Vorlesungsfragen Flashcards

1
Q

Erläutern Sie zentrale Fragen der Motivations-, Volitions- und Emotionspsychologie mit eigenen Beispielen.

A

• Motivationspsychologie:
o Erklärung von ergebnisorientiertem, zielgerichtetem Verhalten (Handeln)
o Warum tun wir das, was wir tun?
o z.B. nach der Motivation für ein Hochschulstudium
• Volitionspsychologie:
o Was nötig für Handeln ist
o Methoden
o Wie tun wir das, was wir wollen?
o z.B. Selbstregulation für Lernen an einem Sommertag
• Emotionspsychologie:
o Ursache von Emotionen
o Differenzierung und Entstehung von unterschiedlichen Emotionen
o Was sind Emotionen?
o Wozu haben wir sie?
o Wie entstehen sie?
o Wie können wir sie kontrollieren?
o zB Was ist Angst? Warum haben wir Angst? Wie entsteht Angst? Können wir Angst kontrollieren? Welche Reaktionen lösen Angst in Menschen aus? Worin unterscheiden sich Ängste von anderen emotionalen Zuständen? Ist Angst angeboren oder wird sie erlernt?

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2
Q

Erklären Sie das Wechselwirkungs-Modell der modernen Motivationspsychologie. Welches Ergebnis der klassischen Studie von Le Magnen (1967) stützt dieses Modell?

A
  • Motivation als Ergebnis einer Wechselwirkung (Interaktion) zwischen situativen und personalen Faktoren (Grafik)
  • Le Magnen
    o Veränderung der Situation (abwechslungsreiches Futter vs. immer das gleiche Futter) führt zu einer Veränderung im Verhalten
    o Es wird wesentlich mehr Futter gegessen, wenn es Variation im Futter gibt
    o Motiv gleich (Hunger) aber Anreize verscheiden
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3
Q

Erläutern Sie grundlegende Probleme, mit denen sich die Motivationspsychologie beschäftigt!

A
  • Motive
    o Motivklassifikation
     Inhaltliche Klassifikation angestrebter Handlungsziele. Aufstellung von Motivkatalogen
    o Motivgenese
     Entstehung, Anfänge, Entwicklung und Änderung einzelner Motive
    o Motivmessung
     Verfahren zur Erfassung individueller Unterschiede in der Ausprägung einzelner Motive
    o Motivanregung
     Eingrenzung und Differenzierung der motivspezifischen Anregungsbedingungen der Situation
  • Motivationen
    o Wechsel und Wiederaufnahme der Motivation
     Abgrenzung von Abschnitten im Verhaltensstrom, Wechsel der Motivation, Wiederaufnahme und Nachwirkung einer früheren Motivation
    o Motivierte Zielgerichtetheit und Motivationskonflikt
     Zielgerichtetheit als allgemeines Merkmal motivierten Verhaltens, Motivationskonflikt zwischen verschiedenen Handlungszielen
    o Selbstregulatorische Zwischenprozesse der Motivation
     Analytische Rekonstruktion von „Motivation“ unter Zugrundelegung hypothetischer selbstregulatorischer Zwischenprozesse in einzelnen Phasen des Verhaltensabschnitts
    o Motivationswirkungen
     Vielfältige Manifestationen von Motivation im beobachteten Verhalten und seiner Resultate
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4
Q

Was ist „Affective Computing“?

A
  • Untersuchung und Entwicklung von Systemen, die Menschliche Affekte erkennen, interpretieren, verarbeiten und simulieren können
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5
Q

Was ist der Gegenstand der Motivationspsychologie?

A
  • ergebnisorientiertes, zielgerichtetes Handeln/Verhalten und dessen Erklärung
  • Unterscheidet sich in
    o Richtung (Wahl)
    o Intensität (Anstrengung)
    o Beginn und Ende (Latenz)
    o Dauer (Persistenz)
  • besonders hoher Erklärungsbedarf bei auffälligem, normabweichendem Verhalten
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6
Q

Motive sind theoretische Konstrukte zur Erklärung von intraindividueller Stabilität und interindividueller Variabilität. Erläutern Sie diese Aussage.

A
  • innerhalb einer VP sind die Merkmale konstant, im Vergleich zu anderen unterschiedlich
  • Unterschied liegt im Motiv und kann so erklärt werden
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7
Q

Welche Unterschiede bestehen zwischen wissenschaftlichen und alltagspsychologischen Erklärungen von zielgerichtetem Verhalten?

A
  • Alltag
    o Verstehen von Gründen und Überzeugungen
    o Beschreibung der Gründe des Verhaltens einer Einzelperson
    o z.B. Person X ist verspielt, ehrgeizig, sozial
    o mangelnder Erklärungswert und Zirkularität
  • Wissenschaft
    o kausale Zusammenhänge (Verhalten durch Ursache und Effekt erklären)
    o allgemeiner, systematisch
    o Ziel: Erkennen von Gemeinsamkeiten und allgemeinen Prinzipien
    o Motive als theoretische Konstrukte zur Erklärung von
     intraindividueller Stabilität
     interindividueller Variabilität
    o Beschränkung auf wenige grundlegende Motive (Äquivalenzhypothesen)
    o Spezifikation situativer Anregungsbedingungen
    o Unabhängige Erfassung von Motiven und zu erklärendem Verhalten
    o Empirische Prüfung von Theorien motivationaler Vermittlungsprozesse
     direkte Manipulation der Vermittlungsprozesse
     Messung kognitiver und affektiver Begleitprozesse
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8
Q

Erläutern Sie die Heider-Simmel Illusion. Welche alltagspsychologischen Prozesse werden hier aktiv?

A
  • Kasten, in dem ein Dreieck ist. Ein anderes kommt mit einer Kugel hinzu. Die drei Figuren bewegen sich.
  • > man versucht den Figuren Intentionen und Emotionen zu unterstellen und „bastelt“ sich eine Geschichte um die Bewegungen; Video wird nicht auf Wahrnehmungsebene beschrieben, sondern auf funktionaler oder sogar sozialer Ebene, da den geometrischen Objekten menschenähnliche Züge zugeschrieben werden
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9
Q

Was unterscheidet Motive von Trieben?

A
  • Motive
    o zeitlich stabile Wahrnehmungs- und Bewertungsdisposition
    o Inhaltsklasse von Handlungszielen (z.B. Macht, Anschluss, Leistung)
    o Anregung durch situative Reize
  • Triebe
    o aktivierende undifferenzierte Anspannung, dessen Reduktion als lustvoll/befriedigend erlebt wird
    o zeitlich variabel, Anregung von innen
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10
Q

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Bedürfnissen und Anreizen?

A
  • Bedürfnisse
    o Mangelzustände und Wachstumsorientierungen
    o physiologische, psychologische und soziale Bedürfnisse
  • Anreiz
    o „Wert“ eines Objekts oder einer Situation für eine Person
    o intrinsische Tätigkeits- und extrinsische Ergebnisanreize

-> affektive Reaktion auf bedürfnisrelevante Reize (z.B. Hunger: Essen wird attraktiver, Abnehmen: Radfahren wird attraktiver)

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11
Q

Was ist ein Ziel?

A
  • Anstreben einer positiv bewerteten Umweltveränderung (Endzustand) durch einen Verhaltensakt (Mittel)
  • hierarchisch in Ober- und Unterziele organisiert
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12
Q

Mit welchen konzeptuellen Problemen hat die Motivationspsychologie zu kämpfen?

A
  • Terminologische Verwirrung
    o Begriffsabgrenzung von Motiv, Trieb, Bedürfnis, Emotion, usw.
  • Problem der Motivklassifikation
    o Anzahl von Motiven?
  • Richtiger Abstraktionsgrad
    o Welche Hierarchiestufe (Handlung, Aktion, Bewegung) wird betrachtet?
  • Gefahr der Zirkularität: Motive werden aus Verhalten erschlossen. Motive erklären Verhalten
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13
Q

Erläutern Sie zwei allgemeine Prinzipien der Verhaltensregulation.

A
  • Hedonismus
    o Streben nach Lust, Vermeiden von Unlust
    o günstige Affektbilanz durch Selbstregulation (kurzfristiges Zurücknehmen)
  • Homöostase
    o Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtszustandes
    o Verringerung der Diskrepanz zwischen einem IST-Wert und einem SOLL-Wert (Regelkreis)
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14
Q

Erläutern Sie den Unterschied zwischen motivationspsychologischen Druck- und Zugvariablen.

A
-	Druck
o	angetrieben
o	von innen
o	passiv
o	unterworfen
o	Instinkte, Triebe, Emotionen
o	von negativem zu neutralem Zustand -> Erleichterung
-	Zug
o	gezogen
o	von außen
o	aktiv
o	selbst entscheidend
o	Motive, Ziele
o	von neutralem zu positivem Zustand -> Freude
-> Spannung zwischen den beiden!
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15
Q

Was sind implizite und explizite Messverfahren der Motivationspsychologie und was messen sie? Warum ist diese Unterscheidung für eine Verhaltensvorhersage wichtig?

A
  • Implizite Messverfahren:
    o indirekte, projektive Messverfahren
     mehrdeutige, interpretationsoffene Reizvorlagen
     offenes Antwortformat
     Bsp: Rorschach-Test, Thematischer Apperzeptionstest (TAT)
    o Messung von:
     unbewussten affektiven Vorlieben und Reaktionsformen
  • Explizite Messverfahren:
    o direkte Messverfahren:
     Selbstberichte
     Interviews
     Fragebögen
    o Messung von:
     bewussten und verbalisierbaren Vorlieben und Handlungspräferenzen
  • Unterscheidung ist wichtig, da
    o da Motivation sowohl explizite als auch implizite Motivanteile hat, die nur durch entsprechende Verfahren gemessen werden können
    o Probanden sich der impliziten Motivanteile nicht bewusst sind, diese der reflektierten Selbstbeobachtung nicht unmittelbar zugänglich sind, zeigen sich aber in Situationen, welche Freiraum für spontane, selbstinitiierte Handlungen und Interpretationen lassen; haben Einfluss auf Verhalten
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16
Q

Beschreiben Sie den Thematischen Auffassungstest und nennen Sie methodische Mängel des TAT. Mit welchem Verfahren können diese Mängel beseitigt werden?

A
  • Probanden werden 10 Bilder gezeigt, zu denen sie Geschichten erzählen sollen, durch qualitative Antwortanalyse schließt man auf die Motive des Probanden
  • Mängel:
    o geringe Auswertungsobjektivität
    o geringe Reliabilität
    o Verfälschung durch soziale Erwünschtheit
  • Beseitigung
    o Geschichten standardisieren
    o Auswertungsskala schaffen
    o oder: Umwandlung in Multi-Motiv-Gitter (semiprojektives Verfahren, Bilder aus Lebenssituationen zusammen mit verschiedenen Motiven und Fülleritems -> hohe Retestreliabilität, keine Verfälschung durch soziale Erwünschtheit)
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17
Q

Erläutern Sie Ansatzpunkte eines Motivationstrainings und motivationspsychologische Interventionsmaßnahmen.

A
  • Ansatzpunkte:
    o Anpassung der Anreiz- (Situation) an die Motivstruktur (z.B. Leistungssport im Team oder einzeln)
    o Anpassung der Motiv- (Person) an die Anreizstruktur (z.B. Anforderungsanalysen, Veränderung von Motivkomponenten)
  • Interventionen:
    o Interessenfördermaßnahmen, Imaginationstraining, Reappraisal-Training, Zielvereinbarungen, Training der Selbstregulation (Fokussierung, Entspannung)
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18
Q

Erläutern Sie motivational-emotionale Funktionen der im Schaubild dargestellten Hirnstrukturen.

A

Grafik
Präfrontaler Cortex: Zielplanung, Intentionsbildung
Hypothalamus: angenehme Gefühle assoziiert mit Hunger, Durst, Sex
Amygdala: Erkennen von und Reagieren auf Bedrohung, Furcht, Salienz
Formatio Reticularis: Erregung, Arousal
Hippocampus: Gedächtnis, Lernen, Verhaltensinhibition bei unerwarteten Ereignissen
Medial Forebrain Bundle: Verstärkung, Belohnung, Vergnügen

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19
Q

Ordnen Sie folgenden (neuro)hormonellen Systemen motivationale Funktionen zu: Serotonin, Noradrenalin, Kortisol, Oxytocin.

A
  • Serotonin: vermeidende (aversive) Motivation
  • Noradrenalin: Aktivierung und Wachheit
  • Kortisol: Stresshormon (Fight/Flight)
  • Oxytocin: Bindungshormon
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20
Q

Welche dopaminergen Systeme gibt es im menschlichen Gehirn? Welches ist das (neurohormonelle) „Belohnungssystem“? (Was ist das (neurohormonelle) „Belohnungssystem“?)

A
  • Nigro-Striatale System
  • Tuberoinfundibuläre System
  • Mesolimibisches System = neurohormonelles Belohungssystem
    o Dopamin am höchsten bei:
     Antizipation von Belohnung
     erwarteter Belohnung
     Belohnung besser/schlechter als erwartet
     aufsuchende Motivation
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21
Q

Beschreiben Sie die Studie von Milner und Olds (1954). Warum sind die Ergebnisse dieser Studie für Triebtheorien ein Problem?

A
  • intrakranielle Selbststimulation des mesolimbischen Systems von Ratten
  • Hebeldruck -> elektrische Stimulation des mesolimbischen Systems -> Dopaminausschüttung
  • Reaktionsrate über 6000 mal pro Studne
  • Vernachlässigung von Essen und Trinken
  • > nicht nur Triebreduktion, sondern auch Belohnung ist verantwortlich für Verhalten!
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22
Q

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Dopamin und Sucht?

A
  • Drogenkonsum verstärkt die Dopaminkonzentration (Substanzen blockieren Rezeptoren und verhindern so den Rücktransport von Dopamin aus dem synaptischen Spalt)
  • Abstinenz von Drogen reduziert die Dopaminkonzentration -> Craving (intensives Verlangen, Entzug)
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23
Q

Welche sozialen Faktoren nehmen Einfluss auf die Testosteronkonzentration im Blut?
Welche Auswirkungen hat Testosteron auf die Motivationslage einer Person in einer Wettbewerbssituation?

A
-	Soziale Faktoren:
o	Single
o	Fremdgehen
o	Wettbewerb
o	Risikosuche
-	Wettbewerbssituation:
o	Testosteron steigert Aggression und Dominanzstreben -> steigert Motivation (Leistungs- und Machtmotive; verringert Annäherungsmotive), steigert Risikobereitschaft, erhöht Wille zu Gewinnen
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24
Q

Was ist eine Instinkthandlung und wodurch wird sie ausgelöst?

A
-	Angeborene Bewegungsformel:
o	Angeboren
o	Biologisch gereift
o	Lernunabhängig
o	Perzeptuell autonome Ausführung
o	Regulative, stereotype Bewegungskette
-	Auslösung durch Schlüsselreize:
o	Schlüsselreiz -> angeborener Auslösungsmechanismus (AAM) ->Instinkthandlung
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25
Q

Welche Einwände gibt es gegen Instinkttheorien?

A
  • nahezu jedes menschliche Verhalten ist modifizierbar
    o Hunger: Anorexie, Hungerstreik
    o Sexualität: Zölibat
  • terminologische Verwirrung (Instinkt, Gewohnheiten, Reflexe)
  • selbst einfache Verhaltensweisen wie Aufsuchen von Essen und Trinken sind erfahrungs- und lernabhängig
  • Falsifikation von Lernen ≠ Verifikation von Instinkt
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26
Q

Was ist ein Trieb und was ist die Triebreduktionshypothese?

A
  • Trieb:
    o allgemeine, unspezifische Quelle der Verhaltensenergetisierung (Motivation als Energie, kein Verhalten ohne Aktivierung)
    o Druckvariable, die Verhalten von innen anschiebt
    o Triebzustände sind unausweichlich
    o Aufbau einer innerorganische Energie, die auf Denken und Handeln wirkt
  • Triebreduktionshypothese
    o Trieb ist ein Zustand der Anspannung, dessen Reduktion als befriedigend und lustvoll erlebt wird
    o homöostatisches Konzept
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27
Q

Worin unterscheidet sich „Trieb“ von „Instinkt“?

