

Ein psychologisches Interview ist ein Gespräch zwischen einem oder mehreren Interviewern auf der einen und einem oder mehreren Interviewten auf der anderen Seite, das nach impliziten und expliziten Regeln abläuft und dazu dient, Informationen zur Beschreibung, Erklärung oder Vorhersage individuellen Verhaltens oder der Beziehung zwischen Personen zu erheben oder Informationen zu den Bedingungen zu gewinnen, die individuelles Verhalten oder die Beziehung zwischen Personen ändern oder aufrecht halten.

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4
Q

Übergang zwischen Diagnostik und Intervention

A

Ist manchmal fließend aufgrund von Reflexionsprozessen, die durch ein Interview ausgelöst werden können.

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5
Q

Exploration

A

Form des Interviews -> Erkundung des subjektiven Lebensraums eines Probanden steht im Mittelpunkt. Zum Beispiel angewandt in der biographischen Persönlichkeitstheorie von Hans Thomae

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6
Q

Anamnese

A

> Begriff stammt aus der Medizin
Erhebung der Vorgeschichte einer kranken Person vor Behandlungsbeginn
Psychologie: störungsbezogene Vorgeschichte

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7
Q

Katamnese

A

> Informationssammlung nach Abschluss der Behandlung

> Ziel: Stabilität der Behandlungseffekte abzuschätzen

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8
Q

Biografisches Interview

A

> Erhebung der gesamten Biografie eines Menschen

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9
Q

Eigenanamnese

A

Betroffene Person gibt selbst Auskunft über ihre störungsbezogene Vorgeschichte

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10
Q

Fremdanamnese

A

Andere Personen (z. B. Eltern) werden zur Vorgeschichte befragt.

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11
Q

Alltagskonversation nach Dyer

A

> nicht unbedingt expliziter Zweck
Wiederholungen sind in der Regel unerwünscht
beide können Fragen stellen
Interesse und Desinteresse an bestimmten themen wird von beiden ausgedrückt
basiert auf implizitem Wissen
allzu detaillierte Antworten und Statements werden in der Regel aus Höflichkeit vermieden.

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12
Q

Interview nach Dyer

A

> Zweck, Ziel
Wiederholungen sind oft notwendig
Hauptsächlich der Interviewer stellt Fragen (festgelegte Rollen)
Eher der Interviewer drückt Interesse und Desinteresse aus
implizites Wissen sol möglichst expliziert werden
Antworten sollten so detailliert wie möglich sein

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13
Q

Merkmale von Interviews

A

> Setting (Medien)
Dauer
Anzahl der Interviewer und der Interviewten
Rolle des Befragers
Ziele
Grad der Strukturierung oder Standardisierung

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14
Q

Settings eines Interviews

A

z. B. Face-to-Face, Telefon, Internet

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15
Q

Dauer eines Interviews

A

Einige Minuten (Telefoninterviews), in Beratungs- und Forschungskontexten deutlich länger. Sollten jedoch nicht länger als 60-90 min (Aufmerksamkeit, Konzentration, Motivation)

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16
Q

Rolle des Befragers im Interview

A

> weiches Interview: offene, warme Atmosphäre, z. B. klientenzentrierte Psychotherapie: positive Wertschätzung, Empathie, Kongruenz/Echtheit
neutrales Interview: zurückhaltend-interessierte Rolle, Fehlerquellen minimieren, Vergleichbarkeit von Interviews sichern
hartes Interview: Befragte Person überrumpeln oder provozieren, Abwehr durchbrechen und offenheit erzwingen.

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17
Q

Ziele des Interviews

A

> möglichst umfassende Beschreibung
z. B. klinische Psychologie: Bedingungen für dysfunktionales Verhalten
z. B. Eignungsdiagnostik: Vorhersage zukünftigen Verhaltens (eines Bewerbers)
Unterschiedliche Ziele der Interview-Methode hängen auch mit forschungsmethodologischen Grundeinstellungen zusammen.

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18
Q

Strukturierungsgrad des Interviews

A

> hoch standardisiertes Interview
teilstandardisiertes bzw. halbstrukturiertes Interview
unstandardisiertes Interview

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19
Q

Anzahl der Interviewer

A

> Panel-Interview (mehrere Interviewer, ein Kandidat -> z. B. Bewerbungsgespräch)
Focus Group (ein Interviewer stellt mehreren Interviewten Fragen und lässt sie dann diskutieren)

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20
Q

Aspekte der Standardisierung von Interviews (Makrostruktur)

A

> Fragen (Wortlaut, Anzahl und Abfolge)
Antworten (offen oder geschlossen)
Auswertungen (nach festgelegten Regeln/Kategorisierungen)
Verhalten des Interviewers: Reaktion auf Fragen des Probanden

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21
Q

Mikrostruktur des Interviews

A

Konkrete Formulierung einzelner Fragen

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22
Q

Standardisiertes Interview

-Beschreibung-

A

Inhalt, Reihenfolge der Fragen, Verhalten des Interviewers, Antwortklassen und Art der Auswertung sind vorher festgelegt. Keine individuellen Variationen vorgesehen bzw. erwünscht. Beispiele: Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen (DIPS, Schneider & Margraf, 2006), Strukturiertes klnisches Interview für DSM-IV (SKID, Wittchen, Zaudig & Fydrich, 1997)

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23
Q

Vorteile des standardisierten Interviews

A

> Gute Vergleichbarkeit verschiedener Interviews
Vergleichsweise ökonomische Auswertung
Anforderungen an Interviewer werden reduziert (Reihenfolge & Inhalt der Fragen ist klar vorgegeben genauso wie bei Nachfragen reagiert werden soll)
Klassische Gütekriterien könnnen leichter oder überhaupt ermittelt werden.
Potentielle Interviewerfehler sind besser kontrollier- und reduzierbar.

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24
Q

Nachteile des standardisierten Interviews

A

> Subjektiver Lebensraum bzw. subjektive Repräsentation des Probanden werden möglicherweise nicht angemessen erfasst.
Keine Chance, für den Probanden subjektiv wichtige Inhalte abzufragen bzw. zu äußern
Wortwörtlich festgelegte Fragen können von unterschiedlichen Befragten unterschiedlich verstanden werden.
Striktes Festhalten an der Standardisierung kann im Gespräch unnatürlich wirken, evtl. nimmt die Antwortbereitschaft des Probanden ab.

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25
Q

Unstandardisiertes Interview

-Beschreibung-

A

> Themen, die angesprochen werden sollen, sind festgelegt
Weitere Themen die im Gesprächsverlauf auftauchen können und sollen exploriert werden
Beispiel: Narratives Interview (Fritz Schütze, 1983)

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26
Q

Vorteile des unstandardisierten Interviews

A

> Subjektive Repräsentationen (“das Individuum und seine Welt”) können deutlich besser erfasst werden.
Interviewer kann interessierende Themen beliebig weit verfolgen
Adaptives Diagnostizieren wird möglich: Anschlussfragen können in Abhängigkeit von den Antworten des Probanden gestellt werden.

