Zwangsvollstreckungsrecht Flashcards
Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit der Gläubiger Zwangsvollstreckung gegen den Gläubiger betreiben kann?
Antrag, Titel (§ 704 ff. ZPO), Klausel (§ 724 ZPO) und Zustellung (§ 750 ZPO)
Was sind die vier Vollstreckungsorgane und wofür sind diese zuständig?
Gerichtsvollzieher: Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen in körperliche Sachen und Herausgabe von Sachen
Vollstreckungsgericht (dort grds. Rechtspfleger):
Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen in Forderungen und sonstige Rechte, in das unbewegliche Vermögen sowie Schiffe und Luftfahrzeuge durch Anordnung der Zwangsversteigerung und -verwaltung
Grundbuchamt:
Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen in das unbewegliche Vermögen durch Eintragung einer Zwangshypothek
Prozessgericht des ersten Rechtszugs:
Zwangsvollstreckung der Vornahme von vertretbaren und unvertretbaren Handlungen sowie Duldungen und Unterlassungen
Wo ist geregelt, was als Titel in Betracht kommt?
In § 794 ZPO
G hat am Landgericht einen für vorläufig vollstreckbaren Titel gegen S erstritten. Kann er die Zwangsvollstreckung ohne seinen Rechtsanwalt einleiten?
Ja, für die Zwangsvollstreckung herrscht grds. kein Anwaltszwang, § 78 ZPO gilt nicht.
Welche Titel benötigen für die Vollstreckung grds. keine Vollstreckungsklausel?
Vollstreckungsbescheide, Arrestbefehle und einstweilige Verfügungen.
Wer erteilt die Vollstreckungsklausel?
Bei Titeln, die von einem Gericht stammen, erteilt der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle des Gerichts die Klausel, bzw. bei der Prüfung einer Bedingung und bei Klauselumschreibungen gem. § 20 RPflG der Rechtspfleger. Bei notariellen Urkunden der Notar.
G hat einen Vollstreckungstitel gegen S. G stirbt und wird von E beerbt.
a) Was muss E tun, um gegen S vollstrecken zu können?
b) Was kann E tun, wenn sein Antrag abgelehnt wird?
c) Was kann S tun, wenn er formelle Fehler bei der Klauselerteilung rügen will und außerdem der Meinung ist, E sei nicht Erbe des G?
a) Erbschein beantragen und damit den Titel gem. § 727 ZPO umschreiben lassen.
b) Er kann gegen den Ablehnungsbescheid des Rechtspflegers gem. §§ 11 RPflG, 567 ZPO sofortige Beschwerde einlegen.
c) Erinnerung gem. § 732 ZPO gegen formelle Fehler und Klage gemäß § 768 ZPO wegen der materiellen Voraussetzungen der Titelumschreibung.
Warum wird bei einer Klage auf Rückabwicklung eines Kaufvertrags vom klagenden Käufer idR. zusätzlich der Antrag gestellt, dass der Verkäufer sich in Annahmeverzug befindet?
Weil dann trotz der idR. erfolgenden Zug-um-Zug-Verurteilung und den §§ 756, 765 ZPO eine sofortige Vollstreckung aus dem Urteil möglich ist, ohne dass nochmals ein ausdrückliches Angebot der Rücknahme und Rückübereignung der Kaufsache erfolgen muss.
Welche Wartefrist muss bei der Vollstreckung aus einer notariellen Urkunde mit Zwangsvollstreckungsunterwerfung beachtet werden?
Aus notariellen Urkunden iSd. § 794 I Nr. 5 ZPO darf erst vollstreckt werden, wenn der Titel mindestens zwei Wochen vorher zugestellt wurde (§ 798 ZPO).
Was ist die Vollstreckungsklausel?
Der amtliche Vermerk der Vollstreckbarkeit auf dem Titel. Ein mit einer solchen Klausel versehener Titel wird vollstreckbare Ausfertigung genannt, § 724 I ZPO.
Was sollte der Urkundsbeamte vor Erteilung der Klausel prüfen?
- formgültiger vollstreckbarer Titel
- vollstreckungsfähiger Inhalt
- Bestimmtheit des Titels
- Identität der Parteien des Titels und des Vollstreckungsverfahrens
Was erteilt das Klauselerteilungsorgan, wenn eine Bedingung eingetreten ist?
Eine sog. qualifizierte titelergänzende Klausel.
Warum bedarf es vor der Vollstreckung manchmal einer Umschreibung des Titels, bzw. der Klausel?
