Politisches System Ö Flashcards
Woher stammt das Wort “Politik”?
aus Altgriechischem „Politiká“ (=Angelegenheiten der Stadt/Staates)
Kategorie “Konflikt”
Politik (ist) gesellschaftliches Handeln,… welches darauf gerichtet ist, gesellschaftliche Konflikte über Werte verbindlich zu regeln (Gerhard Lehmbruch).
+ Politik ist autoritativ
Was bedeutet Politik ist autoritativ?
von Regierenden, von Herrschenden
Kategorie „Staat“
Politik ist die Lehre von den Staatszwecken und den besten Mitteln (Einrichtungen, Formen, Tätigkeiten) zur Verwirklichung (Brockhaus 1903).
Politik soll verantworten, legitimieren und die erforderliche Machtbasis für die Durchsetzung der sachlichen Verwaltungsentscheidungen liefern (Niklas Luhmann).
Worauf ist Politik (nach Lehmbruch) als gesellschaftliches Handeln gerichtet?
darauf, gesellschaftliche Konflikte über Werte verbindlich zu regeln
Politik ist (für Brockhaus) die Lehre wovon?
Lehre von den Staatszwecken und den besten Mitteln zur Verwirklichung
Was soll Politik nach Luhmann?
soll verantworten, legitimieren und die erforderliche Machtbasis für die Durchsetzung der sachlichen Verwaltungsentscheidungen liefern
Kategorie „Macht“
Politik ist die Summe aller Mittel, die nötig sind, um zur Macht zu kommen und sich an der Macht zu halten und um von der Macht den nützlichsten Gebrauch zu machen (Machiavelli um 1515). Politik ist das Streben nach Machtanteil oder der Beeinflussung der Machtverteilung (Max Weber 1919).
Was ist Politik nach Machiavelli?
Politik ist die Summe aller Mittel, die nötig sind, um zur Macht zu kommen und sich an der Macht zu halten und um von der Macht den nützlichsten Gebrauch zu machen.
Was ist Politik nach Weber?
Politik ist das Streben nach Machtanteil oder der Beeinflussung der Machtverteilung
3-Wurzel-Modell nach Sternberger
Dämonologik, Eschatologik und Politologik
Dämonologik?
Politik als Machtkampf –> Machtmodell
Eschatologik?
Politik als Weg zum Frieden –> Heilmodell
Politologik
Politik als Versuch gleicher Bürger, Streitigkeiten friedlich zu lösen –> Verständigungsmodell
Normative Theorien?
stellen politische Modelle auf, die sich mit dem angestrebten Soll-Zustand beschäfti-gen.
Empirische Theorien?
stellen politische Modelle auf, die den Ist-Zustand untersuchen
Dimensionen der Politik (3)
Polity, Politics, Policy
Polity
Institutionelle Dimension: Die Politikwissenschaft analysiert die Strukturen und Rahmenbedingungen, innerhalb derer sich die Politik bewegt (z.B. Verfassung, sonstige Rechts-ordnungen).
Politics
Prozessuale Dimension: Die Politikwissenschaft analysiert Meinungsbildungsprozesse sowie die Durchsetzung politischer Ideen und Forderungen.
Policy
Inhaltliche Dimension: Die Politikwissenschaft analysiert den Inhalt politischer Ideen und Forde-rungen (z.B. Parteiprogramme).
4 verschiedene Kategorien von Normen
- Gebote oder Verbote;
- Staatliche und nichtstaatliche Normen;
- Normen, deren Nichteinhaltung staatliche Zwangsmaßnahmen oder Sankti-onen zur Folge haben;
- Normen, deren Nichteinhaltung andere Folgen wie schlechte Nachrede oder gesellschaftliche Ausgrenzung mit sich führen.
Rechtsordnungen sind strikt von speziellen Vorschriften zu unterscheiden, welchen?