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27
Q

Nachteile des unstandardisierten Interviews

A

> Schwierige Vergleichbarkeit mehrere Befragungen (gruppenbezogene Auswertung möglich?)
Keine Garantie, dass alle relevanten Informationen erfasst wurden
Interviewer mit viel Training und Erfahrung notwendig.

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28
Q

Teilstandardisiertes Interview

-Beschreibung-

A

> Versucht Vorteile der standardisierten und unstandardisierten Befragung zu vereinen und die entsprechenden Nachteile zu vermeiden.
basiert auf Gesprächsleitfaden, in dem Themen und mehr oder weniger ausformulierte Fragen festgelegt sind
Gewisse Struktur zur Vergleichbarkeit und Vollständigkeit ist somit vorgegeben
Variationen trotz Leitfaden möglich (Zusatzfragen/neu formulierte Fragen)

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29
Q

Interview

Kognitionspsychologische Perspektive

A

Informationsverarbeitungsprozesse -Erwartungen, Emotionen und Motiven-, Übertragung und Gegenübertragung

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30
Q

Interview

Lernpsychologische Perspektive

A

Prozess der wechselseitigen Verstärkung, verbale und nonverbale Verstärker

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31
Q

Sozialpsychologie des Interviews

A

Soziale Wahrnehmungs- und Beurteilungsprozesse: Ersteindrucks- Stereotypisierungs- und Kategorisierungsprozesse, Attributionsverzerrungen, Asymmetrischer Kommunikationsprozess, Gegenseitiges Wahrnehmen und Beurteilen

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32
Q

Persönlichkeitsmerkmale als moderierende Variablen in Interviews

A

z. B. Ängstlichkeit des Interviewers überträgt sich auf die befragte Person

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33
Q

Soziale Urteilsbildung in Einstellungsinterviews - Interagierende Bedingungen nach Schuler, 2002

A

> Situationsparameter (Position, Organisation, Umwelt, Diagnosebedingungen, Vorinformation)
Mechanismen der Informationsverarbeitung
Person, Verhalten und Eindruck des Bewerbers
Person, Verhalten und Eindruck des Interviewers
Beziehung / Interaktion
Entscheidung des Bewerbers und des Interviewers

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34
Q

Konsequenzen für die Gestaltung von Interviews

A
  1. Transparenz (Definition Interviewsituation, Interviewziel, Rollenverteilung, Dauer, vergleichbare Startbedingungen)
  2. Beziehung gestalten
  3. Freundlich sein, aber neutral bleiben
    4, Möglichkeit zur Meta-Kommunikation nutzen)
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35
Q

Vorteile des Interviews gegenüber der Fragebogenmethode

A

> Bei wiederholter Messung mittels Fragebogen kann eine Rekalibrierung der Intervalle eintreten.
Qualitative Veränderungen können mit Interviews besser erfasst werden

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36
Q

Vorteile von mündlichen gegenüber schriftlichen Befragungen

A

> Mündliche Befragungen sind flexibler und erlauben spontane Reaktionen und die Berücksichtigung nonverbaler Signale
Identität des Interviewpartners kann eindeutig bestimmt werden
Höhere Kontrolle im Hinblick auf die Erhebungssituation, Reihenfolge der Fragen, Dauer, Vollständigkeit und den Rücklauf.

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37
Q

Unter welchen Bedingungen lohnt es sich, die Interviewmethode anzuwenden?

A

> Immer dann, wenn es keine geeigneten Fragebogen-Verfahren gibt
Individualdiagnostik
1. Bei der Erarbeitung einer diagnostischen Frage-
stellung
2. Zur Abklärung des Kontextes der diagnostischen
Fragestellung
3. Bei der Erhebung persönlicher und intimer
Informationen
Forschung
- Phänomene die gar nicht oder nur schwer
beobachtet werden können
- Wenn keine oder kaum theoretische Befunde
vorliegen
- Interviews zur Exloration (haben eher vorbereitenden
Charakter)
Qualitatives Paradigma
- Interview ist eine der wichtigsten Forschungs-
methoden

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38
Q

Interview in der Klnischen Psychologie

-Zielsetzungen-

A
> Deskription einer Symptomatik
> Erklärung von Störungsbildern
> Klassifikatorische Einordnung eines Störungsbildes
> Prädiktive Diagnostik 
> Evaluation von Veränderungen
> Klinische Dokumentation
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39
Q

Strukturiertes Interview für das Fünf-Faktoren-Modell (SIFFM, Trull & Widiger)

A

> Erfassung von adaptiven aber auch klinisch relevanten Extremausprägungen der Facetten und Faktoren der Big Five, die auf Persönlichkeitsstörungen hinweisen.
Vorteile SIFFM: (a) Persönlichkeitsbeurteilung durch Interviewer und daher in geringerem Maße durch die aktuelle Stimmungslage des Probanden beeinflusst, (b) Verständnis der Fragen kann sichergestellt werden.
Zunächst Ausgangsfragen, die in Abhängigkeit von der Antwort des Probanden genauer exploriert werden.

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40
Q

Selbstmanagement Modell (Kanfer, Reinecker und Schmelzer)

A

> Diagnostisch-therapeutischer Prozess
Äußerungen des Klienten während der Behandlung liefern immer wieder diagnostische Informationen, die für weitere Maßnahmen genutzt werden können.
Fragen, die zu diagnostischen Zwecken gestellt werden, können beim Klienten Reflexionsprozesse auslösen, die für therapeutische Effekte wichtig sind.

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41
Q

Gesprächsführung in Carl Rogers Gesprächspsychotherapie

A
  • weicher Interviewstil
    • klientenzentrierte Gesprächsführung (Empathie,
      unbedingte Wertschätzung, Echtheit/Kongruenz)
    • Klienten zur Selbstexploration anregen
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42
Q

Gesprächsführung in der lösungsorientierten Kurzzeittherapie

A
  • Spezielle Fragetechniken zur Exploration von
    Ressourcen und Ausnahmen von einem
    Problemmuster
    • Spezielle hypothetische Fragen (Zielklärung,
      Lösungskonstruktion) -> “Wunderfrage”
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43
Q

Gesprächsführung bei den spielbasierten Befragungstechniken

A

> Befragung von kleineren Kindern (4-8 Jahre)
In einer unbekannten Befragungssituation mit unvertrauten Interviewern besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass gerade bei kleineren Kindern Hemmungen, Ängste und Unsicherheiten auftreten.
Mündliche Befragung soll im Medium Spiel umgesetzt werden.
Projektives Verfahren: Szeno Test (Holzkasten mit 16 biegsamen Puppenfiguren, Bausteinen und Zusatzmaterial)