A
  • Trieb:
    o Unspezifische Antriebsquelle des Verhaltens (nach Defizitmotiv: unbefriedigte Bedürfnisse) -> in gleicher Situation unterschiedliches Verhalten bei unterschiedlichen Bedürfnissen
    o Kein Verhalten ohne Aktivierung
    o Richtung des Verhaltens festgelegt durch gelernte Verhaltensweisen, Verstärkerlernen
    o Keine Automatisierung des Verhaltens
  • Instinkt:
    o Schlüsselreize aktivieren Verhalten (immer!) -> in gleicher Situation immer gleiches Verhalten
    o Lernunabhängig
    o Instinkthandlung erfolgt autonom
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28
Q

Warum ist man unter Umständen Triebeinflüssen auf das Verhalten in stärkerem Maße “ausgeliefert” als Einflüssen, die von Anreizen ausgehen?

A
  • Triebe:
    o nach dem Dampfkesselmodell bauen Triebe eine innerorganismische Energie auf, die sich ‘aufstaut’
    o eher unbewusst
    o Abfuhr der Energie unausweichlich
    o negativer Zustand, der zu neutralem Zustand wird (Erleichterung)
  • Anreize
    o bleiben konstant
    o sind bewusst
    o eher external
    o schon neutraler Zustand gegeben
    -> Ausweichen von Anreizen eher möglich (zB durch Abwenden); Triebe unausweichlich, da innerhalb und unbewusst, steigern sich
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29
Q

Erläutern Sie Auswirkungen von Triebzuständen auf das Denken und Handeln mithilfe der Begriffe Primär- und Sekundärprozess. Welcher Prozess folgt dem Lustprinzip und welcher dem Realitätsprinzip?

A
  • Triebzustände
    -Primärprozess:
    o Lustprinzip
    o direkte befriedigungsorientierte Steuerung von Denken und Handeln
    -Sekundärprozess:
    o Realitätsprinzip
    o Bewusstes Aufschieben, Planen, Ersatzhandlungen (Vermittlung durch das Ich)
    -> Denken und Handeln
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30
Q

Erläutern Sie die Katharsis-Hypothese und ihre empirische Überprüfung in der Studie von Geen, Stonner & Shope (1975). Warum führt aggressives Verhalten häufig zu noch mehr Aggression?

A
  • Katharsis-Hypothese: Ausleben von Triebzuständen reduziert den Triebdruck („physische Reinigung“)
  • Studie:
    o UV1: VP erhält als Schüler Schocks vs. kein Schock
    o UV2: VP verabreicht als Lehrer Schülern Schocks (Katharsis) vs. Beobachtung (VL verabreicht Schock) vs. keine Schocks (nur Signal)
    o AV: Intensität der Bestrafung mit E-Schocks in einer weiteren Phase als Lehrer + physiologische Maße (Blutdruck)
    o Ergebnis
     gegenteilig zur Katharsis-Hypothese: Probanden mit Katharsis-Möglichkeit wurden am aggressivsten (größte Schockstärke)
     Blutdruck sinkt bei Katharsis (konsistent mit Hypothese), aber zeigt sich nicht im Verhalten
    -> Evidenz gegen Katharsis-Hypothese, Umleiten/Ausleben hilft nicht
  • Katharsis = Belohnung (Entspannung, gutes Gefühl (durch Blutdrucksenkung?)) -> verstärkt aggressives Verhalten durch Verstärkerlernen (Triebreduktion als Verstärker)
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31
Q

Welche Beobachtungen haben dazu geführt, dass das Triebkonzept in die Lerntheorie eingeführt wurde?

A
  • Beboachtung von Webb, Meryman: Studie mit Ratten
    o Satte Tiere lernen schlechter als hungrige, zeigen gelerntes Verhalten seltener
    -> Triebreduktion als Verstärker
    o Zielgerichtetes Verhalten wird von Trieben energetisiert und von Gewohnheiten (gelernte Verhaltensweisen, Verstärkungsgeschichte) gelenkt
  • Ohne Defizitmotivation keine Verhaltensaktivierung -> wichtiger Lernfaktor
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32
Q

Wie werden Triebzustände in der Lerntheorie aufgefasst und wie werden sie operationalisiert?

A
  • Trieb erzeugt Defizitmotivation
  • Triebreduktion wirkt als Verstärker für Verhalten
  • Operationalisierung:
    o Beobachtung des Verhaltens des Tieres nach Deprivation
    o je mehr Anstrengung das Tier zur Befriedigung übernimmt, desto größer ist die Triebstärke
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33
Q

Welche Implikationen ergeben sich aus der multiplikativen Verknüpfung von Trieb und Habit in der Theorie von Hull?

A
-	D*H=E
o	D (Antriebsniveau, drive: Deprivationsdauer)
o	H (Verhaltensgewohnheit: habit)
o	E (Reaktionspotential)
-	Implikationen
o	Triebe (z.B. Hunger, Durst) sind beliebig substituierbar
o	Verhaltensstärke sollte monoton steigen mit D bzw. H
o	wenn H=0 oder D=0, kein Reaktionspotential
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34
Q

Durch welche experimentelle Evidenz konnte das Postulat der multiplikativen Verknüpfung von Trieb und Habit belegt werden? Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Studie.

A
  • Perin (1942), Williams (1938)
    o UV1: Anzahl der vorherigen Verstärkungen (Habitstärke)
    o UV2: Länge der Deprivation (3h vs. 22h) (Triebstärke)
    o AV: Löschungsresistenz des Verhaltens (Dauer, bis die Versuchstiere das zuvor erlernte Verhalten nicht mehr zeigten)
    o Ergebnis
     entsprechend der Theorie -> Interaktionseffekt (Reaktion ergibt sich aus Antriebsniveau und Verhaltensgewohnheit)
     Löschungsresistenz steigt mit der Entzugsdauer und der Anzahl der vorherigen Bekräftigungen
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35
Q

Schildern Sie die Untersuchung von Meryman (1952) zum Nachweis, dass Triebe unspezifisch Verhalten energetisieren. Welcher Ergebnisaspekt passt nicht so gut zu den Annahmen?

A
  • Idee: Triebzustand „weiß“ nicht wie er entstanden ist, also kann er jedes beliebige Verhalten energetisieren
  • 4 Gruppen
    1. ängstlich + hungrig (46h)
    2. ängstlich + nicht hungrig (1h)
    3. nicht ängstlich + hungrig (46h)
    4. nicht ängstlich + nicht hungrig (1h)
  • Messung der Schreckreaktionsamplitude
    o 1+2 am stärksten (passt zu Theorie)
    o mit Abstand 3, dann 4 (2 und 3 müssten eigentlich gleich sein)
    -> unpassend: Verhaltensaktivierung stärker bei „passender“ Triebquelle
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36
Q

Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung von Crespi (1942) zum Nachweis von Anreizeffekten. Warum können diese Anreizeffekte mit der ursprünglichen Theorie von Hull nicht erklärt werden?

A
  • Anreizeffekt
    o Unterschiede in Menge/Qualität der Verstärkung führen zu Verhaltensveränderungen
  • Untersuchung von Crespi:
    o Startkammer -> Zielkammer (Messung der Laufgeschwindigkeit)
    o Futterbelohnung von 3 Gruppen
     bis 19. Durchgang: 1, 16 oder 256 Futterpillen
     ab 20. Durchgang: alle 16
    o Ergebnisse
     16 und 256 laufen anfangs schneller
    -> nach Umstellung laufen 256 viel langsamer und 1 viel schneller, 16 bleibt konstant -> keine monotone Steigung wie durch Hull postuliert
    -> Verstärkung beeinflusst nicht nur Habit-Stärke
    -> Kontrasteffekte können nicht durch Änderungen des Triebniveaus oder der Gewohnheitsstärke erklärt werden
    -> Belohnungssystem beruht auf Vergleichen
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37
Q

Wie lautet die Formel zur Berechnung der Verhaltensstärke im erweiterten Motivationsmodell von Hull? Erläutern Sie jede Komponente der Formel.

A
  • DHK=E
    o D: Trieb, Antriebsniveau (Deprivationsdauer)
    o H: Habit, Verhaltensgewohnheit
    o K: Anreiz (zu erwartende Menge)
    o E: Reaktionspotential
    o Triebe (D) als Druckkräfte und Anreize (K) als Zugkräfte energetisieren im Verbund gelernte Reaktionen/Verhalten (H) zum Reaktionspotential (E)
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38
Q

Erklären Sie den Unterschied zwischen der revidierten Formel zur Berechnung der Motivationsstärke nach Hull und dem Alternativvorschlag von Kenneth Spence.

A
  • Berechnung nach Hull: DHK=E
  • Berechnung nach Spence: (D+K)*H=E
  • Nach Spence: Trieb als Energiequelle nicht mehr notwendig, da Summenbildung
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39
Q

Nennen Sie kritische Einwände gegen Triebtheorien. Inwiefern sprechen die Ergebnisse von Sheffield, Wulff & Baker (1951) gegen die Triebreduktionshypothese?

A
  • Kritische Einwände:
    o es gibt schon Alternativerklärungen über bedürfnisabhängige Anreize -> keine Verwendung mehr für Triebenergiekonzept
    o Woher wissen Tiere, wo sich welche Belohnung befindet?
     fragmentarisch antizipatorische Zielreaktionen
    -> kognitive Erklärung: Erwartung
    o gegen belohnende Trieberregungsabfuhr:
     spontanes Explorationsverhalten und Risikosuche (Neugier)
     Aversion gegen zu geringe Stimulation (Reizentzug)
     Intrakranielle Selbststimulation
  • Untersuchung von Sheffield, Wulff & Baker:
    o Coitus interruptus
     Experimentalgruppe: männliche Ratten; Weibchen in Zielkammer -> Unterbrechung vor dem Samenerguss
     Kontrollgruppe: Männchen in Zielkammer
    o Ergebnis
     Männchen in Experimentalgruppe laufen immer wieder und immer schneller zu Weibchen
     sexuelle Stimulation (Aufbau des Triebes) nicht ihre Reduktion (Triebreduktion) wirkt hier belohnend
     nach Theorie müsste Frust auftreten, da keine Verstärkung (Orgasmus) vorhanden
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40
Q

Erläutern Sie das Yerkes-Dodson-Gesetz der Motivation. Inwiefern sind die hier beschriebenen Zusammenhänge wichtig für Verhaltensvorhersagen auf der Basis trieb- oder aktivationstheoretischer Ansätze?

A
  • nicht linearer Zusammenhang zwischen Aktivationsniveau und Leistung (Parabelförmig)
  • zu hohe/zu niedrige Erregung vermindert Leistung, am besten ist mittlere Erregung
  • Einbezug der Aufgabenschwierigkeit: beste Leistung
    o bei hoher Aufgabenschwierigkeit und niedrigem Arousal
    o bei mittlerer Aufgabenschwierigkeit und mittlerem Arousal
    o bei niedriger Aufgabenschwierigkeit und hohem Arousal
    -> Aktivationstheorie: optimales Erregungsniveau statt Triebreduktion; nach Triebtheorie: hohes Arousal -> bester Leistung
  • Unterscheidung zwischen Verhaltensstärke und Aufgabenschwierigkeit, Einführen einer interaktiven Komponente (Unterschied zu Triebtheorien)
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41
Q

Warum heißt Lewins Motivationstheorie “Feld”-Theorie?

A
  • Lewin geht von psychologischen Kräftefeldern aus (analog zu physikalischen Kräftefeldern)
  • -> Gesamtheit der inneren und äußeren Kräfte, die auf eine Person einwirken
  • dynamische Theorie
  • Verhalten und Erleben als Resultate von verschiedenen, zu einem Zeitpunkt wirksamen, gerichteten Kräften (sog. Vektoren)
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42
Q

Was versteht Lewin unter dem „Lebensraum“ einer Person?

A
  • aktuelle, subjektive Wahrnehmung der inneren und äußeren Situation
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43
Q

Erläutern Sie strukturelle und dynamische Elemente des Personenmodells von Kurt Lewin.

A
  • strukturelle Komponenten:
    o Bereiche einer Person
     Bedürfnisse, Motive
     Quasibedürfnisse (Ziele und Intentionen)
    o Lage von Bereichen
     je zentraler, desto grundlegender
    o Nachbarschaft von Bereichen
     je näher, desto ähnlicher das Bedürfnis
    o Grenzwände und Durchlässigkeit von Bereichen
     Substitution, Ersatzhandlung (z.B. soziale Anerkennung woanders erreichen)
  • dynamische Elemente: Spannung
    o gespannte Systeme innerhalb der Person, die auf Spannungsausgleich drängen
     Ausgleich über Zugang zu sensumotorischer Zone: Handeln
     Ausgleich über Diffusion zu Nachbarbereichen: Ersatzhandlung
    o besteht solange, bis das Bedürfnis befriedigt ist, bzw Ziel erfüllt ist:
     Einfluss auf Wahrnehmung: Aufforderungscharakter von Dingen, die zur Bedürfnisbefriedigung taugen
     Einfluss auf Gedächtnis: erhöhte Zugänglichkeit von zielbezogenen Inhalten
     Einfluss auf Handeln: Aktivierung zielbezogener Handlungsweisen (im Zusammenspiel mit Umweltmerkmalen)
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44
Q

Beschreiben Sie die Auswirkungen gespannter Bereiche in der Person auf Handeln und Kognition anhand eines Beispiels!

A
  • Hunger auf ein Sandwich
    o Einfluss auf Handeln: aktiviert zielbezogene Verhaltensweisen
    -> Suche nach Kiosk
    o Einfluss auf Wahrnehmung: Aufforderungscharakter von Dingen, die zur Befriedigung taugen
    -> nächstes Kiosk nimmt die ganze Aufmerksamkeit auf sich
    o Einfluss auf Gedächtnis: erhöht Zugänglichkeit von zielbezogenen Inhalten
    -> man erinnert sich besonders gut, wo das nächste Kiosk ist
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45
Q

Wie kann ein Spannungszustand in einem Personbereich abgebaut werden? Nennen Sie unterschiedliche Möglichkeiten auf der Basis der Feldtheorie

A
  • Ausgleich über Zugang zur sensumotorischen Zone -> Handeln

- Ausgleich über Diffusion zu Nachbarbereichen-> Ersatzhandlung

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46
Q

Was ist nach Lewin eine Ersatzhandlung? Geben Sie ein Beispiel. Wie erklärt man Ersatzhandlungen?

A
  • wenn die Grenzen der Zonen durchlässig sind, kann die Spannung zum benachbarten Bereich übergreifen, wenn sie nicht direkt abbaubar ist
    -> stellvertretender Abbau in benachbarten Bereichen, auf die sich die Spannung überträgt = Ersatzhandlung (Befriedigung)
  • Beispiel
    o Misserfolg beim Fußball -> Spannung
    o Abbau durch Erklettern eines Baumes
    o möglich da beide Handlungen dem Grundbedürfnis „körperliche Geschicklichkeit beweisen“ zugrunde liegen
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47
Q

Was versteht man unter Wiederaufnahmetendenzen? Schildern Sie hierzu Ablauf und Ergebnis der Untersuchung von Ovsiankina und erklären Sie das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie.

A
  • Wiederaufnahmetendenz: Tendenz, unterbrochene Handlungen wiederaufzunehmen
  • Untersuchung:
    o Unterbrechung einer Aufgabenbearbeitung
     durch andere Aufgabe (80% Wiederaufnahme)
     Zufallsunterbrechung (100% Wiederaufnahme)
    o Wiederaufnahme selbst wenn
     betont wurde, dass einer Wiederaufnahme unwichtig ist
     eine Wiederaufnahme explizit untersagt wurde
     die Aufgabe außer Sichtweite gerückt wurde
    o Beobachtungen
     starke Tendenz zur Wiederaufnahme der unterbrochenen Tätigkeit
     Weigerung zur Unterbrechung
     Beschäftigung mit Aufgabe dauert gedanklich an
    o Erklärung
     Wiederaufnahmetendenz durch aufrecht erhaltene Spannung in diesem Aufgabenbereich, dessen Abschluss durch Unterbrechung verhindert wurde
    -> führt zu Aktivierung entsprechenden (spannungsabbauenden) Verhaltens (also Wiederaufnahme) bei nächster Gelegenheit
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48
Q

In den Untersuchungen von Lissner und Mahler konnte gezeigt werden, dass die Wiederaufnahmetendenz durch eingeschobene Aktivitäten reduziert werden kann. Wie erklärt man dieses Ergebnis? Welche Aktivitäten besitzen einen hohen Substitutwert, welche nicht?