Nach § 750 ZPO ist Vollstreckungsvoraussetzung, dass die Personen, für und gegen die Vollstreckung stattfinden soll, in dem Urteil oder der Klausel namentlich bezeichnet sind.
Tritt die Rechtsnachfolge nach Erteilung einer vollstreckbaren Ausfertigung ein, erfolgt die Titelumschreibung nach §§ 733 I iVm. 727 I ZPO durch Rückgabe dieser an das Gericht und Erteilung einer neuen Vollstreckungsklausel gegen den Rechtsnachfolger.
Welche Rechtsbehelfe hat der Gläubiger im Klauselerteilungsverfahren?
a) Erinnerung § 573 I ZPO, bei Entscheidungen des Urkundsbeamten. Gegen Die Entscheidung des Gerichts über die Erinnerung findet die sofortige Beschwerde statt, § 573 II ZPO.
b) Sofortige Beschwerden, §§ 11 RPflG, 567 ZPO bei Entscheidungen des Rechtspflegers.
c) Klage gem. § 731 ZPO auf Erteilung der Klausel, wenn notwendiger Nachweis nicht durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden geführt werden kann.
Welche Rechtsbehelfe hat der Schuldner im Klauselerteilungsverfahren?
a) Erinnerung gem. § 732 ZPO, wenn Schuldner meint, dass formelle Voraussetzungen für die Klauselerteilung fehlen.
b) Klage gem. § 768 ZPO, wenn Schuldner meint, dass die materiellen Voraussetzungen für eine Klauselumschreibung fehlen.
-> beide Rechtsbehelfe können nebeneinander eingelegt werden
Welche Rechtsbehelfe hat der Schuldner im Klauselerteilungsverfahren?
a) Erinnerung gem. § 732 ZPO, wenn Schuldner meint, dass formelle Voraussetzungen für die Klauselerteilung fehlen.
b) Klage gem. § 768 ZPO, wenn Schuldner meint, dass die materiellen Voraussetzungen für eine Klauselumschreibung fehlen.
-> beide Rechtsbehelfe können nebeneinander eingelegt werden
Muss die Zustellung immer mindestens gleichzeitig mit der Vollstreckung erfolgen?
Was ist die Folge einer fehlenden Zustellung?
Nein, bei Arrestbefehlen und einstweiligen Verfügungen kann die Zustellung auch nachgeholt werden, um den Überraschungseffekt nicht zu verlieren.
Die fehlende Zustellung macht die Zwangsvollstreckung anfechtbar.
Welche Hindernisse können trotz Vorliegens der allgemeinen und ggf. der besonderen Vollstreckungsvoraussetzungen bestehen?
a) Einstellung der Vollstreckung zB aus Gründen des 775 ZPO. In seltenen Ausnahmefällen kann eine Vollstreckung wegen § 765a ZPO einzustellen sein.
b) Eröffnung des Insolvenzverfahrens, § 89 ZPO (Zweck des InsO-Verfahrens ist gleichmäßige Befriedigung aller Gläubiger)
c) schwere Verfahrensmängel -> Nichtigkeit des Vollstreckungsakts
Grds. führen Mängel jedoch nur zu Anfechtbarkeit, anfechtbarer Vollstreckungsakt kann geheilt werden (hM. ex nunc)
Welche besonderen Zwangsvollstreckungsvoraussetzungen gibt es?
Das Vollstreckungsorgan hat die Voraussetzungen vor der Vollstreckung zu prüfen. (Nicht zu verwechseln mit den Bedingungen, die das Klauselerteilungsorgan zu prüfen hat.)
a) Verurteilung des Schuldners Zug-um-Zug gegen eine Gegenleistung
b) Abhängigkeit vom Eintritt eines bestimmten Kalendertages, § 751 I ZPO
c) Abhängigkeit von Sicherheitsleistung des Gläubigers, § 751 II ZPO
d) Wartefrist bei notariellen Unterwerfungserklärungen u.a. (§ 798 ZPO)
Was ist das Vollstreckungsobjekt bei der Mobiliarvollstreckung?
körperliche Sachen iSd. §§ 90, 90a BGB und Scheinbestandteile iSd. § 95 BGB
Was ist nicht pfändbar?
Gem. § 865 II 1 ZPO: Grundstückszubehör, denn der Zweckverband der (gedachten) Hypothek soll erhalten bleiben. Zubehör im Eigentum einer anderen Person oder ausgeschiedenes Zubehör gem. §§ 1121, 122 BGB kann dagegen gepfändet werden.
