Schlüsseldaten zur russischen Kulturgeschichte Flashcards

1
Q

988

A
"Taufe" der Rus'
Großfürst Wladimir I.
Einführung Christentum als Staatsreligion
Christentum bringt Schriftlichkeit
südsl. Dialekt wird Schriftsprache
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2
Q

1056

A

Spaltung (Schisma) der christlichen Kirchen
das große morgenländische Schisma 1054 dar.
griech. Spaltung
Trennung der lat. Kirche des Westens von der griech. des Ostens, die Griechenland bzw. das byzantinische Reich umfasste (griechisch-orthodoxe Kirche).
jeweiliger Vorwurf: “Dem Ursprung untreu!”
in Chronik der Rus: schon 100 Jahre vorher: Warnung vor lat. Version des Christentums
Frage nach dem Zentrum der Christenheit: lat. Westen: “Rom - Felsen Petri” / griech. Osten: “Konstantinopel”
Papst als Patriarch des lat. Westens und Abendlandes und der Patriarch in Konstantinopel als das geistliche Oberhaupt des griechischen Ostens und Morgenlandes exkommunizierten einander. Entscheidend für diese Trennung waren primär weniger theologische Differenzen, die sich über Jahrhunderte hinweg entwickelten, sondern eher kirchenpolitische Interessen, die mit dem Wachstum der Macht und des Ansehens des Papsttums zusammenhingen.

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3
Q

1147

A
Erste Erwähnung des Marktfleckens "Moskau"
in Hypatiuschronik (Ипатьевская летопись)
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4
Q

1237

A

sog. Tatareneinfall
Teil des Mongolensturms auf Europa.
Niemand konnte den mongolischen Heeren viel entgegensetzen.
-> Kiew fällt 1240
-> 250 Jahre Fremdherrschaft. Eingesetzte Fürsten zum “Steuerneintreiben”
im 20. Jh. auch pos. Deutung: Russland “eurasisch”

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5
Q

ca. 1280

A

Moskau wird Fürstenresidenz

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6
Q

1328

A

Großfürstenwürde dauerhaft in Moskau.

Oberhaupt der Kirche (Metropolit) nimmt Sitz in Moskau ein.

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7
Q

1362

A

Sieg des Litauers Olgerd über die Tataren am Blauen Wasser
Litauen expandierte im 14. Jh., nimmt von Tataren besetzte ehemalige Gebiete der Rus’ ein
-> Litauen zw. Polen und Moskau
nach Fusion mit Polen größter Flächenstaat Europas!
-> 95% des litauischen Reiches sind (ost-)Slawen
-Magdeburger Stadtrecht in Litauer Städten
-dt., Juden, Tataren, Immigranten -> Vielvölkerstaat
-Staatssprache russisch. meiste Leute orthodox-gläubig

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8
Q

1380

A

Sieg des Dmitrij Donskoj über die Tataren auf dem Kulikovo-Feld
(Kulikovo-Feld jenseits des Don)
->psychol. wichtig: Tataren besiegbar!

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9
Q

1438

A

Konzil von Florenz / Ferrara
Osmanen vor Konstantinopel: Bitte um Hilfe.
Zusammenschluss weström. und oström. Kirche?
-> Konstantinopel verliert “rechten Glauben”

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10
Q

1453

A

Konstantinopel von Türken erobert

Byzanz mit Römern eingelassen -> “Strafe Gottes”
Später als Warnung benutzt, um Zar aufzufordern, nicht den rechten Glauben zu verraten.

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11
Q

1547

A

Ivan IV. zum Zar gekrönt
unter ihm Hochzeit der Rus’
Vielvölkerreich, seit Tataren (Muslime) in Ashahan(?) und Kazan’ erobert wurden
Ivan hat einzigen regierungsfähigen Sohn (im Suff?) erschlagen. Blieb nur Fjodor, geistig zurückgeblieben.