Vorschriften, die sich aus der Moral, Sitte, Religion, Gewohnheit, Gewissen oder aus bestimmten Gerechtigkeitsüberlegungen ergeben.
Typische Eigenschaften für Rechtsformen? (2)
- von einer staatlichen Autorität gesetzt
- bei Nichtbefolgung mit staatlich organisierten Zwang durchgesetzt
Warum wird das Recht auch “positives Recht” genannt?
Da das Recht von staatlichen Autoritäten erzeugt bzw. gesetzt wird - in Anlehnung an das lat. Wort „ponere“ (legen, setzen). Positives Recht bedeutet somit nicht „gutes“ oder „wertvolles“, sondern (von Menschen) gesetztes (erzeug-tes) Recht.
Hans Kelsen verlangt nach einer strengen Unterscheidung, nach welcher?
Sein und Soll –> Aus der Anordnung eines bestimmten Verhaltens („sollen“) sei noch nicht abzuleiten, dass sich jemand auch tatsächlich so verhält („sein“).
Warum wird die strenge Trennung zwischen Recht und Moral kritisiert?
erschütternde Rolle der Justiz im Dritten Reich
Was versuchten Herbert L. A. Hart und Gustav Radbruch?
Weiterentwicklung des Rechtspositivismus zum rechtsethischen Normativismus
Was besagt die “Radbruch’sche Formel”?
positive Gesetze müssen auch dann durchgesetzt werden, wenn sie ungerecht und un-zweckmäßig sind
Wann muss das Gesetz der Gerechtigkeit weichen?
wenn die Ungerechtigkeit bzw. Unzweckmäßigkeit ein “unerträgliches Maß” erreicht
Wie betrachtet die Politikwissenschaft die Rechtsordnung?
als “in Paragraphen gegossene Politik”
7 Funktionen des Rechts
- Ordnungsf.
- Friedensf.
- Legitimationsf.
- Ausgleichf.
- Gestaltungsf.
- Funktion der Erwartungssicherung
- Rechtsgarantief.
Ordnungsfunktion
Das Recht regelt das Zusammenleben, indem es Verhaltenssteuerungen vornimmt und somit ein geregeltes Funktionieren der Gesellschaft durch Konfliktprävention anstrebt.
Friedensfunktion
Konflikte sollen ohne Gewalt und nach klaren Regeln und Verfahren vor staatlichen Institutionen ausgetragen werden. Handlungen, die den Frieden stören, werden geahndet.
Legitimationsfunktion
Das Recht sieht Zuständigkeiten für die Erlassung von Normen bzw. die Möglichkeit der Vornahme staatlicher Sanktionen und Zwangsgewalt vor. Zudem werden die Regeln aufgestellt, nach denen Entscheidungen getroffen werden müssen und Sank-tionen gesetzt werden dürfen.
Ausgleichfunktion
Das Recht nimmt einen Ausgleich zwischen den Interessen (a) des (meist schwäche-ren) Einzelnen, (b) (meist stärkeren) größeren Gruppen oder überhaupt der Gesell-schaft und (c) den jeweiligen staatlichen Autoritäten vor.
Gestaltungsfunktion
Die Rechtsordnung gestaltet die Lebensbedingungen und das Umfeld der Gesell-schaft mittels Ge-/Verboten (Ordnungsfunktion) und mittels (freiwillig) anzustre-bender Vergünstigungen und subjektiver Rechte (z.B. Jahreskarte der Wiener Linien).
Funktion der Erwartungssicherung
Eine stabile Rechtsordnung ermöglicht den einzelnen Normunterworfenen eine Orientierungssicherheit hinsichtlich des Inhalts des Rechts und hinsichtlich der Reali-sierung mittels effektiver, rascher und leicht zugänglicher Justiz oder Verwaltung.
Rechtsgarantiefunktion
Das Recht gewährt und schützt die Grundrechte (z.B. Sicherungshaft Ja – Nein; Religions-freiheit 1867).
