Texte zuordnen Flashcards
“Man soll ja wohl weder die nicht zu Beneidenden
beneiden noch die Elenden, sondern sie bedauern.
Polos: Und wie? So, meinst du, stehe es mit denjenigen,
von welchen ich rede?
xy: Wie wohl anders?
Polos: Wer also töten kann, wen es ihm beliebt, der
dünkt dich, wenn er ihn mit Recht tötet, elend zu sein
und bedauernswürdig?
xy: Nein, das nicht; aber auch nicht beneidenswert.
Polos: Behauptest du nicht eben, er sei ein Elender?
469 a
xy: Von dem unrechtmäßig Tötenden, o Freund, b
und daß er bedauernswürdig wäre dazu; wer aber rechtmäßig,
wäre auch nicht zu beneiden.
Polos: Vielmehr, wer unrechtmäßigerweise sterben muß,
ist bedauernswürdig und elend.
xy: Weniger als der ihn tötet, Polos, und auch
weniger als der rechtmäßigerweise sterben muß.
Polos: Wie das, Sokrates?
xy: So, wie ja Unrecht tun das größte aller übel ist.
Polos: Also dies ist das größte? Nicht Unrecht leiden
größer?
xy: Keineswegs.
Polos: Du also wolltest Unrecht leiden lieber als Unrecht
tun?
xy: Ich wollte wohl keines von beiden; müßte ich c
aber eines von beiden, Unrecht tun oder Unrecht leiden,
so würde ich vorziehen, lieber Unrecht zu leiden als Unrecht
zu tun.
Polos: Du also möchtest nicht ein Tyrann sein?
xy: Nein, wenn du darunter dasselbe verstehst
wie ich.
Polos: Ich verstehe eben darunter das Vorige, daß man
Macht habe im Staate, was einen gut dünkt, auszurichten,
zu töten, zu vertreiben und alles zu tun nach eigenem
Wohlgefallen.”
…“Ist doch
auch das, worüber wir streiten, nichts Kleines, sondern
fast wohl dasjenige, welches zu wissen das Schönste, nicht
zu wissen aber das Unschönste ist. Denn das Wesentliche
davon ist doch entweder einsehen oder nicht einsehen, wer
glückselig ist und wer nicht. Gleich zuerst also, wovon d
wir jetzt reden : Du hältst dafür, es könne ein Mensch
glückselig sein, der unrecht handelt und ungerecht, wenn
du doch dafür hältst, Archelaos sei ungerecht und dabei
glückselig? Nicht wahr, wir sollen denken, daß du dies
annimmst?
Polos: Allerdings.”
Sokrates
- Dialog
- Unrecht tun vs. Unrecht leiden
- Argumentation
- altertümliche Ausdrucksweise
- Leben gut, wenn moralisches Handeln
“Man soll ja wohl weder die nicht zu Beneidenden
beneiden noch die Elenden, sondern sie bedauern.
Polos: Und wie? So, meinst du, stehe es mit denjenigen,
von welchen ich rede?
xy: Wie wohl anders?
Polos: Wer also töten kann, wen es ihm beliebt, der
dünkt dich, wenn er ihn mit Recht tötet, elend zu sein
und bedauernswürdig?
xy: Nein, das nicht; aber auch nicht beneidenswert.
Polos: Behauptest du nicht eben, er sei ein Elender?
469 a
xy: Von dem unrechtmäßig Tötenden, o Freund, b
und daß er bedauernswürdig wäre dazu; wer aber rechtmäßig,
wäre auch nicht zu beneiden.
Polos: Vielmehr, wer unrechtmäßigerweise sterben muß,
ist bedauernswürdig und elend.
xy: Weniger als der ihn tötet, Polos, und auch
weniger als der rechtmäßigerweise sterben muß.
Polos: Wie das, Sokrates?
xy: So, wie ja Unrecht tun das größte aller übel ist.
Polos: Also dies ist das größte? Nicht Unrecht leiden
größer?
xy: Keineswegs.