A
  • bei Einschub von ähnlichen Aufgaben deutlich reduzierte Wiederaufnahmetendenz
  • ähnliche Aufgaben haben einen hohen Ersatzwert (Substitutionswert)-> stellvertretender Spannungsabbau
  • inwiefern es ein passendes Substitut ist hängt von der funktionalen Äquivalenz der Bereiche ab (Bereiche weisen für die Person auf dasselbe grundlegende Bedürfnis)
  • Störhandlung befriedigt das Bedürfnis stellvertretend (Ersatzhandlung); subjektiv unähnliche Aufgaben, die anderes grundlegendes Bedürfnis aufweisen (Bereich weit weg) -> keine Bedürfnisbefriedigung, kein Spannungsabbau, geringer Substitutwert
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49
Q

Beschreiben Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchungen von Zeigarnik (1927). Wie erklärt man das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie? Was ist der „Zeigarnik-Quotient“?

A
  • Untersuchung:
  • VP sollen verschiedene Aufgaben bearbeiten
  • eine Hälfte der Aufgaben schließt VP erfolgreich ab
  • die andere Hälfte wird vom VL unterbrochen
  • dann: Wie viele Aufgaben werden erinnert?
    -> mehr unerledigte als erledigte Aufgaben werden erinnert
  • Erklärung:
    o Unterbrechung verhindert den Spannungsabbau im jeweiligen Bereich
    -> höhere kognitive Zugänglichkeit der Inhalte aus der unerledigten Aufgabe im Gedächtnis
  • Zeigarnik-Quotient
    o 2:1 ->bessere Erinnerung an unerledigte als an erledigte Aufgaben
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50
Q

Wie kann man mit der Feldtheorie erklären, dass in der Untersuchung von Marrow (1938) mehr abgeschlossene als unterbrochene Aufgaben erinnert wurden?

A
  • VPN wurde gesagt, wenn sie unterbrochen werden, machen sie die Aufgabe gut
    -> subjektives Erfolgserleben; Bedürfnisbefridigung
    -> Probanden erinnerten mehr erledigte als unerledigte Aufgaben
    ->Subjektiv wahrgenommene Aufgabenerledigung entscheidend (für Probanden waren erledigte Aufgaben unerledigte Aufgaben -> also eigentlich immer noch mehr unerledigte Aufgaben erinnert)
  • Erklärung:
    o Unterbrechung ist hier ein erfolgreicher Spannungsabbau (Bedürfnisbefriedigung), keine Unterbrechung hält die Spannung aufrecht
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51
Q

Was ist mit einem Aufforderungscharakter von Umweltobjekten gemeint? Wie wurde ein Aufforderungscharakter experimentell untersucht?

A
  • Aufforderungscharakter:
    o Objekte haben einen Aufforderungscharakter aufgrund von inhaltlichen Bezügen zu Bedürfnissen und Quasi-Bedürfnissen
    o durch innere Spannungen: Auswirkungen auf Wahrnehmung der Umwelt, stärkere Wahrnehmung, „fordern“ Aufmerksamkeit
  • Untersuchung durch Wispe & Drambarean (1953):
    o Identifikation von kurzfristig dargebotenen Wörtern
    o UV1: Nahrungsdeprivation (0, 10, 24h) (Spannungsaufbau)
    o UV2: Bedürfnisrelevanz der Wörter (irrelevant vs. relevant)
    o Ergebnis:
     Hungrige erkennen bedürfnisrelevante Inhalte besser
     Deprivation senkt die Wahrnehmungschwelle
    -> Wörter über Nahrung haben hier einen Aufforderungscharakter
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52
Q

Erläutern Sie, was mit Bereichen und Grenzen im Umweltmodell von Lewins Feldtheorie gemeint ist.

A
  • Bereiche
    o psychologische (kognitive) Gliederung der Umwelt in Handlungsmöglichkeiten (Wege zu einem Ziel, Mittel-Zweck-Relationen)
    o ein Vorlesungssaal bietet beispielsweise verschiedene Handlungsmöglichkeiten und manche nicht
    o Bedürfnisse, Aufgaben
  • Grenzen
    o Durchlässige Hindernisse auf dem Weg zum Ziel (unterschiedlich stark)
    o z.B. Weg zum Kino
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53
Q

Warum wird die Umwelt in Lewins Modell als “hodologischer” Raum bezeichnet?

A
  • “hodos“, griechisch für Pfad

- hodologische Raum: Identifizierung verschiedener möglicher Pfade (Wege) zu einem Zielobjekt

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54
Q

Definieren Sie den Begriff der Valenz in Lewins Feldtheorie.

A
  • Anreizwert/Bewertung eines Objekts
  • Zielbereiche der Umwelt erhalten durch ihre Relation zu den (Quasi-) Bedürfnissen der Person positive oder negative Valenz
  • Va = f (s,Z)
    o s: Bedürfnisspannung
    o Z: intrinsische Eigenschaften des Zielobjekts
  • je intensiver das Bedürfnis (s) und je zweckdienlicher die Eigenschaften für die Bedürfnisbefriedigung (Z), desto stärker ist die Valenz
  • Valenz wird zum Zentrum eines Kräftefeldes
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55
Q

Wie lautet Lewins Formel zur Berechnung der Kraft, die von einem Umweltobjekt auf eine Person wirkt?

A
  • K = Va/d = f(s,Z)/d
    o Kraft bezeichnet die Stärke der anziehenden bzw. abstoßenden Wirkung von positiven bzw. negativen Zielobjekten
    o d: Distanz zum Ziel  Stärke der Kraft nimmt mit geringerer Entfernung zu
    o Va: Valenz
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56
Q

Wovon wird das Verhalten einer Person beeinflusst: Von der positiven oder negativen Valenz, die ein Objekt oder eine Situation für eine Person besitzt, oder von der Kraft, die von diesem Objekt bzw. dieser Situation ausgeht? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Valenz und Kraft?

A
  • Kraft wirkt motivierend, nicht Valenz
  • Kraft bestimmt Intensität und Richtung
  • > Valenz allein bestimmt NICHT unser Handeln, sondern muss immer noch mit der Distanz relativiert werden
  • Valenz spielt eine Rolle, da sich Kraft aus Valenz und Distanz des Objekts/Situation zusammensetzt
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57
Q

Was bedeutet Distanz in Lewins Theorie (geben Sie mindestens zwei verschiedene Beispiele) und welche Rolle spielt die psychologische Distanz für das Umweltmodell in Lewins Feldtheorie?

A
  • psychologische Distanz zwischen Person und Zielobjekt
  • z.B. räumliche Distanz (man will ins Kino, muss aber erst dort hin); soziale Distanz; Aufgabenschwierigkeit (will Klausur schreiben, aber soll sehr schwer sein); finanzielle Möglichkeiten (in Urlaub fahren); zeitliche Entfernung
  • > sämtliche Faktoren, die die subjektive Salienz und Wahrscheinlichkeit des Zielobjektes beeinflussen
  • umso größer die Distanz, desto kleiner die Kraft; umso kleiner die Distanz, umso größer die Kraft
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58
Q

Was ist ein Konflikt und wie zeigt er sich im Verhalten? Wie erklärt man Konflikte in Termini der Feldtheorie Lewins?

A
  • Gleichgewicht anziehender und abstoßender Kräfte (Attraktion zu x, Aversion zu y)
  • führt zu Immobilität des Organismus bzw. zu schnell wechselndem, widersprüchlichem Verhalten
  • Situation, in der mehr als eine Kraft in unterschiedliche Richtungen widerstreitend auf eine Person wirkt
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59
Q

Erläutern Sie typische Verhaltenstendenzen in einem Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt (Beispiel) und erklären Sie das beobachtete Verhalten mit Millers Gradientenmodell.

A
  • Ambivalentes Objekt: besitzt gleichzeitig anziehende als auch abstoßende Eigenschaften
  • Besipiel: Prüfung: große Motivation zu lernen, will sie gleich schreiben (Oberziel: Studiumsabschluss); aber Angst, Überlegung, sie ins nächste Semester zu schieben; am Tag der Prüfung: Panik, wünschte sie wäre weiter weg
  • Verhalten
    o wechselt meist sehr schnell zwischen Tendenzen des Aufsuchens und des Meidens
    o Organismus hält sich in einer gewissen Entfernung zum Zielobjekt auf
  • Miller
    o Meiden-Gradient verläuft steiler als der Aufsuchen-Gradient
    o stärkere Vermeidungssituation in Zielnähe durch (erlernte) Furcht
    -> bei geringen Entfernungen größere Vermeidungsmotivation
    -> bei großen Entfernungen größer Annäherungsmotivation
    -> bei Schnittpunkt: Immobilität
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60
Q

Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung von Brown (1948) zum Zusammenhang von Zieldistanz und Verhaltensintensität.

A
  • Ratte in Gang zwischen appetitivem und aversivem Reiz (Futter/Schock) mit Geschirr, das die Zugkraft misst (durch eine Feder)
  • UV1: Annäherungstendenz (Dauer der Deprivation) vs. Vermeidungstendenz (Elektroschockstärke); UV2: Distanz zum Reiz
  • Ergebnisse
    o je geringer die Distanz desto größer die Verhaltensintensität
    o positives Ziel: Zugkraft hin stärker
    o negatives Ziel: Zugkraft weg sehr stark bei naher Distanz, steilerer Gradient als bei positivem Ziel
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61
Q

Definieren Sie unterschiedliche von Lewin postulierten Konflikttypen. Welche Konflikte lassen sich vergleichsweise leicht auflösen, welche sind dagegen schwieriger aufzulösen (und warum)?

A
  • Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt (z.B. ein Verehrer)
    o Gemisch positiver und negativer Valenzen in einem Objekt
    o Gleichgewicht durch unterschiedliche Steigung der Annäherungs- und Vermeidungs-Gradienten (Miller)
    o Eher schwer aufzulösen: nur durch Verschiebung auf mehr oder weniger ähnliche Ersatzobjekte, da dieses Objekt nicht wirklich erreicht werden kann
  • Annäherungs-Annäherungs-Konflikt (z.B. zwei Futternäpfe)
    o zwei positiv valente Objekte, deren Verfolgung oder Konsum sich jedoch gegenseitig ausschließt, annähernd gleiche Anziehungskraft
    o leicht aufzulösen: Annäherung an ein Objekt  Kraft darauf wird Stärker, da die Distanz kleiner wird
  • Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt (z.B. zwei Klausuren zur Auswahl)
    o zwei unangenehme Alternativen, das Verlassen der Situation und Vermeiden beider Situationen ist nicht möglich
    o schwer aufzulösen: Bewegung in eine Richtung erhöht die abstoßende Kraft der näheren Alternative  man bewegt sich wieder in die Mitte; Valenz verändern (Bedürfnisse oder intrinsische Ziele)
  • Doppelter Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt (z.B. zwei Verehrer)
    o Verhalten wird von zwei Objekten beeinflusst von denen jeweils sowohl anziehende als auch abstoßende Kräfte ausgehen
    o schwierig aufzulösen: nur durch Valenzverschiebung
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62
Q

Worin besteht eine Versuchungssituation? Wie kann man erklären, dass man einer Versuchung nachgibt? Welcher Zeitraum ist besonders kritisch?

A
  • Konkurrenz zwischen einem geringeren (Valenz), aber sofort realisierbarem Anreiz (smaller-sooner, SS) und einem hohen (Valenz), aber erst später realisierbarem Anreiz (larger-later, LL)
  • LL: spätere Realisierung: größere Distanz->kleinere Kraft; aber höhere Valenz -> größere Kraft
  • man gibt bei SS-Dominanz nach, also wenn der Kraft-Wert eines kurzfristigen Anreizes den des LL übersteigt
  • kritischer Zeitraum: SS rückt zeitlich näher, Wert zieht gleich und ist dann größer als der des LL (Hyperbolic Discounting)
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63
Q

Erklären Sie, was mit preference reversal gemeint ist, und geben Sie ein Alltagsbeispiel

A
  • Bevorzugung von LL, solange beide Anreize noch relativ weit entfernt sind, da Valenz größer, aber Bevorzugung des SS sobald dieser in kritische Nähe gerückt ist (Hyperbolic Discounting)
  • Beispiel: noch mit Freunden in die Kneipe, obwohl man am nächsten Tag eine wichtige Vorlesung hat
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64
Q

Warum kann man das Phänomen des preference reversal nicht mit einem einfachen linearen Diskontierungsmodell erklären? Wie muss der Diskontierungsprozeß gefasst werden, damit man damit auch preference reversals erklären kann?

A
  • bei linearem Modell
    o steigende Geraden würden sich nicht schneiden -> kein Präferenzwechsel
  • besser:
    o Hyperbel: Hyperbolic Discounting
    o berücksichtigt, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Überschneidung gibt (preference revearsal)
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65
Q

Wofür stehen die Begriffe SS und LL in Versuchungssituationen? Skizzieren Sie entsprechend dem Modell der hyperbolischen Diskontierung graphisch den Verlauf von Präferenzen in Abhängigkeit von der zeitlichen Entfernung in einer Situation, in der ein SS und ein LL Anreiz miteinander konkurrieren

A
  • SS
    o smaller-sooner (von der Valenz geringerer, aber schneller realisierbarer Anreiz)
  • LL
    o larger-later (von der Valenz größerer, aber erst später realisierbarer Anreiz)
    (Grafik)
66
Q

Erläutern Sie die Annahmen von Erwartungs-mal-Wert Theorien. Was ist Erwartung? Was ist Wert?

A
  • Erwartung
    o Wissen über die kausalen Beziehungen zwischen Handlungen und ihren Folgen (Handlungs-Folge-Kontingenz)
  • Wert
    o Motivational-affektive Bewertung der Folgen (Anreiz)
  • Erwartungs-mal-Wert Theorien:
    o Verhalten als Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen Erwartung und Wert
    o Handlungsmotivation ergibt sich aus dem Produkt vom Wert der Handlungsfolgen und der subjektiven Erwartung, mit dem Verhalten die erwünschten Folgen zu erzielen
     M = W*E
     keine Handlungsmotivation ohne Erwartung von Folgen und ohne erwünschte Folgen
67
Q

Welche Arten von Erwartungen werden im erweiterten kognitiven Motivationsmodell von Heckhausen und Rheinberg unterschieden? Welche Erwartungstypen stärken die Motivation, welche untergraben sie? Nennen Sie jeweils Beispiele.

A
  • Situations-Ergebnis-Erwartung
    o ist das Ergebnis bereits durch die Situation festgelegt -> untergräbt die M.
    o Bsp.: steht die mündliche Note schon fest melde ich mich nicht
  • Handlungs-Ergebnis-Erwartung
    o kann ich das Ergebnis durch eigenes Handeln beeinflussen? -> stärkt M.
    o Bsp.: wenn ich mich melde, werde ich drangenommen
  • Ergebnis-Folge Erwartung
    o zieht das Ergebnis die gewünschten Folgen nach sich? -> stärkt M
    o Bsp: wenn ich drangenommen werde kann ich mich beweisen? gute Noten?
    -> Motivation bei Nein-Ja-Ja
68
Q

Was ist eine Nutzenfunktion? Was ist mit Nutzenmaximierung gemeint?

A
  • Nutzenfunktion:
    o Zuordnung von Nutzenwerten zu Ergebnissen
    o zu jedem möglichen Handlungsergebnis genau ein Nutzenwert
    o Abbildung der Präferenzen auf einer numerischen Dimension, Präferenzen werden als gegeben vorausgesetzt, nicht erklärt
  • Nutzenmaximierung
    o Wahl der Option mit höchstem Nutzen
69
Q

Wie lässt sich nach von Neumann & Morgenstern der erwartete Nutzen einer Handlung ermitteln, wenn das Ergebnis dieser Handlung unsicher ist?

