Theorie der Geschichtsdidaktik Flashcards
10 didaktische Prinzipien
konzeptuelles L. exemplarisches L. Wissenschaftsorientierung Problemorientierung Prozessorientierung Schüler*innen- & Lebenswelto. Handlungsorientierung Multiperspektivität Kontroversitätsprinzip Gegenwarts- und Zukunftsbezug
Was ist exemplarisches Lernen nicht?
Nicht primär Aneignung des Besonderen, sondern Einsichten in Prinzipien, Strukturen und Regelmäßigkeiten
Problem nach Lange
subjektiv erlebte Diskrepanz zwischen einem Ist-Zustand und einem Soll- Zustand
Muss bei Multiperspektivität eine definitive Entscheidung getroffen werden?
nein
vorikonographische Bildbetrachtung; was + von wem?
Beschreibung der Bildelemente von ERWIN PANOWSKY
ikonographische Bildanalyse; was + von wem?
Systematische Erschließung des Bildinhalts: Was wird dargestellt? Wie wird etwas dargestellt? Welche Symbole gibt es und welche Bedeutung haben diese? von ERWIN PANOWSKY
ikonologische Bildinterpretation (5)
- Bildbedeutung
- Künstlerabsichten
- Rezeption
- Entstehungszeit
- Kontextwissen
Kontroversitätsprinzip
Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen
argumentationsheterogene Lerngruppen
mehrere Meinungen stoßen aufeinander
gehört zu KP
apathisch-indifferente Lerngruppen
- Lässt Meinung des Lehrenden über sich ergehen
- Unreflektiert Übernahme der LehrerInnenmeinung oder Verfestigung der eigenen Position durch stillschweigende Ablehnung
(gehört zu KP)
argumentationshomogene Lerngruppen
Konsens, Polarisierung in politischen Fragen kaum möglich
gehört zu KP
Was garantiert Lebensweltorientierung?
größtmögliche Effektivität im Lernprozess
Lebenswelt?
= unreflektierter Lebensraum, Teil einer vertrauten Umwelt, die unbewusst sinnstiftend und handlungsrelevant ist
Soziale Beziehungen, materielle Umwelt
Sinnprovinzen
gruppieren sich um spezielle Interessen, weisen codiertes Sonderwissen auf
–> Soziolekt, konsumgesellschaftliche Orientierungen, Protestformen und deren Ursachen, Bekleidungsnormen, Musikstile etc.
Worauf basiert Prozessorientierung?
auf der Systemtheorie von Niklas Luhmann
autopoietische Systeme
Unterricht = eigenes, von den Lernenden und Lehrenden gestaltetes System
Handlungsorientierung
Transformation der Erlebnisse von konkreter auf abstrakte Ebene
Opferthese
Österreich als Opfer des Nationalsozialismus
–> „macht- und willenlos gemachte Volk Österreich“
Was war die Befürchtung, die durch die Einführung der Politischen Bildung entstand? + Lösung
Indoktrination
Instrumentalisierungsängste durch Parteien
LÖSUNG: Politische Bildung als Unterrichtsprinzip (Grundsatzerlass 1978)
Abstinenzregelung
Politik und Schule gehörten getrennt
Kritik am Kompetenzmodell?
soziale Funktionalisierung
Didaktische Wende in der BRD, wann?
Anfang der 1960er
Kritik und Lösungsversuch von Kurt Gehard Fischer
Ablehnung der Stoffzentrierung
Kritik an Staats- und Institutionenkunde
–> Vermittlung von Analysefähigkeit & Urteilsbildung
Wer prägte das didaktische Prinzip der Problemorientierung?
