Vorlesungsfragen Flashcards
Erläutern Sie zentrale Fragen der Motivations-, Volitions- und Emotionspsychologie mit eigenen Beispielen.
• Motivationspsychologie:
o Erklärung von ergebnisorientiertem, zielgerichtetem Verhalten (Handeln)
o Warum tun wir das, was wir tun?
o z.B. nach der Motivation für ein Hochschulstudium
• Volitionspsychologie:
o Was nötig für Handeln ist
o Methoden
o Wie tun wir das, was wir wollen?
o z.B. Selbstregulation für Lernen an einem Sommertag
• Emotionspsychologie:
o Ursache von Emotionen
o Differenzierung und Entstehung von unterschiedlichen Emotionen
o Was sind Emotionen?
o Wozu haben wir sie?
o Wie entstehen sie?
o Wie können wir sie kontrollieren?
o zB Was ist Angst? Warum haben wir Angst? Wie entsteht Angst? Können wir Angst kontrollieren? Welche Reaktionen lösen Angst in Menschen aus? Worin unterscheiden sich Ängste von anderen emotionalen Zuständen? Ist Angst angeboren oder wird sie erlernt?
Erklären Sie das Wechselwirkungs-Modell der modernen Motivationspsychologie. Welches Ergebnis der klassischen Studie von Le Magnen (1967) stützt dieses Modell?
- Motivation als Ergebnis einer Wechselwirkung (Interaktion) zwischen situativen und personalen Faktoren (Grafik)
- Le Magnen
o Veränderung der Situation (abwechslungsreiches Futter vs. immer das gleiche Futter) führt zu einer Veränderung im Verhalten
o Es wird wesentlich mehr Futter gegessen, wenn es Variation im Futter gibt
o Motiv gleich (Hunger) aber Anreize verscheiden
Erläutern Sie grundlegende Probleme, mit denen sich die Motivationspsychologie beschäftigt!
- Motive
o Motivklassifikation
Inhaltliche Klassifikation angestrebter Handlungsziele. Aufstellung von Motivkatalogen
o Motivgenese
Entstehung, Anfänge, Entwicklung und Änderung einzelner Motive
o Motivmessung
Verfahren zur Erfassung individueller Unterschiede in der Ausprägung einzelner Motive
o Motivanregung
Eingrenzung und Differenzierung der motivspezifischen Anregungsbedingungen der Situation - Motivationen
o Wechsel und Wiederaufnahme der Motivation
Abgrenzung von Abschnitten im Verhaltensstrom, Wechsel der Motivation, Wiederaufnahme und Nachwirkung einer früheren Motivation
o Motivierte Zielgerichtetheit und Motivationskonflikt
Zielgerichtetheit als allgemeines Merkmal motivierten Verhaltens, Motivationskonflikt zwischen verschiedenen Handlungszielen
o Selbstregulatorische Zwischenprozesse der Motivation
Analytische Rekonstruktion von „Motivation“ unter Zugrundelegung hypothetischer selbstregulatorischer Zwischenprozesse in einzelnen Phasen des Verhaltensabschnitts
o Motivationswirkungen
Vielfältige Manifestationen von Motivation im beobachteten Verhalten und seiner Resultate
Was ist „Affective Computing“?
- Untersuchung und Entwicklung von Systemen, die Menschliche Affekte erkennen, interpretieren, verarbeiten und simulieren können
Was ist der Gegenstand der Motivationspsychologie?
- ergebnisorientiertes, zielgerichtetes Handeln/Verhalten und dessen Erklärung
- Unterscheidet sich in
o Richtung (Wahl)
o Intensität (Anstrengung)
o Beginn und Ende (Latenz)
o Dauer (Persistenz) - besonders hoher Erklärungsbedarf bei auffälligem, normabweichendem Verhalten
Motive sind theoretische Konstrukte zur Erklärung von intraindividueller Stabilität und interindividueller Variabilität. Erläutern Sie diese Aussage.
- innerhalb einer VP sind die Merkmale konstant, im Vergleich zu anderen unterschiedlich
- Unterschied liegt im Motiv und kann so erklärt werden
Welche Unterschiede bestehen zwischen wissenschaftlichen und alltagspsychologischen Erklärungen von zielgerichtetem Verhalten?
- Alltag
o Verstehen von Gründen und Überzeugungen
o Beschreibung der Gründe des Verhaltens einer Einzelperson
o z.B. Person X ist verspielt, ehrgeizig, sozial
o mangelnder Erklärungswert und Zirkularität - Wissenschaft
o kausale Zusammenhänge (Verhalten durch Ursache und Effekt erklären)
o allgemeiner, systematisch
o Ziel: Erkennen von Gemeinsamkeiten und allgemeinen Prinzipien
o Motive als theoretische Konstrukte zur Erklärung von
intraindividueller Stabilität
interindividueller Variabilität
o Beschränkung auf wenige grundlegende Motive (Äquivalenzhypothesen)
o Spezifikation situativer Anregungsbedingungen
o Unabhängige Erfassung von Motiven und zu erklärendem Verhalten
o Empirische Prüfung von Theorien motivationaler Vermittlungsprozesse
direkte Manipulation der Vermittlungsprozesse
Messung kognitiver und affektiver Begleitprozesse
Erläutern Sie die Heider-Simmel Illusion. Welche alltagspsychologischen Prozesse werden hier aktiv?
- Kasten, in dem ein Dreieck ist. Ein anderes kommt mit einer Kugel hinzu. Die drei Figuren bewegen sich.