A
  • EU(H) = ∑ p(Fi|H)u(Fi)
    o EU(H): erwarteter Nutzen einer Handlung
    o Fi: verschiedene mögliche Folgen einer Handlung
    o pi: Wahrscheinlichkeiten dieser Folgen, ∑pi=1
    o u(Fi): jeweiliger Nutzen dieser Folge
    o ∑ p(Fi|H)
    u(Fi): Summe des Produktes aus dem Nutzen der Folgen und der Wahrscheinlichkeit dieser Handlungsfolgen
70
Q

Erläutern Sie kritische Einwände gegen das rationale Entscheidungsmodell der ökonomischen Nutzentheorie.

A
  • Subjektivität von Einschätzungen
    o subjektiv wahrgenommener Wert entspricht meistens nicht dem objektivem Wert
    o subjektiv wahrgenommene Erwartung entspricht meistens nicht der realen Wahrscheinlichkeit
  • Einschätzungen von Wert und Erwartung sind voneinander nicht unabhängig
    o Überschätzung der Häufigkeit von positiven Folgen
    o Seltenheit extremisiert Wert
  • Einflussfaktoren sind unvollständig
    o Prinzipien, Normen, Selbstregulation, Heuristiken
  • „Irrationales“ Verhalten kommt zu kurz
    o Gewohnheiten, Aberglaube, usw.
  • empirisch geringe Gültigkeit
  • Altruismus nicht vereinbar mit Nutzentheorie
71
Q

Bei welchen Entscheidungssituationen beobachtet man typischerweise Risikoaversion, und bei welchen Situationen findet man Risikosuche? Schildern Sie hierzu jeweils ein Entscheidungsszenario. Wie erklärt man dieses Ergebnis?

A
  • Erwarteter Gewinn -> Risikovermeidung
    o Bsp: lieber 100€ sicher als 50:50 Chance auf 200€, obwohl der Erwartungs-wert gleich ist
  • Erwarteter Verlust -> Risikosuche
    o Bsp: statt sicheren Verlust lieber Risiko auf noch höheren oder gar keinen; bei sicheren 100€ Verlust lieber 50:50 Chance auf 200 Verlust
  • Qualität offenbar wichtiger als Quantität
  • Erklärung mit Prospect theory:
    o Asymptotische Nutzenfunktion
    o Verlustaversion, „losses loom larger than gains“
    o nicht-linearer Einfluss von Wahrscheinlichkeit auf Entscheidungen
72
Q

Was ist mit der Aussage “losses loom larger than gains” in der Prospect-Theorie von Kahneman & Tversky gemeint? Nennen Sie einen Beleg für diese These.

A
  • Es tut uns mehr weh, etwas zu verlieren, als es uns guttut etwas zu gewinnen
  • >
    dieselbe quantitative Ergebnisveränderung im Bereich von Verlusten bewirkt eine stärkere subjektive Nutzenänderung als bei Gewinnen
  • Verlustaversion
  • Angebot von Münzwurf mit Kopf: 10€ Gewinn, Zahl: 10 € Verlust; VP lehnen ab / Tasse
  • negativity bias
73
Q

Welche Anomalien postulieren Kahneman & Tversky bei der Übersetzung objektiver Wahrscheinlichkeiten in subjektive Entscheidungsgewichte? Nennen Sie ein Beispiel, das die Auswirkungen von qualitativen Sprüngen in subjektiven Entscheidungsgewichten auf das Entscheidungsverhalten belegt.

A
  • Nicht-linearer Einfluss von Wahrscheinlichkeiten auf Entscheidungen
    o Qualitative Sprünge zwischen Unmöglichkeit vs. geringer Wahrscheinlichkeit und zwischen hoher Wahrscheinlichkeit vs. Gewissheit (Certainty-Effekt)
    o geringe p werden überschätzt, mittlere und hohe unterschätzt
    o extremer Anstieg/Abfall bei sehr hohen/niedrigen p
  • eher Entscheidung für größeren aber unwahrscheinlicheren Verlust oder kleineren aber wahrscheinlicheren Gewinn
  • Beispiel Versicherungsverkauf: Menschen zahlen mehr Geld für eine Versicherungserhöhung von 80% auf 100% als für eine Versicherungserhöhung von 30% auf 70%, obwohl zweite Situation objektiv einen größeren Sicherheitszuwachs bringt
74
Q

Was versteht man unter Framing-Effekten? Nennen Sie ein Beispiel für einen Framing-Effekt. Inwieweit widersprechen Framing-Effekte klassischen Axiomen einer rationalen Nutzentheorie?

A
  • Phänomen, dass unterschiedliche Formulierungen (Gewinnframing, Verlustframing) einer Botschaft bei gleichem Inhalt das Verhalten des Empfängers unterschiedlich beeinflussen
  • Bsp.: 6oo Menschen erkrankten, bei Intervention A sterben 400, bei Intervention B besteht eine Chance von einem Drittel, dass niemand sterben wird, aber mit einer W von 2/3 sterben 600 -> Verlustframing -> risikogeneigt: trotz gleichem Ergebnis Intervention B deutlich bevorzugt; Gewinnframing umgekehrt: risikoscheu
  • Widersprechen den Konsistenzpostulaten, die voraussetzen, dass die Entscheidung, die präferiert wird, auch einen höheren Nutzenwert hat und somit vorgezogen werden muss
75
Q

Was versteht man unter „Nudging“?

A
  • Anstupsen
  • Nutzen von Framing-Effekten zur
    • Beratung von Politikern, Wirtschaft und Gesundheitswesen
    • Entwicklung von geeigneten Kampagnen
76
Q

Als Lobbyist einer Tierschutz-Organisation drängen Sie darauf, dass ein beantragtes Verfahren zur genetischen Veränderung von Legehühnern nicht genehmigt wird. Welches „Framing“ (Gewinne, Verluste) würden Sie für ihre Forderung wählen, um eine Entscheidung in Ihrem Sinne herbeizuführen? Formulieren Sie ein entsprechendes Antragsschreiben (in wenigen Sätzen).

A
  • Gewinnframing, da Erzeugen von risikoscheuem Verhalten

- Sehr geehrte Damen und Herren,

77
Q

Welche Motive werden in der modernen Motivationspsychologie vorwiegend untersucht? Geben Sie zu jedem Basismotiv eine kurze inhaltliche Beschreibung und grenzen Sie die verschiedenen Motive voneinander ab. Geben Sie Beispiele für situative Anregungen der Basismotive.

A
  • Leistung
    o Bestreben nach Rückmeldung über eigenen Erfolg/Misserfolg des Handelns und dieses Ergebnis eigener Anstrengung dann möglichst effektiv zu halten
    o Bsp.: Arbeitsgruppen – eigene Leistung sichtbar, Erfolgsrückmeldung
  • Macht
    o Bestreben in sozialen Beziehungen den eigenen Willen durchzusetzen, Führungsposition, Entscheidungsträger
    o Bsp.: Arbeitsgruppen – Einnehmen einer Führungsposition
  • Anschluss
    o soziale Beziehungen aufbauen, festigen, Gruppenzugehörigkeit
    o Bsp.: Sehe Gruppe, bin alleine -> will auch Gruppe
  • Situative Anreize durch Gelegenheit und Chancen oder Gefahren und Risiken
78
Q

Unterscheiden Sie zwischen ultimaten und proximalen Zielen von Motiven.

A
  • ultimatives Ziel: Erhöhung der „evolutionären Fitness“ von Individuen und Gemeinschaften (Weitergabe des Erbguts)
  • proximales Ziel: Affektveränderung als Anreiz motivierten Verhaltens
79
Q

Welche Rolle spielen Emotionen/Affekte für das Motivationsgeschehen?

A
  • Affektveränderung stellt einen Anreiz für motiviertes Verhalten dar
    o Leistung: Stolz, Hoffnung (Erfolg), Scham, Angst (Misserfolg)
    o Anschluss: Geborgenheit, Vertrauen, Unsicherheit, Einsamkeit
    o Macht: Überlegenheit, Demütigung
  • Affektänderung verstärkt bestimmtes Verhalten
  • Antizipation einer Emotion steuert motiviertes Verhalten
80
Q

Was versteht Murray unter “need” und “press”? Wie viele „needs“ gibt es nach Murray? Wieso hat sich der Bedürfniskatalog von Murray in der Wissenschaft nicht durchgesetzt? [Hinweis: Die „needs“ müssen nicht aufgezählt werden].

A
  • Press:
    o Situative Anreize: Gelegenheiten und Chancen, Gefahren und Risiken
  • Need:
    o Stimulation eines psychogenen Motivs (durch thematisch passende Umweltreize (press)))
    o 27 needs
  • Kritik:
    o sehr detailreiche, unvollständige, beliebige Auswahl
    o keine Basis für Definition von Motiven
    o können in elementaren Motivklassen (Leistung, Macht, Anschluss) zusammengefasst werden
81
Q

Wie ist die Bedürfnispyramide nach Maslow (1943) aufgebaut? Unterscheiden Sie auf der Basis dieses Modells zwischen Defizitmotiven und unstillbaren Bedürfnissen. Welche Kritik gibt es am Pyramidenmodell von Maslow?

A
  • hierarchischer Aufbau
    o sequentielle Bedürfnisbefriedigung von unten nach oben
    o sequentielle Entwicklung in Onotgenese: je basaler, desto einflussreicher, desto früher tritt es in der Ontogenese auf
    o Einteilung in stillbare Defizit- (1-3; schon in Kindheit vorhanden) und unstillbare Wachstumsbedürfnisse (4-5; entwickeln sich erst während Kindheit)
  • von unten nach oben
    1. Physiologische Bedürfnisse
    2. Sicherheitsbedürfnis
    3. Bedürfnis nach sozialem Kontakt
    4. Bedürfnis nach Selbstachtung und Anerkennung
    5. Selbstverwirklichung
  • Kritik
    o Situation/Anreiz spielt keine Rolle
    o vage und kulturabhängige Bedürfnisbeschreibungen
    o geringe empirische Gültigkeit
82
Q

Erläutern Sie die Bedürfnishierarchie von Kenrick und Kollegen (2010). In welchen Punkten weicht dieses Modell von dem klassischen Modell von Maslow ab?

A

Grafik: Parenting, Mate Retention, Mate Acquisition, Status/Esteem, Affiliation, Self-Protecting, Immediate Physiologial Needs

  • Kenrick erklärt Motiventstehung durch einen evolutionsgeschichtlichen Hintergrund (Selektionsdruck); Maslow definiert Motiveentstehung nicht
  • Aktivierung der Motive erfolgt durch situative passende Cues, keine Hierarchische Anordnung: Erfüllung von Parenting kann wichtiger sein ans Erfüllung von Immediate Physiological Needs; Maslow postuliert hierarchische Anordnung
  • Hierarchie bezieht sich ausschließlich auf Ontogenese; ähnlich zu Maslow
83
Q

Welche intrinsischen Bedürfnisse gibt es laut der Selbstbestimmungstheorie? Erläutern Sie jedes einzelne Motiv.

A

Autonomie
Stillung der eigenen Bedürfnisse, Gefühl der Freiwilligkeit, dass jedes Verhalten begleiten kann (auch Aufforderungen), keine Beeinflussung von außen, freie Entfaltung (≙ Machtmotiv)
Kompetenz
Gefühl, effektiv auf als wichtig erachtete Dinge einwirken zu können und Resultate zu sehen, Erreichen von Zielen (≙ Leistungsmotiv)
Soziale Eingebundenheit
Herstellen und Aufrechterhalten von Beziehungen zu anderen Personen (≙ Anschlussmotiv)

84
Q

Was sind die wesentlichen Erkenntnisse der Affen-Experimente von Harry Harlow? Ordnen Sie die Ergebnisse dieser Forschung in einen wissenschaftshistorischen Kontext (Stichwort: Behaviorismus) ein.

A
  • Aufwachsen in Isolation, Drahtgestellmutter mit Flasche und Plüschmutter
  • >
    nicht nur die Nahrungsaufnahme ist für die Kinder wichtig, sondern vielmehr die Zuneigung (Plüschmutter)
  • >
    Affen fühlten sich nach kurzer Bedürfnisbefriedigung bei der Drahtmutter immer zu der Plüschmutter hingezogen
  • >
    Bei angsteinflößenden Situationen und neuen Umgebungen gibt Plüschmutter Sicherheit
  • widerspricht dem Behaviorismus, der davon ausgehen würde, dass die Affen sich derjenigen Mutter mehr hingezogen fühlen, die ihre grundlegenden Bedürfnisse befriedigt (Essen) und sie belohnen kann (Reinforcer)
  • Bedürfnis nach Artgenossen nicht gelernt sondern angeboren
85
Q

Auf welchen Dimensionen können kulturübergreifende Bedürfnisse und Wertvorstellungen verortet werden? Erläutern Sie beide Dimensionen.

A
  • Intrinsisch vs. Extrinsisch
    o Bedürfnisse in Person
    o Bedürfnisse, die Belohnung oder Bestrafung von außen nach sich ziehen; Anttraktivitätsziele; Bedürfnis, Ansprüchen zu entsprechen
  • Selbst-bezogen vs. Selbst-transzendent:
    o Ich-bezogene Ziele, zB Spaß haben; Dinge tun, aus denen ich Nutzen ziehe
    o Auf Gruppe und Gesellschaft bezogene Ziele, zB Klimawandel stoppen, obwohl ich dann keine Stunde am Tag mehr Duschen kann
86
Q

Welche Bedürfnisse sind besonders wichtig für die Lebenszufriedenheit und das subjektive Wohlbefinden? Beschreiben Sie dazu die Ergebnisse der internationalen Studie von Tay & Diener (2011).

A
  • Gallup World Poll (160 Staaten)
  • fragten nach der Befriedigung von 6 Bedürfnissen (basic needs und social needs) und subjektivem Wohlbefinden (positive und negative Emotionen)
  • Ergebnisse
    o Befriedigung der Bedürfnisse steigert überall das Wohlbefinden
    o Grundbedürfnisse sind wichtiger für Lebenszufriedenheit und negative Emotionen
    o soziale Bedürfnisse sind wichtiger für positive Emotionen
    o Steigerung eines Bedürfnisses hat schon einen eigenständigen Effekt, das heißt die Steigerung des Wohlbefindens hängt NICHT von anderen Bedürfnissen ab
87
Q

Welche motivationalen Orientierungen können aus einem angeregten Leistungs-, Macht- und Anschlussmotiv hervorgehen? Warum ist diese Unterscheidung wichtig?

A
  • Aufgliederung in aufsuchende und meidende Komponenten
    o Leistung
     Hoffnung auf Erfolg -> Stolz
     Furcht vor Misserfolg -> Scham
    o Macht
     Hoffnung auf Kontrolle -> Kompetenz
     Furcht vor Kontrollverlust -> Hilflosigkeit
    o Anschluss
     Hoffnung auf Anschluss -> Vertrautheit
     Furcht vor Zurückweisung -> Einsamkeit
  • Aufteilung ist wichtig um Verhaltensvorhersagen treffen zu können
    o Bei allen Menschen beide Tendenzen vorhanden und aktiv, aber individuell starke Ausprägungen
    o Unterscheidung in basalen Prozessen, Aufgabenwahl
  • hinter jedem Motiv steht ein Bedürfnis, das unterschiedliches Verhalten verlangt
88
Q

. Was ist Leistungsmotivation? Welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit Leistungsmotivation entsteht?

A
  • Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Tätigkeiten zu steigern oder möglichst hoch zu halten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält, und deren Ausführung deshalb gelingen oder misslingen kann (man muss Erfolg haben oder scheitern können)
  • Bedingungen
    o Ergebnisse/Leistungen müssen erkennbar sein
    o Ergebnisse müssen das Resultat eigener Fähigkeit und Anstrengung sein
    o Vorhandensein eines Gütemaßstabs
89
Q

Welche Sozialisations-/Erziehungsfaktoren beeinflussen die Entwicklung eines Leistungsmotivs?

