Verstehen und Handeln Flashcards
Soziologische Grundbegriffe
§1. Soziologie
eine Wissenschaft welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will
“Soziales” Handeln:
-Handeln oder Sinn des Handelnden in Bezug auf das Verhalten anderer und seinem Ablauf orientiert
§1
I. Methodische Grundlagen
1. Sinn
a) alpha. in einem historisch gegebenen Fall von einem Handelnden oder beta. durchschnittlich gegebenen Masse von Fällen
b) begrifflich konstruierten reinen Typus von dem oder den als Typus als bedachten Handelnden subjektiven Sinn
§1
I.
2. Grenzen subjektiven Sinns
Grenzen zw. sinnenhaften und subjektiv gemeinten Sinn – flüssig
sinnenhaftes – verstehbares Handeln
§1
I.
3. “Evidenz”
Verstehen kann:
a) rational (unmittelbar u. intellektuell sinnhaft) (Höchstmaß von Evidenz)
b) einfühlend nacherlebenden (intellektuell deuten oder oder als Gegebenheit annehmen)
Charakters sein
zweckrationales Handeln dient zur evidenten Verständlichkeit und seiner Eindeutigkeit, des Typus (“Idealtypus”) mit den Handelnden beeinflussenden Irrationalitäten als „Abweichungen“
§1
I.
4. sinnfremde Vorgänge und Gegenstände
sinnfremd – Vorgänge oder Zuständlichkeiten ohne gemeinten Sinngehalt
-wenn sie nicht als „Mittel“ oder „Zweck“ zum Handeln treten
-nur seinen Anlass, Förderung oder Hemmung
–werden als „Daten“ hingenommen mit denen zu rechnen sei
§1
I.
5. Verstehen
- aktuelle Verstehen des gemeinten Sinnes einer Handlung
- erklärendes Verstehen:
- „verstehen“ motivationsmäßig
- verständlicher Sinnzusammenhang (Logik)
- >„Erklären“ – Erfassung des Sinnzusammenhangs
§1
I.
6. Erfassung
a) Im Einzelfall real gemeinten (historische Bechtrachtung)
b) durchschnittlich und annäherungsweise (Massenbetrachtung)
c) für den reinen Typus (Idealtypus) einer häufigen Erscheinung wissenschaftlich zu konstruierenden Sinnes oder Sinnzusammenhangs
––reale Handeln verläuft selten wie im Idealtypus
Hypothese (kausal gültige Deutung):
a) vorgeschobene „Motive“ und „Verdrängungen“ (nicht eingestandene Motive) verhüllen dem Handelnden selbst den wirklichen Zusammenhang der Ausrichtung seines Handeln
b) äußere Vorgänge des Handeln, als gleich oder ähnlich gelten können höchst verschiedenen Sinnzusammenhängen zugrunde liegen
c) handelnde Menschen sind gegebene Situationen oft gegensätzlichen Antrieben ausgesetzt mit relativen Stärke
Greshamsche Gesetz – rational evidente Deutung Menschen Handelns bei gegebenen Bedingungen und unter der idealtypischen Voraussetzung rein zweckrationalen Handelns
- notgedrungen als Stütze nachhelfen
- Zurechnungn eben endgültig „Hypothese“
§1
I.
7. „Motiv“
Sinnzusammenhang, welcher dem Handelnden selbst oder dem Beobachtenden als sinnenhafter „Grund“ eines Verhaltens erscheint
-„Sinnhaft adäquat“ –Zusammenhänge ablaufendes Verhalten
-„kausal adäquat“ – Chance das sie stets in gleicher Art tatsächlich abläuft
(sinnhaft… – bspw. Rechnen)
Kausale Erklärung bedeutet Feststellung:
- nach einer irgendwie abschätzbaren (selten Idealfall)
- zahlenmßig angebbaren, Wahrscheinlichkeitsregel auf einen bestimmten beobachteten (Inneren oder Äußeren) Vorgang ein bestimmter anderer Vorgang folgt (oder gemeinsam auftritt)
richtige kausale Deutung eines konkreten Handelns bedeutet:
- äußerer Ablauf und das Motiv zutreffend
- zugleich in ihrem Zusammenhang sinnhaft verständlich erkannt sind
richtige kausale Deutung typischen Handelns:
-typisch behauptete Hergang sowohl singadäquat wie als kausal adäquat festgestellt werden kann
nur statistische Regelmäßigkeiten, welche einem verständlichen gemeinten Sinn eines sozialen Handelns entsprechen, sind verständliche Handlungstypen
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I.
8. Vorgänge und Regelmäßigkeiten
- sind natürlich
- nicht als „soziologischer Tatbestand“
- rücken in eine andere Stelle als das verstehbare Handeln –> in die von „Bedingungen“, „Hemmungen“, „Anlässen“, „Förderungen“
§1
I.