- > man versucht den Figuren Intentionen und Emotionen zu unterstellen und „bastelt“ sich eine Geschichte um die Bewegungen; Video wird nicht auf Wahrnehmungsebene beschrieben, sondern auf funktionaler oder sogar sozialer Ebene, da den geometrischen Objekten menschenähnliche Züge zugeschrieben werden
Was unterscheidet Motive von Trieben?
- Motive
o zeitlich stabile Wahrnehmungs- und Bewertungsdisposition
o Inhaltsklasse von Handlungszielen (z.B. Macht, Anschluss, Leistung)
o Anregung durch situative Reize - Triebe
o aktivierende undifferenzierte Anspannung, dessen Reduktion als lustvoll/befriedigend erlebt wird
o zeitlich variabel, Anregung von innen
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Bedürfnissen und Anreizen?
- Bedürfnisse
o Mangelzustände und Wachstumsorientierungen
o physiologische, psychologische und soziale Bedürfnisse - Anreiz
o „Wert“ eines Objekts oder einer Situation für eine Person
o intrinsische Tätigkeits- und extrinsische Ergebnisanreize
-> affektive Reaktion auf bedürfnisrelevante Reize (z.B. Hunger: Essen wird attraktiver, Abnehmen: Radfahren wird attraktiver)
Was ist ein Ziel?
- Anstreben einer positiv bewerteten Umweltveränderung (Endzustand) durch einen Verhaltensakt (Mittel)
- hierarchisch in Ober- und Unterziele organisiert
Mit welchen konzeptuellen Problemen hat die Motivationspsychologie zu kämpfen?
- Terminologische Verwirrung
o Begriffsabgrenzung von Motiv, Trieb, Bedürfnis, Emotion, usw. - Problem der Motivklassifikation
o Anzahl von Motiven? - Richtiger Abstraktionsgrad
o Welche Hierarchiestufe (Handlung, Aktion, Bewegung) wird betrachtet? - Gefahr der Zirkularität: Motive werden aus Verhalten erschlossen. Motive erklären Verhalten
Erläutern Sie zwei allgemeine Prinzipien der Verhaltensregulation.
- Hedonismus
o Streben nach Lust, Vermeiden von Unlust
o günstige Affektbilanz durch Selbstregulation (kurzfristiges Zurücknehmen) - Homöostase
o Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtszustandes
o Verringerung der Diskrepanz zwischen einem IST-Wert und einem SOLL-Wert (Regelkreis)
Erläutern Sie den Unterschied zwischen motivationspsychologischen Druck- und Zugvariablen.
- Druck o angetrieben o von innen o passiv o unterworfen o Instinkte, Triebe, Emotionen o von negativem zu neutralem Zustand -> Erleichterung - Zug o gezogen o von außen o aktiv o selbst entscheidend o Motive, Ziele o von neutralem zu positivem Zustand -> Freude -> Spannung zwischen den beiden!
Was sind implizite und explizite Messverfahren der Motivationspsychologie und was messen sie? Warum ist diese Unterscheidung für eine Verhaltensvorhersage wichtig?
- Implizite Messverfahren:
o indirekte, projektive Messverfahren
mehrdeutige, interpretationsoffene Reizvorlagen
offenes Antwortformat
Bsp: Rorschach-Test, Thematischer Apperzeptionstest (TAT)
o Messung von:
unbewussten affektiven Vorlieben und Reaktionsformen - Explizite Messverfahren:
o direkte Messverfahren:
Selbstberichte
Interviews
Fragebögen
o Messung von:
bewussten und verbalisierbaren Vorlieben und Handlungspräferenzen - Unterscheidung ist wichtig, da
o da Motivation sowohl explizite als auch implizite Motivanteile hat, die nur durch entsprechende Verfahren gemessen werden können
o Probanden sich der impliziten Motivanteile nicht bewusst sind, diese der reflektierten Selbstbeobachtung nicht unmittelbar zugänglich sind, zeigen sich aber in Situationen, welche Freiraum für spontane, selbstinitiierte Handlungen und Interpretationen lassen; haben Einfluss auf Verhalten
Beschreiben Sie den Thematischen Auffassungstest und nennen Sie methodische Mängel des TAT. Mit welchem Verfahren können diese Mängel beseitigt werden?
- Probanden werden 10 Bilder gezeigt, zu denen sie Geschichten erzählen sollen, durch qualitative Antwortanalyse schließt man auf die Motive des Probanden
- Mängel:
o geringe Auswertungsobjektivität
o geringe Reliabilität
o Verfälschung durch soziale Erwünschtheit - Beseitigung
o Geschichten standardisieren
o Auswertungsskala schaffen
o oder: Umwandlung in Multi-Motiv-Gitter (semiprojektives Verfahren, Bilder aus Lebenssituationen zusammen mit verschiedenen Motiven und Fülleritems -> hohe Retestreliabilität, keine Verfälschung durch soziale Erwünschtheit)
Erläutern Sie Ansatzpunkte eines Motivationstrainings und motivationspsychologische Interventionsmaßnahmen.
- Ansatzpunkte:
o Anpassung der Anreiz- (Situation) an die Motivstruktur (z.B. Leistungssport im Team oder einzeln)
o Anpassung der Motiv- (Person) an die Anreizstruktur (z.B. Anforderungsanalysen, Veränderung von Motivkomponenten) - Interventionen:
o Interessenfördermaßnahmen, Imaginationstraining, Reappraisal-Training, Zielvereinbarungen, Training der Selbstregulation (Fokussierung, Entspannung)
Erläutern Sie motivational-emotionale Funktionen der im Schaubild dargestellten Hirnstrukturen.