Polos: Du also wolltest Unrecht leiden lieber als Unrecht
tun?
xy: Ich wollte wohl keines von beiden; müßte ich c
aber eines von beiden, Unrecht tun oder Unrecht leiden,
so würde ich vorziehen, lieber Unrecht zu leiden als Unrecht
zu tun.
Polos: Du also möchtest nicht ein Tyrann sein?
xy: Nein, wenn du darunter dasselbe verstehst
wie ich.
Polos: Ich verstehe eben darunter das Vorige, daß man
Macht habe im Staate, was einen gut dünkt, auszurichten,
zu töten, zu vertreiben und alles zu tun nach eigenem
Wohlgefallen.”
…“Ist doch
auch das, worüber wir streiten, nichts Kleines, sondern
fast wohl dasjenige, welches zu wissen das Schönste, nicht
zu wissen aber das Unschönste ist. Denn das Wesentliche
davon ist doch entweder einsehen oder nicht einsehen, wer
glückselig ist und wer nicht. Gleich zuerst also, wovon d
wir jetzt reden : Du hältst dafür, es könne ein Mensch
glückselig sein, der unrecht handelt und ungerecht, wenn
du doch dafür hältst, Archelaos sei ungerecht und dabei
glückselig? Nicht wahr, wir sollen denken, daß du dies
annimmst?
Polos: Allerdings.”
Sokrates
- Dialog
- Unrecht tun vs. Unrecht leiden
- Argumentation
- altertümliche Ausdrucksweise
- Leben gut, wenn moralisches Handeln
Dies oft von uns wiederholte Gesetz lautete, wenn du dich erinnerst: jeder
dürfe als Mitglied des Staates nur einen einzigen Berufhaben,
nämlich den, der seiner Anlage am meisten entspricht.
Allerdings haben wir davon gesprochen.«
»Nun haben wir aber oft sagen hören und es auch selber
gesagt, Gerechtigkeit sei das, daß jeder das Seine tue und sich
nicht überall zu schaffen mache.«
»Das haben wir getan.«
»In der Tat scheint die Gerechtigkeit darauf zu beruhen,
Freund, daß man in einem gewissen Sinne wirklich das Seine
tut. Weißt du, woraus ich dies schliesse?«
Nein, sage es.
»Die Eigenschaft des Staates, die übrigbleibt, nachdem Besonnenheit,
Tapferkeit, Einsicht gefunden sind, ist meiner
Meinung nach die, welche diesen Tugenden erst die Möglichkeit
gegeben hat, sich zu bilden und dann sich unwandelbar
zu erhalten, solange sie da sind. Andererseits muß doch
die vierte Eigenschaft, die übrigbleibt, eben die Gerechtigkeit
sein.
Diese Vielgeschäftigkeit und dies Vertauschen der drei
Stände miteinander ist dem Staate nicht nur höchst schädlich,
sondern verdient auch im höchsten Grade den Namen Verbrechen.
»Allerdings.:
¿Das größte Verbrechen am eignen Staat wird man aber
Ungerechtigkeit nennen?
‚Natürlich.
»Nun, dies ist also die Ungerechtigkeit. Umgekehrt können
wir sagen: das Festhalten der drei Stände, des gewerblichen,
des Gehilfen- und des Wächterstandes, an ihren Aufgaben,
so daß jeder die seinigen erfüllt, ist Gerechtigkeit. In diesem
Zustande ist der Staat gerecht.
»Das ist auch meine Meinung
Platon
- Staatskonzeption
- Drei Gesellschaftsgruppen (Arbeiter, Krieger, Philosophen)
- Gerechtigkeit = jeder macht das seine
- Menschen verglichen mit Metallen
- altertümliche Ausdrucksweise
„Denn der Mensch ist nicht bloss belebt, sondern in vorzüglichem Grade
belebt, und der Unterschied seiner von allen anderen Lebewesen ist weit grösser als
die Unterschiede zwischen den übrigen Gattungen.“ → Argumentation folgt der
Tradition der Stoa und des christlichen Mittelalters, welche ebenfalls für einen
besonderen Rang des Menschen in der natürlichen Hierarchie der Spezies
argumentierten.”