Wolfgang Hilligen
Schlüsselbegriffe für Herausforderungen (nach Hilligen) (5)
- -> weltweite Interdependenz
- -> Technisch-industrielle Massenproduktion (Arbeitslosigkeit, soziale Ungleichheit, Entfremdung, aber auch erleichterte Bedürfnisbefriedigung, Arbeitserleichterung)
- -> Massenvernichtungsmittel
- -> Umweltzerstörung
- -> „mediale Erfahrung“
Wie ergeben sich Hilligens Schlüsselbegriffe?
aus der Überlegung, wie in einer Gesellschaft menschenwürdiges Leben garantiert werden kann
Kategorien nach Klafki
Kategorien = Kernbegriffe, erleichtern den Zugang zu Inhalten politischer Bildung
- Strukturieren das Lernen, dienen der Vernetzung des im Unterricht erworbenen Wissens über die Schuljahre hinweg
11 Kategorien nach Giesecke
Konflikt, Konkretheit, Macht, Recht, Interesse, Solidarität, Mitbestimmung, Funktionszusammenhang, Ideologie, Geschichtlichkeit, Menschenwürde
Welche von den 11 Kategorien nach Giesecke ist der Ausgangspunkt?
Konflikt
3 Grundprinzipien, die aufgrund der Angst vor porteipolitischer Indoktrination in Beutelbach (Schwaben) beschlossen wurden
- Überwältigungsverbot
- Kontroversitätsangebot
- Schülerorientierung
demokratische Sinnbildung?
aufklärerisches Postulat der politischen Mündigkeit
Gegenteil der demokratischen Sinnbildung?
autokratische Sinnbildung (ermöglicht hörige Untertanen)
enger Politikbegriff
auf Staat bezogen
weiter Politikbegriff
alle gesellschaftlichen Bereiche
3 Dimensionen des Politischen
- polity (=Politikform)
- policy (=inhaltlich)
- politics (=Prozess der Durchsetzung)
7 Politikbegriffe
- gouvernemental (auf Staat bezogen)
- normativ (wertbezogen, Sollzustand)
- konfliktorientiert
- historisierend (gesellschaftliche Veränderbarkeit)
- partizipatorisch (auf das Individuum bezogen)
- deskriptiv
- konsensbezogen (Ausgleichs- und Friedensfunktion der Politik)
3 unveränderbare Merkmale des Politischen
- Knappheit
- Konflikt
- Macht bzw. Herrschaft
vertikale vs. horizontale Herrschaft
v: Befehlsgeber & Untertanen
h: Demokratie
gängige Modelle politischer Bildung unterscheiden drei Komptenzbereiche
+ Österreich
- politische Urteilskompetenz
- politische/politikbezogene Methodenkompetenz
- Politische Handlungskompetenz
Ö: politische Sachkompetenz
3 Typen der Leistungsfeststellung
- Leistungsdiagnose (mit Worten)
- Leistungsbewertung (+, -)
- Leistungsbeurteilung (Noten)
Warum ist der Begriff “Leistungsdiagnose” belastet?
Missbrauch der “Sozialen Diagnose” durch den Nationalsozialismus zu Selektionsverfahren
Leistungsfeststellung nach Anforderungsbereichen
AF I: Reproduktion
AF II: selbständige Anwendung von gelernten Methoden
AF III: eigenständiges Beurteilen, Bewerten, …
5 Aufgabenformate
- geschlossen: MC
- halboffen: Lückentext
- offen: Leitfragenaufgaben
- mündliche Prüfung
- Portfolio
Geschichtsbewusstsein?
- durch Sozialisation und Erziehung bringen eine gewisse Vorstellung von der Vergangenheit mit in den Geschichtsunterricht
- Geschichtsunterricht muss diese Vorstellungen, in Frage stellen, weiterentwickeln
Definition Kompetenzen nach Franz Weinert
„die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“
Paradigmenwechsel
Allgemeinwissen verliert an Bedeutung, Wissen ist immer in Zusammenhang mit Anwendung zu sehen
3 Kritikpunkte am Kompetenzmodell
- reiner Funktionalismus
- künstliche Trennung der Kompetenzdomänen
- künstliche Trennung von Wissen und Kompetenzen
Was ist Wissen? –> eng und weites Verständnis
- eng: Daten, Fakten
2. weit: Infoaufnahme, -verarbeitung, -speicherung + Anwendung
Kompetenzmodell nach Michael Sauer
Unterscheidung von:
- Sachkompetenz = chronologisches Orientierungswissen
- Methodenkompetenz
Kompetenzmodell nach Pandel (4 Kompetenzbereiche)
- Gattungskompetenz (historische Textgattungen)
- Interpretationskompetenz
- geschichtskulturelle K. (Geschichte als konstruierte Vergangenheit)
- narrative K. (Sinnbildung)
Kompetenzmodell nach Peter Gautschi
von historisches Lernen nach Jeismann abgeleitet
- Wahrnehmungsk.