Grafik
Präfrontaler Cortex: Zielplanung, Intentionsbildung
Hypothalamus: angenehme Gefühle assoziiert mit Hunger, Durst, Sex
Amygdala: Erkennen von und Reagieren auf Bedrohung, Furcht, Salienz
Formatio Reticularis: Erregung, Arousal
Hippocampus: Gedächtnis, Lernen, Verhaltensinhibition bei unerwarteten Ereignissen
Medial Forebrain Bundle: Verstärkung, Belohnung, Vergnügen
Ordnen Sie folgenden (neuro)hormonellen Systemen motivationale Funktionen zu: Serotonin, Noradrenalin, Kortisol, Oxytocin.
- Serotonin: vermeidende (aversive) Motivation
- Noradrenalin: Aktivierung und Wachheit
- Kortisol: Stresshormon (Fight/Flight)
- Oxytocin: Bindungshormon
Welche dopaminergen Systeme gibt es im menschlichen Gehirn? Welches ist das (neurohormonelle) „Belohnungssystem“? (Was ist das (neurohormonelle) „Belohnungssystem“?)
- Nigro-Striatale System
- Tuberoinfundibuläre System
- Mesolimibisches System = neurohormonelles Belohungssystem
o Dopamin am höchsten bei:
Antizipation von Belohnung
erwarteter Belohnung
Belohnung besser/schlechter als erwartet
aufsuchende Motivation
Beschreiben Sie die Studie von Milner und Olds (1954). Warum sind die Ergebnisse dieser Studie für Triebtheorien ein Problem?
- intrakranielle Selbststimulation des mesolimbischen Systems von Ratten
- Hebeldruck -> elektrische Stimulation des mesolimbischen Systems -> Dopaminausschüttung
- Reaktionsrate über 6000 mal pro Studne
- Vernachlässigung von Essen und Trinken
- > nicht nur Triebreduktion, sondern auch Belohnung ist verantwortlich für Verhalten!
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Dopamin und Sucht?
- Drogenkonsum verstärkt die Dopaminkonzentration (Substanzen blockieren Rezeptoren und verhindern so den Rücktransport von Dopamin aus dem synaptischen Spalt)
- Abstinenz von Drogen reduziert die Dopaminkonzentration -> Craving (intensives Verlangen, Entzug)
Welche sozialen Faktoren nehmen Einfluss auf die Testosteronkonzentration im Blut?
Welche Auswirkungen hat Testosteron auf die Motivationslage einer Person in einer Wettbewerbssituation?
- Soziale Faktoren: o Single o Fremdgehen o Wettbewerb o Risikosuche - Wettbewerbssituation: o Testosteron steigert Aggression und Dominanzstreben -> steigert Motivation (Leistungs- und Machtmotive; verringert Annäherungsmotive), steigert Risikobereitschaft, erhöht Wille zu Gewinnen
Was ist eine Instinkthandlung und wodurch wird sie ausgelöst?
- Angeborene Bewegungsformel: o Angeboren o Biologisch gereift o Lernunabhängig o Perzeptuell autonome Ausführung o Regulative, stereotype Bewegungskette - Auslösung durch Schlüsselreize: o Schlüsselreiz -> angeborener Auslösungsmechanismus (AAM) ->Instinkthandlung
Welche Einwände gibt es gegen Instinkttheorien?
- nahezu jedes menschliche Verhalten ist modifizierbar
o Hunger: Anorexie, Hungerstreik
o Sexualität: Zölibat - terminologische Verwirrung (Instinkt, Gewohnheiten, Reflexe)
- selbst einfache Verhaltensweisen wie Aufsuchen von Essen und Trinken sind erfahrungs- und lernabhängig
- Falsifikation von Lernen ≠ Verifikation von Instinkt
Was ist ein Trieb und was ist die Triebreduktionshypothese?
- Trieb:
o allgemeine, unspezifische Quelle der Verhaltensenergetisierung (Motivation als Energie, kein Verhalten ohne Aktivierung)
o Druckvariable, die Verhalten von innen anschiebt
o Triebzustände sind unausweichlich
o Aufbau einer innerorganische Energie, die auf Denken und Handeln wirkt - Triebreduktionshypothese
o Trieb ist ein Zustand der Anspannung, dessen Reduktion als befriedigend und lustvoll erlebt wird
o homöostatisches Konzept
Worin unterscheidet sich „Trieb“ von „Instinkt“?
- Trieb:
o Unspezifische Antriebsquelle des Verhaltens (nach Defizitmotiv: unbefriedigte Bedürfnisse) -> in gleicher Situation unterschiedliches Verhalten bei unterschiedlichen Bedürfnissen
o Kein Verhalten ohne Aktivierung
o Richtung des Verhaltens festgelegt durch gelernte Verhaltensweisen, Verstärkerlernen
o Keine Automatisierung des Verhaltens - Instinkt:
o Schlüsselreize aktivieren Verhalten (immer!) -> in gleicher Situation immer gleiches Verhalten
o Lernunabhängig
o Instinkthandlung erfolgt autonom
Warum ist man unter Umständen Triebeinflüssen auf das Verhalten in stärkerem Maße “ausgeliefert” als Einflüssen, die von Anreizen ausgehen?
