Quantitative Sozialforschung Flashcards
Frühformen der quantitativen Forschung
Volkszählungen und Meinungsforschung
Was war der wichtigste Vorläufer der quantitativen Analyse sozialer Phänomene?
politische Arithmetik in England
Moralstatistik
Versuch der Synthese von Wahrscheinlichkeitstheorie und politischer Arithmetik
Sozialenquente
Erste Auseinandersetzung mit sozialen Konsequenzen von Kapitalismus und Industrialisierung
Wer gilt als Begründer der modernen empirischen Sozialforschung? Und welche Studie lässt sich mit damit verbinden?
Paul Lazarsfeld, die Arbeitslosen von Marienthal
Mögliche Fragetypen (2) und ihre Arten von Forschungsfragen (jeweils 2)
Forschungsfrage ohne Theoriebezug
Explorative Fragen, Was ist der Fall?
Deskriptive Fragen, Wie lässt sich der Fall beschreiben?
Forschungsfagen die sich mit Hilfe von Theorien bearbeiten lassen
Erklärende Fragen, Warum ist etwas der Fall?
Evaluation Fragen, Wodurch wirkt etwas (nicht)?
Definition Theorie
Eine Menge logisch miteinander verknüpfter Aussagen von denen sich mindestens eine auf eine empirisch prüfbare n Zusammenhang bezieht.
Bestandteile einer Theorie (3)
Definition der grundlegenden Begriffe
Mechanismen, theoretische Zusammenhänge zwischen Begriffen
Hypothesen, empirische Aussage die Beziehungen zwischen mindestens zwei Variablen postulieren
Ablauf quantitativer Forschungsprojekte
Forschungsproblem Theorie- und Hypothesenbildung Konzeptspezifikation (Operationalisierung) — Forschungsdesigns (Datenerhebungsform) Auswahl der Untersuchungseinheiten Datenerhebung Datenaufbereitung Datenanalyse Publikation
Ontologische Grundannahmen des kritischen Rationalismus
Eine von menschlichen Bewusstsein unabhängige soziale Wirklichkeit existiert und ist zumindest teilweise auch erkennbar
Definition Kausalität
Soziale Wirklichkeit ist regelhaft geordnet und funktioniert nach bestimmten Ursachen-Wirkungs-Prinzipien, objektivierender Ursachen sozialen Handelns
Definition Falsifikationismus
Wissenschaftstheorie des kritischen Rationalismus, als Lösung für Induktionsprobleme
Zuerst Uniformitätsannahme, mit Falsifikation sucht man aktiv nach Beweis welcher die These widerlegt
Von was auf was schließt man in der quantitativen Forschung?
Vom Allgemeinen auf das Besondere schließen, deduktiv-nomologische Erklärung, sucht Erklärungen vorrangig ist zuvor erkannten Gesetzmäßigkeiten
Explanans, was gehört dazu
Gesetz/Hypothese (alle gering qualifizieren Personen sind arbeitslos) mit Randbedingung (Person X ist gering qualifiziert), WENN
Explanandum
Zu erklärendes Phänomen (Person X ist arbeitslos), DANN
Korrespondenzproblem
Ein Indikator muss nicht zwingend einer für das theoretische Konstrukt sein, gute Schulnoten sind nicht zwingend eine gute Darstellung für Intelligenz
Basissatzproblem
Keine notwendige Übereinstimmung der Forschungsergebnisse mit der Realität, weil beispielsweise Probanden nicht ehrlich geantwortet haben oder Einfluss durch andere Störfaktoren wie beim Intelligenztest laute Geräusche verursacht durch Bauarbeiten
Objektivität des Begründungszusammenhangs
Ergebnis der Theorieprüfung muss rein objektiv sein, Falsifikation einer Theorie muss intersubjektiv anhand von empirischen Daten nachvollziehbar sein
Kritik am kritischen Rationalismus
Ontologie: Zweifel am Realismus und Existenz sozialer Gesetzmäßigkeiten
Axiologie: Zweifel an Möglichkeit und Nutzen wissenschaftlicher Objektivität im Begründungszusammenhang
Ontologie
Lehre des Seienden, untersucht wie der Gegenstand einer Wissenschaft beschaffen ist
Epistemologie
Lehre von der Erkenntnis, untersucht Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns
Axiologie
Lehre von den Werten, untersucht Werte und ihre Bedeutung im Kontext von Wissenschaft
Nominaldefinition
A und B sind austauschbar, umschreibt ursprüngliche Bedeutung des Begriffs
Bei Helbig Feminisierung der Schule als Verweiblichung der Schulkultur
Beide Begriffe der vage formuliert und schwer/nicht nachweisbar
Realdefinition
A und B sind nicht austauschbar, wesentlicher Kern einer Sache, arbeitet besondere Merkmale heraus, betont spezifische Eigenheiten
Bei Helbig Feminisierung der Schule als steigende Zahl der weiblichen Lehrkräfte
Definition Feminiserung als überprüfbare Definition dargestellt
Was sind Variablen?
