03418 Flashcards
Ziele der Psychologischen Diagnostik
> Verringerung von Leiden durch korrekte Diagnosen
Verhinderung finanzieller Verluste etwa durch valide Selektionsdiagnostik
Ressourchenorientierung im Sinne der Identifikation von Potenzialen (Positive Psychology Movement)
Bestimmungsstücke der Psychologischen Diagnostik
- Methodenlehre im Dienste der Angewandten Psychologie
- Gegenstand: Gezielte und regelgeleitete Sammlung und Verarbeitung von Daten, die für die Bearbeitung von Fragestellungen relevant sind.
- Grundlegende Fragestellungen der Diagnostik: Beschreibung, Klassifikation, Vorhersage und Evaluation von Unterschieden zwischen und innerhalb von Personen im Hinblick auf psychische Zustände, Eigenschaften und deren Veränderungen sowie damit einhergehender relevanter Bedingungen.
- Psychologische Diagnostik untersucht Einzelpersonen, Gruppen, Organisationen, Situationen und andere Merkmalsträger.
- Psychologische Diagnostik bereitet Entscheidungen nach wissenschaftlichen Kriterien und ethischen Standards vor.
- Psych. Diagnostizieren als Prozess: Klärung der Fragestellung, Auswahl von psychologisch-diagnostischen Verfahren, Anwendung, Auswertung, Interpretation, Gutachtenerstellung, Interventions- bzw. Maßnahmenvorschlag
Diagnostisches Dreieck nach Hossiep und Wottawa (1993)
- Grundlagenfächer
- Anwendungsfächer
- Methoden
> Von außen wirken kulturelle, soziale, wirtschaftliche und technische Rahmenbedingungen auf das diagnostische Dreieck mit ein.
Grundlegende Arten bzw. Strategien der Diagnostik
- Selektionsdiagnostik
2. Modifikationsdiagnostik
Selektionsdiagnostik
Auswahl geeigneter Personen oder Bedingungen. Bei der Personenselektion (Anforderungen fixiert, Personen variabel) sollen geeignete Personen identifiziert werden, die einem Anforderungsprofil genügen; bei der Bedingungsselektion (Personen fix, Anforderungen variabel) sollen geeignete Bedingungen identifiziert werden, die einem gegebenen Fähigkeitsprofil entsprechen.
Modifikationsdiagnostik
Steht im Mittelpunkt der klinisch-psychologischen Diagnostik. Es soll ermittelt werden, welche Erlebens- und Verhaltensweisen einer Person verändert (Verhaltensmodifikation) werden sollen, oder welche externen Bedingungen verändert (Bedingungsmodifikation) werden müssen, damit ein Problemverhalten reduziert werden kann.
Eigenschaftsmodell
Hauptsächlich Basis für Selektionsdiagnostik.
Geht von der Vergleichbarkeit von Personen auf bestimmten Dimensionen aus. Individuelle Ausprägungen werden dabei mit einer Normstichprobe verglichen
- Prognosen sind möglich (Transsituativität & zeitl. Stabilität von Eigenschaften)
Verhaltensdiagnostik
Hauptsächlich Basis für Modifikationsdiagnostik.
Grundannahme: Verhalten ist erlernt, variiert von Situation zu Situation und lässt sich prinzipiell verändern. Zentrale diagnostische Frage: Welche situativen Bedingungen lösen ein Verhalten aus und erhalten es aufrecht?
- Fokus: was eine Person tut (nicht hat).
Dimensionen und Zielsetzungen der Diagnostik nach Pawlik
- Status vs. Prozessdiagnostik: Statusdiagnostik zielt auf die Erfassung eines Ist-Zustandes ab, aus dem sich probabilistische Vorhersagen treffen lassen sollen. Prozessdiagnostik erfasst Veränderungen im Zeitverlauf.
- Normorientierung vs. Kriteriumsorientierung: Bei der Eigenschaftsdiagnostik (Selektionsdiagnostik) wird mit einer Normstichprobe verglichen. In der Verhaltensdiagnostik (Modifikationsdiagnostik) erfolgt die Untersuchung mit Blick auf ein bestimmtes Verhaltensziel.