A
  • Erziehung zur Selbstständigkeit und Tüchtigkeit

- Moderne Leistungsgesellschaft

90
Q

Welche Evidenz gibt es für einen Zusammenhang zwischen Leistungsmotivation und dem ökonomischen Erfolg einer Gesellschaft?

A
  • McClellnd, 1955:
    o Aufstellung nationaler Motivindizes zB durch Auswertung von politischen Reden, Kinderbüchern
    -> Messung des Leistungsmotivs in der Gesellschaft
    o Erhebung Bruttosozialprodukt und ähnliche Variablen
    o Positiver Zusammenhang, nationale Motivindizes sagen nachfolgende (aber nicht vorangehende) Steigerung der ökonomischen Leistung vorher
  • DeCharms & Moeller (1962)
    o Verbreitung leistungsthematischer Motive in den Medien sagt die Häufigkeit der Anmeldung neuer Patente und Erfindungen in den Folgejahren voraus (nicht aber der Patente der Jahre vorher)
  • Steigerung des wirtschaftlichen Erfolgs bei Ablösung von Katholizismus durch den Protestantismus (Autonomie, Selbstständigkeit, Selbstverwirklichung)
91
Q

Kann man Leistungsmotivation trainieren? Erläutern Sie dazu die Studie von Aronoff und Litwin (1971).

A
  • Training von 16 Managern, Kontrollgruppe: gematched, erhält anderes Training
  • Information, Einübung von leistungsorientiertem Denken/Handeln
  • AV: beruflicher Erfolg (Gehalt, Beförderung) nach 2 Jahren
  • Ergebnis:
    o Signifikant mehr beruflicher Erfolg
    o -> JA man kann Leistungsmotivation trainieren
92
Q

Erläutern Sie die beiden Komponenten, aus denen sich nach dem Risikowahlmodell die resultierende Motivationstendenz in einer Leistungssituation ergibt.

A
  • RT = Te + Tm
    o RT: resultierende Tendenz (RT)
    o Te: aufsuchende Tendenz; Hoffnung auf Erfolg
     Te = Me * Ae * We (Me: Erfolgsmotiv, Ae: Erfolgsanreiz, We: Erfolgschance)
    o Tm: meidende Tendenz; Furcht vor Misserfolg
     Tm = Mm * Am * Wm (Mm: Misserfolgsmotiv, Am: Misserfolgsanreiz (neg!), Wm: Misserfolgschance)
93
Q

. Welche drei Variablenwerte muss man kennen oder messen, um die resultierende Motivationstendenz in einer Leistungssituation nach dem Risikowahlmodell berechnen zu können? Welche drei anderen Variablen lassen sich aus der Erfolgswahrscheinlichkeit ableiten? Wie lassen sich nach dem Risikowahlmodell der Erfolgs- und der Misserfolgsanreiz aus der Erfolgswahrscheinlichkeit berechnen?

A
  • Messung:
    o Me/Mm: Leistungsmotiv; werden projektiv erfasst (TAT)
    o We/Wm: subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit (Aufgabenschwierigkeit)
    o Ae: Erfolgsanreiz (lineare Funktion der Erfolgswahrscheinlichkeit)
    o RT = (Me-Mm) * (We-We^2)
  • Ableitung aus Erfolgswahrscheinlichkeit:
    o Erfolgsanreiz (1-We)
    o Misserfolgsanreiz (-We)
    o Misserfolgswahrscheinlichkeit (1-We)
94
Q

Warum ist die resultierende Motivationstendenz eine parabelförmige Funktion der Erfolgswahrscheinlichkeit? Begründen Sie Ihre Argumentation mit einer kurzen Ableitungsskizze der entsprechenden Formeldarstellung des Risikowahlmodells.

A

Me-Mm) * (We-We^2) -> ergibt eine Parabel
- (Grafik: y-Achse: subjektive Einschätzungsskala; x-Achse: subjektive Aufgabenschwierigkeit; Wahrscheinlichkeit des Erfolgs bei subjektiver hoher Aufgabeschwierigkeit auf der subjektiven Einschätzungsskala sehr niedrig, bei subjektiver niedriger Aufgabeschwierigkeit auf der subjektiven Einschätzungsskala sehr hoch (lineare -Fkt.); Anreiz des Erfolgs bei subjektiver hoher Aufgabeschwierigkeit auf der subjektiven Einschätzungsskala sehr hoch bei subjektiver niedriger Aufgabeschwierigkeit auf der subjektiven Einschätzungsskala sehr niedrig (lineare +Fkt.); Motivation: Parabel

95
Q

Welche Vorhersagen ergeben sich für das Verhalten in Leistungssituationen aus der Tatsache, dass nach dem Risikowahlmodell der Zusammenhang von resultierender Motivationstendenz und Erfolgswahrscheinlichkeit für Erfolgsmotivierte umgekehrt u-förmig, für Misserfolgsmotivierte u-förmig verläuft?

A
  • Erfolgsmotivierte suchen aktiv eine Leistungssituation auf, während misserfolgsorientierte Personen versuchen Leistungsanforderungen zu vermeiden
  • Erfolgsmotivierte:
    o wählen eher mittelschwere Aufgaben
    o ->maximale Ausdauer und Anstrengung
  • Misserfolgsmotivierte:
    o wählen eher leichte/schwere Aufgaben
    o bei mittelschweren Aufgaben am meisten gehemmt, zeigen hier geringste Anstrengung und Ausdauer
    o mittelschwere Aufgaben haben eine zu hohe Wahrscheinlichkeit, dass man sie schaffen kann, womit das nicht-gelingen schwerer wiegen würde -> wird gemieden
96
Q

Schildern Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung zur Anspruchsniveausetzung von Atkinson & Litwin (1960). Welcher Aspekt der Ergebnisse entsprach nicht exakt den Vorhersagen des Risikowahlmodells?

A
  • Messung der Erfolgsmotivation (z.B. TAT)
  • Ringwurfspiel, freie Wahl der Entfernung
  • Erfolgsmotivierte suchen mittelschwere Zielentfernung -> entspricht Modell
  • Schächer ausgeprägt bei den Misserfolgsmotivierten
    o ABER: keine U-Kurve, wie vorhergesagt, Mittelschwere Entfernung wird nicht gemieden!! -> widerspricht Modell
97
Q

Was versteht man unter der “kognitiven Wende” in der Leistungsmotivationsforschung? Was sind die zentralen Charakteristika der neuen Forschungsrichtung? Grenzen Sie die neue Richtung von der bis dahin vorherrschenden Forschungsauffassung ab. Was sind die zentralen Unterschiede zwischen den beiden Auffassungen?

A
  • bisher: Forscher wie Atkindon: leistungsorientierte Personen werden von antizipierten Effekten bei Erfolg/Misserfolg getrieben, Erfolgswahrscheinlichkeit als ausschlaggebende Größe
  • Trope, 1975: Einbezug von Kognitionen und Denkvorgängen, Streben nach Informationsgewinnung über eigene Fähigkeiten unabghängig von Aufgabenschwierigkeit (Erfolgswahrscheinlichkeit)
  • >
    Streben nach Information über die eigene Fähigkeit ist wichtiger als antizipierter Affekt bei Erfolg bzw. Misserfolg
  • >
    Dissoziierung von Diagnostizität und Aufgabenschwierigkeit
  • >
    Trope (1975) zeigt, dass nicht die Aufgabenschwierigkeit, sondern die Präferenz für diagnostische Aufgaben (an denen man die Leistung sehen/beurteilen kann) wichtig war
  • >
    Diagnostizitätsorientierung bei Erfolgsmotivierten höher
98
Q

Schildern Sie die Untersuchung und die zentralen Ergebnisse der Studie von Trope (1975) zur Dissoziation der Effekte von Aufgabenschwierigkeit und Diagnostizität auf die Aufgabenwahl. Welche theoretische Schlussfolgerung wird durch dieses Ergebnis nahegelegt?

A
  • Probanden bekamen fingierte a-priori Informationen über Schwierigkeit und Diagnostizität von Testaufgaben vorgelegt
  • UV1: Erfolgsmotivierte und misserfolgsängstliche VPn
  • UV2: Aufgabenschwierigkeit (leicht-mittel-schwer)
  • UV3: Aufgabendiagnostizität (niedrig vs. hoch)
  • AV: Aufgabenpräferenz
  • Ergebnisse
    o lieber diagnostische als wenig diagnostische Aufgaben
    o Schwierigkeit hat keinen Einfluss, bis auf leichte Vorliebe für einfache Aufgaben (widerspricht Modell)
    o Motiv: Erfolgsorientierte lieber diagnostische Aufgaben
    -> Leistungsmotiv beruht auf Informationsstreben über eigene Fähigkeiten
99
Q

Beschreiben Sie die beiden zentralen Dimensionen der Ursachenerklärung von Leistungsergebnissen und erläutern Sie, was mit den beiden gegensätzlichen Ausprägungen dieser Dimensionen jeweils gemeint ist. Was sind günstige und ungünstige Attributionsasymmetrien von Leistungsergebnissen und wie hängen sie mit Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg zusammen?

A
  • naive Ursachenerklärung/Dimensionen (Heider):
    o Lokation der Ursache
     internale Attribution (Person) vs. externale Attribution (Situation)
    o Stabilitätsdimension
     zeitlich stabil (schwer veränderbare Faktoren) vs. variabel (leicht veränderbare Faktoren)
  • Attributionsasysmmetrien:
    o Ungünstig
     Attribution von Erfolg variabel external, Misserfolg internal stabil -> Furcht vor Misserfolg
    o Günstig
     Attribution von Misserfolg variabel external, Erfolg internal stabil -> Hoffnung auf Erfolg
  • Einschätzung der Lokation und der Stabilität beeinflussen die Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg
    o zeitlich stabil + externale Attribution -> ich kann eh nichts verändern
    o zeitlich variabel + internale Attribution -> ich kann etwas verändern
100
Q

Beschreiben und erläutern Sie die Selbststabilisierungszyklen in der Leistungsmotivation für erfolgs- und misserfolgsmotivierte Personen nach dem Selbstbewertungsmodell von Heckhausen

A
  • Erfolgsmotivation
    1. Erwartungsmotivation (Hoffnung auf Erfolg)
    2. Zielsetzung (realistisch, anspruchsvoll)
    3. Ergebnisbilanz: ausgewogenes Verhältnis von Erfolg und Misserfolg
    4. Attribution (Erfolg: Fähigkeit/Anstrengung, Misserfolg: Anstrengungsmangel/Situation)
    5. Affektbilanz (überwiegend positive Selbstbewertungsemotionen)
     positive Verstärkung
    6. Handlungsdirektive: Verbesserung der eigenen Tüchtigkeit
  • Misserfolgsmotivation
    1. Erwartungsmotivation (Furcht vor Misserfolg)
    2. Zielsetzung (unrealistisch, eher zu leicht/schwer)
    3. Ergebnisbilanz: unausgewogenes Verhältnis von Erfolg und Misserfolg
    4. Attribution (Erfolg: sehr leicht, Misserfolg: Fähigkeitsmangel)
    5. Affektbilanz (reduzierte negative Selbstbewertungsemotionen)
    ->negative Verstärkung
    6. Handlungsdirektive: Reduzierung von Selbstwertbelastungen
101
Q

Definieren Sie den Begriff “Ziel”. Auf welche Weise regulieren Ziele menschliches Handeln?

A
  • Definition
    o Anstreben einer positiv bewerteten Umweltveränderung (Endzustand) durch einen Verhaltensakt (Mittel)
    o gegliedert in Unterziele
    o spezifisch, kognitiv repräsentiert, handlungsleitend, nehmen Einfluss auf basale kognitive und affektive Prozesse
  • Regulation
    o bestimmen erwünschte Handlungsergebnisse
    o Basis von Handlungsplänen und Bewertungsgrundlage von Handlungsereignissen
    o steuern Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Bewertung und Denken
102
Q

Vergleichen Sie den Einfluss von Zielen und basalen Motiven auf menschliches Handeln
und Verhalten.

A
-	Ziele
o	spezifisch
o	kognitiv (bewusst) repräsentiert
o	handlungsleitend
-	Motive
o	abstrakt
o	häufig unbewusst
o	nicht handlungsleitend
-	beide
o	nehmen Einfluss auf basale kognitive und affektive Prozesse (Wahrnehmung, Denken, Fühlen)
103
Q

Skizzieren Sie ein einfaches kybernetisches Regelkreismodell der Handlungssteuerung durch Ziele. Erläutern Sie die verschiedenen Komponenten dieses Modells.

A
  • Regelstrecke
    o Situation, was verändert werden soll (z.B. Gewicht)
  • Messfühler
    o überprüft den Ist-Zustand (Wahrnehmung)
  • Sollwert
    o gibt ein konkretes Ziel, Anspruch vor (z.B. 20 kg abnehmen)
  • Ist-Soll-Vergleich
    o Bewertung; feststellen einer möglichen Diskrepanz zwischen Ist- und Soll-Wert
  • korrektive Einwirkung
    o konkrete Handlung um den Soll-Wert zu erreichen (z.B. Sport, weniger essen) (Grafik)
104
Q

Was ist der Unterschied zwischen einer positiven und einer negativen Feedbackschleife?

A
  • bei der Zielverfolgung
  • negative
    o Annäherung
    o Reduktion der Diskrepanz zum angestrebten Soll-Wert
  • positive
    o Vermeidung
    o Erhöhung der Diskrepanz zu einem abgelehnten Referenzwert
105
Q

Erläutern Sie die Begriffe “Selbstaufmerksamkeit” und “Optimismus”. An welchen Stellen beeinflussen diese Variablen Prozesse der Handlungsregulation im Modell von Carver und Scheier? Schildern Sie die Ergebnisse der Untersuchung von Carver, Blaney & Scheier (1979), mit denen der Einfluss von Selbstaufmerksamkeit und Optimismus auf die Hartnäckigkeit der Zielverfolgung untersucht wurde.

A
  • Moderatoren der Handlungsregulation:
    o Selbstaufmerksamkeit
     Grad an Salienz persönlicher Ziele
     Wahrnehmung eigenen Denkens und Handelns
     Erkennung von Diskrepanzen zwischen Ist und Soll
    o Optimismus
     Grad persönlicher Kontrollüberzeugungen
     höherer Grad -> höherer Optimismus, Situationen kontrollieren zu können
  • Stellen im Modell:
    o Selbstaufmerksamkeit (SAM)
     hoch macht persönliche Ziele salient und führt zu effizienteren Ist-Soll Vergleichen
     das eigene Handeln wird besser eingeschätzt, Diskrepanzen werden überhaupt erkannt -> Handlung
    o Optimismus
     bei Einschätzung der Zielerreichungsmöglichkeiten
     größere Kontrollüberzeugung führt dazu, dass man den Ausgang einer Situation länger als positiv beeinflussbar wahrnimmt -> Handlungsmotivaton zur Diskrepanzreduktion
  • Carver, Blaney & Scheier (1979)
    o günstige oder ungünstige Erwartungen hatten nur einen Einfluss auf die Bearbeitungsdauer eines unlösbaren Problems, wenn die SAM hoch war
    o günstige Erwartungen (Optimismus) führten zu längerer Bearbeitungsdauer (bei hoher SAM), negative zur kürzerer (bei hoher SAM)
106
Q

Erläutern Sie den Begriff des “disengagement”. Welche beiden Formen des “disengagement” werden im Modell von Carver & Scheier unterschieden? Unter welchen Umständen ist ein “disengagement” wahrscheinlich?

A
  • Ablösung von ursprünglich gesetzten Zielen
    o offener Rückzug möglich->behavioraler Rückzug
    o offener Rückzug nicht möglich -> mentaler Rückzug
  • Auftreten
    o Nach Zielerreichung
    o Bei unwahrscheinlicher Zielerreichung (nach eigener Einschätzung)
107
Q

Welche Emotionen entstehen nach dem Modell von Carver und Scheier während der Zielverfolgung und wie hängen diese Emotionen mit der Rate der Annäherung an ein (Anti-)Ziel zusammen?