„Diese hier dargelegten Bestimmungen würden auch Platz greifen, selbst wenn man annähme, was freilich ohne die grösste Sünde nicht geschehen könnte, dass es keinen Gott gebe, oder dass er sich um die menschlichen Angelegenheiten nicht
bekümmere.“
„Auch die heilige Geschichte [Bibel] erweckt diesen Geselligkeitstrieb […]
wonach alle Menschen von einem Paare abstammen. Man kann […] Verwandtschaft
unter uns von der Natur eingerichtet ist, woraus folgt, dass es unrecht ist, wenn ein
Mensch dem anderen nachstellt. Unter den Menschen sind die Eltern gleichsam die
Götter […]“
„Aber dem natürlichen Recht tritt auch der Nutzen hinzu; denn der Schöpfer der
Natur wollte, dass wir als Einzelne schwach seien […] damit wir desto mehr zur Pflege
der Geselligkeit angetrieben würden. Ebenso […] zu dem bürgerlichen Recht; denn jede
erwähnte Vergesellschaftung oder Unterwerfung hat aus irgend einem Nutzen ihren
Anfang genommen.“
Grotius
- Naturrecht
- proto Völkerrecht
- allgemeine Gültigkeit (unnabhängig von Gott)
- Menschen = besondere Stellung in der Natur
- Gleichheit der Menschen: Da alle Menschen vernunftbegabt sind und bestimmte Merkmale besitzen, ist das Naturrecht auf alle gleichermassen anwendbar und für alle gleichermassen verpflichtend → ethischer Universalismus verkörpert in der Gemeinschaft der Menschen als Vernunftwesen
„Das Ziel aller moralischen Überlegungen ist es, uns zu lehren, was unsere Pflicht ist […] Aber kann dies jemals von rationalen Folgerungen und Schlüssen erwartet werden, die von sich aus keinerlei Macht über Gemütsbewegungen haben […] Sie entdecken Wahrheiten: wo aber die Wahrheiten, die sie aufzeigen, indifferent sind und weder ein Verlangen noch eine Abneigung erzeugen, können sie keinen Einfluss auf unser Benehmen und Verhalten ausüben. Das, was ehrenhaft, was gerecht, was anständig, was edel, was grosszügig ist, bemächtigt sich des Herzens und treibt uns an […] Was jedoch verständlich, was evident, was wahrscheinlich, was wahr ist , bewirkt nur die kühle Zustimmung des Verstandes.”
„Diese Argumente auf beiden Seiten […] sind so einleuchtend, dass […] die
einen wie auch die anderen, stichhaltig und zufriedenstellend sind und dass
Verstand und Gefühl bei nahezu allen moralischen Entscheidungen und Schlüssen
zusammenwirken.“
„Um aber einer solchen Empfindung den Weg zu ebnen […] ist es häufig
notwendig […] dass viele Überlegungen vorangehen, feine Unterscheidungen
gemacht, richtige Schlüsse gezogen […] und allgemeine Tatsachen ermittelt und
genau beschrieben werden […] [B]ei vielen Arten der Schönheit, besonders bei
jenen der höheren Künste, ist es nötig, eine Fülle rationaler Überlegungen
einzubeziehen, um das richtige Gefühl zu empfinden.”
„Die übliche Situation der Menschen hält die Mitte zwischen allen diesen Extremen. Wir
sind von Natur aus für uns und unsere Freunde voreingenommen, sind aber fähig, den Vorteil zu erkennen, der sich aus einem unparteiischen Verhalten ergibt. Wenige Genüsse empfangen wir aus der […] Hand der Natur; aber durch Geschicklichkeit, Mühe und Fleiss können wir sie in grosser Anzahl gewinnen. Dadurch werden aber die Eigentumsideen unentbehrlich; von hier leitet die Gerechtigkeit ihre Nützlichkeit für die Öffentlichkeit ab; und darauf allein beruht ihr Wert undihre moralisch verpflichtende Kraft.“
Hume
-Empirismus statt Metaphysik: Stützung auf harte Fakten und Erfahrungen und nicht auf spekulative Theorieentwürfe ohne sichere Gründe für ihre Behauptungen (Gegenfrage: Wie wahr sind eigentlich unsere Erfahrungen?)