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44
Q

Gesprächsführung in der Personalpsychologie

A

> Aufgaben u.a. Berufseignungsdiagnostik und Personalentwicklung
Einstellungsinterview die wichtigste Methode zur Auswahl von Mitarbeitern. -> sollte möglichst valide, reliabel und objektiv durchgeführt werden.
z. B. MMI (Schuler, 2002) und Entscheidungsorientiertes Gespräch (Westhoff und Mitarbeiter, 2009)

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45
Q

MMI Multimodales Interview (Schuler, 2002)

-Ablauf-

A
  1. Gesprächsbeginn
  2. Selbstvorstellung des Bewerbers
  3. Freier Gesprächsteil
  4. Berufsinteressen, Berufs- und Organisationswahl
  5. Biographiebezogene Fragen
  6. Realistische Tätigkeitsinformation
  7. Situative Fragen
  8. Gesprächsabschluss
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46
Q

EOG Entscheidungsorientiertes Gespräch (Westhoff und Mitarbeiter, 2009)

A

> Westhoff und MA haben die Prinzipien des EOG für Einstellungsinterviews umgesetzt und nutzbar gemacht.
EOG bietet Systematik zur Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Interviews, die für alle Arten von Gesprächen, die Entscheidungen vorbereiten, eingesetzt werden kann.
Gespräche zeichnen sich durch Teilstandardisierung und Verhaltensorientierung aus.

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47
Q

Verhaltensgleichung von Westhoff um entscheidungsrelevante Variablen zu identifizieren und entsprechende Fragen konstruieren zu können

A
> V= f I (U, O, K, E, M, S)
Verhalten ist eine Funktion folgender Gruppe von Variablen:
> Umgebungsvariablen (U)
   äußere Lebensbedingungen
> Organismusvariablen (O)
   körperliche Bedingungen
> Kognitive Variablen (K)
   Leistungsfähigkeit, Wahrnehmen, Lernen, Denken
> Emotionale Variablen (E)
   emotionale Belastbarkeit, Umgang mit Belastungen,
   relativ überdauernde Gefühle
> Motivationale Variablen (M)
   Leistungsmotiv, Ziele
> Soziale Variablen (S)
   soziale Intelligenz, Einstellungen
> und deren Wechselwirkungen (Index I)
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48
Q

Forensische Psychologie: Das Kognitive Interview

Geiselman, Fisher, 1997

A

> Besondere Form der Befragung (z. B. Zeugen) mit Erinnerungshilfen
Die vier Erinnerungshilfen:
1. Mentales Zurückversetzen in den Wahrnehmungskontext
2. Befragten bitten, alles zu erzählen, was ihm einfällt. Auch unwichtige Dinge.
3. Schilderung des Ereignisses in unterschiedlichen Reihenfolgen
4. Schilderung des Ereignisses aus verschiedenen Perspektiven.

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49
Q

Biographische Persönlichkeitsforschung, Hans Thomae (1968)

A

> Frei Exploration im Interview
Möglichst genaue, wertneutrale sowie theoretisch und methodisch unvoreingenommene Erfassung des Individuums und seiner Welt.
Proband wird zu Beginn gebeten, über sein Leben oder bestimmte biographische Einheiten zu berichten.
Im Anschluss können weitere Fragen gestellt werden.
Haltung gegenüber dem Probanden: Wird als Kollege oder “Experte seines eigenen Daseins” aufgefasst.

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50
Q

Wissenschaftstheoretische Kritik an der biographischen Persönlichkeitsforschung von Hans Thomae

A

> naiv empirische Haltung
Empirische Wissenschaft beginnt jedoch immer mit mehr oder weniger expliziten theoretischen Annahmen.
Frage: Wie werden bei einer ausschließlich hypothesengeleiteten Forschungsstrategie eigentlich neue Erkenntnisse gewonnen?

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51
Q

Konzept der Daseinstechniken (Reaktionsformen)

A

> Stammt von Hans Thomae
Abgrenzung zu coping/Bewältigung, da es Thomae um einen möglichst wertneutralen Begriff ging.
Begriff sollte aktive und Erfolgreiche Versuche der Bewältigung bzw. Reaktionsformen betreffen aber auch einen passiv vermeidenden Umgang z. B. mit Stress.
Daseinstechniken bzw. Reaktionsformen sind Möglichkeiten des Umgangs mit bedeutenden, insbesondere belastenden Lebenssituationen.

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52
Q

Der biographische Ansatz von Dan P. Mc Adams

A

> Menschen unterscheiden sich nicht nur im Hinblick auf Eigenschaften und charakteristische Adaptionen (persönliche Ziele, Bewältigungsstrategien), sondern auch in der Art und Weise, wie sie Identität und Bedeutung im Rahmen einer individuellen Lebenserzählung konstruieren.
Identität wird als narrative Identität aufgefasst (internalisierte Geschichte, um Vergangenheit und Zukunft in ein kohärentes Ganzes zu integrieren und Einheit oder Sinn zu erlangen)
Kultureller Kontext kann die Lebenserzählung stark beeinflussen
Ansätze der narrativen Identität betonen Identität als etwas “bewusst Erreichtes”, “Gefundenes”, “Kristallisiertes”, “Realisiertes”,

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53
Q

Vier Grundannahmen qualitativer Forschung (Flick, von Kardorff und Steinke, 2000)

A
  1. Die soziale Wirklichkeit wird in Interaktionsprozessen der beteiligten Akteure gemeinsam hergestellt und konstruiert (sozial-konstruktivistisches Basispostulat)
  2. Der Prozesscharakter und die Reflexivität sozialer Wirklichkeiten sind von Interesse und müssen untersucht werden.
  3. Objektive Lebensbedingungen werden durch ihre subjektive Bedeutung für soziale Akteure relevant.
  4. Kommunikation spielt in der qualitativen Forschung enie sehr wichtige Rolle und wird auch methodisch durch dialogische Verfahren der Datenerhebung, insbesondere das Interview, umgesetzt.
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54
Q

12 Kennzeichen qualitativer Sozialforschung

A
  1. Methodisches Spektrum statt Einheitsmethode
  2. Gegenstandsangemessenheit von Methoden
  3. Orientierung am Alltagsgeschehen und/oder Alltagswissen
  4. Kontextualität als Leitgedanke
  5. Perspektive der Beteiligten
  6. Reflexivität des Forschers
  7. Verstehen als Erkenntnisprinzip
  8. Prinzip der Offenheit
  9. Fallanalyse als Ausgangspunkt
  10. Konstruktion der Wirklichkeit als Grundlage
  11. Qualitative Forschung als Textwissenschaft
  12. Entdeckung und Theoriebildung als Ziel
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55
Q