Merkmale
Was ist eine Hypothese?
Empirische Aussage die eine Beziehung zwischen mindestens zwei Variablen postuliert, kann vorläufig verifiziert oder falsifiziert werden
Was ist ein Gesetz?
Strukturell identisch mit Hypothese jedoch Raum-zeitlich unbegrenzt, hat sich empirisch bewährt
Arten von Beziehungen zwischen zwei Variablen (2)
Wenn-dann Beziehung, je-desto Beziehung
Arten von Wenn-dann Beziehung
Implikationsbeziehung, wenn A Auftritt wird B erwartet oder wenn A auftritt wird B oder nicht-B erwartet
Äquivalenzbeziehung, wenn A Auftritt wird B erwartet, wenn nicht-A auftritt wird nicht-B erwartet
Anforderungen an Theorien quantitativer Sozialforschung (6)
Mindestens eine explizite Zusammenhangsbehauptung enthalten die empirisch prüfbar ist
Intern widerspruchsfrei
Extern widerspruchsfrei
Eine möglichst große Erklärungskraft besitzend
Einfach und sparsam formuliert
Sich empirisch bewähren, nützlich für die Erklärung soziologischer Sachverhalte sein
Definition Konzeptspezifikation
Präzisierung der in der Theorie verwendeten Konzepte, Begriffe (Dimensionalität)
Definition Operationalisierung
=Messbarmachung, Zuordnung beobachtbarer Sachverhalte (Indikatoren) auf theoretische Konstrukte
Definition Operationalismus
Theoretisches Konstrukt wird durch Indikatoren definiert bzw. mit ihnen gleichgesetzt, zum Beispiel intelligent ist was der Intelligenztest misst, arbeitslos ist wer sich als arbeitslos bezeichnet
Was versteht man unter kausal analytisch?
Einer Person wird das Konstrukt A nur dann zugesprochen wenn sie auf den Stimulus S die Reaktion R zeigt, wenn nicht wird ihr nicht-A zugesprochen, theoretisches Konstrukt ist die Ursache für Indikatoren
Definition von messen
Wenn man Zahlen zu Objekten gemäß Regeln zuordnet sodass bestimmte Relationen zwischen den Zahlen analoge Relationen zwischen den Objekten reflektieren
Definition Objektivität
Unabhängigkeit des Messinstruments von messenden Personen
Definition Realibilität
=Zuverlässigkeit, Ausmaß in dem wiederholte Messungen eines Objekts mit einem Messinstrument die gleichen Werte liefern
Definition Validität
=Gültigkeit, Ausmaß in dem das Messinstrument tatsächlich misst was es messen soll (das theoretische Konstrukt)
Formen der Reliabilitätsprüfung (3)
Test-Retest-Methode, Überprüfung zeitlicher Stabilität
Paralleltest, Überprüfung durch vergleichbare Messinstrumente
interne Konsistenz, Überprüfen multipler Indikatoren
Formen der Validitätsprüfung (3)
Inhaltsvalidität, Kriteriumsvalidität, Konstruktvalidität
Inhaltsvalidität
Alle explizierten Dimensionen eines Begriffs durch Messung erfasst?
Kriteriumsvalidität
Plausibler Zusammenhang mit externen Kriterium?
Kriterium = ein anderer als valide geltender Test
Konstruktvalidität
Konvergenzsvalidität = messen verschiedener Indikatoren des gleichen Konstrukt Diskriminanzvalidität = sind theoretische unterscheidbare Konstrukte empirisch unterscheidbar?
Kriterien der Kausalität (6)
Zeitlichkeit Spezifität Monotone Funktion Reversibilität Plausibilität Konsistenz
Definition interne Validität
Gibt an inwieweit die gemessene Wirkung auf die Manipulation einer vermuteten Ursache zurückgeführt und möglicherweise Störeinflüsse ausgeschlossen werden können
Definition externe Validität
Kriterium der Konsistenz, Generalisierbarkeit und Repräsentativität von Untersuchungsergebnissen
Gibt an inwieweit Wirkung auf eine Ursache über Untersuchungssituation, -Teilnehmer und -Zeitraum generalisierbar werden kann
Störfaktoren der internen Validität (6)
Auswahlverzerrung Ausfall von Teilnehmern Veränderung von Messinstrumenten Messeffekte Reifung Zeiteinflüsse
Störfaktoren der externen Validität (2)
Auswahleffekte
Reaktiviert der Untersuchungsbedingungen oder der Messeffekte
Was sind experimentelle Forschungsdesigns?