- Testen vs. Inventarisieren: Eigenschaftsausprägungen werden mittels geeigneter Methoden getestet. In der Verhaltensdiagnostik geht es um eine möglichst vollständige Inventarisierung des relevanten Verhaltensrepertoires.
- Diagnostik als Messung vs. Diagnostik als Information für Behandlung: Eigenschaftsmessung soll Ausprägungen bestimmter Merkmale vor dem Hintergrund der Testgütekriterien erfassen. Verhaltensdiagnostik soll Informationen liefern, die zur Auswahl einer geeigneten Behandlungsmethode führen.
Kann die psychologische Diagnostik eher als Quer- oder Längsschnittdisziplin verstanden werden?
Querschnitt, weil sie sich durch alle Grundlagen- und Anwendungsfächer zieht
Was bedeutet die Abkürzung GI-GO
Garbage In, Garbage Out; “ wer Datenmüll erhebt, wird auch ungültige Ergebnisse erzeugen”
“Menschliches Verhalten und Erleben” in der Diagnostik
nicht zwingend eigenschaftsorientiert, sondern kann sich auch mit situativ bedingtem Verhalten und Erleben befassen
gezielte Informationserhebung in der Diagnostik über menschl. Verhalten und Erleben und deren relevante Bedingungen : Def “Deren relevanter Bedingungen”
Wenn es für die Beantwortung der Fragestellung nützlich ist, können auch Informationen über situative Bedingungen, denen die untersuchte(n) Person(en) ausgesetzt ist (sind), erhoben werden.
Testen
- »Test« = eine Methode der Datenerhebung
- Bei Psychologischer Diagnostik werden auch andere Methoden (Interview, Verhaltensbeobachtung) eingesetzt.
- bestimmte Interpretation von Ergebnissen
Medizinische Diagnostik
- Fokus: körperliche Merkmale ; nicht – oder zumindest seltener – Verhalten und Erleben
- Diagnostik psychischer Störungen = Überlappungsbereich
Evaluation
- Evaluiert werden Maßnahmen (Bsp. Training,Therapieprogramm) - psychologisch-diagnostischen Verfahren dazu nicht unbedingt notwendig
- Dienen die Maßnahmen dazu, psychische Merkmale von Menschen (Beispiel: Depressivität) oder deren Verhalten (Beispiel: Zwangsverhalten) zu verändern, können diese Veränderungen mithilfe psychologisch-diagnostischer Methoden (Tests, Fragebögen, Interview etc.) erfasst werden
= Diagnostik ist also ein Mittel zum Zweck der Evaluation.
Befragung von 400 praktisch tätige Psychologen: Wie viel Arbeitszeit entfällt Im Durchschnitt auf Psychodiagnostik ?
27 Prozent (im Bereich Klinische Psych. am geringsten, Verkehrspsychologie und forensische Psych. am größten)
Diagnostik in der Klinischen Psychologie
- Fokus: Diagnose von Erkrankungen
- Messinstrument meist: diagnostisches Interview
- ICD-10 oder DSM-IV
- entscheidend, dass eine bestimmte Anzahl genau definierter Symptome vorliegt
Diagnostik in der Pädagogischen Psychologie
- Fokus: Leistungsstand, Leistungsfähigkeit
- Messinstrument meist: Leistungstests (bspw. Intelligenz- & Konzentrationstests)
- ergänzt durch: diagnostische Interviews & Fragebögen zu Interessen und Motivation
Diagnostik in der A&O-Psychologie
- Fokus: Berufswahl und Auswahl Stellenbewerbern
- Messinstrumente: Fragebögen (für Interessen, Persönlichkeitsmerkmale und Hinweise auf psychische Störungen), Arbeitsprobe, Assessment Center
- Personalabteilung: Potenziale der Mitarbeiter erkennen und durch Karriereplanung fördern, Defizite erkennen und durch Schulungsmaßnahmen ausmerzen
Diagnostik in der Forensischen Psychologie
Strafverfahren:
- Fokus: Beurteilung der Glaubwürdigkeit von Zeugen, Täter(n) etc.
