Schadstoffe & Berufskrankheiten Flashcards
Asbest?
Asbestfasern eignen sich sehr gut als Isolierschutz. Sie wurden z.B. in Isolierplatten für Dächer und Außenwände, in Textilien und Bremsbelägen eingesetzt. Wegen der kanzerogenen Wirkung sind in Deutschland Herstellung und Einsatz von Asbest seit 1993 verboten.
Mit Asbest assoziierte Erkrankungen (Pleura- und Lungenfibrose (Asbestose, Asbeststaublunge), Lungenkarzinom, Larynxkarzinom, Pleuramesotheliom) treten Jahrzehnte nach Exposition auf. Das Risiko einer Karzinomentwicklung korreliert mit der Dauer und dem Ausmaß der Exposition („Faserjahre“).
Nickel?
Nickel wird in der Produktion von Edelstahl verwendet, außerdem u.a. in Chemiebetrieben und der Luft- und Raumfahrtindustrie.
Es spielt als Auslöser einer häufigen allergischen Kontaktdermatitis eine Rolle. Bei chronischer Exposition anorganischer Nickelverbindungen über die Atemluft ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Plattenepithelkarzinomen in den Atemwegen erhöht (jahrzehntelange Latenzzeit!, Berufskrankheit). Wie beim Cadmium kann es außerdem zu einem chronischen Schnupfen kommen.
Arsen?
Das Halbmetall Arsen tritt häufig in den Verbindungen Arsensäure (Arsenat) und Arsenwasserstoff (Arsin; Arsane = Oberbegriff für Arsen-Wasserstoff-Verbindungen) auf. Es riecht nach Knoblauch.
Bei einer akuten Intoxikation kommt es zu Dyspnoe, Übelkeit, Erbrechen und abdominellen Beschwerden. Es können außerdem u.a. ZNS-Störungen bis zum Koma, ein Akutes Nierenversagen und eine Hämolyse => Anämie ausgelöst werden. Eine schwere Arsen-Intoxikation kann tödlich verlaufen.
Bei der chronischen Intoxikation treten eine Polyneuropathie, eine Polyglobulie und ebenfalls eine Hämolyse auf. Arsen ist außerdem hepatotoxisch (Zirrhose => erhöhtes Risiko für das hepatozelluläre Karzinom) und es kann zur Hyperpigmentierung der Haut kommen. Eine chronische Arsenexposition erhöht das Krebsrisiko.
Arsen wird in der Metall-, Farb- und Glasindustrie verwendet. Im 1. Weltkrieg wurden Arsenverbindungen als Giftgas eingesetzt.
Beryllium?
Beryllium ist ein Leichtmetall und zeichnet sich unter anderem durch eine niedrige Dichte, hohe Festigkeit und hohe Schmelztemperatur aus. Es wird z.B. in der Luft- und Raumfahrttechnik und im Fahrzeugbau eingesetzt.
Eine akute Berylliumintoxikation kann per Inhalation neben einer Pharyngitis auch eine Berylliumpneumonie auslösen. Eine chronische Intoxikation kann zur Berylliose (Lungenfibrose) führen. Beryllium wirkt kanzerogen (insbesondere Lungenkarzinom).
Trichlorethen = Trichlorethylen?
Trichlorethen = Trichlorethylen wird industriell als Lösemittel verwendet. Bei Intoxikation können diverse Komplikationen auftreten:
Akut insbesondere maligne Herzrhythmusstörungen, zentralnervöse Wirkungen wie Atemlähmung und Somnolenz. Trichlorethen wirkt bei chronischer Exposition karzinogen (insbesondere Nierenkarzinom).
Dichlormethan?
Das organische Lösungsmittel Dichlormethan kann bei akuter Intoxikation (als Dampf über die Atemwege oder auch durch Hautkontakt zur flüssigen Form) zu Schwindel und schwerer Vigilanzminderung führen. Eine chronische Exposition wirkt vermutlich kanzerogen.
Verwendung: Abbeizmittel und Lösungsmittel
Bei der Verbrennung entsteht das hochgiftige Phosgen-Gas (hierzu in einigen Tagen mehr).
Kobalt?
Kobalt kann eine allergische Kontaktdermatitis auslösen. Es kann z.B. zusammen mit Nickel in Jeansknöpfen/ Schmuck vorkommen. Eine Kobalt-Allergie lässt sich durch einen Epikutantest bestätigen.
Phosgen?
Phosgen entsteht unter anderem bei der Verbrennung von Dichlormethan. Nach Inhalation kann es ein toxisches Lungenödem auslösen. Phosgen wird in der chemischen Industrie erzeugt und zum Beispiel zur Herstellung von Kunststoffen genutzt. Im 1. Weltkrieg wurde es als Giftgas eingesetzt.
Lithium?
Das Leichtmetall Lithium wird in der Industrie z.B. in Batterien oder als Legierungsbestandteil verwendet. Typisch für eine chronische Lithium-Intoxikation sind ein feinschlägiger Tremor, gastrointestinale Beschwerden und eine Dysarthrie. Es können außerdem ZNS-Beschwerden wie Sehstörungen, Ataxie, Verwirrtheitszustände bis hin zum Delir und Myoklonien auftreten.
Lithium wird in der Psychiatrie therapeutisch eingesetzt. Hierzu ein netter Artikel:
Ohgami H et al. Lithium levels in drinking water and risk of suicide. Br J Psychiatry. 2009 May;194(5):464-5
http://bjp.rcpsych.org/content/194/5/464.long
Schwefelsäure?