A
  • Positiv/negativer Affekt als Resultat von Wahrnehmung einer IST-SOLL Diskrepanz und der Rate der Zielannäherung
    o Kein Affekt bei Zielannäherung mit einer Rate, die Standard entspricht
    o Positiver Affekt bei Zielannäherung mit einer Rate, die über dem Standard liegt
    o Negativer Affekt bei Zielannäherung mit einer Rate, die unter dem Standard liegt
108
Q

Ziele unterscheiden sich in ihrer Schwierigkeit und im Grad ihrer Konkretheit. Was ist damit genau gemeint und wie wirken sich diese Variablen auf die Effizienz der Zielverfolgung aus?

A
  • Zielschwierigkeit (Anspruchsniveau)
    o Schwierigkeit, Ziel zu erreichen, Beispiel Abnehmen: 1 kg oder 5 kg
    o anspruchsvolle Ziele  höhere Leistung
    o problematisch, wenn Ziele zu anspruchsvoll sind (Abnehmen von 50 kg)
  • Zielspezifität/-konkretheit
    o Konkrete Formulierung des Ziels: ‚Ich will abnehmen‘ vs. ‚Ich will 5 kg abnehmen‘
    o hohe Spezifität ist essentiell für Feedback und Handlungsregulation
    o bei undeutlichen Zielen keine Diskrepanzerkennung (Fortschritt kann nicht erkannt werden)
109
Q

Was versteht man unter “commitment” bei der Zielverfolgung? Von welchen Variablen hängt das “commitment” zu einem Ziel ab? Erläutern Sie die Aussage, dass “commitment” eine Moderatorvariable für Prozesse der Zielverfolgung darstellt.

A
  • commitment
    o motivationale Verpflichtung gegenüber einem Ziel
    o Zielbindung
  • Variablen:
    o Erwartungen bzgl. Erreichbarkeit und Folgen: Erfolgswahrscheinlichkeit, Vertrauen in eigene Tüchtigkeit, Instrumentalitäten)
    o Attraktivität (Kompatibilität mit den Motiven der Person)
    o Situative Einflussgrößen (Arbeitsumgebung, soziale Einflüsse)
  • Moderatorvariable commitment:
    o Moderator des Zusammenhangs zwischen den Zielen und der Leistung
    o Hohes commitment kann Leistung stark beeinflussen, auch wenn Ziele unrealistisch; Ziele können je nach commitment angepasst werden
    -> Commitment erhöht die Leistung bei anspruchsvollen, spezifischen Zielen, fördert hartnäckige Zielverfolgung und verhindert frühzeitiges Aufgeben
110
Q

Erläutern Sie die Studie von Latham & Seijts (1999). Warum führt das Setzen von Unterzielen zu einer besseren Leistung?

A
  • Wirtschaftssimulation
    o UV1:
     „Gib dein Bestes“
     Distal goal (anspruchsvoll): „Verdiene mehr als 8.71$“
     Distal goal, unterteilt in proximal goal: „Verdiene in Session 1 …$, in Session 2 …$, usw.“ (insgesamt auch 8,71$)
    o AV: verdientes Geld
    o Ergebnis
     setzen von Unterzielen verbessert das Ergebnis deutlich (ca. 7$)
     distale Zielsetzung führt zum schlechtesten Ergebnis (ca. 1$)
     „Gib dein Bestes“-Gruppe war mittelgut
    ->Effektivität von Unterzielen
    o zeitnahes Leistungsfeedback -> Überprüfung der Strategien -> dynamische Zielsteuerung
    o zeitnahe Belohnung
    o Gruppe 2: Disengagement, mentales Zurückziehen von Aufgabe
111
Q

Erläutern Sie, was mit Selbstdefinitionen und Identitätszielen gemeint ist

A
-	Selbstdefinition
o	derzeitiges Selbstbild
o	Bewertung des eigenen Selbstkonzepts
o	Ist-Wert
-	Identitätsziele
o	Wer und wie wir (nicht) sein und werden wollen (Persönlichkeit, Lebenslauf, Erfolgssymbole)
o	Soll-Wert
112
Q

Was versteht man unter “possible selves”? Welche unterschiedlichen Typen von “possible selves” gibt es? Wie wirken sich “possible selves” auf das Handeln einer Person aus? Illustrieren Sie Ihre Antworten anhand eines Alltagsbeispiels.

A
  • possible selves
    o beinhalten konkrete Vorstellungen, Ziele und Wertvorstellungen davon, wie sich das eigene Leben und die eigene Person in absehbarer Zeit entwickeln könnte
    o zeitlich relativ stabil
    o Motivationsquelle und interpretativer Rahmen
  • Typen:
    o erwünscht (wie ich werden will)
    o unerwünscht (wie ich nicht werden will)
  • Auswirkungen:
    o können aktivieren (Motivation) oder lähmen (Furcht vor Versagen)
  • Beispiel
    o Erwünschtes possible-self: Psychologie-Student will Professor werden->abgeschlossenes Studium notwendig -> Motivation um auf Prüfungen zu lernen
    o Unerwünschtes possible-self: Durchfallen durch Prüfungen, Versagen ->Vermeidung des unerwünschten Selbst -> Handlungsmotivation (lernen)
113
Q

In der Theorie der regulatorischen Foki von Higgins werden zwei unterschiedliche Arten von Selbstdiskrepanzen unterschieden. Welche Arten der Selbstdiskrepanz sind das? Welche Auswirkungen hat das Erleben solcher unterschiedlichen Diskrepanzen auf die Handlungsregulation und auf das emotionale Erleben?

A
  • Real-Ideal (wie wir idealerweise sein wollen)
    o Fokus auf Nutzen von Chancen, positive Aspekte->Freude bzw. Traurigkeit bei Nicht-Erreichen
    o Promotion Focus
  • Real-Soll (wie wir sein sollten, bestimmt durch Normen)
    o Fokus auf Vermeiden von Fehlern -> Ruhe bzw. Angst bei Nicht-Erreichen
    o Prevention Focus
  • Passung unterstützt die Zielverfolgung (regulatory fit)
    o Vermeidungsziele mit Vermeidung verfolgen (und andersrum)
    o Bsp.: Fußball, Stürmer ->Promotion Focus; Verteidiger -> Prevention Focus
114
Q

Erläutern Sie unterschiedliche Arten von Selbstaufwertungsprozessen, mit denen das Selbstkonzept einer Person stabilisiert und gegen selbstwertbedrohliche Information geschützt werden kann.

A

o self-handicapping
 Wahl von schwierigen Situationen, schadender Aktivität vor kritischem Ereignis -> Erklärung von Misserfolgen
 ZB Betrinken vor Klausur
o attributional bias
 unsymmetrische Attribution von Erfolg und Misserfolg
 Erfolg internal, Misserfolg external (Klausur war unfair gestellt)
o excuse making
 Ausredenerfinden für Misserfolge, z.B. heute schlecht geschlafen

115
Q

Schildern Sie die Ergebnisse der Studie von Rosenfield & Stephan (1978) zum selbstwertdienlichen Attributionsbias. Welcher Aspekt der Ergebnisse belegt, dass es sich bei diesem Bias nicht um einen generellen Mechanismus der Selbstaufwertung, sondern um einen spezifischen Mechanismus der Selbstbildstabilisierung handelt?

A
  • UV1: VP mussten entweder eine „Frauenaufgabe“ oder eine „Männeraufgabe“ lösen
  • UV2: positive oder negative Rückmeldung (unabhängig von tatsächlicher Leistung)
  • AV: Attribution des Ergebnisses (internal der external)
  • Ergebnis
    o Immer günstiger Attributionsbias, aber stärker ausgeprägt wenn Ergebnis relevant für Selbstwert, also bei genderpassenden Aufgaben (Männer & maskuline Aufgabe -> internale Attribution bei Erfolg, externale Attribution bei Misserfolg); bei nicht-genderpassenden Aufgaben: Attribution von Misserfolgen internal bei Frauen und maskulinen Aufgaben
    -> Kein genereller Mechanismus der Selbstaufwertung, sondern spezifischer Mechanismus der Selbstwertstabilisierung
116
Q

Was versteht Swann unter “self-verification”? In welchen Fällen decken sich die Vorhersagen der Theorie der Selbstverifikation mit der Theorie der Selbstaufwertung, in welchen Fällen macht die Theorie der Selbstaufwertung eine gegensätzliche Vorhersage? Schildern Sie die Studie und die Ergebnisse von Swann & Pelham (2002), mit deren Untersuchung die Theorie der Selbstverifikation gestützt wurde.

A
  • self-verification
    o Aufsuchen von selbstbestätigenden Umgebungen
    o Suche von positivem Feedback bei positivem Selbstbild aber auch umgekehrte Tendenz bei negativem Selbstbild
  • Vergleich mit Selbstaufwertung:
    o selbe Vorhersagen bei positivem Selbstkonzept
    o Unterschied bei negativem Selbstkonzept:
     SA sagt, dass man generell positives Feedback haben will, auch wenn man sich selbst negativ einschätzt
     SV sagt, dass man auch ein negative Selbstbild bestätigt haben möchte
  • Swann & Pelham (2002)
    o Quasi-Experiment in einem Studentenheim (Doppelzimmer)
    o UV1: Selbstbild der Bewohner (positiv oder negativ)
    o UV2: Bewertung der Zimmergenossin
    o AV: Abfrage, wie wichtig unterschiedliche Aspekte; Interesse die Mitbewohnerin zu behalten
    o Ergebnis:
     Bewohnerinnen wollen mit jemandem zusammenleben, der das gleiche Bild von ihnen hat wie sie selbst von sich, auch wenn dieses Bild negativ ist
     Self-Verification aber nur bei stabilen und wichtigen Selbstbildern
117
Q

Erläutern Sie die Begriffe der “incompleteness”-Erfahrung und der Kompensation auf der Grundlage der Theorie der symbolischen Selbstkomplettierung. In welchem funktionalen Zusammenhang stehen “incompleteness”-Erfahrungen und Prozesse der Kompensation?

A
  • Incompleteness:
    o Unvollständigkeitserfahrung
    o können entstehen, wenn die persönliche Identität infrage gestellt wurde (z.B. durch Misserfolge, öffentliche Kritik, Hinweise auf mangelnde Erfolge oder Erfahrungen)
    o Mangeln an relevanten Symbolen
    o Selbstrelevanz
  • Kompensation
    o Fixierung auf Symbolausgleich (Zurschaustellen alternativer Symbole) unter Vernachlässigung der sozialen Umwelt
    o Ausgleich zB durch Angeberei
    o Selbstsymbolisierung im sozialen Kontext
    o Status- und Identitätsdemonstration (Zuschaustellen der eigenen Erfolge)
118
Q

Wie lässt sich aufdringliches und angeberisches Verhalten auf der Grundlage der Theorie
der symbolischen Selbstkomplettierung erklären? Schildern Sie hierzu die Studie und
Ergebnisse von Gollwitzer & Wicklund (1985).

A
  • angekratztes Ego wird „repariert“ durch Symbole
  • UV1: Unvollständigkeitserfahrung oder keine Unvollständigkeiterfahrung
  • UV2: attraktive VL: Hinweis auf was sie mag: Selbstpräsentation (bescheiden vs. selbstbewusst)
  • AV: Kompetenzeinschätzung im Gespräch
  • Ergebnis:
    o negative Rückmeldung -> positive Darstellung selbst wenn VL Bescheidenheit bevorzugt -> Symbolische Selbstkomplettierung
    o positive Rückmeldung -> bei Bescheidenheit bevorzugt weniger positive Darstellung der Kompetenzen als bei selbstbewusster Darstellung bevorzugt
    -> Kompensation der imcompleteness- Erfahrung durch Ausgleich (Angeberei); Status- und Identitätsdemonstration und Selbstsymbolisierung im sozialen Kontext
119
Q

Worauf bezieht sich „Affekt“ in der wissenschaftlichen Emotionspsychologie?

A
  • Oberbegriff für Gefühle, Emotionen, Stimmungen, Vorlieben und Aversionen
120
Q

Worin unterscheiden sich Emotionen von Stimmungen?

A
  • Emotionen:
    o Klare Qualität
    o Objektbezug, Ereignisbezug
    o Verlauf: klarer Anfang und klares Ende, bestimmbare Dauer, eher kurzsfristig
    o intensiv
  • Stimmung:
    o Diffus
    o Kein Objektbezug, Ursachen häufig nicht bekannt
    o Verlauf: klein klarer Anfang und kein klares Ende, daher keine bestimmbare Dauer, langanhaltend
    o Weniger intensiv
121
Q

Was ist damit gemeint, dass Emotionen einen Objektbezug haben? Erläutern Sie diesen Bezug an einem Beispiel.

A
  • Emotionen werden auf Grund eines Auslösers gebildet
  • auf ein bestimmtes (kann auch unrealistisch sein) Objekt/eine bestimmte Situation ausgerichtet
  • bewusst und im Fokus der Aufmerksamkeit
  • Beispiel
    o Spinne -> Aufmerksamkeitsfokus ->emotionale Antwort: Angst, Ekel
    o Spinne verschwindet ->Abflauen der Angst
    o Ich ekele mich normalerweise nicht einfach so
122
Q

Was sind zentrale Merkmale bzw. Kennzeichen von Emotionen? Wie hängen Emotion und Motivation zusammen? Worin unterscheiden sie sich?

A
-	Merkmale
o	Affektivität (Gefühlscharakter)
o	Objektgerichtetheit (Intentionalität)
o	Unwillkürlichkeit (Automatizität)
o	zeitliche Befristung (Episode)
-	Gemeinsam
o	beide energetisieren und organisieren Verhalten
o	Signalfunktion
o	Anregung durch Hinweisreize
-	Unterscheidung
o	Bezugsobjekt der Motivation liegt immerin der Zukunft (Ziel)
o	Bezugsobjekt der Emotion kann auch in der Vergangenheit liegen
123
Q

Wodurch wird die Aussagekraft von Selbstberichten von emotionalen Gefühlen eingeschränkt?

A
  • Beschränkung auf verbalisierbare, bewusst zugängliche Inhalte
  • Beeinflussung durch sprachliche Gepflogenheiten
  • social-desirability-bias
124
Q

Worin unterscheiden sich diskrete und dimensionale Klassifikationssysteme von emotionalen Zuständen?

A
  • diskret
    o verschiedene Basisemotionen (Ärger, Freude, etc.)
    o Untersuchung von Homologien (ähnliches Erscheinungsbild) und Analogien (ähnliche Ursache) im emotionalen Verhalten
  • dimensional
    o Verortung des emotionalen Erlebens auf grundlegenden Dimensionen (z.B. Valenz, Erregung)
    o Identifizierung von latenten Dimensionen mit datenreduzierenden statistischen Verfahren (Cluster- und Faktorenanalysen)
125
Q

Was sind Basisemotionen und wie können sie identifiziert werden? Nennen Sie Basisemotionen, die in verschiedenen Studien konsistent genannt werden.

A
  • Kriterien
    o Angeboren
    o universell
    o kulturübergreifendes Auftreten in ähnlichen Situationen
    o unverwechselbarer Ausdruck im Verhalten (z.B. Gesichtsausdruck)
    o distinkte physiologische Reaktionsmuster (z.B. Blutdruck, Hormonausschüttung)
    o automatische Auslösung
  • Identifizierung durch
    o Studien in verschiedenen Kulturen; auch mit Völkern, die noch keinen Kontakt zur westlichen Welt hatten (zB Ekman: Gibt Ureinwohnern verschiedene Situationen, wie würden sie reagieren, Mimik?)
  • Basisemotionen
    o Angst/Furcht
    o Ärger
    o Traurigkeit
    o Freude
    o Manchmal auch Ekel
126
Q

Wie kann man versuchen, die Vielzahl von Emotionsbegriffen, die in der Sprache vorkommen, auf grundlegende Emotionskategorien bzw. -dimensionen zu reduzieren? Welche methodischen Probleme treten dabei auf?

