Teil 4 - Informelle und formelle Schulleistungstests Flashcards

1
Q

Schulleistungstests

Ingenkamp

A

Definition Schulleistungstests von Ingenkamp:
Schulleistungstests sind Verfahren, mit deren Hilfe Ergebnisse
geplanter und an Curricula orientierter Lernvorgänge möglichst
objektiv, zuverlässig und gültig gemessen und durch Lehrende oder
Beratende ausgewertet, interpretiert und für pädagogisches Handeln
nutzbar gemacht werden können.

  • Formelle Leistungstests: von Experten entwickelte Tests: PISA; VERA
  • Informelle Leistungstests: von Lehrkräften nach festen Aufbaukriterien konzipiert
  • Informelle Tests: von Lehrkräften entwickelte Tests, orientier am Lehrstoff, zur Überprüfung des Leistungsstandes meist einer Klasse
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2
Q

Problemfall informeller Schulleistungstest

A
  • Unterscheidet sich vom formellen Schulleistungstest “vor allem die Art der
    Konstruktion der Testaufgabe. Eine Klassenarbeit gilt eher als ein informeller
    Test, weil die Aufwendungen zur Konstruktion eher gering sind. Ein formeller
    Test ist dagegen nur dann zu realisieren, wenn eine Reihe von
    Konstruktions-schritten durchgeführt wurde und die sogenannten
    Gütekriterien erfüllt sind”. (Jäger 2001)
  • „…ein sorgfältig entwickelter informeller Test hat mehr Gemeinsamkeiten mit
    den formellen Testverfahren als mit Lehrerurteilen und anderen
    “subjektiven” Verfahren (Gaude und Teaschner, 1970)
  • „ Informelle Tests dagegen sind für bestimmte Testzwecke ad hoc
    zusammengestellte Instrumente. Sie sind zwar nicht geeicht, können aber
    dennoch auf einer Testtheorie basieren und müssen nicht notwendig reduzierten Güteransprüchen entsprechen (Leutner)
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3
Q

Formelle Schulleistungstests

A
  • Ziel: Ergebnis am Ende eines Kurses,
    Lehrgangs, Schuljahrs etc.
  • Erstellung zentral
  • Lernstoff eines Unterrichtszyklus
  • kein Bezug auf eine bestimmte und
    begrenzte Gruppe
  • Gütekriterien
  • offizielle Bewertungskriterien
  • objektive Aussagen über Wissen und
    Können der Getesteten
  • Vorbereitung und terminliche
    Festlegung

Zur Platzierung geeignet:
Orientiert an der Sozialnorm (a) oder kriterialen Norm (b):
a) Sozialnorm: Leistungen von Schülern werden mit den Leistungen einer großen
repräsentativen Stichprobe verglichen
(wie gut ist Schüler A verglichen mit allen
Schülern seines Jahrgangs) z.B:.
Jahrgangsstufentests, PISA, IGLU.
b) Kriteriale Norm: Wie gut ist der Schüler in
Bezug auf eine Kriterium. (Hat der
Schüler das Leistungsziel erreicht,
dichotom)

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4
Q

informelle Tests

A
  • Ziel: Feststellung des Lernfortschritts
    im Laufe des Unterrichts
  • Erstellung durch Lehrende bei Bedarf
  • Bezogen auf begrenzten Lernstoff
  • Bezug auf eine bestimmte, begrenzte
    Gruppe
  • keine Gütekriterien
  • keine offiziellen Bewertungskriterien
  • nur subjektive Aussagen bezogen auf
    Gruppe und Unterrichtssituation
  • Durchführung ohne besondere Vorbereitung und nach Bedarf

Zur Platzierung ungeeignet;
Orientiert an der kriterialen Norm; Leistungen der Schüler werden
mit dem Inhalt des Curikulums
verglichen.(Beherrscht Schüler A
die Bruchrechnung) z.B. Proben,
Schulaufgaben, Exen.

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5
Q

Konstrukt formeller Schulleistungstests

A

1.Analyse der Lehrpläne
2.Entwurf von Testitems (Aufgaben)
-Konstruktion von 50-100% mehr Aufgaben als für Endfrom nötig
-Beurteilung der Aufgaben durch erfahrene LehrerInnen (EspertInnenratings)
3.Verprobung an wenigen Fällen
-Überprüfung der Verständlichkeit der Aufgabenformulierung
4. Testdurchführung an einer ersten Stichprobe (200 – 400 SS)
5. Aufgaben- und Testanalyse mit den Daten der ersten Stichprobe.
- Ermittlung der Aufgabenschwierigkeit
- Trennschärfenberechnung
- Erste Reliabilitätsschätzung
6. Testvalidierung an kleineren Stichproben
7. Testeichung und Validierung an einer repräsentativen Stichprobe
- Berechnung von Normwerten (Wie viele von den Aufgaben können die Schüler lösen?-> Mittelwerte aufstellen)

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6
Q

Einsatzmöglichkeiten formeller sozialnormorientierter Schulleistungstests in der Schule