- Triebe:
o nach dem Dampfkesselmodell bauen Triebe eine innerorganismische Energie auf, die sich ‘aufstaut’
o eher unbewusst
o Abfuhr der Energie unausweichlich
o negativer Zustand, der zu neutralem Zustand wird (Erleichterung) - Anreize
o bleiben konstant
o sind bewusst
o eher external
o schon neutraler Zustand gegeben
-> Ausweichen von Anreizen eher möglich (zB durch Abwenden); Triebe unausweichlich, da innerhalb und unbewusst, steigern sich
Erläutern Sie Auswirkungen von Triebzuständen auf das Denken und Handeln mithilfe der Begriffe Primär- und Sekundärprozess. Welcher Prozess folgt dem Lustprinzip und welcher dem Realitätsprinzip?
- Triebzustände
-Primärprozess:
o Lustprinzip
o direkte befriedigungsorientierte Steuerung von Denken und Handeln
-Sekundärprozess:
o Realitätsprinzip
o Bewusstes Aufschieben, Planen, Ersatzhandlungen (Vermittlung durch das Ich)
-> Denken und Handeln
Erläutern Sie die Katharsis-Hypothese und ihre empirische Überprüfung in der Studie von Geen, Stonner & Shope (1975). Warum führt aggressives Verhalten häufig zu noch mehr Aggression?
- Katharsis-Hypothese: Ausleben von Triebzuständen reduziert den Triebdruck („physische Reinigung“)
- Studie:
o UV1: VP erhält als Schüler Schocks vs. kein Schock
o UV2: VP verabreicht als Lehrer Schülern Schocks (Katharsis) vs. Beobachtung (VL verabreicht Schock) vs. keine Schocks (nur Signal)
o AV: Intensität der Bestrafung mit E-Schocks in einer weiteren Phase als Lehrer + physiologische Maße (Blutdruck)
o Ergebnis
gegenteilig zur Katharsis-Hypothese: Probanden mit Katharsis-Möglichkeit wurden am aggressivsten (größte Schockstärke)
Blutdruck sinkt bei Katharsis (konsistent mit Hypothese), aber zeigt sich nicht im Verhalten
-> Evidenz gegen Katharsis-Hypothese, Umleiten/Ausleben hilft nicht - Katharsis = Belohnung (Entspannung, gutes Gefühl (durch Blutdrucksenkung?)) -> verstärkt aggressives Verhalten durch Verstärkerlernen (Triebreduktion als Verstärker)
Welche Beobachtungen haben dazu geführt, dass das Triebkonzept in die Lerntheorie eingeführt wurde?
- Beboachtung von Webb, Meryman: Studie mit Ratten
o Satte Tiere lernen schlechter als hungrige, zeigen gelerntes Verhalten seltener
-> Triebreduktion als Verstärker
o Zielgerichtetes Verhalten wird von Trieben energetisiert und von Gewohnheiten (gelernte Verhaltensweisen, Verstärkungsgeschichte) gelenkt - Ohne Defizitmotivation keine Verhaltensaktivierung -> wichtiger Lernfaktor
Wie werden Triebzustände in der Lerntheorie aufgefasst und wie werden sie operationalisiert?
- Trieb erzeugt Defizitmotivation
- Triebreduktion wirkt als Verstärker für Verhalten
- Operationalisierung:
o Beobachtung des Verhaltens des Tieres nach Deprivation
o je mehr Anstrengung das Tier zur Befriedigung übernimmt, desto größer ist die Triebstärke
Welche Implikationen ergeben sich aus der multiplikativen Verknüpfung von Trieb und Habit in der Theorie von Hull?
- D*H=E o D (Antriebsniveau, drive: Deprivationsdauer) o H (Verhaltensgewohnheit: habit) o E (Reaktionspotential) - Implikationen o Triebe (z.B. Hunger, Durst) sind beliebig substituierbar o Verhaltensstärke sollte monoton steigen mit D bzw. H o wenn H=0 oder D=0, kein Reaktionspotential
Durch welche experimentelle Evidenz konnte das Postulat der multiplikativen Verknüpfung von Trieb und Habit belegt werden? Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Studie.
- Perin (1942), Williams (1938)
o UV1: Anzahl der vorherigen Verstärkungen (Habitstärke)
o UV2: Länge der Deprivation (3h vs. 22h) (Triebstärke)
o AV: Löschungsresistenz des Verhaltens (Dauer, bis die Versuchstiere das zuvor erlernte Verhalten nicht mehr zeigten)
o Ergebnis
entsprechend der Theorie -> Interaktionseffekt (Reaktion ergibt sich aus Antriebsniveau und Verhaltensgewohnheit)
Löschungsresistenz steigt mit der Entzugsdauer und der Anzahl der vorherigen Bekräftigungen
Schildern Sie die Untersuchung von Meryman (1952) zum Nachweis, dass Triebe unspezifisch Verhalten energetisieren. Welcher Ergebnisaspekt passt nicht so gut zu den Annahmen?
- Idee: Triebzustand „weiß“ nicht wie er entstanden ist, also kann er jedes beliebige Verhalten energetisieren
- 4 Gruppen
1. ängstlich + hungrig (46h)
2. ängstlich + nicht hungrig (1h)
3. nicht ängstlich + hungrig (46h)
4. nicht ängstlich + nicht hungrig (1h) - Messung der Schreckreaktionsamplitude
o 1+2 am stärksten (passt zu Theorie)
o mit Abstand 3, dann 4 (2 und 3 müssten eigentlich gleich sein)
-> unpassend: Verhaltensaktivierung stärker bei „passender“ Triebquelle
Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung von Crespi (1942) zum Nachweis von Anreizeffekten. Warum können diese Anreizeffekte mit der ursprünglichen Theorie von Hull nicht erklärt werden?