Schwefelsäure reizt Haut und Schleimhäute und kann bei chronischer Exposition ein Lungenemphysem und Bronchiektasen auslösen. Konzentrierte Schwefelsäure wirkt verkohlend und kann bei Unfällen schwere Verletzungen verursachen.
Schwefelsäure spielt in der Industrie eine große Rolle und wird in vielen Bereichen eingesetzt, z.B. bei der Produktion von Düngemitteln.
Blausäure?
Cyanwasserstoff (Blausäure) führt bei Intoxikation (orale Aufnahme, Einatmung, Aufnahme über die Haut) zur irreversiblen Hemmung der Atmungskette der Körperzellen und damit zum raschen Tod. Antidot ist Hydroxocobalamin (Vitamin B12a).
Klassisch ist ein rosiges Hautcolorit (ausbleibende Zyanose) trotz schwerer Dyspnoe und ein Bittermandelgeruch in der Ausatemluft (>25% der Bevölkerung nehmen den Geruch von Blausäure jedoch nicht wahr).
Blausäure wird industriell und im Bergbau verwendet.
AROMATISCHE AMINE?
Die Gruppe der aromatischen Amine löst mit einer Latenzzeit von teilweise Jahrzehnten Karzinome der ableitenden Harnwege aus.
Die Stoffe werden z.B. über die Haut oder die Atemwege aufgenommen und reichern sich in der Blase an. Zum Einsatz kommen aromatische Amine z.B. in der chemischen Industrie (Farbstoffe, Pflanzenschutzmittel).
Aluminium?
Die chronische Inhalation von Aluminium-haltigen Stäuben kann zur Aluminose (Berufskrankheit) führen, einer interstitiellen Lungenfibrose. Weitere Komplikationen: Lungenkarzinom, Spontanpneumothorax.
POLYCHLORIERTE BIPHENYLE?
Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind organische Chlorverbindungen. Sie wurden u.a. für die Herstellung von Plastik und Farben, als Weichmacher und für Isolier-und Dichtungszwecke im Bau verwendet. Neben der Auslösung von Haarausfall, Hyperpigmentierung und Chlorakne kann eine chronische Exposition teratogen und karzinogen wirken. 2001 wurden PCB im Rahmen der Stockholmer Konvention als eine der „dirty dozen“ Giftstoffe weltweit verboten.
Blei?
Unterschieden werden die akute und die chronische Bleivergiftung. Ursächlich ist z.B. die Inhalation von bleihaltigen Stäuben oder die Arbeit mit Lacken und Farben.
Bei einer akuten Vergiftung können Beschwerden wie metallischer Geschmack, Übelkeit/Erbrechen/Darmkoliken, Appetitlosigkeit und ZNS-Symptome wie Angst, Kopfschmerzen und Halluzinationen auftreten.
Eine chronische Bleiintoxikation verursacht eine aschfahle Hautfarbe, einen blauschwarzen Bleisaum am Zahnfleischrand, Obstipation, kolikartige Bauchschmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Zudem treten schlaffe Lähmungen - insbesondere an der oberen Extremität und hier vor allem die Radialisparese - auf.
Stichworte für die Diagnostik: Bestimmung der Bleikonzentration im Serum. Delta-Aminolävulinsäure im Urin erhöht, basophile Tüpfelung der Erythrozyten, Anämie.
Beruflich bedingte Erkrankungen durch Blei oder seine Verbindungen sind als Berufskrankheit anerkannt.
Die Bleiintoxikation wird in fast jedem Hammerexamen geprüft.
Mangan?
Exponiert sind insbesondere Menschen, die in der Herstellung von Farben, Legierungen oder Lacken und in der Glas-, Stahl- und Keramikindustrie beschäftigt sind. Eine akute Intoxikation verursacht die Manganpneumonie. Die chronische Intoxikation führt zum “Manganismus”, der dem Parkinson ähnlich und eine anerkannte Berufskrankheit ist.
Die Mangan-Intoxikation wurde bisher im Durchschnitt in jedem dritten Hammerexamen geprüft!
Flusssäure?
Bei Flusssäure handelt es sich um die wässrige Lösung von Fluorwasserstoff. Genutzt wird sie industriell z.B. zum Ätzen von Glas und Metall. Sie reichert sich bei chronischer Exposition im Knochen an und kann zur Osteosklerose führen. Neben der chronischen Toxizität ist Flusssäure ein gefährliches Kontaktgift. Der Kontakt mit ihr kann zu schweren Verätzungen führen. Es kann zudem zu einem Abfall des Serumkalziums und in der Folge z.B. zu malignen Herzrhythmusstörungen und zu schweren ZNS-Beeinträchtigungen kommen.
Cadmium?
Es handelt sich um ein hochtoxisches Schwermetall. Der Mensch ist z.B. durch Aufnahme über die Nahrung (z. B. Pilze, Muscheln) oder durch Inhalation am Arbeitsplatz (z.B. Lötarbeiten) exponiert. Eine akute Vergiftung geht mit Durchfall, Übelkeit/Erbrechen, Bauchschmerzen, Lungenödem und/oder Leberschaden einher, eine chronische Intoxikation kann Nierenschäden, eine atrophische Nasenschleimhautentzündung mit Störung des Geruchssinns, eine Bronchitis, eine Osteoporose und Zahnverfärbungen verursachen. Vorkommen: zum Beispiel Nickel-Cadmium-Akkus, Rostschutzmittel.