Finden vor der Erhebung statt, nach dem Prinzip der Zufallseinteilung
Was sind quasi-experimentelle Forschungsdesigns?
Vor der Erhebung, ohne zufällige Gruppenaufteilung, da Untersuchungsgruppen bereits vorhanden sind zum Beispiel Klasse A,B,C
Was sind ex-post-facto Forschungsdesigns?
Findet nach der Erhebung statt
Formen von Längsschnittdesigns (4)
Trenddaten
Paneldaten
Ereignisdaten
Kohorentdaten
Was sind Trenddaten?
Messung der gleichen Merkmale an verschiedenen Personen zu verschiedenen Zeitpunkten
Was sind Paneldaten?
Messung der gleichen Merkmale an den gleichen Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten
Was sind Ereignisdaten?
Messung der gleichen Merkmale an gleichen Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten die sich durch das Eintreten von Ereignissen bestimmen
Was sind Kohorentdaten?
Messen der gleichen Merkmale an Personen einer Kohorte (gemeinsames zeitliches Erlebnis z.B gleiche Altersklasse) zu unterschiedlichen Zeitpunkten
Standardisierte Befragungsformen (2)
Schriftliche abefragung, telefonische Befragung
Schriftliche Befragung
Papierbasiert, paper and pencil interview (PAPI)
Online, computer assisted web interview (CAWI)
Telefonische Befragung
Computer assisted telephone interview (CATI)
Arten der standardisierten Beobachtungen (3)
Teilnehmend, nicht-teilnehmend, verdeckt
Mögliche Probleme bei teilnehmender Beobachtung
Beobachter verschmilzt mit Feld, keine Objektivierung möglich
Mögliche Probleme bei nicht-teilnehmender Beobachtung
Fehlinterpretation, fehlendes Verständnis für Alltagssymbolik und -rituale, ihre Bedeutung und Wirkung
Mögliche Probleme bei verdeckter Beobachtung
Ethische Probleme
Ablauf standardisierter Inhaltsanalysen mit Hilfe von Texten (6)
Identifizierung von relevanten und zugänglichen Texten zur Fragestellung
Stichprobe aus relevanten Texten
Festlegung der Zähleinheiten: Worte, Fremdwörter, Wortgruppen
Entwicklung Kategorieschema, selektiv für Fragestellung
Codierung des Textinhalts: Zuordnung der festgelegten Zähleinheiten zu entwickelten Kategorien
Statistische Auswertung
Vorteile der Inhaltsanalyse (3)
Nicht reaktiv
Vielfältigkeit des zur Verfügung stehenden Materials
Schriftliche Dokumente über langen Zeitraum erhalten
Nachteile der Inhaltsanalyse (2)
Wer verfasste den Text und zu welchem Zweck? (Qualität)
Problem der Mehrdeutigkeit von Begriffen und Kategorien
Was sind prozessproduzierte Daten ?
Angaben (Daten) der Bevölkerung die im Verlauf organisatorischer Vorgänge (Behörde, Betriebe) erfasst jedoch nicht primär als wissenschaftliche Daten erhoben werden
Vorteile von prozessproduzierten Daten (3)
Hohe Reichweite (geografisch und zeitlich)
Meist hohe Zuverlässigkeit und nicht reaktiv
Zum Teil leicht/kostengünstig frei verfügbar
Nachteile der prozessproduzierten Daten (3)
Erhoben nach Standards (hinsichtlich Kategorisierung und ähnliches) die nicht primär für wissenschaftliche Nutzung optimiert sind
Inhalte und Kontexte der Daten zum Teil schlecht dokumentiert/nachvollziehbar
Ethische Probleme, kein Einverständnis der Nutzung durch Untersuchungsobjekt
Was sind explorative Untersuchungen? (2)
Werden durchgeführt, wenn das zu erforschende Phänomen noch relativ unerforscht ist
Sind sinnvoll, wenn es nur vage oder keine spezifischen Vermutungen über Inhalt, Struktur und Regelmäßigkeiten des Phänomens gibt
Deskriptive Untersuchungen (3)
Dienen der detaillierten Beschreibung von sozialen Phänomenen, zum Beispiel durch die Schätzung von Durchschnittswerten anhand repräsentativer Stichproben
Sind zentral für jede quantitative Untersuchung
Anwendung: amtliche Statistik, Sozialberichterstattung
Evaluationsstudien (2)
Untersuchen die Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von politischen oder sozialplanerischen Maßnahmen bzgl. Eines oder mehrerer Erfolgskriterien
Sollten auch der Abschätzung der unbeabsichtigten positiven oder negativen Nebenwirkungen einer Maßnahme dienen