- Anreizeffekt
o Unterschiede in Menge/Qualität der Verstärkung führen zu Verhaltensveränderungen - Untersuchung von Crespi:
o Startkammer -> Zielkammer (Messung der Laufgeschwindigkeit)
o Futterbelohnung von 3 Gruppen
bis 19. Durchgang: 1, 16 oder 256 Futterpillen
ab 20. Durchgang: alle 16
o Ergebnisse
16 und 256 laufen anfangs schneller
-> nach Umstellung laufen 256 viel langsamer und 1 viel schneller, 16 bleibt konstant -> keine monotone Steigung wie durch Hull postuliert
-> Verstärkung beeinflusst nicht nur Habit-Stärke
-> Kontrasteffekte können nicht durch Änderungen des Triebniveaus oder der Gewohnheitsstärke erklärt werden
-> Belohnungssystem beruht auf Vergleichen
Wie lautet die Formel zur Berechnung der Verhaltensstärke im erweiterten Motivationsmodell von Hull? Erläutern Sie jede Komponente der Formel.
- DHK=E
o D: Trieb, Antriebsniveau (Deprivationsdauer)
o H: Habit, Verhaltensgewohnheit
o K: Anreiz (zu erwartende Menge)
o E: Reaktionspotential
o Triebe (D) als Druckkräfte und Anreize (K) als Zugkräfte energetisieren im Verbund gelernte Reaktionen/Verhalten (H) zum Reaktionspotential (E)
Erklären Sie den Unterschied zwischen der revidierten Formel zur Berechnung der Motivationsstärke nach Hull und dem Alternativvorschlag von Kenneth Spence.
- Berechnung nach Hull: DHK=E
- Berechnung nach Spence: (D+K)*H=E
- Nach Spence: Trieb als Energiequelle nicht mehr notwendig, da Summenbildung
Nennen Sie kritische Einwände gegen Triebtheorien. Inwiefern sprechen die Ergebnisse von Sheffield, Wulff & Baker (1951) gegen die Triebreduktionshypothese?
- Kritische Einwände:
o es gibt schon Alternativerklärungen über bedürfnisabhängige Anreize -> keine Verwendung mehr für Triebenergiekonzept
o Woher wissen Tiere, wo sich welche Belohnung befindet?
fragmentarisch antizipatorische Zielreaktionen
-> kognitive Erklärung: Erwartung
o gegen belohnende Trieberregungsabfuhr:
spontanes Explorationsverhalten und Risikosuche (Neugier)
Aversion gegen zu geringe Stimulation (Reizentzug)
Intrakranielle Selbststimulation - Untersuchung von Sheffield, Wulff & Baker:
o Coitus interruptus
Experimentalgruppe: männliche Ratten; Weibchen in Zielkammer -> Unterbrechung vor dem Samenerguss
Kontrollgruppe: Männchen in Zielkammer
o Ergebnis
Männchen in Experimentalgruppe laufen immer wieder und immer schneller zu Weibchen
sexuelle Stimulation (Aufbau des Triebes) nicht ihre Reduktion (Triebreduktion) wirkt hier belohnend
nach Theorie müsste Frust auftreten, da keine Verstärkung (Orgasmus) vorhanden
Erläutern Sie das Yerkes-Dodson-Gesetz der Motivation. Inwiefern sind die hier beschriebenen Zusammenhänge wichtig für Verhaltensvorhersagen auf der Basis trieb- oder aktivationstheoretischer Ansätze?
- nicht linearer Zusammenhang zwischen Aktivationsniveau und Leistung (Parabelförmig)
- zu hohe/zu niedrige Erregung vermindert Leistung, am besten ist mittlere Erregung
- Einbezug der Aufgabenschwierigkeit: beste Leistung
o bei hoher Aufgabenschwierigkeit und niedrigem Arousal
o bei mittlerer Aufgabenschwierigkeit und mittlerem Arousal
o bei niedriger Aufgabenschwierigkeit und hohem Arousal
-> Aktivationstheorie: optimales Erregungsniveau statt Triebreduktion; nach Triebtheorie: hohes Arousal -> bester Leistung - Unterscheidung zwischen Verhaltensstärke und Aufgabenschwierigkeit, Einführen einer interaktiven Komponente (Unterschied zu Triebtheorien)
Warum heißt Lewins Motivationstheorie “Feld”-Theorie?
- Lewin geht von psychologischen Kräftefeldern aus (analog zu physikalischen Kräftefeldern)
- -> Gesamtheit der inneren und äußeren Kräfte, die auf eine Person einwirken
- dynamische Theorie
- Verhalten und Erleben als Resultate von verschiedenen, zu einem Zeitpunkt wirksamen, gerichteten Kräften (sog. Vektoren)
Was versteht Lewin unter dem „Lebensraum“ einer Person?
- aktuelle, subjektive Wahrnehmung der inneren und äußeren Situation
Erläutern Sie strukturelle und dynamische Elemente des Personenmodells von Kurt Lewin.