A
  • diskret
    o verschiedene Grundemotionen herauskristallisieren, die Homologien und Analogien im emotionalen Verhalten aufweisen
    o Probleme
     uneinheitliche Kriterien und Uneinigkeit über die Auswahl von Basisemotionen
     keine Falsifizierungsmöglichkeit
     keine sinnvolle Abgrenzung von „primären“ (grundlegende) und „sekundären“ (abgeleitete) Emotionen
  • dimensional
    o Pool von emotionalen Reizen (Texte, Wörter, Bilder)
    o Ähnlichkeitsurteile (Paarvergleiche), semantische Differential, Kovariationen im Erleben
    o Cluster-/Faktorenanalysen zur Strukturanalyse
    o Probleme
     Abhängigkeit vom verwendeten Item-Pool
     empirische Zusammenhänge oder Sprachverständnis?
127
Q

Erläutern Sie die beiden zentralen Dimensionen im Circumplex-Modell der Emotionen von Russell (1980) und verorten Sie die folgenden Gefühls- oder Befindlichkeitszustände in diesem Modell: Angst, Freude, Trauer, Ärger, Überraschung, Entspannung, Müdigkeit/Schläfrigkeit

A
  • Dimensionen:
    o Valenz (angenehm/unangenehm)
    o Erregung (ruhig/erregt)
    o zwei bipolare, voneinander unabhängige Konstituenten (Faktoren) emotionalen Erlebens
  • Verortung:
    o Angst: Erregung hoch, Valenz negativ
    o Freude: Erregung mittel-hoch, Valenz sehr positiv
    o Trauer: Erregung mittel-niedrig, Valenz sehr negativ
    o Ärger: Erregung hoch, Valenz negativ
    o Überraschung: Erregung hoch, Valenz neutral
    o Entspannung: Erregung niedrig, Valenz leicht positiv
    o Müdigkeit: Erregung niedrig, Valenz leicht negativ
128
Q

Skizzieren Sie das 2-Faktoren-Modell der Emotion von Watson & Tellegen (1985). Worin liegen die zentralen Unterschiede zum Circumplex-Modell von Russell? Wie hängen die beiden Modelle zusammen?

A
  • Grafik y-Achse: positive Affekt, x-Achse: negative Affekt; 45° egagement; -45° pleasentness (gehen alle in positive und negative Richtung)
  • Unterschied zu Russell
    o positiver Affekt und negativer Affekt (später Aktivierung) als zwei bipolare, voneinander unabhängige Konstituenten emotionalen Erlebens, unipolar/bivariat d.h. kein negativer Ausschlag möglich
    -> positiver und negativer Affekt kann gleichzeitig von einem Objekt ausgelöst werden
    (bei Russell noch voneinander abhängig (schließen sich gegenseitig aus, Valenz))
    o Definition von Erregung: Aktivierung/Deaktivierung hat nach Meinung von Watson & Tellegen nichts mit Emotion zu tun (v.a. Deaktivierung -> Müdigkeit eine Emotion?)
  • Zusammenhang
    o keine klaren Grenzen -> keine qualitativen, sondern quantitative Unterschiede
    o auch 2-Faktoren-Struktur
    o Valenz und Erregungskomponente enthalten (bei Drehung um 45°)
129
Q

Was ist die Kernannahme von Appraisal-Theorien der Emotionsentstehung? Welche Einschätzungen sind zentral für eine Emotionsentstehung? Erläutern Sie Ihre Ausführung mithilfe eines Beispiels.

A
  • Emotionen sind das Ergebnis von einer Sequenz von kognitiven Einschätzungen
    o Relevanz: persönlich bedeutsam?
    o Zielkongruenz: ist das Ergebnis positiv oder negativ für mich?
    o Kontrollierbarkeit: kann ich das Ergebnis beeinflussen/bewältigen?
  • entscheidend sind also die Gedanken und die subjektive Bewertung der Situation/des Objekts
  • Beispiel:
    o Klausur
     Persönlich bedeutsam -> ja weil Abschluss mit davon abhängt
     Positive/ negativ -> abhängig von Note (Bsp: gut)
     Beeinflussbarkeit durch lernen
    -> Freude
130
Q

Erläutern Sie die Studie von Medvec, Madey & Gilovich (1995). Welche kognitiven Vorgänge könnten das Ergebnis dieser Studie erklären?

A
  • Bewertung des Gefühlsausdrucks von Silber- und Bronzemedaillengewinnern direkt nach dem Wettkampf und bei der Siegerehrung
  • Ergebnis: 3te zeigten sowohl direkt nach dem Wettkampf als auch bei der Siegerehrung mehr Freude
  • Kognitive Vorgänge: Zweiter ärgert sich knapp hinter dem Ersten zu sein und Dritter freut sich es aufs Treppchen geschafft zu haben (kognitiver Vorgang, der sich auf Überlegungen nicht eingetretener Ereignisse (hätte erster sein können, hätte es nicht aufs Treppchen schaffen können) bezieht)
131
Q

Nennen Sie Beispiele für mögliche Funktionen von emotionalen Verhaltensweisen

A
  • Emotionen lösen spezifische Verhaltensimpulse aus
    o Liebe/Zuneigung->Fürsorge
    o Ärger -> Kampf
  • Zuweisung von evolutionsgeschichtlich bewährten Funktionen
    o Furcht->Schutz
    o Ekel -> Zurückweisung von Schadstoffen
  • Emotionen können Verhalten hemmen
    o intensive Emotion -> Verhaltensblockade
    o Verhaltensunterbrechung zur Neuorientierung, Aufmerksamkeitslenkung; interrupt-Effect
132
Q

Besteht ein Zusammenhang zwischen emotionalen Einschätzungen und emotionalen Handlungsbereitschaften? Erläutern Sie dazu die Studie von Frijda, Kuipers & ter Schure (1989)

A
  • Selbstbericht von erlebten Emotionen, Situationseinschätzungen und Verhaltenstendenzen
  • Emotionsvorhersage mit Kenntnis der Verhaltenstendenzen
  • >
    Zusammenhang; Emotionen gehen mit bestimmten Handlungsbereitschaften einher („action readiness“)
133
Q

Nennen Sie Beispiele für verhaltenshemmende Effekte von Emotionen. Welche dieser Effekte verweisen möglicherweise dennoch auf eine funktionale emotionale Handlungsregulation?

A
  • Verhaltensblockade durch intensive (positive oder negative) Emotionen
  • Verhaltensunterbrechung zur Neuorientierung
    o -> funktional, da man sich einen Überblick verschaffen und die Situation neu bewerten kann
134
Q

Welche Argumente gibt es, dass der Emotionsausdruck im Gesicht eine angeborene Basis hat? Ist der Emotionsausdruck im Gesicht ausschließlich biologisch festgelegt?

A
  • Ausdruck von Emotionen in Mimik, Stimme, Gestik und Haltung; nicht unterdrückbar
  • Charakteristische Mimik bei Basisemotionen
  • „Emotionale“ Gesichtsausdrücke auch bei Primaten und blind geborenen Kindern
  • Universelles Erkennen von Emotionsausdrücken im Gesicht in kulturübergreifenden Studien
  • -> Anlagen vorhanden, aber nicht ausschließlich biologisch festgelegt, es gibt aber eine kulturelle Variabilität durch sozio-kulturell geprägte Darstellungs- und Dekodierregeln: blinde Kinder zeigen ähnliche Mimik, aber doch leicht anders
135
Q

Warum werden Emotionsausdrücke von Angehörigen der eigenen Kultur besser erkannt als die von Personen eines fremden Kulturkreises? Welche Methodenkritik wurde an kulturübergreifenden Studien von emotionalen Gesichtsausdrücken geübt?

A
  • kulturelle Variabilität durch sozio-kulturell geprägte Darstellungs- und Dekodierregeln
  • Kritik
    o interkultureller Austausch (meist Studenten als VPn)
    o meist gestellte Gesichtsausdrücke, übersteigert (neuere Studien mit dynamischen Gesichtsausdrücken zeigen wesentlich schwächeren Effekt)
    o erzwungene Auswahl zwischen verschiedenen Emotionen, keine Wahl von Nicht-Emotion möglich
136
Q

Was behauptet die starke und die schwache Version der “facial-feedback”-Hypothese? Schildern Sie als Beleg für diese Hypothesen Ergebnisse von sog. “Botox-studies”. Welche Version wird von den Ergebnissen dieser Studien mehr gestützt?

A
  • schwache Version
    o Mimik moduliert emotionales Erleben
  • starke Version
    o Mimik induziert Emotionen
  • Botox-studies:
    o Zeigen von positiven/negativen Filmen vor und nach Injektion
    o UV: Botoxinjektion oder Kontrollinjetion
    o AV: Bewertung der Filme
    o Ergebnisse:
     Emotionales Erleben nach Botox-Injektion generell gedämpft (v.a. bei milden emotionalen Erlebnissen)
     Reduzierte (linke) Amygdala-Aktivität nach Botox-Injektion
     Verringerte Konnektivität zu dorsalem Pons/Hirnstamm
     Aber Emotionen noch vorhanden
    -> Stützt schwache Version
137
Q

Nennen Sie einen Befund, der gegen die starke Version der Facial-Feedback-Hypothese spricht

A
  • Möbius-Syndrom:
    o angeborene Lähmung der mimischen Gesichtsmuskulatur (Fazialisparese)
    o ABER: intakter Humor, normales Gefühlsleben
    -> widerspricht starker Version
138
Q

Was ist die Kernaussage der James-Lange-Theorie der Emotion? Welche kritischen Einwände hat Walter Cannon gegen sie vorgebracht und wie sind diese Einwände aus heutiger Sicht einzuordnen?

A
  • James-Lange-Theorie
    o Emotionen entstehen durch die Wahrnehmung peripher-physiologischer Veränderungen
    o „Wir weinen nicht, weil wir traurig sind, sondern wir sind traurig, weil wir weinen.“
    o Emotion ist die Wahrnehmung körperlicher Zustände
  • Walter Cannon
    o Trennung der Eingeweide vom ZNS bewirkt keine Veränderung im emotionalen Verhalten -> aber Versuche nur an Hunden, Generalisierbarkeit?
    o Eingeweide sind relativ unempfindliche Organe -> schlechter Wissenstand der Zeit, wiederlegt!
    o Viszerale Veränderungen sind zu langsam, Untersuchung mit Attraktivitätsurteilen: Latenz der Attraktivitätsurteile schneller als Leitungsgeschwindigkeit -> Attraktivitätsurteile keine Emotionen, schwierige bis unmögliche Berechnung der Leitungsgeschwindigkeit
    o Künstliche Herbeiführung von viszeralen Veränderungen induziert keine Emotion -> Folgeexperimente widerlegen Hypothese
    o dieselben viszeralen Veränderungen bei sehr verschiedenen und nicht-emotionalen Zuständen-> stimmt, auch heute noch wichtigster Einwand
139
Q

Erläutern Sie die Behauptung, dass ein physiologischer Erregungszustand notwendig für das emotionale Erleben ist. Welche empirischen Befunde sprechen dagegen?

A
  • Emotionen entstehen durch die Wahrnehmung peripher-physiologischer Veränderungen (James-Lange-Theorie)
  • Studie zu emotionalem Erleben von Querschnittsgelähmten: Zunahme sentimentaler Gefühle
  • Betablocker reduzieren unter angstauslösenden Bedingungen physiologische Reaktionen, verändern aber nicht oder nur sehr selektiv das emotionale Erleben
  • Arousal tritt auch ohne Emotionen auf
140
Q

Populärwissenschaftliche Medien beschreiben das limbische System als „ein Gehirnareal, das der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient“. Diskutieren Sie diese Aussage kritisch.

A
  • keine Einheit der „limbischen“ Zellgruppen weder im histologischen Aufbau, noch in den Funktionen
  • keine eindeutigen Funktionen der limbischen Zellgruppe, Amygdala zB Emotion aber auch Salienz
  • limbisches System als einheitliches „emotionales Gehirn“ fragwürdig, keine Identifizierung eines limbischen Systems möglich
  • limbisches System liegt in der Mitte des Gehirns -> Aktivierung in vielen Situationen
  • stattdessen: Identifizierung von emotionsspezifischen Netzwerken, die in der Regel weite Teile des Gehirns umspannen (Netzwerkhypothese)
141
Q

Was ist mit Reaktionskohärenz gemeint und wie wurde diese überprüft? Wie ist der aktuelle Forschungsstand bezüglich einer emotionalen Reaktionskohärenz einzuschätzen? Nehmen Sie hierfür Bezug auf die Metaanalyse von Lensch et al. (2011).

A
  • Emotion als „Reaktionssyndrom“ (spezielles Reaktionsprofil für jede Emotion)
  • Emotion sollte immer die gleiche physiologische Erregung und dasselbe Verhalten hervorrufen; Größen der emotionalen Reaktionen auf den verschiedenen Ebenen sollten statistisch zusammenhängen (korrelieren)
  • Überprüfung: Metaanalyse von Korrelationsstudien:
    o Korrelationen von Kognition, Urteil, Verhalten, Erleben, Physiologie gemischte Resultate (keine bis mittelstarke Korrelationen)
    -> Gesamtbefund spricht eher für einen losen Zusammenhang zwischen den einzelnen Reaktionssystemen
142
Q

Grenzen Sie die drei wichtigsten theoretischen Ansätze in der Emotionspsychologie voneinander ab. In welchen Grundannahmen unterscheiden sie sich? Welche Stärken und Schwächen haben die einzelnen Ansätze?

A
  • biologische Ansätze:
    o biologischer Ursprung von Emotionen in funktional spezialisierten Emotionsmodulen
  • Kognitive Ansätze:
    o kognitive Einschätzungen in Bezug auf das eigene Wohlergehen und Wohlbefinden
  • Konstruktivistische Ansätze
    o sozio-kulturell geprägte Kategorisierungen von unspezifischen affektiven Zuständen

Stärken und Schwächen: Grafik
- Biologische Theorie:
o Stärken: evolutionsbiologische Perspektive, universeller Emotions-ausdruck, Analogien im Tierreich
o Schwächen: Unterschiede zwischen und innerhalb von Personen, unklare Definition von Basisemotionen, Unklare Auslöser, geringe Reaktionskohärenz
- kognitive Theorien:
o Stärken: alltagsplausibel, Unterschiede zwischen und innerhalb von Personen, hohe Vorhersage-genauigkeit
o Schwächen: Kognitive Verursachung von nicht-kognitiven Erlebnissen (Gefühlen), Nicht-kognitive Emotionsursachen, geringe Reaktionskohärenz
- konstruktivistische Theorien:
o Stärken: soziale und kulturelle Einflüsse, Unterschiede zwischen und innerhalb von Personen, breiter Erklärungs-anspruch
o Schwächen: Auslöser von Basisaffekt unklar, universeller Ausdruck von Emotionen, bislang wenig überprüft

143
Q

Beantworten Sie aus der Sicht von biologischen Emotionstheorien folgende Fragen: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?

A
  • Emotionen sind angeborene Merkmale, sie sind das Output von Emotionsmodulen
  • biologische Schlüsselreize, emotional gelernte Reize, Situationsmerkmal löst Emotion aus
  • Emotionsentstehung durch Emotionsmodule
  • Entstanden sind sie durch natürliche Selektion
144
Q

Was sind Emotionsmodule?

A
  • separate informationsverarbeitende spezialisierte Systeme
    o (genetisch festgelegte Schaltkreise)
    o Domänenspezifisch (spezifisches Thema->spezifischer Schaltkreis)
    o funktional spezialisiert (spezifische Domäne->spezifisches Verhalten)
    o hoch automatisiert
    o Enkapsulation: unabhängig von anderen Modulen, in sich geschlossen
145
Q

Beschreiben Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung des kleinen Alberts (Watson & Rayner, 1920). Welche Bedeutung haben diese Ergebnisse für biologische Emotionstheorien?