Interviewer als Miner oder als Traveler

A

Interviewer als “Bergmann” (miner)
> Wissen wird sozusagen als verschüttetes Edelmetall aufgefasst, dass im “Inneren” von Individuen darauf wartet, vom Interviewer “ausgegraben” zu werden.
> Dabei wird das Wissen/das Edelmetall durch die “Grabungsaktivitäten” nicht verändert oder kontaminiert
Interviewer als “Reisender” (traveler)
> Neues Wissen wird mit anderen auf einer Bildungsreise konstruiert

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56
Q

Narratives Interview

A

> qualitative Interviewform
In der qualitativen Biografieforschung verwendet
Ablauf:
1. Anfangs- oder Haupterzählung
Initiale Aufforderung gesamte Lebensgeschichte (oder Abschnitte) möglichst ausführlich zu erzählen.
Interviewer stellt keine Nachfragen und versucht durch verbale und nonverbale Signale den Erzählfluss aufrecht zu erhalten.
2. Phase des Nachfragens
Keine Gründe oder Warum-Fragen sondern “tangentielles Erzählungspotential” ausschöpfen
3. Bilanzierungsphase
Wiederkehrende Abläufe, Zusammenhänge und Muster identifizieren
Warum Fragen stellen

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57
Q

Fokussiertes Interview

A

> qualitative Interviewform
Ursprünglich Gruppeninterview, Einzelgespräch geht aber auch
Fokussierung auf bestimmtes Objekt oder Gegenstand, der als Gesprächsanreiz bzw. zur Simulation des Gesprächs fungiert.
Ziele
Hypothesen zum fokussierten Gegenstand durch Äußerungen der Gesprächspartner bestätigen oder zu widerlegen
Interview offen gestalten, um auch neuen Aspekten Raum zu geben.

58
Q

Hinweise zur Formulierung von Fragen

A

> Einfache und kurze Formulierungen verwenden
Eindeutige Fragen stellen
Keine Suggestivfragen stellen

59
Q

Funktionale Fragen

A

> Sollen größere Eiheiten des Gesprächs steuern sowie Gelenk- und Schaltaufgaben übernehmen
1. Kontakt- und Einleitungsfragen
Unverfängliche Fragen, Small Talk, in Kontakt kommen
angenehme Stimmung etablieren
2. Überleitungsfragen bzw. Überleitungsabschnitte
Interviews sind in thematische Blöcke aufgeteilt
Zur Überleitung zwischen Blöcken bisheriges Thema kurz zusammenfassen und mit Erläuterung zum nächsten Themenblock
Können auch genutzt werden, um zu viel Redefluss zu bremsen
3. Kontrollfragen
Sicherstellen, dass die Antworten auch wirklich verstanden wurden
Lassen sich am Ende eines Themenblocks in die Zusammenfassung einbetten
4. Filterfragen
Verzweigungen
Von den Antworten auf Filterfragen hängt es ab, welche weiteren Fragen gestellt werden.

60
Q

COLUMBO-Technik (bei Kontrollfragen in Interviews)

A

> Kontrollfragen sind mit Vorsicht zu stellen; es sollte kein Verhör entstehen
Kontrollfragen dienen dazu Unklarheiten zu beseitigen und auf Widersprüche hinzuweisen.
COLUMBO-Haltung besteht darin, sich absichtlich dumm zustellen oder nicht anzunehmen, dass man alles, was der Interviewpartner gesagt hat bereits verstandne hat.
“Das habe ich jetzt noch nicht ganz verstanden,…” oder “Mir ist unklar, wie…”

61
Q

Formale Fragen

A

> Dem Interviewpartner signalisieren, in welcher Form er etwas darstellen soll.

  1. Offene Fragen
  2. Geschlossene Fragen
  3. Direkte Fragen
  4. Indirekte Fragen
  5. Allgemeine Fragen
  6. Konkrete Fragen
  7. Konkrete Nachfragen
  8. Spezielle Fragetechniken
62
Q

Offene Fragen

formale Fragen

A

> “Eine Frage ist umso offener, je weniger durch sie die Art zu antworten festgelegt wird”
Einleitende Sätze bei offenen Fragen formulieren, um nicht zu überrumpeln
Dienen auch dazu, bestimmte Gedächtnisinhalte des Interviewten zu aktivieren.
Sinnvoll auch verschiedene Sinneskanäle anzusprechen
Eignen sich besonders, wenn ein neues Thema eröffnet wird; zur Unterstützung der ausführlichen Behandlung eines Themas; um konkrete Beispiele anzuregen.

63
Q

Geschlossene Fragen

Formale Fragen

A

> Mehr oder weniger explizite Vorgaben der Antwortform
Identifikationsfragen (Wer, Wo, Was, Wieviele ….)
Selektionsfragen (mit Antwortalternativen)
Ja-Nein-Fragen
Eignen sich,
um im Anschluss an offene Fragen Details zu klären
bei gehemmten Personen, die lange Pausen nach
offenen Fragen zeigen
bei Befragten, die dazu neigen, vom Thema abzu-
schweifen

64
Q

Direkte Fragen

Formale Fragen

A

> Fragen sind umso direkter, je leichter der Interviewpartner erkennen kann, worauf eine Frage abzielt

65
Q

Indirekte Fragen

Formale Fragen

A

> Drücken weniger klar aus, welche Aspekte eines Themas genau interessieren
Sollen gestellt werden
-Zugang zu bestimmten Gedächtnisinhalten, auf die der
Befragte keinen unmittelbaren Zugriff hat, soll
erleichtert werden
-Bei heiklen, intimen oder belastenden Themen, von
ungewiss ist, wie detailliert sich ein Interviewpartner
dazu auslassen möchte

66
Q

Allgemeine Fragen

Formale Fragen

A

> Geben lediglich ein Thema vor
nicht explizit gebeten konkrete situative, erlebens- oder verhaltensbezogene Details zu schildern
Können offen oder geschlossen sein

67
Q

Konkrete Fragen

Formale Fragen

A

> Beziehen sich auf konkrete Erlebens- und Verhaltensweisen und können zusätzlich situative Bedingungen spezifizieren
Beispiel: “Können Sie sich noch erinnern, was ihnen 5 Minuten vor Beginn der Klausur durch den Kopf ging?

68
Q

Konkrete Nachfragen

Formale Fragen

A

> Nachfragen um vage, zu abstrakte oder implizite Äußerungen des Interviewpartners zu spezifizieren
Ähneln den Kontrollfragen: ABER es geht hierbei eher um genauere Informationen.