-> Pfändung unter Verletzung des § 865 II 1 ZPO ist anfechtbar
Gem. § 810 ZPO:
ungetrennte Früchte dürfen nicht früher als einen Monat vor der gewöhnlichen Zeit der Reife gepfändet werden
Wie muss die Pfändung erfolgen?
Zur rechten Zeit, am rechten Ort, in rechter Weise und im rechten Umfang.
Was bedeutet Pfändung am rechten Ort?
Der Gerichtsvollzieher darf nur Sachen im Gewahrsam des Schuldners (§ 808 I ZPO) oder eines herausgabebereiten Dritten oder des Gläubigers selbst pfänden.
a) im Gewahrsam des Schuldners
(Pfändet er Eigentum eines Dritten kann dieser sich im Wege der Drittwiderspruchsklage wehren; ist offenkundig, dass die Sache nicht dem Schuldner gehört, kann der Eigentümer sich auf gem. § 766 ZPO wehren)
b) befindet sich eine Sache des Schuldners be einem Dritten, kann nur in den Herausgabeanspruch des Schuldners gegen diesen vollstreckt werden, § 847 ZPO
c) Bei Ehegatten/Lebenspartnern:
- widerlegliche Eigentumsvermutung gem. § 1362 BGB
- unwiderlegliche Gewahrsamsvermutung gem. § 739 ZPO
Was ist der Unterschied zwischen Verstrickungsbruch (§ 136 I StGB) und Siegelbruch (§ 136 II StGB)?
Verstrickungsbruch: Beschädigung, Zerstörung, Entziehung einer gepfändeten Sache
Siegelbruch: Beschädigung, Entfernen, Unkenntlichmachung des Siegels
In welcher Weise erfolgt die Pfändung?
Durch Inbesitznahme bei kleinen Gegenständen, andernfalls durch Anbringung eines Pfandsiegels
Was bedeutet Pfändung in rechtem Umfang?
a) Überpfändung ist unzulässig, § 803 I 2 ZPO
b) unpfändbare Gegenstände des § 811 ZPO (maßgeblicher Zeitpunkt zur Beurteilung: nach hM Ausführung der Pfändung)
Pfändungsverbot gilt auch bei Sachen, die aufgrund einer Sicherungsübereignung dem Gläubiger gehören!
Ausnahmen:
(1) Austauschpfändung, § 811a ZPO
(2) Klage auf Herausgabe: § 811 ZPO schützt nur vor Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen!
Was sind Anschlusspfändung und Verteilungsverfahren?
Gem. § 826 ZPO kann der Gerichtsvollzieher eine bereits gepfändete Sache durch Erklärung für weitere Gläubiger pfänden.
Bei einem Streit über die Reihenfolge der Befriedigung hinterlegt der Gerichtsvollzieher den Erlös. Das Verteilungsverfahren richtet sich nach §§ 872 ff. ZPO, zunächst stellt das Verteilungsgericht einen Teilungsplan auf.
Gegen den Teilungsplan kann der Gläubiger gem. § 878 ZPO Widerspruchsklage erheben.
Was entsteht infolge einer ordnungsgemäßen Pfändung?
- die öffentlich-rechtliche Verstrickung der Sache
- ein Pfändungspfandrecht zugunsten des Gläubigers
Die Wirkungen treten gleichzeitig ein, sind aber voneinander unabhängig.
Was passiert, wenn eine schuldnerfremde Sache gepfändet wird?
Es tritt Verstrickung ein, da es für diese allein auf den wirksamen Pfändungsakt ankommt.
Ob ein Pfändungspfandrecht entsteht ist umstritten:
BGH: gemischt privatrechtliche/öffentlich-rechtliche Theorie
Pfändungspfandrecht entsteht als dritte Art des privatrechtlichen akzessorischen Pfandrechts nur an schuldnereigenen Sachen. Ein gutgläubiger Erwerb des Pfandrechts ist nicht möglich. Die Vollstreckung ist trotzdem möglich, da für die Verwertung die Verstrickung genügt.
Die Versteigerung ist möglich, der Erlös steht dem früheren Eigentümer zu.
MM: mit jeder wirksamen Verstrickung entsteht ein Pfändungspfandrecht. Bei schuldnerfremden Sachen hat der Gläubiger kein Recht zum Behaltendürfen des Erlöses.