- Erschließungsk.
- Urteilsk.
- Darstellungsk.
- Orientierungsk.
4 Kompetenzen Geschichtsbewusstsein (FUER)
- Fragekompetenz
- methodische K.
- Sachkompetenz (Begriffs- und Strukturierungsk.)
- Orientierungsk.
De-Konstruktionskompetenz + Praxisbsp
“fertige Geschichten” nach den beeinflussenden Rahmenbedingungen und Intentionen zu hinterfragen
–> Texte visualisieren
Re-Konstruktionskompetenz
Fähigkeit aus vorhandenen Quellen selbst Geschichte zu rekonstruieren
thematische Grundkonstanten des Nationalsozialismus
- Rassenlehre
- Volksgemeinschaft
- Führer-Gefolgschaftsprinzip
- Kult der großen Männer
Wer rückt das Individuum bzw. das Handeln ins Zentrum
Kulturgeschichte
Unterscheidung zweier Ebenen im Bereich der Didaktik
- Inhalt des Geschichtsunterichts
2. lernendes Subjekt
erweiterte Zugänge zur Vergangenheit (5)
- Oral History
- Bildquellen
- Statistiken
- Auslegung von Texten
- Multiperspektivität
doppelte Subjektorientierung
- inhaltliche Orientierung auf das handelnde Subjekt
2. Konzentration auf das lernende Subjekt
Objektebene (3)
- Inhalte
- Methoden
- Medien
Subjektebene (4)
- Lebenswelt
- Interessen
- Bedürfnisse
- Emotionen
Geschichte als Mittel von (3)
… kollektiver Identitätsbildung
… Maniulation
… Indoktrination
Identitätsbildung ist …
subjektiver Konstruktionsprozess –> Innen und Außen sollen in Harmonie gebracht werden
Kommunikatives Gedächtnis nach Assmann
= Ergebnis der Alltagskommunikation
Kulturelles Gedächtnis
nach Assmann
- durch Alltagsferne gekennzeichnet
- beinhaltet schicksalhafte Ereignisse der Vergangenheit (manifestieren sich in Denkmale)
Geschichtsbewusstsein nach Jeismann?
= Gesamtheit der unterschiedlichen Vorstellungen von Vergangenheit & Einstellungen zur Vergangenheit –> kollektives & individuelles Geschichtsbewusstsein
reflektiertes Geschichtsbewusstsein nach Jeismann (3)
- Sachaussage (Fakten)
- Sachurteil (Analyse der Fakten)
- Bewertung
4 Formen des historischen Erzählens (Rüsen)
- traditionale Sinnbildung (bekräftigt das Bestehende)
- exemplarische Sinnbildung (Vorbildfunktion)
- kritische Sinnbildung (Bestehendes wird außer Kraft gesetzt)
- genetische Sinnbildung (erkennt Veränderung an)
Tracht als Symbol von …
… Bewegungslosigkeit (“Authentizität”)
politische Sinnbildung?
= politisch-kulturelle “Innenausstattung” der Demokratie
Wofür soll Politische Bildung dienen?
zur Differenzierung des Bürger*innenbewusstseins
Wovon erkennt “Selbstreflektives Ich” seine Abhängikeit?
von Sozialisationsprozessen
Was wir im “Selbstreflexiven Historisch-Politischen Bewusstsein” transformiert?
Normatives Geschichts- und Demokratiebewusstsein
Wann entkommt das Fach Geschichte der Gefahr der Bedeutungslosigkeit?
Ende 60er/Anfang 70er
Geschichte wird zum Schlüsselfach –> Kritik an den bestehenden politisch-gesellschaftlichen Zuständen
Wozu führte der Legimitationszwang in der Geschichtsdidaktik?
- -> Theoretisierungsschub
- -> Adaption von Ansätzen anderer wissenschatl. Disziplinen
Wodurch wird Merkwissen Anfang der 70er verdrängt?
von der Problemorientierung
Warum gab es auch Skeptiker gegenüber der neuen Methodik in den 70er Jahren?