A
  • Aufbau
    o 11 Monate alter Albert
    o Furchtkonditionierung
    o keine Angst vor weißer Ratte oder anderen Tieren
    o Konditionierung: Ratte + lautes Geräusch (7mal)
  • Ergebnisse
    o hat Angst vor der Ratte. Generalisierung auf Kaninchen, Hund, Seehundfell, Nikolaus
    o hohe Löschungsresistenz (noch einen Monat später vorhanden)
    -> zeigt, dass Angst gelernt werden kann und nicht nur genetisch festgelegt ist
    -> spricht gegen den biologischen Ansatz
146
Q

Beschreiben Sie die Studie von Rakinson & Derringer (2008). Welche Aussage macht diese Studie über die Wahrnehmung von „emotionalen“ Reizen?

A
  • Aufbau
    o Säuglinge (5 Monate) bekommen spinnenähnlich schematische Reize vorgelegt
    o AV: visuelle Fixationsdauer
  • Ergebnis
    o spinnenähnlichster Zeichnung wird am meisten Aufmerksamkeit zugewendet
  • emotionale Reize
    o emotionale Reize haben eine hochautomatisierte angeborene Wahrnehmung (kein Modelllernen nötig)
    o emotionale Reaktion setzt keine kognitive Analyse der Situation voraus, sondern wird direkt durch die Wahrnehmung eines Situationsmodells ausgelöst
147
Q

Was ist „vorbereitetes Lernen“? Wie wurde es experimentell nachgewiesen?

A
  • Gene begünstigen Erlernen von bestimmten Kontingenzen, Modellen; anderen aber nicht
  • Cook & Mineka (1989)
    o Laboraffen
    o UV: Affe in Video zeigt Angst vor Spielzeugkrokodil (C+) vs. Spielzeughase (R+)
    o AV: Furcht vor Spielzeug-krokodilvs. -hase
    o Affe zeigt Angst vor Spielzeugkrokodil, wenn er zuvor beobachtet hat, dass ein anderer Affe auf das Krokodil mit Angst reagiert hat. Das ist jedoch nicht bei einem Spielzeughasen der Fall.
148
Q

Beantworten Sie aus der Sicht von kognitiven Emotionstheorien folgende Fragen: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?

A
  • Eine Emotion ist das Ergebnis von emotionalen Einschätzungen
  • Eine Emotion entsteht aus einer emotionalen Erfahrung, welche durch das Zusammenspiel von Kognition, Motivation, Physiologie und Ausdruck entsteht
  • Abhängig von subjektiven Einschätzungen in Hinsicht auf Werte, Ziele und Normen (Appraisal); Emotionen werden auf der Basis von emotional unspezifischen affektiven Zuständen kognitiv „konstruiert“
  • Entstehung unterschiedlicher Emotionen durch Kombination unterschiedlicher Einschätzungen, Auslösen von unterschiedlichen Musters von physiologischen, expressiven und motivationalen Veränderungen (Reaktionsprofil=Emotion)
  • sozio-kulturelle Beeinflussung von Einschätzungen:
  • kulturspezifische Einschätzungen von Situationen verursachen unterschiedliche Emotionen über verschiedene Kulturen hinweg
  • kulturübergreifende Einschätzungen lösen ähnliche Emotionen in unterschiedlichen Kulturen aus
149
Q

Erläutern sie die vier Hauptgruppen von „Stimulus Evaluation Checks“ (SEC) im Komponenten-Prozess-Modell von Klaus Scherer. In welcher Reihenfolge werden SECs vorgenommen?

A
  1. Relevanz
    o Bedeutung der Ereignisse für die eigene Person
    o Neuigkeit, intrinsische Angenehmheit, Relevanz für Ziele und Bedürfnisse
  2. Implikationen
    o kausale Attributionen (wer, was, warum?)
    o Ergebniswahrscheinlichkeit, Diskrepanz zu Erwartung, Dringlichkeit
    o Zuträglichkeit bzw. Abträglichkeit zu den eigenen Zielen und Bedürfnissen
  3. Bewältigungspotential
    o Kontrolle, Macht, Anpassungspotential
  4. normative Signifikanz
    o interne (kongruent mit einem selbst) und externe (Normen usw.) Standards
    - diese Reihenfolge!
150
Q

Erläutern Sie den Einfluss von Attributionen auf die Emotionsentstehung anhand der Studie von Neumann (2000).

A
  • Studie
    o UV: prozedurales Priming: Satzbildungsaufgabe („Ich nehme…“ vs. „Er nimmt…“) -> Manipulation der Attributionsstile (self/other)
    o Raum mit „Stoppschild“ betreten
    o AV: Reaktion auf harsche Zurechtweisung von Confederate (Fragebogen)
  • Ergebnis
    o „Ich nehme…“ -> Schuld -> internale Attribution
    o „Er nimmt…“ -> Ärger -> externale Attribution
    o  unbewusste Beeinflussung der Reaktion durch Veränderung des Attributionsstils
  • Je nach Ursachenzuschreibung und darauf beruhenden Urteilen über die Kontrollierbarkeit und Verantwortlichkeit von Ereignissen (kognitive Prozesse), können sich unterschiedliche Emotionen ergeben
151
Q

Erklären Sie die Grundzüge der klassischen Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionsentstehung und ihre experimentelle Überprüfung in der Studie von Schachter & Singer (1962). Welches Ergebnis wurde in dieser Studie beobachtet und wie wurde es interpretiert?

A
  • Zwei-Faktoren-Theorie
    o unspezifischer physiologischer Erregungszustand (physiologische Erregung ist emotional neutral)
    o kognitive Erklärung der Erregung mit einer emotionalen Ursache
  • Schachter & Singer (1962)
    o Studie
     UV1: physiologische Erregung (Adrenalin vs. Placebo)
     UV2: Erklärungsbedürfnis (korrekt/falsche/keine Nebenwirkungen)
     UV3: emotionale Kategorisierung der Erregung (in Euphoriebedingung: lustiger Confederate; in Ärgerbedingung: beleidigender Fragebogen, verärgerter Confederate)
     AV: Befindlichkeit nach Aufenthalt mit Confederate (beobachtet und Interview)
    o Ergebnis
     nicht- und falsch-informierte Gruppen unterscheiden sich von informierter Gruppe
     ABER: kein Unterschied von nicht- und falschinformierter Gruppe zu Placebo-Gruppe, auch diese ließ sich von Confereate beeinflussen
    -> Notwendigkeit von Erregung fragwürdig (Kognition und nicht die physiologische Erregung scheint wichtiger)
152
Q

Schildern Sie die Studie von Valins (1966). Welche Bedeutung haben die Ergebnisse dieser Studie für die klassische Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionsentstehung von Stanley Schachter?

A
  • Studie
    o UV: fiktive (akustische) Rückmeldung einer Herzratenveränderung (Zunahme oder Abnahme) vs. andere akustische Reize
    o AV: Einschätzung von Attraktivität von erotischen Bildern
  • Ergebnis
    o bloßer Glaube der Person erregt zu sein reicht aus, um emotionale Einschätzungen zu verändern
  • Stellen Notwendigkeit von physiologischer Erregung in Frage  Verdrängung der Zwei-Faktoren-Theorie
153
Q

Was ist Erregungstransfer? Beschreiben Sie dazu das Ergebnis von mindestens einer Studie.

A
  • Erregungstransfer
    o Fehlattribution einer Anstrengung aus Situation A (z.B. Sport) auf eine emotionale Erregung in Situation B (z.B. nackte Frauen)
  • Cantor et al. (1976)
    o körperliche Ertüchtigung intensiviert sexuelle Erregung (missattribuieren Erregung auf Frauen)
154
Q

In welchen Annahmen unterscheiden sich moderne konstruktivistische Emotionstheorien von der klassischen Zwei-Faktoren-Theorie? Wie werden durch diese Unterschiede ursprüngliche Einwände gegen den klassischen Ansatz ausgehebelt?

A
  • bauen auf Zwei-Faktoren-Theorie auf: Emotionen entstehen durch Kategorisierungen von emotionsunspezifischen affektiven Zuständen mit Emotionskonzepten
  • modifizierte Grundannahmen
    o positiver und negativer Basisaffekt (anstelle Erregung)
     kognitiv-physiologische Reaktion auf Ereignisse
     Mischung aus Valenz und Erregung (dimensionales Modell)
     Objektungerichtetes affektives Signal
     oft unbewusst
    o emotionale Kategorisierung (anstelle Attribution)
     Emotionskonzepte (Angst, Ärger, usw.) als interpretative Schemata
     Automatische Kategorisierung über Ähnlichkeitsbestimmungen
     objektgerichteter emotionaler Zustand
  • ursprüngliche Einwände ausgehebelt
    o Basisaffekt hat Valenz und Richtung im Gegensatz zu Erregung
    o emotionale Kategorisierung ist automatisch und muss nicht bewusst werden
155
Q

Was sind Basisaffekte? Wodurch werden sie ausgelöst und wie hängen Sie mit Stimmungslagen einer Person zusammen?

A
  • „Rohgefühle“, die in Erregungsniveau und Valenz variieren, kein Objektbezug, oft unbewusst
  • bilden eine Art „affektives Hintergrundrauschen“ und sind eine sensorische Empfindung, deren Veränderungen fortwährend registriert und unter Einbezug von interpretativen Schemata kategorisiert werden (Zusammenhang zu Stimmungslagen)
  • physiologische und kognitive Reaktion auf Ereignis
156
Q

Welche Bedeutung schreiben konstruktivistische Emotionstheorien emotionalen Kategorisierungsprozessen zu? Was ist unter einer emotionalen Kategorisierung zu verstehen?

A
  • durch KP entstehen aus unspezifischen Affektzuständen Emotionen mit Objektbezug
  • ordnen affektive Zustände in einen Sinnzusammenhang ein, der über eine Benennung von Gefühlszuständen hinausgeht, interpretative Schemata -> Kognition
  • automatische Kategorisierung über Ähnlichkeitsbestimmung
  • affektive Valenz von Basisaffekten schränkt dabei ein, sodass keine beliebige Kategorisierung entsteht
157
Q

Beantworten Sie aus der Sicht von modernen konstruktivistischen Emotionstheorien folgende Fragen: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?

A
  1. emotional kategorisierter Basisaffekt
  2. Veränderung von Basisaffekten
  3. Kategorisierung von Basisaffekten
158
Q

Was ist Emotionsregulation? Welche Antriebe/Gründe gibt es für eine Emotionsregulation?

A
  • Emotionsregulation bezeichnet alle Wege und Mittel, über die Personen Einfluss darauf nehmen, welche Emotionen sie haben, wann sie sie haben und wie sie Emotionen erleben und ausdrücken
  • Antriebe/Gründe:
    o hedonistische Motivation: Zielt auf die Maximierung von Lust (positive Emotionen) und die Vermeidung von Unlust (negative Emotionen) ab
    o funktionale Motivation: aufgabenbedingte Anforderungen (optimales Niveau); Notwendigkeit in manchen Situationen, die „richtige“ Emotion zu haben, die zu aktuellen Handlungsanforderungen passt; zB Wutverstärkung vor Konfrontation
    o Prosoziale Motive: Mitleid, Aggressionskontrolle usw. Vermeidung von Verletzen von anderen
    o Selbstschutz: vor Angriff auf den Selbstwert, z.B. Verdrängung, Distanzierung, kognitive Umdeutung
    o Eindrucksmanagement (impression management): Selbstdarstellung; Zeigen von bestimmten Emotionen, um bestimmten Eindruck zu machen
159
Q

. Erklären Sie an einem praktischen Beispiel fünf grundlegende Strategien der Emotions-regulation. Welche Strategien setzen an den Bedingungen vor der Emotionsentstehung und welche Strategien an den Bedingungen nach der Emotionsentstehung an?

A
  • 4 Strategien zur antezedensfokussierte Emotionsregulation (Beeinflussung des Entstehens einer Emotion):
    o Situationsauswahl: Strategisches Aufsuchen oder Vermeiden von emotionsauslösenden Situationen; zB um ein Referat in einem gefürchteten Seminar nicht halten zu müssen, täuscht Anna kurz vor dem Termin eine Erkrankung vor.
    o Situationsmodifikation: aktive Veränderung von emotionalen Situationen zur Entsprechung der eigenen Wünsche und Bedürfnisse; zB Anna muss ein Referat halten, damit sie einen Schein erhält. Für eine gute Vorbereitung wählt sie ein Themengebiet, mit dem sie bereits vertraut ist.
    o Aufmerksamkeitskontrolle: Konzentration oder Abschwächen von Aufmerksamkeit auf emotionale Aspekte einer Situation durch Lenken der Aufmerksamkeit auf nichtemotionale Aspekte einer Situation (Ablenkung) oder irrelevante Reize; zB während des Referats vermeidet Anna einen direkten Blickkontakt mit dem Dozenten und konzentriert sich auf ihre Folien.
    o Kognitive Umbewertung: Neubewertung, günstige Attribution, Verdrängung, Leugnung, Intellektualisierung, zB Anna spricht sich vor dem Referat selbst Mut zu. Darüber hinaus ruft sie sich in Erinnerung, dass ihre Referatsleistung nur als eine von mehreren Teilleistungen in die Gesamtbewertung einfließt.
  • 1 Strategie zur reaktionsfokussierten Emotionsregulation (Veränderung der bereits ausgelösten emotionalen Reaktion):
    o Kontrolle der emotionalen Reaktion: Verstärkung oder Unterdrückung einer emotionalen Reaktion; zB Anna will sich ihre Angst während des Referats nicht anmerken lassen. Sie setzt sich auf einen Stuhl, damit niemand ihren unsicheren Stand bemerkt. Zudem nimmt sie ein Beruhigungsmittel ein, um ihre Nervosität einzudämmen
160
Q

Beschreiben Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung von Lazarus et al. (1965) zur kognitiven Emotionsregulation bei der Betrachtung furchteinflößender Filme.

A
  • Zeigen von furchtauslösendem Film über Arbeitsunfälle
  • Davor Kommentar zum Film: leugnender (falsches Blut, Trickaufnahmen usw.), ein intellektualisierender (sachlicher Bericht über Arbeitsrisiken, objektive Analyse von Risikofaktoren usw.) oder ein neutraler (Kontrollbedingung)
  • Messungen der elektrischen Hautleitfähigkeit (als Index einer emotionalen Erregung)
  • Ergebnis: signifikante Verringerung der emotionalen Erregung des Films durch leugnende und intellektualisierende Kommentare -> Erfolgreiche Veränderung der emotionalen Reaktion einer Situation durch kognitive Umbewertung
161
Q

Welche Nachteile bringt eine emotionale Reaktionsunterdrückung mit sich? Beschreiben Sie dazu die Studie von Gross (1998).

A

o Zeigen eines ekelerregenden Films (Armputation)
o UV: Suppression (Unterdrückung) vs. Reappraisal (Umbewertung) vs. keine spez. Instruktion
o AV: Emotionsrating, physiologische Maße
o Ergebnis:
 Unterdrückung der Emotion sowie Umbewertung -> Reduktion der Intensität des emotionalen Erlebens
 Unterdrückung der Emotion -> starke Zunahme der sympathischen Aktivität, erhöhte kardiovaskuläre Aktivität; dieser Effekt tritt bei Umbewertung nicht auf
->bei chronischer, defensiver Angstunterdrückung (repressors) erhöhte Anfälligkeit für Asthma-und kardiovaskuläre Erkrankungen

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Q

Ist geteiltes Leid, halbes Leid? Erläutern Sie dazu Aufbau und Ergebnisse der Studie von Zech & Rimé (2005).

A

 Erinnerung an das negativste Lebensereignis, das sie noch immer bewegt
 UV: Fokus während eines Gesprächs: Emotion vs. Fakten (vs. alltägliche Dinge)
 AV: subjektiver Nutzen des Gesprächs; eingeschätzte emotionale „Erholung“ (Emotionsrating)
 Messzeitpunkt1 (Baseline)
 Gespräch über das Ereignis (20 Minuten)
 Messzeitpunkt2 (1 Wo, später)
 Messzeitpunkt3 (2 Mo. später)
 Ergebnis:
o starker Glaube an Nutzen
o ABER: keine Verbesserung durch emotionale Aussprache; emotionale Erholung und Abschwächung von negativen Emotionen ist gleich stark, egal über was geredet wurde.
o Erklärungen: Placebo-Effekt, Interaktion, Habituation
o ähnliche Befunde auch in anderen Studien