-Kein Rückgriff auf übernatürliche Ursachen
-Bestimmung mentaler Operationen
-Erklärung dieser Phänomene mittels experimenteller Methode
-Auch Ethik und moralische Evaluation sind auf Fakten und
Beobachtung gegründet
-Drei Probleme der praktischen Philosophie
- Motivationsproblem
- Wahrheitsproblem
- Sein Sollen Fehlschluss
„So finden wir in der Natur des Menschen drei Hauptursachen für
Konflikte: erstens Konkurrenz, zweitens Unsicherheit [bzw.: Misstrauen],
drittens Ruhmsucht.“
„Manchem, der diese Dinge nicht wohl erwogen hat, mag es seltsam
scheinen, daß die Natur die Menschen so entzweit und bereit macht,
einander anzugreifen und zu vernichten.“
„Möge er daher bei sich überlegen: wenn er eine Reise unternimmt,
bewaffnet er sich und trachtet nach guter Begleitung; wenn er schlafen
geht, verschließt er seine Türen; sogar wenn er im Haus ist, verschließt
er seine Truhen; und das, obwohl er doch weiß, daß es Gesetze und
Diener der Öffentlichkeit gibt, gewappnet, um alle Unbill zu rächen, die
ihm widerfährt. Was für eine Meinung hat er von seinen Mitmenschen,
wenn er bewaffnet ausreitet, von seinen Mitbürgern, wenn er seine Türen
verschließt, und von seinen Kindern und Dienstboten, wenn er seine
Truhen verschließt? Klagt er die Menschheit nicht ebenso mit seinen
Handlungen an wie ich mit meinen Worten?“
„Und aus dieser gegenseitigen Unsicherheit führt für keinen Menschen ein vernünftiger
Weg, sich zu sichern, als zuvorkommen; das heißt, alle Menschen, soweit er es vermag,
mit Gewalt oder List so lange zu unterwerfen, bis er keine andere Macht sieht, die groß
genug ist, um ihn zu gefährden.“
„Hierdurch ist offenbar, dass sich die Menschen, solange sie ohne eine öffentliche Macht sind, die sie alle in Schrecken hält, in jenem Zustand befinden, den man Krieg nennt, und zwar im Krieg eines jeden gegen jeden.“
Hobbes
- Staat als Garant für Sicherheit: Bürger übertragen ihre (natürliche) Freiheit auf einen Souverän
- Unausweichlichkeit der Gewalt
- Menschenbild bei Hobbes wohl stark geprägt von seinen Erfahrungen im
Zusammenhang mit dem englischen Bürgerkrieg (1642–1649)
- Keine von Natur aus gegebenen moralischen Hemmungen
- Gesellschaftsvertrag
„Die Natur befiehlt jedem Lebewesen, und das Tier gehorcht. Der Mensch
empfindet den gleichen Eindruck, aber er erkennt sich frei, nachzugeben oder
zu widerstehen […].“
„Die Menschen sind böse; eine traurige und fortdauernde Erfahrung erübrigt den
Beweis; jedoch, der Mensch ist von Natur aus gut, ich glaube, es nachgewiesen
zu haben; was also kann ihn so sehr depraviert haben, wenn nicht die
Veränderungen, die in seiner Verfassung eingetreten sind, die Fortschritte, die er
gemacht hat, und die Kenntnisse, die er erworben hat?