- Klagen über unzureichendes Überblicks- und Zusammenhangswissen
- Krtik am Diskutieren/Kritisieren ohne solider Kenntnisse
Wozu dient Oral History nicht und wozu schon? (nach Henke-Bockschatz)
Nicht: Aufklärung vergangener Ereignisse
Aber: mentale und kulturelle Mechanismen der Erfahrungsverarbeitung
Methodisches Vorgehen - Oral History (4)
- konkrete Fragen als roter Faden zu Beginn der Befragung
- Klärung, welche Person sich für Befragung eignet
- Transkription
- Aussagen mit anderen Quellen vergleichen
Welche beiden Lager führten zum “Beutelsbacher Konsens?
- traditionalistisches L.
- progressives L.
5 didaktische Konzeptionen
- fachwissenschaftsorientierte D.
- Erfahrungsunterricht (persönliche Betroffenheit)
- kritisch-kommunikative D. (Emanzipation Benachteiligter)
- materialistische D. (sozialistisch geprägt)
- auf das Geschichtsbewusstsein orientierte D. (s. Rüsen)
2 Ansätze der fachwissenschaftsorientierten D.
- wissenschaftl. Aufklärung (Jeismann)
2. histoire totale = Verbindung der Lebenserfahrung mit der großen Geschichte (Süssmuth)
Karl-Ernst Jeismann ist gegen … (3)
… Auswendiglernen von Fakten
… Indoktrination
… festen Kanon
kritische Theoretiker
Horkheimer, Adorno, Habermas, Kuhn
Was ist kritische Geschichtsdidaktik?
Verbindung von Subjektorientierung und Diskursanalyse
4 Ziele der kritischen Geschichtsdidaktik
- Erzählungsmacht dekonstruieren
- Gegenerzählungen fördern
- gesellschaftliche Zusammenhänge durchschauen
- helfen beim Gestalten der eigenen Lebenswelt
Zentraler Unterschied kritisch und kritisch-kommunikative D.
–> Förderung der Handlungsfähigkeit und Subjektorientierung
Was folgt aus Alfred Schützs Lebenswelt-Theorie (“Wirklichkeitsbereich”)?
auch wenn Mensch aktiv Umwelt gestaltet, ist er nicht völlig autonom (s. Sozialisation)
Wirklichkeitsberich ist Ergebnis sozialen und kommunikativen Handelns
Subjektebene?
= Lernlogik
Interessen, Bedürfnisse, Emotionen
Objektebene?
= Sachlogik
Inhalte, Medien, Methoden
Was ist ein Diskurs? (Foucault, Jäger)
Regelwerk, das Sprache in Rahmen zwängt und diszipliniert
Diskursstrang
Was wurde in Gegenwart und Vergangenheit zu bestimmten Thema gesagt?
Diskursebene
worauf sich Diskursstränge finden (Ebene der Wirtschat, Politik, …)
Diskursfragmente
weisen auf Diskursstränge und -ebenen hin (Fotografie, Film, …)
diskursiver Kontext
wenn Diskursfragmente in Beziehung zueinander gesetzt und auf Diskursebenen verortet werden
Diskursposition
Standort im Diskurs
Mögliche Lösung zur Durchbrechung der Diskursordnung?
Verbindung von Diskursanalyse und Subjektorientierung
Operatoren je nach Anforderungsbereich
- Reproduktion: bennen, aufzählen, definieren, skizzieren
- Transfer: auswerten, vergleichen, zuordnen, gliedern
- Reflexion: bewerten, kritisieren, interpretieren
Was sind kommunikative Deutungsprozesse?
Auseinandersetzungen mit Konzepten der anderen
Sanders Basiskonzepte für die politische Bildung
- System
- Öffentlichkeit
- Macht
- Gemeinwohl
- Recht
- Knappheit
Basiskonzepte des Lehrplans der Sek I
- epistemische Basiskonzepte (Belegbarkeit)
- historische Basiskonzepte (Zeiteinteilung)
- gesellschaftliche Basiskonzepte (Struktur, Macht)
Kritik an den Basiskonzepten des Lehrplans der Sek I
zu abstrakt, Lehrer benötigen konkrete Teilkonzepte