Rawls und die Folgen Flashcards

1
Q

Ausgangssituation

A
  • Philosophische Ethik in einem 100-jährigen Dornröschenschlaf
  • Trennung zwischen wahrheitsfähigen Aussagen (Deskriptionen) und anderen Aussagen (Normen und Werturteile)
  • Ethischer Realismus und methodischer Individualismus
  • Utilitarismuskritik: Gerechtigkeit als Fairness
  • Kontraktualismus auf “konstruktivistischer” Basis, d.h. ethische Prinzipienbildung auf der Basis der Reflexion subjektiver Vorstellungen vom Guten, ausgehend von Gedankenexperimenten
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2
Q

Urzustand

A

“Schleier des Nichtwissens”

  • niemand kennt seine Stellung in der Gesellschaft.
  • ebensowenig sein Los bei der Verteilung natürlicher Gaben wie Intelligenz oder Körperkraft.
  • Beteiligten kennen ihre Vorstellung vom Guten und ihre besonderen psychologischen Neigungen nicht.

Grundsätze der Gerechtigkeit werden unter dem “Schleier des Nichtwissens” festgelegt.

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3
Q

Soziale Grundgüter

A

“Dinge von denen man annimmt, dass sie ein vernünftiger Mensch haben möchte, was auch immer er sonst noch haben möchte.”

  • Rechte
  • Freiheiten
  • Chancen
  • Einkommen
  • Vermögen

“Alle sozialen Werte sind gleichmäßig zu verteilen, soweit nicht eine ungleiche Verteilung jedermann zum Vorteil gereicht.”

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4
Q

Gerechtigkeitsprinzipien - Gleichheit

A

rechtlich-politisch

“Jede Person hat den gleichen unabdingbaren Anspruch auf ein völlig adäquates System gleicher Grundfreiheiten, das mit demselben System von Freiheiten für alle vereinbar ist.”

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5
Q

Gerechtigkeitsprinzipien - Differenz

A

sozio-ökonomisch

“Soziale und ökonomische Ungleichheiten müssen zwei Bedingungen erfüllen:

erstens müssen sie mit Positionen und Ämtern verbunden sein, die mit unter Bedingungen fairer Chancengleichheit allen offen stehen;

und zweitens müssen sie den am wenigsten begünstigten Angehörigen der Gesellschaft den größten Vorteil bringen.”

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6
Q

Wie wird der Urzustand selbst gerechtfertigt?

A
  • Kontraktualismus unmöglich, weil U. erst die Vertragsbedingungen bestimmt.
  • Infiniter Regress (“Metavertragsbedingungen”)
  • Notwendigkeit ein kohärenztheoretischen Rechtvertigung des U.
  • TG auf Stützung durch Common Sense angewiesen; muss die Gerechtigkeitsvorstellungen der jeweiligen Zeit bzw. Gesellschaft bündeln und widerspiegeln, kann sie aber nicht selbst hervorbringen!
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7
Q

Kohärenzprinzip

A

Rechtfertigung der Urzustandskonstruktion durch Übereinstimmung mit unseren sonstigen wohlerwogenen Gerechtigkeitsauffassungen, so dass letzte die Urzustandskonstruktion stützen und umgekehrt.

Konsequenz: Normative Prinzipien müssen die wohlbedachten Alltagsurteilen Kohärenz verleihen (Rückkopplung: “Überlegungsgleichgewicht”)

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8
Q

Überlegungsgleichgewicht

A

Rawls meint (trotz der kohärentistischen Begründung des Urzustandes und der Vertragssituation) mit seiner TG einen archimedischen Punkt gefunden zu haben, der außerhalb einer jeden Gesellschaft und außerhalb der Geschichte liegt.

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9
Q

Kommunitaristische Kritik

A

Liberalismus geht von einer kulturell ungebundenen Individualität aus, so als wäre jeder Mensch “seiner eigenen Werte Schmied”!

Wird nicht als plausibel erachtet.

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10
Q

Rawls-Kritik

Kritik des ungebundenen Selbst (Michael Sandel)

A
  • Menschen als isolierte Individuen ohne soziale Bezüge
  • Das Individuelle Recht des einzelnen wird dem gemeinschaftlichen Guten vorgezogen
    + Identität gibt es nicht ohne Einbindung in konkrete Lebenszusammenhänge
    + Vorrang der Gemeinschaft als Quelle von Identität und Werten vor dem Individuum
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11
Q

Rawls-Kritik

Recht gründen auf Zugehörigkeit (Charles Taylor)

A
  • Vorstellung, Menschen könnten ihre Ziele losgelöst von sozialen Bindungen erreichen
  • Vorstellung, Menschen hätten als Einzelne Rechte gegenüber der Gemeinschaft
    + Jeder bedarf der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, auch um seine individuellen Ziele zu erreichen
    + Keine Moral außerhalb einer Sprachgemeinschaft möglich
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12
Q

Rawls-Kritik

Moderner Kosmopolitismus

A
  1. „Dichte“ und „dünne“ Moral

+ „Dichte“ und „dünne“ Moral
Singuläre moralische Überzeugungen als Ausdruck bzw. Ergebnis einer „dichten“ und mehr oder weniger hoch integrierten, kulturell geprägten Gesamtstruktur von Werten
+ Keine ‚Resozialisierung‘ archaischer oder vormoderner Gesellschaften, sondern „radikale Pluralisierung der Demokratie“ bzw. eine „Vielfalt von ‚Demokratien’

  1. “Dünne” Moral und ethische Minimalprinzipien

+ Prinzip der wechselseitigen immanenten Kritik als kommunikative Basis
+ Möglichkeiten für übergreifenden Konsens im Sinne von Prinzipien, auf die man sich bi- oder multilateral einigen kann.
+ Kein prä-existenter universeller “gemeinsamer Nenner”, sondern “Gemeinsamkeit an der Endstation des Weges ansiedeln, welcher mit der Differenz beginnt.

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