„Und der wilde Mensch, der jeglicher Art von Einsicht und Aufgeklärtheit
entbehrt, empfindet nur die Leidenschaften dieser letzteren Art. Seine Begehren
gehen nicht über seine physischen Bedürfnisse hinaus. Die einzigen Güter, die er
in der Welt kennt, sind Nahrung, ein Weibchen und Ruhe; die einzigen Übel, die
er fürchtet, sind Schmerz und Hunger.“
Rousseau
- Mensch im Naturzustand sieht andere Wesen nicht gerne leiden: Mitleid (i.S. einer emotionalen Haltung), aber keine reflektierte Moral
- Entstehung künstlicher Bedürfnisse, Depravierung (Verderben) des Menschen, insb. auch durch Künste und Wissenschaften
- (natürliche) Ungleichheit nimmt ständig zu (insb. wg. Eigentum & fortschreitenden
Entwicklung von Fähigkeiten)
- Rückkehr zum – freien, herrschaftslosen und bedürfnislosen – Naturzustand kaum möglich
- Gesellschaftsvertrag und Eintritt in den gesellschaftlichen Zustand:
- Ziel: Gleichheit und Freiheit (vgl. Hobbes: Sicherheit)
- Grundlage und Richtschnur der Gesetzgebung: auf das Gemeinwohl gerichtete volonté
générale (unter Beteiligung aller Bürger ermittelter Gemeinwille), welche nicht falsch sein könne (als Gegensatz zur – nicht primär auf das Gemeinwohl gerichteten – Summe der Einzelinteressen (volonté de tous))
- Schutz vor Willkür: Wiedererlangung der ursprünglichen Rechte bei Bruch des
Gesellschaftsvertrags (niemand darf unrechtmässig getötet / ins Gefängnis geworfen
werden etc.).
- Aber: Konkrete Eigenschaften des Menschen im Naturzustand dienen hier – anders als
beim Leviathan – nicht mehr unmittelbar als Argument für Staatslegitimation
“Ich muß noch einmal auf das zurückkommen, was die
Gegner des Utilitarismus nur selten zur Kenntnis nehmen
wo llen: daß das Glück, das den utilitaristischen
Maßstab des moralisch richtigen Handelns darstellt,
nicht das Glück des Handelnden selbst, sondern das
Glück aller Betroffenen ist. Der Utilitarismus fordert
von jedem Handelnden, zwischen seinem eigenen
Glück und dem der andern mit ebenso strenger Unparteilichkeit
zu entscheiden wie ein unbeteiligter und
wohlwollender Zuschauer. In der goldenen Regel, die
Jesus von Nazareth aufgestellt hat, finden wir den
Geist der Nützlichkeitsethik vollendet ausgesprochen.
Die Forderungen, sich dem andern gegenüber so zu
verhalten, wie man möchte, daß er sich einem selbst
gegenüber verhält, und den Nächsten zu lieben wie
sich selbst, stellen die util itaristische Moral in ihrer
höchsten Vollkommenheit dar. Um sich diesem Ideal
so weit wie möglich anzunähern, fordert das Nützlichkeitsprinzip
erstens, daß Gesetze und gesell schaftliche
Verhältnisse das Glück oder - wie man es in der
Praxis auch nennen kann - die Interessen jedes einzelnen
so weit wie möglich mit dem Interesse des Ganzen
in Übereinstimmung bringen; und zweitens, daß
Erziehung und öffentliche Meinung, die einen so gewaltigen
Einfluß auf die menschlichen Gesinnungen
s heißt Utilitarismus? 31
haben diesen Einfluß dazu verwenden, in der Seele
jedes ‘e inzelnen eine unauflösliche gedankliche Verknüpfung
herzustellen zwischen dem eigenen Glück
und dem Wohl des Ganzen und insbesondere zwischen
dem eigenen Glück und der Gewohnheit, so zu handeln
wie es die Rücksicht auf das allgemeine Glück ,
. gebietet ; so daß er nicht nur unfähig wird, die Möglichkeit
eines Glücks für sich selbst mit einer Handlun
gsweise, die dem Gemeinwohl zuwider ist, zusammenzudenken,
sondern auch so, daß ein unmittelbares
Motiv zur Förderung des allgemeinen Wohls in jedem
einzelnen einer der gewohnheitsmäßigen Handlungsantriebe
wird und die damit verbundenen Gefühle
und Gesinnungen im Bewußtsein jedes Menschen einen
hervorragenden Platz einnehmen.”