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12
Q

1551

A

Hundert-Kapitel-Synode
Festlegen von Kirchenpraktiken
Im Moralkodex Stoglaw werden Fragen des russischen Zaren Iwan IV. an das gleichnamige Kirchenkonzil und dessen Antworten niedergelegt.
- sollte durch Aufklärung in den kirchlichen Organisationen dem Aberglauben und „ketzerischen“ Bewegungen entgegenwirken und die altrussischen Sitten und Tugenden sichern.
- Teil der “kulturellen Homogenisierung” des Reiches

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13
Q

1564

A

Ivan Fedorov und Petr Timofeev drucken einen “Apostol”

  • Buchdruck wichtig für Kultur Westeuropas
  • 2 Buchdrucker kommen zu Zar Ivan, drucken kyrillischen Apostol (Sammlung biblischer Texte)
  • > Ivan: “Teufelszeug! Hexerei! Hinfort!”
  • > kulturelles Zurückfallen
    (1. gedruckte Bibel aus Litauen)
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14
Q

1582

A

Eroberung Zentralsibiriens durch Ermak Timofeev
- Zentralsibirien: Gebiete direkt östlich vom Ural
- Sibirien war Chanat (Verw.einheit der Tataren)
- Stroganoffs hatten Besitzungen am Ural, die von Tataren geraidet wurden
-> Kosaken! Wehrbauern, freie Krieger! angeheurt
- Knapp 500 Mann erobern Khanat. Sibirien. Immer weiter.
Zar, erst skeptisch, umgestimmt durch Bezahlung (Pelze!)

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15
Q

1589

A

Wahl des Boris Godunov zum Zaren; Einrichtung eines Patriarchats; Beginn des “smutnoe vremja”
Moskau: eigener Patriarch!
Gr. und Römer vereinen sich schon vorher auf Konzil -> Griechen auch diskreditiert! Byzanz mit Lateinern eingelassen, Pfui!
Rechter Glauben nur noch in Moskau!

Gerücht: Enkel von Ivan, rechtmäßiger Nachfolger, lebt! in Polen: gefunden!? Probleme: er katholisch. Neuer Enkel gefunden. Alle so what?!
Smuta: ständiger Zarenwechsel, Eroberungen, Morde
-> in Theaterstücken, Büchern, Opern erinnert

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16
Q

1612

A

Wahl des Michail Fedorovič Romanov zum Zaren
->Familie bis 1917 an der Macht
Landtag / Semskij Sobor wählte.

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17
Q

1639

A

Kosaken unter Ivan Moskvitin am Pazifik

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18
Q

1654

A
Angliederung der Ukraine
Aufstände gg. polnische Herrschaft:
Kosaken bitten Zaren um Hilfe
Berühmter Eid: Unterstellen sich dem Zar.
Unklar: befristet? permanent?
1954: Chruschtschow schenkt Krym.
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19
Q

1666/67

A

Kirchenspaltung
Patriarch Nikon wollte Besonderheiten abschaffen, russische der orthodoxen Kirche anpassen
->Auf Synode: Exkomm. der Anhänger der alten Rituale
->Alt- / Neuritualisten.
(Raskolniki)
Anderer Verbindlichkeit von Zeichen durch anderen Symbolbegriff: Zeichenbedeutung von Gott!
Zeichen nicht willkürlich gewählt, sondern vorgegeben.

20
Q

1697/98

A

Auslandsreise Peter I. Alekssevic
neue Interpretation der Rolle des Zaren:
früher: in Moskau auf Thron. man pilgert ZU ihm.
Peter will sein Amt funktional begreifen, begibt sich auf Reise. 17 Monate!
-> Schiffsbau, Sprache, Meereswissenschaften

21
Q

1703

A

Baubeginn in Sankt Petersburg
Orientierung an Westeuropa.
Aber nicht Europa als Ziel! Nur Mittel!
Anspruch auf Meerzugang Russlands.

22
Q

1762

A

Befreiung des Adels von den Dienstpflichten
durch Katharina!
Peter versucht, alle Teile der Bev. für Staat einzubeziehen.
-> 1722 Einführung Dienstpflicht für Adel.
neue Dienstordnung: Armee, Marine, Zivilbeamte (Ränge)!
->Militarisierung der (Zivil-)Gesellschaft
->jetzt Adel viel freie Energie-> KULTUR!