69
Q

Spezielle Fragetechniken

A

> In unterschiedlichen Anwendungsfeldern gibt es noch weitere Fragetechniken
Frageformulierungen zur Analyse von Schwächen
Situative Fragen -> mentale Tätigkeitssimulation

70
Q

Hinweise zum Aufbau des Interviewleitfadens

A

> Bereits gestellte und beantwortete Fragen, können auf weitere Fragen ausstrahlen vor allem wenn diese emotional belastend oder besonders erfreulich sind.
Sinnvoll zunächst eine Ablenkungs- oder Pufferfrage zu stellen.
Interview soll grundsätzlich so aufgebaut werden, dass Motivation und Aufmerksamkeit des Interviewten über alle Phasen aufrechterhalten bleibt
Spannungskurve der Aufmerksamkeit im mittleren Drittel am Höchsten -> Hier die besonders wichtigen Fragen stellen
Dauer von 30-60 min angemessen

71
Q

Phasen des Interviews

A

1) Eröffnung des Interviews
2) Hauptteil des Interviews
3) Zusammenfassungen und Überleitungen
4) Abschluss des Interviews

72
Q

Eröffnung des Interviews

-Hinweise für den Interviewleitfaden-

A

> Gegenstand und Ziele des Interviews
Ablauf des Interviews
Zeitlicher Rahmen
Einverständnis zur Video- oder Tonaufzeichnung einholen
Zusicherung der Anonymität
Etwaige Fragen des Probanden klären
Situation und Anforderungen für den Befragten
transparent machen
Vertrauensvolle Basis herstellen
Nicht Gefahr laufen, dass die befragte Person sich
eine eigene Definition der Situation und ihrer
Absichen konstruiert und entsprechend handelt
(z. B. überangepasst, unkooperativ, destruktiv)
Nur wenige soziodemographische Daten am Anfang
abfragen, um Probanden nicht auf kurzen Antwort-
stil einzustimmen.

73
Q

Hauptteil des Interviews

-Hinweise für den Interviewleitfaden-

A

> Fragen werden meist in Themenblöcke zusammengefasst
Einstiegsfragen zum ersten Themenblock sollten leicht zu beantworten sein und vorzugsweise offen
Befragter soll durch offene Fragen stimuliert werden, möglichst viel zu erzählen
Assoziationshilfen bereithalten, die dem Befragten helfen sollen, sich an relevante Erfahrungen zu erinnern
Allgemeine Fragen VOR konkreteren und Nachfragen
Heikle Fragen zu belastenden Themen erst im letzten Drittel des Interviews
An belastende Themen sollten sich Fragen anschließen, in denen die Stärken und Ressourcen des Interviewpartners exploriert werden.
Positive Fragen am Ende, um den Probanden (wieder) in eine positive Stimmung zu bringen

74
Q

Zusammenfassungen und Überleitungen

-Hinweise für den Interviewleitfaden-

A

> Am Ende eines thematischen Blockes, Antworten des Probanden nochmals in eigenen Worten zusammenfassen
Interviewpartner um Ergänzungen oder Korrekturen bitten
Anschließend zum nächsten Themenblock überleiten
Vorteile solcher Zusammenfassungen:
- Es findet ein vorübergehender Rollenwechsel statt
(Abwechslung und Entlastung für den Probanden)
- Interviewer kann prüfen, ob er wirklich alles richtig
verstanden hat und dem Interviewpartner wird der
Wunsch des Interviewers, ihn richtig zu verstehen
sozusagen vorgeführt.
- Interviewten fallen meist noch weitere Aspekte
eines Themas ein, wenn er eine Zusammenfassung
hört

75
Q

Abschluss des Interviews

-Hinweise für den Interviewleitfaden-

A

> Dank an den Interviewpartner, Wertschätzung
Gegebenenfalls die aktuelle Stimmung des Interviewpartners abklären
Weitere Fragen des Interviewpartners beantworten
Weiteres Vorgehen und Kontaktmöglichkeiten beantworten
Small Talk: von der strukturierten Interview-Situation in den Alltag überleiten
Verabschiedung

76
Q

Anwerbung von Interviewpartnern

A

> Unterscheidet sich je nach Kontext und Zielsetzungen sowie der Freiwilligkeit (z. B. “Forschungsinterview” vs. Einstellungsinterview
Erstkontakt genau vorbereiten (Ersteindrucksprozesse, Gesprächsleitfaden, Alternativtermine)
Pausen zwischen den Interviews einplanen

77
Q

Vorbereitung und Eröffnung des Interviews

A

> Eventuell Vorinformationen berücksichtigen
Kleider machen auch Interviewer
Wartegelegenheit bereitstellen
Auf Ungestörtheit und Privatheit achten
Gestaltung des Interviewraums
Getränke und kleine Snacks
Realen Erstkontakt gut vorbereiten

78
Q

Gesprächsführung im Interview

-Übersicht-

A

Aufgabe des Interviewers: Gespräch so führen, dass der Interviewte für den Gesprächsgegenstand relevante, reliable und valide Informationen geben kann und beim Thema des Interviews bleiben.
>Verbale Ermunterungen im Interview
> Nonverbales Verhalten im Interview
> Themenwechsel
> Zusammenfassungen
> Umgang mit schwierigen Interviewsituationen (Reflexion von Gefühlen und Meta-Kommunikation)

79
Q

Verbale Ermunterungen im Interview

A

> Redefluss positiv verstärken (kurze Äußerungen)
Inhaltlich neutrale Ermunterungen verstärken den Redefluss an sich
Inhaltlich zustimmende Ermunterungen beeinflussen, worüber die Person spricht. (Bewertungen kommen zum Ausdruck)
Grundsätzlich eher neutrale Ermunterungen verwenden, um nicht die Inhalte zu beeinflussen.
Verbale Ermunterungen gezielt unterdrücken, wenn der Befragte vom Thema abschweift.

80
Q

Nonverbales Verhalten im Interview

A

> Auskunftsverhalten fördern durch Lächeln, Blickkontakt, eine zugewandte Körperhaltung, offene Gestik.
Auch die nonverbalen Signale des Gesprächspartners beachten.
Wenn Proband den Blick senkt, ihn nicht unterbrechen (auch bei Sprechpausen); kann mit Intensität des Themas oder intensivem Nachdenken zusammenhängen.
Wenn Befragter sehr angespannt ist, dann als Interviewer ein bewusst entspannte Körperhaltung einnehmen, um evtl. zur Entspannung des Anderen beizutragen.
Zu entspannt, kann jedoch auch ein Zeichen für Desinteresse sein.

81
Q

Themenwechsel im Interview

A

> Maßnahme der Gesprächsführung, Beispiele:
Wenn alle relevanten Informationen zu einem Thema gesammelt sind
In Beratungskontexten, wenn der Befragte sich bei einem Thema offensichtlich zu sehr bedroht fühlt.
Befragter schweift vom Thema zu sehr ab
Thema ist für den Befragten vollkommen uninteressant und er ist wenig redebereit

82
Q

Zusammenfassungen im Interview

A

> Sollten im fragenden Tonfall vorgetragen werden
Explizit mit der Bitte um Ergänzung oder Korrektur
Sonderfall der Zusammenfassung: Konfrontation des Probanden mit Widersprüchen in seinen Antworten -> Vorsichtig und behutsam formulieren.