Was passiert, wenn die Forderung des Gläubigers eigentlich nicht besteht?
Verstrickung tritt ein, denn dafür kommt es allein auf den wirksamen Pfändungsakt an.
Nach der privatrechtlichen/öff.-rechtlichen Theorie des BGH genügt für die Akzessorietät das Bestehen eines Vollstreckungstitels, ob die Forderung besteht ist unerheblich.
Die MM. stellt ohnehin nur auf die Verstrickung ab und kommt somit ebenfalls zur vollstreckbarkeit.
Welche Folge haben die Verletzungen von Vollstreckungsvorschriften bei der Pfändung?
- schwere Fehler: Nichtigkeit, es entsteht weder eine öff.-rechtliche Verstrickung noch ein Pfändungspfandrecht
- sonstige Fehler: nur Anfechtbarkeit
öff.-rechtliche Verstrickung entsteht, Pfändungspfandrecht jedoch nicht nach hM., da dieses nur bei fehlerfreier Pfändung entstehen kann.
Ausnahme: bei Verletzung bloßer Ordnungsvorschriften soll dennoch ein Pfändungspfandrecht anstehen.
Wie wird die Pfändung aufgehoben?
Durch Entstrickung. Der Gerichtsvollzieher entfernt das Siegel oder gibt die Sache zurück. Die Verstrickung endet nicht durch Ablösung des Pfandsiegels durch einen Unberechtigten!
Sie endet durch gutgläubigen, lastenfreien Erwerb eines Dritten.
Mit der Entstrickung erlischt auch das Pfändungspfandrecht.
Wann erwirbt der Erstehender bei einer öffentlichen Versteigerung Eigentum?
Mit der Ablieferung der Sache, gem. § 817 II ZPO.
Es kommt nicht darauf an, ob der Schuldner tatsächlich Eigentümer ist und ob der Ersteher bösgläubig ist.
Versteigert der Gerichtsvollzieher eine Sache, die nicht verstrickt ist oder wenn wesentliche Versteigerungsvorschriften verletzt sind, erwirbt der Ersteher kein Eigentum, auch wenn er gutgläubig ist.
Was ist das zentrale Vollstreckungsgericht in Baden?
Das AG Karlsruhe.
Wie wird in eine Geldforderung vollstreckt?
Indem der Gläubiger die Forderung pfändet (§ 829 ZPO) und sie sich überweisen lässt (§ 835 ZPO). In der Regel geschieht dies durch einen kombinierten Pfändungs- und Überweisungsbeschluss.
Was ist Voraussetzung für die Pfändung künftiger Forderungen?
Dass schon eine Rechtsbeziehung besteht, aus der künftige Forderungen nach ihrem Inhalt und der Person des Drittschuldners bestimmt werden kann.
Was prüft das Vollstreckungsgericht neben den allgemeinen Vollstreckungsvoraussetzungen iRd. Vollstreckung in eine Forderung?
Es prüft, ob die Forderung bestehen kann und ob sie pfändbar ist. Nicht geprüft wird, ob die Forderung tatsächlich besteht!
Daher ist auch eine Verdachtspfändung möglich.
Was passiert, wenn die Forderung nicht besteht?
Die Pfändung geht ins Leere, da es keinen gutgläubigen Erwerb von Forderungen gibt. (Gepfändet wird eine angebliche Forderung). Selbst wenn der Schuldner die Forderung nachträglich erwirbt, kann die Forderung nicht mehr rückwirkend wirksam werden.
Welchen Inhalt hat der Pfändungsbeschluss?
- Vollstreckungsgericht spricht die Pfändung der genau bezeichneten Forderung aus
- Verbot an den Gläubiger zu zahlen (sog. Arrestatorium)
- Gebot sich jeder Verfügung über die Forderung zu enthalten, insb. der Einziehung
Wann wird die Pfändung einer Forderung wirksam?
Mit der Zustellung an den Drittschuldner.
Die Zustellung an den Schuldner ist KEINE Wirksamkeitsvoraussetzung.
Unverzichtbar ist außerdem der Ausspruch, dass dem Drittschuldner verboten wird an den Schuldner zu zahlen.
Arrestatorium -> Bösgläubigkeit des Drittschuldners iSv. § 407 BGB
Welche Wirkung hat die Pfändung, wenn die gepfändete Forderung, die zu vollstreckende übersteigt?
Nach hM. entstehen Verstrickung und Pfändungspfandrecht an der gepfändeten Forderung in voller Höhe.