23
Q

1772

A
Erste Teilung Polens
unter Katharina II.
durch Russland / Preussen(Friedrich II.)-Österreich (Franz Josef)
Russland erbt Juden und -problem
-> Vielfalt der Nationalitäten wächst
immer wieder Aufstände in Polen
24
Q

1812

A
Napoleons Russlandfeldzug
kulturelle Entwicklung++
Zurückdrängung der Franzosen:
Koalition mit Preußen
->Austausch milit.Technik mit Westeuropa
Napoleons Armee: 500k -> 40k
"Vaterländischer Krieg" -> Deutungsmuster für WK II
->erster Krieg mit nationalpatriotischer Beteiligung
25
Q

1825

A

Dekabristenaufstand
Offiziere (Adlige im Militär)
Wunsch: Russland Verfassung! mehr Adelsrechte!
Orientierung an Westen!
->Anführer gehängt, 600 nach Sibirien verbannt

“Versuch einer 1. Revolution” - Bolschewiki

26
Q

1826

A
Einrichtung einer "III. Abteilung"
unter Zar Nikolaj I.
pol. Polizei!
->Bespitzelung, Gängelei
-sollte rev. Gedankengut verhindern.
unter Intellektuellen meistgeHASSte Behörde
27
Q

1853

A

Beginn des Krimkrieges
Russland vs. Osman. Reich, supp. von europ. Mächten (E, F)
es zeigt sich: Milit.Technik Russlands veraltet
-> 1. großer Massenkrieg
-> 1. großer Krieg, in dem Propaganda in Heimatländern große Rolle spielt
->nationale Stereotypen. (bis hierhin führten Monarchen Kriege, ab jetzt Nationalitäten..EMOTIONEN!)
Tolstoj: Sevastopoler Erzählungen
beschreibt Sinnlosigkeit des Kriegs

28
Q

1861 u. 66

A
Befreiung der Adels- und Staatsbauern
Befreiung von Leibeigenschaft.
"Sklaven" konnten verkauft werden, für Militärdienst, Fabrikarbeit, Mädchen an andere Besitzer..
Preußen: 18. Jh. Abschaffung Sklaverei
Arbeitssuche in Städten -> viele billige Arbeitskräfte
-> soz. Frage und VERELENDUNG
Reformen wurden als halbherzig empfunden
-> RADIKALISIERUNG der Bevölkerung
29
Q

1881

A

Ermordung Aleksanders II. Nikolaevic
Bombenattentat.
“Das hat er nun von seinen Reformen..”
-> Aleksander III.: stärker restriktive Politik

30
Q

1891

A

Baubeginn Transsibirische Eisenbahn

  • Homogenisierung des Landes
  • Ferner Osten, Sibirien wird stärker russifiziert.
  • Russland wird zu eurasischer Macht
  • anfangs Bahn über chin. Gebiet
    staatsfinanziert. In Amerika privatfinanziert: doppelt so schnell.
31
Q

1898

A

Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands
-Vorläuferpartei der kommun. Partei
Geschichtsbewusstsein in UdSSR:
Ganze russ. Geschichte läuft auf Gründung der Partei hinaus!

32
Q

1905

A

Revolution; Einrichtung der Staatsduma
-Einrichtung der Staatsduma
-Zar gezwungen, parlament. Funktionen zuzulassen
- keine durchgehenden demokratischen Strukturen
FILM: Panzerkreuzer Potemkin

33
Q

1917

A

Februar- und Oktoberrevolution
-Feb: Zar dankt ab. Übergangsreg. “provisorische Reg.”
-Okt./Nov.: Bol’schewiki: “Rev.” - eher milit. Umsturz?!
Differenz zw. Glorifizierung in UdSSR und hist. Wirklichkeit
->hist. Bewusstsein von fingierten Bildern geprägt
(Ejsenschtein-Filme (Oktjabr’..))
Geschichte in Sprüngen:
Urgesellschaft->Sklavenhalterges.->Feudalges.->kapit. Ges.->komm. Ges.
-> “LETZTE REV.” - Geschichte erfüllt!