A
  • Vergleich des Leistungstandes der Klass mit der Eichstichprobe
  • Überprüfung des eigenen Benotungssystems durch den Vergleich mit den Testwertklassen
  • Einteilung nach Leistungsgruppen
  • Als Ersatz für Klassenarbeiten
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7
Q

Vor- und Nachteile von formellen Schulleistungstest

A

Vorteile:
* Erfüllung der Gütekriterien
* Gerechtere Selektion
* erlaubt Überprüfung des eigenen Benotungssystems
* Hilfe bei der Entdeckung individueller Schwächen und Stärken

Nachteile:
* Negative motivationale Folgen (bes. für leistungsschwache Schüler)
* Erstarrung des Unterrichts und Verarmung der Lehrpläne
* Haufig veraltet
* Unfair bei mangelnder Lerngelegenheit

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8
Q

Grundsätzlich bei der Auswahl von Tests zu beachten:

A
  • Gütekriterien
  • Normierung aktuell
  • Ausreichend große Eichstichprobe
  • Aktualität des Materials
  • Durchführungsdauer / Ökonom
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9
Q

Konstruktion von informellen Tests (Wilson)
1. Konstrukt: Was wird gemessen?

A
  • Lehrziele:
  • Viele Synonyme wie z.B. Instruktionsziele, Lernziele usw …
  • Hier: Lehrziele, da es zunächst um Ziele geht, die Sie als Lehrende setzen und deren Erreichung Sie überprüfen
  • Umschreibungen von bestimmten Persönlichkeitseigenschaften (Fähigkeiten, Fertigkeiten, Neigungen, Gesinnungen, Haltungen), die es bei einem Schüler zu verwirklichen gilt
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10
Q

Lehrziele sind relevant:

A
  • weil Sie den Unterricht danach ausrichten können.
  • um „an der Schule mittelbar und unmittelbar Beteiligten“
    (SchülerInnen, Eltern,…) zu kommunizieren, was gelehrt werden soll.
  • um eine konkrete Basis für die Leistungsüberprüfung bei
    Schüler/Innen zu haben

Dazu muss man wissen:
* was die SchülerInnen lernen sollen (Inhalte),
* welche Schüleraktivitäten zeigen, dass gelernt wurde,
* welche Aufgaben / Methoden sich am besten eignen, um eine
bestimmte Lernleistung von SchülerInnen zu erfassen und zu
bewerten

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11
Q

Probleme von Lehrzielen

A

Oft zu vage formuliert: Lehrziel sei „Verstehen“ oder
„Beherrschen“ eines Stoffes … aber:
- was genau bedeutet das?
- wann genau habe ich z.B. etwas verstanden?
Lehrziele = hypothetische, nicht beobachtbare Konstrukte.
Sie müssen spezifizieren, wann genau welches Verhalten der Schüler/Innen Rückschlüsse auf „Kenntnis“, „Verständnis“ etc. zulässt = Operationalisierung der Konstrukte

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12
Q

Lernzieltaxonomie

A

Klassifikation zur Unterteilung von Lehrzielen (Bloom):

Bewerten (Evaluation):
Halten Sie die Umweltpolitik der aktuellen Regierung für sinnvoll?
Synthese (Synthesis):
Pflanzen können sich nur ernähren wenn sie gerade gewachsen sind. Wie lässt
sich diese Aussage beweisen?
Analyse (Analysis):
Wenn eine Pflanze wenig Wasser verdunsten kann….
a) Wächst sie langsamer,
b) erzeugt sie mehr Nährstoffe,
c) bildet sich die Wurzel besser aus
Anwendung (Application):
Welche Folgen haben Entlaubungsmittel für eine Pflanze?
Verstehen (Comprehension):
Warum gedeihen Pflanzen auf verschiedenen Böden unterschiedlich gut?
Wissen (Knowledge):
Nennen Sie die verschiedenen Bestandteile einer Pflanz

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13
Q

Die Aufgaben: Wie wird gemessen?

Konstruktion von informellen Schulleistungstests

A

Informelle Tests lassen sich unterteilen in…
* Performanzaufgaben
* Langantwort (offene Aufgaben): Kurzaufsätze und Essays
* Kurzantwort: (frei; gebunden: richtig/falsch, Mehrfachwahl, Zuordnung)

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14
Q

Performanzaufgaben

Vor- und Nachteile

A

„Show how“ statt „Know how“: nicht zeigen, was man weiß, sondern
tun, was man weiß (INGENKAMP & LISSMANN)
Vorteile:
* für einige Fertigkeiten (Musikinstrumente etc) alternativlos
* hohe ökologische Validität
* höhere kognitive Lehrziele können erfasst werden

Nachteile:
* zeitaufwendig in Konstruktion, Durchführung und Auswertung
* Erstellung von Bewertungskriterien oft nicht einfach
* (Auswerungs-) Objektivität gering

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15
Q

Langantwort

Vor- und Nachteile

A

Beispiel:
freie Gestaltung: Sind Multiple Choice Aufgaben ihrer Meinung nach geeignet, um Verständnis zu erfassen? Begründen Sie kurz (max. 5 Sätze) Ihre Antwort.