83
Q

Umgang mit schwierigen Interviewsituationen

A
  1. Befragter macht die Person des Interviewers zum Thema
  2. Der Befragte macht die Tatsache des Interviewtwerdens zum Gegenstand
  3. Der Befragte antwortet nicht oder unvollständig
  4. Der Befragte übernimmt die Gesprächsführung und sagt zu viel.
    Zwei Strategien
    a) Reflexion von Gefühlen - Interviewer geht nicht auf den Inhalt der Aussage eines Befragten ein, sondern verbalisiert das wahrgenommene (“übertragene”) begleitende Gefühl
    b) Meta-Kommunikation - Kommunikation über die aktuelle Kommunikation
84
Q

Empfehlungen für die Reflexion von Gefühlen von Seidenstücker

A
  1. Die Äußerungen des Befragten ernst nehmen und auf keinen Fall bagatellisieren
  2. auf keinen Fall Erstaunen, Unmut oder Ärger äußern
  3. Gefühle nur vorsichtig und überlegt reflektieren
  4. Reflexionen in eher fragendem Ton vortragen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass Sie besser wissen, was der Befragte denkt bzw. fühlt
  5. nach der Reflexion von Gefühlen ist zu klären, ob das damit verbundene Problem einigermaßen ausgeräumt ist.
85
Q

Rechtliche und ethische Rahmenbedingungen der Interviewdurchführung

A

> Ethische Richtlinien der European Association of Psychological Essessment (EAPA), DGPs und BDP beachten.
Schutz der Menschenwürde und allgemeines Persönlichkeitsrecht
Erhobene Daten müssen vertraulich behandelt werden
§ 201 StGB: Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes
§ 203 StGB: Verletzung von Privatgeheimnissen
BDSG: Daten dürfen nur mit explizitem Einverständnis und zweckgerichtet verwendet werden.
Spätere Verwendungszwecke bedürften weiterer Einverständniserklärungen

86
Q

Merkmale und Verhaltensweisen eines guten Interviewers (Bortz und Döring)

A

> Interesse am Menschen und an der untersuchten Fragestellung
Psychische Belastbarkeit
Hohe Anpassungsfähigkeit (ggü. verschiedenen Gesprächspartnern)
Gute Allgemeinbildung und ausreichende Informiertheit über das Befragungsthema
Fähigkeit zur Kontrolle des eigenen verbalen und nonverbalen Verhaltens
Selbstkritische Haltung und Reflexionsfähigkeit (zur Abschätzung der potentiellen Einflüsse seiner Person auf das Interview)
=> Drei zentrale Persönlichkeitsmerkmale: akademische Intelligenz, Soziale Intelligenz, Stressresistenz

87
Q

Do´s im Interview nach Dyer

A

Try to make sure you
> Attend fully to your informant all the time
> Give good eye contact without staring down
> Read your informants body language for clues to attitudes and feelings
> Use your posture and facial expression to show interest and a sympathetic attitude
> Leave plenty of space in the flow of question and answer in which your informant can think about what to say
> Spend less time talking than your informant
> Adopt a neutral attitude to everything that is said, even if your opinion is asked for.
> Try to remember as much as possible, not only what was said, but how it was expressed.

88
Q

Don´ts im Interview nach Dyer

A

When interviewing try to avoid
> Asking questions to satisfy your own curiosity
> Showing impatience, criticism or indifference
> Staring or looking preoccupied
> Wanting to fill any short silences with a question
> Looking away from the speaker
> Interrupting what is being said
> Planning what you intend to say next while listening
> Making judgements about the other person, or what they have to say

89
Q

Lasterkatalog beim Interviewen (Kubinger & Deegner)

A
> Abschalten (nicht zuhören)
> Identifizieren (Distanz aufgeben)
> Monologisieren (ausschweifend reden)
> Dirigieren (Ratschläge erteilen)
> Dogmatisieren (Lehrsätze vermitteln)
> Distanzieren (Fachsprache benutzen)
> Umfunktionieren (vom Thema einlenken)
90
Q

Weitgehend verhaltensbezogene Hinweise für einen guten Interviewer (Loretto)

A

The good interviewer
> has a plan
> has adequate job knowledge
> has adequate background information on the applicant
> schedules interviews with adequate time allotted
> ensures that interviews are held in private
> puts the applicant at ease
> lets the applicant talk
> avoids leading questions
> adjusts the level of the language to the ability of the respondent
> is aware of his or her own prejudices and tries to avoid their influence on judgements
> avoids any suggestions of discrimination
> knows how and when to close the interview
> records the facts during the interview,
> an impressions and judgements immediately after

91
Q

Interviewertrainings nach Bortz und Döring

A

> Vermittlung von inhaltlichen Kenntnissen über den Gegenstand der Befragung (insbesondere bei klinischen Interviews)
Erläuterung des Interviewleitfadens
Hinweise zur Dokumentation der Antworten
Umgang mit Antwortverweigerungen
Probeinterviews in denen auch schwierige Situationen simuliert werden (Videofeedback)

92
Q

Prinzipien und Elemente für Trainings zu Einstellungsinterviews von Schuler

A
Trainingsprinzipien
> Partizipation
> Praktische Übungen
> Methodenvielfalt
> Wiederholung
> Feedback
Trainingsbausteine und Übungen
> Eisbrecher
> Vortrag
> Videovorführungen
> Rollenspiele 
> Übungen zur Fragenformulierung bei Interviews mit freien Gesprächsteilen und daran anschließend Übungen zum Fragestellen
> Übungen zur Antwortbewertung insbesondere wenn Bewertungsdimensionen vorliegen
> Übungen zum Zuhören
> Bewältigung schwieriger Fälle
93
Q

Diagnoseinstrument zur Erfassung der Interviewerkompetenz in der Personalauswahl (DIPA)

A

Gesamter Prozess der Planung, Durchführung und Auswertung von Auswertungsinterviews kann mit DIPA bewertet und mit dem Idealprofil verglichen werden.

94
Q

Effektivität von Interviewtrainings

A

> Es liegen unterschiedliche empirische Befunde vor
Trainingsmaßnahmen, die darauf abzielen, die Eigenschaften des Interviewers zu verändern, sind eher weniger wirksam
Trainings bei denen es in erster Linie darum geht ein strukturiertes Interviewverfahren möglichst sachgerecht anzuwenden führen nachweislich zu einer Verbesserung der Objektivität und Validität.