34
Q

1928

A
Erster Fünfjahrplan
Пятилетка или Пятилетний план
-Kapitalismus: Markt regelt Wirtschaft
-Jetzt: Partei plant Fortschritt
-Auch: Kollektivierung der Landwirtschaft
-> Kolchosen, Sovchosen
35
Q

1934

A

Erster Kongress des sowjetischen Schriftstellerverbandes
-Kontrolle der Kulturschaffenden durch Einheitsverbände
-sozialistischer Realismus:
“Typische Charaktere unter typischen Umständen”
-verschweigen, was unschön ist: Verbrechen, gesellsch. Missstände
Schriftsteller “Ingenieure der menschlichen Seele”

36
Q

1936 ff.

A

“Säuberungen”, Schauprozesse

  • Terror wird Mittel der Politik
  • Stalin entledigt sich (potentieller) Konkurrenten
  • jeder 20. Sowjetbürger hat in dieser Zeit eingesessen

bis heute Streit über Zahl der Opfer
ab 1956 erste Rehab., Aufarbeitung

37
Q

1941

A

Zweiter WK wird zum “Großen Vaterländischen Krieg”

  • Sommer 1939: Ribbentrop-Molotow-Pakt
  • September: nach Dtl. marschiert UdSSR in Polen ein
  • Zeit 1939-1941 “Erinnerungsloch” in Sowjetzeit
38
Q

1953

A

Tod Stalins

  • Beisetzung mit tausenden Beteiligten
  • Massenhysterie mit Toten
  • Stalins Vertraute übernehmen, werden abgesetzt, angeklagt und hingerichtet.
  • Erleichterung für Kultur
39
Q

1968

A

Einmarsch in die ЧССР
-Reaktion auf “Prager Frühling”
(Sozialismus “mit menschlichem Antlitz”)
friedlicher Protest gewaltsam niedergeschlagen
-Länder des Warschauer Paktes: nur eingeschränkte Souveränität
->Breschnew-Doktrin

40
Q

1985

A

Wahl Michail Gorbaчevs zum Generalsekretär der KPdSU

  • Glasnost’ und Perestrojka
  • wollte (demokratischen) Wandel
  • meist verhasst
41
Q

1991

A

Ende der SU
-> GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten)
Postsozialistische Zeit, Zeit der Unsicherheit beginnt

42
Q

1999

A

Vladimir Putin übernimmt 31. Dezember 1999 vom zurückgetretenen Präsidenten Boris El’cin die Amtsgeschäfte
-März 2000 offiziell gewählt
-Neuanfang mit Putin.
Abgrenzung gegenüber Westen, westlichen Firmen

43
Q

2004

A

Neuer Staatsfeiertag (4. November, Tag der Einheit des Volkes)

44
Q

862

A
"Berufung der Waräger"
->Beginn der Staatlichkeit der Rus'
-> Denkmal in Novgorod
Debatte um Rolle der Waräger
->Namensgebung? Normannistenstreit!
45
Q

Erschaffung der Welt

A

5508 v. Chr.

nach der Genealogie der griechischen Bibel Septuaginta durch den christlichen Chronographen Julius Africanus im 3. Jahrhundert n. Chr. die Erschaffung der Welt – die Schöpfung – datiert.[1] Diese erstmals im Frühchristentum vorgenommene Abschätzung beruht vor allem auf der Geschlechterfolge der Erzväter. Der etwa vier Jahrtausende alte jüdische Kalender, der heute (2016) das Jahr 5776/77 zählt, geht allerdings von einem jüngeren Weltalter aus.[2]

In der Neuzeit wurde die Abschätzung zunehmend in Zweifel gezogen und schließlich aus geologischen Überlegungen von James Hutton 1785 widerlegt: Die geologischen Phänomene liefen so langsam ab, dass die Welt erheblich älter sein müsse. Darauf fußend, kam man mit Methoden der Textkritik bald zur Erkenntnis, dass man die Bibel nicht als Lehrbuch der Naturwissenschaften verwenden solle.