9. Handeln des eignen Verhaltens
Verhalten einer oder mehreren einzelnen Personen:
-für Erkenntniszwecke oder für praktische Ziele kann es zweckmäßig/unvermeindlich sein soziale Gebilde (bspw. Staat) wie Einzelindividuen zu behandeln
Gebilde sind lediglich Abläufe und Zusammenhänge spezifischen Handelns einzelner Menschen
Deutung des Handelns des Kollektivbegriffs:
a) genötigt mit ähnlichen Kollektivbegriffen zu arbeiten um eine Terminologie zu gewinnen
- Juristen sowie Alltagssprache bezeichnet Staat als Rechtsbegriff – Soziologie lediglich als Ablauf sozialen Handelns Einzelner
b) Kollektivgebilde Vorstellungen, teils Geltensollendem in den Köpfen realer Menschen sind, an denen sich deren Handeln orientiert
- Vorstellungen von etwas Gelten-Sollendem
c)„organische“ Soziologie (Ausgehen vom „Ganzen“) und innerhalb dessen dann der Einzelne und sein Verhalten – Teile eines Ganzen
–solche Ausdrucksweise 1. praktische Veranschaulichung; 2. kann unter Umständen dasjenige soziale Handeln herausfinden helfen, dessen deutendes Verstehen für die Erklärung eines Zusammenhangs wichtig ist
Funktionen einzelner differenzierten Typen und Art, wie, ohne Annahme der Vererbung erworbener Eigenschaften oder umgekehrt im Falle dieser Annahme, jene Differenzierung erklärlich ist:
- was denn den Ausschlag der Differenzierung aus dem neutralen Anfangsindividuum entscheidet
- was das differenzierte Individuum veranlaßt, sich so zu verhalten, wie dies tatsächlich dem Erhaltungsinteresse der differenzierten Gruppe dient
Othmar Spann […]: welches Handeln funktional, vom Standpunkt „Erhaltung“ wichtig ist – um die Frage stellen zu können wie dieses zustande kommt:
- was ein ‘König‘ leistet – welches typische Handeln
- Missverständnis das eine „individualistische“ Methode eine individualistische Wertung bedeute
alle funktionale Begriffsbildung leistet nur Vorarbeit dafür, deren Nutzen und Unentbehrlichkeit natürlich unbestreitbar ist
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I.
10. „Gesetze“
„Gesetze“ = Lehrsätze der verstehenden Soziologie (bspw. Greshamsche Gesetz)
–durch Beobachtung, typische Chancen eines bei Vorliegen gewisser Tatbestände zu gewärtigenden Ablaufes von sozialem Handeln
-welches aus typischen Motiven und typisch gemeintem Sinn der Handelnden verständlich sind
–insofern sie reinzweckrationale Motive dem typisch beobachtenden Ablauf zugrunde liegen
– und Beziehung zw. Mittel und Zweck nach Erfahrungssätzen eindeutig ist
im Einzelfall Bedeutung für eine soziologische Feststellung gewinnen und oft in hohem Maße
-generell keine nähere Beziehung zur Psychologie als zu allen anderen Disziplinen
soziologischen Erklärung von Irrationalitäten des Handelns dagegen kann die verstehende Psychologie entscheidende wichtige Dienste leisten
§1
I.
11. Typen-Begriffe und generelle Regeln des Geschehens
Begriffsbildung der Soziologie unter dem Gesichtspunkt:
-ob sie damit der historischen kausalen Zurechnung der kulturwichtigen Erscheinungen einen Dienst leisten kann
-dafür zu bieten, gesteigerte Eindeutigkeit der Begriffe – möglichstes Optimum von Sinnadäquanz (erstrebt von soziologischen Begriffsbildung)
–kann bei rationalen Begriffen und Regeln besonders vollständig erreicht werden
auch irrationale Erscheinungen werden ersucht um in denen theoretische und sinnadäquaten Begriffen zu erfassen
–entfernt sich von der Wirklichkeit und dient der Erkenntnis der selben
–nur vom reinen („Ideal“-)Typus her ist soziologische Kasuistik möglich
-nach Gelegenheit auch den Durchschnitts-Typus von der Art der empirisch-statistischen Typen
(typische Fälle = im Zweifel vom Idealtypus)
Durchschnitte(typen) lassen sich nur da bilden, wo es sich nur um Gradunterschiede qualitativ gleichartigen sinnhaft bestimmten Verhaltens handelt:
-Mehrzahl der Fälle – qualitativ heterogenen Motiven beeinflusst (Durchschnitt nicht ziehbar)
-idealtypische Konstruktionen sozialen Handelns der Art (z.B. in Wirtschaftswissenschaften) „wirklichkeitsfremd“
–je weltfremder desto besser leisten sie ihre Dienst, terminologisch und klassifikatorisch wie heuristisch
Idealtypisch sind aber die konstruktiven Begriffe der Soziologie auch innerlich:
- reale Handeln meist im dumpfen Halbbewusstsein oder Unbewusstheit seines „gemeinten Sinns“
- Handelnder fühlt ihn unbestimmt – handelt meist triebhaft oder gewohnheitsmäßig
- wirklich effektives, bewusstes, rationales Handeln meist nur Grenzfall
soziologische Betrachtung hat Abstand gegen die Realität jederzeit, wenn:
- es sich um Betrachtung dieser in ihrer Konkretheit handelt
- in Betracht zu ziehen und nach Maß und Art festzustellen
methodischen oft nur die Wahl zw.:
- unklaren oder klaren
- dann irrealen und „idealtypischen“ Termini (letzteren wissenschaftlich vorzuziehen)
§1
II. Begriff des sozialen Handelns
- soziales Handeln
(einschließlich Unterlassen oder Dulden)
-kann orientiert werden am vergangenen, gegenwärtigen oder für künftig erwarteten Verhalten anderer
–„anderen“ können, Einzelne und Bekannte oder unbestimmt Viele und ganz Unbekannte sein
§1
II.
2. nicht jede Art von Handeln ist soziales Handeln
äußeres Handeln dann nicht, wenn es sich lediglich an den Erwartungen des Verhaltens sachlicher Objekte orientiert
innere nur dann, wenn es sich am Verhalten anderer orientiert
§1
II.
3. nicht jede Berührung ist sozialen Charakters
nur ein sinnhaft am Verhalten des andern orientiertes eignes Verhalten