Teil 5 Flashcards
Was ist Schulleistung?
Bedeutungsvarianten des Begriffs „Schulleistung“ (n. Furck 1975)
* Leistung als schulische Forderung an den Schüler
* Leistung als Tätigkeit des Schülers
* Leistung als Ergebnis der Tätigkeit des Einzelnen innerhalb der verschiedenen Leistungsbereiche
* Leistung als besonderer Beitrag der Schule für andere, z. B. Gesellschaft, Staat, Wirtschaft und Wissenschaft
Schulleistung:
= curricular geplante Lernvorgänge und ihre Ergebnisse (Ingenkamp/Lissmann)
Varianzaufklärung bei Schülern der 4.Klassen nach Kühn
Hauptfach:
* in Bezug auf Intelligenz: 45,7%
* Persönlichkeitsmerkmale: 7,1%
* Häusliche Umwelt: 16,8%
Nebenfächer:
* in Bezug auf Intelligenz: 15,2% (Nebenfächer sind oft mehr auswendig zu lernen, als logisch schlussfolgernd)
* Persönlichkeitsmerkmale: 8,9%
* häusliche Umwelt: 10,6%
Zensuren & Zeugnisse als Methode pädagogisch psychologischer Diagnostik
Funktion von Zensuren
* Auslesefunktion
* Anreizfunktion
* Berechtigungsfunktion
* Disziplinierungsfunktion
* Orientierungsfunktion
* Selbstkontrollfunktion
Zensuren & Zeugnisse: Was wird beurteilt?
- Leistungsbewertung im Vergleich zu den Lehrzielen des Lehrplans,
bzw zu den Unterrichtszielen des Lehrers - Notenskala ist eine Ratingskala (1-6)
- Notengebung im Schätzverfahren über einen komplexen Sachverhalt
- Lehrer = Messinstrument / Schätzinstrument
Problem bei Leistungsbewertung
Vorgehen (nach Schulz, 1988, bei Hauptschülern in einem Mathetest)
1. Äquidistante Punktverteilung: Erreichbare Punkte werden in 6 ungefähr
gleiche Wertebereiche eingeteilt
2. Verschärfte Bewertungsrichtlinie: für eine ausreichende Leistung (Note 4)
müssen mindestens die Hälfte der Punkte erreicht werde
Genauigkeit von Lehrerurteilen: Korrelationen
Korrelationen:
* Lehrerurteil x formeller Leistungstest, r = .66 (Schwankungsbreite: .28-.92) (Hoge & Coladarci)
* Testintelligenz x Lehrerurteil über Intelligenz, r = .67 (Schwankungsbreite .45-.70).(Wild & Rost)
- Unabhängig von der Klassengröße
- Probleme bei der Erkennung hoher Intelligenz bei geringen Leistungen
* Persönlichkeitsmerkmale (Angst, FSK, Lernmotivation) in Selbst- und Lehrerurteil, schwache Zusammenhänge (Schrader, 2001)
Schulstudie SALVE
(Systematische Analyse des Lernverhaltens
und des Verständnisses in Mathematik, 5. und 6. Klassenstufe, alle
Schularten, n = 654)
Methode: Befragung von Schülern und Lehrern nach jeder Unterrichteinheit
in Mathe
-> große Unterschiede in der Einschätzung von Lehrern und Schülern hinsichtlich Lösungshäufigkeit (Lehrer: 58%; Schüler: 30%), Aufmerksamkeit, Interesse und Verständnis
Verzerrungsfaktoren bei Schätzurteilen (Problem der Objektivität und Validität)
- Urteilsfehler passieren immer wieder und sind menschlich.
- Schwierig ist es aber, wenn es systematische, wiederkehrende
Urteilsfehler sind. - Urteilsfehler kann man nicht abstellen, aber deren Auftretenswahrscheinlichkeit minimieren.
Weiß (1989) kategorisiert Urteilsfehler in
* Referenzfehler
* Korrelationsfehler
* Interaktionsfehler
Referenzfehler
entstehen, wenn sich Beurteiler unangemessen auf unterschiedliche Bezugsgruppen oder Bezugsnormen beziehen.
* Milde-/Strenge-Fehler:Der Lehrer beurteilt generell zu positiv bzw. zu negativ.
* Fehler der zentralen Tendenz / Extremurteile: Die Lehrkraft beurteilt alle gleich (alle 2-3) bzw. extrem (nur 1-2 & 5-6).
* Reihungseffekte: Durch Ermüdung bei längerer Korrektur kommt es später eher zu Pauschalurteilen (meist Milde-Fehler).