95
Q

Arten von Objektivität (Schmidt & Keßler)

A
  • Aufzeichnungsobjektivität
  • intrapersonelle Objektivität
  • interpersonelle Objektivität bzw. Konkordanz
96
Q

Reliabilität (interne Konsistenz) bei Interviews

A
  • nur sinnvoll bei standardisiertem Verfahren, weil diese quantitativ messbar sind
97
Q

Arten von Validität beim Interview

A
  • Augenscheinvalidität
  • Inhaltsvalidität
  • Kriteriumsvalidität
98
Q

Augenscheinvalidität

A

= Bedeutungsumfang der Frage für den Pb und Transparenz der Frage

99
Q

Inhaltsvalidität

A

= Wenn ein zu explorierender Bereich in seinem ganzen Bedeutungsumfang erfasst werden kann
- kann über Expertenurteile eingeschätzt werden

100
Q

Kriteriumsvalidität

A

= Wenn Interviewaussage mit einem gleichzeitig vorliegenden Kriterium übereinstimmt

101
Q

Fehler 1. Art

A

= Alpha-Fehler

- fälschlicher Weise H0 verwurfen

102
Q

Fehler 2. Art

A

= Beta-Fehler

- fälschlicher Weise H0 angenommen

103
Q

Inkrementelle Validität

A

= Zuwachs an Varianzaufklärung (zusätzlich erklärende Validität)

104
Q

Konstruktvalidität

A

= Die Konstruktvalidität gibt an, inwieweit ein Test oder Erhebungsverfahren ein interessierendes Merkmal so misst, dass es mit bestehenden Konstruktdefinitionen und Theorien übereinstimmt
= Ermittlung der Übereinstimmung zw. Testscore und nomologischem Netz

105
Q

Validitätsarten für qualitative Verfahren

A
  • Kommunikative Validität

- Handlungsvalidierung

106
Q

Kommunikative Validität

A

= Einigung auf Bedeutungsgehalt erhobener Daten

107
Q

Handlungsvalidierung

A

= empirisch nachweisbare Zusammenhänge zwischen der Rekonstruktion subjektiver Erfahrungen und beobachtbarem Verhalten sollen nachgewiesen werden

108
Q

Vorteil standardierter/ strukturierter Interviews

A

klassische Gütekriterien können besser erreicht werden

109
Q

SKID

A

= Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV

- zur Klassifikation klinisch relevanter Störungsbildern

110
Q

Ergebnisse zur Beurteilerübereinstimmung (Auswertungsobjektivität & Retest-Reliabilität)

beim SKID

A

= Kappa Koeffizient

  • bei Persönlichkeitsstörungen: zw. .70 und .80
  • bei Achse-I-Störungen: gößer .70 in 17% der Fällen

Achse-I-Störung = bspw. Angst-, Anpassungs-, Essstörung, Schizophrenie

111
Q

Ergebnisse zur Retest-Reliabilität

beim SKID

A
  • Kappa Koeffizient von .61
112
Q

Beurteilerübereinstimmung beim Multimodalen Einstellungsinterview (Schuler)

(MMI)

A
  • Eignungsdiagnostik: zw, 0.71 und 0.83
113
Q

Auswerterübereinstimmung beim MMI

A
  • bei strukturierten Interviews zur Personalauswahl: 0.84

- weniger strukturierte Interviews: 0.68

114
Q

Vgl. Verhaltensbezogene Interviews & konventionelle Interviews

A

1) Verhaltensbezogene Interviews:
- hohe Korrelation mit sozialen Fertigkeiten
- niedrige Korr mit Intelligenz

  • je höher die sozialen Fertigkeiten der Vpn desto positiver das Eignungsurteil

2) konventionelle Interviews:
- höhere Korrelation mit Intelligenz
- niedrigere Korr mit sozialen Fertigkeiten

115
Q

Inkrementelle Validität bei verhaltensbezogenen Interviews

A
  • Test: Intelligenztest, Kriterium: Berufserfolg

- Test: Intelligenztest, Kriterium: Ausbildungserfolg

116
Q

Validität von eignungsdiagnostischen Interviews (Amelang & Schmidt-Atzert)

A

1) Validität kann nicht damit erklärt werden, dass die Validierung an subjektiven Kriterien (bspw. Vorgesetzenbeurteilung) erfolgt - objektive Kriterien des Berufserfolgs ist mind. genauso wichtig
2) Strukturierte Interviews sind unstrukturierten überlegen
3) Validitäten fallen niedriger aus, wenn mehrere Interviewer beteiligt sind
4) Verhaltensbeschreibende Interviews sind den situativen (Fragen zu hypothetischen Situationen) überlegen

117
Q

Daten aus Interviews sind ….

A
  • verbale Aspekte
  • nonverbale Aspekte (Mimik, Gestik, Körperhaltung etc.)
  • paraverbale Aspekte (Pausen, Simmquali etc.)
118
Q

Quantitative Einschätzung von Antworten im Interview

Taylor & O`Driscoll

A
Idee: geforderte Kompetenzen (z.B. Durchsetzungsfähigkeit, Stressresistenz), die in einem standardisierten Interview z.B. mit verhaltensbezogenen Fragen erfasst werden können, auf einer fünfstufigen Skala mit folgenden verbalen Ankern einzuschätzen:
1 = weit unter den Anforderungen
2 = knapp unter den Anforderungen
3 = erfüllt gerade die Anforderungen
4 = knapp über den Anforderungen
5 = weit über den Anforderungen

+ Autorenforderung: am Beispiel aufzeigen (bspw. welche
Verhaltensweisen z.B. eine Einschätzung „Durchsetzungsfähigkeit knapp unter den Anforderungen“ rechtfertigen)

+ non- und paraverbales Verhalten fließt in Einschätzung mit ein

119
Q

Bsp. für Quantitative Einschätzung / Kodierung von Interviewantworten: SKID-II

A

= Strukturiertes klinisches Interview nach DSM-IV-Achse-II
- Persönlichkeitsstörungen

1 = Kriterien für Persönlichkeitsstörung erfüllt 
2= Kriterien für Persönlichkeitsstörung nicht erfüllt 
3= sicher vorhanden und kriteriumsgemäß ausgeprägt 
?= Information nicht ausreichend 

Bei der Kodierung wird auch das Verhalten des Pb im Interview berücksichtigt

120
Q

Inhaltliche Zusammenfassung von Interviews dann, wenn …

A

… kein Auswertungsschema oder Kategoriensystem zur Verfügung steht

121
Q

3 Schritte der inhaltlichen Zusammenfassung (Fisseni)

A
  1. ) Identifikation interessierender/ wichtiger Textstellen
  2. ) Herausschreiben dieser
  3. ) Verarbeitung dieser zu einem Text (z.B. Gutachten)

-> viel aufwendiger als quantitative Einschätzung von Antworten

122
Q

Hinweise zur sprachlichen Gestaltung einer thematischen Zusammenfassung (Fisseni)