Mill
- Grundprinzip der Moral ist das Nützlichkeitsprinzip: Eine Handlung ist
moralisch gerechtfertigt, wenn sie zum grössten möglichen Wohlergehen
der grössten möglichen Anzahl der Menschen führt (sowohl für
Handlungen einzelner Menschen als auch ganzer Gemeinschaften)
- Grundlage des Prinzips: Anthropologisch psychologische Annahme,
dass Glücksstreben die (alleinige) Motivation der Menschen ist
- Konsequentialistische Theorie: Für die Beurteilung sind Folgen der
Handlung einschlägig → folglich kann auch eine theoretisch schädliche
Handlung gerechtfertigt sein, wenn sie netto mehr Glück erzeugt
- Grosser Verfechter der Frauenemanzipation
- Freiheit des Einzelnen als oberstes Prinzip des staatlichen
Handelns
- Nationale Ökonomie soll ein Leben im Wohlstand für alle
ermöglichen („stationärer Zustand“)
- Aber: Angst vor der Tyrannei der Mehrheit
- Vorrangstellung der intellektuellen Eliten im Staat, da nur sie
die „richtigen“ Entscheidungen treffen könnten (Wahlrecht auf
Basis der Bildung)
- Umfassende Bildung als Schlüssel zur Erlangung der
persönlichen Freiheit und des Glücks
- Glück wird definiert als Lust und Freisein von Unlust und ist der
einzige wünschenswerte Endzweck menschlicher Existenz (ebd.)
- Nicht alle Quellen der Lust (Arten von Freude) sind gleich wertvoll
und sie hängen auch nicht nur von der Quantität sondern auch von
ihrer Qualität ab
“We have now scrapped the old picture that counts law and morality as two
separate systems and then seeks or denies, fruitlessly, interconnections between
them. We have replaced this with a one- system picture: we now treat
law as a part of po liti cal morality. Th at will sound absurd to some readers and
paradoxical to others. It seems to suggest, idiotically, that a community’s law
is always exactly what it should be. Many readers will think that I have fi -
nally pressed my ambition to unify value too far: I have indeed become
Procrustes sacrifi cing sense to a philosophical theory. In fact I have in mind
something much less revolutionary and much less counterintuitive.”
“Here is the orthodox picture. “Law” and “morals” describe diff erent collections
of norms. Th e diff erences are deep and important. Law belongs to a
par tic u lar community. Morality does not: it consists of a set of standards or
norms that have imperative force for everyone. Law is, at least for the most
part, made by human beings through contingent decisions and practices of
diff erent sorts. It is a contingent fact that the law in Rhode Island requires
people to compensate others whom they injure negligently. Morality is not
made by anyone (except, on some views, a god), and it is not contingent
on any human decision or practice. It is a necessary, not contingent, fact that
people who injure others negligently have a moral obligation to compensate
them if they can.”
Dworkin
- Gerechtigkeitstheorie: Gerechtigkeit als Ressourcengleichheit
- Unumgänglichkeit der Moral: Es ist unmöglich, um normative
Argumentation und Interpretation (Recht ist ein interpretatives
Konzept) herumzukommen
- Einheit moralischer, rechtlicher und politischer Werte
- Respekt vor Würde als Lebensentwurf
- (Ethische) Idee des gelungenen Lebens (Prinzipien des
Selbstrespekts und der Authentizität: Eigenes Leben ernst
nehmen und identifizieren, was als Erfolg im Leben zählt
und danach handeln)
- Handeln nach gebietenden Handlungsnormen (moralisch):
Prinzip des Selbstrespekts mit dem Respekt vor anderen
verbinden (vgl. Kant)
- Begründung legitimer Staatsordnung und legitimen Rechts
aus Ethik der Würde
“In justice as fairness the original position of equality corresponds
to the state of nature in the traditional theory of the social contract.
This original position is not, of course, thought of as an actual his-
torical state of affairs, much less as a primitive condition of culture.