* Rhythmische Schwankung: Bei der Korrektur und mehrfacher identischer
Notenvergabe neigt man dazu, bei der nächsten Arbeit eine andere Note vergeben
zu wollen.
* Bezugsgruppenfehler: Neigung, in einer Klasse das gesamte Notenspektrum zu
vergeben, selbst wenn alle Schüler sehr gut oder sehr schlecht sind (tritt insbes. bei der sozialen Bezugsnorm auf).
Referenzfehler verhindern
- Bezugswerte & -normen vor der Prüfungserstellung festsetzen: was gibt einen Punkt, wie viele Punkte ergeben eine 1, 2 , 3 etc. (sachliche Bezugsnorm).
=> verringert: alle Referenzfehler - Identische Notenbereiche festlegen: Bsp. 100%; Intervall 12,5%:
=> verringert: Mathematische Fehler; Milde-/Strenge-Fehler; Fehler der zentralen
Tendenz / Extremurteile;
Bei der Korrektur…
(a) Pausen machen,
(b) erst die Punkte vergeben, und danach Punkte zur Note zusammenzählen.
(c) anonyme Korrektor (Schülername verdeckt) und
(d) Zweitkorrektur in zufälliger Reihenfolge.
(e) Erst Frage 1 bei allen korrigieren, dann mischen, dann Frage 2 …
=> verringert: Reihungseffekte, rhythmische Schwankung
Korrelationsfehler
liegen vor, wenn Zusammenhänge (Korrelationen) bei Merkmalen angenommen
werden, die in Wahrheit nicht bestehen.
-
Halo-Effekt: Leistungsbewertungen in einemFaches beeinflussen (überstrahlen) die Noten in einem anderen Fach.
Schüler ist gut in Deutsch & bekommt so auch in Politik eine gute Note. Gute
mündliche Beteiligung erzeugt Erwartungshaltung beim Lehrer bei der
Klausurkorrektur. -
Logische Fehler (Variation Halo-Effekt): Wesenszüge eines Schülers werden ungerechtfertigt mit Leistungen verknüpft.
X spielt Gitarre => kann gut Noten lesen. -
Implizite Persönlichkeitstheorie: Persönlichkeitsmerkmale eines Schülers werden mit der (vom Lehrer antizipierten) Leistungsfähigkeit verknüpft.
Schüler ist schüchtern => Schüler ist dumm - Lokalisationsfehler: (mündliche) Leistung wird falsch zugeordnet
Korrelationsfehler vermeiden
- Sensibilisierung für die eigene Fehleranfälligkeit durch Vorurteile & eigene
Vorlieben („ordentliche“ Kleidung, Sprachstil etc.) - Konsequente Trennung von Fächern sowie der unterschiedlichen Benotungen
(mündliche vs. schriftliche Leistung etc.).
Interaktionsfehler
ergeben sich durch die unmittelbare Beziehung zwischen Beurteiler und Beurteiltem. Besonderheiten der Person verhindern hier ein objektives Urteil.
-
Primacy /Receny: erste und letzte Prüflinge / Antworten werden besonders gut
erinnert. - Konstanzeffekte: trotz Leistungsänderungen bekommt der Schüler dieselbe Note („Klebe-Effekt“).
- Einstellungsfehler: Projektion eigener Einstellungen und Wünsche auf den Schüler; objektive Leistung tritt in den Hintergrund.
-
Soziale Wahrnehmung: Urteilsfehler durch Erwartungen; Fehler von schlechten
Schülern werden eher gesehen (da erwartet). -
Selbsterfüllende Prophezeiung: Die Annahmen des Lehrers über den Schüler
bedingen seine künftige Leistung.
Interaktionsfehler vermeiden
- Zwischendrin Leistung messen und Noten schriftlich festhalten (z.B. nach jeder
Stunde die herausragenden Wortmeldungen in der Schülerliste ankreuzen).
=> verringert Fehler bzgl.: Erstem- / letztem Eindruck; Klebeeffekt - Anonyme Korrektur der Klausuren
=> verringert: Fehler der sozialen Wahrnehmung - Schlechte Leistung als veränderbar ansehen
=> verringert Selbsterfüllende Prophezeiungen - Zurückstellung der Bedeutung eigener Meinungen -> verringert: Einstellungsfehler
Lehrkrafteinschätzung
Je niedriger der Bildungsstatus bzw. Bildungsaspiration der Eltern ist, desto niedriger wird die Begabung/ Fähigkeit/ Arbeitsverhalten/ Sozialverhalten/ Vorwissen des Schülers eingeschätzt.
Korrelationen sind aber tatsächlich auch negativer zwischen z.B. Deutsch und Mathe und Bildungsstatus