A
  • Zusammenfassung gibt die Schilderung des Probanden genau, aber gekürzt wieder
  • Wiedergabe die Sicht des Probanden, sie sollte seine subjektive Schilderung erkennen lassen:
  • Sprachduktus (Wortwahl, Satzbau) wie beim Pbn
  • Am Beginn kann der Auswerter das Verhalten des Probanden kennzeichnen, z.B. „Er ging auf Fragen nicht ein.“
  • mittelbare Wiedergabe im Konjunktiv
  • unstrittige Aussagen (Name, Alter etc.) im Indikativ
  • biografische Angaben: Chronologisch ordnen
  • Aussagen über momentane Situation: thematisch ordnen
  • Zitate sparsam
  • wenn Interpretation, dann in Form einer Zusammenfassung am Ende
123
Q

Definition: Inhaltsanalyse

A

= Systematisch-intersubjektive Beschreibung des Bedeutungsinhaltes von Texten aller Art.
- sollte zwei methodologische Zielkriterien erfüllen: Systematik und Intersubjektivität

124
Q

Auswertungen von Interviews

A

1) Quantitative Einschätzung von Interviewantworten
2) Inhaltliche Zusammenfassung von Interviewantworten
3) Inhaltsanalyse
4) Quantitative Textanalyse

125
Q

Aufbau einer Inhaltsanalyse

A

1) Festlegung der Auswahl- und Analyseeinheiten
2) Kategorienexplikation:
- theoriengeleitete Kategorienexplikation
- materialgeleitete Kategorienexplikation
3) vom quantitativen zum qualitativen Vorgehen:
Zuordnung von Textstellen (Analyseeinheiten) zu den unterschiedlichen Kategorien (den Kategorienexplikationen folgend)

126
Q

Definition: Auswahleinheiten

A

= Textteile, die in die Inhaltsanalyse eingehen

127
Q

Definition: Analyseeinheiten

A

= legen fest, welche formal oder inhaltlich definierte Komponenten der ausgewählten Einheiten analysiert werden sollen

  • formal festgelegt: grammatikalisch oder syntaktisch (Phoneme, Wörter, Satzstrukturen)
  • inhaltlich festgelegt: bei erster Themennennung bis Abschluss des Themas
128
Q

Kategorienexplikation

2. Phase der Inhaltsanalyse

A

= Explikation von Kategorien zur Erstellung eines Kategoriensystems

  • Kategorien legen fest, wie Analyseeinheiten zu verstehen sind
  • Jeder Textbestandteil, der für die Fragestellungen relevant ist, wird einer bestimmten Kategorie zugeordnet
129
Q

Theoriegeleitete Kategorieexplikation

A
  • Konstrukte aus vorliegenden Theorien werden abgeleitet oder unmittelbar verwendet
130
Q

Materialgeleitete Kategorieexplikation

A
  • Kategorien werden aus den vorliegenden Texten extrahiert

- Sie können bisher erstellte Kategorien ergänzen und neue Aspekte eines Themas erschließen

131
Q

Materialgeleitete Kategorieexplikation vs. Theoriegeleitete Kategorieexplikation

A

In der Regel wird eine Kombination angestrebt

132
Q

Damit sich Kategorien nicht überschneiden und Textpassagen eindeutig zugeordnet werden können …

A

… werden für jede Kategorie positive und negative Ankerbeispiele angegeben (prototypische)

  • Ankerbeispiele sollten nicht aus unkodiertem Material, sondern aus Probeinterviews stammen
133
Q

Definition: Reaktionsform /Daseinstechnik

A

= Oberbegriff für alle instrumentellen und expressiven Antworten auf belastende Situationen, der darüber hinaus alle kognitiven wie praktischen, emotionalen wie physischen, ,aktiven’ und ,passiven’ Reaktionen einschließt (Thomae, 1996)

134
Q

3 Kriterien eines Kategoriensystems

A

1) erschöpfend
2) saturiert (satt)
3) disjunkt (trennen)

135
Q

Ein Kategoriensystem ist erschöpfend, wenn

A

= alle Textbestandteile, die für die Fragestellungen relevant sind, damit „abgedeckt“ sind bzw. den Kategorien zugeordnet werden können
- um das zu erreichen: Einführung einer Restkategorie (max. 5-10% des kodierten Materials)

136
Q

Ein Kategoriensystem ist saturiert, wenn

A

= alle Kategorien durch Texteinheiten ausgefüllt sind
- es kann sinnvoll sein, Kategorien zu explizieren, die dann in der vorliegenden Textstichprobe nicht abgedeckt sind, in einer anderen Stichprobe aber abgedeckt sein können (z.B. bei wiederholten Interviews vor und nach einem Training)

137
Q

Ein Kategoriensystem ist disjunkt, wenn

A

= die Zuordnung von Textteilen nur zu einer Kategorie und nicht zu mehreren gleichzeitig erfolgt
- ein- und derselbe Textkorpus kann mit unterschiedlichen Kategoriensystemen untersucht werden

138
Q

Definition: Kodiererübereinstimmung

A

= quantifiziert das Ausmaß, in dem zwei oder mehr Kodierer dieselben Textzuordnungen erzielen, wenn sie ein Kategoriensystem anwenden
(Zufallsauswahl von 10-15 % der Gesamtmaterials; Übereinstimmungsberechnung über das gesamte Material ist zu aufwendig)
- zur Wahrung von Intersubjektivität

139
Q

Berechnung der Kodiererübereinstimmung

A

= Kappa-Koeffizient von Cohen
- bereinigt tatsächliche Übereinstimmung von Übereinstimmung, die man durch reines Raten erzielen würde

K = (p-pe)/(1-pe)

p = erzielte Übereinstimmung
pe = zu erwartende Übereinstimmung
  • “gute Übereinstimmung” : Kappa-Koeffizient > 0.7
140
Q

vom quantitativen zum qualitativen Vorgehen

A

= Zuordnung von Textstellen (Analyseeinheiten) zu den unterschiedlichen Kategorien (den Kategorienexplikationen folgend)

  • erst, wenn Kodiererübereinstimmung ausreichend hoch ist
  • die resultierenden Kategorienhäufigkeiten können dann zu anderen quantitativen Variablen in Beziehung gesetzt werden
141
Q

Software zur Durchführung von Inhaltsanalysen

A

= qualitativ:

  • MAXQDA
  • ATLAS-TI
142
Q

Quantitative Textanalysen

A
  • meist Worthäufigkeiten und der linguistische Stil als Marker psychologischer Prozesse und Merkmale verwendet
  • Linguistic Inquiry and Word Count (LIWC):
    > Analyse von Texten aus dem Bereich des expressiven bzw. therapeutischen Schreibens
    > Auswertung von Interviews, va. wenn dabei längere Texte generiert werden (offenen unstandardisierten Befragungen)