Was muss mit allen Rechtsnormen gemacht werden?
Alle Rechtsnormen müssen kundgemacht werden
Seit 1.1.2004 erfolgt die Kundmachung der Bundesgesetze/Bundesverordnungen wodurch?
„RIS“ (Rechtsinformationssystem des Bundes) + traditionell im Bundesgesetzblatt
Worin besteht der Vorteil des RDBs (=Rechtsdatenbank) im Gegensatz zum RIS?
Diese bietet neben den Informationen im RIS auch noch den Zugriff zu wichtigen Gesetzeskommentaren und zu Artikeln aus ca. 50 Fachzeitschriften
Wann trat Ö der EU bei?
1.1.1995
2 verschiedene Interpretationen des Rechts
- Historische Interpretation
- Teleologische Interpretation
Historische Interpretation
Es wird untersucht, was der seinerzeitige Gesetzgeber mit der Norm beabsichtig hat, indem man die Gesetzgebungsmaterialien (Ausschussberichte und „Erläuternde Bemerkungen“ der Regierungsvorlagen) zu Rate zieht. Die Fundstellen der Gesetz-gebungsmaterialien können im RIS gefunden werden.
Teleologische Interpretation
Es wird versucht, den objektiven Sinn und Zweck (griech. „telos“ = Ziel) einer Be-stimmung zu ermitteln. Bei der hist. Interpretation tritt oft das Problem auf, dass im Laufe der Zeit Probleme auftreten, die der seinerzeitige Gesetzgeber nicht bedacht hat.
Warum ist die österreichische Bundesverfassung eine Ruinenlandschaft? (2 Gründe)
- ist in ca. 500 verfassungsrechtliche Bestimmungen aufgeteilt
- stammt aus verschiedenen Zeitschichten
Aus welchem Jahr stammt das BVG und von wem wurde es gestaltet?
1920 von Hans Kelsen (als Reaktion auf die 1918 ausgerufene Republik)
Ab wann stand das Grundgerüst des BVG fest?
nach zwei Novellierungen (1925 und 1929)
Welche Verfassungsbestimmungen brachte der Staatsvertrag von 15.5.1955?
Anschlussverbot, Verbot nazistischer Organisationen, Verpflichtung zur Wahrung der Rechte der n und kroatischen Minderheiten
Wann wurde das BVG über die Neutralität Ö verabschiedet?
26.10.1955
Welcher Konvention trat Ö im Jahr 1958 bei?
der EMRK (Europäische Menschrechtskonvention)
Worüber wurde am 12.6.1994 abgestimmt? Was brachte diese Volksabstimmung?
über Beitritt Österreichs zur EU –> 66,6% für Beitritt –> 1.1.1995
Grundprinzipien der BV sind wofür Maßstab?
für die Prüfung der Bundes- nd Landesverfassungsgesetze
6 Grundprinzipien der BV
- Das demokratische Prinzip
- Das republikanische Prinzip
- Das bundesstaatliche Prinzip
- Das rechtsstaatliche Prinzip
- Das gewaltenteilende Prinzip
- Das liberale Prinzip
Das demokratische Prinzip
In Österreich herrscht das Prinzip der parlamentarisch-repräsentativen bzw. mittle-ren Demokratie. Das bedeutet, dass das Volk den Repräsentanten in die gesetzge-bende Instanz wählt und diesen Repräsentanten mit einem freien Mandat ausstattet.
Das republikanische Prinzip
Das Staatsoberhaupt wird, im Gegenteil zur Monarchie, vom Volk gewählt, amtiert befristet (max. 2x 6 Jahre) und ist dem Volk politisch und rechtlich verantwortlich (Absetzungsmöglichkeit durch Volksabstimmung und Anklagemöglichkeit durch Beschluss der Bundesversammlung vor dem VfGH).