It is understood as a purely hypothetical situation characterized so
Is to lead to a certain conception of justice} Among the essential
features of this situation is that no one knows his place in society,
his class position or social status, nor does any one know his fortune
in the distribution of natural assets and abilities, his intelligence,
strength, and the like I shall even assume that the parties do not
know their conceptions of the good or their special psychological
propensities! The principles of justice are chosen behind a veil of
ignorance) This ensures that no one is advantaged or disadvantaged
in the choice of principles by the outcome of natural chance or the
contingency of social circumstances, Since all are similarly situated
and no one is able to design principles to favor his particular condi-
tion, the principles of justice are the result of a fair agreement or
bargain.; For given the circumstances of the original position, the
symmetry of everyone’s relations to each other, this initial situation
is fair between individuals as moral persons, that is, as rational be-
ings with their own ends and capable, I shall assume, of a sense of
justice The original position is, one might say, the appropriate initial
status quo, and thus the fundamental agreements reached in it are
fait, This explains the propriety of the name “justice as fairness”: it
conveys the idea that the principles of justice are agreed to in an
initial situation that is fair. The name does not mean that the concepts of justice and fairness are the same, any more than the phrase
“poetry as metaphor” means that the concepts of poetry and meta-
phor are the same.”
Rawls
- Klarheit gewinnen über die Hauptstrukturen der Gerechtigkeit im Sinne gesellschaftsvertraglicher Lehren
- Gerechtigkeit als erste Tugend sozialer Institutionen
- Soziale Gerechtigkeit in Bezug auf die Grundstruktur einer Gesellschaft
Grundlegende Eigenschaften der Menschen
- Rationales Handeln in Bezug auf den eigenen Lebensentwurf
- Sinn für Gerechtigkeit
05.12.2022 Seite 5
- Original Position
- Fiktiver Zustand zum Ursprung einer Gesellschaft, dessen Ziel die Festlegung der wichtigsten
Grundprinzipien ebenjener (zukünftigen) Gesellschaft ist
- Veil of Ignorance
- Die Teilnehmenden kennen weder ihre spätere Position in der zu begründenden Gesellschaft noch
ihre persönlichen Eigenschaften
- Weitere Eigenschaften der Menschen (Talente, Geschlecht, soziale Stellung) sind das Resultat einer
„natural lottery“ und daher moralisch nicht zurechenbar
Der Staat, an und für sich ist das sittliche Ganze, die 1 Verwirklichung der Freiheit,
und es ist absoluter Zweck der Vernunft, dass die Freiheit wirklich sei. Der Staat ist der
Geist, der in der Welt steht und sich in derselben mit Bewusstsein realisiert, während er
sich in der Natur nur als das Andere seiner, als schlafender Geist verwirklicht. Nur als im Bewusstsein vorhanden, sich selbst als existierender Gegenstand wissend, ist er der Staat. Bei der Freiheit muss man nicht von der Einzelheit, vom einzelnen Selbstbewusstsein ausgehen, sondern nur vom Wesen des Selbstbewusstseins, denn der Mensch mag es wissen oder nicht, dies Wesen realisiert sich als selbständige Gewalt, in der die einzelnen Individuen nur Momente sind: es ist der Gang Gottes in der Welt, dass der Staat ist, sein Grund ist die Gewalt der sich als Wille verwirklichenden Vernunft. Bei der Idee des Staats muss man nicht besondere Staaten vor Augen haben, nicht besondere Institutionen, man muss vielmehr die Idee, diesen wirklichen Gott, für sich betrachten. Jeder Staat, man mag ihn auch nach den Grundsätzen, die man hat, für schlecht erklären, man mag diese oder jene Mangelhaftigkeit daran erkennen, hat immer, wenn er namentlich zu den ausgebildeten unserer Zeit gehört, die wesentlichen Momente seiner Existenz in sich. Weil es aber leichter ist, Mängel aufzufinden, als das Affirmative zu begreifen, verfällt man leicht in den Fehler, über einzelne Seiten den inwendigen Organismus des Staates selbst zu vergessen. Der Staat ist kein Kunstwerk, er steht in der Welt, somit in der Sphäre der Willkür, des Zufalls und des Irrtums; übles Benehmen kann ihn nach vielen Seiten defigurieren. Aber der hässlichste Mensch, der Verbrecher, ein Kranker und Krüppel ist immer noch ein lebender Mensch; das Affirmative, das Leben, besteht trotz des Mangels, und um dieses Affirmative ist es hier zu tun.
Hegel