VL2 Psychosomatik Flashcards
Was ist Psychosomatik?
Wissenschaft und Heilkunde über die Wechselwirkungen zwischen psychischen, sozialen und körperlichen Prozessen. Betrachtet die Bedeutung dieser Wechselwirkungen für Gesundheit und Krankheit. Personenzentrierte Medizin mit Einbezug der psychischen und sozialen Faktoren.
Was bedeutet der Begriff „psychosomatisch“?
Zusammenhang zwischen psychischen und körperlichen Erkrankungen. Krankheitsbilder, bei denen psychische Faktoren die Entstehung, den Verlauf oder die Heilung beeinflussen.
Beispiele: Reizdarmsyndrom, Spannungskopfschmerzen, chronische Schmerzen.
Was ist der Unterschied zwischen Psychosomatik und Somatopsychologie?
Psychosomatik: Wie beeinflussen psychische Prozesse körperliche Krankheiten? Somatopsychologie: Wie beeinflussen körperliche Erkrankungen psychische Prozesse?
Beispiel: Psychosomatik: Stress → Magenprobleme. Somatopsychologie: Chronische Krankheit → Depression.
Welche Störungsformen gibt es in der Psychosomatik?
Somatopsychische Störungen: Primäre körperliche Erkrankung mit psychischer Folge (z. B. Krebs → Depression). Organkrankheiten mit psychosozialer Komponente: Psychosoziale Faktoren beeinflussen den Krankheitsverlauf (z. B. Bluthochdruck durch Stress). Somatoforme autonome Funktionsstörungen: Körperliche Beschwerden ohne organische Ursache (z. B. Reizdarmsyndrom). Konversionsstörungen/ dissoziative Störungen: Unbewusste Konflikte äußern sich als motorische oder sensorische Ausfälle (z. B. Lähmungen, Erblindung ohne organische Ursache).
Welche Modelle erklären psychosomatische Erkrankungen?
Konversionsmodell (Freud, 1895): Seelische Konflikte werden in körperliche Symptome „umgewandelt“. Vegetative Neurose (Alexander, 1950): Unterdrückte Emotionen beeinflussen das vegetative Nervensystem → Krankheitssymptome. De- und Resomatisierung (Schur, 1955): Frühe Kindheit: Emotionen werden somatisch ausgedrückt. Im Stressfall kommt es zur Rückkehr zu diesen Mustern → psychosomatische Symptome. Stressmodell (Selye, 1950): Chronischer Stress → physiologische Belastung → Krankheit.
Welche Rolle spielt Alexithymie in der Psychosomatik?
Alexithymie = Unfähigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen und zu beschreiben. Betroffene können körperliche Empfindungen nicht von Emotionen unterscheiden. Häufiger bei psychosomatischen Patienten.
Was sind somatoforme Störungen?
Körperliche Beschwerden ohne nachweisbare organische Ursache. Symptome ähneln medizinischen Krankheiten, sind aber psychisch bedingt.
ICD-10-Klassifikation (F45): Somatisierungsstörung (F45.0): Multiple körperliche Beschwerden über Jahre. Undifferenzierte Somatisierungsstörung (F45.1): Weniger Symptome, kürzere Dauer. Hypochondrische Störung (F45.2): Übermäßige Angst vor schwerer Erkrankung. Somatoforme autonome Funktionsstörung (F45.3): Beschwerden eines Organsystems (z. B. Herzneurose, Reizdarm). Anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.4): Chronische Schmerzen ohne organische Ursache.
Wie werden psychosomatische Erkrankungen diagnostiziert?
Anamneseerhebung nach Morgan und Engel (1997): Begrüßung und Vorstellung des Arztes. Offene Fragen zur aktuellen Symptomatik. Detaillierte Beschreibung der Beschwerden. Zeitliche Entwicklung der Symptome. Lebensgeschichte und frühere Erkrankungen. Psychosoziale Belastungen. Systematische Durchsicht aller Organsysteme. Abschließendes Gespräch über nächste Schritte. Wichtig: Ausschluss organischer Ursachen!
Welche Klassifikationssysteme gibt es für psychosomatische Störungen?
DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders): Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10/ICD-11 (International Classification of Diseases, WHO): Klassifikation für psychische und somatische Erkrankungen.
Welche psychosomatischen Krankheitsbilder gehören zu den „Holy Seven“ nach Alexander (1950)?
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus pepticus). Colitis ulcerosa / Morbus Crohn (chronisch-entzündliche Darmerkrankungen). Asthma bronchiale. Essenzielle Hypertonie (Bluthochdruck). Neurodermitis (Atopisches Ekzem). Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion). Rheumatoide Arthritis.
Was sind somatopsychische Störungen?
Psychische Reaktionen auf körperliche Erkrankungen.
Beispiele: Depression nach Krebsdiagnose. Angststörung nach Herzinfarkt.
Wie hoch ist die Prävalenz psychosomatischer Störungen?
30-40% der Patienten in hausärztlicher Versorgung haben psychosomatische Beschwerden. Frauen (37%) häufiger betroffen als Männer (25%). Lebenszeitprävalenz: ca. 48%. 41% der Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen.
Welche Rolle spielt Stress in der Psychosomatik?
Chronischer Stress beeinflusst das Immunsystem und fördert Krankheiten. Psychoneuroimmunologie: Wechselwirkungen zwischen Psyche, Nerven- und Immunsystem. Psychoneuroendokrinologie: Auswirkungen von Stresshormonen auf den Körper.