freie Assoziation/Brainstorming:Schreiben Sie die Namen möglichst vieler Bands auf, die mit “P” beginnen

Kreativität: Wie könnten Sie bei der Klausur “spicken”? Überlegen sie sich originelle Antworten

Vorteile:
* Höhere kognitive Prozesse (Analyse, Synthese) und kreativer testen
* Kein Raten möglich
* Qualitative Auswertung möglich
* geringer Aufwand beim Vorbereiten/Erstellen der Aufgaben

Nachteile:
* Hoher Zeit- und Arbeitsaufwand beim Bewerten
* Reliabilität und Objektivität unter Umständen sehr gering
* Geringe Anzahl von Inhaltsbereichen und Messungen pro Testzeitpunkt realisierbar
* (Un)bewusster Einfluss durch Orthografie/Handschrift

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16
Q

Kurzantwort: Ergänzungsaufgaben

Vor- und Nachteile

A
  • Aufgabenform mit freien Antworten
  • Für Aufgabenbeantwortung werden keine festen Kategorien vorgegeben, sie ist frei oder teilstrukturiert, d.h. Teile der Lösung sind vorgegeben
    z.B. Lückentexte
17
Q

Kurzantwort: gebundene Formate

A

Zweifachwahlaufgaben/ Wahr-Falsch-Aufgaben
* kurze und gebundene Antworten
* für Aufgabenbeantwortung feste Kategorien, komplett vorstrukturiert

Beispiele:
Kreuze für jede Aussage an, ob sie wahr oder falsch ist

18
Q

Kurzantwort: Multiple-Choice

A
  • Aufgaben mit Itemstamm und mehreren Antwortalternativen, von denen eine (n-alternative, forced choice) oder mehrere
    (multiple choice) richtig ist/sind.
  • Itemstamm: Kann Frage oder unvollständige Aussage sein.
  • Antwortalternativen:
    – Attraktor (richtige Alternative/n)
    -Distraktoren (falsche Alternativen)
19
Q

Kurzantwort: Vor- und Nachteile

A

Vorteile:
* Recall von Wissen
* Einfaches Anwenden von Wissen
* Bessere Objektivität
* Schnell auszuwerten

Nachteile
* Erfordert eher einfaches Verständnis, wenig komplexe Wissensinhalte
* Raten teilweise möglich
* Nur Reproduktion von WIssen
* Hoher zeitlicher Aufwand bei der Erstellung

20
Q

3 Kategorisierung möglicher Antworten

A
  • Mindestens zwei Kategorien (richtig/falsch)
  • Zuweisung von Messwerten zu Antwortkategorien: 0=falsch, 1=teilweise richtig, 2=richtig
  • Für schwere Aufgaben werden oft mehr Punkte vergeben -> Gewichtung von Aufgaben, Bevorzugung stärkerer Schüler
21
Q

Überprüfung des Messmodells

A
  • Erfassen alle Items das Kritische Merkmal?
  • Umfassen die Items alle Aspekte des zu messenden Merkmals?
  • Empirische Itemanalyse: Itemschwierigkeit, Trennschärfe
22
Q

Trennschärfe

A
  • korrelativer Zusammenhang jedes einzelnen Testitems mit dem Gesamttest
    So gehts!:
  • Alle Klassenarbeiten werden nach Ergebnis in absteigender Reihung sortiert,
  • Entnahme der besten und schlechtesten 25%
  • Dann: Anzahl richtiger Antworten unter den 25% besten, minus Anzahl richtiger Antworten unter den 25% schlechtesten, geteilt durch Gesamtzahl der richtigen Antworten in der guten und schlechten Gruppe

Beispiel:
Frage: Wie groß ist die Winkelsumme im Dreieck? (180 Grad)
Häufigkeit der richtigen Antwort bei den 25% Besten: 5 x
Häufigkeit der richtigen Antwort bei den 25% Schlechtesten: 1x
Trennschärfe: = 5 -1/ 6 = 0,66

  • Trennschärfe sollte möglichst nahe an +1 liegen. (= alle von den guten, keiner von den schlechten kann die Aufgabe lösen -> Aufgabe ist sehr gut, um die Guten von den Schlechten unterscheiden)
  • bei 0 oder negativen Zahlen ist die Aufgabe ungünstig.
  • Faustregel für die Itemselektion: Trennschärfe > 0,30
23
Q

Itemschwierigkeit (P)

A
  • bezeichnet den prozentualen Anteil derjenigen Personen, die das Item richtig lösen -> man weiß allerdings nicht, ob die Aufgabe von guten oder schlechten Schülern gelsöt wurde (hierfür braucht man die Trennschärfe)
  • Ziel: Unterscheidung von Probanden mit hoher Merkmalsausprägung von Probanden mit niedriger Merkmalsausprägung.
  • Unbrauchbar sind demzufolge alle Items, die von allen Probanden, bzw. Items, die von keinem Probanden gelöst werden konnten.
  • Sinnvoll sind Schwierigkeitsgrade von p = 20 – p = 80

So geht´s:
p = Anzahl der Richtiglöser/Anzahl aller Probanden