- Messinstrument: Intelligenztest (kogn. Leistungsfähigkeit), diagnostisches Interview (Motivation für mögl. Falschaussage)
Sorgerechtsstreit:
- Fokus: Entscheidung im Sinne des Kindeswohls
- mögl. Messinstrumente:
1) Diagnostische Interviews,
2) Beobachtung des Kindes in Interaktion mit den Erziehungsberechtigten /”Anwertern” ,
3) andere Tests (Bindungsverhaltenstest des Kindes, kogn. Leistungstests etc.)
Rückfallprognose bei Straftätern
- Messinstrumente: Aktenanalyse, diagnostische Interviews mit Häftling, nahestehenden Personen, Persönlichkeitstests etc.
- > Nutzung empirisch untersuchter Zusammenhänge (bspw. biografische Merkmale & Rückfallhäufigkeit, früheres Deliktverhalten, Entwicklung während der Haft)
Schuldunfähigkeit
krankhafte seelische Störung, eine tief greifende Bewusstseinsstörung, Schwachsinn, eine schwere andere seelische Abartigkeit
Verkehrspsychologie
Entzug der Fahrerlaubnis/ MPU
- Messmethode: diagnostisches Interview; Leistungstests nur dann, wenn entsprechende Defizite vorliegen
- > medizinisch-psychologisches Gutachten
Leistungsfähigkeitsuntersuchung von Kraftfahrern, die Personen befördern
- Messinstrument: Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Belastbarkeit und Orientierungsleistung
Traits
Die grundlegende Annahme eigenschaftstheoretischer Konzepte besteht darin, dass sich das Erleben und Verhalten von Menschen in Form von Eigenschaften (»traits«) beschreiben lässt.
- Traits werden aufgefasst als »relativ breite und zeitlich stabile Dispositionen zu bestimmten Verhaltensweisen, die konsistent in verschiedenen Situationen auftreten«
- Traits stellen hypothetische, gedankliche, konstruierte Konstrukte dar, die aus direkt beobachtbaren Verhaltensäußerungen nur erschlossen werden. (Bsp.: Das Kind tritt einen Klassenkameraden -> Beobachter schließt auf Aggressivität (Konstrukt))
State
- Bestimmte Verhaltensweisen verändern sich offensichtlich sehr stark über die Zeit und sind stark situationsabhängig. Für diese Klasse von Verhaltensweisen wurde der Begriff »Zustand« (»state«) geprägt.
- Typische Beispiele sind Emotionen, mentale Zustände wie Müdigkeit sowie Erregungszustände (Erregtheit, Ruhe).
Kritik am Eigenschaftenansatz (Traits)
- An Stelle breiter Eigenschaften, bei denen Verhalten über viele Situationen gemittelt wird, sind situationsspezifische Verhaltensdispositionen zu fordern.
- > ABER: Forschungsergebnisse stützen das Eigenschaftsmodell (bspw. Big Five)
verhaltenstheoretischer Ansatz
- Zentral: Reliabilität
- es genügt, das Verhalten genau zu messen
- Der Verhaltenstheoretiker fragt nicht nach dem Dahinter. Er sieht in dem Verhalten ein Beispiel oder eine Stichprobe (»sample«) ähnlicher Verhaltensweisen.
- Funktionale Verhaltensanalyse: Problemverhalten wird mithilfe der S-O-R-K-C-Verhaltensgleichung zu erklären versucht
eigenschaftstheoretischer Ansatz
- Zentral: Validität
- Frage nach dem Zusammenhang des Verhaltens mit der Eigenschaft
- Eigenschaftstheoretiker sehen im Verhalten Indikatoren, Anzeichen (»signs«) für dahinterliegende Eigenschaften.
Fechners Formel
- Sinnesempfindung S ist eine logarithmische Funktion der Reizstärke R ist (S = k x log R)
- er widerlegte Kants Behauptung: Die Psychologie könne niemals eine Wissenschaft werden, weil psychische Phänomene nicht quantifizierbar seien.
- Periode der Diagnostik
- Experimentallabor
- Francis Galton : systematische Erforschung und Erfassung interindividueller Unterschiede
- James McKeen Cattell : “Mental Test”