- strukturelle Komponenten:
o Bereiche einer Person
Bedürfnisse, Motive
Quasibedürfnisse (Ziele und Intentionen)
o Lage von Bereichen
je zentraler, desto grundlegender
o Nachbarschaft von Bereichen
je näher, desto ähnlicher das Bedürfnis
o Grenzwände und Durchlässigkeit von Bereichen
Substitution, Ersatzhandlung (z.B. soziale Anerkennung woanders erreichen) - dynamische Elemente: Spannung
o gespannte Systeme innerhalb der Person, die auf Spannungsausgleich drängen
Ausgleich über Zugang zu sensumotorischer Zone: Handeln
Ausgleich über Diffusion zu Nachbarbereichen: Ersatzhandlung
o besteht solange, bis das Bedürfnis befriedigt ist, bzw Ziel erfüllt ist:
Einfluss auf Wahrnehmung: Aufforderungscharakter von Dingen, die zur Bedürfnisbefriedigung taugen
Einfluss auf Gedächtnis: erhöhte Zugänglichkeit von zielbezogenen Inhalten
Einfluss auf Handeln: Aktivierung zielbezogener Handlungsweisen (im Zusammenspiel mit Umweltmerkmalen)
Beschreiben Sie die Auswirkungen gespannter Bereiche in der Person auf Handeln und Kognition anhand eines Beispiels!
- Hunger auf ein Sandwich
o Einfluss auf Handeln: aktiviert zielbezogene Verhaltensweisen
-> Suche nach Kiosk
o Einfluss auf Wahrnehmung: Aufforderungscharakter von Dingen, die zur Befriedigung taugen
-> nächstes Kiosk nimmt die ganze Aufmerksamkeit auf sich
o Einfluss auf Gedächtnis: erhöht Zugänglichkeit von zielbezogenen Inhalten
-> man erinnert sich besonders gut, wo das nächste Kiosk ist
Wie kann ein Spannungszustand in einem Personbereich abgebaut werden? Nennen Sie unterschiedliche Möglichkeiten auf der Basis der Feldtheorie
- Ausgleich über Zugang zur sensumotorischen Zone -> Handeln
- Ausgleich über Diffusion zu Nachbarbereichen-> Ersatzhandlung
Was ist nach Lewin eine Ersatzhandlung? Geben Sie ein Beispiel. Wie erklärt man Ersatzhandlungen?
- wenn die Grenzen der Zonen durchlässig sind, kann die Spannung zum benachbarten Bereich übergreifen, wenn sie nicht direkt abbaubar ist
-> stellvertretender Abbau in benachbarten Bereichen, auf die sich die Spannung überträgt = Ersatzhandlung (Befriedigung) - Beispiel
o Misserfolg beim Fußball -> Spannung
o Abbau durch Erklettern eines Baumes
o möglich da beide Handlungen dem Grundbedürfnis „körperliche Geschicklichkeit beweisen“ zugrunde liegen
Was versteht man unter Wiederaufnahmetendenzen? Schildern Sie hierzu Ablauf und Ergebnis der Untersuchung von Ovsiankina und erklären Sie das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie.
- Wiederaufnahmetendenz: Tendenz, unterbrochene Handlungen wiederaufzunehmen
- Untersuchung:
o Unterbrechung einer Aufgabenbearbeitung
durch andere Aufgabe (80% Wiederaufnahme)
Zufallsunterbrechung (100% Wiederaufnahme)
o Wiederaufnahme selbst wenn
betont wurde, dass einer Wiederaufnahme unwichtig ist
eine Wiederaufnahme explizit untersagt wurde
die Aufgabe außer Sichtweite gerückt wurde
o Beobachtungen
starke Tendenz zur Wiederaufnahme der unterbrochenen Tätigkeit
Weigerung zur Unterbrechung
Beschäftigung mit Aufgabe dauert gedanklich an
o Erklärung
Wiederaufnahmetendenz durch aufrecht erhaltene Spannung in diesem Aufgabenbereich, dessen Abschluss durch Unterbrechung verhindert wurde
-> führt zu Aktivierung entsprechenden (spannungsabbauenden) Verhaltens (also Wiederaufnahme) bei nächster Gelegenheit
In den Untersuchungen von Lissner und Mahler konnte gezeigt werden, dass die Wiederaufnahmetendenz durch eingeschobene Aktivitäten reduziert werden kann. Wie erklärt man dieses Ergebnis? Welche Aktivitäten besitzen einen hohen Substitutwert, welche nicht?
- bei Einschub von ähnlichen Aufgaben deutlich reduzierte Wiederaufnahmetendenz
- ähnliche Aufgaben haben einen hohen Ersatzwert (Substitutionswert)-> stellvertretender Spannungsabbau
- inwiefern es ein passendes Substitut ist hängt von der funktionalen Äquivalenz der Bereiche ab (Bereiche weisen für die Person auf dasselbe grundlegende Bedürfnis)
- Störhandlung befriedigt das Bedürfnis stellvertretend (Ersatzhandlung); subjektiv unähnliche Aufgaben, die anderes grundlegendes Bedürfnis aufweisen (Bereich weit weg) -> keine Bedürfnisbefriedigung, kein Spannungsabbau, geringer Substitutwert
Beschreiben Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchungen von Zeigarnik (1927). Wie erklärt man das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie? Was ist der „Zeigarnik-Quotient“?
- Untersuchung:
- VP sollen verschiedene Aufgaben bearbeiten
- eine Hälfte der Aufgaben schließt VP erfolgreich ab
- die andere Hälfte wird vom VL unterbrochen
- dann: Wie viele Aufgaben werden erinnert?
