Virginia Satir Flashcards
systemische Familientherapie
Einführung: Grundsätze und Bedeutung der Familientherapie
- Virginia Satir: Pionierin der systemischen Familientherapie; bekannt für ihre empathische Arbeitsweise und die Fähigkeit, menschliche Erfahrungen zu verallgemeinern.
- Systemischer Ansatz: Die Familie wird als Einheit betrachtet, die durch zirkuläre, vorhersagbare Kommunikationsmuster geprägt ist. Veränderungen eines Familienmitglieds wirken auf die gesamte Familie.
- Leidensdruck der Familie: Symptome eines Familienmitglieds beeinflussen die gesamte Familie, da diese ein Gleichgewicht bewahren möchte.
- Ziel: Mobilisierung der Selbstheilungskräfte innerhalb der Familie, Einbeziehung aller Perspektiven und Förderung von Entwicklung durch gemeinsame Sitzungen.
Selbstwert als Zentrales Konzept
- Selbstwert als Schlüssel: Der Selbstwert einer Person ist erlernt und beeinflusst maßgeblich ihre Kommunikation und Bewältigungsstrategien.
- Hoher Selbstwert: Fehler werden toleriert, offene Kommunikation und flexible Regeln gefördert; Vertrauen in eigene Fähigkeiten und Wertschätzung anderer.
- Niedriger Selbstwert: Führt zu inkongruenten Kommunikationsmustern, unsicheren Abwehrmechanismen und starren, einschränkenden Regeln.
- Selbstwertförderung in der Therapie: Selbstwert kann im gesamten Leben neu erlernt werden, was Hoffnung und Wachstum ermöglicht.
Kommunikationsmuster bei niederigem Selbstwert
Beschwichtigendes Muster:
- Ziel: Harmonie herstellen, Anerkennung erlangen.
- Bedürfnisse werden unterdrückt, um anderen zu gefallen.
- Hintergrund: Angst und Gefahr; führt bei Konflikten oft zur Anklagehaltung.
Beispiel: Mutter ignoriert eigene Bedürfnisse zugunsten der Kinder, beschuldigt später den Ehemann in Konflikten.
Anklagendes Muster:
- Ziel: Dominanz und Machtposition herstellen.
Verantwortung wird auf andere abgewälzt, eigene Rolle im Konflikt bleibt unbeachtet.
Unterschied zwischen Kritik (konstruktives Feedback) und Anklage (verletzend) wird oft nicht erkannt.
Beispiel: Mutter kritisiert Vater aggressiv wegen Freizeitaktivitäten, die für die Familie als ungünstig empfunden werden.
Rationalisierendes Muster:
- Emotionen werden verdrängt, Orientierung an Prinzipien und rationalen Sichtweisen.
- Distanziertheit in Konflikten; patriarchalisch geprägtes Verhalten: keine Schwäche zeigen.
Ablenkendes Muster:
- Themen werden abrupt gewechselt, Gesprächsbeiträge wirken irrelevant.
- Hintergrund: Gefühl der Nicht-Zugehörigkeit, Kommunikation ohne Bezug zu anderen.
Therapeutische Methoden nach Virginia Satir
Reframing/Umdeutung:
-Negative Elemente werden in einem neuen, positiven Kontext betrachtet oder umgedeutet, um die Wahrnehmung zu verändern.”
- Reduzierung von Schuldzuweisungen und der Sündenbockrolle innerhalb der Familie.
- Urteile und negative Aussagen werden wertungsfrei zurückgespiegelt, um Vertrauen zu fördern.
2.Skulpturen:
- Visuelle Darstellung der familiären Rangordnung und Beziehungsmuster.
- Ergänzung der verbalen durch nonverbale Kommunikation, wodurch Gefühle und Wahrnehmungen sichtbar gemacht werden.
-Ziel: Förderung des Bewusstseins für eigene und unterbewusste Gefühle, Reduktion von Missverständnissen.
3.Stressballett:
- Aufdeckung von Gefühlen und inkongruenten Kommunikationsmustern durch nonverbale Übungen.
- Verdeutlichung des Zusammenhangs zwischen äußerer Botschaft und innerem Empfinden.
- Ziel: Förderung kongruenter Kommunikation und authentischen Ausdrucks.
4.Bewältigungsstrategien:
- Aufbau von Fähigkeiten, um mit Problemen angemessen umzugehen.
- Zusammenhang mit Selbstwert: Stärkung des Selbstwertgefühls verbessert Kommunikations- und Bewältigungskompetenzen.
- Ziel: Förderung von flexiblen Leitlinien, sinnvollen Vereinbarungen und offener Kommunikation.
Therapieverlauf in drei Phasen
- Phase I: Kontaktaufnahme und Vertrauensbasis
- Vertrauensvolle Atmosphäre durch positive, offene Fragen schaffen.
- Identifikation von Kommunikationsmustern innerhalb der Familie (z. B. durch Sitzordnung oder Antworten).
- Humor und Einfühlsamkeit: Die Therapeutin teilt persönliche Erfahrungen, um Nähe und Vertrauen aufzubauen.
- Reframing: Negative Aussagen werden umgedeutet, um die Sündenbockrolle abzuschwächen.
2.Phase II: Chaos
- Aufdeckung verdeckter Konflikte und Abwehrmechanismen innerhalb der Familie.
-Therapeutin fokussiert auf das Hier und Jetzt, um Verhaftung in Vergangenheit und Zukunft zu lösen. - Übungen wie das Stressballett fördern das Verständnis für Gefühle und Kommunikationsmuster.
- Ziel: Stärkung der Fähigkeit, Kritik nicht als persönliche Ablehnung zu empfinden und Missverständnisse zu klären.
3.Phase III: Integration und Verträge
- Nach Abklingen des Chaos arbeiten Familienmitglieder an gemeinsamen Entscheidungen und Vereinbarungen.
- Ziel: Nachhaltige Verbesserung der Kommunikations- und Bewältigungsstrategien.
- Pädagogik und Therapie verschmelzen, um dauerhafte Veränderungen zu ermöglichen.
Zusammenfassung Der Ziele der Familientherapie nach Satir
- Selbstheilung aktivieren: Die Familie wird als Einheit gestärkt, um gemeinsam Probleme zu bewältigen.
- Selbstwert aufbauen: Erlernte negative Muster durch positive ersetzt, individuelle und familiäre Ressourcen gefördert.
- Kommunikation verbessern: Inkongruente Muster abbauen, kongruente und effektive Kommunikation etablieren.
- Nachhaltigkeit schaffen: Lösungen und Fähigkeiten entwickeln, die auch in Zukunft angewendet werden können.