Das Jahr 5508 (bzw. nach anderen Quellen 5501 v. Chr.) ist auch Nullpunkt der sogenannten Byzantinischen Ära.[2]

Das Oströmische Reich benutzte eine darauf beruhende Zeitrechnung.[2] Sie hielt sich in Russland noch bis Ende 1699, als Peter I. anordnete, dass ab Neujahr statt 7208 Annus Mundi nun 1700 n. Chr. zu schreiben sei.[3]

46
Q

Was sagt Wikipedia zur Smuta?

A

Während der Regierungszeit Fjodors I. führte Boris Godunow als eigentlicher Herrscher das Land. Er versuchte auch während seiner späteren Regierungszeit, Russland aus der Rückständigkeit zu führen, stieß dabei aber auf den erbitterten Widerstand der Bojaren und der Kirche. Zudem traten in den Jahren 1601 bis 1604 drei Hungersnöte auf, welche die Wirtschaft und die sozialen Strukturen des Landes erschütterten.

Die Situation verschärfte sich durch die Intervention von Schweden und Polen. Polnischen Truppen gelang es 1605, Moskau zu erobern, und der polnische König Sigismund III. setzte den sogenannten falschen Dimitri auf den Zarenthron, einen russischen Hochstapler. Er gab sich als Zarewitsch Dmitri aus, den unter mysteriösen Umständen verstorbenen Sohn Iwans IV. Anfangs hatte der falsche Dimitri die Unterstützung der Bevölkerung, die sich nach geordneten Verhältnissen sehnte. Der Adel stand jedoch in Opposition zu ihm. Als er versuchte, das Land in einem an polnischem Vorbild orientierten Sinn zu reformieren, verlor er allerdings auch die Unterstützung der Bauern und hatte seinen Rückhalt nur mehr in der Besatzungsmacht. Je mehr diese durch ihre Übergriffe verhasst wurde, desto unhaltbarer wurde die Lage für den falschen Dmitri. Er wurde ermordet, und es brachen im ganzen Reich Volksaufstände los.

Nun wurden die Verhältnisse noch instabiler: Der sich auf Bojaren und Schweden stützende neue Zar Wassili Schuiski war bei den Bauern verhasst und konnte seine Herrschaft nie im gesamten Land etablieren, zumal er von einem zweiten falschen Dimitri bedrängt wurde. Diesen konnte er 1610 mit schwedischer Hilfe zwar besiegen, wurde aber kurz danach schon mit polnischer Hilfe gestürzt. Die Polen, die Ende 1609 die Kampfhandlungen eröffnet hatten, besetzten im Zuge des polnischen Vormarsches Moskau. Kurz darauf sollte Kronprinz Władysław gegen gewisse Garantien (die der Beginn einer „konstitutionellen“ Entwicklung hätten werden können) als Zar installiert werden. Die von Gewalt und Raub in russischen Städten sowie Widersprüchen zwischen dem Katholizismus und der Orthodoxie gekennzeichnete polnische Herrschaft verlor zunehmend an Rückhalt in der Gesellschaft. Im Nordwesten und im Osten gab es eine Reihe von Städten, die Władysław die Eidesleistung verweigerten.[1] Als sein eigener Vater König Sigismund III. kurzerhand selbst den Zarenthron beanspruchte und jegliche Herrschaftseinschränkungen verwarf, bedeutete dies Władysławs endgültige Desavouierung. Das Ergebnis war eine fast dreijährige Phase völliger Herrscherlosigkeit.

1612 brach unter der Führung des Nischni Nowgoroder Kaufmanns Kusma Minin und des Fürsten Dmitri Poscharski mit Unterstützung durch den Metropoliten Filaret in Moskau ein Volksaufstand aus, der die polnische Besatzungszeit beendete. An die beiden Anführer des Aufstands erinnert das Minin-und-Poscharski-Denkmal auf dem Roten Platz direkt vor der Basilius-Kathedrale in Moskau.

Im Jahr darauf wurde dann Michael I. durch eine Reichsversammlung, den Semski Sobor, zum neuen Zaren gewählt. Diesem gelang es in der Folge dann, das Land halbwegs zu stabilisieren und die Zarendynastie der Romanows zu begründen.