-> mehr unerledigte als erledigte Aufgaben werden erinnert - Erklärung:
o Unterbrechung verhindert den Spannungsabbau im jeweiligen Bereich
-> höhere kognitive Zugänglichkeit der Inhalte aus der unerledigten Aufgabe im Gedächtnis - Zeigarnik-Quotient
o 2:1 ->bessere Erinnerung an unerledigte als an erledigte Aufgaben
Wie kann man mit der Feldtheorie erklären, dass in der Untersuchung von Marrow (1938) mehr abgeschlossene als unterbrochene Aufgaben erinnert wurden?
- VPN wurde gesagt, wenn sie unterbrochen werden, machen sie die Aufgabe gut
-> subjektives Erfolgserleben; Bedürfnisbefridigung
-> Probanden erinnerten mehr erledigte als unerledigte Aufgaben
->Subjektiv wahrgenommene Aufgabenerledigung entscheidend (für Probanden waren erledigte Aufgaben unerledigte Aufgaben -> also eigentlich immer noch mehr unerledigte Aufgaben erinnert) - Erklärung:
o Unterbrechung ist hier ein erfolgreicher Spannungsabbau (Bedürfnisbefriedigung), keine Unterbrechung hält die Spannung aufrecht
Was ist mit einem Aufforderungscharakter von Umweltobjekten gemeint? Wie wurde ein Aufforderungscharakter experimentell untersucht?
- Aufforderungscharakter:
o Objekte haben einen Aufforderungscharakter aufgrund von inhaltlichen Bezügen zu Bedürfnissen und Quasi-Bedürfnissen
o durch innere Spannungen: Auswirkungen auf Wahrnehmung der Umwelt, stärkere Wahrnehmung, „fordern“ Aufmerksamkeit - Untersuchung durch Wispe & Drambarean (1953):
o Identifikation von kurzfristig dargebotenen Wörtern
o UV1: Nahrungsdeprivation (0, 10, 24h) (Spannungsaufbau)
o UV2: Bedürfnisrelevanz der Wörter (irrelevant vs. relevant)
o Ergebnis:
Hungrige erkennen bedürfnisrelevante Inhalte besser
Deprivation senkt die Wahrnehmungschwelle
-> Wörter über Nahrung haben hier einen Aufforderungscharakter
Erläutern Sie, was mit Bereichen und Grenzen im Umweltmodell von Lewins Feldtheorie gemeint ist.
- Bereiche
o psychologische (kognitive) Gliederung der Umwelt in Handlungsmöglichkeiten (Wege zu einem Ziel, Mittel-Zweck-Relationen)
o ein Vorlesungssaal bietet beispielsweise verschiedene Handlungsmöglichkeiten und manche nicht
o Bedürfnisse, Aufgaben - Grenzen
o Durchlässige Hindernisse auf dem Weg zum Ziel (unterschiedlich stark)
o z.B. Weg zum Kino
Warum wird die Umwelt in Lewins Modell als “hodologischer” Raum bezeichnet?
- “hodos“, griechisch für Pfad
- hodologische Raum: Identifizierung verschiedener möglicher Pfade (Wege) zu einem Zielobjekt
Definieren Sie den Begriff der Valenz in Lewins Feldtheorie.
- Anreizwert/Bewertung eines Objekts
- Zielbereiche der Umwelt erhalten durch ihre Relation zu den (Quasi-) Bedürfnissen der Person positive oder negative Valenz
- Va = f (s,Z)
o s: Bedürfnisspannung
o Z: intrinsische Eigenschaften des Zielobjekts - je intensiver das Bedürfnis (s) und je zweckdienlicher die Eigenschaften für die Bedürfnisbefriedigung (Z), desto stärker ist die Valenz
- Valenz wird zum Zentrum eines Kräftefeldes
Wie lautet Lewins Formel zur Berechnung der Kraft, die von einem Umweltobjekt auf eine Person wirkt?
- K = Va/d = f(s,Z)/d
o Kraft bezeichnet die Stärke der anziehenden bzw. abstoßenden Wirkung von positiven bzw. negativen Zielobjekten
o d: Distanz zum Ziel Stärke der Kraft nimmt mit geringerer Entfernung zu
o Va: Valenz
Wovon wird das Verhalten einer Person beeinflusst: Von der positiven oder negativen Valenz, die ein Objekt oder eine Situation für eine Person besitzt, oder von der Kraft, die von diesem Objekt bzw. dieser Situation ausgeht? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Valenz und Kraft?
- Kraft wirkt motivierend, nicht Valenz
- Kraft bestimmt Intensität und Richtung
- > Valenz allein bestimmt NICHT unser Handeln, sondern muss immer noch mit der Distanz relativiert werden
- Valenz spielt eine Rolle, da sich Kraft aus Valenz und Distanz des Objekts/Situation zusammensetzt
Was bedeutet Distanz in Lewins Theorie (geben Sie mindestens zwei verschiedene Beispiele) und welche Rolle spielt die psychologische Distanz für das Umweltmodell in Lewins Feldtheorie?
- psychologische Distanz zwischen Person und Zielobjekt
- z.B. räumliche Distanz (man will ins Kino, muss aber erst dort hin); soziale Distanz; Aufgabenschwierigkeit (will Klausur schreiben, aber soll sehr schwer sein); finanzielle Möglichkeiten (in Urlaub fahren); zeitliche Entfernung
- > sämtliche Faktoren, die die subjektive Salienz und Wahrscheinlichkeit des Zielobjektes beeinflussen
- umso größer die Distanz, desto kleiner die Kraft; umso kleiner die Distanz, umso größer die Kraft
Was ist ein Konflikt und wie zeigt er sich im Verhalten? Wie erklärt man Konflikte in Termini der Feldtheorie Lewins?