Das bundesstaatliche Prinzip
Alle Staatsaufgaben im Bereich der Gesetzgebung und Vollziehung sind zwischen Bund und Land aufgeteilt. Somit haben auch die Länder eine Landesgesetzgebung und eine Landesverwaltung.
Zweiter Aspekt des Prinzips ist die Entsendung von Repräsentanten der Länder in den Bundesrat und die damit verbundene Mitwirkungsmöglichkeit an der Gesetzge-bung des Bundes.
Das rechtsstaatliche Prinzip
Dieses Prinzip ergibt sich aus dem gesamten System der Bundesverfassung (das gesamte staatliche Handeln lässt sich Bundesverfassung zurückführen) und aus dem Legalitätsprinzip (die gesamte staatliche Verwaltung darf nur aufgrund der Gesetze ausgeübt werden).
Wozu verpflichtet das Legalitätsprinzip den Gesetzgeber?
Zu ausreichend bestimmten Gesetzen, es wäre verfassungswidrig, in einem Gesetz einem Verwaltungs-organ einen sehr unbestimmten und weiten Handlungs- und Ermessensspielraum zu geben.
Das gewaltenteilende Prinzip
Die Staatsgewalt und alle Staatsaufgaben sind auf mehrere Staatsorgane aufge-teilt, um eine Machtkonzentration zu vermeiden.
* Legislative: Organe der Gesetzgebung (Nationalrat + Landtag)
* Exekutive: Organe der Verwaltung (Bundesrat + Bundesminister/innen)
* Judikative: Organe der Gerichtsbarkeit (VfGH)
Wen trennt die Bundesverfassung hinsichtlich der 3 zentralen Staatsfunktionen scharf?
Exekutive und Judikative scharf: „Die Justiz ist von der Verwaltung in allen Instanzen getrennt.“. Die Trennung zwischen Legislative und Exekutive ist unschärfer, da die Regierungsmitglieder (die Regierung als Spitze der Verwaltung) auch gleichzeitig Abgeordnete im Parlament (Legislative) sein können.
Welcher Grundatz ist für die moderne Demokratie typisch?
checks and balance (=System wechselseitiger Kontroll-, Mitwirkungs-, Informations- und Ernennungsrechte, wodurch die obersten Staatsorgane miteinan-der verbunden sind)
Das liberale Prinzip
Dieses besteht sein 1867 und räumt den Bürgern wesentliche Freiheitsrechte („Grundrechte“) ein. In diese kann der Staat nicht oder nur unter ganz wesentlichen Einschränkungen und Voraussetzungen eingreifen. Umgekehrt sichern aber viele dieser Freiheitsrechte das Funktionieren einer freien und offenen Demokratie ab (Meinungs-, Presse-, Versammlungsfreiheit,…).
Worauf spielt der Begriff “Spielregelverfassung” an?
auf die nüchterne Sprache der BV
Zwei wichtige Staatszielbestimmungen aus dem Jahr 1995
Verbot des Nazismus und Neutralitätsgesetz
Was ist eine parlamentarisch-repräsentativen Demokratie?
Bürger/innen wählen Vertreter in die gesetzgebenden Körperschaften – auf Bundes-ebene in den Nationalrat (183 Abgeordnete) und auf Landesebene in den Landtag.
6 Grundsätze für Wahlen
- Allgemeines Wahlrecht
- Gleiches Wahlrecht
- Unmittelbares Wahlrecht
- Persönliches Wahlrecht
- Geheimes Wahlrecht
- Freies Wahlrecht
Allgemeines Wahlrecht
Zu unterschieden ist zwischen dem aktiven Wahlrecht (das Recht zu wählen) und dem passiven Wahlrecht (das Recht gewählt zu werden).
Gleiches Wahlrecht
Jede abgegebene Stimme hat denselben Zählwert, völlig unabhängig von der sozia-len Stellung, der Bildung, der Steuerleistung oder sonstigen Eigenschaften der Wäh-ler.