- Gleichgewicht anziehender und abstoßender Kräfte (Attraktion zu x, Aversion zu y)
- führt zu Immobilität des Organismus bzw. zu schnell wechselndem, widersprüchlichem Verhalten
- Situation, in der mehr als eine Kraft in unterschiedliche Richtungen widerstreitend auf eine Person wirkt
Erläutern Sie typische Verhaltenstendenzen in einem Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt (Beispiel) und erklären Sie das beobachtete Verhalten mit Millers Gradientenmodell.
- Ambivalentes Objekt: besitzt gleichzeitig anziehende als auch abstoßende Eigenschaften
- Besipiel: Prüfung: große Motivation zu lernen, will sie gleich schreiben (Oberziel: Studiumsabschluss); aber Angst, Überlegung, sie ins nächste Semester zu schieben; am Tag der Prüfung: Panik, wünschte sie wäre weiter weg
- Verhalten
o wechselt meist sehr schnell zwischen Tendenzen des Aufsuchens und des Meidens
o Organismus hält sich in einer gewissen Entfernung zum Zielobjekt auf - Miller
o Meiden-Gradient verläuft steiler als der Aufsuchen-Gradient
o stärkere Vermeidungssituation in Zielnähe durch (erlernte) Furcht
-> bei geringen Entfernungen größere Vermeidungsmotivation
-> bei großen Entfernungen größer Annäherungsmotivation
-> bei Schnittpunkt: Immobilität
Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung von Brown (1948) zum Zusammenhang von Zieldistanz und Verhaltensintensität.
- Ratte in Gang zwischen appetitivem und aversivem Reiz (Futter/Schock) mit Geschirr, das die Zugkraft misst (durch eine Feder)
- UV1: Annäherungstendenz (Dauer der Deprivation) vs. Vermeidungstendenz (Elektroschockstärke); UV2: Distanz zum Reiz
- Ergebnisse
o je geringer die Distanz desto größer die Verhaltensintensität
o positives Ziel: Zugkraft hin stärker
o negatives Ziel: Zugkraft weg sehr stark bei naher Distanz, steilerer Gradient als bei positivem Ziel
Definieren Sie unterschiedliche von Lewin postulierten Konflikttypen. Welche Konflikte lassen sich vergleichsweise leicht auflösen, welche sind dagegen schwieriger aufzulösen (und warum)?
- Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt (z.B. ein Verehrer)
o Gemisch positiver und negativer Valenzen in einem Objekt
o Gleichgewicht durch unterschiedliche Steigung der Annäherungs- und Vermeidungs-Gradienten (Miller)
o Eher schwer aufzulösen: nur durch Verschiebung auf mehr oder weniger ähnliche Ersatzobjekte, da dieses Objekt nicht wirklich erreicht werden kann - Annäherungs-Annäherungs-Konflikt (z.B. zwei Futternäpfe)
o zwei positiv valente Objekte, deren Verfolgung oder Konsum sich jedoch gegenseitig ausschließt, annähernd gleiche Anziehungskraft
o leicht aufzulösen: Annäherung an ein Objekt Kraft darauf wird Stärker, da die Distanz kleiner wird - Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt (z.B. zwei Klausuren zur Auswahl)
o zwei unangenehme Alternativen, das Verlassen der Situation und Vermeiden beider Situationen ist nicht möglich
o schwer aufzulösen: Bewegung in eine Richtung erhöht die abstoßende Kraft der näheren Alternative man bewegt sich wieder in die Mitte; Valenz verändern (Bedürfnisse oder intrinsische Ziele) - Doppelter Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt (z.B. zwei Verehrer)
o Verhalten wird von zwei Objekten beeinflusst von denen jeweils sowohl anziehende als auch abstoßende Kräfte ausgehen
o schwierig aufzulösen: nur durch Valenzverschiebung
Worin besteht eine Versuchungssituation? Wie kann man erklären, dass man einer Versuchung nachgibt? Welcher Zeitraum ist besonders kritisch?
- Konkurrenz zwischen einem geringeren (Valenz), aber sofort realisierbarem Anreiz (smaller-sooner, SS) und einem hohen (Valenz), aber erst später realisierbarem Anreiz (larger-later, LL)
- LL: spätere Realisierung: größere Distanz->kleinere Kraft; aber höhere Valenz -> größere Kraft
- man gibt bei SS-Dominanz nach, also wenn der Kraft-Wert eines kurzfristigen Anreizes den des LL übersteigt
- kritischer Zeitraum: SS rückt zeitlich näher, Wert zieht gleich und ist dann größer als der des LL (Hyperbolic Discounting)
Erklären Sie, was mit preference reversal gemeint ist, und geben Sie ein Alltagsbeispiel
- Bevorzugung von LL, solange beide Anreize noch relativ weit entfernt sind, da Valenz größer, aber Bevorzugung des SS sobald dieser in kritische Nähe gerückt ist (Hyperbolic Discounting)
- Beispiel: noch mit Freunden in die Kneipe, obwohl man am nächsten Tag eine wichtige Vorlesung hat
Warum kann man das Phänomen des preference reversal nicht mit einem einfachen linearen Diskontierungsmodell erklären? Wie muss der Diskontierungsprozeß gefasst werden, damit man damit auch preference reversals erklären kann?
- bei linearem Modell
o steigende Geraden würden sich nicht schneiden -> kein Präferenzwechsel - besser:
o Hyperbel: Hyperbolic Discounting
o berücksichtigt, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Überschneidung gibt (preference revearsal)